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Nachdem über einen langen Zeitraum die asiatische Küche den Trend bei Newcomern bestimmte, ist in der jüngeren Vergangenheit die peruanische Küche in den Blick geraten, insbesondere mit dem peruanischen Nationalgericht Ceviche.
In Bremen verspricht seit vielleicht drei Jahren das Pajaten original peruanische Küche und ihm wurde in unseren Lokalmedien schon viel Aufmerksamkeit zuteil: Eine Kritik und ein Rezept aus dem Restaurant im Weser-Kurier und eine Vorstellung im Regionalfernsehen Buten&Binnen mit Wirt Luis Loyola sind schon sehr bemerkenswert. Und da ich immer schon einmal authentisch zubereitete Ceviche probieren wollte, war der Besuch im Pajaten geboten, zumal der Fernsehbeitrag richtig Appetit machte (https://www.butenunbinnen.de/videos/bremer-teller-peruanische-kueche-100.html).
In der Küche des Pajaten wirken der Wirtsbruder Andres (gelernter Koch aus dem Bremer Parkhotel) und der peruanische Koch Martin Rios. Diese Besetzung sollte Originalküche verbürgen.
Dass das Pajaten professionell geführt wird, darauf deutet schon die Homepage hin (https://pajaten.de/), deren Reservierungsfunktion vorbildlich funktioniert: Noch nie wurde meine Anfrage so schnell positiv per Mail beantwortet. Die Karte im Restaurant weist geringfügig höhere Preise aus als auf der Homepage.
Am besuchten Samstagabend war der Zuspruch verhalten. Eine Sechsergruppe Landsleute ließ es sich gut gehen und auch eine Mutter mit Tochter waren mit der weiblichen Bedienung vertraut und parlierten Spanisch. Ein älterer Mann in recht schrillem Outfit und ergrauter Indianermähne unter dem Cap mit peruanischen Nationalfarben scheint so etwas wie das Faktotum des Restaurants im Sinne eines Unterhalters für Personal und Gäste zu sein.
Sollte man nun das Pajaten aufsuchen? Bei Neugierde auf Ceviche bestimmt und auch ansonsten gibt es Gerichte auszuprobieren, für die das Pajaten Exklusivität beanspruchen kann, aber – wie noch zu lesen sein wird – haute mich nicht alles um!
Das Preisniveau leicht gehoben, aber noch bei vier Sternen anzusiedeln.
Service
Den Service verantworteten zwei Kräfte. Unsere weibliche Bedienung im besten Frauenalter vom Phänotyp und spanischer Konversation her ethnisch passend zum Pajaten und von freundlichem Naturell. Die Getränke kamen nach passabler Wartezeit und die Vor- und Hauptspeisen ließen auch nicht lange auf sich warten, was mit dem geringen Gästeandrang bis 19 Uhr zu erklären ist. Zwischen Vor- und Hauptspeisen war der Abstand eher kurz, aber noch akzeptabel. Für den Service meine befriedigenden drei Sterne.
Die Getränkepreise bewegen sich im inflationsgetriebenen Rahmen: Hiesiges Pils 0,3 l für 3,90 €, Wasser 0,75 l kommt auf 6 € und die drei klassifizierten offenen Weine liegen für 0,2 l bei 6,00 € (der Rosé konnte meine Begleiterin nicht überzeugen). Es gibt eine ganz ansehnliche Cocktailkarte, aber ich bin hinsichtlich Cocktails in Restaurants immer skeptisch, weil ich bezweifle, dass die mit Bierzapfen beschäftigte Tresenkraft die Muße hat, einen Cocktail sorgfältig zu mixen. Hier mussten die zwei zudem alle Servicearbeiten stemmen.
Ausgegeben wird im Pajaten nichts.
Essen
Als ich wegen des aufkommenden Ceviche-Hypes die mir bis dahin völlig unbekannte peruanische Küche in den Blick nahm, war ich bass erstaunt, dass sie so vielfältig ist, dass sie dicke auf Deutsch erschienene Kochbücher füllt. Das Pajaten kann mit seiner überschaubaren Karte nur einen kleinen Ausschnitt präsentieren, nach den Aussagen im Filmbeitrag wird gekocht wie in Peru und auch mit vielen aus Peru importierten Zutaten wie Chilisorten.
