Besucht am 30.04.2017Besuchszeit: Abendessen 6 Personen
Im Rahmen unseres diesjährigen Betriebsausflugs verschlug es uns in die lebhafte Dresdner Neustadt. In einem Hinterhof in der Louisenstraße gelegen erfreut sich das im Volksmund schlicht als „Plane“ bezeichnete Kneipenrestaurant einer großen Beliebtheit. In den mit allerhand Krimskrams aus DDR-Zeiten ausstaffierten Gasträumen war mächtig viel los und wir hatten Glück, dass wir überhaupt noch einen Platz im seit vielen Jahren etablierten Szenelokal ergattern konnten. Dementsprechend lange dauerte es, bis wir endlich unsere Bestellung aufgeben durften. Anscheinend war an diesem Sonntagabend vor dem Feiertag (1.Mai) zu wenig Service-Personal vorhanden, um der Masse an Gästen gerecht zu werden.
Zum Ambiente hat GG-Kollege carpe.diem schon alles Erwähnenswerte treffsicher beobachtet und anschaulich beschrieben. Uns gefiel die urige, etwas anachronistisch anmutende Einrichtung sehr gut und wir fühlten uns auf Anhieb wohl. Der nette Kontakt zu den Leuten am Nebentisch ermöglichte einigen „Nachzüglern“ sogar noch freie Stühle. Spontanes Zusammenschieben von Tischen scheint hier zum Plan B zu gehören. Genauso wie die rege Kommunikation am Tisch, die den Lautstärkepegel zu Stoßzeiten etwas in die Höhe trieb. Aber ganz ehrlich, diese Kneipenatmosphäre hatte mächtig Flair. Und die volle Geräuschkulisse hat uns doch früher zu Studentenzeiten auch nicht gestört. Ganz im Gegenteil: da fühlten wir uns sauwohl.
Mit der feinen Auswahl an heimischen Bieren – Verleger-Einheits-Bier („Vollbier“) (Sächsische Braukunst, Hartmannsdorf), Rechenberger Pilsner (Privatbrauerei Rechenberg, Osterzgebirge) oder 1312 Sabotage Pils (Spent Brewer’s Collective, Berlin) – wird sich die Wartezeit auf Soljanka, Würzfleisch und Co. schon ganz gut überbrücken lassen, dachten wir. An unserem Besuchsabend war jedoch die Küche dem Ansturm nicht richtig gewachsen, was die über einstündige Wartezeit auf die Vorspeisen erklären könnte. Die wirklich sehr bemühten Bedienungen konnten einem schon fast leidtun, da sie neben dem Servieren, Abkassieren und Reinigen der Tische auch noch die hungrigen Gäste vertrösten mussten („Essen kommt gleich…“).
Ich hatte mich für das mit Käse überbackene Würzfleisch vom Huhn (5,10 Euro), das originalgetreu mit Toast und Worcestersauce serviert wurde, entschieden. Meine Kollegen wählten das Aufstrich-Dreierlei (6,70 Euro) aus selbstgemachter Ziegenkäsecreme, Thymian-Zwiebel-Aufstrich bzw. Eiersalat und schmierten sich eifrig Stullen am Tisch, um dem Hungertod im Herzen der Dresdner Neustadt zu entrinnen. Weiterhin wurden das Schweineschnitzel mit Bratkartoffeln (11,80 Euro), das Grünkernrisotto mit gebratenen Pilzen und frischer Melone (9,40 Euro) sowie das Bauerfrühstück (9,90 Euro) von meinen Kolleginnen und Kollegen geordert.
Einige Klassiker der einfachen, rustikal nahrhaften DDR-Küche ringen dem hier einkehrenden Gast schon beim Lesen der Speisenkarte das ein oder andere Lächeln ab. Entweder weil einem diese „Ostgerichte“ noch in verklärt romantischer Erinnerung am geistigen Gaumen kleben oder weil man einfach verblüfft darüber ist, was früher so alles in den sozialistischen Einheitstöpfen schmorte. Für den Touri aus dem Westen kommt das Angebot einer kleinen kulinarischen Entdeckungsreise gleich, die einen mit hausgemachter Sülze, Eiersalatbroten, Bratheringsbuletten sowie Bratkartoffeln mit drei Spiegeleiern herrlich unkonventionell zum Ostgourmand werden lässt.
