Geschrieben am 23.08.2022 2022-08-23| Aktualisiert am
23.08.2022
Besucht am 20.06.2022Besuchszeit: Abendessen 11 Personen
Rechnungsbetrag: 317 EUR
Mit elf Personen kehrten wir an einem Montagabend bei den Töchtern von Osman ein. Die Idee dazu kam von einer dem orientalischen Kulturkreis zugewandten Schülergruppe, die während unserer Klassenfahrt unbedingt einmal mit ihren Lehrern essen gehen wollten.
Die Reservierung eines Tisches überließ ich daher meinen Zöglingen und war gespannt, was sie denn wohl aussuchen würden. Natürlich vergewisserten sie sich im Vorfeld beim „Gastroguide“ ihres Vertrauens, der ja auch gleichzeitig ihr Klassenlehrer war und loggten dann das auf Meze spezialisierte Restaurant in der Pappelallee (P-Berg) ein.
Meine guten Erfahrungen, die ich dort im Sommer 2018 mit meiner Gattin sammeln durfte, ließ ich dezent in den Entscheidungsprozess miteinfließen. Und so kam es zu diesem spontanen kulinarischen Exkursionspunkt nach einem erlebnisreichen Tag in der Hauptstadt.
Besonders der Besuch des ehemaligen Stasi-Gefängnisses in Hohenschönhausen (inklusive Führung durch einen ehemals inhaftierten Zeitzeugen) hatte die Jugendlichen beeindruckt. Aber auch das anschließende Erlebnis „Bundestag“, das aus einem mehr oder minder kurzweiligen Informationsvortrag auf den Besucherrängen des Plenarsaals sowie einem kurzen Abstecher zur gläsernen Kuppel und Dachterrasse des Reichstagsgebäudes bestand, wirkte bei den Schülerinnen und Schülern noch nach.
Unser Tisch befand sich auf der nicht ungemütlichen Außenterrasse – Prenzlauer Innenhofcharme inklusive. Zur späteren Stunde wurde es hier empfindlich kühl, was unsere Multi-Kulti-Truppe jedoch nicht sonderlich störte, da man sich in die gereichten Decken kuschelte. Die Gäste an den Nachbartischen bekamen an diesem Abend ganz schön was zu hören.
Aber wenn schon orientalisch, dann eben mit allen Sinnen. Unsere achtköpfige Horde von 15/16-Jährigen genoss dieses Gruppenerlebnis sichtlich und brachte dies zuweilen auch lautstark zum Ausdruck. Orient meets Okzident – in Berlin scheinbar die normalste Sache der Welt. In jeder Kurstadt wären wir bereits nach 5 Minuten des Hauses verwiesen worden, da es recht turbulent zuging am Tisch.
Der Service, der sich anfänglich noch recht cool gab, verlor mit zunehmender Dauer der „Veranstaltung“ etwas die „Contenance“ und reagierte in manchen Situationen ziemlich ungeschickt. Dass bei einer so großen Gruppe an Heranwachsenden auch mal ein Glas Afri-Cola zu viel oder versehentlich bestellt wird, sollte bei einer abschließenden Rechnung von über 300 Euro eigentlich nicht sonderlich ins Gewicht fallen. Da muss man souveräner agieren, liebe Söhne und Töchter der osmanischen Speiselehre.
Auch die Tatsache, dass der junge Servicenovize mir kurz vorm Begleichen der Rechnung erklärte, wie viel Trinkgeld prozentual erwartet werden würde, kam mir so noch nicht unter. Nicht jeder Anfänger sollte glauben, dass er es auch mit einem Anfänger zu tun hat. Außerdem waren seine Ratschläge hinsichtlich der Anzahl der zu bestellenden Meze wenig hilfreich. Im Grunde bestellten wir durch seine Empfehlung nämlich viel zu viel, da sich die zum Teilen gedachten Portionen als veritable Sattmacher entpuppten.
Egal, trotz der widrigen Service-Umstände wurde es ein richtig schöner Abend, der im Kreise der Kollegen – die vierte Kollegin im Bunde kam nach überstandener Corona-Infektion erst ein paar Stunden zuvor in Berlin an – mit einer Flasche Sauvignon Blanc Reserve (32 Euro) aus der Pfalz vom Weingut Bietighöfer (Mühlhofen) entsprechend begossen wurde. Ä bissel Palz geht immer!
Neben diesem leckeren Tröpfchen sorgten Afri-Cola (0,2l für 3 Euro), Ayran (0,4l für 4,80 Euro), gefiltertes und aufgesprudeltes Wasser (0,75l für 4,50 Euro), Lillet Wildberry (0,2l für 8,50 Euro), hausgemachte Waldbeer-Mango- bzw. Erdbeer-Minz-Limo (0,5l für jeweils 6,50 Euro) sowie ein helles Hefe-Weizen von Maisel‘s aus der Flasche (0,5l für 4,80 Euro) für genügend flüssige Argumente am Tisch.
Die laminierte Karte zeigte sich im Vergleich zum Angebot vor vier Jahren wenig bis überhaupt nicht verändert. Auf der Vorderseite war die komplette, in die Rubriken „kalt“ und „warm“ eingeteilte Auswahl an Meze gelistet. Auf der Rückseite stand das Getränkeprogramm geschrieben. Die Preise hatte man behutsam angeglichen. So kosteten beispielsweise die türkischen Ceviche vom Wolfsbarsch, für die wir damals noch 8,90 Euro berappten, mittlerweile 10,50 Euro. Auch bei den anderen Gerichten gab es keine wirklich unverschämten Erhöhungen.
Wir bestellten munter drauflos. Neben den bereits erwähnten Ceviche vom Wolfsbarsch wurde der mit „Kebap in the House“ (?) bezeichnete Lammspieß (17,50 Euro) ganze viermal geordert. Zweimal durften es die hausgemachten türkischen Tortellini („Manti“/11,50 Euro) sein. Die „Mercimek Köftesi“ (Linsenbällchen“/7,50 Euro) sogar in fünffacher Ausführung. Den „Osmanin Kebabi“, den gegrillten Hackfleischbällchen (13,50 Euro) wurde auch zweimal zugesprochen. Gefüllte Weinblätter (7,50 Euro), Hummus (7,50 Euro), Fenchel Salat (8,50 Euro) und Gemüseköfte (12,50 Euro) standen ebenfalls auf unserer langen Meze-Liste.
Auch eine scharfe Paprikapaste („Acili“/7,50 Euro) und ein paar knusprig frittierte Sardellen („Hamsi“/10 Euro) waren mit von der Partie. Die lange Tafel und die damit verbundene, recht weite Entfernung zu manchen Tellern meiner Tischgenossinnen und -genossen erschwerte das Fotografieren derselben nicht unerheblich, weshalb ich nicht alle Gerichte des Abends abgelichtet bekam.
Besonders der lebhafte Austausch über die verschiedenen Gerichte ist mir von diesem Abend noch in bester Erinnerung geblieben. Ich saß neben einer Schülerin mit türkischen Wurzeln, die wiederum neben einer jungen Dame aus Kurdistan Platz genommen hatte. Diese kannten viele die dargebotenen Speisen aus dem eigenen Elternhaus, hatten diese jedoch noch nie in einem Restaurant gegessen.
Vergleiche zwischen der authentischen Mutterküche von daheim und den etwas moderneren Gastroversionen bei Osmans Töchtern boten sich tellerweise an. Da war plötzlich ich der Lernende am Tisch und staunte das ein oder andere Mal nicht schlecht, mit wie viel kulinarischem Wissen die Mädels doch ausgestattet waren.
Von all den kalten und warmen Leckereien, die nun nach und nach unseren Tisch bevölkerten, sei zunächst das cremig-würzige Hummus hervorgehoben. Hummus
Auf das noch leicht warme Fladenbrot gestrichen, ein einfacher, aber geschmackvoller Auftakt, dessen feine Knoblauchnote gut mit dem Kreuzkümmel harmonierte. Fladenbrot
Warum dieser schmackige Kichererbsen-Sesam-Aufstrich auch gerne als „Nutella des Orients“ bezeichnet wird, war schnell klar. Das Glück lässt sich anscheinend auch ohne den massiven Einsatz von Zucker und Palmöl aufs Brot schmieren.
Mein Kollege erfreute sich derweil an den gefüllten Weinblättern, bei denen Zimt, Minze und Piment für aromatische Momente auf dem Teller sorgten. Die Paprikapaste war mir persönlich etwas zu zahm. Da hätte ich mir mehr Mut zur Schärfe gewünscht. Acili
Die mit Rinderhackfleisch gefüllten Manti schmeckten genauso wie vor vier Jahren, nämlich richtig gut! Mein Highlight: die Manti
Ich verrührte sie mit der ansehnlichen Haube aus Knoblauchjoghurt, den man mit flüssiger Paprikabutter und einer orientalischen Gewürzmischung verfeinert hatte. Ein zum Weglöffeln köstlicher Teller, der auch von meiner türkischen Speisekomplizin mit Wohlwollen goutiert wurde.
Die aus roten Linsen, Bulgur, Lauchzwiebeln, Minze und Petersilie geformten Linsenbällchen blieben dagegen geschmacklich eher unauffällig. Linsenbällchen
Die schienen der Erzählung nach am elterlichen Herd in Wörth deutlich besser zu gelingen. So richtig enttäuscht war mein Kollege von seinem Lammspieß, der bei den Schülern deutlich mehr Anklang fand. Er beurteilte dessen Fleischqualität als ziemlich bescheiden und war auch mit dem komplett totgegrillten Gargrad nicht wirklich d’accord. Verzweifelt versuchte er das Ding in mundgerechte Stücke zu zerteilen, was nur mäßig gelang. Da konnte auch das hausgemachte Lavash-Brot und das delikate Knoblauch-Petersilien-Pesto den „Kebap“ nicht mehr zurück „in the House“ (of Taste) holen. Der traurige Lammspieß
Mit meinen Hackfleischbällchen wurde ich auch nicht so recht warm. Vielleicht lag es an der fortgeschrittenen Sättigung, aber diesmal kamen mir die drei durchgebrutzelten Rindfleischklopse doch arg trocken vor. Die durchgegrillten Hackfleischbällchen
Da half auch die süffige Basis aus den in reichlich Joghurt- und Tomatensauce ertränkten Fladenbrot-Croutons nicht wirklich weiter. Sowieso fragte ich mich warum man den Knusper-Effekt der zu groß geratenen Brotwürfel eine latschigen Saucentod sterben ließ.
Die Gemüseköfte meiner vegetarisch sozialisierten Kollegin sahen hingegen klasse aus. Die an Falafel erinnernden Bällchen wurden von einem Berg Grillgemüse begleitet. Die Gemüseköfte mit Schmelztomaten
Die perfekt sautierten, wunderbar reifen Cocktailtomaten glänzten mit einer unverschämt leckeren Röstsüße, die sie sich wohl zusammen mit den kross gebratenen roten Zwiebeln in der gleichen Pfanne geholt hatten.
In der Summe verließen wir die Töchter von Osman mit gemischten Gefühlen. Der Jugend gefiel’s, aber der hätte es auch in jeder x-beliebigen Kebap-Klitsche gefallen, dafür hätten nicht einmal ihre Lehrer am Tisch sitzen müssen.
