Geschrieben am 04.04.2021 2021-04-04| Aktualisiert am
05.04.2021
Besucht am 02.04.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 64 EUR
Der Karfreitag sollte zunächst in Sachen der abendlichen Lieferorgie unter keinem guten Stern stehen. Zwar war ich als strenggläubiger *hüstel* Christ fest entschlossen, an diesem Tag Fisch zu essen, was allerdings in etwa so viel über meine Glaubensfestigkeit sagt, wie über die Fußballbegeisterung eines „Event-Fans“, der alle paar Jubeljahre zu EM oder WM – sofern wir uns denn dieser Tage überhaupt noch qualifizieren…. – die verkümmerten Reste seiner Ballsportpassion entdeckt.
Die ganze Woche war ich jedoch leicht unentschlossen ob eine Do-it-yourself Box oder warm geliefertes Essen die bessere Wahl sein würde, zumal ich ersteres ja in Solingen noch nicht probiert hatte, was aber mitnichten an mangelndem Willen liegt.
Aber ich empfinde das Solinger Angebot angesichts der grandiosen Boxen aus den Metropolen, die auch hier auf GastroGuide vorgestellt werden, teilweise doch etwas langweilig und in Relation zu diesen mitunter einfach nur überteuert.
So klang bspw. ein Dreigang-Menü eines hiesigen gepflegten Restaurants für zwei Personen durchaus gut: zum Start eine Hummerbisque, danach ein kleines (400 Gramm) Châteu Briand mit Spargelragout und Gratin und zum Schluss eine Erdbeer-Tarte!
Aber hierfür 140 Euro aufzurufen und noch nicht einmal die Waren näher zu deklarieren grenzt schon an Wucher, zumal bei den momentanen Fleischpreisen, die sich trauriger Weise in vielen Fällen kaum mehr im Keller befinden könnten.
Ein anderes, eher betont gutbürgerliches Restaurant warb mit einer „Warmen Edelfischplatte mit Kabeljau, Heilbutt, Steinbeißer, Lachs und Garnelen“ und verlangte dafür stolze 40 Euro pro Person; auch hier ohne den Fisch in irgendeiner Weise näher zu benennen, wahrscheinlich waren der begleitende Reis und der „ganz frische“ Gurkensalat für den sportlichen Preis verantwortlich.
Angemessene Preise für gute Ware und ebensolches Handwerk aufzurufen sei jedem von Herzen gegönnt, nur muss ich als Gastronom doch bitteschön auch vermitteln, warum ich diese aufrufe und da machen es sich einige doch eher leicht in der Klingenstadt.
Nun ist vielleicht nicht jeder so aktiv in kulinarischer Hinsicht wie ich und hat nicht nur dank dieser Plattform hier einen guten Überblick über das, was in Städten wie Köln, Hamburg oder Berlin in Sachen kreativer, genussvoller, fair bepreister Selbermach-Boxen etc. möglich ist.
Aber das stimmt mich dann umso ärgerlicher nach dem Motto: „Mit den Solingern kann man’s ja machen, die schauen eh nicht über den Kottenbutter-Rand hinaus…“ – da ist in dieser Hinsicht leider noch viel Luft nach oben in SG.
Am späten Nachmittag war ich dann das Hin- und Her-Überlegen leid und entschloss mich abermals dazu, lieber auf die relative „Nummer-Sicher“ zu setzen anstatt auf Teufel komm raus nach weißen Flecken auf der Gastro-Landkarte zu suchen:
Merhaba Fasil!! Schmeißt den Lavasteingrill an am Neumarkt, liebes Fasil-Team, möge euer verlässlicher Orient Express den Karfreitag retten und die kulinarische Ökumene den Abend verzaubern….Amen....
| Bestellung & Lieferung |
Wie immer rief ich direkt im Restaurant an, wer angesichts der mittlerweile auch der breiten Öffentlichkeit bekannt gewordenen Praktiken von Lieferando immer noch diesen unsäglichen Konzern unterstützt, sollte mit Lieferservice-Verbot nicht unter sechs Monaten bestraft werden – wobei: auch nicht gut für die Gastronomie, dann eben wahlweise einen Peitschenhieb pro 10 Cent Lieferando-Gebühr pro Bestellung…
Ein freundliche junge Dame nahm die Bestellung entgegen, bestätigte jede Position und wiederholte die gesamte Order nochmals am Ende des Gespräches und man versprach, wie gewünscht um 20:45 Uhr problemlos liefern zu können.
Das Versprechen hielt man leider nur bedingt, fast 20 Minuten früher war man vor Ort, was insofern schade war, dass ich mir noch kurz vorher ein schönes, hierzulande rares Bier aufgemacht hatte, dass ich als kleinen Aperitif zu Hause sehr mag.
Nun ja, sei’s drum, ich habe die Fahrerin zwar nicht erblickt aber ihre Freundlichkeit und die Stimme klangen doch sehr nach der Person am Telefon, es gibt sicherlich wichtigere Tugenden als die letzte Minute Pünktlichkeit, auch wenn es etwas ärgerlich war.
Die Kardinalstugenden „warm“ und „gut verpackt“ meisterte man hingegen wie bei den ersten beiden Bestellungen (eine hatte ich zwischenzeitlich hier verschwiegen) mit Bravour, herrliche Düfte waberten durch die Küche:
Laut einiger Rückmeldungen auf Facebook bietet das Fasil auf Nachfrage auch umweltfreundliche Verpackungen, was ich aber bei der Bestellung vergaß und mir erst heute wieder einfiel, angeboten hat man mir diese leider auch nicht, ich hätte es dann gerne wahrgenommen.
Nun denn, wie jeden Freitag wurde ich ausgeschimpft, weil ich „zu lange brauche“, ausgerechnet von DER Person in unserem Haushalt, die mich regelmäßig jeden Samstag nach den Worten „geh doch schon mal zum Auto, ich komme sofort“ vor dem Wocheneinkauf selbst bei einem Blizzard eine geschlagene Viertelstunde vor dem Haus warten lässt, weil sie u.v.a. zunächst noch - wegen der Katzen - jedes Fenster gefühlt 32x auf absolute Verschlossenheit überprüft – manchmal hilft eben nur ruhiges, kontrolliertes Atmen, ommmhh....
Hinreichend kontrolliert-zügig ging es dann endlich auf zum Esstisch, ich wollte schließlich den prächtigen Fisch nicht zu lange im Ofen warten lassen….
Der türkische Fingerfood-Klassier Icli Köfte war meine Wahl, nach den guten Erlebnissen mit der kalten Mezze Platte und den Garnelen wollte ich schlicht etwas Neues von der Karte ausprobieren .
Icli Köfte bedeutet „gefüllte Köfte“ bzw. Fleischbällchen und ich durfte lernen, dass im Originalrezept dieser aus Gaziantep stammenden, gefüllten Bulgur-Leckereien sogar in der Hülle mit feinem Rinder-Tatar gearbeitet wird; die Hausmannskost Variante aus dem Alltag ist jedoch die gängige und diese gab es auch hier vom Fasil.
Nicht mehr ganz so knusprig wie Sekunden nach dem Ausbacken in Fett aber dennoch fernab von weich oder matschig verbargen die länglichen Gebilde eine Mischung aus beherzt gewürztem Rinderhack, fein gehackten Walnüssen und Zwiebeln.
Dazu brachte man neben gegrillter grüner Spitzpaprika einen angenehm kühlen Joghurt mit dezenter Knoblauchnote sowie eine relativ dünnflüssige Tomatensauce. Dieses Zusammenspiel von Joghurt und Tomaten- oder Paprikatunken findet man häufig in der türkischen Küche, man denke nur den berühmten Iskender Kebab.
