Der auf diesem Portal zu einer gewissen Bekanntheit gekommene Sushiverkauf mit einigen Sitzgelegenheiten ist vom quirligen Bahnhofsplatz an eine innerstädtische Randlage gezogen. Auf der Homepage wird das mit ehrlichen und sehr sympathischen Worten erklärt. Ich wünsche den Betreiber-Geschwistern, dass sie auch ohne die viele Laufkundschaft durch die Krise kommen. Vielleicht fängt die sicherlich gesunkene Pacht einiges auf und die Nachbarschaft ist auch so begeistert vom Angebot wie zumindest ein Fan hier. Allen anderen Gastronomen natürlich sinngemäß das Gleiche.
Der auf diesem Portal zu einer gewissen Bekanntheit gekommene Sushiverkauf mit einigen Sitzgelegenheiten ist vom quirligen Bahnhofsplatz an eine innerstädtische Randlage gezogen. Auf der Homepage wird das mit ehrlichen und sehr sympathischen Worten erklärt. Ich wünsche den Betreiber-Geschwistern, dass sie auch ohne die viele Laufkundschaft durch die Krise kommen. Vielleicht fängt die sicherlich gesunkene Pacht einiges auf und die Nachbarschaft ist auch so begeistert vom Angebot wie zumindest ein Fan hier. Allen anderen Gastronomen natürlich sinngemäß das Gleiche.
In der Altstadtgasse Hinter dem Schütting befindet sich die nach eigenen Angaben älteste Gasthausbrauerei Bremens. Seit genau 30 Jahren wird in den Kellergewölben nicht nur gebraut, sondern auch eine norddeutsch-rustikale Variante der Ballermann-Gastronomie gepflegt. Altherren-Fußballmannschaften und Junggesellenabschiede inklusive. Einzelheiten sind der immer noch sehr lesenswerten Kritik des Hanseaten zu entnehmen, in der auch schon die zumindest kulinarische Verbindung zum nebenan und auf Straßenniveau gelegenen Friesenhof detektivisch aufgedeckt wurde. In dessen großen, nach hinten ebenfalls verwinkelten Räumen wurden sogar fast 40 Jahre bevorzugt Bus-Touristen und Stammgäste im maritimen Ambiente auf mäßigem Niveau einheimisch verköstigt. Das ist nun vorbei, denn im novemberlichen Shutdown ist der Innen-Umbau zum Brauhaus erfolgt und auch außen sind die Dinge geklärt. Hoffentlich wird ein etwas anderes Publikum als im Keller angesprochen, denn es gibt Schöneres als grölende Männergruppen direkt unter dem eigenen Bürofenster. Ich werde berichten.
In der Altstadtgasse Hinter dem Schütting befindet sich die nach eigenen Angaben älteste Gasthausbrauerei Bremens. Seit genau 30 Jahren wird in den Kellergewölben nicht nur gebraut, sondern auch eine norddeutsch-rustikale Variante der Ballermann-Gastronomie gepflegt. Altherren-Fußballmannschaften und Junggesellenabschiede inklusive. Einzelheiten sind der immer noch sehr lesenswerten Kritik des Hanseaten zu entnehmen, in der auch schon die zumindest kulinarische Verbindung zum nebenan und auf Straßenniveau gelegenen Friesenhof detektivisch aufgedeckt wurde. In dessen großen, nach hinten ebenfalls verwinkelten Räumen wurden sogar fast 40 Jahre bevorzugt Bus-Touristen und Stammgäste im maritimen Ambiente auf mäßigem Niveau einheimisch verköstigt. Das ist nun vorbei, denn im novemberlichen Shutdown ist der Innen-Umbau zum Brauhaus erfolgt und auch außen sind die Dinge geklärt. Hoffentlich wird ein etwas anderes Publikum als im Keller angesprochen, denn es gibt Schöneres als grölende Männergruppen direkt unter dem eigenen Bürofenster. Ich werde berichten.
