Geschrieben am 31.10.2020 2020-10-31| Aktualisiert am
31.10.2020
Besucht am 30.10.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 59 EUR
Und das nach Möglichkeit nicht irgendwo sondern möglichst bei einem unserer Gastro-Favoriten. Das dachten wir uns und ebenso dachten das wohl viele unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger. Denn als ich am Donnerstag für den folgenden Abend im "Adler" telefonisch einen Tisch für uns bestellen wollte beschied mich die Dame am anderen Ende der Leitung wie folgt: "Wir haben ab 18 Uhr geöffnet und ich könnte Ihnen einen Tisch geben; den allerdings nur bis 20 Uhr, dann wird er anderweitig benötigt." Besser als nichts; wir hatten schließlich nicht vor, uns ein Menü mit fünf oder mehr Gängen zu Gemüte zu führen. Da wären dann zwei Stunden doch reichlich knapp geworden; ich sagte also zu.
Und am Freitagabend standen wir Schlag 18 Uhr im "Adler" auf der Matte. Hatte ich in meinem "Adler"-Bericht vom Februar 2020 den kleinen Katzentisch direkt neben dem Eingang erwähnt? Ich denke ja, und genau dieser Tisch wurde uns von der Dame hinter dem Tresen nach einem Blick in ihre Reservierungsliste zugewiesen. Zwar beherbergen wir zuhause mehrere Feliden, hätten aber schon ganz gerne einen anderen Tisch als ausgerechnet diesen Katzentisch gehabt. Was wohl leider nicht möglich war. Dieser Tisch ist jedenfalls nicht nur klein sondern entspricht auch nicht den anderen soliden Vollholztischen im Gastraum des "Adlers". Er besteht vielmehr aus einer auf ein wie auch immer geartetes Untergestell gelegten und mit einem Tischtuch verhüllten Platte. Während wenigstens unsere Stühle die hier gewohnte Stabilität aufwiesen wackelte der Tisch bei der geringsten Berührung wie der sprichwörtliche Kuhschwanz. Dies brachte ich auch gegenüber der Thekenmamsell und der routiniert kellnernden Studentin gegenüber zum Ausdruck noch bevor wie unsere Speisekarten in Empfang nahmen. Mit vereinten Kräften gelang es schließlich, die Tischwackelei abzustellen; jedenfalls so lange bis wir mit unserem Dessert fertig waren, und dann war es uns aber auch egal. Allerdings muss die "Zumutung in Sachen Tisch" erhebliche Auswirkungen im Bereich "Ambiente" zu Folge haben; mehr als ein Stern sind diesmal einfach nicht drin.
Service: Mit beiden im Service beschäftigten Damen hatten wir bei früheren Besuchen schon zu tun; die Thekendame, die gelegentlich auch beim Servieren und Abräumen mit Hand anlegt, war zusammen mit dem neuen Betreiber gekommen und die Studentin wechselt sich zusammen mit einer oder zwei Kommilitoninnen im Service ab. Ein gut eingespieltes Team; kompetent, freundlich und flott. Die Studentinnen, die ab Montag mindestens für vier Wochen erneut ohne Job dastehen und schauen müssen wo sie die zum Leben notwendigen Mäuse herkriegen (die vom Bundeswirtschafts- bzw. Bundesfinanzminister in Aussicht gestellten Hilfsmilliarden werden wohl kaum bei ihnen landen) tun mir sehr leid und das Trinkgeld fiel deshalb diesmal üppiger aus als sonst. Für die Platzierung am Katzentisch müsste ich im Bereich "Service" eigentlich eineinhalb Sterne abziehen, belasse es aber bei vier Sternen.
Essen und Trinken: Eigentlich war im Vorfeld des Besuchs meine Intention gewesen, wieder einmal die köstlichen Kalbsnierchen, diesmal mit der richtigen Sauce, zu probieren und als Nachtisch die hier immer sehr feinen Crêpes Suzette zu nehmen. Dazu sollte es Riesling von Armand Gilg aus Mittelbergheim (F) sein. Doch vor Ort entschied ich mich anders. Zuhause hatte ich auf der "Adler"-HP die Speisekarte eigesehen. Alles was immer angeboten wird war zu finden, darüber hinaus neu im Angebot drei Pizzen; was zum Geier hat den neuen "Adler"-Betreiber da gerissen? Französische Flammkuchen, die hier wirklich sehr gut gemacht werden, ja, aber doch keine Pizzen! Die passen zur französischen Ausrichtung des Gasthauses absolut nicht und ich habe beim Besuch auch an keinem der Tische einen pizzamümmelnden Gast gesichtet. Hinweg aus der Karte mit den Pizzen!
Zusätzlich zu der Normalkarte gab es wie immer die Tagesempfehlungen auf der Schiefertafel und eine separate Muschelkarte. Meine Frau bestellte von der Schiefertafel die Tagesempfehlung "Bliesgau-Rinderroulade von der Metzgerei Petermann, Oberwürzbach (die liefert auch die Entenbratwürste Salsiccia und Merguez für die "Zur wilden Ente"), mit Selleriepürree und Beilagensalat (EUR 18,50); als Dessert nahm sie "Crêpe Suzette für EUR 6,50, als Getränke zunächst "ihren" Averna (EUR 3,00) und dann noch ein Pils (Bitburger, 0,25l EUR 2,40).Ich entschied mich gegen die Kalbsnierchen (preislich geklettert von EUR 18,50 im Februar auf nunmehr EUR 19,90; Corona-Notopfer ?) und stattdessen für die "Moules des Charentes in feiner Sauce mit Pineau de Charentes, Curry und Crême fraîche" (EUR 14,90), dazu eine Portion Pommes Frites (EUR 3,00) und als Dessert ebenfalls die "Crêpe Suzette". Getrunken habe ich Franziskaner Weizen dunkel (Flasche 0.5l EUR 3,90).