Wie und ob man das arrangiert, ob man den Joghurt als Spiegel hernimmt, darauf die Köfte und darüber die Tomatensauce etc. etc. bleibt jedem selbst überlassen, da ich nicht wollte, dass die Bulgur-Hülle aufweicht und ich die Komponenten zunächst solo probieren wollte, habe ich sie für das Foto separat „angerichtet“.
Eine gesteigert leckere Kombination die nur zwei Wünsche offen ließ: etwas mehr Schärfe in der Füllung um einen schöneren Kontrast zum milden, kühlen Joghurt zu haben sowie die Erwartung, für 7,50€ doch zumindest drei der gelungenen Appetitmacher zu erhalten statt doch sehr überschaubarer zweier von jenen.
Weniger überschaubar hingegen das in Unmengen mitgelieferte warme Fladenbrot, dass wir bereits zu den Vorspeisen mit auf den Tisch stellten:
Madame hatte sich für warme Sigara Böregi entschieden, die mit einem milden Knoblauch-Dip kamen, der im Gegensatz zur „erfrischenden“ Konsistenz des Joghurts auf meinem Teller etwas mayonnaisig anmutete, geschmacklich aber nicht minder gelungen war.
Diese Exemplare hatte nur wenig mit der labbrigen, dünnen, faden Geschichte zu tun, die man von manchen türkischen Feinkosttheken oder entsprechenden Wochenmarkt-Ständen kennt.
Der knusprige Yufka-Teig ummantelte einen nicht zu milden cremigen Schafskäse, dem man mit Petersilie und Gewürzen zusätzliche Tiefe verlieh, das Ganze in der Ausführung eher von der Größe einer ausgewachsenen Cohiba denn eines Zigarillos, das hatte schon Sattmach-Potential ohne im Anssatz schwer im Magen zu liegen, sehr fein.
2019 Illusion QbA, Spätburgunder, Blanc de Noirs , Weingut Meyer-Näkel, Dernau, Ahr
Die Dame am Tisch war weniger österlich-fromm gestimmt wie der Autor dieser Zeilen und hatte das Beyti Kebab gewählt. Das kann man sich in etwa vorstellen, wie ein Adana Kebab im Yufka oder Lavash-Brot, also ein Hackspieß im Teigmantel.
Typischerweise wird das Hack vorgegart und dann im Teig auf dem Grill oder dem Ofen zu Ende gegart, wobei sich das Brot dann etwas mit den Fleischsäften vollsaugt und außen knusprig wird.
Hier geschah beides auf dem Grill, dass hierbei dunkle Stellen entstehen ist quasi „Rezept-immanent“ und kein Verbrennen im klassischen Sinne, aber hier ist der Deutsche ja sehr empfindlich, ein Grund dafür, dass Pizza hierzulande meist nur auf Nachfrage im italienischen Sinne gut gebacken, ben cotta und mit knusprigem Rand auf den Tisch kommt.
Eigentlich gießt man die leicht Paprika-notige Tomatensauce, die zum Gericht gehört, über die mit in diesem Falle mit Lammhack gefüllten Stücke des in Teig gerollten Spießes. Da aber klar war, dass sie den Teller heute nicht ganz schaffen würde, wurde quasi ein kleiner See im begleitenden Joghurt erschaffen, was geschmacklich keinen Unterschied machte und ein Durchweichen des Teiges verhinderte.
Dazu das obligatorische Grillgemüse, neben grüner Paprika diesmal auch eine kleine Grilltomate, die mich wohl Zeit meines Lebens immer an ein Full English Breakfast erinnern wird.
Es schmeckte ihr grundsätzlich sehr gut, aber nicht ganz so gut kam an, dass es Lammhack – was so nicht in der Karte stand - war, dass sehr kräftig im Geschmack war und gerne noch etwas feiner gewolft werden hätten können, weil hier und da doch vereinzelt etwas Knorpel mit im Spiel war.
Nun, wer in einem türkischen Restaurant isst und sich über Lamm wundert, hat wohl noch ganz andere Probleme, mein Punkt ist nur der, dass Lamm überall sonst explizit ausgewiesen wird in der gesamten Karte.
Dazu gab es den schon bekannten, abermals überragend frischen Beilagensalat mit der köstlichen Granatapfel-Vinaigrette, zum üppigen Kebab eine willkommene Erfrischung für den Gaumen.
Ich erfreute mich derweil an meinem persönlichen Hauptdarsteller des Abends, meinem gegrillten Wolfsbarsch - oh schönes Osterfest; zufrieden jauchzet groß und klein: Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein! (sorry dafür aber ich warte seit Jahren auf die Gelegenheit für ein Goethe Zitat um routiniert Bildungsbürgerlichkeit zu mimen…)
Fisch hat in der küstennahen türkischen Küche einen hohen Stellenwert und ich finde es schade, dass dieser in der relevanten Alltagsgastronomie so selten stattfindet, zu sehr regiert der Döner Mainstream, wobei es in Solingen Ohligs da einen kleinen Geheimtipp gibt.
Mein Wolfsbarsch war ein für eine Person mehr als ausreichendes Exemplar, man hatte ihn mit frischem Thymian und dünnen Zitronenscheiben gefüllt und ansonsten nur leicht gesalzen, das saftige Fleisch überzeugte mit frischem, jodigem Eigengeschmack, die knusprige Haut konnte man problemlos mitessen.
Herrlich, ich gab etwas Zitronensaft obenauf und salzte noch mit etwas Fleur de Sel nach, der frische Dill auf dem Teller duftete derweil mit den Grillnoten des Fisches um die Wette.
Dazu schmeckte eine erfreulich wenig totgegarte Blattspinat-Beilage, die mit Chili, etwas milden Zwiebeln, Knoblauch und etwas Sumach eine willkommene Tiefe besaß, die ich ihr auf den ersten Blick gar nicht zugetraut hätte.
Dazu die bekannten Kartoffel-Chips, denen ich Anfang November noch ausdrücklich das Prädikat „hausgemacht“ verliehen hatte. Ob man die Kartoffelsorte geändert hat oder ich mich damals täuschte kann ich nicht sagen, diesmal waren sie immer noch sehr gut und wie gehabt u.a. mit Paprika und Cumin gewürzt worden nach dem Frittieren, jedoch besaßen sie nicht mehr diese herausragende Mischung aus cremig und knusprig wie weiland Anfang November.
Nach wie vor unverändert köstlich das Antep Ezme, der scharfen, stückigen Salsa aus Paprika, Petersilie, Chili, Knoblauch, Zwiebeln und Tomatenmark, die ich zum Fisch aus der Mezze-Abteilung dazu bestellt hatte:
Aus dem eigenen Kühlschrank kam noch selbstgemachte Aioli dazu, somit hatte ich zwei schöne „Kondimente“ zum Fisch, dessen guter Eigengeschmack aber eigentlich fast keine Begleitung verlangte, aber die Chips verstanden sich dafür umso besser mit den beiden „Dip-Optionen“.
Auf Schiefer und Grauwacke wächst einer der schönsten Blanc de Noirs die ich hierzulande kenne, nuancenreich, mit einem Aromenspiel von Birne, Apfel, gelben Pfirsich und einer eleganten Mineralität. Wenn man einen passenden Begleiter zu gegrilltem Fisch sucht macht man mit dem Illusion von Meyer-Näkel, den Großmeistern des Pinot Noirs, ganz sicher nichts falsch, ich zumindest habe ihn sehr genossen:
Künefe sagt jetzt erstmal den wenigsten im Detail etwas. Die Zutatenliste wirkt auf den ersten Blick auch etwas befremdlich: Nudeln, Käse, Pistazien, Zuckersirup.