Für die abgerufenen Preise hätten wir dennoch etwas mehr erwartet. Mehr „Wow“ am Gaumen, mehr Fingerspitzengefühl beim Service und – das glückliche Grillerlebnis vom Tag zuvor im Doyum Restaurant noch im Gaumengedächtnis – mehr orientalische Authentizität statt moderner „Mezz(e)-kapaden“. Dass man morgenländisches Food-Sharing in Berlin auf einem deutlich höheren Niveau betreiben kann, erlebten wir zwei Tage später bei „Fes – Turkish BBQ“ an der Hasenheide. Da allerdings ohne Schülerbegleitung, aber dafür mit eiskaltem Raki zum Digestif.
Bericht folgt auf diesem Kanal…
Mit elf Personen kehrten wir an einem Montagabend bei den Töchtern von Osman ein. Die Idee dazu kam von einer dem orientalischen Kulturkreis zugewandten Schülergruppe, die während unserer Klassenfahrt unbedingt einmal mit ihren Lehrern essen gehen wollten.
Die Reservierung eines Tisches überließ ich daher meinen Zöglingen und war gespannt, was sie denn wohl aussuchen würden. Natürlich vergewisserten sie sich im Vorfeld beim „Gastroguide“ ihres Vertrauens, der ja auch gleichzeitig ihr Klassenlehrer war und loggten dann das auf Meze spezialisierte Restaurant... mehr lesen
Restaurant Osmans Töchter
Restaurant Osmans Töchter€-€€€Restaurant01722744662Pappelallee 15, 10437 Berlin
3.0 stars -
"Kulinarisches Gruppenerlebnis am Prenzlauer Bosporus mit Höhen und Tiefen" Ehemalige UserMit elf Personen kehrten wir an einem Montagabend bei den Töchtern von Osman ein. Die Idee dazu kam von einer dem orientalischen Kulturkreis zugewandten Schülergruppe, die während unserer Klassenfahrt unbedingt einmal mit ihren Lehrern essen gehen wollten.
Die Reservierung eines Tisches überließ ich daher meinen Zöglingen und war gespannt, was sie denn wohl aussuchen würden. Natürlich vergewisserten sie sich im Vorfeld beim „Gastroguide“ ihres Vertrauens, der ja auch gleichzeitig ihr Klassenlehrer war und loggten dann das auf Meze spezialisierte Restaurant
Geschrieben am 14.08.2022 2022-08-14| Aktualisiert am
15.08.2022
Besucht am 13.08.20222 Personen
Rechnungsbetrag: 50 EUR
Papa Mi ist m.E. das derzeit beste Restaurant in Xanten. Ich wohne seit 2010 in Xanten und habe in den meisten Restaurants gespeist. Papa Mi hst vor einem guten Jahr eröffnet, und ich bin erst diesen Sommer zum ersten Mal dort gewesen, war daraufhin mehrfach dort und bin begeistert. Mein Lieblingsgericht ist Ente in Mangosauce - siehe Foto. Die Ente herrlich kross gebraten, dazu Akademie gekochtes Gemüse und exotische Zutaten wie Zutronengras (?) - und Salat. Wir haben auch einen Teller mit verschiedensten Vorspeisen bestellt, u.a. Sushi. Zum Trinken Mango Lassi. Man möge mir nachsehen, dass ich nicht alle Zutaten und die einzelnen Gerichte benennen kann; ich habe es genossen, nicht analysiert. Ich mag auch die anderen Restaurants in Xanten und in der Umgebung, gehe mindestens einmal pro Woche Essen, keine Frage, gerne auch bei Teatro & Co (liebe dort die Antipasti und einige Hauptgerichte).
Doch Papa Mi kocht weitaus raffinierter. Ich wusste nicht, dass es überhaupt möglich ist, auf dem Niveau zu kochen. Ich finde es paradiesisch. Unbedingt ausprobieren! /
Papa Mi ist m.E. das derzeit beste Restaurant in Xanten. Ich wohne seit 2010 in Xanten und habe in den meisten Restaurants gespeist. Papa Mi hst vor einem guten Jahr eröffnet, und ich bin erst diesen Sommer zum ersten Mal dort gewesen, war daraufhin mehrfach dort und bin begeistert. Mein Lieblingsgericht ist Ente in Mangosauce - siehe Foto. Die Ente herrlich kross gebraten, dazu Akademie gekochtes Gemüse und exotische Zutaten wie Zutronengras (?) - und Salat. Wir haben... mehr lesen
Restaurant Papa Mi
Restaurant Papa Mi€-€€€Restaurant028019882663Hühnerstraße 4, 46509 Xanten
5.0 stars -
"Bestes Restaurant in Xanten" Ehemalige UserPapa Mi ist m.E. das derzeit beste Restaurant in Xanten. Ich wohne seit 2010 in Xanten und habe in den meisten Restaurants gespeist. Papa Mi hst vor einem guten Jahr eröffnet, und ich bin erst diesen Sommer zum ersten Mal dort gewesen, war daraufhin mehrfach dort und bin begeistert. Mein Lieblingsgericht ist Ente in Mangosauce - siehe Foto. Die Ente herrlich kross gebraten, dazu Akademie gekochtes Gemüse und exotische Zutaten wie Zutronengras (?) - und Salat. Wir haben
Geschrieben am 07.08.2022 2022-08-07| Aktualisiert am
08.08.2022
Besucht am 19.06.2022Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 78 EUR
Berlin an einem Sonntagabend im Juni. Tagsüber herrschten 36 Grad im Schatten. Eine Radtour entlang der (ehemaligen) Mauer war die reinste Tort(o)ur. Der Sprung in die Spree nach überstandener Kanufahrt (ohne zu kentern!) eine wohltuende Abkühlung vor der Abkühlung. Die gab es nämlich am Abend als eine Gewitterfront nahte und die Temperaturen binnen drei Stunden um ca. 12 Grad fallen ließ.
Diesmal waren wir schlauer und setzten nicht auf overhypte Umami-Schenken, sondern versuchten die kulinarischen Banalitäten des ersten Abends mit einem Tipp vom schwedischen Foodblogger Per Meurling wieder wettzumachen. Gleich vorweg: dies gelang außerordentlich gut, weshalb wir Pers Ausgehempfehlungen auch an den folgenden Tagen beherzigten.
Wir hatten so richtig Lust auf Deftiges vom Grill. Dass da nur ein türkisches Grillrestaurant in Frage kam, verstand sich von selbst. Schließlich wohnten wir ja in Kreuzberg, wo die Nächte fast so lang sind wie die sagenumwobenen Adana-Spieße.
Mein schwedisches Ocakbasi-Orakel spuckte einige reizvolle Köfte- und Kebapklitschen aus, die allesamt einen Besuch wert gewesen wären. Darunter auch das Doyum Restaurant, das seit gut 15 Jahren in der Nähe des „Kottis“ (=Kottbusser Tores) die Holzkohlen glühen lässt. In Pers Foodblog wird die türkische Spießbude noch als „Doyum Grillhaus“ bezeichnet. Vielleicht nannte man dieses Reich, wo König Kebap das Sagen hat, ja auch früher so.
Nun gut, schließlich saßen wir in der U1 und fuhren die paar Stationen in Richtung Warschauer Straße, um der in die Jahre gekommenen Beton-Tristesse des „Kotti“ unsere Aufwartung zu machen. Hier befand sich unweit der U-Bahn-Station das Doyum Restaurant, das von außen – ganz seiner Umgebung entsprechend – wenig Attraktivität versprühte. Hätten wir vorher nicht die Grillgenussgarantie von Foodpapst Per dem Ersten erhalten, wären wir hier definitiv dran vorbeigelaufen. Aber wie sagt der Engländer: „Don’t judge a book by its cover“
Die Wahl des Freisitzes betreffend, sprach uns der benachbarte Biergarten des gut besuchten „Südblocks“ deutlich mehr an. Aber die Aussicht auf einen der besten Adana-Kebaps der Stadt ließ uns dann doch im Doyum landen. Trotz des kühlen Windes, der die Tageshitze schnell vergessen machte, nahmen wir draußen auf der teilweise überdachten Terrasse Platz.
Dort saßen wir nach freundlicher Begrüßung auf leidlich bequemem Gartengestühl der sperrigen Art und bekamen flugs die mit vielen Farbfotos aufgemachten Speisenkarten gereicht. Drinnen wurden eifrig Spieße gesteckt und auf einem riesigen Holzkohlegrill zubereitet. König Kebap (links hinten) und ein Spießgeselle am Holzkohlegrill
Der mit ordentlich Kalbfleisch behangene Döner-Spieß drehte gemächlich neben der Verkaufstheke – bekennende Straßenfutterer wählen hier gerne die Take-Away-Option – seine Runden.
Im hinteren Teil des mit orientalischen Wandfließen gekachelten Gastraumes ging es wesentlich ruhiger zu. Blick in den Gastraum
Die schweißtreibenden Nachwirkungen dieses heißen Tages waren im Inneren noch zu spüren, weshalb sich die meisten Gäste lieber draußen niederließen.
Auch im Doyum hat man die Option auf eine illustre Auswahl an kalten und warmen Vorspeisen, hier „Soguk Mezeler“ bzw. „Sicak Mezeler“ genannt. Uns war an diesem Abend aber nicht nach Cacik, Haydari, Ezme und Humus zumute. Außerdem nahmen wir die „anständigen“ Portionen beim Blick auf die Nachbartische wahr und übten uns beim Bestellvorgang in Vorspeisen negierender Zurückhaltung.
Natürlich wären die mit Schafskäse gefüllten Zigarrenbörek („Sigara Böregi“) oder die gebratenen Artischocken mit Weichkäse („Enginar Tava“) eine Option gewesen, aber beim Anblick der appetitanregenden Grillfleischfotos aus der Karte wussten wir, womit wir an diesem Abend unsere kulinarischen Schwerpunkte setzen würden.
Und diese sahen folgendermaßen aus:
Einmal Adana Kebap Ezmeli (17,50 Euro) für die Kollegin: Hackfleischspieß mit gegrillter Aubergine, Tomate und Paprika, der von leicht angegrilltem, mit Olivenöl beträufeltem Fladenbrot, dem sogenannten „Spezialbrot“, begleitet wurde. Adana Kebap Ezmeli (mit gegrillter Aubergine)
Eine Portion Döner Kebap (16 Euro) für den Kollegen: Direkt vom Drehspieß gesäbelte Kalbsfitzel, die mit Reis und gemischtem Salat auf dem Teller landeten. So hat eine Porsiyon Döner Kebap auszusehen!
Einmal der Doyum Grillspezial-Teller namens „Karisik Izgara“ (25 Euro) für mich: Alles was der Holzkohlengrill bzw. Drehspieß so hergab (Döner Kebap, Hackfleischspieß, Lammkotelett, Lammfleisch und würzige Hähnchenbrust vom Spieß) mit gegrillter Paprika und Tomate sowie einer großzügigen Portion Bulgur. Doyum Karisik Izgara
Von meinem Grillteller wären locker auch zwei Leute satt geworden, denn neben der üppigen Fleischportion reichte man noch selbstgebackenes, kurz über der Kohlenglut angeröstetes und mit ein wenig Olivenöl bepinseltes Fladenbrot, einen Salatteller und diverse Dipsaucen. Die Paprika war eher eine verkappte Peperoni, deren Schärfe gut zu den herzhaften Preziosen vom Grill passte.
