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Das fällt nämlich für mich immer sehr verschieden aus: Manche wirken im Restaurant ganz anders; denn dort sind sie an einem Tisch für diese Gäste präsent. Vor einer langen Tafel oder einer Verkostungsrunde sind andere bzw. weitere Entertainment-Talente gefragt und auch erforderlich.
Beim Essen geht es hauptsächlich um die Harmonie zu den Speisen, im Weinkeller mehr zu den Weinen und ihren Merkmalen selbst. Nur Fachwissen kann dabei manchmal sogar anstrengend bzw. ermüdend sein.
Kleine Anekdoten und persönliche Erlebnisse machen da das Paket erst aus.
Heute war die neue Chef-Sommelière vom Restaurant Vendome zu Gast. Selber habe ich sie bisher weder in dieser Rolle als Weinkellnerin oder der Unterhalterin und Präsentatorin erlebt.
Ihr Vorgänger im Restaurant (Marco Franzelin) hat mich mit seiner Art völlig überzeugt, seine Stärken lagen für mich am Tisch. Aber wer im Vendome die „Weinherrschaft“ ausüben darf, hat sicher stets besondere Qualitäten und Fähigkeiten. Denn auch Romana Echensperger und Markus Berlinghof - zum Beispiel - haben mich mit ihrer Persönlichkeit und ihren Besonderheiten mehr als überzeugt.
Service
Und so war es dann auch. Maria Rehermann hat ihren Beruf von der Pike auf gelernt und sich nach und nach weitergebildet. Sie hat Praktika auf Weingütern gemacht und bei der Lese und auch bei der Arbeit im Keller mitgearbeitet. Ihr Lebenspartner ist sogar selber Winzer.
Ihre Ausbildung als Restaurantfachfrau asolvierte sie im Relais & Châteaux Hotel Burg Wernberg.
Weitere berufliche Stationen führten sie in sehr unterschiedliche Unternehmen:
Palazzo Eckart Witzigmann, München
Bayerischer Hof, München
Old Course Hotel, St. Andrews, Schottland 2008-2010
Landlust, Flamershein, Chef de Rang und Supervisor
Restaurant Tim Raue, Berlin
First Floor, Berlin, Asstiant Sommelière 2013
Anton kocht, Sommelière, Restaurant Managerin 2014 (Restaurant in Berlin, dauerhaft geschlossen)
Weinmichel unterwegs UG (Feinkostunternehmen)
reinstoff, stellvertretende Sommelière ab 2015
reinstoff, Sommelière 2017-2018
Aufenthalt in London (Restaurant Hide, Sommelière)
Vendôme, Bergisch Gladach, Chef-Sommelière ab April 2019
Die Auswahl der Weine entschied sie nach persönlichen Begegnungen bzw. Vorlieben. Als Rebsorten mag sie grundsätzlich besonders Riesling und Pinot noir (zwei Durchgänge waren daher diesen Weinen gewidmet). Sauvignon Blanc hält sie für - zur Zeit – für vernachlässigt. Bei mehreren Weingütern erzählte sie von persönliche Beziehungen. Sie stellte die Weine vor und wollte in jeder Runde unterschiedliche Nuancen präsentieren. Dabei ließ sie uns zuerst eigene Vergleiche herausprobieren und nahm keine eigene Bewertung vor. Ich hatte dann auch meist schnell einen Favoriten und tausche mich darüber mit den Nachbarn um mich herum aus.
Auf die Frage welcher hat Ihnen geschmeckt, kamen dann auch unterschiedliche Vorlieben zu Tage. Und das ist ja auch gut so, sonst hätten ja alle den gleichen Geschmack.
Auf die Frage wie sie es mit „Weinbegleitungen“ hält, antwortete sie, dass sie selber eher die Weinkarte bei Restaurantbesuchen studiert und nach besonderen Flaschen sucht.
Doch im Beruf fragen viele Gäste nach der Weinbegleitung. - Selber mache ich das auch meist so; warum soll ich mich dem Vorschlag von Fachleuten nicht anvertrauen und dabei neue Weine glasweise kennen lernen? In einer größeren Runde – also mehr als vier Weinverkoster*innen – finde ich auch eine Auswahl aus der Karte sehr interessant.
Die verkosteten Weine
vorweg: Aperitif
Champagner Grande Reserve Brut - Jerome Dehours
Cuvée: 45% Pinot Meunier,13% Chardonnay, 32% Vins de Réserve
Das Haus gehört zu den wenigen Erzeugern in der Champagne die noch stark auf den Pinot Meunier setzen.
Ich bin nicht der häufige Champagner-Verkoster. Im direkten Vergleich kann ich schon Unterschiede feststellen – aber mir genügt eigentlich ein ordentlicher Winzersekt meistens.
Heute fand ich den Schaumwein prickelnd und erfrischend – aber nachkaufen würde ich ihn nicht.
Runde 1: Sauvignon Blanc
2017 Sauvignon Blanc Reserve - Weedenborn – Rheinhessen
2017 Sancerre blanc Cuvée Insolite - Franck Millet – Loire
Gleiche Rebsorte, aber doch unterschiedlich in den Aromen. Der deutsche Wein kam für mich cremig und würzig daher und zeigte eine feine Säure. Der Franzose war länger auf der Schale vergoren worden und erschien dadurch vielleicht besonders trocken und leicht herb.
Mein Favorit daher Rheinhessen.