Geschrieben am 29.11.2020 2020-11-29| Aktualisiert am
29.11.2020
Besucht am 08.09.2020Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 113 EUR
... wenn man in dieser trüben Zeit von erfreulichen Restaurantbesuchen berichten kann. Daher, wenn auch kurz, nochmals ein Bericht aus dem Canova.
Ambiente unverändert elegant, schön, entspannt.
Die Crew weiß, was sie tut, ist flott und gar freundlich zu dem einzelnen Herrn. Denn meine Frau war ehrenamtlich unterwegs und da wollte ich natürlich nicht zurückstehen und half fast völlig selbstlos der örtlichen Gastronomie, die wirtschaftlichen Folgen des (ersten) Lockdowns auszugleichen.
Eigentlich war ich auch nur für eine Flasche Löwengang von Lageder aufgebrochen, die mir bei der letzten Einkehr Volker angekündigt hatte, der inzwischen mit viel Herzblut die Weinauswahl in der ehemaligen Bibliothek der Kunsthalle verantwortet. Nun waren weder Volker, noch der Chef anwesend, was zu einer immer intensiveren Suche und einem immer verzweifelteren Service führte. Erst ein telefonischer Rückruf klärte auf, dass der Lageder-Bestand just am Abend vorher ausverkauft worden war. Ich blieb gewohnt entspannt und leerte derweil meine Burgunder-Cuvée aus dem Hause Tardieu (49€). Vorher hatte es schon einen Campari mit frisch gepresstem Orangensaft gegeben (7€).
Für einen abendlichen Restaurantbesuch bestellte ich mir einen etwas ungewöhnlichen Einstieg. Aber der Meersalz-Schinken und die Fenchel-Salami vom Swatbunten, also der bekannten Bentheimer Schweinerasse, schmecken einfach zu lecker. Schinken und Salami vom Bunten Bentheimer
Zur Räucherware hatte ich mir zum Snacken noch Taggiasca-Oliven in ihrem Öl von artefakt aus Wilstedt gewünscht. Die bekam ich auch, aber die Küche zauberte mal eben einen herzhaft-frischen Oliven-Pflaumen-Salat mit Schafskäse, Gurke und verschiedenen Zwiebeln dazu. Oliven-Pflaumen-Salat
Auf der Rechnung tauchte die individuelle Kombi als Frühstück für 13,5€ auf.
Eigentliche Vorspeise dann ein Tatar vom Heide-Saibling mit seinem Kaviar, Gurke, Bronzefenchel und Schmand. Tatar vom Heidesaibling
Die Gurke führte sich mit knackiger Textur ein und blieb später durch ein intensives Süppchen präsent. Auch der Fenchel blitzte auf. Der Fisch war angenehm im Biss, aber am Gaumen recht „leise“ Die salzigen Noten auch der Eier wurden durch den säuerlichen Schmand gedämpft, der aber für ein schön cremiges Mundgefühl sorgte.
Durch und durch nordisch, sieht man von ein paar Tropfen Olivenöl ab, aber mit 22€ auch heftig kalkuliert.
Insbesondere, weil der Fleischgang dasselbe kostete und sich als ein Fest der Slow-food-Küche herausstellte.
Ganz im Sinne des inzwischen ja fast im Mainstream angelangten Nose-to-tail-Konzept wurden Roastbeef, Herz, Zunge und Markknochen serviert. Nose-to-tail vom Rind
Schon die zarten, kräftig gebräunten Tranchen vom Roastbeef überzeugten medium mit vollem Rindergeschmack.
Aber das Herz, noch etwas blutig und eh das beste Muskelfleisch von allen, war schlicht fantastisch. Für mich auf einer Ebene mit den sogenannten edelsten Stücken.
Auch die - stark angebratene - Zunge gefiel mir sehr gut. Kannte ich so nicht, war einerseits typisch in der Konsistenz, andererseits kräftiger durch die Röstaromen.