Der Duft von über Holzkohle gegrilltem Fleisch stieg mir in die Nase. Bereits das Spezialbrot war eine Wucht. Warm, würzig und von fluffiger Textur. So einfach und doch so sagenhaft lecker! Dem standen die delikaten Grilladen in nichts nach. Besonders der aus Lammhack geformte, perfekt gewürzte Adana-Spieß fiel gnadenlos geil aus! Außen leicht knusprig, innen wunderbar saftig. Sowas kann man vielleicht anders, aber sicher nicht besser zubereiten. Der Doyum Grill-Spezial-Teller aus der Nähe
Mein Lammkotelett überzeugte mit krosser Fettschicht und würziger Marinade. Dieses Teil vom jungen Schaf zählt für mich seit jeher zu den Highlights eines gelungenen BBQs. Aber auch die voll im Fleischsaft stehende Hähnchenbrust sowie die ebenfalls ganz ausgezeichnet schmeckenden Kalbfleischschnipsel vom Drehspieß machten eine hervorragende Figur auf meinem Karnivorenteller für Fortgeschrittene. Stücke vom Adana Spieß und Kebap satt!
Dass ich zu jenem den separat dazu gereichten Salatteller nicht ganz schaffte, lag nicht an dessen Qualität, sondern an seinem hohen Anteil an Salatgurke, die ich stets zu vermeiden pflege. Mein Beilagensalat zur Fleischplatte
Gern reichte man uns noch zusätzliches Brot und erkundigte sich mehrfach, ob den alles in Ordnung sei und schmecke. Das hausgebackene Spezialbrot
Das tat es. Auch meine Kollegen langten gut zu und erfreuten sich an den Köstlichkeiten von König Kebap und seinen adana-esken „Spießgesellen“. Von den hausgemachten Saucen sagte uns die mit etwas Knoblauch und leichter Minznote ausgestattete Joghurttunke am meisten zu. Das selbstgemachte Ketchup fand ich dagegen etwas gewöhnungsbedürftig.
Schade, aber aus religiösen Gründen absolut nachvollziehbar, dass im Doyum kein Alkohol ausgeschenkt wurde. Einen kräftigen Roten hätte ich mir zu diesem Festmahl gerne gegönnt. Der Kollege neben mir – ein Biertrinker unter dem Herrn – zeigte bereits erste Anzeichen von Unterhopfung. Egal, auch Spezi, Cola und Selters – alle für jeweils 4 Euro in der 0,4l-Version zu haben – können eine gewisse durstlindernde Wirkung entfalten.
Zum Abschluss bot man uns noch türkischen Tee an, den wir selbstverständlich nicht ablehnten. Ein Schwarztee als Digestif
Satt und hochzufrieden beglichen wir die Rechnung und waren uns einig, dass ein Besuch im Doyum Restaurant für Freunde türkischer Grillküche ein absolutes Muss darstellt. Von der unattraktiven Gegend und dem etwas in die Jahre gekommenen äußeren Erscheinungsbild darf man sich nicht abschrecken lassen.
Und wer hat’s entdeckt und in seinem Blog angepriesen? Ein Schwede. Danke Per!
Berlin an einem Sonntagabend im Juni. Tagsüber herrschten 36 Grad im Schatten. Eine Radtour entlang der (ehemaligen) Mauer war die reinste Tort(o)ur. Der Sprung in die Spree nach überstandener Kanufahrt (ohne zu kentern!) eine wohltuende Abkühlung vor der Abkühlung. Die gab es nämlich am Abend als eine Gewitterfront nahte und die Temperaturen binnen drei Stunden um ca. 12 Grad fallen ließ.
Diesmal waren wir schlauer und setzten nicht auf overhypte Umami-Schenken, sondern versuchten die kulinarischen Banalitäten des ersten Abends mit... mehr lesen
Doyum Restaurant
Doyum Restaurant€-€€€Restaurant03061656127Admiralstr. 36, 10999 Berlin
4.5 stars -
"Formidable Fleischgerichte vom Holzkohlengrill bei König Kebap und seinen Spießgesellen" Ehemalige UserBerlin an einem Sonntagabend im Juni. Tagsüber herrschten 36 Grad im Schatten. Eine Radtour entlang der (ehemaligen) Mauer war die reinste Tort(o)ur. Der Sprung in die Spree nach überstandener Kanufahrt (ohne zu kentern!) eine wohltuende Abkühlung vor der Abkühlung. Die gab es nämlich am Abend als eine Gewitterfront nahte und die Temperaturen binnen drei Stunden um ca. 12 Grad fallen ließ.
Diesmal waren wir schlauer und setzten nicht auf overhypte Umami-Schenken, sondern versuchten die kulinarischen Banalitäten des ersten Abends mit
Geschrieben am 05.08.2022 2022-08-05| Aktualisiert am
05.08.2022
Besucht am 18.06.2022Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 81 EUR
Ein paar Hintergrundinfos vorweg
Endlich war ich mal wieder in der Hauptstadt zu Gast – wenn auch „nur“ im Dienst als Klassenlehrer, der sich mit seinen Schülerinnen und Schülern auf Abschlussfahrt befand. Wir reisten schon am Samstag an, um das poltisch-historische Pflichtprogramm etwas zu entzerren und den Jungs und Mädels der 10.Jahrgangsstufe die Möglichkeit zu geben, auch ein paar außergewöhnliche Erfahrungen (Radtour an der Mauer entlang, Kanufahren auf der Spree usw.) zu sammeln. Für die Generation „Corona“ war diese Klassenfahrt nämlich ein lang ersehntes, außerschulisches Gemeinschaftserlebnis, das es pandemiebedingt in der Form eine ganze Weile nicht mehr gab.
Berlin Food Stories…
Natürlich habe ich im Vorfeld kulinarische Kunde eingeholt, um meine anfangs zwei, später dann drei Kolleg:innen am Abend gut verköstigt zu wissen. Ein befreundeter Schreiberling dieses Portals schenkte mir mal einen hübsch bebilderten Streifzug durch Berlins Foodszene („Berlin brodelt“). In diesem Buch wurde ich auf den Food-Blog von Per Meurling aufmerksam. Meurling ist ein essverrückter Schweden, der sich seit ein paar Jahren durch die Hauptstadt futtert und immer auf der Suche nach dem ultimativen Döner, den köstlichsten Köfte und den abgefahrensten Asiaten ist.
Wer sich mal ein Bild vom umtriebigen Per und seinen kulinarischen Abenteuern machen möchte, kann dies auf der Seite: https://berlinfoodstories.com ja mal tun. Ein paar englische Sprachkenntnisse sollte man dafür mitbringen oder man jagt die sehr lesenswerten Berichte durch ein Übersetzungsprogramm.
Nur für den ersten Abend ignorierte ich (leider) seine Tipps und bemühte diverse Internetportale, um ein geeignetes Lokal zu finden. Da es sich um einen Samstagabend handelte, reservierte ich schon über eine Woche im Voraus im Maison Umami, das bei Tripadvisor recht gute Bewertungen erhalten hatte und auch nicht gar so weit von unserem Hostel entfernt lag. Es war sozusagen der kleinste kulinarische Nenner, da ich wusste, dass beim Vietnamesen auch meine Kollegen fündig werden würden.
Auf zum Wrangelkiez!
Nach dem Bezug des Hostels stand ein geführter „Welcome Walk“ auf dem Programm. Im Anschluss an ihn verschlug es mich mit ein paar meiner treuesten „Untergebenen“ spontan in die Berliner Filiale vom Dolden Mädel am Mehringdamm, um für wohlgehopften Elektrolytausgleich zu sorgen. Dadurch verspätete sich meine Ankunft in der Schlesischen Straße, wo sich das Maison Umami befindet, ein wenig. Die Kollegin und der Kollege nahmen es mit Gelassenheit. Sie hatten sich da schon in die kulinarischen Gegebenheiten vor Ort eingelesen. Blick von außen ins Maison
Was von außen ein wenig so aussah wie Pham Minh Chínhs „Lampionladen“ entpuppte sich bei näherer Betrachtung als wuselige Asia-Gastro mit extrem hohen Brummfaktor. Hier konnte man Eintauchen in das urbane Treiben des trubeligen Wrangelkiez unweit der U-Bahn-Station Schlesisches Tor. Ein wahres Bermudadreieck für weltoffene Futtersucher, das den Entdecker vom Lande mit seinen indischen, pakistanischen, libanesischen und asiatischen Lokalitäten regelrecht überforderte. Allein in diesem Viertel hätte ich locker zwei Wochen gebraucht, um mich durch das vielseitige Angebot zu mampfen.
Doch der Hans Mampf in Kreuzbergs Gassen setzte sich stattdessen an einen der Außentische mit Blick ins Innere des Maisons. Dort hatte man es sich schon bei einem Schoppen Radler bzw. Krombacher Pils (beides zu 4,80 Euro) leidlich gemütlich gemacht. Leidlich, weil die Holzbänke, auf denen wir saßen, keine Rückenlehne hatten und ein entspanntes Zurücklehnen von vornherein zunichtemachten. Auf dem Weg nach hinten...
Beim Gang zu den Toiletten, die sich wie üblich im hintersten Teil des Ladens befanden, war ich etwas verwundert, mit wie viel Deko man die Räumlichkeiten vollgestopft hatte. Egal, zu Studentenzeiten hätte ich das Interieur dieses Lokals wahrscheinlich sehr gemocht. Besonders die Ecke hinten rechts, wo man – in fernöstlicher Authentizität – auf dem Boden sitzend sein Essen einnehmen konnte.
Mythen, Märchen und Legenden
Ein paar Worte noch zur Lokalität. Nach den beiden Umami-Restaurants „P-Berg“ und „X-Berg“ in der Knaack- bzw. Bergmannstraße reihte sich das Maison Umami als dritte Filiale in die vietnamesische Gastroreihe mit dem 5.Geschmackssinn im Namen ein. Das war im Mai 2018. Mittlerweile ist sogar noch eine weitere Dependance in Friedrichshain dazugekommen. Postkoloniales CI
Der Legende nach handelt es sich hier um einen Familienbetrieb, der von sechs Geschwistern gelenkt wird. Auch beim Maison Umami taucht auf der Webseite das Märchen von einem mit traditionellen Familienrezepten gefüllten Tagebuch der Mutter auf, zu deren Ehre man das Restaurant gründete.
Keine Ahnung, wer sich solche Schmonzetten ausdenkt, aber die Methode scheint zu funktionieren. Denn statt in der Masse seelenloser Allerwelts-Systemgastros unterzutauchen, ragt man doch lieber mit einer kreativ erdachten Entstehungsgeschichte inklusive den passenden, modernisierten „Familienessen“ und „Kindheitsgerichten“ aus der derzeitigen Asia-Küchen-Schwemme hervor. Das ist cleveres Marketing und kommt selbst bei „Slow-Foodies“ an.
Nun gut, ich war gespannt, ob den vollmundigen Ankündigungen in der zweisprachigen Speisenkarte (Deutsch/Englisch) auch die entsprechenden Taten auf den Tellern folgen würden. Nahrungssuche und Entscheidungsprozess
Die Vorspeisen teilten sich gerecht auf in sieben Positionen mit („traditionell“) und sieben ohne Fleisch („vegetarisch“). Bei den Hauptgerichten ein ähnliches Bild, wobei hier die Teller bzw. Schüsseln mit Fleischanteil leicht überwogen. Alles in allem also ein recht überschaubares Speisenprogramm, das nichts mit dem häufig überfordernden, asiatischen Nummernoverkill gemein hatte.
Beim Mineralwasserpreis gibt man sich gerne urban und rechnet 5,90 Euro für die 0,75l-Karaffe ab. Bei den Speisen ist man da etwas zurückhaltender, wenn auch keinesfalls preisgünstig. So schlug zum Beispiel der Salat aus dem „Frühlingsgarten“, den meine Kollegin vorab bestellte, mit 6,40 Euro zu Buche, während sich mein Kollege den Sommer in Rollen für 4,80 Euro schmecken lassen wollte. „Pearl on Spoon“ hatte man die Jakobsmuscheln vom Grill getauft, die ich mir 6,40 Euro gönnte.
