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Im Januar hatten wir uns bereits das „Menü für Dahoam“ aus Gruber’s Restaurant gesichert, das uns ausgezeichnet gefallen hatte. Das Restaurant kannten wir natürlich vom Namen her, aber ein Besuch hatte sich bisher nicht ergeben. Und so war das Menü, das überraschend viele Details bot, die beste Werbung, die man sich vorstellen konnte.
Natürlich probieren wir gerne auch Neues aus, aber in der Vielzahl der wunderbaren Kölner Take Away-Menüs greifen wir auch immer wieder auf Bewährtes zurück, wobei dann meistens nur die jeweilige Zusammenstellung oder der ein oder andere Gang den Ausschlag für die Bestellung gibt. Nun also wieder das „Gruber’s“-Menü aus der Küche von Denis Steindorfer, das erneut sauber beschriftet und nummeriert eine Vielzahl von Komponenten bereit hält.
Die Komponenten
Auf der Homepage gibt es weiterhin Fotos mit Anrichtevorschlägen und Anleitungen. Letztere liegen auch dem Menü bei und hier kann ich nur dringend empfehlen, dass beide besser aufeinander abgestimmt werden. Wir haben uns auf die mitgelieferte Beschreibung verlassen, was an der ein oder anderen Stelle für nicht ganz optimale Ergebnisse sorgte. Aber dazu später mehr.
Den Auftakt macht wieder ein kräftiges Roggenbrot mit dezenter und wunderbarer Kümmelnote. Dazu gibt es einen guten, sehr Kresse-würzigen Kräuteraufstrich.
Brot & Kräuteraufstrich
Für die Vorspeise ist einiges an Anrichtearbeit zu verrichten. Auf dem bereits vorbereiteten Törtchen, das Kartoffelcreme auf einem Pumpernickelboden präsentiert, sind diverse Cremetupfen zu setzen. Eigelbcreme, Knoblauchschmand und Petersiliengel setzen nicht nur farblich schöne Akzente. Dazu gesellen sich marinierte Gurkenperlen und etwas trockene Focacciawürfel. Darauf werden ein Wildkräutersalat und Kartoffelstroh platziert und schon haben wir nicht nur ein bildschönes Gericht, sondern auch eines, das mit vielfältigen Elementen die ansonsten etwas neutral wirkende Kartoffelcreme deutlich aufpeppt.
"Kartoffelacker" in the making
"Kartoffelacker" in the making
"Kartoffelacker" / Sauerrahm / Pumpernickel / Petersilie
Dass sich die unterschiedlichen Garzeiten in der schriftlichen Anleitung beim Menü und auf der Homepage im Ergebnis deutlich auswirken, ist am folgenden Fischgang deutlich festzustellen. Wir garen den Vakuumbeutel mit dem Fischfilet nach Anweisung für 40 Minuten bei 60° im Backofen. Als deutlich erkennbar bereits das Eiweiß austritt, wird klar, dass dies zu warm oder zu lang ist. Aber da ist es bereits zu spät, denn die Suppe will ja auch noch erhitzt werden. Auf der Homepage sehe ich erst beim Studium des Fotos, dass dort der Fisch nur für 15 Minuten bei 50° gegart werden soll. Das hätte ihn mutmaßlich deutlich glasiger und saftiger werden lassen. Aber wir wollen das nicht zu sehr überbewerten. Denn der Fisch ist immer noch lecker und die Suppe, in der vorab ein ausgesprochen köstlicher, feuchter Getreidesalat platziert wurde, von leichter, angenehmer Schärfe. Mit Orangengel und Currycrunch bekommt der Fisch sein abschließendes Finish und beides steuert nochmals spannende Akzente bei. Und so wird dies die mit weitem Abstand spannendste Kürbissuppe, an die ich mich erinnern kann.
Confierte Lachsforelle / Kürbis / Orange / Getreide
Auch beim Fleischgang unterscheiden sich die Angaben zur Garzeit, aber hier fällt das Ergebnis nicht so deutlich aus. Wir folgen der Anleitung mit 30 Minuten und 60°, während die Homepage 40 Minuten angibt. So ist unser Kalbsfilet doch noch arg medium und muss noch etwas länger nachgebraten werden, was ich ohnehin nicht schlecht finde, weil mir rein sous-vide gegarte Fleischstücke immer etwas nackt vorkommen, so ganz ohne Röstaromen. Das Gemüse wird im Fond im Topf erhitzt, ebenso die Meerrettichsauce. Eine weitere Creme aus Wurzelgemüse zum Dekorieren geht im Spritzbeutel in den Backofen.
Das Ergebnis ist ein frühlingshafter Hauptgang aus punktgenau gegartem Gemüse und dann doch noch perfektem Kalbsfilet.
Gebratenes Kalbsfilet / junges Gemüse / Kartoffel / Meerrettich
Nichts falsch machen kann man mit dem Dessert, das so gut wie fertig angerichtet ist. Die Joghurtschnitte mit dem Haselnusscrumble muss einfach nur aus der Packung auf den Teller befördert werden. Ein säuerliches Beerenragout wird auf die Schnitte gegeben und erneut haben wir ein schönes und nahezu klassisches Stück Patisserie auf dem Teller, das einfach nur gut gemacht und köstlich ist.
Joghurtschnitte / Johannisbeere / Haselnuss
Den Abschluss bilden eine mit Schokolade überzogene Kokosmakrone und ein Würfel knuspriger Karamellkerne. Beides ausgesprochen lecker.
Petits Fours
Wenn man mal von den leichten Irritationen der unterschiedlichen Anleitungen absieht, was sicherlich ein Ausrutscher war, hat auch dieses Menü das außergewöhnliche Niveau der Küche im „Gruber’s“ bestätigt.
Im weitläufigen Gebäudekomplex ist in der „Österia“ eine umfangreiche Auswahl toller österreichischer Weine zu sehr akzeptablen Preisen zu erstehen. Wir nehmen zur Begleitung unseres Essens eine Flasche Chardonnay aus der Steiermark von Erwin Sabathi und einen Blaufränkisch von Markus Altenburger vom Neusiedler See mit und sind mit beiden Weinen sehr zufrieden.
In jedem Fall ist der Entschluss noch einmal bestärkt worden, das „Gruber’s“ auch endlich mal richtig zu besuchen, wenn dies wieder möglich ist. Da man über eine beheizbare Terrasse verfügt, ist man zuversichtlich, auch bald wieder öffnen zu können. Und damit war auch dieses Menü nicht nur eine wunderbare Abendgestaltung, sondern eben auch eine gute Werbung.
#supportyourlocalrestaurants
Bericht wie immer auch auf meinem Blog: tischnotizen.de/grubers-restaurant-koeln-2/