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Da ist zunächst Essen TO GO oder auch gerne TAKE AWEY, wie es inzwischen landläufig gerne bezeichnet wird. Nicht ganz treffend, aber fast schon zum geflügelten Begriff aufgestiegen. Wir ließen uns Essen nach Hause liefern, oder holten es ab. In unterschiedlichen Restaurants, mit höchst unterschiedlichen Leistungen und Qualitäten. Von rustikal bergisch, z.B. aus der Kleinen Schweiz, in 42553 Velbert-Tönisheide oder von der Italia Cucina des Restaurant Primavera a Merano in 42103 Wuppertal. Auch von Ralf Müllers Restaurant, über Don Camillo & Peppone, beides auch in Wuppertal. Bis hin zum Essen von Sternekoch Sascha Stemberg in 42553 Velbert-Neviges und anderen Restaurants. Und ganz ehrlich, so richtig begeistert waren wir (ICH) von keinem Essen. Das lag allerdings mehrheitlich nicht an den Küchenleistungen, sondern vielfach an meinen Ansprüchen, die Hasimausi mir häufig vorwirft. Ich bin nun mal ein stark ausgeprägter visueller Typ, was Hasimausi gerne als Tick oder Spleen abqualifiziert. Die Optik eines Essens entscheidet bei mir in Teilen schon über den Inhalt der Kritik. Wenn ich also ein geliefertes Essen auspacke und muss sehen wie gute Produkte in Plastik-Schalen oder Plastik-Töpfchen ruhen, wie wunderbare Meeresfrüchte in einer Alu-Schale in Sauce ertränkt werden, oder ein Steak ebenso in einer Aluschale kauert und verkümmert, erinnert mich das vielfach an die Präsentation der Pasta-Pampe in Touristik-Bombern Richtung Mittelmeer. Ja - ich weiß das diese Form der Food-Verpackung für die Gastronomie nahezu alternativlos ist, aber ich kann und werde mich niemals damit anfreunden können. Und wenn dann noch das ein oder andere fehlt, was ausdrücklich bestellt wurde, steht man dem machtlos gegenüber. Mal eben den Kellner bitten, dass Defizit unbürokratisch in der Küche zu lösen, ist nicht. Fazit, wir sind mit den diversen gelieferten Essen zwar ordentlich gesättigt worden, aber eben nicht verwöhnt. Echte Begeisterung gab es fast nie. Aber wie gesagt, das liegt auch an meinen Animositäten.
Eine andere Restaurant-Lösung fanden wir 14 Tage über Silvester auf TUI Mein Schiff rund um die Kanaren und nicht wie ursprünglich gebucht im Persischen Golf etc. Zwar herrschten auf dem Schiff auch zahlreiche Corona-Einschränkungen. So z.B. keine Party's, keine Show's, überall eine Maske vor Nase und Mund, mit Ausnahme in den Restaurants und Bars. Dafür Platz ohne Ende, weil extrem wenig Gäste an Bord waren. Allerdings Corona sei Dank, mit einem Hygiene Konzept, dass eine DEHOGA in 100 Jahren in Deutschland nicht auf die Beine stellen kann. Wer z.B. ein Restaurant betreten will, aber dabei das Sterillium Spray nicht benutzt, dem wird der Zugang von der Security verweigert. Diskussion zwecklos. Dafür aber an 14 Tagen exklusive 5 Gang Menüs, tollen Fisch, Surf & Turf mit perfekt zubereiteten Steaks und Seafood. Dazu ausgesuchte kulinarischen Manufakturen an Bord und jeden Tag die Auswahl zwischen rund 10 oder 12 Restaurants. Und das alles zu völlig akzeptablen Preisen.
* So kommen wir nun endlich zum Juni 2021 in Deutschland, in NRW. Nachdem die frohe Botschaft der wieder geöffneten Restaurants uns von den Medien minütlich in die Augen und Ohren geblasen wurde, konnten wir endlich wieder in heimatlich Gefilden essen. Nein, wir suchten uns keine Restaurant aus die für uns neu gewesen wären. Wir verließen uns bei diesem Corona-Gastro-Neustart 2021 ganz auf das was wir seit Jahren kennen. Ganz konservativ, nur keine Experimente.