Da ich gleich den „Rogen“ roch und mir zu dem Preis keine Prachtexemplare aus den besten Fanggebieten des Atlantiks vorstellen konnte, schob ich mit „Ho Tay’s Pancake“ noch ein paar Garnelen auf Süßkartoffel-Reibekuchen (5,40 Euro) vorsichtshalber nach. Erstens hatte ich Hunger und dann kam auch noch die Neugier hinzu.
Meine beiden Tischgenossen hatten es beide auf den Banh Bao Burger mit Kimchi und Süßkartoffelpommes (welche in der Karte „-stäbchen“ hießen…tss) zu jeweils 10,90 Euro abgesehen, während ich lieber zu „Pakse Pan“, einem in der Schüssel servierten Wokgericht mit Rinderstreifen (10,20 Euro), tendierte.
Manchmal sind es die Kleinigkeiten…
„I hätt’s ja wissen müss’n!“, denn in der Karte stand es ja Schwarz auf Weiß geschrieben. Das, was man mir da auf einem frittierten Etwas aus zusammengeklebtem „Süßkartoffelmulch“ kredenzt hatte, waren keine Riesengarnelen. Es waren „Großgarnelen“. Und „groß“ ist ja nicht nur ein sehr subjektiver, sondern manchmal auch ein recht überschaubarer Begriff. Nun fiel deren Größe derart mickrig aus, dass mir die unter einem Korianderzweig versteckten Exemplare fast schon leidtaten. Ho Tay’s Pancake
Auch vom leicht süßlichen Krustentiergeschmack, den ich z.B. an den Black Tiger Prawns so schätze, keine Spur. Da konnten auch der knusprig-massige „Reibekuchen“, das kleine Häufchen Kimchi und die in einem separaten Schälchen gereichte Limetten-Fisch-Sauce nicht über die Enttäuschung beim Anblick der kümmerlichen Früchtchen fernab des Meeres hinweghelfen.
Na vielleicht würden wenigsten die Jakobsmuscheln für eine ausgleichende Geschmacklichkeit am Gaumen sorgen. Leider handelte es sich auch bei ihnen um Kleinstlebewesen, die zwar mit Wasabi-Crème, Soja-Reduktion (=Teriyaki-Sauce), Lauchpesto und etwas Koriander verfeinert auf drei kleine Probierlöffel aus Keramik verteilt wurden, aber ansonsten eher unauffällig blieben. Pearl on Spoon
Das sah nicht unappetitlich aus, erzeugte aber einen insgesamt enttäuschenden, da recht eindimensionalen und wenig nachhaltigen Genussmoment. Überhaupt war den Miniatur-Pectinida wenig Gaumeninformation zu entlocken. Wie bei meiner Garnelenvorspeise regierte auch hier mehr der schöne Schein, wie das gustatorische Sein auf der mit dem hauseigenen Logo versehenen Porzellan-Platte. Nochmal die "Löffelperlen"
Den Frühlingsgarten-Salat meiner Kollegin habe ich dann vergessen abzulichten. Aber auch ihr Enthusiasmus über den mit grüner Papaya, frischem Koriander und gegrilltem Hühnerfilet ausgestatteten „Fitnessteller“ hielt sich in Grenzen.
Einzig der mitgereiste Kollege, der auch unserem Wörther Schlemmerclub angehört, zeigte sich mit seinen in Reispapier gewickelten Sommerrollen sehr zufrieden. Auch bei ihnen durfte der obligatorische Koriander-Stängel natürlich nicht fehlen. It is summer - Let it roll!
Als Hauptzutat hatten es sich Garnelen (vielleicht sogar „Großgarnelen“…) zwischen den Asia-Vermicelli und dem üblichen Salatinhalt bequem gemacht. In die dazu gereichte Hoisin-Kokos-Sauce getunkt, ergab der Verzehr dieser kalten Vorspeise an einem so warmen Sommerabend natürlich Sinn.
Länder – Menschen – Asia-Burger!
Was wie eine spannende Kreuzüberkreation im gedämpften Bao-Brötchen klang, entpuppte sich bereits beim Anblick als recht blasses Unterfangen. Das mit Mango-Coleslaw, Koriander (was sonst?) und zwei verschiedenen Soßen (Umami-Haussoße und Mango-Chili-Crème) asiatisch kultivierte Rindfleischpatty hatte selbst wenig Eigengeschmack vorzuweisen. Auch hier begleiteten Kimchi und Stäbchen von der Süßkartoffel den nett drapierten Dampfnudelburger. Banh Bao Burger
Insgesamt war das ein ziemlich belangloses, da wenig geschmacksintensives Sättigungserlebnis. Dieser Lapsus wog insofern doppelt, da sich keine 100 Meter entfernt eine der besten Adressen für Bulettenbrutzelei der Hauptstadt befand: der legendäre „Burgermeister“. Wer dort mal einen „Meister aller Klassen“ vertilgt hat, weiß, wie viel Freude ein mit doppeltem Rindfleischpatty, doppeltem Käse und Jalapeños ausgestattetes Bun machen kann.
Wer wokt, gewinnt? - Diesmal eher nicht!
Nun, meinen im Wok geschwenkten Rinderstreifen hatte man eine üppige Gemüsebeigabe mit in die Schüssel gelegt. Brokkoli, Paprika, Babymais, Zucchini und Blumenkohl sorgten für ein farbenfrohes vegetabiles Durcheinander, in dessen Souterrain noch Reisbandnudeln lauerten. Eine großzügig beigegossene, herzhafte Austernsoße versuchte, das Ganze mit dem 5.Geschmackssinn zu segnen, was ihr jedoch nur leidlich gelang. Pakse Pan
Keine Frage, das Gericht hatte durchaus seine positiven Momente. Das Gemüse kam noch angenehm knackig daher und auch das dünngeschnittene Rindfleisch machte in textureller Hinsicht keinen schlechten Eindruck. Nur vom Geschmack war das alles doch recht einfach gestrickt. Am Gaumen tat sich da nicht viel. Von einem Laden, der das Wort „Umami“ in seinem Namen trägt, hatte ich deutlich mehr erwartet, was auch meine beiden Kollegen bestätigten.
Serviceprobleme hausgemacht bzw. „à la Maison“
Es war mächtig was los an diesem Samstagabend und die jungen asiatischen Bedienungen bemühten sich sichtlich, den Ansturm zu bewältigen. Dauernd mussten Gäste ohne Reservierung vertröstet werden, es doch bitte etwas später noch einmal zu versuchen. Trotz der kompletten Ausreservierung des Außenbereichs, durften auch größere Gruppen im Inneren des Lokals Platz nehmen. Keine Ahnung, wie das die Küche gewuppt bekam. An der Ausschanktheke herrschte jedoch ein heilloses Durcheinander.
Auch wir mussten auf eine weitere Flasche Mineralwasser lange warten. Ein mehrfaches, freundliches Erinnern an diesen Getränkewunsch fruchtete erst spät. Dass man uns dann später beim Bezahlen eine Flasche mehr in Rechnung stellen wollte als wir konsumiert hatten, war als Versehen schnell festgestellt und noch schneller verziehen. Bei der Masse an Leuten, die hier zeitgleich verköstigt wurden, war es eh ein mittleres Servicewunder, was die Jungs und Mädels der Umami-Truppe da vollbrachten.
Zufluchtsort Eckkneipe
Um es vorweg zu nehmen. Der Besuch im „Mässong“ blieb der einzige kleine kulinarische Fehltritt während unserer Zeit in Berlin. Bei den folgenden Restaurantbesuchen hielten wir uns an die Tipps von „Foodfluencer“ Per Meurling und taten gut daran.
Doch all das war uns spätestens nach dem Begleichen der Rechnungen herzhaft egal. Da wir noch etwas Zeit hatten und sich der Nachdurst meldete, versuchten wir unserer drohenden Unterhopfung im Oberbaumeck, einer traditionellen Eckkneipe, aus der gitarrenlastige Musik dröhnte, entgegenzuwirken, was uns dann gleich schoppenweise gelang.
Wie sang einst der deutsche Interpret Marius Müller-Westernhagen: „Nur hier in der Kneipe, fühl‘ ich mich frei...“. Dem konnten wir an unserem ersten Abend in Berlin vorbehaltlos zustimmen.
Ein paar Hintergrundinfos vorweg
Endlich war ich mal wieder in der Hauptstadt zu Gast – wenn auch „nur“ im Dienst als Klassenlehrer, der sich mit seinen Schülerinnen und Schülern auf Abschlussfahrt befand. Wir reisten schon am Samstag an, um das poltisch-historische Pflichtprogramm etwas zu entzerren und den Jungs und Mädels der 10.Jahrgangsstufe die Möglichkeit zu geben, auch ein paar außergewöhnliche Erfahrungen (Radtour an der Mauer entlang, Kanufahren auf der Spree usw.) zu sammeln. Für die Generation „Corona“ war diese Klassenfahrt nämlich... mehr lesen
Maison Umami
Maison Umami€-€€€Restaurant03027982423Schlesische Str. 5, 10997 Berlin
3.0 stars -
"Die vollmundigen Ankündigungen haben unseren 5.Geschmackssinn nicht besonders gekitzelt" Ehemalige UserEin paar Hintergrundinfos vorweg
Endlich war ich mal wieder in der Hauptstadt zu Gast – wenn auch „nur“ im Dienst als Klassenlehrer, der sich mit seinen Schülerinnen und Schülern auf Abschlussfahrt befand. Wir reisten schon am Samstag an, um das poltisch-historische Pflichtprogramm etwas zu entzerren und den Jungs und Mädels der 10.Jahrgangsstufe die Möglichkeit zu geben, auch ein paar außergewöhnliche Erfahrungen (Radtour an der Mauer entlang, Kanufahren auf der Spree usw.) zu sammeln. Für die Generation „Corona“ war diese Klassenfahrt nämlich
Geschrieben am 29.07.2022 2022-07-29| Aktualisiert am
29.07.2022
Besucht am 27.05.2022Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 277 EUR
Ryanair fragte vor einer Woche an, ob wir Lust hätten mit Ihm und seiner Frau ins Beef & Reef zu gehen. Wir hatten. Wir verabredeten uns für Freitag, den 27. Um 18:30 Uhr. Wir bestellten also ein Taxi für 18:15 Uhr. Der Fahrer war pünktlich, und es konnte losgehen. Das Ziel sagte dem Fahrer nichts, aber er hatte ein Navi. Außerdem war ich ja an Bord (eingeboren, Telegrammzusteller, Krankenwagenfahrer, Taxifahrer, 30 Jahre Praxis mit Hausbesuchen). Die kleine und kurze Straße vor dem Restaurant wird durch ein haltendes Fahrzeug vollständig blockiert. Wir beeilten uns somit, zügig das Auto zu verlassen. Man betritt das Lokal über eine kurze Treppe mit zwei Stufen. Die Stufen sind recht hoch, also für einen Rollstuhlschieber schwer zu bewältigen. Da der Freitag einer der ersten Tage ohne MNS-Pflicht war, betraten wir unmaskiert den Gastraum. Kontrollen des Impfstatus gab es nicht. Nachdem wir die Reservierungsdaten genannt hatten, wurden wir zu einem Tisch geschickt, der leider sehr akustisch ungünstig im Restaurantbereich vor einer sehr hohen Mauer liegt. Wir nahmen Platz, und genau um 18:30 rief Ryanair an, um eine kleine Verspätung bekannt zu geben. Ich nutzte den Kontakt, um zu klären, ob die beiden auch je ein Glas Ruinard rosé als Aperitif nehmen würden. Sie wollten. Champagner ist im Beef & Reef etwas Ungewöhnliches, das sich nicht auf der Karte findet. Bei vier Gläsern habe ich aber kein schlechtes Gewissen, dem Restaurant einen finanziellen Schaden zuzufügen. Wie meist, findet sich auf der Karte nur Prosecco. Ich werde nie begreifen, warum ein günstiger Cava so selten angeboten wird. Ich glaube, Ruinard macht der Gastronomie Angebote, die man nicht ablehnen kann. Denn auch unser Stammitaliener, das Tesoro, ist auf Ruinard umgestiegen. Tischdeko1 Tischdeko2
Die Serviceleistungen im Beef&Reef sind wie immer recht gut. In Ermangelung von angestelltem Personal wird hier viel von den Chefs selbst erledigt. Glasfront vorn und Mauer
Eine Flasche Loona feinperlig bestellten wir, ebenso eine Flasche des weit verbreiteten Roten Doppio Passo.