Die Roulade meiner Frau war von bester Qualität, sehr zart und äußerst schmackhaft; das kann ich nach dem Genuss des mir überlassenen Kostehäppchens nur bestätigen. Auch das Pürrée fand Anklang, über den Beilagensalat hörte ich nichts Negatives. Ganz wunderbar waren meine Muscheln; eine ordentlich große Portion, die ich mit großem Behagen verzehrt habe. Leider sind ausgerechnet die beiden Muschelbilder nichts geworden: lag wohl an dem aus dem Topf aufsteigenden Dampf, dem meine Fuji nicht gewachsen war. Von ausgezeichneter Qualität waren auch die zu den Muscheln bestellten Pommes Frites; im von mir bevorzugten belgischen Format, sehr knusprig und sehr heiß. Nur mit dem Pfeffer und dem Salz hatte die Küche es ein klein wenig übertrieben; sollte möglicherweise den Getränkekonsum etwas fördern, um die kommenden Verlustwochen ein bisschen zu kompensieren.
Enttäuscht auf ganzer hatten diesmal die Crêpe Suzette, ansonsten gerade hier im "Adler" eine sichere Bank. Stets im Grand Marnier geradezu ersäuft waren die uns jetzt servierten eine eher etwas trockene Angelegenheit; so eben noch ein winziger Hauch von Grand Marnier war zu erschmecken, mehr leider nicht. Was nicht völlig ohne Auswirkung auf die Bewertung für "Essen und Trinken" bleiben kann. Fast hätte es nämlich fünf Sterne gegeben; bei Abzug von einem Stern verbleiben aber dank der Roulade, der Muscheln und der Pommes immer noch vier Sterne.
Preis-/Leistungsverhältnis: Die fallweise wohl als Folge von Corona getätigten geringen preislichen Erhöhungen fallen für treue Gäste nicht ins Gewicht. Vier Sterne.
Fazit: Wir drücken dem "Adler", dem ältesten Gasthaus Saarbrückens, unsere vier Daumen bis sie blau sind dafür, das es auch diese coronabedingte Zwangs-Schließung einigermaßen ungerupft übersteht und bald wieder seine Pforten öffnen kann. Wir würden das sehr begrüßen und kommen natürlich auch gerne wieder. Ohne "Zum Adler" würde Saarbrücken etwas fehlen; da sind wir uns ganz sicher. Fliege weiter, du stolzer Aar! :-))).
Und das nach Möglichkeit nicht irgendwo sondern möglichst bei einem unserer Gastro-Favoriten. Das dachten wir uns und ebenso dachten das wohl viele unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger. Denn als ich am Donnerstag für den folgenden Abend im "Adler" telefonisch einen Tisch für uns bestellen wollte beschied mich die Dame am anderen Ende der Leitung wie folgt: "Wir haben ab 18 Uhr geöffnet und ich könnte Ihnen einen Tisch geben; den allerdings nur bis 20 Uhr, dann wird er anderweitig benötigt." Besser... mehr lesen
Geschrieben am 10.02.2020 2020-02-10| Aktualisiert am
10.02.2020
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu Zum Adler
Besucht am 09.02.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 63 EUR
Zu der Zeit als Mme. Lecomte im "Adler" das Szepter schwang waren wir hier häufig zu Gast gewesen, in den warmen Monaten gerne im Biergarten hinter dem Haus und ansonsten eben im gemütlichen Gastraum, der Gottseidank nichts von seiner Gemütlichkeit verloren hat.Dass unsere Besuche irgendwann seltener geworden waren, hatte nicht unbedingt etwas mit dem Führungswechsel zu tun; es hatte sich wohl einfach nicht ergeben und andere Lokalitäten waren bei uns in den Fokus gerückt. Doch gestern waren wir dann doch wieder einmal im ältesten Gasthaus Saarbrückens gelandet. Waren bei unserer Ankunft gegen 18 Uhr im Gastraum erst zwei Tische besetzt hatte sich die Situation knapp eine Stunde später grundlegend geändert. Nur der kleine Katzentisch direkt neben dem Eingang wäre noch zu vergeben gewesen; es war eben so wie immer. Am Tisch direkt hinter uns sass in Begleitung zweier Herren eine ältere Dame (Frau Dr.H.), die in der Vergangenheit mehrmals bei mir sowohl Magen wie Darm gründlich durchleuchtet hatte (bei meiner Frau nur den Magen). Hätte ich nicht mit dem Rücken zu ihr gesessen, würde ich wohl sehr breit gegrinst haben.
Zu Ambiente, Sauberkeit und Preis/Leistung darf man gerne in früheren Berichten von mir nachlesen; hier ist alles unverändert geblieben.
Service: Zwei nette, freundliche, flotte und aufmerksame Damen haben uns wirklich gut betreut, auf eine berechtigte Reklamation (dazu dann gleich) unsererseits wurde souverän reagiert. Der "neue" Wirt, rein äußerlich eine Art "bebrillter Telly Savalas für Arme" widmet sich offenbar nur seinen Bussibussi-Kunden, zu denen wir nicht gehören; wir haben seine Dienste nicht vermisst.
Essen und Trinken: Die Angebote der Normalkarte in Sachen Speis und Trank sind seit Jahren unverändert, die Preise seit unserem letzten Besuch leicht angehoben. Die große Schiefertafel rechts neben dem Eingang gibt es nach wie vor, einige der darauf annoncierten Tagesspezialitäten wie beispielsweise die Lammbratwürstchen oder in diesen Monaten auch der Skrei oder die Winterpasta sind aber quasi schon Standard.Hier hat die Technik Einzug gehalten: die Gäste müssen sich nicht mehr zur Tafel bemühen um dort die Angebote zu studieren, der Service muss die "special offers" nicht mehr herunterbeten sondern zusammen mit der Speisekarte erhält der Gast ein Tablet, auf dessen Display das komplette Abbild der Schiefertafel erscheint. Eine gute Idee.