* Zum Wochenende (19./20.Juni 2021) wollten wir mal wieder das tiefe kölsche Flair der heiligen Stadt Köln einatmen, obwohl Erzbischof Woelki gerade dort wohl seine bald letzten Mahlzeiten verzehren muss. Vom Hotel ging es direkt zum "Zum Prinzen", dem Wirtshaus von Lukas Podolski. Siehe dazu hier auch mein Bewertung aus 2020. Hier hocken wir gerne bei Kölsch und "Halve Hahn". Es war voll, deutlich über 30 Grad und an jeder Ecke Fußball-Fans. Deutschland-Portugal mit CR 7 lief auf zahllosen Monitoren. Zum Essen und Corona konformen Rudelgucken, wechselten wir nach einigen Kölsch ins nahe gelegene "SERVUS COLONIA ALPINA", dem wohl einzigen Bierhaus in der Kölner Altstadt, wo es kein Kölsch gibt.
* Das Restaurant versteht sich als alpine Außenstelle einer modernen Alpen-Kulinarik, made by Bavaria, Austria und Südtirol. Die Innengestaltung vermittelt das moderne Alpendesign 3.0 mit ganz viel Holz, aber keinem veralteten und überholtem bajuwarischen Hofbräu-Design. Die Homepage des Restaurants spiegelt das gut wieder. Wir sind nicht die bajuwarisch-alpinen Anhänger, aber dieses Design spricht uns an. Trotzdem nahmen wir draußen im Biergarten Platz, der sich allerdings von den landläufigen Biergärten in Köln, München oder Hamburg nicht unterscheidet.
* Ein netter, freundlicher kräftiger Bazi-Kellner begrüßte uns. Seine Hirschlederne Hose war wohl kein billiges Plagiat aus China. Die Karte konnte man über einen QR Code auf dem Handy einlesen. Das Angbot war wie erwartet ausgeprägt Alpin. Von Brotzeiten, über Haxe, Ente, Rost-und Weiss-Würste. Und auch Käse Fondue, Filet-und Rumpsteaks, Käsespätzle, Saibling etc. Genau das richtige im Fußball-EM-Umfeld.
* Hasimausi fühlte sich vom Saibling angesprochen. Ich verzichtete auf was "Warmes". Stattdessen lachte mich eine der diversen Brotzeiten an. Da ich mich nicht zwischen Hirsch-und Bergsalami/Tiroler Schinken/Kaminwurzn oder einer Kaasplatte entscheiden konnte, bat ich unseren Seppl-Kellner doch bitte zu prüfen, ob die Küche mir von beiden Platten nicht eine Kombination zusammen stellen könnte, also fleischiges plus Käse. "Kein Problem" - so sein Antwort. Das würde die Küche so zusammen stellen, wie der Gast es wünsche. Perfekt ! Und zum trinken ? Da es hier ausdrücklich kein Kölsch gibt, bestellten wird das was im Umfeld der anderen Tisch wohl hier jeder trank. Spaten-Münchner Hell. Selbst Hasimausi mutet sich ein 0,5 ltr. Krügerl zu.
* Obwohl im Biergarten zwei sehr große LED Flat TV installiert waren, dazu noch mit einer Soundanlage, herrscht keine Stadion-Atmosphäre. Das lag wohl daran, dass das Publikum bis auf wenige Ausnahmen der Generation Ü 40 angehörte. Es fehlte - dem Himmel sei Dank - das grölende Publikum der Ultras von der Stehtribüne, skandierend mit 90 Minuten "Deuschlaaaaaand". Es war also ein gesittetes Fußball Publikum, was uns angesichts einem Abendessen angenehm war. Auch wenn das Abendessen einen rustikalen Charakter hatte. Das Publikum machte mehr Witze über den portugiesischen Madeira Schönling CR 7 und feuerte daher weniger Richtung Müller, Rüdiger & Co an.
* Das Essen wurde serviert. Beides - der Saibling für meine liebe Dame und meine umfangreiche Brotzeit - waren vorzüglich angerichtet. Tja das sprach mich dann wieder visuell sehr ordentlich an. Ich wollte mir nicht vorstellen, wie der Südtiroler Bergluftschinken, die Hirschsalami, die Kaminwurzn, der Vorarlberger Bergkäse, der Käse vom Stilfser Joch, hausgemachter Obazter und das - wie sich später herausstellte wunderbar frische Bergsteigerbrot - bei einem Essen TO GO in einer Aluschale und/oder in einem Förmchen aus Plastik gewirkt hätten. Ähnlich auch die Präsentation des Saibling für Hasimausi. Wie würde der Bajuware sagen: "Ja sauber, gut schaut's aus".