Hauptbestandteil ist zunächst einmal Kadayif, auch Engelshaar genannt, den ultrafeinen türkischen Fadennudeln. Dieser ummantelt dann Käse, im Original Dil Peyniri (ein weißer, ungesalzener Käse) der aber hierzulande kaum zu bekommen ist und daher meist mit Mozzarella ersetzt wird.
Frisch aus dem Ofen wird das Ganze dann mit lauwarmem Zuckersirup übergossen und mit Pistazien bestreut, Kus boku (übersetzt: Vogelscheiße) wird die zu diesem Zweck berühmteste Pistazie aus Gaziantep/Türkei genannt. Aus ihr wird auch das berühmte Baklava gemacht. Gaziantep liegt auf fast 1000m Höhe und das macht die Pistazien offenbar so besonders dort. Von außen sehen sie unspektakulär aus. Eben ein wenig wie Vogeldung. Doch im Mörser zerrieben setzen sie ihre tolle, grün leuchtende Farbe frei!
Ob man diese verwendete weiß ich nicht, aber sie waren sehr aromatisch und genauso willkommen, wie der begleitende leicht gesüßte Rahm, den ich obenauf gab, so wie man es gemeinhin macht.
Normalweise kommt das Gericht wie gesagt heiß in einer runden Backform auf den Tisch, man schneidet ein Stück ab und wird belohnt mit herrlich Fäden ziehendem Käse, sowie man es von einem Werbefoto für Pan-Pizza kennt.
Das war hier natürlich nicht mehr der Fall, es eignet sich nicht gut zum Liefern, was mir aber vorher klar war, geschmacklich war es trotzdem ein kleines Fest, hier gilt ein wenig das „Prinzip Crêpe“ der letzten Woche: schmecken tut es irgendwie dann doch immer.
Die Mitesserin erfreute sich parallel an ihren Muz Tatlisi, in diesem Falle einer warmen Banane in Grenadine Sauce, Schokoladen Sauce, Walnüssen, Zimt und eigentlich auch noch etwas Vanille-Eis.
Auf letzteres verzichtet man im Liefergeschäft wie man mir sagte, zu groß sei die Chance auf geschmolzenes Eis und extra Kühlakkus anzuschaffen wegen der wenigen Desserts mit Vanille-Eis sind den Extra-Aufwand wohl auch logistisch nicht wert.
Auch wenn dann etwas von dem kühlen Rahm sicher eine nette Alternative dargestellt hätte, wurde das optisch auf dem Tellerbild zugegeben gesteigert infantil anmutenden Dessert in den höchsten Tönen gelobt. Ich probierte. Und ja, auch wenn ich eine Schwäche für Zimt mit Apfel oder Banane habe war die Kombination schon sehr beglückend auf ihre Weise. Sicher nichts für Freunde feingeistiger Teller-Akrobatik aber wer hier nicht auch angesichts der schönen Zutaten einige Glückshormone freisetzt muss ein Herz aus Stein besitzen.
Hat Madame nicht, ich auch nicht insofern man mir keine Fertigprodukte vorsetzt, ergo ein gelungenes Dessert, das ich jederzeit wieder bestellen würde, von der zufriedenen Vertilgerin mal ganz abgesehen (die kann ich auch nicht wieder zurückschicken…. har har….).
Gut war’s, jetzt konnte Ostern kommen, mit dem erhabenen Gefühl meiner karfreitäglichen Christen-Pflicht auf dem Teller vorbildlich nachgekommen zu sein schritt ich betont andächtig zum Sofa, ein guter Mensch, dieser Shaneymac!!!1! :-))
Fazit
In Summe in allen Disziplinen heute einen Hauch schwächer als bei den ersten beiden Bestellungen, was aber immer noch auch für die Küche überzeugte 4,5 Sterne bedeutet.
Dort lande ich auch beim Service, die 20 Minuten Lieferung vor der gewünschten Zeit kosten einen moderaten halben Punkt, also auch hier 4,5 Sterne für einen ansonsten wie gehabt tadellosen Auftritt.
Auch beim PLV lande ich heute bei einer Schulnote Eins minus und bei 4,5 Sternen, was hier an Qualität und Menge verlässlich heiß bis an die eigene Haustüre geliefert wird, muss im Solinger Vergleich so manchen solchen nicht scheuen.
Das Fasil; nicht nur zu Ostern eine gute Wahl wenn man Lust auf diese Küche hat, aromenreiche Vielfalt, auf deren nächste Wiederauferstehung auf unserem Esstisch ich mich schon sehr freue.
Und damit wünsche ich allen Lesern und hiesigen Weggefährten von Herzen frohe „Rest-Ostern“, bei uns schmurgelt schon eine Rosmarin-Jus zum Lamm im Topf und es riecht sehr vielversprechend, lasst es Euch gut gehen und genießt - besonders in diesen Zeiten sehr wichtig, wie ich meine!
Der Karfreitag sollte zunächst in Sachen der abendlichen Lieferorgie unter keinem guten Stern stehen. Zwar war ich als strenggläubiger *hüstel* Christ fest entschlossen, an diesem Tag Fisch zu essen, was allerdings in etwa so viel über meine Glaubensfestigkeit sagt, wie über die Fußballbegeisterung eines „Event-Fans“, der alle paar Jubeljahre zu EM oder WM – sofern wir uns denn dieser Tage überhaupt noch qualifizieren…. – die verkümmerten Reste seiner Ballsportpassion entdeckt.
Die ganze Woche war ich jedoch leicht unentschlossen ob eine... mehr lesen
4.5 stars -
"Lockdown Chronicles: Wie der nahe Osten das nahe Ostern rettete…" ShaneymacDer Karfreitag sollte zunächst in Sachen der abendlichen Lieferorgie unter keinem guten Stern stehen. Zwar war ich als strenggläubiger *hüstel* Christ fest entschlossen, an diesem Tag Fisch zu essen, was allerdings in etwa so viel über meine Glaubensfestigkeit sagt, wie über die Fußballbegeisterung eines „Event-Fans“, der alle paar Jubeljahre zu EM oder WM – sofern wir uns denn dieser Tage überhaupt noch qualifizieren…. – die verkümmerten Reste seiner Ballsportpassion entdeckt.
Die ganze Woche war ich jedoch leicht unentschlossen ob eine
Geschrieben am 22.11.2020 2020-11-22| Aktualisiert am
23.11.2020
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu
Restaurant Fasil
Besucht am 20.11.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 53 EUR
Kurzes pandemisches Vorwort… (zur Kritik wie immer nur ein wenig nach unten scrollen)
Tja, eigentlich dachte ich an diesem Sonntag wieder in meinen sonnendurchfluteten Urlaubserinnerungen schwelgen zu können, denn es warten noch einige Garmisch-Highlights auf ihre angemessene Aufarbeitung auf dieser illustren Bühne.
Erinnerungen, für die ich vor dem Hintergrund der jetzigen Corona-Lage gleich doppelt dankbar bin, es scheint als haben wir nicht nur in Sachen Wetter einen absoluten Sweet-Spot erwischt mit unserem Aufenthalt Anfang September.
Aber diese laufen so schnell nicht davon und daher glaube ich, dass es heute aus aktuellem Anlass sinnvoller ist, auf ein am Freitagabend erstmalig genutztes Lieferangebot eines meines Wissens schon seit fast zehn Jahren existierenden türkischen Restaurants am Neumarkt einzugehen; das des „Fasil“.
So möchte auch ich heute erstmalig einen Abhol- und Lieferservice bewerten und meinen kleinen Teil dazu beitragen, dass engagierte, fleißige Gastronomen sich mit diesem Angebot zumindest so gut es geht über Wasser halten können, auch wenn u.v.a. die fehlenden Getränkeumsätze natürlich extrem wehtun.