Meine Frau trank ihren üblichen Averna (EUR 3,00),pikanterweise in einem Cynar-Glas serviert, und ein großes Bitburger Pils (0,4l EUR 3,90. Ich hatte ein helles naturtrübes Franziskaner Weizen (0,5l EUR 3,90) und zum Essen einen Riesling (0,2l EUR 6,20) von Armand Gilg aus Mittelbergheim. Bei Mr. Gilg haben wir schon mehrfach Wein direkt eingekauft und bei seinem Bruder schräg gegenüber im Hotel Gilg nach Weinproben und dem Verzehr hochfeiner Menüs genächtigt, einmal sogar en famille Silvester dort gefeiert. Der servierte Riesling dürfte Mr. Gilgs Grand Crû Mönchsberg gewesen sein; meiner Frau "ein wenig flach", für mich "gerade richtig" (ich mag die "supermetallischen" Rieslinge nicht, bei mir zieht fruchtig-elegant) aber nicht an seinen Grand Crû Zotzenberg heranreichend.
Als Vorspeise wählte meine Frau zwei Angebote von der Schiefertafel, die "Zwiebelsuppe" (EUR 6,80) und die "Lammbratwürstchen mit Flageolettbohnen und Bratkartoffeln" für EUR 12,90. Die wirklich sehr schmackhaften Lammbratwürstchen hatte ich bei einem vorausgegangenen Besuch probiert, bestellte diesmal allerdings (wie schon so oft) "Kalbsnierchen in körniger Dijonsenfsosse mit Beilage nach Wahl und Salatteller" (EUR 19,90). Vorspeise wollte ich keine haben; quasi ein Muss war allerdings mein Lieblingsdessert "Crêpe Suzette" (EUR 6,50), ein Gericht, das im "Adler" seit eh und je auf der Normalkarte steht, ansonsten aber in Gastros so gut wie nicht mehr zu finden ist. Weshalb meine Frau dieses Dessert für sich nachorderte.
Als Küchengruß bekamen wir ein Töpfchen mit Apfel-Griebenschmalz und kleinen Landbrottranchen, insgesamt kein Highlight. Eine heftige Enttäuschung war die meiner Frau servierte Zwiebelsuppe: nicht wie üblich in der kleinen Löwenkopfterrine sondern im normalen Suppenteller serviert, das darin schwimmende Brot nicht angeröstet, nur mit sehr wenig Käse überbacken und die ganze Angelegenheit total versalzen! Meine Frau gab nach wenigen Löffeln auf davon zu essen und schob mir den Teller herüber; mir reichten zwei Löffel um zu einem vernichtenden Urteil zu kommen: schlichtweg ungeniessbar! Die herangerufene Servicedame wollte nicht davon probieren, trug den Teller rasch ab und die Zwiebelsuppe fand sich später auf unserer Rechnung bzw. auf einem kleinen Begleitzettel als Storno wieder. Die excellenten Lammbratwürstchen versöhnten meine Frau indes rasch wieder, ebenso die reschen Bratkartoffeln, die Bohnen und mein ihr überlassener Salatteller. Ich hatte zu meine Kalbsnierchen Tagliatelle als Beilage bestellt, serviert wurden sie mit Bratkartoffeln. Ich wollte nicht schon wieder reklamieren und habe brav aufgegessen. Die Nierchen spitzenmässig, die Soße eher nicht: leichte Dijon-Körnersenf-Einsprengsel in einer geschmacklich nicht genau zu fassenden Bratensoße. Na ja. Für mich das Highlight des Abends waren meine Crêpe Suzette; genau so und nicht anders hat dieses Gericht zu sein. Punkt.
Die gewohnten vier oder gar viereinhalb Sterne für "Essen und Trinken" kann ich diesmal beim besten Willen nicht geben, die total verkorkste Suppe, die Nierchensoße und die falsche Beilage reißen die Wertung um glatte eineinhalb Sterne herunter. Verbleiben drei gut gemeinte Sterne.
Fazit: Die heute erlebten Fehler werden uns nicht von weiteren "Adler"-Besuchen abhalten. Warten wir dafür aber erst mal die Biergarten-Saison ab. Der mit vier Sternen bewertete Gesamteindruck ist unserer langjährigen Treue zum "Adler" geschuldet.
Zu der Zeit als Mme. Lecomte im "Adler" das Szepter schwang waren wir hier häufig zu Gast gewesen, in den warmen Monaten gerne im Biergarten hinter dem Haus und ansonsten eben im gemütlichen Gastraum, der Gottseidank nichts von seiner Gemütlichkeit verloren hat.Dass unsere Besuche irgendwann seltener geworden waren, hatte nicht unbedingt etwas mit dem Führungswechsel zu tun; es hatte sich wohl einfach nicht ergeben und andere Lokalitäten waren bei uns in den Fokus gerückt. Doch gestern waren wir dann doch... mehr lesen
Besucht am 15.03.2017Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 39 EUR
Allgemein:
Wieder in Saarbrigge und nach Balkan und Grieche hatte ich mir für einen vorfrühlingshaften Märzmittwoch das Gasthaus zum Adler für einen bodenständigen, frankophilen Abend ausgesucht.
Als Alleinesser war ich mir nicht sicher, ob ich im gelobten La Bastille im lebhaften Distrikt um den St. Johanner Markt Unterkunft finden würde. Das Gasthaus Zum Adler liegt abseits von den Touripfaden und ich lag mit meiner Hoffnung richtig. Um 18:30 bekam ich einen Tisch in dem nur mäßig besuchten Gasthaus. Das Publikum indigen und gediegen. Als ich gegen 20:00 Uhr ging, hatten sich noch einige Gäste eingefunden. Darunter überwiegend Stammgäste, wie das Busserln zeigte.
Im Internet bekommt man einen Eindruck von der Historie, der Philosophie und der Standardkarte für Speisen und Weine: http://www.adler-sb.de/index.html.
Das Preisniveau ist akzeptabel und ich setze mal 3,5 Sterne an.
Ich wandelte auf den Spuren des Saarbrücker „Platzlöwen“ Simba und meines Lokalgenossen Borgfelder. Meinen Gesamteindruck kann ich so resümieren, dass man nichts verkehrt macht, im Gasthaus Zum Adler einzukehren, zumal die Atmosphäre sehr behaglich ist.