Knochenmark liebt man oder hasst man, vermutlich. Ich gehöre zur ersten Gruppe. Allerdings fehlte mir doch inzwischen etwas Brot, Kartoffel oder andere „Trockenware“, um etwas Ausgleich zum Fett zu schaffen. Zumal das Petersilien-Püree, in das der Knochen gesetzt war, geschmacklich unauffällig blieb, aber wiederum von etwas Öl begleitet wurde. Dagegen waren die eingelegten Tropea-Zwiebeln und Würfel von verschiedenen Knollen mit ihrer Knackigkeit und feinen Säure eine willkommene Ergänzung.
Fazit: Gar nicht einsamer Low-carb-Abend vom Feinsten!
... wenn man in dieser trüben Zeit von erfreulichen Restaurantbesuchen berichten kann. Daher, wenn auch kurz, nochmals ein Bericht aus dem Canova.
Ambiente unverändert elegant, schön, entspannt.
Die Crew weiß, was sie tut, ist flott und gar freundlich zu dem einzelnen Herrn. Denn meine Frau war ehrenamtlich unterwegs und da wollte ich natürlich nicht zurückstehen und half fast völlig selbstlos der örtlichen Gastronomie, die wirtschaftlichen Folgen des (ersten) Lockdowns auszugleichen.
Eigentlich war ich auch nur für eine Flasche Löwengang von Lageder aufgebrochen,... mehr lesen
Geschrieben am 16.11.2020 2020-11-16| Aktualisiert am
19.11.2020
Besucht am 16.08.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 125 EUR
Auf diese Neueröffnung haben wir sicher zwei Jahre gewartet. Mindestens so lange kündigte der umtriebige und sehr, sehr meinungsstarke Gastronom Stefan Schröder den Umbau seines Weltkriegsbunker in ein Fischrestaurant an. Eine Spezialisierung, die in meiner Heimatstadt beklagenswert selten zu finden ist; erst recht auf einem höheren Qualitäts-Level. Indes die Monate gingen ins Land, bürokratische, bauliche und zuletzt pandemische Hürden waren zu überwinden. Aber im Sommer war es endlich soweit und in den mit kräftigen Malereien aufgepeppten Betonmauern öffnete die Orangerie ihre komplett verglaste Glasfront. Dahinter statt des derzeit so angesagten fancy-bling-bling-lila-Beleuchtung-Lounge-Bar-Resto-Konzepts eine in den Details hochwertig ausgeführte, aber rustikale Lodge.
Passt zum Chef: Kernig, aber mit Niveau.
Die lange, aber schmale L-förmige Terrasse erlaubt an Samstagen einen hervorragenden Ausblick auf Bremens größten Wochenmarkt mit seinem wuselige Treiben. Dazu gibt es auch ein Mittagsangebot und einen kleinen Auszug aus der Karte, bevorzugt Pasta, die mit den wirklich guten Steaks (U.S. Prime von den GOP) das abendliche Angebot von leckeren Meeresbewohnern ergänzt. Oder dieses Schätzchen aus der Dessertkarte: Waffeln zum Sterben!
Indes hat der schöne Ausblick für den Wirt auch Schattenseiten, denn offenbar verweilt das gemeine Findorffer Pärchen nach dem Marktbesuch gern für ein, zwei Stunden an den Tischen und verzehrt in der Zeit ein Glas Wein, eine Tasse Kaffee oder ein Wasser, alternativ natürlich. Stefan Schröder macht da deutliche Ansagen oder bittet auch schon mal, den Platz freizugeben, wenn nichts mehr bestellt wird. In einem durchaus grenzwertigen Tonfall, das muss man sich nicht unbedingt bieten lassen. Aber bis zu einem gewissen Grad kann ich seinen Ärger schon verstehen, nachdem ich selbst solche Gäste erlebt habe. Na, wir werden ja sehen, wer sich an wen anpasst...
Außerhalb der Marktzeiten verlieren die Außenplätze zumindest optisch ihren Reiz, ein sehr großer, mäßig genutzter Parkplatz mit ein paar Dixi-Klos wird in ein paar Jahren hoffentlich gnädig hinter den frisch gepflanzten Büschen verschwinden.