Meine RK-Erstbewertung des Fasil datiert zurück in den Frühling von 2014 wie ich beim Blick in meinen Archiv-Ordner feststellte; ein kleines Mittagessen, draußen verspeist. In diesen Zeiten muten Text und Bild aus heutiger Sicht beinahe an wie ein Rückblick auf vergangene, paradiesische Zustände – es ist schon seltsam, wie die Entwicklungen in diesem Jahr die Perspektiven beeinflussen.
Aber wie schrieb ich so verlässlich pseudo-weise in meiner kürzlich abgelieferten Kritik des Royal Punjab: Es solle eben nicht der wehmütige Blick in den Rückspiegel unser gemeinsames Hobby bestimmen sondern vielmehr Zuversicht im Glauben daran, dass die guten, „normalen“ gastronomischen Zeiten bald wieder kommen.
In diesem Sinne viel Freude an überraschend guten türkischen Delivery-Gaumenfreuden, die einem kalten November-Abend in Solingen Höhscheid ein wenig beglückende kulinarische Wärme des Orients einhauchen sollten…
Kritik
Der Freitagabend ist seit vielen Jahren ein Zeitpunkt, an dem wir – obwohl ansonsten täglich stets gerne selber und weitgehend Convenience-frei kochend – es uns meist zu Hause gut gehen lassen und der heimische Herd kalt bleibt.
Das griechische Restaurant Mykonos an der nächsten Straßen-Ecke, quasi mein persönliches Pendant zum legendären Akropolis der Lindenstraße (RIP), ist hierbei oft die erste Wahl, denn ein Fußmarsch von ca. einer Minute bei Abholung garantiert in der Regel absolut heißes und dabei dort in der Regel perfekt verpacktes Essen.
Leider ist die Qualität dort in den letzten 18 Monaten abermals spürbar „unsteter“ geworden, worauf ich hier nicht im Detail eingehen möchte, zudem schließt man momentan schon um 20:30h die Türen, was wir zu Beginn des neuen Lockdowns nicht wussten. Als wir vor zwei Wochen dann in etwa um diese Zeit dort bestellten ließ man uns wissen, dass wir uns sehr beeilen müssten, die Küche sei fast schon zu aber man mache noch schnell unsere Bestellung fertig. Nur so viel: Das was meine Mitbewohnerin dann kurz darauf dort abholte war kalt und in Teilen fast ungenießbar, höchste Zeit also für überfällige Alternativen.
Auf der Seite www.solingen-liefert.de hatte ich Anfang letzter Woche den Eintrag des Fasil gesehen und verirrte mich auf die Website des Restaurants nebst seiner Facebook-Seite. Die Kombination des sich seit 2014 in Teilen spürbar veränderten Angebotes in der Lieferkarte mit den Facebook-Fotos von sehr appetitlichen, sorgfältig zur Lieferung verpackten Speisen verfing und ich verkündete schon am Dienstag vorfreudig, hier am Freitag bestellen zu wollen.
Das Restaurant liegt in Sachen Liefer-Logistik ideal zentral am Solinger Neumarkt und war übrigens einer der ersten dort ansässigen gastronomischen Betriebe, der dem drohenden Abriss (die Sparkasse planiert in Kürze das halbe traditionsreiche Quartier um einen protzigen Neubau ihrer Hauptstelle zu ermöglichen) der Häuserzeile am C&A vorauseilte. (Anmerkung: das hiesige Foto zeigt den alten Standort vor Urzeiten noch in seiner damaligen ersten Version.)
Betreiber Ali Ates suchte sich bereits im Sommer 2019 nur wenige Meter entfernt von der einstigen Heimstatt in den Räumen des ehemaligen kleinen Edekas gegenüber des „Hofgarten“ EKZs eine neue, mit viel Aufwand renovierte Bleibe.
Ich frage vorab via Facebook an, wie lange man an einem Freitagabend in etwa warten müsse, was prompt freundlich wie ehrlich u.a. mit „An einem Freitagabend empfehlen wir ca. 1 1/2 Stunden vorher zu bestellen wenn sie zu einer bestimmt Uhrzeit essen möchten.“ beantwortet wurde.
Prima, darauf kann man sich einstellen, ich erinnere mich an ein desaströses Erlebnis mit einer ebenfalls von mir hier bewerteten Osteria, die uns – es war dann auch die letzte Bestellung dort… - einst fast 2,5 Stunden warten ließ bis dann gegen 22:30h lauwarmes Essen eintrudelte.
Um in dieser Hinsicht auf Nummer Sicher zu gehen, rief ich bereits um 17 Uhr im Fasil an und der positive Eindruck der Social-Media-Antwort sollte sich fortsetzen:
„Restaurant Fasil guten Tag!“ … „Hallo, K. mein Name ich würde gerne etwas für heute 21 Uhr zur Lieferung vorbestellen.“ … „Hallo Herr K. sehr gerne, bitte haben Sie einen kleinen Moment Geduld, ich habe gerade meinen Block verlegt, ah, da ist er ja, bitteschön, was wünschen Sie mein Herr?“ hörte ich in denkbar freundlichem, akzentfreien Hochdeutsch.
Ich gab meine Bestellung durch, der sympathische junge Mann wiederholte alles akribisch, bedankte sich und schloss mit einem motivierten „dann bis nachher Herr K.!“
„Herr K.“ war da schon sehr angetan, wer schon am Telefon so mit seinen Gästen umgeht würde sie das hoffentlich auch in positiver Weise mit seinem Lieferservice spüren lassen.
Und das begann dann auch schon mit dem Lieferzeitpunkt, exakt fünf vor Minuten vor neun sollte es klingeln, unser dicker Kater flüchtete wie immer hinters Sofa (er hasst die Klingel…) und Madame eilte zur Türe während ich den Tisch deckte. Den Ofen hatten wir zwecks Warmhaltens meines Hauptgerichtes während der Vertilgung der Vorspeisen bereits vorgewärmt.
Ich habe den Fahrer nicht erlebt und hörte nur Fetzen eines freundlichen Gespräches, Madame war allerdings sehr angetan von Höflichkeit wie gepflegtem Auftreten und lobte beides in höchsten Tönen.
Die Verpackung der Gerichte habe ich leider nicht nach Lieferung abgelichtet, alles war brüllend heiß, die kalten Komponenten sauber separiert und entsprechend kühl und die akribisch mit Frischhaltefolie quasi perfekt hermetisch abgedichtete Vorspeisenplatte ließ erahnen, dass Catering auch vor Corona ein festes Standbein des Fasil darstellte.
Wir sortierten die gefühlten tausend und eine Schälchen, ich verfrachtete den Wein in den Kühler, klemmte mir eine kalte Flasche Wasser unter den Arm und mit knurrendem Magen ging es zum Esstisch…
| Vorspeisen |
Tavada Karides – 9,90€
Karisik Soguk Meze (gemischte kalte Mezze Platte f. zwei Personen) – 12,90€
Ich liebe die orientalische Mezze-Kultur, dieses Meer von dutzenden Schüsselchen auf dem Tisch, eine Gaumenfreude jagd im besten Fall die nächste, diese herrliche Vielfalt von Aromen und Farben.
Daher war eine kalte Vorspeisenplatte für zwei Personen Pflicht - und diese sollte optisch im Rahmen eines Lieferdienstes sehr ansprechend auf den Profi-Catering-Kunststoff gezimmert werden wie wir befanden und zerstörten das Bild nicht durch – durch die Dips ohnehin quasi unmögliches -Verfrachten auf Porzellan.