Service:
Es sind drei jüngere Frauen, die ich hinter der Theke und an den Tischen beobachten konnte. Uniform waren das schwarze Top mit dem Adleremblem und schwarze Kellnerschürzen. Darunter ging es in Räuberzivil weiter. Aus der Küche ließen sich kurz Mann und Frau im mittleren Alter im selbigen Outfit blicken, die mich vom Auftritt her an Wirtsleute denken ließen; ob ich da nun eine Madame Leconte gesehen habe, kann ich mangels Bekanntschaft oder Fotoabgleich nicht sagen.
Die drei Mädels verrichteten ihren Dienst freundlich und eingespielt. Sie waren aufmerksam und erkundigten sich brav, ob es denn konveniere. Meine Frage nach einer Zubereitung wurde in der Küche geklärt und die Kochauskunft berichtet. Also alles im grünen Bereich, aber ohne Ausschläge nach oben. Für mich sind das dann immer befriedigende drei Sterne.
Die Getränkepreise empfand ich gemischt. Das Bitburger kam (gerechnet) auf 2,40 € für 0,3 l. Die Flasche Wasser 0,75 l auf ebenfalls moderat kalkulierte 4,50 €. Die Weine im Schankmaß 0,2 l beginnen mit einer Ausnahme bei 6,00 €. Mein Rosé Ventoux war fruchtig und gut trinkbar, aber mit 6,20 € stramm bepreist. Und, beim „Franzosen“ wird nichts ausgegeben!
Essen:
Die Standardkarte ist überschaubar. Überraschend für mich, dass die Rubrik „Nachspeisen“ mit 12 Einzelpositionen um umfangreichsten ist. Die auf der Homepage als PDF angebotene aktuelle Tafel nimmt schon die Spargelsaison vorweg oder stammt von der letztjährigen, hat aber mit dem Anschlag rechts von der Theke am Mittwoch nichts zu tun. Dort las ich fünf Vorspeisen von 8,50 € bis 10,50 €, u. a. Austern, fünf Hauptspeisen wie Lamm, Rind, Kalbskopf, Zander, Penne zwischen 8,90 € und 22,00 € und zwei Nachspeisen.
Aber erst einmal gibt es als AG ein kleines Schälchen Makrelenmousse mit Graubrotscheibchen. Die Mousse trotz Sahneanteil klar im Geschmack.
Dann stand mir der Sinne nach einem klassischen Flammkuchen, also fiel die Wahl auf den mit Dürrfleisch und Zwiebeln (7,50 €). Zwischenzeitlich waren eine ordentliche Pfeffermühle und ein schlichter Salzstreuer gebracht worden.
Mit der Flammkuchenwahl war ich in zweierlei Hinsicht zufrieden. Erst einmal schmeckte er mir gut! Krosser Teig, schmandig bestrichen, magere Fleischwürfelchen des Gesalzenen und Zwiebelringe ergaben ein schlichtes, aber schmackhaftes Ganzes.
In zweiter Hinsicht war der Sättigungsbeitrag dieser Vorspeise vonnöten.
Confit de Carnard mit Grenaille Kartoffeln und einem grünen Salat (16,00 €) folgten in angenehmen Abstand.
Confitiert war eine Entenkeule. Diese war sehr zart und erinnerte mich an mein Weihnachtsrezept von Tim Mälzer für ein Gänseconfit, das mit einem Pökeln der Gänseteile beginnt. Meine Frage, ob auch die Entenkeule gepökelt sei, wurde nach der Rückfrage in der Küche verneint. Aber gut Salz war in die Zubereitung eingeflossen. Wohlgemerkt nicht zu viel, aber es hatte das Entenfleisch durchdrungen. Eine Zubereitung mit einem sehr schmackhaften Ergebnis, ganz ohne Soße.
Die Kartoffeln als halbierte Drillinge, mit Schale kross angeröstet, passten sehr gut.
Der Salat hätte etwas mundgerechter gezupft sein dürfen und die an sich gelungene klassische Vinaigrette war etwas zu reichlich spendiert worden.
Ohne meinen Flammkuchen hätte mir die Hauptspeise zum Hungerstillen nicht ausgereicht.
Für das Kochergebnis in geschmacklich-handwerklicher Bewertung gebe ich gerne vier Sterne.
Ambiente:
Wie ich für die Kritik las, ist das Gasthaus 1750 errichtet worden. In der Gaststube selbst dürften die stilbestimmenden Elemente sicherlich ein paar Jahrzehnte alt sein, aber an die Frühzeit des Baus erinnert nichts.
Dunkle Holzfarben und die rot-weiß-karierten Tischsets fangen den Blick. Über der Täfelung eine weiße Wand und Decke. Klassische Werbeblechschilder französischer Provenienz, Schwarzweißfotos aus dem alten Saarbrücken, naive Tiermalerei bildeten den von mir einsehbaren Wandschmuck.
Es ist ein offener Raum, der insgesamt mit seiner ungezwungenen Gaststubenatmosphäre zum Verweilen einlädt. Das gedämpfte Licht mildert das Offene.
Die Anzahl der Tischreihen, parallel zur Fensterfront und im Raum in Linie mit dem Thekenbereich, ist überschaubar. Zu geschäftstüchtig gestellt ist es nicht und auch die Tischgrößen sind akzeptabel.
Am Anfang war die Beschallung mit französischen Schlagern etwas kreischig, danach wurde die Musikfarbe sanfter.
Sauberkeit:
Nichts Nachteiliges fand meine Aufmerksamkeit. Mein Feuchtraum wurde vor geraumer Zeit ausgestattet, aber zeigte sich sehr gepflegt.
Allgemein:
Wieder in Saarbrigge und nach Balkan und Grieche hatte ich mir für einen vorfrühlingshaften Märzmittwoch das Gasthaus zum Adler für einen bodenständigen, frankophilen Abend ausgesucht.