Bei unserem gemeinsamen Premierenbesuch waren die Außenplätze angesichts der Temperaturen gleichwohl begehrt. Was zu dem wirklich lustigen Anblick führte, dass schon 10 Minuten vor der Abendöffnung hinter jedem Zweiertisch ein Pärchen stand, das mit festem Griff und bösem Blick sein Revier verteidigte. Waren wir auch dabei? Ja. Habe ich bedauert, kein Strandlaken mitgenommen zu haben? Vielleicht.
Aber irgendwann war auch der letzte Platz desinfiziert, mit einem Topf Mini-Chilischoten versehen und die Gäste an die Tische gebeten. Bei einem fruchtig-bitteren Zitrus-Aperitif Aperitif
(6,5€, das ist ok, auch das Wasser für 5,9€) konnten wir durch die kompakte Speisekarte stöbern, die durch ein offenbar erfolgreiches Eröffnungswochenende zusätzlich ausgedünnt war. Dafür standen auf der Tafel zwei Tagesangebote; ich erinnere mich an Weißen Heilbutt.
Zur Verkürzung der Wartezeit gab es Olivenbrötchen und dazu eine aufgeschlagene Paprika-Chili-Butter mit angenehmer Schärfe. Warme Olivenbrötchen
Und als nicht unbedingt erwartetes Amuse eine ebenfalls leicht scharfe Gazpacho mit frisch geröstetem Knoblauchbaguette. Gazpacho
Schon dieser Auftakt dürfte die Küche (auch in seinen anderen Restaurants) von Autodidakt Schröder ganz gut beschreiben: Alles mit Wumms! Das Produkt steht trotz unbestreitbarer Qualität nicht im Fokus, vielmehr wird recht frei kombiniert und deutlich gewürzt. Das führt häufig zu Salz- und umami-lastigen Geschmacksbildern, die undeutlich, aber zugänglich und natürlich insgesamt „lecker“ sind. Jürgen Dollase wäre natürlich nicht amüsiert...
Als Einstieg entschied sich meine Frau für das allseits bekannte, dünn aufgeschnittene Oktopus-Carpaccio (10,5€), Oktopus-Carpaccio
das mit fruchtigem Granatapfel und nicht etwa ordinärem Ruccola, sondern mit Ölrauke (frisch sowie frittiert, aber leider schon wieder etwas abgekühlt) serviert wurde. Auf diesen Unterschied legt der Patron Wert.
Ich nicht, da ich mich unterdessen am ungewöhnlichen Salat von Taggiasca-Oliven gütlich tat. Salat von Taggiasca-Oliven
Die kleinen grünen Ligurier kamen in Begleitung von Tomaten, Zwiebeln, der Rauke (also doch) und anderem Blattzeug zitronig, würzig und pikant daher, zudem begleitet von weiterem, jetzt wieder weichem Röstbrot und einer sehr schönen, scharfen Chilimayo. Resultat: Siehe oben. Mit 8,5€ ein Schnäppchen bei einem ansonsten angemessenen PLV.
Die Weinkarte war zumindest kurz nach der Eröffnung noch stark ausbaufähig; das musste sogar der selbstbewusste Wirt widerwillig einräumen, der sich den Abend persönlich und tadellos um uns kümmerte. (Ich komme übrigens mit seiner Art meistens klar, da ich ja durchaus auch austeilen kann. Glaubt man vielleicht gar nicht...)
Wir einigten uns schließlich auf einen einfachen Sauvignon vom Pfälzer Weingut Leonhard, der für erträgliche 19,5€ sein Bestes versuchte. Immerhin unter dem Tisch mustergültig gekühlt. Nachschenken übernahmen wir angesichts der voll besetzten Terrasse selber. Pfälzer Leichtgewicht
Als Zwischengang setzte ich auf gebratene Calamaretti, die die Küche mit leichten Röstnoten, aber vor allem sehr schön weich hinbekommen hatte. Yummy!