Mittig fanden sich mit Dill, Paprika, Olivenöl, Zitrone und Oregano marinierte Artischockenherzen nebst Yaprak Sarma: mit Reis und diversen Kräutern gefüllte Weinblätter die man ja gemeinhin als Dolmades aus der griechischen Küche kennt – beides köstlich.
Links unten ein recht braver aber sehr „dillig“-erfrischender Cacik, rechts daneben ein wunderbar ausbalancierter Hummus in Nachbarschaft von Antep Ezme, einer leicht pikanten Salsa aus Paprika, Petersilie, Chili, Knoblauch, Zwiebeln und Tomatenmark – für mich das Highlight, gerade zum Fleisch später ein Hochgenuss.
Oben links ein weitere Klassiker, Havuc Ezmesi, den türkischen Karotten Salat auf Joghurt oder Schmand Basis hatte ich bereits in 2014 als „fein gearbeiteten Cole-Slaw“ bezeichnet und das kommt der milden Aromatik sicher nah.
Oben mittig gebratene Auberginen in Joghurt, für mich als nicht unbedingt größten Auberginen-Fan der Welt die schwächste Komponente aufgrund persönlicher Vorlieben, Madame hat sie geliebt.
Auf ein Uhr dann schließlich „Pasa Meze“, geriebener Schafskäse mit Walnuss, Dill, Paprika und Joghurt, hätte vielleicht noch etwas mehr Würze vertragen können, dennoch eine überaus leckere Angelegenheit.
Aber da waren ja noch meine „Tavada Karide“, bei den Garnelen kann man sich zwischen „in Knoblauch-Rahmsauce oder in Knoblauch-Chili-Butter geschwenkt“ entscheiden, ich wählte letztere Option.
Tavada Karides
Auf einem Bett von in rustikale Streifen geschnittener milder roter und grüner Spitzpaprika ca. 10 Garnelen, durch die Lieferung vielleicht ein µ übergart aber das ist wirklich spitzfindig, ist doch selbstverständlich, dass die etwas nachziehen und roh möchte ich meine Garnelen dann in diesem Gericht auch nicht unbedingt.
Die Butter eleganter und milder als erwartet, recht zurückhaltend mit Knoblauch, Paprika, Zitronensaft und Petersilie aromatisiert ließ sie den Meeresbewohnern genügend Raum zur geschmacklichen Entfaltung. Zur Ware kann ich nichts sagen, allerdings gefielen sie mit einer leichten Süße gut, mit geschmacksneutralem Plankton aus dem Antibiotika-Tümpel vom Asia AYCE Buffet hatte dies nichts zu tun.
Zu all dem schmeckte fluffig-frisches, warm angeliefertes Fladenbrot und ein eiskalter gepflegter Verdejo, den ich in erster Linie zu den Garnelen wählte und dabei etwas Bedenken wegen des Cumins im Hummus hatte – völlig zu Unrecht wie sich zeigen sollte.
Hochzufrieden hantierten wir mit all den farbenfrohen Leckereien, der Wein passte gut, ein schönes Essen soweit!
Bei den Hauptspeisen hebt sich das Fasil für Solinger Verhältnisse sehr positiv vom Falafel- und Döner-Allerlei (den es hier im Übrigen auch nicht gibt) der orientalischen Alltagsgastronomie ab.
So bietet man bspw. Dinge wie:
· in Butter geschwenkte Lammfiletstreifen auf lauwarmen Auberginen Joghurt-Püree, Tomatensauce, Paprika und Tomate.
· einen ganzen Wolfsbarsch vom Grill mit Spinatbeilage und Kartoffelchips
· gefülltes Lammrückensteak mit Pinienkernen, Pistazien und Walnüssen an einer Mandel-Rotwein Sauce
Das klang zugegeben sehr ansprechend, aber mir sollte der Sinn mal wieder nach sonniger Lebensfreude vom Grill stehen, eine gemischte kleine Platte war genau das richtige für den nasskalten Herbstabend.
Bei 70 Grad im Ofen warmgehalten war das Fleisch noch wunderbar heiß und da ich den Deckel nur leicht öffnete war es auch nicht trocken geworden in dieser Zeit.
Karisik Izgara
Herrlich der kräuterlastige Duft, der dem kleinen Aluminium-Behältnis entströmte, optisch nicht so ein Highlight wie die Vorspeisen, was aber nachvollziehbar ist. Denn wie will man ansprechend auf einer größeren Platte verteiltes Fleisch bei der Lieferung warmhalten? Der Behälter war daher die ideale Wahl und das Grillgut sah trotzdem sehr appetitlich aus, ich würzte Kartoffeln und Fleisch noch mit etwas Fleur de sel.
Das Lammkotelett war zwar etwas dünn geraten und daher nicht mehr so rosé, wie ich es optisch schätze, dennoch war es denkbar zart, Zähne waren nur bedingt vonnöten.
Zu diesem gesellte sich neben der obligatorischen Grilltomate und ebenfalls gegrillten grünen Spitzpaprika eine illustre Reise quer über den Lavasteingrill des Fasil in Person von Köfte, einem Adana Kebab und jeweils einem Lamm- und Hühnchen-Spieß.
Die in den Hackmassen und Marinaden verwendeten Gewürze versetzten einen, wie auch schon in Teilen der Vorspeise – gedanklich sofort in den mittleren Osten, auffällig zudem bei allen Komponenten die herausragende Saftigkeit des Fleisches, so gefällt mir ein ansonsten oft langweiliges Huhn vom Grill doch gleich doppelt so gut:
Hausgemachte warme Kartoffelchips
ABER: Bitte nicht lachen aber diese Dinger waren unfassbar lecker. Sei es die Textur, die bemerkenswerte Knusprigkeit zumindest bei den dickeren Exemplaren mit einem wunderbar „cremigen“ Inneren verband oder die köstliche Gewürzmischung in der sie nach dem Frittieren anscheinend geschwenkt werden: hausgemachte Herzensküche!
Zur Grillplatte reichte man – for good measure - noch eine Portion Cacik, sowie einen eher milden Paprika-Joghurt Dip mit einer stark an Liebstöckel erinnernden Primär-Aromatik, der vor allem Madame sehr mit den auch von ihr sehr gelobten Chips mundete.
Sie erfreute sich derweil an einem Salat mit gegrillter Hähnchenbrust und zeigte sich begeistert von den Lavasteingrill-Noten des Fleisches (leider keine Holzkohle aber das tut dem Geschmack keinen Abbruch) sowie einem stark an eine klassische Vinaigrette erinnerndes, großzügig bemessenes Dressing (wie alles separat verpackt), das auch ich zu meinem Beilagensalat erhielt.
Tavuk Salata
Die Salate waren nicht nur in Sachen Frische bemerkenswert, der Pflücksalat-Mix hatte neben Baby-Spinat-Blättern auch Wildkräuter zu bieten, obenauf in meinem Falle noch frischer Dill und einige wenige, hauchzart geschnittene kleine Halbringe von ausgeprägt süßer roter Zwiebel.
Beilagensalat Grillplatte
Trotz einer leichten, an Granatapfel-Sirup erinnernden Süße trug das Dressing noch genügend Säure in sich, damit es zu den opulenten Grillgenüssen willkommene Frische auf den Gaumen zaubern konnte, gottlob keine überwürzte „wir zaubern den halben Orient ins Dressing“ Geschichte, etwas Sumach hätte man vielleicht noch erwägen können aber das habe ich zur Not auch selbst im Regal stehen.
Wir hatten noch einige Reste der Vorspeisenplatte am nächsten Abend zu unserer traditionellen Samstag-Abend Tapas-Sause und waren uns einig: hier haben wir nicht zum letzten Mal bestellt, unser lieber Eck-Grieche muss sich zukünftig warm anziehen wie es aussieht.