Als Vorspeisen orderten wir fast alle einen Salat, Caesars salad, Salat Burrata und als warmes Gericht Spargelravioli. Durststiller Wasser
Als Hauptgericht nahm ich wie meist das 350-Gramm-Entrecote medium rare mit Bratkartoffeln. Meine Frau mit ihrer extremen Abneigung gegen sichtbares Fett und Sehnen beschied sich mit 200 g Filet. Grünzeug ist immer hinreichend und gut gezupft auf den Tellern. Die Bratkartoffeln hatten gerade so ausreichend Bräunung erlangt.
Auf ein Dessert hatte niemand mehr Appetit. Rynair bestellte sich noch einen Haselnusssgeist, andere ein Glas Sion Kölsch und einen Espresso. Filet mit Beilagen Entrecote
Ich zahlte 277 Euro per Karte und rundete bar auf 300 auf.
Es war ein netter Abend ohne Lücken beim Gesprächsstoff. Da der Taxihalteplatz in unmittelbarer Nähe liegt, kam das Auto für unsere Rückfahrt sehr schnell. Ryanair wohnt sehr nah, brach also zu Fuß auf, nachdem wir uns verabschiedet hatten.
Der Einfachheit halber teilten wir die € 300.- durch zwei. Ryanair überwies den Anteil für ihn und seine Frau gewohnt schnell.
Ryanair fragte vor einer Woche an, ob wir Lust hätten mit Ihm und seiner Frau ins Beef & Reef zu gehen. Wir hatten. Wir verabredeten uns für Freitag, den 27. Um 18:30 Uhr. Wir bestellten also ein Taxi für 18:15 Uhr. Der Fahrer war pünktlich, und es konnte losgehen. Das Ziel sagte dem Fahrer nichts, aber er hatte ein Navi. Außerdem war ich ja an Bord (eingeboren, Telegrammzusteller, Krankenwagenfahrer, Taxifahrer, 30 Jahre Praxis mit Hausbesuchen). Die kleine und kurze Straße... mehr lesen
Beef and Reef
Beef and Reef€-€€€Restaurant051154356738Oesterleystraße 1, 30171 Hannover
4.5 stars -
"Das etwas andere Steakhaus" Ehemalige UserRyanair fragte vor einer Woche an, ob wir Lust hätten mit Ihm und seiner Frau ins Beef & Reef zu gehen. Wir hatten. Wir verabredeten uns für Freitag, den 27. Um 18:30 Uhr. Wir bestellten also ein Taxi für 18:15 Uhr. Der Fahrer war pünktlich, und es konnte losgehen. Das Ziel sagte dem Fahrer nichts, aber er hatte ein Navi. Außerdem war ich ja an Bord (eingeboren, Telegrammzusteller, Krankenwagenfahrer, Taxifahrer, 30 Jahre Praxis mit Hausbesuchen). Die kleine und kurze Straße
Besucht am 29.05.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 45 EUR
Ein Motto, das nicht nur für literaturbegeisterte Karnivoren aus der Region gilt, sondern das seit nunmehr 25 Jahren – das Jubiläum wurde Mitte Juni mit einem Konzert der Pfalzrockband „Fine Rip“ gebührend gefeiert – im „Zentrum“ des Wörther Ortsbezirks Maximiliansau auf gutbürgerliche Art und Weise zur Sättigung beiträgt.
Mein letzter Bericht über das vom ehemaligen Oberligafußballer (der SV Viktoria Herxheim, Anm.) Horst „Jacko“ Rimmel geführte Lokal ist über sechs Jahre her. Genügend Zeit also, um eine neuerliche kulinarische Bestandsaufnahme zu wagen.
Zusammen mit der nicht weit entfernten Kaminstubb gehört das „Bajazzo“ zu den „Max’auer“ Toplokalitäten in Sachen gepflegter deutscher Hausmannskost. Obwohl sich hier die weit und breit besten Rumpsteaks unter Messer und Gabel nehmen lassen und auch stets verlockende, saisonale Angebote die Empfehlungskarte zieren, steht das Restaurant völlig zu Unrecht im Schatten der gleich nebenan untergebrachten Nostalgie-Broiler-Butze namens „Gockelburg“.
Auch dieses Pfälzer Gastro-Unikat steht unter Rimmel’scher Ägide, denn es wird von Horst Rimmels Schwester Monika geführt. Nicht nur bei Einheimischen genießt diese urige Halb-Hahn-Hütte einen gewissen Kultstatus. Auch ihre badische Anhängerschaft ist zahlreich und scheut nicht die Anreise über den Rhein, um in den Genuss der wohl besten Grillhähnchen der Südpfalz zu kommen. Wer mehr über das wohlfrittierte „Max’auer Halbe“ wissen möchte, dem sei folgender Bericht ans Herz gelegt:
Zurück zu Jack’s Bajazzo, das auch vom guten Ruf der knusprigen Vorzeige-Vögel aus der Nachbarschaft profitiert. An den Wochenenden ist die Gockelburg nämlich nicht geöffnet. Wer dennoch nicht auf einen Max’auer Grill-Gockel verzichten möchte, kann seiner Leidenschaft samstags oder sonntags im Bajazzo dann hälftenweise frönen, denn an diesen beiden Tagen wird die Standardkarte um die saftig-krossen Überflieger von nebenan erweitert.
Als ich an einem Sonntagabend Ende Mai zusammen mit meiner Mutter dort aufschlug, war die Verlockung groß, mir einen solchen Knusper-Adler einzuverleiben. Doch lediglich meiner Frau Mama war bei dieser Einkehr so richtig flatterhaft zumute, was sich später mit einem Dutzend Chickenwings (9,50 Euro) auf ihrem Teller niederschlug. Nun muss ich dazu anmerken, dass das Nagen schon immer meiner Mutters Lust ist und sie frittierte Hähnchenflügel in fast schon akribischer Art und Weise zu genießen vermag. Das knusprige Dutzend
Dass dieser mit den Fingern vollgezogene Verzehrvorgang bei zwölf Exemplaren eine gewisse Zeit in Anspruch nahm, verlängerte unser Abendessen nicht unwesentlich, aber wir waren ja nicht auf der Flucht. Gut gewürzte Wings sind schon was Leckeres...
Apropos Zeit. Diese durften wir im vorderen Teil des Etablissements verbringen, denn dort hatte uns der freundliche Servicechef platziert. Dieser wurde zusätzlich von zwei Damen unterstützt, die im gut besuchten Lokal die Bestellungen entgegennahmen und diese auch flott an die Tische brachten.
Der vordere, vom eigentlichen Gastraum etwas separierte Bereich war mir mit seinen drei bis vier Tischen stets der sympathischere, fällt doch durch dessen Fensterfront genügend Tageslicht ein, um ihn angenehm zu erhellen. Im großen „Speisesaal“ geht es dagegen weitaus schummriger zu, was durch die stimmige Beleuchtung zu späterer Stunde aber wieder ausgeglichen wird.
Meine Wahl fiel auf das zweite Signature Dish des Hauses, das Rumpsteak aus Argentinien mit grüner Pfeffersauce (25,50 Euro). Rumpsteak an grüner Pfeffersauce
Im Preis inbegriffen war eine Schale mit gut gesalzenen Pommes frites, die à part serviert wurden. Die Pommes-Beilage zum Rumpsteak
Neben der wie gewünscht medium rare gebratenen, sehr zarten Tranche aus dem Rinderrücken, die geschätzt 180 bis 200 Gramm auf den Teller brachte, war es die handwerklich tadellos zubereitete Pfefferrahmsauce, die mich mit der Zunge schnalzen ließ. Das Rumpsteak im Anschnitt
Die kleine Menge an zusätzlich angegossener, kräftiger Jus hob sie schlussendlich in den Wörther Saucenolymp. Eine Handvoll gebratenes Sommergemüse ergänzte den süffigen Fleischteller durch ein auf Biss gegartes Maß an Vegetabilität.
Natürlich schreien jetzt wieder die auf Klimaneutralität bedachten Regionalrindvernichter auf. Und das im Übrigen völlig zu Recht! Wie kann man in der heutigen Zeit nur ein Rumpsteak aus Argentinien guten Gewissens verdrücken, wo es den Menschen dort doch so beschissen geht und das Fleisch nicht nur hormonbelastet ist, sondern sogar noch im Container um die halbe Welt geschippert wird?
Nun gehört das Bajazzo zu den ganz wenigen Restaurants, in denen ich mir Rumpsteaks südamerikanischer Herkunft noch schmecken lasse. Generell ist mir die Färse aus dem Schwarzwald oder das Charolais von unseren französischen Nachbarn natürlich lieber. Aber mein Konsum hat sich im Vergleich zu früher auch drastisch reduziert. Solche seltenen „Ausrutscher“ in Sachen ökologisch grenzwertigem Fleischkonsum kommen eigentlich kaum noch vor.
Vorab ließ ich mich übrigens noch auf einen kleinen Salatteller (5,40 Euro) ein. Mein kleiner Grüner
Der kam mit einem fein abgeschmeckten Sauerrahmdressing, ein paar Croutons, halbierten Cocktailtomaten, hartgekochtem Ei und angerösteten Sonnenblumenkerne auf die Platte und bestand aus den üblichen Rohkostbarkeiten (Karotten- und Krautsalat) sowie frischem Blattgrün. Nochmal der kleine Salatteller
Was dessen Preis-Genuss-Verhältnis betrifft, gab es nicht das Geringste auszusetzen. Ein wirklich gelungener Vertreter seiner Art.
Als endlich der letzte Hühnerflügel bis auf seine dünnen Knöchelchen abgenagt war und wir auch unsere Flasche Mineralwasser (0,75l zu 5,50 Euro) artig geleert hatten, machten wir uns auf und verließen zufrieden und rundum gesättigt den Ort des Geschehens.
Wer eine grundehrliche Fleischküche zu schätzen weiß, ist hier nach wie vor richtig. Die Steaks sind – um „Rimmels Willen“ – eine sichere Bank und die Preise für das Gebotene absolut angemessen. Einfach schön, solche gutbürgerlichen Lokale in der Nähe zu haben!
Ein Motto, das nicht nur für literaturbegeisterte Karnivoren aus der Region gilt, sondern das seit nunmehr 25 Jahren – das Jubiläum wurde Mitte Juni mit einem Konzert der Pfalzrockband „Fine Rip“ gebührend gefeiert – im „Zentrum“ des Wörther Ortsbezirks Maximiliansau auf gutbürgerliche Art und Weise zur Sättigung beiträgt.