Da durften natürlich auch die Tomatenspaghetti mit Jagdwurstwürfeln und geriebenem Käse (8,70 Euro), die früher als „Nudeln in Feuersoße“ die Pastafreunde des Ostens begeisterten, nicht fehlen. Die sollten es zum Hauptgang werden! Die Wartezeit kam uns nun etwas kürzer vor, hatten wir doch schon Stullen, Würzfleisch und genügend flüssiges Brot zu uns genommen.
Mein Nudelklassiker war eine ansehnliche Portion. Der Soße hätte etwas mehr Schärfe gut getan, da sie gegen den dominanten Reibekäse geschmacklich schwer zu kämpfen hatte. Den Spaghetti fehlte es etwas an Biss. Sie hatten wohl die berühmten zwei Minuten zu lange heiß vor sich hin gebadet. Dennoch geriet die „DDR-Bolognese“ nicht zum Gaumendesaster, da das Gebotene nach frisch zubereiteten Produkten schmeckte und sich der Verzicht auf Convenience-Produkte positiv bemerkbar machte. Meine Kollegen lobten das saftige Schnitzel und das schlonzige Grünkernrisotto. Die Sauce Hollandaise, die zu dem Spargelgericht serviert wurde, fiel einstimmig „zu dünn“ aus. Das Beelitzer Königsgemüse hätte Besseres verdient gehabt.
Gut gesättigt verließen wir zu vorgerückter Stunde die „Plane“ und waren um ein paar kulinarische Osterfahrungen reicher. Mit der Gewissheit, dass solche Läden zur Bewahrung unseres Kulturerbes in Sachen Speis und Trank einen nicht unerheblichen Beitrag leisten, sahen wir das etwas in die Länge gezogene Dinner schon wieder mit anderen Augen und freuten uns auf die nächste Kneipe. Die mussten wir in der Louisenstraße nicht lange suchen. Tolles Viertel, ansprechende Läden! Dresdner Neustadt, wir kommen wieder!
Im Rahmen unseres diesjährigen Betriebsausflugs verschlug es uns in die lebhafte Dresdner Neustadt. In einem Hinterhof in der Louisenstraße gelegen erfreut sich das im Volksmund schlicht als „Plane“ bezeichnete Kneipenrestaurant einer großen Beliebtheit. In den mit allerhand Krimskrams aus DDR-Zeiten ausstaffierten Gasträumen war mächtig viel los und wir hatten Glück, dass wir überhaupt noch einen Platz im seit vielen Jahren etablierten Szenelokal ergattern konnten. Dementsprechend lange dauerte es, bis wir endlich unsere Bestellung aufgeben durften. Anscheinend war an diesem Sonntagabend... mehr lesen
3.5 stars -
"Nostalgisch angehauchtes Kneipenrestaurant mit langen Wartezeiten" Ehemalige UserIm Rahmen unseres diesjährigen Betriebsausflugs verschlug es uns in die lebhafte Dresdner Neustadt. In einem Hinterhof in der Louisenstraße gelegen erfreut sich das im Volksmund schlicht als „Plane“ bezeichnete Kneipenrestaurant einer großen Beliebtheit. In den mit allerhand Krimskrams aus DDR-Zeiten ausstaffierten Gasträumen war mächtig viel los und wir hatten Glück, dass wir überhaupt noch einen Platz im seit vielen Jahren etablierten Szenelokal ergattern konnten. Dementsprechend lange dauerte es, bis wir endlich unsere Bestellung aufgeben durften. Anscheinend war an diesem Sonntagabend
Geschrieben am 17.01.2015 2015-01-17| Aktualisiert am
17.01.2015
Besucht am 30.04.2013
Fazit (für SchnelleserInnen vorab) Szenenlokal mit qualitativ hochwertiger, bodenständig traditioneller Küche, die ohne Convinienceprodukte und Fritteuse auskommt. Vielfältiges Angebot an Gerichten und Getränken regionalen Ursprungs. Hier kann man echte sächsische Küche erleben. Wir haben uns dort sehr wohl gefühlt. Für Leute, die qualitativ gutes Essen lieben, sich am Szenenumfeld und dem vertrauten Duzen nicht stören, sehr zu empfehlen.
Lage und Philosophie Die "Plane" wie das Lokal liebevoll im Volksmund genannt wird liegt zentral in der Szene der Äußeren Neustadt. Sie ist bequem mit der Straba Linie 7 zu erreichen. Von der Anfahrt mit dem PKW rate ich wegen fehlender Parkplätze ab.