Fazit
Selten so zufrieden mit einem Lieferdienst gewesen. Klar ist: Wer suchet der findet, alles in allem bin ich trotzdem bei vollen fünf Sternen für die Küchenleistung, wirklich alles hat uns beiden hervorragend geschmeckt und die Anrichtung in den Lieferbehältern geschah soweit möglich liebevoll appetitlich.
Eine Bewertung für den Service erübrigt sich eigentlich, dennoch möchte ich das hier tun, die Pünktlichkeit der Lieferung, das Auftreten - sei es online, am Telefon oder bei der Lieferung selbst - war bemerkenswert höflich und angenehm: Fünf Sterne für den „Lieferservice“ als solchen mit all seinen Aspekten.
Der Vor-Ort-Service meiner Mitbewohnerin hingegen gewohnt fahrig und wortkarg, trotz mehrfacher Erinnerung wurde mein Weinkühler in der Küche vergessen, die Tücken ungelernten Personals.
Das Ambiente in unserem Wohn-Essbereich alleine durch meine Anwesenheit und meine maßgebliche Mitbestimmung des medialen Unterhaltungsprogrammes herausragend niveauvoll und angenehm, heute jedoch ohne Wertung.
Das PLV sehe ich bei sehr guten 4,5 Sternen und damit einer Schulnoten eins minus bis zwei plus, faire Preise für gutes Essen welche den Gesamteindruck zusätzlich abrunden!
2014 war ich noch etwas verhalten in meinem Fazit, es hat sich anscheinend viel getan, mir bleibt heute in Ermangelung jeglicher Türkisch-Kenntnisse somit nur zu stammeln: Çok güzel! Güle güle!! :-)
Kurzes pandemisches Vorwort… (zur Kritik wie immer nur ein wenig nach unten scrollen)
Tja, eigentlich dachte ich an diesem Sonntag wieder in meinen sonnendurchfluteten Urlaubserinnerungen schwelgen zu können, denn es warten noch einige Garmisch-Highlights auf ihre angemessene Aufarbeitung auf dieser illustren Bühne.
Erinnerungen, für die ich vor dem Hintergrund der jetzigen Corona-Lage gleich doppelt dankbar bin, es scheint als haben wir nicht nur in Sachen Wetter einen absoluten Sweet-Spot erwischt mit unserem Aufenthalt Anfang September.
Aber diese laufen so schnell... mehr lesen
5.0 stars -
"Überzeugender Orient-Express" ShaneymacKurzes pandemisches Vorwort… (zur Kritik wie immer nur ein wenig nach unten scrollen)
Tja, eigentlich dachte ich an diesem Sonntag wieder in meinen sonnendurchfluteten Urlaubserinnerungen schwelgen zu können, denn es warten noch einige Garmisch-Highlights auf ihre angemessene Aufarbeitung auf dieser illustren Bühne.
Erinnerungen, für die ich vor dem Hintergrund der jetzigen Corona-Lage gleich doppelt dankbar bin, es scheint als haben wir nicht nur in Sachen Wetter einen absoluten Sweet-Spot erwischt mit unserem Aufenthalt Anfang September.
Aber diese laufen so schnell
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Die ganze Woche war ich jedoch leicht unentschlossen ob eine Do-it-yourself Box oder warm geliefertes Essen die bessere Wahl sein würde, zumal ich ersteres ja in Solingen noch nicht probiert hatte, was aber mitnichten an mangelndem Willen liegt.
Aber ich empfinde das Solinger Angebot angesichts der grandiosen Boxen aus den Metropolen, die auch hier auf GastroGuide vorgestellt werden, teilweise doch etwas langweilig und in Relation zu diesen mitunter einfach nur überteuert.
So klang bspw. ein Dreigang-Menü eines hiesigen gepflegten Restaurants für zwei Personen durchaus gut: zum Start eine Hummerbisque, danach ein kleines (400 Gramm) Châteu Briand mit Spargelragout und Gratin und zum Schluss eine Erdbeer-Tarte!
Aber hierfür 140 Euro aufzurufen und noch nicht einmal die Waren näher zu deklarieren grenzt schon an Wucher, zumal bei den momentanen Fleischpreisen, die sich trauriger Weise in vielen Fällen kaum mehr im Keller befinden könnten.
Ein anderes, eher betont gutbürgerliches Restaurant warb mit einer „Warmen Edelfischplatte mit Kabeljau, Heilbutt, Steinbeißer, Lachs und Garnelen“ und verlangte dafür stolze 40 Euro pro Person; auch hier ohne den Fisch in irgendeiner Weise näher zu benennen, wahrscheinlich waren der begleitende Reis und der „ganz frische“ Gurkensalat für den sportlichen Preis verantwortlich.
Angemessene Preise für gute Ware und ebensolches Handwerk aufzurufen sei jedem von Herzen gegönnt, nur muss ich als Gastronom doch bitteschön auch vermitteln, warum ich diese aufrufe und da machen es sich einige doch eher leicht in der Klingenstadt.
Nun ist vielleicht nicht jeder so aktiv in kulinarischer Hinsicht wie ich und hat nicht nur dank dieser Plattform hier einen guten Überblick über das, was in Städten wie Köln, Hamburg oder Berlin in Sachen kreativer, genussvoller, fair bepreister Selbermach-Boxen etc. möglich ist.
Aber das stimmt mich dann umso ärgerlicher nach dem Motto: „Mit den Solingern kann man’s ja machen, die schauen eh nicht über den Kottenbutter-Rand hinaus…“ – da ist in dieser Hinsicht leider noch viel Luft nach oben in SG.
Am späten Nachmittag war ich dann das Hin- und Her-Überlegen leid und entschloss mich abermals dazu, lieber auf die relative „Nummer-Sicher“ zu setzen anstatt auf Teufel komm raus nach weißen Flecken auf der Gastro-Landkarte zu suchen:
Merhaba Fasil!! Schmeißt den Lavasteingrill an am Neumarkt, liebes Fasil-Team, möge euer verlässlicher Orient Express den Karfreitag retten und die kulinarische Ökumene den Abend verzaubern….Amen....
| Bestellung & Lieferung |
Wie immer rief ich direkt im Restaurant an, wer angesichts der mittlerweile auch der breiten Öffentlichkeit bekannt gewordenen Praktiken von Lieferando immer noch diesen unsäglichen Konzern unterstützt, sollte mit Lieferservice-Verbot nicht unter sechs Monaten bestraft werden – wobei: auch nicht gut für die Gastronomie, dann eben wahlweise einen Peitschenhieb pro 10 Cent Lieferando-Gebühr pro Bestellung…
Ein freundliche junge Dame nahm die Bestellung entgegen, bestätigte jede Position und wiederholte die gesamte Order nochmals am Ende des Gespräches und man versprach, wie gewünscht um 20:45 Uhr problemlos liefern zu können.
Das Versprechen hielt man leider nur bedingt, fast 20 Minuten früher war man vor Ort, was insofern schade war, dass ich mir noch kurz vorher ein schönes, hierzulande rares Bier aufgemacht hatte, dass ich als kleinen Aperitif zu Hause sehr mag.
Nun ja, sei’s drum, ich habe die Fahrerin zwar nicht erblickt aber ihre Freundlichkeit und die Stimme klangen doch sehr nach der Person am Telefon, es gibt sicherlich wichtigere Tugenden als die letzte Minute Pünktlichkeit, auch wenn es etwas ärgerlich war.