Mein letzter Bericht über das vom ehemaligen Oberligafußballer (der SV Viktoria Herxheim, Anm.) Horst „Jacko“ Rimmel geführte Lokal ist über sechs Jahre her. Genügend Zeit also, um eine neuerliche kulinarische Bestandsaufnahme zu... mehr lesen
Jack's Bajazzo
Jack's Bajazzo€-€€€Restaurant07271940858Theodolindestr. 29, 76744 Wörth am Rhein
4.0 stars -
"Lieber ein Rumpsteak beim Rimmel als einen Roman von J. M. Simmel!" Ehemalige UserEin Motto, das nicht nur für literaturbegeisterte Karnivoren aus der Region gilt, sondern das seit nunmehr 25 Jahren – das Jubiläum wurde Mitte Juni mit einem Konzert der Pfalzrockband „Fine Rip“ gebührend gefeiert – im „Zentrum“ des Wörther Ortsbezirks Maximiliansau auf gutbürgerliche Art und Weise zur Sättigung beiträgt.
Mein letzter Bericht über das vom ehemaligen Oberligafußballer (der SV Viktoria Herxheim, Anm.) Horst „Jacko“ Rimmel geführte Lokal ist über sechs Jahre her. Genügend Zeit also, um eine neuerliche kulinarische Bestandsaufnahme zu
Besucht am 06.06.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Allgemein
Unsere Kinder haben Schätzchen und mir zum jeweiligen 70. Geburtstag einen Gutschein für das Mawell Resort in Langenburg geschenkt. Die Gutscheine lagen schon seit zwei Jahren in der Schublade, da wurde es ja mal Zeit, dass wir das Mawell Resort aufsuchen.
Wir haben direkt telefonisch mal einen Aufenthalt mit drei Übernachtungen gebucht. Am Pfingstmontag war es soweit. Wir starteten unseren SUV und machten uns auf die ca. 130 km nach Langenburg.
Service 4*
Um kurz nach 12 Uhr hatten wir unser Ziel erreicht. Jetzt mussten wir nur noch einchecken. Da wir zum allerersten Male ein Wellness-Hotel betraten, kannten wir uns nicht so richtig aus. Wir wurden aber vom freundlichen Personal herzlich begrüßt. Für uns gab es das Paket Sommer-Auszeit. Beinhaltete 3 Übernachtungen für 280 Euro pro Person. Summa summarum 840 Euro. Zum Glück hatten wir unsere Gutscheine dabei, die vom Personal gleich mal einkassiert wurden. Jeder Gutschein hatte einen Betrag von 320 Euro, so dass am Ende unseres Aufenthaltes nur noch eine etwas kleinere Rechnung für unsere Getränke sowie das Trinkgeld fürs Servicepersonal beinhaltete.
Essen 4*
Sowohl Frühstück als auch Abendessen waren erstklassig. Morgens gut gefrühstückt und abends hervorragend gegessen.
Abends gab es immer ein 3-Gang-Menü. Der erste Gang bestand aus einem opulenten Vorspeisenbuffet von dem man sich selber seinen Vorspeisenteller perfektionierte. Schon da trat ein angenehmer Sättigungsfaktor auf.
Der zweite Gang war ein Aperol Spritz, der vom Kellner serviert wurde.
Das Highlight des Abends war der Hauptgang, den man sich morgens schon auf einer Tafel mit verschiedenen Angeboten aussuchen konnte. Schätzchen und ich entschieden uns an den drei Abenden jeweils für Fisch. Und dies war eine gute Wahl, denn das Essen des Hauptganges war geschmacklich das Highlight des jeweiligen Abends.
Ambiente 4* Zimmer 5*
Etwas störend während unseres drei-tägigen Aufenthaltes war die Tatsache, dass ein Großteil der Gäste schon von morgens beim Frühstück bis abends mit dem Bademantel rumlief, während wir beim Frühstück wie auch beim Nachmittagssnack und Abendessen ganz normal in Zivil an unserem Tisch saßen.
Sauberkeit 5*
Tische sauber desinfiziert Stühle und Sitzkissen ebenso. Bestecke, Gläser, Teller etc. tadellos.
Fazit:
Essen gut, Getränke gut, eine Location für alle Jahreszeiten.
Gesamteindruck:
4 – gerne mal wieder
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt, wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder)
Allgemein
Unsere Kinder haben Schätzchen und mir zum jeweiligen 70. Geburtstag einen Gutschein für das Mawell Resort in Langenburg geschenkt. Die Gutscheine lagen schon seit zwei Jahren in der Schublade, da wurde es ja mal Zeit, dass wir das Mawell Resort aufsuchen.
Wir haben direkt telefonisch mal einen Aufenthalt mit drei Übernachtungen gebucht. Am Pfingstmontag war es soweit. Wir starteten unseren SUV und machten uns auf die ca. 130 km nach Langenburg.
Service 4*
Um kurz nach 12 Uhr hatten wir unser... mehr lesen
4.0 stars -
"Es hat uns durchaus gefallen im Mawell Resort!" Ehemalige UserAllgemein
Unsere Kinder haben Schätzchen und mir zum jeweiligen 70. Geburtstag einen Gutschein für das Mawell Resort in Langenburg geschenkt. Die Gutscheine lagen schon seit zwei Jahren in der Schublade, da wurde es ja mal Zeit, dass wir das Mawell Resort aufsuchen.
Wir haben direkt telefonisch mal einen Aufenthalt mit drei Übernachtungen gebucht. Am Pfingstmontag war es soweit. Wir starteten unseren SUV und machten uns auf die ca. 130 km nach Langenburg.
Service 4*
Um kurz nach 12 Uhr hatten wir unser
Geschrieben am 26.06.2022 2022-06-26| Aktualisiert am
26.06.2022
Besucht am 25.05.2022Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 141 EUR
…und mit ein paar Genusskollegen in der Gastro des Essinger Golfclubs aufschlagen. Das El Toro im Essinger Golfclub
Das dachte sich wohl auch unser präsidiales Oberhaupt als er an einem sonnigen Mittwochabend endlich wieder an der Reihe war, um die Lokalität für das nächste offizielle Treffen unseres Wörther Gaumenvierers zu bestimmen. Er hatte einen Tisch auf der lauschigen Außenterrasse des El Toro reserviert.
Dort lässt es sich besonders an warmen Sommerabenden ganz vortrefflich aushalten. Auch die schlägerschwingende, nicht immer mit dem allermeisten Talent für diesen komplexen Sport ausgestattete Landauer Hautevolee störte da nicht weiter.
Es gibt weitaus Schlimmeres als auf eine belebte Driving Range oder ein gepflegtes Putting Green zu schauen. Zumal auch die hier angebotenen, handfesten Fleischgerichte auf eine durchaus vorhandene Grillkompetenz schließen lassen.
Nun hat einer der Kollegen ja neulich schon einen bildgewaltigen Kurzreport hier veröffentlicht. Da lasse ich mich natürlich nicht lange Bitten und lege – mit ein paar mehr Wörtern – gerne nach.
So oft wie er komme ich nicht bei dem von Evangelos – genannt „Lucky“ – Garofillou und seinem Team betriebenen Golfclub-Restaurant vorbei. Früher betrieb der sympathische Hotelfachmann noch einen Laden gleichen Namens – quasi das „Ur-El-Toro“ – in Landau, doch das ist lange her. Heute konzentriert er sich vollends auf das Essinger Clubhausrestaurant und das macht besonders in Zeiten grassierenden Personalmangels natürlich Sinn.
Ich war gerade von einer mehrtägigen Kletterexkursion aus der fränkischen Schweiz zurückgekommen und freute mich, den Tag mit meinen drei „Food-Fellas“ gemütlich ausklingen zu lassen. Mein Hunger nach Steaks und Burgern war zu diesem Zeitpunkt mehr als gestillt, grillten wir doch in Franken jeden Abend auf dem Holzkohlegrill am Limit.
Aber meine drei Kollegen ließen sich nicht lumpen und hatten vor, den Stier förmlich bei den Burgern zu packen. Wobei einer von ihnen der Rumpsteak-Redundanz – ein in der Pfalz recht häufig auftretendes Phänomen – anheimfiel und sich für ein saftiges Rückenstück vom Rind entschied.
Zuerst wurde aber getrunken und das gar nicht mal zu knapp. Aus Oberfranken hatte ich einen regelrechten Bierdurst mitgebracht, der sich im El Toro mit zwei Schoppen vom süffigen Grevensteiner Landbier (0,5l für 4 Euro) stillen ließ. Grevensteiner Landbier...guter Stoff!
Der Kollege neben mir war ebenfalls in sommerlicher Pilslaune und gönnte sich die gleiche Menge Gerstensaft aus dem Hause Veltins, nur eben als frischgezapftes Pils vom Fass (0,5l für 3,90 Euro).
Dem Durst wurde aber auch alkoholfrei begegnet. Die gut gekühlte Flasche Gerolsteiner – ohne das „L“ nicht nur im Norden ein beliebter Sprudelwitz – belief sich im klassischen Zustand auf 4,90 Euro. Der nicht nur bei der sportlichen Klientel beliebte „Golfer“, ein aus Grapefruitsaft, Bitter Lemon und einem Schuss Grenadine gemixtes Erfrischungsgetränk, schlug in der 0,4l-Version mit 4,10 Euro zu Buche.
Die Getränkepreise sind hier keinesfalls unverschämt hoch kalkuliert, was sich auch bei den angebotenen Cocktails widerspiegelt. Dass wir uns später anstelle eines Desserts für Caipirinha und Planter’s Punch (beide für 6,90 Euro) entschieden, war dann auch keine wirkliche Überraschung. Dementsprechend ausgelassen war die Stimmung am Tisch. What a (Planter's) Punch!
An diesem Abend kümmerten sich gleich drei unterschiedliche Servicekräfte um uns. Über mangelnde Wo-/Manpower beim Personal konnte man sich hier nicht beschweren. Auch die Kommunikation zwischen den Bedienungen schien reibungslos zu funktionieren. Dieser sich offensichtlich gut ergänzende Mix aus erfahrenen Serviceleuten und jungen Aushilfskräften ging auch an unserem Besuchsabend voll auf. Kurzum: wir wurden freundlich, zügig und fehlerlos mit Karten, Getränken und Speisen versorgt.
Zur Zähmung des ersten Hungers sollten die gegrillten Peperoni (7,50 Euro) ausreichend Abhilfe schaffen. Diese trafen zeitgleich mit dem Beilagensalat (3,50 Euro) meines Kollegen ein Beilagensalat
und fielen für meinen Geschmack etwas „überknobliert“ aus. Gegrillte Peperoni
Den darüber geriebenen Schafskäse fand ich als Geschmacksbooster gelungen. Der generöse Einsatz von Kräuteröl ließ die im Körbchen dazu gereichten Baguettescheiben zu veritablen Tunkwaren mutieren.
Die kleinen grünen Grillfinger konnten es mit Vergleichsprodukten aus griechischen Lokalitäten durchaus aufnehmen. Nochmal die knoblierten Grillfinger in Grün
Den Holzspieß, der das Wenden der Schoten auf dem Grill erleichterte, hätte man vorher vielleicht entfernen können. Mir hat diese Vorspeise dennoch gemundet und bestärkte mich im Verzicht auf die kalten und warmen Tapas vorweg, die man hier in reicher Auswahl und Portionsgröße anbietet.