Ziel der Plane ist es Speisen und Getränke in hoher Qualität frisch auf den Tisch zu bringen und das zu bezahlbaren Preisen. Gekocht wird nach Großmutters Art. Die frischen Zutaten stammen größtenteils von Bauernhöfen (z.T. Ökohöfen) und Eigenerzeugern der näheren Umgebung und werden dort bedarfsweise eingekauft. Die Lieferanten sind in der Homepage des Lokals (> Küche) nachvollziehbar aufgelistet (http://planwirtschaft.de). Vom Fass werden sechs verschiedene Biere (z.T. seltene bis unbekannte Sorten kleinerer bis mittelständiger Brauereien der Region) ausgeschenkt, daneben noch 10 weitere Flaschenbierspezialitäten. Auch das übrige Getränkeangebot kann sich sehen lassen.
Ambiente Die beiden Gaststuben sind urig eingerichtet mit antiquarischen Wirtshaustischen mit 3 cm starken Vollholzplatten. Allerlei Gerätschaften und sonstiger Krims-Krams aus der DDR Zeit wie Staubsauger, Diaprojektoren, gefüllte Einweckgläsern u.v.m. schaffen eine heimelige Atmosphäre. Trotz geordnetem Chaos haben wir uns dort sehr wohl gefühlt. Der Planekeller ist sehr geeignet für kleinere Feste. Den Biergarten konnte wir leider wegen des schlechten Wetters nicht besichtigen, sah von innen aber auch sehr gemütlich aus.
Service
Wir wurden vom Geschäftsführer, der sich als Ronny vorstellte, selbst bedient. Seine Kompetenz, Authentizität, Charme und Freundlichkeit waren umwerfend, seine Empfehlungen absolut treffsicher. Zu jedem Gericht bzw. Getränk wusste er eine passende Story. Ein wahrhaft charismatischer (Jung-) Gastronom, wie man ihn noch selten findet. Ohne aufdringlich zu wirken kam er immer wieder an den Tisch um unauffällig nach dem Rechten zu sehen.
Speisen
Der Tagesempfehlung von Ronny folgend bestellten wir einmal
kl. Bohneneintopf mit Lamm, Brechbohnen und Kartoffeln als Vorspeise.
Von der Portion hätte man bereits satt werden können (obwohl noch eine größere Portion zum Sattwerden angeboten wurde). Die "Suppe" schmeckte vorzüglich. In der köstlichen Brühe war ordentlich zartes Lammfleisch, grüne, auf den Punkt gegarte Brechbohnen und Kartoffelwürfelchen (4,60 €)
Gegrillter Bio-Ziegenkäse mit Tomaten-Zucchini-Gemüse und gebackenen Kartoffelspalten.
Der Ziegenkäse war mit einer Spur Honig verfeinert, was ihm den Touch des Besonderen verlieh. Das frische Gemüse dazu einfach köstlich (10,20 €)
A la Carte das 2. Menü
Schwarzwurzelcremesuppe mit Amarettinis (italienische Makronen aus Eischnee, Zucker, gemahlenen Mandeln, zerstoßen und über die Suppe gestreut), ein bisher nicht gekannter Genuss, einfach nur lecker (4,40 €)
Rinderhuftsteak (250 gr.) vom Grill, gem. Salat, Kartoffelspalten und hausgemachtes Aioli. Wie gewünscht kam das Steak genau auf den Punkt zwischen Rare und Medium gebraten. Die Blattsalate, Möhren und Sellerie knackig frisch, der Kartoffelsalat comme il faut (wenn das ein Schwabe sagt, ist's was ganz Besonderes) (12,90 €).
Dazu tranken wir ein kleines 0,4 ltr (2,90 €) und einen Tonkrug 0,5 ltr (3,20 €) Rechenberger Pils (regionale Kleinbrauerei) das köstlich schmeckte. Den Abschluss bildete ein Kümmel aufs Haus.
Wir haben uns in der Plane sehr wohl gefühlt und das Essen ist uns sehr gut bekommen. Gerne mal wieder.
Sauberkeit
Trotz älterm Gebäude gut gepflegt
Fazit (für SchnelleserInnen vorab)
Szenenlokal mit qualitativ hochwertiger, bodenständig traditioneller Küche, die ohne Convinienceprodukte und Fritteuse auskommt. Vielfältiges Angebot an Gerichten und Getränken regionalen Ursprungs. Hier kann man echte sächsische Küche erleben. Wir haben uns dort sehr wohl gefühlt. Für Leute, die qualitativ gutes Essen lieben, sich am Szenenumfeld und dem vertrauten Duzen nicht stören, sehr zu empfehlen.