Wir wählten für mich Leche de Jaguar („im Glas servierte Fischfilets mit Limettensaft, roten Zwiebeln und Aji-Limo-Chili, angenehme Schärfe“) für 10,50 €. Hauptdarsteller kleine Stücke vom Weißfisch (wohl Rotbarsch), die in reichlich Limettensaft lagen, der durch Spuren von Chilli und Koriander gewürzt war. Dazu Ringe roter Zwiebel und geröstete Maiskörner sowie eine Dekogarnele. Ich schätze durchaus Säure als Speisewürze. Aber da der Fisch durch den Limettensaft „gegart“ wird, ist die Säure des Limettensaftes absolut dominant, nur das Stück Mango schaffte süßlichen Kontrast. Ich habe meine Ceviche wacker gegessen, muss mir aber eingestehen, dass es zwar eine Erfahrung wert war, aber damit auch sein Bewenden haben darf. Einem Salat aus Matjes- oder sonstigem Salzhering würde ich gegenüber Ceviche den Vorzug geben, auch wenn es langweilig erscheint.
Meine ständige Begleiterin traf die bessere Wahl: Anticuchos Peruanos („Gegrillte Spieße vom Kalbsherzen „mit traditionellen Gewürzen der peruanischen Anden“ dazu Kartoffel, Mais und Salsa Pajaten“) für 11,00 €. Eine mutige Entscheidung, ist doch Herz eher ungewöhnlich. Aber es war ein sehr festes, feinfaseriges Muskelfleisch, dünn geschnitten, was mit gut gefiel. Dazu passend die Kartoffeln und eine gelbe, milde Chilisoße. Also gelungen, ohne dass ein südamerikanisches Würzfeuerwerk entzündet wurde.
Das war leider auch bei meiner Hauptspeise der Fall. Ich wählte Lomo Saltado („Flambierte Tranchen vom Südamerikanischen Rinderroastbeef, mit roten Zwiebeln, Tomaten, Koriander, Soja-Sauce, Kartoffelpommes und Reis“) für 19,50. Im Filmbeitrag wurde eine stark gewürzte Marinade in das Rindfleisch eingeknetet, bevor es scharf angebraten wurde. Das hatte ich mir auch für mein Fleisch erhofft, aber leider Fehlanzeige. Die Fleischstücke im Gulaschformat waren von guter Fleischqualität und noch leicht rosa im Anschnitt, aber ohne jeglichen Würzpfiff. Lediglich unter dem Reis ein wenig Sojasoße. Das war im Ergebnis nur langweilig.
Gegenüber ganz anders: Die schalenfreien Gambas Caribeña („Gambas im Wok flambiert mit Knoblauch- Limettensaft, frittierte Kochbanane und Aioli“) für 17,50 € hatten neben dem knobigen Sud auch reichlich Koriander als Würzung mitbekommen und waren ein Volltreffer. Die frittierte Kochbanane erinnerte an stark ausgebackene Kartoffelpuffer. Das Aioli eine säuerliche Industriesoße und zum Vergessen.
Das Ceviche lasse ich bei der Gesamtbewertung außen vor, weil meine Ernüchterung nicht auf mangelnde Zubereitung oder Fischqualität zurückzuführen ist. Für die drei übrigen Speisen reicht es in toto noch für knappe vier Sterne (ich soll schreiben, dass meine Begleiterin ihre beiden Gänge mit fünf Sternen bewerten würde!).
Ambiente
Das Pajaten liegt im bürgerlichen Schwachhausen direkt an einer Bahnunterführung nahe am Hauptbahnhof, so dass vorbeidonnernde Züge die Geräuschkulisse mitprägen. Im Restaurant ist es Folklore, die an das Ohr dringt einschließlich Panflöte, die vor Jahrzehnten vor deutschen Hauptbahnhöfen zur Standardbeschallung gehörte.
Das Pajaten ist ein kleines Restaurant, das in einem Flachdachvorbau beginnt und sich schlauchartig in die Tiefe des Hauses zieht. Im Flachbau fünf Tische mit gutem Tageslicht. Im Haupthaus eine längere Reihe mit drei Tischen gen kleinen Tresen und rechts vier Nischen mit Zweiertischen. Der Platz auf den Tischen noch in Ordnung, ansonsten geht es eher eng zu. Blickfänger sind ein farbenfrohes Band mit folkloristischen Motiven über dem Sturz und ein grünwuchernder Wandbewuchs links Richtung Tresen. Ansonsten geht es mit hellen Bodenfliesen, weißen Decken und Wänden und dunkelbraunen Tischen und Lederstühlen eher nüchtern zu.
Zur Straße hin kann das Pajaten eine Terrasse mit Holzboden bespielen.
Sauberkeit
Nichts auszusetzen. Die Feuchträume etwas altbacken, aber sauber.