Als Alleinesser war ich mir nicht sicher, ob ich im gelobten La Bastille im lebhaften Distrikt um den St. Johanner Markt Unterkunft finden würde. Das Gasthaus Zum Adler liegt abseits von den Touripfaden und ich lag mit meiner Hoffnung richtig. Um 18:30 bekam ich einen Tisch in dem nur mäßig besuchten Gasthaus. Das Publikum indigen... mehr lesen
Geschrieben am 29.06.2015 2015-06-29| Aktualisiert am
29.06.2015
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu Zum Adler
Besucht am 28.06.2015
Gestern abend haben wir wieder einmal Mme. Lecomte mit ihrem "Adler" besucht; da es sehr sonnig und warm war, hatten wir uns einen Tisch im Garten/Biergarten reservieren lassen.
Ambiente: Was uns als erstes aufgefallen ist: es gibt hier im Biergarten mehr Blumen in Ampeln und Töpfen als in den Jahren zuvor. Und dass nach wie vor die "alten traditionellen" Biergartenstühle vorhanden sind; auf genau solchen Dingern habe ich bereits vor zig Jahren als kleiner Bub in Speyer mit meinem Opa bei Besuchen im Biergarten am Rhein (Gaststätte Hammer; nach wie vor zu empfehlen) oder im "Löwengarten" (jetzt leider ein Hotel Garni) gesessen. Damals habe ich das Sitzen auf solchen Stühlen nicht als lästig empfunden, aber da war mein Hinterteil auch noch jung; jetzt haben meine Frau wie auch ich es lieber bequemer, zumal wir trotz Kissen auf der "Adler"-Aussenbestuhlung schon nach nicht mal einer Stunde, auch diesmal, Sitzbeschwerden bekommen. Da sollte Mme.Lecomte wirklich mal Geld in die Hand nehmen und investieren; Stühle dieser veralteten Art sind z.B. rund um den St.Johanner Markt schon lange ausgemustert und gegen Bequemeres getauscht worden. Das Ambiente im Gastraum ist wie bereits beschrieben sehr schön und gemütlich; hier gibt es keinen Verbesserungsbedarf. Ganz im Gegenteil; es soll so bleiben wie es ist. Vier Sterne.
Service: Hier tummeln sich mindestens zwei "neue" junge Damen (ausländische Studentinnen?) und Mme. Lecomte sucht laut Aushang weitere Servicekräfte. Die jungen Damen waren erkennbar nicht vom Fach, aber sehr freundlich, aufmerksam und flott. Flott müssen sie auch sein, denn Mme. Lecomte führt ein recht strenges Regiment und ausserdem ist der Weg von der Küche bis zum Biergarten ziemlich weit. Getränke hingegen werden aus einem kleinen Häuschen (früher wahrscheinlich ein Stallgebäude) gebracht; müsste das alles auch noch aus dem Gastraum geholt werden, bekäme der Service wahrscheinlich Wadenkrämpfe oder Blasen an den Füssen, zumindest aber einen kräftigen Muskelkater. Für den Service-Einsatz gibt es viereinhalb Punkte.
Sauberkeit: Hier ist es immer sauber; anders kennen wir es vom "Adler" nicht. Viereinhalb Punkte.
Essen: Die wie immer reiche Auswahl an Tagesempfehlungen auf der Schiefertafel reizte uns heute nicht; ich hatte Nachholbedarf in Sachen Kalbsnierchen und meine Frau wollte Flammkuchen haben. Also bestellten wir von der Normalkarte "Flammkuchen Munster" (belegt mit reichlich Dürrfleisch und Zwiebeln und überbacken mit würzigem Munsterkäse; zu haben wahlweise mit oder ohne Kümmel für jeweils EUR 9,50) und "Kalbsnierchen in Senfsauce (als Beilage wahlweise Bratkartoffeln, Pommes Frites, Tagliatelle oder Reis) mit Salatteller" für EUR 18,50. Getrunken haben wir Bruch No.1 Pils, Cremant Rosé und Mineralwasser.
Der Flammkuchen "Munster", bestellt mit Kümmel, war ganz ausgezeichnet; für Flamm hat man im "Adler" ein Händchen. Besser ist er nirgendwo zu kriegen! Boden schön dünn und knusprig, Belag wirklich sehr fein. Die Kalbsnierchen, die man im Gegensatz zu Frankreich im Saarland ja nicht mehr überall bekommen kann, waren wie immer excellent. Abstriche zu machen waren hingegen bei der Senfsauce (normalerweise hier immer sehr stimmig). Was hier gereicht wurde hatte mit einer Senfsauce so viel zu tun wie ein Eichhörnchen mit einem Nashorn (obwohl beides Säugetiere sind); es war zwar eine Art von Sauce aber eben nicht die annoncierte Senfsauce sondern eher ein Bratenjus "veredelt" mit einem überaus kräftigen Schuss Balsamico. Was den Koch da geritten hat kann ich nicht sagen. Dass anstelle der bestellten Tagliatelle Bavette serviert wurden, fand ich dagegen nicht schlimm; handgemacht waren sie nicht aber wenigstens gut gekauft. Der Salatteller war frisch und das Dressing stimmig. Trotz des Ausrutschers mit der Senfsauce vergebe ich hier viereinhalb Sterne; der halbe Stern ist meiner Verbundenheit mit dem "Adler" geschuldet!
Das Preis/Leistungsverhältnis ist hier zwar bei den meisten Gerichten in Ordnung, bei einigen aber doch nicht so ganz stimmig. Beispie: der Flamm für EUR 9,50 absolut in Ordnung und angemessen, aber die Kalbsnierchen (EUR 18,50) dürften ruhig für zwei Euro weniger über den Tresen gehen, zumal hier bei der Beilage mengenmässig etwas gespart wird. Vier Sterne.
Gestern abend haben wir wieder einmal Mme. Lecomte mit ihrem "Adler" besucht; da es sehr sonnig und warm war, hatten wir uns einen Tisch im Garten/Biergarten reservieren lassen.