Zwei der Kollegen beschäftigten sich an diesem Abend nahezu ausschließlich mit saftig gegrillten Buletten, die in üppiger Ausstattung zwischen fluffigen Buns steckten. Beim Chili Cheese Burger (15,50 Euro) hätte der geschmolzene Käse jeden Raclette-Fan begeistert. Der Chili Cheese Burger
Sein ca. 200 Gramm schweres Patty war von saftiger Konsistenz – weit entfernt von amateurhafter Trockenbraterei wie sie in bekannten Franchise-Ketten leider gang und gäbe ist.
Auch der Kollege, der sich den El-Toro Burger (19 Euro) schmecken ließ, hatte gut lachen. Der El Toro Burger
Rindfleischstreifen, Champignons, rote mit Käse überbackene Schmorzwiebeln, Guacamole und BBQ-Sauce erweiterten die profane TS-Ausstattung in üppiger Art und Weise. Zu beiden Burgern lieferte man neben einer Sauce zum Dippen eine prall gefüllte Tüte Steakhousepommes. Steakhousefritten aus der Tüte (im doppelten Sinn)
Keine Frage, das waren zwei wohlproportionierte Burgerbeispiele, die zu sättigen vermochten. Der El Toro Burger mit Gefolge
Auch der Steakliebhaber am Tisch ging mit vertrauter Vehemenz zu Werke. Sein medium gegrilltes Rumpsteak (19,50 Euro) kam zwar ausreichend gepfeffert und gesalzen aufs Porzellan, brauchte aber sonst keine beigegossenen Ablenkungsmanöver, um ab dem ersten Anschnitt zu bestehen. Das Rumpsteak
Deutlich sichtbare Grilltrails erzählten seine feurige Vorgeschichte und hätten jeden eingefleischten Verschwörungsgriller schnell zum rindaffinen Röstaromatiker werden lassen. Zu seiner zusätzlich georderten Pommesbeilage (3,50 Euro) gesellte sich noch ein Schälchen mit Cocktail-Soße (1,50 Euro). Genügend Rutschmasse also, um den knusprig frittierten Erdapfelstäben beizukommen.
Nur meine Wenigkeit hatte sich den Essinger Fleischfestspielen nicht so recht anschließen wollen. Die „könig“lichen Grillexzesse, die mir während der Kletterfreizeit in Franken allabendlich widerfuhren, wirkten noch nach. Nur so kann ich es mir erklären, dass ich in einem der besten Steaklokale der näheren Umgebung zu einem Pasta-Teller griff.
Die als „Fideos à la El Toro“ (14,50 Euro) bezeichnete Melange aus Spiralnudeln und Albondigas (Hackfleischbällchen) wurde mit einer würzigen Tomaten-Paprika-Sauce geliefert. Pasta, die mir gar nicht spanisch vorkam...
Die in der Karte annoncierten Chorizostücke versteckten sich in homöopathischer Dosis zwischen den tomatisierten Nudeln und den Minifrikadellen. Dafür hatten die Fusilli – zu meiner Überraschung – noch leichten Biss. Auch hier kam der Fetahobel kurz vor dem Servieren großflächig zum Einsatz, was dem Pastagericht natürlich noch mehr Schmackes verlieh.
Natürlich fiel dieses süffige Pastagericht in etwa so spanisch aus wie der Kölner Dom, aber das sah ich dem auf Tapas und Steaks spezialisierten Küchenteam von „Lucky“ Garofillou gerne nach. Der erzielte Sättigungsgrad, die lauschige Atmosphäre auf der Terrasse, der beflissentlich agierende Service und nicht zuletzt der über den Abend hinweg konsumierte Alkohol sorgten für entspannte Vibes unter allen Beteiligten.
Vielen Dank an dieser Stelle an unseren Präsidenten, der als notorischer Alkoholverzichter mal wieder den Chauffeur machte und alle Clubkameraden wieder sicher nach Hause kutschierte. Was wären wir ohne ihn? Am Tisch wahrscheinlich deutlich nüchterner…aber das will dann auch keiner.
…und mit ein paar Genusskollegen in der Gastro des Essinger Golfclubs aufschlagen.
Das dachte sich wohl auch unser präsidiales Oberhaupt als er an einem sonnigen Mittwochabend endlich wieder an der Reihe war, um die Lokalität für das nächste offizielle Treffen unseres Wörther Gaumenvierers zu bestimmen. Er hatte einen Tisch auf der lauschigen Außenterrasse des El Toro reserviert.
Dort lässt es sich besonders an warmen Sommerabenden ganz vortrefflich aushalten. Auch die schlägerschwingende, nicht immer mit dem allermeisten Talent für diesen komplexen Sport... mehr lesen
El Toro
El Toro€-€€€Restaurant, Tapasbar06348-972-178Am Golfplatz 1, 76879 Essingen
4.5 stars -
"Einfach mal entspannt den Stier bei den Burgern packen…" Ehemalige User…und mit ein paar Genusskollegen in der Gastro des Essinger Golfclubs aufschlagen.
Das dachte sich wohl auch unser präsidiales Oberhaupt als er an einem sonnigen Mittwochabend endlich wieder an der Reihe war, um die Lokalität für das nächste offizielle Treffen unseres Wörther Gaumenvierers zu bestimmen. Er hatte einen Tisch auf der lauschigen Außenterrasse des El Toro reserviert.
Dort lässt es sich besonders an warmen Sommerabenden ganz vortrefflich aushalten. Auch die schlägerschwingende, nicht immer mit dem allermeisten Talent für diesen komplexen Sport
Besucht am 06.05.2022Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 56 EUR
Alle paar Jahre verschlägt es mich zusammen mit meiner Frau Mama aus gesundheitlichen Gründen in unsere Landeshauptstadt. In der dortigen Uniklinik ist sie nämlich wegen ihrer Osteoporose in Behandlung. Wenn wir danach noch Zeit und Hunger haben, gönnen wir uns im Anschluss ein gutes Mittagsmahl.
So war das auch vor ca. drei Jahren, als wir die französisch inspirierte Wohlfühlküche in den renommierten Geberts Weinstuben genossen – der Bericht dazu ist hier auf GG nachlesbar – und danach hochzufrieden die Heimreise antraten.
Anfang Mai ließen wir dann das Auto in der Tiefgarage unter dem Augustusplatz stehen (um später zähneknirschend die mondänen Parkgebühren zu entrichten…) und spazierten nach überstandener Routineuntersuchung in Richtung Gautor, wohlwissend dass in dessen Umgebung einige gute Lokale auch am Mittag geöffnet haben.
Schon im Vorfeld war mir das „Heinrichs“ positiv aufgefallen, da es mit guten Google-Bewertungen und einer Erwähnung im roten Guide von sich reden machte. Letzterer sprach von einem preisgünstigen Mittagsmenü und einer netten kleinen Terrasse auf dem Gehsteig. Da hatten wir ja gleich zwei Gründe, um an diesem sonnigen Freitag gegen 13 Uhr im Kästrich, jenem Teil der Mainzer Oberstadt, auf dem einst ein römisches Legionslager thronte, vorstellig zu werden.
Der gleichermaßen herzlich wie souverän agierende Servicechef Erik Brandstätt begrüßte uns freundlich und bot uns einen Zweiertisch unter einem der Sonnenschirme an, die vor der beliebten Mainzer Wirtschaft den Gehsteig säumten. Da ließen wir uns nicht zweimal bitten und machten es uns am Rand der nicht besonders viel befahrenen Straße gemütlich. Draußen unterm Schirme...
Das im Hochparterre eines Eckhauses in der Martinsstraße ansässige, von außen recht unscheinbare Lokal ist das Reich des hier seit 2009 tätigen Küchenchefs und Inhabers Wilfried Heinrich Nestle (daher auch der Name). Das Heinrichs aus der Gehsteigperspektive
Der passionierte Koch und Maler – seine farbenfrohen Werke lassen sich übrigens im Gastraum bewundern – geht mittlerweile stramm auf die 70 zu, weshalb er am 24.September dieses Jahres zum letzten Mal seine „Wirtschaft“ öffnen wird, um danach den wohlverdienten Ruhestand anzutreten.
All das erfuhren wir quasi en passant im Gespräch mit dem redseligen Serviceleiter, der uns nicht nur top bediente, sondern auch glänzend unterhielt. Einer, der schnell einen guten Draht zu seinen Gästen herstellt und der sich im Herbst nach etlichen Jahren Dienst am Gast eine neue, komplett andere Beschäftigung suchen wird. Schade, solche Typen gibt es nicht mehr viele im Bewirtungsgenre. Umso schöner, dass wir diesen sympathischen Kellner noch kennenlernen durften.
Er reichte uns die Speisenlektüre, die mit wenigen, dafür aber umso verlockender klingenden Gerichten auskam. Gerade mal fünf Vorspeisen und sechs Hauptgänge listete das Heinrich’sche Köchelverzeichnis. Dabei klang ein Gericht besser als das andere. Ligurische Fischsuppe, hausgemachter Leberwurststrudel mit Spitzkohl und kross gebratener Pulpo mit Rotweinrisotto lauteten drei der ambitioniert klingenden Einstimmer. Iberico-Kotelett, Perlhuhnbrust vom Grill und Kalbsleber mit Kartoffelstampf waren als exquisite Fleischklassiker bei den Hauptgängen am Start.
Und dann war da ja auch noch das Mittagsmenü, das mittwochs bis samstags in drei Gängen für gerade mal 25 Euro offeriert wird. An jenem Freitag spielte ein Steinbeißerfilet mit Frühlingsgemüse im Hauptprogramm. Auf Nachfrage wurde uns mitgeteilt, dass man heute hausgebeizten Lachs mit Spargel und grüner Soße vorwegschicken würde. Den süßen Abschluss würden dann ganz saisonal ein paar marinierte Erdbeeren mit einer Nocke Joghurteis bilden. Na das klang doch alles sehr vernünftig. Da griffen meine Mutter und ich beherzt zu.
Das vornehmlich aus Rheinhessen stammende Angebot an offen ausgeschenkten Weinen ignorierend – die Heimfahrt stand ja noch bevor –, beließen wir es bei einer gut gekühlten Flasche Mineralwasser aus Selters an der Lahn (0,75l für 6 Euro).
Schon die Vorspeise überzeugte uns auf ganzer Linie. Stimmig marinierter grüner und weißer Spargel flankierte das saftige Rot des hausgebeizten Lachses. Hausgebeizter Lachs mit Spargel und grüner Soße
Der eigentliche Star auf dem Teller war jedoch die dazu angegossene grüne Soße, die den Gebrauch von frischen Kräutern nicht leugnete. Ein toller, sommerlicher Terrassenteller, zu dem ich lediglich den Chardonnay vom Kalkstein vom Weingut Milch aus Monsheim (Rheinhessen) schmerzlich vermisste.
Den Gang zur Toilette nutzte ich, um mich in der holzvertäfelten Gaststube ein wenig umzuschauen. Die Wirtschaft von Innen
Den vielen, teilweise schon ausgetrunkenen Flaschen, die als Deko den Raum bevölkerten, nach zu urteilen, geht es hier häufig sehr gesellig zu. Das Weinreich von Erik Brandstätt
In dem schätzungsweise 40 Personen aufnehmenden, etwas verwinkelt wirkenden Gastraum herrschte eine gediegene, von rustikaler Bodenständigkeit geprägte Atmosphäre, die ländlichen Charme versprühte. Eingangsbereich
Kein Wunder also, dass mir diese Umgebung als Pfälzer Landei sofort sympathisch war.