Die Kardinalstugenden „warm“ und „gut verpackt“ meisterte man hingegen wie bei den ersten beiden Bestellungen (eine hatte ich zwischenzeitlich hier verschwiegen) mit Bravour, herrliche Düfte waberten durch die Küche:
Laut einiger Rückmeldungen auf Facebook bietet das Fasil auf Nachfrage auch umweltfreundliche Verpackungen, was ich aber bei der Bestellung vergaß und mir erst heute wieder einfiel, angeboten hat man mir diese leider auch nicht, ich hätte es dann gerne wahrgenommen.
Nun denn, wie jeden Freitag wurde ich ausgeschimpft, weil ich „zu lange brauche“, ausgerechnet von DER Person in unserem Haushalt, die mich regelmäßig jeden Samstag nach den Worten „geh doch schon mal zum Auto, ich komme sofort“ vor dem Wocheneinkauf selbst bei einem Blizzard eine geschlagene Viertelstunde vor dem Haus warten lässt, weil sie u.v.a. zunächst noch - wegen der Katzen - jedes Fenster gefühlt 32x auf absolute Verschlossenheit überprüft – manchmal hilft eben nur ruhiges, kontrolliertes Atmen, ommmhh....
Hinreichend kontrolliert-zügig ging es dann endlich auf zum Esstisch, ich wollte schließlich den prächtigen Fisch nicht zu lange im Ofen warten lassen….
| Vorspeisen |
Sigara Börek – 6,50€
Icli Köfte – 7,50€
Der türkische Fingerfood-Klassier Icli Köfte war meine Wahl, nach den guten Erlebnissen mit der kalten Mezze Platte und den Garnelen wollte ich schlicht etwas Neues von der Karte ausprobieren .
Icli Köfte bedeutet „gefüllte Köfte“ bzw. Fleischbällchen und ich durfte lernen, dass im Originalrezept dieser aus Gaziantep stammenden, gefüllten Bulgur-Leckereien sogar in der Hülle mit feinem Rinder-Tatar gearbeitet wird; die Hausmannskost Variante aus dem Alltag ist jedoch die gängige und diese gab es auch hier vom Fasil.
Nicht mehr ganz so knusprig wie Sekunden nach dem Ausbacken in Fett aber dennoch fernab von weich oder matschig verbargen die länglichen Gebilde eine Mischung aus beherzt gewürztem Rinderhack, fein gehackten Walnüssen und Zwiebeln.
Dazu brachte man neben gegrillter grüner Spitzpaprika einen angenehm kühlen Joghurt mit dezenter Knoblauchnote sowie eine relativ dünnflüssige Tomatensauce. Dieses Zusammenspiel von Joghurt und Tomaten- oder Paprikatunken findet man häufig in der türkischen Küche, man denke nur den berühmten Iskender Kebab.
Wie und ob man das arrangiert, ob man den Joghurt als Spiegel hernimmt, darauf die Köfte und darüber die Tomatensauce etc. etc. bleibt jedem selbst überlassen, da ich nicht wollte, dass die Bulgur-Hülle aufweicht und ich die Komponenten zunächst solo probieren wollte, habe ich sie für das Foto separat „angerichtet“.
Eine gesteigert leckere Kombination die nur zwei Wünsche offen ließ: etwas mehr Schärfe in der Füllung um einen schöneren Kontrast zum milden, kühlen Joghurt zu haben sowie die Erwartung, für 7,50€ doch zumindest drei der gelungenen Appetitmacher zu erhalten statt doch sehr überschaubarer zweier von jenen.
Weniger überschaubar hingegen das in Unmengen mitgelieferte warme Fladenbrot, dass wir bereits zu den Vorspeisen mit auf den Tisch stellten:
Madame hatte sich für warme Sigara Böregi entschieden, die mit einem milden Knoblauch-Dip kamen, der im Gegensatz zur „erfrischenden“ Konsistenz des Joghurts auf meinem Teller etwas mayonnaisig anmutete, geschmacklich aber nicht minder gelungen war.
Diese Exemplare hatte nur wenig mit der labbrigen, dünnen, faden Geschichte zu tun, die man von manchen türkischen Feinkosttheken oder entsprechenden Wochenmarkt-Ständen kennt.
Der knusprige Yufka-Teig ummantelte einen nicht zu milden cremigen Schafskäse, dem man mit Petersilie und Gewürzen zusätzliche Tiefe verlieh, das Ganze in der Ausführung eher von der Größe einer ausgewachsenen Cohiba denn eines Zigarillos, das hatte schon Sattmach-Potential ohne im Anssatz schwer im Magen zu liegen, sehr fein.
| Hauptspeisen |
Beyti Kebab – 14,90€
Levrek (gegrillter Wolfsbarsch) – 17,50€
Antep Ezme – 5,50€
2019 Illusion QbA, Spätburgunder, Blanc de Noirs , Weingut Meyer-Näkel, Dernau, Ahr
Die Dame am Tisch war weniger österlich-fromm gestimmt wie der Autor dieser Zeilen und hatte das Beyti Kebab gewählt. Das kann man sich in etwa vorstellen, wie ein Adana Kebab im Yufka oder Lavash-Brot, also ein Hackspieß im Teigmantel.
Typischerweise wird das Hack vorgegart und dann im Teig auf dem Grill oder dem Ofen zu Ende gegart, wobei sich das Brot dann etwas mit den Fleischsäften vollsaugt und außen knusprig wird.
Hier geschah beides auf dem Grill, dass hierbei dunkle Stellen entstehen ist quasi „Rezept-immanent“ und kein Verbrennen im klassischen Sinne, aber hier ist der Deutsche ja sehr empfindlich, ein Grund dafür, dass Pizza hierzulande meist nur auf Nachfrage im italienischen Sinne gut gebacken, ben cotta und mit knusprigem Rand auf den Tisch kommt.
Eigentlich gießt man die leicht Paprika-notige Tomatensauce, die zum Gericht gehört, über die mit in diesem Falle mit Lammhack gefüllten Stücke des in Teig gerollten Spießes. Da aber klar war, dass sie den Teller heute nicht ganz schaffen würde, wurde quasi ein kleiner See im begleitenden Joghurt erschaffen, was geschmacklich keinen Unterschied machte und ein Durchweichen des Teiges verhinderte.
Dazu das obligatorische Grillgemüse, neben grüner Paprika diesmal auch eine kleine Grilltomate, die mich wohl Zeit meines Lebens immer an ein Full English Breakfast erinnern wird.
Es schmeckte ihr grundsätzlich sehr gut, aber nicht ganz so gut kam an, dass es Lammhack – was so nicht in der Karte stand - war, dass sehr kräftig im Geschmack war und gerne noch etwas feiner gewolft werden hätten können, weil hier und da doch vereinzelt etwas Knorpel mit im Spiel war.
Nun, wer in einem türkischen Restaurant isst und sich über Lamm wundert, hat wohl noch ganz andere Probleme, mein Punkt ist nur der, dass Lamm überall sonst explizit ausgewiesen wird in der gesamten Karte.
Dazu gab es den schon bekannten, abermals überragend frischen Beilagensalat mit der köstlichen Granatapfel-Vinaigrette, zum üppigen Kebab eine willkommene Erfrischung für den Gaumen.
Ich erfreute mich derweil an meinem persönlichen Hauptdarsteller des Abends, meinem gegrillten Wolfsbarsch - oh schönes Osterfest; zufrieden jauchzet groß und klein: Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein! (sorry dafür aber ich warte seit Jahren auf die Gelegenheit für ein Goethe Zitat um routiniert Bildungsbürgerlichkeit zu mimen…)
Fisch hat in der küstennahen türkischen Küche einen hohen Stellenwert und ich finde es schade, dass dieser in der relevanten Alltagsgastronomie so selten stattfindet, zu sehr regiert der Döner Mainstream, wobei es in Solingen Ohligs da einen kleinen Geheimtipp gibt.