Lage und Philosophie
Die "Plane" wie das Lokal liebevoll im Volksmund genannt wird liegt zentral in der Szene der Äußeren Neustadt. Sie ist bequem... mehr lesen
4.0 stars -
"Szenenkneipe mit bemerkenswerter natürlicher Frischeküche" carpe.diemFazit (für SchnelleserInnen vorab)
Szenenlokal mit qualitativ hochwertiger, bodenständig traditioneller Küche, die ohne Convinienceprodukte und Fritteuse auskommt. Vielfältiges Angebot an Gerichten und Getränken regionalen Ursprungs. Hier kann man echte sächsische Küche erleben. Wir haben uns dort sehr wohl gefühlt. Für Leute, die qualitativ gutes Essen lieben, sich am Szenenumfeld und dem vertrauten Duzen nicht stören, sehr zu empfehlen.
Lage und Philosophie
Die "Plane" wie das Lokal liebevoll im Volksmund genannt wird liegt zentral in der Szene der Äußeren Neustadt. Sie ist bequem
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Datenschutz-Einstellungen
Hier können Sie festlegen, wie wir Ihre Daten verwenden dürfen. Bitte beachten Sie, dass auf Basis Ihrer Einstellungen womöglich nicht mehr alle Funktionen zur Verfügung stehen.
Unbedingt erforderliche Technologien
Um Sicherheit gewährleisten, Missbrauch verhindern und Inhalte und Anzeigen technisch sowie unsere Services wie von Ihnen gewünscht bereitstellen zu können, sind folgende Technologien erforderlich.
Produkte oder Inhalte technisch bereitstellen
z.B. Session für Warenkorb, Favoriten, letzte Bestellungen ...
Google Maps
z.B. Integration von Google Maps Standorten über iFrame- / Javascript Technologie im internen Bereich an erforderlichen Stellen.
Google Anzeigen
z.B. die kostenlose Nutzung unserer Website ist nur mit Google Adsense Werbeanzeigen möglich.
Performance Cookies
Mithilfe dieser Cookies können wir Besuche und Traffic-Quellen zählen, damit wir die Leistung unserer Website messen und verbessern können. Sie geben uns Aufschluss darüber, welche Seiten beliebt und weniger beliebt sind und wie sich Besucher auf der Website bewegen.
Google Analytics
z.B. Erfassung der Seitenaufrufe, Verweildauer usw.
Google Tag Manager
z.B. Erfassen von Events (Warenkorb, Bestellprozess, Aktionen usw.)
Facebook Pixel
z.B. Erfassen von Events (Warenkorb, Bestellprozess, Aktionen usw.)
Multimediale Cookies
Diese Cookies ermöglichen es uns, die Funktionalität und individuelle Gestaltung zu verbessern, beispielsweise von integrierten Videos und virtuellen 360° Rundgängen. Ohne diese Cookies können einige oder alle dieser Funktionen nicht ordnungsgemäß funktionieren.
Youtube Videos
z.B. Integration von Youtube Videos über iFrame Technologie.
Google Maps
z.B. Integration von Google Maps Standorten über iFrame- / Javascript Technologie.
Google Maps 360° Rundgänge
z.B. Integration von Google Maps 360° Rundgängen per Javascript
Marketing Cookies
Diese Cookies ermöglichen es uns, auf die Benutzerinteressen abgestimmte Werbung einzublenden.
Zum Ambiente hat GG-Kollege carpe.diem schon alles Erwähnenswerte treffsicher beobachtet und anschaulich beschrieben. Uns gefiel die urige, etwas anachronistisch anmutende Einrichtung sehr gut und wir fühlten uns auf Anhieb wohl. Der nette Kontakt zu den Leuten am Nebentisch ermöglichte einigen „Nachzüglern“ sogar noch freie Stühle. Spontanes Zusammenschieben von Tischen scheint hier zum Plan B zu gehören. Genauso wie die rege Kommunikation am Tisch, die den Lautstärkepegel zu Stoßzeiten etwas in die Höhe trieb. Aber ganz ehrlich, diese Kneipenatmosphäre hatte mächtig Flair. Und die volle Geräuschkulisse hat uns doch früher zu Studentenzeiten auch nicht gestört. Ganz im Gegenteil: da fühlten wir uns sauwohl.