Ambiente: Was uns als erstes aufgefallen ist: es gibt hier im Biergarten mehr Blumen in Ampeln und Töpfen als in den Jahren zuvor. Und dass nach wie vor die "alten traditionellen" Biergartenstühle vorhanden sind; auf genau solchen Dingern habe ich bereits vor zig Jahren als kleiner Bub in Speyer mit meinem Opa bei... mehr lesen
Geschrieben am 06.08.2015 2015-08-06| Aktualisiert am
06.08.2015
Besucht am 07.06.2015
Wohlig eingestimmt durch die positiven Besprechungen von simba erreichte ich nach strammen Fußmarsch das mächtige Haus des Adlers in der Nähe einer Ausfallstraße.
Die Frage drinnen oder draußen stellte sich an diesem heißen Tage nicht. Bei Eintreffen wurde ich von der jungen Dame im Service informiert, dass nur der Garten geöffnet sei. Auf die schönen Bilder beeindruckender Fleischlieferanten musste ich daher verzichten, sie sind mir eh auf dem Teller lieber. Nachdem ich den teilweise geschotterten, staubigen Parkplatz hinter dem Haus mit entsprechenden Folgen für den Schuhputz überquert hatte, konnte ich kurz nach 18:00 Uhr noch zwischen mehreren Metall-Gartentischen wählen. Einige zurückhaltend, aber freundlich mit bunten gewebten Stoffsets eingedeckt. Dazu einfaches Besteck in eine ebensolche Vliesserviette. Eine kleine Kalanchoe bildet die einfache Deko. In der Tat ein lauschiger Platz, der von einem großen Ahorn, einem Holunder und großen Büschen beschattet wird, die am späteren Abend effektvoll von unten angestrahlt werden. Den Blick über die Mauer auf einen großen öden Parkplatz kann man sich sparen. Viel schöner ist das beeindruckende Bambuswäldchen jenseits eines kleinen Grabens, in das eine Konstruktion aus kräftigen Bambusrohren hineinführt. Südostasien in Südwestdeutschland. 4 Sterne für's angenehme Ambiente. Das harte Gestühl und der staubige Boden führen zu leichten Abzügen.
Der Service wird von Madame Leconte selbst erledigt sowie von zwei ungelernten Kräften. Eine hatte wohl den ersten Tag und war leider nicht nur unsicher, sondern auch schnippisch. Die Chefin kümmerte sich intensiv um zwei Stammgäste, schleppte sogar die große Tafel mit den Tagesgerichten durch den halben Garten. Erst als der Abend schon weit fortgeschritten war, machte Madame auch im ganzen Garten die Honneurs. Im ganzen Garten? Nein, ein kleiner Tisch am Rand war ihr leider einen Meter zu weit. Genau in diesem Abstand machte unsere "Gastgeberin" auf dem Absatz kehrt und drehte mir ohne auch nur einen Gruß, geschweige denn ein paar freundliche Worte den Rücken zu. Und wart diesen Abend auch nicht mehr gesehen. Das war schon sehr unhöflich. So blieb der Service weitgehend an einer jungen, hübschen, bulgarischen Werksstudentin der Firma Bosch hängen, die sich schon überraschend viel angeeignet hatte und ihr Werk zunächst auch mit großen Enthusiasmus versah. Was sie z. B. zum Wein nicht wusste, wurde zeitnah beim nächsten Gang in die Küche erfragt, wozu ein Lauf durch den Garten, über den Parkplatz und die steilen Treppen hoch erforderlich war. Respekt. Auf meine Frage nach den Tagesangeboten verwies sie auf die in respektabler Entfernung stehende Tafel, die an die ehem. Remise gelehnt war, von der aus die Grundversorgung des Gartens erfolgte. Nun, das will ich ihr für das Engagement nachsehen. Glückliche Jugend, die du dir das Nachlassen u. a. der Sehkraft mit den Lebensjahren schlicht nicht vorstellen kannst! Ein wirklicher Mangel dagegen war der Umstand, dass der zuvor mit einigen Mühen verkostete Rotwein zum Rindfleisch dann nicht serviert wurde. Schlicht vergessen. Kann passieren. Gern hätte ich reklamiert, aber mit fortschreitender Zeit zogen sich die beiden jungen Frauen zum Ratschen in ihre Holzbude zurück und waren länger nicht mehr zu sehen. Die meisten Tische waren auch schon mit dem Essen durch und im angeregten Gespräch vertieft. Schicksal des Einzelgastes. Der Fehler lag aber auch bei der Chefin, die eben nicht mehr präsent war. Ich hatte weder Lust, beim Warten das Essen kalt werden zu lassen, noch, mich selbst auf den Weg zu machen. Ich meine, dass die Bedienung zum Gast kommen sollte, nicht umgekehrt. Da bin ich etwas eigen... So wurde das sehr gute Fleisch halt nur vom Carola-Wasser begleitet. Beim Abräumen war die Bestürzung immerhin groß und die Nachlieferung auf Kosten der jungen Dame (!) wurde angeboten. Ein feuriger Südfranzose solo ist aber nicht nach meinem Geschmack, so dass ich ablehnte. Stattdessen wurde später ein Kirschwasser nicht berechnet. Das immerhin war i. O. Leider musste ich auch zum Bezahlen sehr lange warten, was immer ärgerlich ist, weil der Schlussakkord ja doch am längsten nachhallt. Da ich mich die meiste Zeit aufmerksam und vor allem mit echter Freundlichkeit bedient fühlte, noch 3,5 Sterne.
Das Essen jedenfalls hätte einen besseren Service verdient gehabt. Ich war fast durchgängig zufrieden und bedanke mich beim Kollegen simba für den Tipp. Bodenständige französische Küche steht im Mittelpunkt des Angebots.
Und so wählte ich zunächst einen Cremant rosé vermutlich von Pinot vom Mosel-Weingut Petgen Dahm aus Perl.