Mein Wolfsbarsch war ein für eine Person mehr als ausreichendes Exemplar, man hatte ihn mit frischem Thymian und dünnen Zitronenscheiben gefüllt und ansonsten nur leicht gesalzen, das saftige Fleisch überzeugte mit frischem, jodigem Eigengeschmack, die knusprige Haut konnte man problemlos mitessen.
Herrlich, ich gab etwas Zitronensaft obenauf und salzte noch mit etwas Fleur de Sel nach, der frische Dill auf dem Teller duftete derweil mit den Grillnoten des Fisches um die Wette.
Dazu schmeckte eine erfreulich wenig totgegarte Blattspinat-Beilage, die mit Chili, etwas milden Zwiebeln, Knoblauch und etwas Sumach eine willkommene Tiefe besaß, die ich ihr auf den ersten Blick gar nicht zugetraut hätte.
Dazu die bekannten Kartoffel-Chips, denen ich Anfang November noch ausdrücklich das Prädikat „hausgemacht“ verliehen hatte. Ob man die Kartoffelsorte geändert hat oder ich mich damals täuschte kann ich nicht sagen, diesmal waren sie immer noch sehr gut und wie gehabt u.a. mit Paprika und Cumin gewürzt worden nach dem Frittieren, jedoch besaßen sie nicht mehr diese herausragende Mischung aus cremig und knusprig wie weiland Anfang November.
Nach wie vor unverändert köstlich das Antep Ezme, der scharfen, stückigen Salsa aus Paprika, Petersilie, Chili, Knoblauch, Zwiebeln und Tomatenmark, die ich zum Fisch aus der Mezze-Abteilung dazu bestellt hatte:
Aus dem eigenen Kühlschrank kam noch selbstgemachte Aioli dazu, somit hatte ich zwei schöne „Kondimente“ zum Fisch, dessen guter Eigengeschmack aber eigentlich fast keine Begleitung verlangte, aber die Chips verstanden sich dafür umso besser mit den beiden „Dip-Optionen“.
Auf Schiefer und Grauwacke wächst einer der schönsten Blanc de Noirs die ich hierzulande kenne, nuancenreich, mit einem Aromenspiel von Birne, Apfel, gelben Pfirsich und einer eleganten Mineralität. Wenn man einen passenden Begleiter zu gegrilltem Fisch sucht macht man mit dem Illusion von Meyer-Näkel, den Großmeistern des Pinot Noirs, ganz sicher nichts falsch, ich zumindest habe ihn sehr genossen:
| Dessert |
Künefe – 6,50€
Muz Tatlisi – 6,90€
Künefe sagt jetzt erstmal den wenigsten im Detail etwas. Die Zutatenliste wirkt auf den ersten Blick auch etwas befremdlich: Nudeln, Käse, Pistazien, Zuckersirup.
Hauptbestandteil ist zunächst einmal Kadayif, auch Engelshaar genannt, den ultrafeinen türkischen Fadennudeln. Dieser ummantelt dann Käse, im Original Dil Peyniri (ein weißer, ungesalzener Käse) der aber hierzulande kaum zu bekommen ist und daher meist mit Mozzarella ersetzt wird.
Frisch aus dem Ofen wird das Ganze dann mit lauwarmem Zuckersirup übergossen und mit Pistazien bestreut, Kus boku (übersetzt: Vogelscheiße) wird die zu diesem Zweck berühmteste Pistazie aus Gaziantep/Türkei genannt. Aus ihr wird auch das berühmte Baklava gemacht. Gaziantep liegt auf fast 1000m Höhe und das macht die Pistazien offenbar so besonders dort. Von außen sehen sie unspektakulär aus. Eben ein wenig wie Vogeldung. Doch im Mörser zerrieben setzen sie ihre tolle, grün leuchtende Farbe frei!
Ob man diese verwendete weiß ich nicht, aber sie waren sehr aromatisch und genauso willkommen, wie der begleitende leicht gesüßte Rahm, den ich obenauf gab, so wie man es gemeinhin macht.
Normalweise kommt das Gericht wie gesagt heiß in einer runden Backform auf den Tisch, man schneidet ein Stück ab und wird belohnt mit herrlich Fäden ziehendem Käse, sowie man es von einem Werbefoto für Pan-Pizza kennt.
Das war hier natürlich nicht mehr der Fall, es eignet sich nicht gut zum Liefern, was mir aber vorher klar war, geschmacklich war es trotzdem ein kleines Fest, hier gilt ein wenig das „Prinzip Crêpe“ der letzten Woche: schmecken tut es irgendwie dann doch immer.
Die Mitesserin erfreute sich parallel an ihren Muz Tatlisi, in diesem Falle einer warmen Banane in Grenadine Sauce, Schokoladen Sauce, Walnüssen, Zimt und eigentlich auch noch etwas Vanille-Eis.
Auf letzteres verzichtet man im Liefergeschäft wie man mir sagte, zu groß sei die Chance auf geschmolzenes Eis und extra Kühlakkus anzuschaffen wegen der wenigen Desserts mit Vanille-Eis sind den Extra-Aufwand wohl auch logistisch nicht wert.
Auch wenn dann etwas von dem kühlen Rahm sicher eine nette Alternative dargestellt hätte, wurde das optisch auf dem Tellerbild zugegeben gesteigert infantil anmutenden Dessert in den höchsten Tönen gelobt. Ich probierte. Und ja, auch wenn ich eine Schwäche für Zimt mit Apfel oder Banane habe war die Kombination schon sehr beglückend auf ihre Weise. Sicher nichts für Freunde feingeistiger Teller-Akrobatik aber wer hier nicht auch angesichts der schönen Zutaten einige Glückshormone freisetzt muss ein Herz aus Stein besitzen.
Hat Madame nicht, ich auch nicht insofern man mir keine Fertigprodukte vorsetzt, ergo ein gelungenes Dessert, das ich jederzeit wieder bestellen würde, von der zufriedenen Vertilgerin mal ganz abgesehen (die kann ich auch nicht wieder zurückschicken…. har har….).
Gut war’s, jetzt konnte Ostern kommen, mit dem erhabenen Gefühl meiner karfreitäglichen Christen-Pflicht auf dem Teller vorbildlich nachgekommen zu sein schritt ich betont andächtig zum Sofa, ein guter Mensch, dieser Shaneymac!!!1! :-))
Fazit
In Summe in allen Disziplinen heute einen Hauch schwächer als bei den ersten beiden Bestellungen, was aber immer noch auch für die Küche überzeugte 4,5 Sterne bedeutet.
Dort lande ich auch beim Service, die 20 Minuten Lieferung vor der gewünschten Zeit kosten einen moderaten halben Punkt, also auch hier 4,5 Sterne für einen ansonsten wie gehabt tadellosen Auftritt.
Auch beim PLV lande ich heute bei einer Schulnote Eins minus und bei 4,5 Sternen, was hier an Qualität und Menge verlässlich heiß bis an die eigene Haustüre geliefert wird, muss im Solinger Vergleich so manchen solchen nicht scheuen.
Das Fasil; nicht nur zu Ostern eine gute Wahl wenn man Lust auf diese Küche hat, aromenreiche Vielfalt, auf deren nächste Wiederauferstehung auf unserem Esstisch ich mich schon sehr freue.
Und damit wünsche ich allen Lesern und hiesigen Weggefährten von Herzen frohe „Rest-Ostern“, bei uns schmurgelt schon eine Rosmarin-Jus zum Lamm im Topf und es riecht sehr vielversprechend, lasst es Euch gut gehen und genießt - besonders in diesen Zeiten sehr wichtig, wie ich meine!