Mit frischen Kräutern versetzt und geschmacklich deutlich erkennbar, wobei die kleinen Tomatenhälften da noch mehr punkten konnten. Ich mag nämlich auch Cocktailtomaten sehr gerne, wenn sie so „sonnenverwöhnt“ sind! Die schon bekannten Mitspieler ergänzten, hinzu kamen Croûtons frisch aus der Pfanne (plus Brot, wer hat...). Wie immer stark die Mango-Sauce, ein Schröder-Klassiker, der vorsichtig portioniert den possierlichen Kopffüßlern einen erfrischenden Fruchtkick versetzte. (18€)
Bei den abschließenden Hauptgängen Licht und Schatten.
Auf der anderen Tischseite doch ein wenig Enttäuschung, dass sich der Seafood-Risotto (15€) als sehr flüssiger wohl mit Paprika aromatisierter Reis entpuppte Seafood-„Risotto“
(„Niemals Risotto im Restaurant!“ Wer hat’s gesagt?). Immerhin, geschmacklich kamen keine Klagen und auch die reichliche Mischung aus Muscheln und anderen Mollusken um Längen besser als bei der landläufigen Pizza Frutti di mare. Auch hier diente frittiertes Grünzeug als Topping.
Trotzdem war ich heilfroh, den Cioppino gewählt zu haben, einen Klassiker der italo-amerikanischen Fisch-Küche (22€).
Schon optisch ein kräftigerer Geselle. Im dicken, intensiven, Knoblauch-Tomaten-Weißweinsud schwammen reichlich auf den Punkt gegarte, saftige Fischstücke und ebenfalls verschiedene Meeresfrüchte. Cioppino
Ich saß vielleicht nicht an den Docks of the bay, aber die westbound Sevenfortyseven hatte mich schon an Bord.
Mit dem Schwerpunkt Fisch und Meeresfrüchte auf diesem Niveau ein gastronomischer Gewinn für die Stadt. Zu Beginn klappte noch nicht alles perfekt. Aber die Richtung stimmt, gern wieder.
Oder ein kurzes knappes Fazit im Stil des Inhabers:
Willste ein Maul voll Geschmack, biste hier richtig. Der will nur spielen...
Auf diese Neueröffnung haben wir sicher zwei Jahre gewartet. Mindestens so lange kündigte der umtriebige und sehr, sehr meinungsstarke Gastronom Stefan Schröder den Umbau seines Weltkriegsbunker in ein Fischrestaurant an. Eine Spezialisierung, die in meiner Heimatstadt beklagenswert selten zu finden ist; erst recht auf einem höheren Qualitäts-Level. Indes die Monate gingen ins Land, bürokratische, bauliche und zuletzt pandemische Hürden waren zu überwinden. Aber im Sommer war es endlich soweit und in den mit kräftigen Malereien aufgepeppten Betonmauern öffnete die Orangerie... mehr lesen
Geschrieben am 09.11.2020 2020-11-09| Aktualisiert am
10.11.2020
Besucht am 11.08.2020Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 74 EUR
Im traurigen November ist‘s, die Tage werden trüber...
Und in diesem Jahr ist der November gastronomisch noch viel trüber. Da heißt es, sich an die schöne Sommerzeit zu erinnern, als Wetter und Gemüt noch sonnig waren und die Wirte nach dem ersten lock-down erfreulich unbürokratisch ihre Außenbestuhlung weit ins städtische Weichbild schieben konnten. So lachten mich denn bei einem ziellosen Bummel durch das im wörtlichsten Sinne pittoreske Ostertor Narrenhände...
auch das bewusst abgeschrammelte und gewohnt klapperige Gartenmobiliar der Küche13 an.