Nach diesem eleganten Auftakt gab es seit langem mal wieder Artischocke, die frisch und heiß mit einer etwas dickeren Vinaigrette und Baguette serviert wurde. Die Blätter waren dickfleischig, der Boden von idealer Konsistenz. Die Soße war mit Estragon versetzt, ihre Säure nicht übertrieben und "Zugeschaut - mitgebaut"-Gerichte mag ich ja sowieso gern. Zu meiner Überraschung verursachte die Bitte um eine Fingerschale bei der Bedienung Überraschung. Aber auch dieser Wunsch wurde mit warmen Wasser und Zitrone, wenn auch in einem gewöhnungsbedürftig großen Gefäß, schnell erfüllt. Als Begleiter ein Grauburgunder nochmals von Petgen Dahm, im Barrique ausgebaut. Vielleicht nicht die beste Weinwahl aller Zeiten, aber Artischocke plus Säure ist auch problematisch. Ich hab mich nach Kräften bemüht, Getränk und Essen auseinander zu halten und mich dann an dem wirklich tollen Bukett von Aprikose und Maracuja gefreut.
Als so nicht auf der Karte angebotenen Zwischengang hatte ich mir Anfang Juni natürlich frischen weißen Spargel solo gewünscht, begleitet von einer Sauce Hollandaise. Die sieben mitteldicken Stangen kamen für meinen Geschmack auf den Punkt gegart und waren nicht herausragend, aber gut. Besonders hat mich aber die frische Hollandaise gefreut, bei der die Butter führte und die Zitrone im Hintergrund stand. Aufgrund des langen Weges war die Soße stark abgekühlt. Nicht zu vermeiden, wenn traditionell im Wasserbad bei entsprechend niedriger Temperatur aufgeschlagen wird. Sehr gut. Über die hilflose Salatgarnitur decken wir lieber den Mantel des Schweigens...
Mangels offenem Silvaner oder Weißburgunder hab ich es mal wieder mit Riesling, hier vom Weingut Gilg aus dem Elsass probiert. Ging so.
Das Hauptgericht war überwiegend Licht bei einem schweren Schatten. Das Onglet war von wunderbar fester und doch zarter Struktur. 5 Tranchen medium rare, die zeigen, dass dieser Schnitt völlig zu Recht derzeit die gehobene deutsche Gastronomie erobert. Die in der Schale gegarten Kartoffeln und das Gemüse-Potpurri waren ohne Höhen und Tiefen. Leider war die Wasabi-Soße misslungen. Handwerklich tadellos montiert, aber ohne jede Spur von Schärfe, dafür regelrecht versalzen. Ich bin beim Salz ja eher etwas zurückhaltend, also hab ich nicht reklamiert, sondern versucht, das Fleisch möglichst "trocken" zu erwischen. Schade, schade. Dazu wäre die Grenache-Syrah-Carignan-Cuvée sicher ein schöner Begleiter gewesen, wenn sie denn gekommen wäre... Der Begleitsalat überzeugte mit sorgfältig gezupften Blättern und Radieschen statt Eisberg sowie einer leichten Vinaigrette.
Statt eines Desserts lockte mich der flambierte Munsterkäse, der nach dem langen Weg noch brennend an den Tisch kam. Einerseits Respekt für den Service, andererseits waren die Ecken schon schwarz. Ansonsten schön verlaufend außen und fest und kräftig innen. Dazu einfaches, aber immerhin handwerklich gebackenes Baguette. Das begleitende Kirsch-Eau de Vie Grand Reserve von André Scherer bewies mir leider nur wieder, dass feine Brände an mich verschwendet sind. Es war mir viel zu scharf.
Bewertung für's Essen schwankt zwischen 3,5 und 4 Sternen. Da Fleisch mein Gemüse ist, runde ich für das Onglet (und die Hollandaise) auf.
Sauberkeit draußen unauffällig. Die Toiletten wurden nicht besucht.
Preislich hat's absolut gestimmt:
Artischocke Vinaigrette 7,5€
Spargel 7,5€
Onglet 22,5€
Munster 5,1€
Der halbe Liter Wasser erträgliche 3,2€. Der Cremant schlug mit 4,8€ zu Buche, die beiden Weißen 3,1€ bzw. 2,9€, jeweils für 0,1l.
Fazit: Ich schließe mich der Empfehlung an, auch wenn ich glaube, dass ich einen eher schlechteren Tag von Service und vielleicht sogar der Küche erwischt habe.
Wohlig eingestimmt durch die positiven Besprechungen von simba erreichte ich nach strammen Fußmarsch das mächtige Haus des Adlers in der Nähe einer Ausfallstraße.
Die Frage drinnen oder draußen stellte sich an diesem heißen Tage nicht. Bei Eintreffen wurde ich von der jungen Dame im Service informiert, dass nur der Garten geöffnet sei. Auf die schönen Bilder beeindruckender Fleischlieferanten musste ich daher verzichten, sie sind mir eh auf dem Teller lieber. Nachdem ich den teilweise geschotterten, staubigen Parkplatz hinter dem Haus mit... mehr lesen
Und am Freitagabend standen wir Schlag 18 Uhr im "Adler" auf der Matte. Hatte ich in meinem "Adler"-Bericht vom Februar 2020 den kleinen Katzentisch direkt neben dem Eingang erwähnt? Ich denke ja, und genau dieser Tisch wurde uns von der Dame hinter dem Tresen nach einem Blick in ihre Reservierungsliste zugewiesen. Zwar beherbergen wir zuhause mehrere Feliden, hätten aber schon ganz gerne einen anderen Tisch als ausgerechnet diesen Katzentisch gehabt. Was wohl leider nicht möglich war. Dieser Tisch ist jedenfalls nicht nur klein sondern entspricht auch nicht den anderen soliden Vollholztischen im Gastraum des "Adlers". Er besteht vielmehr aus einer auf ein wie auch immer geartetes Untergestell gelegten und mit einem Tischtuch verhüllten Platte. Während wenigstens unsere Stühle die hier gewohnte Stabilität aufwiesen wackelte der Tisch bei der geringsten Berührung wie der sprichwörtliche Kuhschwanz. Dies brachte ich auch gegenüber der Thekenmamsell und der routiniert kellnernden Studentin gegenüber zum Ausdruck noch bevor wie unsere Speisekarten in Empfang nahmen. Mit vereinten Kräften gelang es schließlich, die Tischwackelei abzustellen; jedenfalls so lange bis wir mit unserem Dessert fertig waren, und dann war es uns aber auch egal. Allerdings muss die "Zumutung in Sachen Tisch" erhebliche Auswirkungen im Bereich "Ambiente" zu Folge haben; mehr als ein Stern sind diesmal einfach nicht drin.