* So wie das Essen präsentiert und angerichtet war, so schmeckte es auch. Ich hatte das hier in der Kölner Altstadt direkt neben dem Heumarkt so nicht erwartet, da einiges in dieser Gegend sehr touristisch ausgeprägt ist, um es mal politisch freundlich auszudrücken. Meine Brotzeit wirkte "von vorne bis hinten" authentisch und frisch. Wunderbar dazu das so bezeichnete sehr frische Bergsteigerbrot. Nicht mein Fall waren die Speckgrieben (bäh), aber das kann ich natürlich nicht der Küche anlasten. Alles nett und dekorativ auf einer Holzscheibe serviert. - Voll des Lobes auch Hasimausi für den Saibling. Das Fleisch war fest, es war rosa-orange, das Aroma nach Aussage von Hasimausi "richtig Klasse". Die dazu servierte Schnittlauchsauce traf ebenso den Geschmack meiner lieben Dame. Dazu wurden noch so genannte "Almkartoffel" serviert. Was eine Almkartoffel von der originären rheinisch-bergischen Ackerkartoffel unterscheidet, konnte Hasimausi mir allerdings nicht erklären.
* Dessert ? Natürlich den Schmarren vom Kaiser Franz, nicht von Roland dem Kaiser ! Hier angeboten wahlweise mit und ohne Rosinen und dazu wahlweise Vanille Eis, Zwetschgen-oder Apfelkompott. Wir entschieden uns für die Rosinen und für das Vanilleeis. Kaiserin Sissi hätte sich bestimmt auch so entschieden. Und dann wurde sie serviert, eine viel zu große Portion Kaiser Schmarren. In weiser Voraussicht hatten wir nur eine Portion "für Zwei" geordert. Ergebnis: Alles super schmackhaft. Kaiser Franz hat gut gekocht oder war es Sissi persönlich ?
* Inzwischen hatte Deutschland Portugal mit 4:2 geschlagen. Der Frauenliebling war geschlagen und blamiert. Im Servus Colonia Alpina blieb es weiter gelassen ruhig. Allerdings nahm im Umfeld der Lärm zu. Corona war kein Thema mehr. Eine Maske - zu dem Zeitpunkt draußen noch Pflicht - trugen geschätzt noch maximal 20% der Fußballfans und Altstadtbesucher. Man lag sich in den Armen. Wie das Scheiß-Virus darauf reagieren wird, erfahren wir frühestens in 14 Tagen. Wir bekämpften es im Servus Colonia Alpina als vollständig Geimpfte noch mit 2 x Servus Williams Birne. Nach der Bezahlung servierte uns das Haus noch als Gruß 2 x Servus hochprozentigen Haselnuss.
* Nun ja, nach dem Gaffel Kölsch am Nachmittag in Poldis "Zum Prinzen", dem Spaten Münchner Hell zum Essen im Servus Colonia Alpina und den Haselnuss und Williams Spirituosen, beschränkte sich der Absacker in der Hotelbar noch auf einen "kleinen trocknen Roten" für Hasimausi und zwei kleinen (0,2 ltr.) Kölsch für mich, aus dem Hause Früh.
Fazit: Das Essen im Servus Colonia Alpina war so rustikal, wie wir es uns im Umfeld der Fußball-WM gewünscht hatten. Fast perfekter Service (4,5 Sterne), sehr ordentliche Sauberkeit (4,5 Sterne). Besonders muss man dazu die tatsächlich sehenswerten Toiletten loben. Sehr großzügig und schick. Vom Boden bis zu Decke Weiss-Blaue und von Schnee bedeckte Alpengipfel (bei Interesse, Bilder auf der Homepage). Dazu der berühmte Spruch über den weißen Gipfeln, von Heinz Maegerlein: "Sie standen an den Hängen und Pisten." Für das Essen ebenso 4,5 Sterne. Volle 4 Sterne für das Ambiente und für das PLV ebenso auch sehr gerne 4,0 Sterne.
Nein - kein edles Restaurant, aber ausgesucht, außergewöhnlich und ganz sicher nicht nur für Fans der pseudo alpenländlichen Kultur.