Vergangene Enttäuschungen mild lächelnd ignorierend, fragte ich um 18.00 Uhr nach einem Platz, der mir mit der deutlichen Ansage zuteil wurde, diesen nach spätestens zwei Stunden wieder zu räumen. Mein schüchterner Hinweis, dass die zeitliche Begrenzung nicht recht zum offerierten 6(!)-Gänge-Menü (sehr nette 54€) passe, fruchtete ebensowenig, wie meine Bereitschaft, mit einer Flasche Wein den Umsatz auch bei längerer Tisch-Belegung zu sichern. Da war er wieder - der unbedingte Wille, dem Kunden deutlich zu machen, wie glücklich er sich schätzen könne, hier überhaupt verköstigt zu werden. Nun, so wurden es eben nur 4 Gänge und ein Sauvignon blanc von Pfannebecker mit viel gelben Fruchtaromen (ebenfalls freundliche 5,9€ für 0,2l) aus der Auswahl an offenen Weinen, der ich mit meinen beschränkten Kenntnissen „guten Durchschnitt“ bescheinigen möchte.
Immerhin, die hier schon mehrfach gesichtete Service-Fee war zwar wie stets kurz und knapp, erledigte aber ihr umfangreiches Pensum fachlich gut und gar nicht mal unfreundlich. Selbst der wackelnde Tisch wurde ohne Erinnerung bei einem der vielen Läufe zwischen Küche und weit verteilten Tischen mit einem Korkenstück beruhigt. Mein Lob, dass der Service bei diesem Besuch viel besser sei als früher, kam von Herzen, verwirrte die Gute jedoch. Ihre Entgegnung, dass sie selbst doch schon seit Jahren hier arbeite, hätte ich vielleicht nicht mit einem Eben drum! kommentieren sollen. Die Stimmung sank da kurzzeitig etwas, aber mit der Feststellung, dass jede/r mal einen schlechten Tag habe, rettete ich die Situation souverän. Glaub ich.
Ein Freibier von Störtebeker (3,2€) für den ersten Durst, später Viva con Agua für 5,9€, auch das keineswegs überzogene Preise.
Die Küche grüßte mit einem frischen, süßlichen Roggenmischbrot, einem erfreulich flüssig-leichten, Dill-lastigen Kräuterquark, Olivenöl und vier entsteinten Kalamata-Oliven, beides von Jordan aus der Klingenstadt (Also Jordan, die Oliven wohl nicht...). Soliger Appetithappen
Alles lecker. Nachschlag gäb‘s für 2,5€.
Aus der angenehm fokussierten, aber abwechslungsreichen Karte fand ich besonders vielversprechend:
- Leicht gebeizter ike-jime Saibling mit kalt mariniertem Fenchel im Kombuchasud und Wildkräutern (15€)
- Pikante geeiste Melonen-Tomatensuppe mit Mozzarella und Parmesan (9€)
Ergänzt aus der Tagesempfehlung um
- Enten-Labskaus (Hä?) für 13€
- Bauch vom Bentheimer Schwein (22€).
Der Einstieg gelang schon mal gut mit dem recht süß gebeizten Saibling, garniert erneut mit viel Dill und weißem Sesam auf einer Basis knackigen Fenchels. Die Süße wurde durch den Kombucha-Sud gut austariert. Saibling, Fenchel, Kombucha
Allein, mir war es zu viel vom festen Fenchel. Da musste lange gekaut werden, so dass der Fisch geschmacklich schon lange durch war, die Säure sowieso. Etwas Schärfe hätte jetzt noch für Abwechslung gesorgt. Sehr gelungen die gesondert gereichten diversen Wildkräuter mit starken, ätherischen Aromen in einer fruchtigen Vinaigrette, die leicht pikant endete (Sic!). Dazu selbstgemachte Croûtons, würzig und knusprig. Einziges Manko: Die großen, benetzten Blätter ließen sich aus dem kleinen engen Topf nicht ohne Tropfen-Schleuderei heraus fischen - eine flache Schale wäre kundenfreundlich gewesen. Wildkräutersalat im Spritzermodus...
Na, Reinigungen müssen auch leben...