Service: Mit beiden im Service beschäftigten Damen hatten wir bei früheren Besuchen schon zu tun; die Thekendame, die gelegentlich auch beim Servieren und Abräumen mit Hand anlegt, war zusammen mit dem neuen Betreiber gekommen und die Studentin wechselt sich zusammen mit einer oder zwei Kommilitoninnen im Service ab. Ein gut eingespieltes Team; kompetent, freundlich und flott. Die Studentinnen, die ab Montag mindestens für vier Wochen erneut ohne Job dastehen und schauen müssen wo sie die zum Leben notwendigen Mäuse herkriegen (die vom Bundeswirtschafts- bzw. Bundesfinanzminister in Aussicht gestellten Hilfsmilliarden werden wohl kaum bei ihnen landen) tun mir sehr leid und das Trinkgeld fiel deshalb diesmal üppiger aus als sonst. Für die Platzierung am Katzentisch müsste ich im Bereich "Service" eigentlich eineinhalb Sterne abziehen, belasse es aber bei vier Sternen.
Essen und Trinken: Eigentlich war im Vorfeld des Besuchs meine Intention gewesen, wieder einmal die köstlichen Kalbsnierchen, diesmal mit der richtigen Sauce, zu probieren und als Nachtisch die hier immer sehr feinen Crêpes Suzette zu nehmen. Dazu sollte es Riesling von Armand Gilg aus Mittelbergheim (F) sein. Doch vor Ort entschied ich mich anders. Zuhause hatte ich auf der "Adler"-HP die Speisekarte eigesehen. Alles was immer angeboten wird war zu finden, darüber hinaus neu im Angebot drei Pizzen; was zum Geier hat den neuen "Adler"-Betreiber da gerissen? Französische Flammkuchen, die hier wirklich sehr gut gemacht werden, ja, aber doch keine Pizzen! Die passen zur französischen Ausrichtung des Gasthauses absolut nicht und ich habe beim Besuch auch an keinem der Tische einen pizzamümmelnden Gast gesichtet. Hinweg aus der Karte mit den Pizzen!
Zusätzlich zu der Normalkarte gab es wie immer die Tagesempfehlungen auf der Schiefertafel und eine separate Muschelkarte. Meine Frau bestellte von der Schiefertafel die Tagesempfehlung "Bliesgau-Rinderroulade von der Metzgerei Petermann, Oberwürzbach (die liefert auch die Entenbratwürste Salsiccia und Merguez für die "Zur wilden Ente"), mit Selleriepürree und Beilagensalat (EUR 18,50); als Dessert nahm sie "Crêpe Suzette für EUR 6,50, als Getränke zunächst "ihren" Averna (EUR 3,00) und dann noch ein Pils (Bitburger, 0,25l EUR 2,40).Ich entschied mich gegen die Kalbsnierchen (preislich geklettert von EUR 18,50 im Februar auf nunmehr EUR 19,90; Corona-Notopfer ?) und stattdessen für die "Moules des Charentes in feiner Sauce mit Pineau de Charentes, Curry und Crême fraîche" (EUR 14,90), dazu eine Portion Pommes Frites (EUR 3,00) und als Dessert ebenfalls die "Crêpe Suzette". Getrunken habe ich Franziskaner Weizen dunkel (Flasche 0.5l EUR 3,90).
Die Roulade meiner Frau war von bester Qualität, sehr zart und äußerst schmackhaft; das kann ich nach dem Genuss des mir überlassenen Kostehäppchens nur bestätigen. Auch das Pürrée fand Anklang, über den Beilagensalat hörte ich nichts Negatives. Ganz wunderbar waren meine Muscheln; eine ordentlich große Portion, die ich mit großem Behagen verzehrt habe. Leider sind ausgerechnet die beiden Muschelbilder nichts geworden: lag wohl an dem aus dem Topf aufsteigenden Dampf, dem meine Fuji nicht gewachsen war. Von ausgezeichneter Qualität waren auch die zu den Muscheln bestellten Pommes Frites; im von mir bevorzugten belgischen Format, sehr knusprig und sehr heiß. Nur mit dem Pfeffer und dem Salz hatte die Küche es ein klein wenig übertrieben; sollte möglicherweise den Getränkekonsum etwas fördern, um die kommenden Verlustwochen ein bisschen zu kompensieren.
Enttäuscht auf ganzer hatten diesmal die Crêpe Suzette, ansonsten gerade hier im "Adler" eine sichere Bank. Stets im Grand Marnier geradezu ersäuft waren die uns jetzt servierten eine eher etwas trockene Angelegenheit; so eben noch ein winziger Hauch von Grand Marnier war zu erschmecken, mehr leider nicht. Was nicht völlig ohne Auswirkung auf die Bewertung für "Essen und Trinken" bleiben kann. Fast hätte es nämlich fünf Sterne gegeben; bei Abzug von einem Stern verbleiben aber dank der Roulade, der Muscheln und der Pommes immer noch vier Sterne.
Preis-/Leistungsverhältnis: Die fallweise wohl als Folge von Corona getätigten geringen preislichen Erhöhungen fallen für treue Gäste nicht ins Gewicht. Vier Sterne.
Fazit: Wir drücken dem "Adler", dem ältesten Gasthaus Saarbrückens, unsere vier Daumen bis sie blau sind dafür, das es auch diese coronabedingte Zwangs-Schließung einigermaßen ungerupft übersteht und bald wieder seine Pforten öffnen kann. Wir würden das sehr begrüßen und kommen natürlich auch gerne wieder. Ohne "Zum Adler" würde Saarbrücken etwas fehlen; da sind wir uns ganz sicher. Fliege weiter, du stolzer Aar! :-))).