Mit der feinen Auswahl an heimischen Bieren – Verleger-Einheits-Bier („Vollbier“) (Sächsische Braukunst, Hartmannsdorf), Rechenberger Pilsner (Privatbrauerei Rechenberg, Osterzgebirge) oder 1312 Sabotage Pils (Spent Brewer’s Collective, Berlin) – wird sich die Wartezeit auf Soljanka, Würzfleisch und Co. schon ganz gut überbrücken lassen, dachten wir. An unserem Besuchsabend war jedoch die Küche dem Ansturm nicht richtig gewachsen, was die über einstündige Wartezeit auf die Vorspeisen erklären könnte. Die wirklich sehr bemühten Bedienungen konnten einem schon fast leidtun, da sie neben dem Servieren, Abkassieren und Reinigen der Tische auch noch die hungrigen Gäste vertrösten mussten („Essen kommt gleich…“).
Ich hatte mich für das mit Käse überbackene Würzfleisch vom Huhn (5,10 Euro), das originalgetreu mit Toast und Worcestersauce serviert wurde, entschieden. Meine Kollegen wählten das Aufstrich-Dreierlei (6,70 Euro) aus selbstgemachter Ziegenkäsecreme, Thymian-Zwiebel-Aufstrich bzw. Eiersalat und schmierten sich eifrig Stullen am Tisch, um dem Hungertod im Herzen der Dresdner Neustadt zu entrinnen. Weiterhin wurden das Schweineschnitzel mit Bratkartoffeln (11,80 Euro), das Grünkernrisotto mit gebratenen Pilzen und frischer Melone (9,40 Euro) sowie das Bauerfrühstück (9,90 Euro) von meinen Kolleginnen und Kollegen geordert.
Einige Klassiker der einfachen, rustikal nahrhaften DDR-Küche ringen dem hier einkehrenden Gast schon beim Lesen der Speisenkarte das ein oder andere Lächeln ab. Entweder weil einem diese „Ostgerichte“ noch in verklärt romantischer Erinnerung am geistigen Gaumen kleben oder weil man einfach verblüfft darüber ist, was früher so alles in den sozialistischen Einheitstöpfen schmorte. Für den Touri aus dem Westen kommt das Angebot einer kleinen kulinarischen Entdeckungsreise gleich, die einen mit hausgemachter Sülze, Eiersalatbroten, Bratheringsbuletten sowie Bratkartoffeln mit drei Spiegeleiern herrlich unkonventionell zum Ostgourmand werden lässt.
Da durften natürlich auch die Tomatenspaghetti mit Jagdwurstwürfeln und geriebenem Käse (8,70 Euro), die früher als „Nudeln in Feuersoße“ die Pastafreunde des Ostens begeisterten, nicht fehlen. Die sollten es zum Hauptgang werden! Die Wartezeit kam uns nun etwas kürzer vor, hatten wir doch schon Stullen, Würzfleisch und genügend flüssiges Brot zu uns genommen.
Mein Nudelklassiker war eine ansehnliche Portion. Der Soße hätte etwas mehr Schärfe gut getan, da sie gegen den dominanten Reibekäse geschmacklich schwer zu kämpfen hatte. Den Spaghetti fehlte es etwas an Biss. Sie hatten wohl die berühmten zwei Minuten zu lange heiß vor sich hin gebadet. Dennoch geriet die „DDR-Bolognese“ nicht zum Gaumendesaster, da das Gebotene nach frisch zubereiteten Produkten schmeckte und sich der Verzicht auf Convenience-Produkte positiv bemerkbar machte. Meine Kollegen lobten das saftige Schnitzel und das schlonzige Grünkernrisotto. Die Sauce Hollandaise, die zu dem Spargelgericht serviert wurde, fiel einstimmig „zu dünn“ aus. Das Beelitzer Königsgemüse hätte Besseres verdient gehabt.
Gut gesättigt verließen wir zu vorgerückter Stunde die „Plane“ und waren um ein paar kulinarische Osterfahrungen reicher. Mit der Gewissheit, dass solche Läden zur Bewahrung unseres Kulturerbes in Sachen Speis und Trank einen nicht unerheblichen Beitrag leisten, sahen wir das etwas in die Länge gezogene Dinner schon wieder mit anderen Augen und freuten uns auf die nächste Kneipe. Die mussten wir in der Louisenstraße nicht lange suchen. Tolles Viertel, ansprechende Läden! Dresdner Neustadt, wir kommen wieder!