Runde 2: Riesling
2016 Reiterpfad-Hofstück Riesling GG - Christmann - Pfalz
2013 Forster Ungeheuer Riesling G.C. - Dr. Bürklin-Wolf – Pfalz
Selbst im gleichen Anbaugebiet und der hohen Einstufung als Großes Gewächs sind von Weingut zu Weingut Unterschiede zu bemerken.
Vielleicht war der erste Wein auch noch zu jung, um alles, was in ihm steckt, zu zeigen. Er wurde im großen Holzfass gereift. Er zeigte mineralische Noten, aber mir fehlte eine subtile Fruchtigkeit.
Der reifere Wein hatte dagegen alles, was ich mir von einem Riesling wünsche: Feine Fruchtigkeit, elegante Säure und einen langen samtigen Abgang.
Runde 3: Pinot bzw. Spätburgnder
2014 Bombacher Sommerhalde Spätburgunder R - Bernhard Huber – Baden
2006 Corton Clos des Cortons Grand Cru - Faiveley – Burgund
Ich habe ein gutes Verhältnis zu deutschen Burgundern. Von der Ahr ist Kreuzberg mein Favorit. Aus der Pfalz gehört Hansjörg Rebholz dazu; in Württemberg ist es das Weingut Schnaitmann. Aber Bernhard Huber aus Baden gehört für mich auch dazu. Die Bombacher Sommerhalde ist sicher nicht das höchste Spitzenprodukt aus dem Hause. Aber für mich schon recht ausgewogen und soll ausdrücklich an burgundische Weine anknüpfen.
Der „echte“ Burgunder begeisterte mich nicht so – allerdings waren am Tisch fast alle anderen sehr angetan und schwärmten davon.
Vielleicht habe ich ein „Burgund-Problem“. Die berühmten Namen wie zum Beispiel Romanée-Conti oder Richebourg konnte ich mir nicht leisten und kleinere Lagen schmeckten mir sogar oft gar nicht bei Verkostungen. Ein paar Glücksgriffe hatte ich schon – es waren meist „nur“ 1.cru-Lagen.
Auch diesen grand cru fand ich also heute nicht so ansprechend. Doch es war natürlich schon ein Erlebnis diesen Wein verkosten zu können. Beim Geschmack spielen aber auch persönliche Befindlichkeiten eine Rolle; denn vor etwa 1 ½ Jahren bei einer reinen Burgunder-Probe mit Romana Echensperger fand ich ihn gut.
Aber ich würde ihn trotzdem nicht kaufen.
Runde 4: Cuvee mit Cabernet bzw. Tempranillo
2012 Château Branaire Ducru 4eme Cru - Bordeaux
Cuvée: Cabernet Sauvignon 58% - Merlot 33% - Petit Verdot 5% - Cabernet Franc 4%
2010 Remelluri Gran Reserva - Bodegas Remelluri - Rioja
Cuvée:75% Tempranillo, 20% Garnacha, 5% Graciano
Zum Abschluss also sollte es Bordeaux und Rioja sein. Beide Gebiete haben mir schon tolle Weinerlebnisse beschert.
Ende der Neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts habe ich einige große Gewächse aus Bordeaux probieren können. Damals waren die Preise ins Wanken geraten und 1997 zum Beispiel hatte schlechte Parker-Punkte bekommen und die Flaschen wurden – aus heutiger Sicht – fast verschleudert: Lafite gab es für 99 DM zum Beispiel im Kölner Weinkeller und bei Karstadt waren einige Spitzenweine für 20 bis 30 DM in der „Restekiste“ zu finden. Château Pichon-Longueville-Baron (Pauillac) von 1987 konnte ich bei ebay für 25 DM ersteigern und er war großartig.
Aber ab 2000 gingen die Preise wieder aufwärts und in meinem Empfinden wurden auch die Weine nun so zubereitet, dass sie schneller „Trinkreife“ erreichten; durch die steigende Wärme erreichten sie auch höhere Alkoholanteile und änderten dadurch ihre Aromen.
Beide Weine hatten es nach meinem Empfinden auch nach den „Burgundern“ schwer ihre Finessen und Eigenarten sofort zu zeigen.
Remelluri bereitet seinen Wein biomäßig zu, es sind alte Reben, die in Lagen bis zu 700m Höhe reifen. Die entrappten Trauben werden mit den Füßen gestampft und in Holzfässern spontan vergören
Das Chateau hat ein Problem: Es ist qualitativ nicht in der allerersten Reihe und preislich auch nicht wirklich günstig. Die Tannine waren sehr spürbar vorhanden, aber doch seidig und filigran im Mund.
Nach ein paar Probe-Schlückchen konnte mich der Bordeux aber heute mehr als der Spanier überzeugen. Beide würde ich jederzeit wieder verkosten – aber kaufen werde ich sie wohl nicht.
Insgesamt war der Abend ein schönes Erlebnis mit sehr unterschiedlichen Weinen und daher recht lehrreich für mich.
Preis-Leistungs-Verhältnis
Heute waren einige Weine aus dem Sortiment des Kölner Weinkellers vertreten, die über der 100 Euro-Grenze lagen und die anderen bei 30 bis 50 €. Dazu gab es wie immer leckere Käse- und Wurstplatten, reichlich Brot und auch Mineralwasser.
Nicht zu vergessen die sympathische und fachkundige Sommelière!
Da kann ich über die Kosten wirklich nicht meckern.
Fazit
5 – unbedingt wieder
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
Datum des Besuchs: 16.09.2019 – eine Person – abends
Meine Genießer-Erlebnisse stehen auch bei http://kgsbus.beepworld.de/archiv.htm