Die wunderschöne Geeiste (nö) Melonen-Tomatensuppe
geeiste, pikante Melonen-Tomatensuppe hatte zwei Probleme:
Sie war nicht geeist und sie war nicht pikant. Das erste Manko empfand ich als schade an diesem warmen Abend, das zweite als ärgerlich. So blieb die plakative Süße der Melone sehr im Vordergrund, zumal sie von der Tomate nicht genügend eingefangen wurde. Auf der anderen Hand war der Parmesan-Chip noch nicht durchgeweicht und brachte eine willkommen lange Salzigkeit mit. Mozzarellafetzen sorgten tatsächlich für ein leicht cremiges Mundgefühl und die Kräuterkomponente überzeugte auch als Öl. An sich ein schöner Teller, der wie manches in der Küche13 mit etwas weniger „Lässigkeit“ noch deutlich besser sein könnte.
Auf den nächsten Teller war ich gespannt und tatsächlich überraschte das Enten-Labskaus als eine dekonstruierte Variante des bekannten Seefahrergerichts: Enten-Labskaus
Fester Kartoffelstampf als Unterlage, darauf Würfel von Roter Bete und Gewürzgurke und zuoberst Scheiben von Entenbrust. Das Fleisch - noch leicht rosa - sah trockener aus Kalte Entenbrust in Scheiben
als es tatsächlich war. Allerdings auch geschmacklich sehr zurückhaltend, gegen die anderen Zutaten kam es als festeste Komponente zwar spät, aber immerhin noch zur Geltung. Für mich funktionierte das Experiment hauptsächlich aus einem Grund nicht: Es war ein insgesamt kalter Teller. Mit Erwartungen zu brechen, kann reizvoll sein. Beim Braten war das nicht der Fall, zumal Fett und Haut einer Entenbrust in kalt nicht wirklich gewinnen. Meine Meinung. Immerhin gab’s nochmal den leckeren Salat ganz ohne Spritzgefahr.
Der abschließende Gang war ein Gedicht für Liebhaber der Bunten Bentheimer! Bauch vom Bunten Bentheimer
Der sehr fette Bauch erst 72 Stunden sous vide gegart, danach brachial angebraten. Perfekt. Die Beilagen waren klug aufeinander abgestimmt. Die kräftig reduzierte, solo etwas zu salzige Portwein-Sauce harmonierte gut mit der eben auch sehr süßen Möhrencrème. Der stückige Kartoffelstampf verleugnete die viele gute Butter keineswegs, lecker. In diesem schweren Ensemble war der knackige Pakchoi eine angenehme Gemüse-Abwechslung. Nur der Weißweinschaum sollte wohl nur einen kleinen optischen Aufheller bieten, geschmacklich ging er natürlich völlig unter.
Nicht schlimm, bester Gang des kurzen Abends. Schweinebauch mit Weißweinschaum Schwein, Pakchoi, Möhre, Kartoffel, Portweinsauce
Pünktlich nach zwei Stunden holte mich meine Liebste von der improvisierten Bürgersteig-Terrasse ab. Abschiedsschmerz? Naja, gut gegessen habe ich an diesem Abend ohne Zweifel. Und es war auch keine große Überraschung, dass mein Wunsch nach Kartenzahlung den etwas genervten Hinweis nach sich zog, dass man dann „eine andere Rechnung“ machen müsse...
Es ist einfach nicht meine Welt, dieses gewollt hochgehaltene Unperfekte. Das sollte dann mit einer umso authentischeren Gastlichkeit einher gehen. Immerhin macht man sich wohl doch Sorgen um die Gäste; man zeigt es halt nur auf schriftlichem Wege...
Im traurigen November ist‘s, die Tage werden trüber...
Und in diesem Jahr ist der November gastronomisch noch viel trüber. Da heißt es, sich an die schöne Sommerzeit zu erinnern, als Wetter und Gemüt noch sonnig waren und die Wirte nach dem ersten lock-down erfreulich unbürokratisch ihre Außenbestuhlung weit ins städtische Weichbild schieben konnten. So lachten mich denn bei einem ziellosen Bummel durch das im wörtlichsten Sinne pittoreske Ostertor
auch das bewusst abgeschrammelte und gewohnt klapperige Gartenmobiliar der Küche13 an.
Vergangene Enttäuschungen mild... mehr lesen