Wie man kaltes Gemüse geschmackvoll auf den Teller bekommt, hatte der Chefkoch ja bereits beim Spargel bewiesen. Zum perfekt gebratenen Steinbeißerfilet wiederholte er diese Küchenleistung, indem er leicht knackig gegarte Stücke von Blumenkohl, Kohlrabi, Spargel und Zuckerschote als dezent angemachtes Frühsommergemüse zwischen Fisch und einem frittierten „Polentafinger“ platzierte.
Schön, wie dieser vermeintlich einfache Teller mit Kontrasten spielte. Kalt-warm, knackig-weich, knusprig-mürb. Der kleine, leichte Sommerteller vermochte viele kulinarische Akzente zu setzen und wirkte in der Summe sehr harmonisch arrangiert. Perfekt gebratenes Steinbeißerfilet
Und dass bei Wilfried Heinrich Nestle nur beste Ware auf den Teller kommt, versteht sich von selbst. Vor seiner gastronomischen Laufbahn war er schließlich 23 Jahre lang Chefeinkäufer beim Frankfurter Frischfisch-Lieferanten „Edelfisch“.
Der Meister der grünen Sauce hielt auch beim Fischgang die Kräuterkelle hoch und servierte uns eine abgewandelte, wesentlich leichtere Version seiner grünen Wellnesstunke – diesmal als leicht aufgeschäumte Begleitung zum Schuppentier. Es grünt so grün...
Keine Ahnung, wie oft meine Mutter erwähnte, wie gut ihr das alles schmecke und wie wohl sie sich auf der hübsch angelegten Gehsteigterrasse fühle. Happy Mother, happy Son! – der Nachtisch durfte nach angemessener kulinarischer Konsolidierung anrücken.
Schade, dass an diesem Tag kein hausgemachter Baba au Rhum angeboten wurde, denn dieser soll hier besonders fein schmecken, wenn man den Berichten auf anderen Portalen Glauben schenkt. Unsere Nachtischempfehlung – eine Dessertkarte gibt es im „Heinrichs“ nicht – war aber auch nicht zu verachten.
Und so kam es, dass wir Anfang Mai in Mainz die Erdbeersaison kulinarisch einläuteten. Die Saison ist eröffnet!
Die marinierten roten Aromabomben mundeten ganz ausgezeichnet. Zusammen mit dem cremigen Joghurteis (wäre auch als Sauerrahm-Sorbet durchgegangen…) war das ein simpler, aber absolut gelungener Schlusspunkt dieses leichten Mittagsmenüs, das seine 25 Euro allemal wert war.
Den beiden Wirtschaftsweisen vom Mainzer Kästrich wünsche ich für die Zukunft alles Gute und bedanke mich an dieser Stelle für das in allen Belangen überzeugende Mittagsmahl. Ob ich vor der Schließung im September noch einmal dorthin kommen werde, ist fraglich. Vielleicht aber schafft es ja der gute Nolux, dort noch einmal einzukehren. Der kennt den Laden bestimmt, da wette ich um eine Flasche Riesling vom Weingut Künstler aus der Hochheimer Hölle…
Alle paar Jahre verschlägt es mich zusammen mit meiner Frau Mama aus gesundheitlichen Gründen in unsere Landeshauptstadt. In der dortigen Uniklinik ist sie nämlich wegen ihrer Osteoporose in Behandlung. Wenn wir danach noch Zeit und Hunger haben, gönnen wir uns im Anschluss ein gutes Mittagsmahl.
So war das auch vor ca. drei Jahren, als wir die französisch inspirierte Wohlfühlküche in den renommierten Geberts Weinstuben genossen – der Bericht dazu ist hier auf GG nachlesbar – und danach hochzufrieden die Heimreise... mehr lesen
Heinrichs | Die Wirtschaft
Heinrichs | Die Wirtschaft€-€€€Restaurant, Wirtshaus, Biergarten061319300661Martinsstraße 10, 55116 Mainz
4.5 stars -
"Überzeugender Mittagstisch bei zwei Mainzer Wirtschaftsweisen" Ehemalige UserAlle paar Jahre verschlägt es mich zusammen mit meiner Frau Mama aus gesundheitlichen Gründen in unsere Landeshauptstadt. In der dortigen Uniklinik ist sie nämlich wegen ihrer Osteoporose in Behandlung. Wenn wir danach noch Zeit und Hunger haben, gönnen wir uns im Anschluss ein gutes Mittagsmahl.
So war das auch vor ca. drei Jahren, als wir die französisch inspirierte Wohlfühlküche in den renommierten Geberts Weinstuben genossen – der Bericht dazu ist hier auf GG nachlesbar – und danach hochzufrieden die Heimreise
Geschrieben am 31.05.2022 2022-05-31| Aktualisiert am
31.05.2022
Besucht am 07.04.2022Besuchszeit: Abendessen 5 Personen
Zum Geburtstag meiner Frau gastierte die „bucklige“ (nicht die „borgige“!) Bremer Verwandtschaft in der Pfalz. Da lag es nahe, zusammen mit den werten Schwiegereltern und meiner Mutter irgendwo in der Nähe einzukehren. Die Alte Mühle, das Zweitlokal von Martin Gehrlein, ist da immer eine verlässliche Bank. Also machten wir uns nach im Voraus getätigter Reservierung auf nach Rheinzabern, um diesem bereits mehrfach von mir rezensierten Landidyll mal wieder einen Besuch abzustatten.
Die verheerende Corona-Lage Anfang April hatte die Küchencrew ziemlich dezimiert. Nahezu alle waren daheim am Auskurieren. Zusammen mit der einzigen, noch negativen Bedienung, war die Mühlenmannschaft auf gerade mal zwei Leute vom Stammpersonal zusammengeschrumpft, weshalb man zu dieser Zeit kaum Reservierungen annahm, da man dies einfach nicht bewältigen konnte. Umso schöner, dass wir an jenem Donnerstagabend in familiärer Runde dort zugegen sein durften.
Wer sich für die wissenswerte Mühlenhistorie interessiert und ein wenig mehr über das Drumherum dieser beliebten Südpfälzer Einkehradresse erfahren möchte, den verweise ich auf die bisher hier eingestellten Berichte. Es sind vier Stück und wahrlich keine Kurzreportagen. Nummer 5 wird diesmal etwas gestraffter ausfallen. Schwör! ;-)
Die freundliche Servicedame, die uns – das ist hier so Tradition – im Dirndl empfing, schlug uns den hinteren Gastraum vor. Dort hätten wir unsere Ruhe, was uns im Hinblick auf den Aufenthalt mit unserer Kleinen ganz recht war. In diesem, zuletzt fertig gestellten Teil des Lokals, hatte ich vorher noch nie gesessen. Auch hier regierte ein gepflegtes Ambiente, das von rustikalen Holztischen, sehr bequemen Polsterstühlen und einer fachmännisch sanierten Fachwerkfront geprägt wurde.
Eingerahmt vom hellen Holz der Decke und des Fußbodens, versprühte das kleine, stimmig beleuchtete „Hinterzimmer“ mit seinen lediglich drei großen Tischen eine heimelige Wohlfühlatmosphäre, die zum Verweilen einlud. Das Hinterzimmer
Unser Blick fiel nach draußen auf die nicht minder lauschige Hofterrasse, für deren Inbetriebnahme es jedoch Anfang April noch zu frisch war.
Aufgrund des abhanden gekommenen Rechnungsbelegs, kann ich das an diesem Abend Getrunkene hier nicht mehr komplett wiedergeben. Da aber der Schwiegerpapa dabei war, liegt die Vermutung nahe, dass auch der ein oder andere Hopfentee konsumiert wurde. Auch trafen mindestens zwei Flaschen Mineralwasser auf durstige Abnehmer am Tisch. Da sich die Getränkepreise seit dem letzten Jahr nicht geändert hatten, verweise ich auch hier auf meine `21er-Rezi.
Wie immer darf der Mühlengast seine Speisenauswahl nach dem Studium des auf einem Klemmbrett befestigten „Fresszettels“ tätigen. Das auf einem DIN-A4-Blatt festgehaltene Speisenprogramm konnte sich auch diesmal sehen lassen. Als einziger Vorspeisender unserer Runde wählte ich die Kohlrabicrèmesuppe mit Leberknödeleinlage (6,80 Euro). Danach durfte es gerne die panierte Hühnerbrust mit Kartoffelsalat und Knobi-Dip (16,80 Euro) sein.
Meine Frau wandelte dagegen lieber auf vegetarischen Pfaden. Bei ihrer Lasagne von der Berglinse mit Aubergine und Tomate (15,50 Euro) war sogar noch ein kleiner Beilagensalat inklusive. Meine normalerweise dem Rumpsteak zugewandte Frau Mama ließ sich ad hoc zu einem Mühlen-Burger (13,80 Euro) hinreißen, den dann auch die Schwiegermutti („aber ohne Brutzel-Speck“!) orderte. Ihrem Mann war ebenfalls nach handfester Leib- und Seelenküche zumute, was einen Schweinebraten mit Rahmwirsing und Semmelknödel (15,80 Euro) nach sich zog.
Dass man auch in Martin Gehrleins Hatzenbühler Dependance schmackhafte Suppen serviert bekommt, ist nun wahrlich kein Geheimnis mehr. Meine leicht aufgeschäumte, herrlich sämige Kohlrabicreme zählte mit zu dem Besten, was ich in diesem Jahr auslöffeln durfte. Mit einem deftigen Leberknödel rustikalisiert, war das eine vortrefflich abgeschmeckte Wohlfühlterrine, wie sie nur Könner ihres Faches in den Teller bekommen. Kohlrabicrèmesuppe mit Leberknödel
Von den beiden Brotsorten, die man mir zur Suppenbegleitung reichte, ist mir besonders das Dunkle in guter Erinnerung geblieben. Seine großporige, fluffige Krume ließ auf gute Ware schließen. Schau mir in die Poren, Kleines!
Als erste Vorboten der Hauptgerichtsbarkeit erreichten uns die beiden mit reichlich geschmolzenem Käse ausgestatteten „Mühlen-Burger“. Eigentlich hätten unsere beiden Frikadellen-Frauen mit ihren imponierenden Kaventsmännern alle Hände voll zu tun gehabt, aber mit Messer und Gabel wurden sie den saftigen Buletten-Bauwerken natürlich auch habhaft. Der Mühlen-Burger - ein Signature des Hauses
Meine Frau erfreute sich derweil an ihrer appetitlich aussehenden Veggie-Lasagne, die zusätzlich zu den zwischen Nudelblättern versteckten Berglinsen und Auberginenstücken auch mit knackig gegartem Gemüse und einer überaus mundfüllenden Tomatensauce aufwartete. Veggie-Lasagne
Auch über ihren mit Sauerrahmdressing angemachten Beilagesalat verlor sie nur lobende Worte. Schön, dass sie ihr rundum gelungenes Geburtstagsmahl so genießen konnte. Das lag aber sicherlich auch an unserem braven Töchterchen. Diese hatte es sich auf einer Krabbeldecke bequem gemacht und wurde hin und wieder von der Bremer Omi bespaßt.
Deren Gatte tat sich währenddessen an einem handfesten Schweinebraten mit angegliedertem Semmelknödelduo gütlich. Das Fleisch hätte - seiner durchwachsenen Saftigkeit nach zu urteilen - vom Nacken stammen können. Genauso gut hätte es aber auch ein fein marmoriertes Schweinehüftstück sein können, was da in zwei stattlichen Scheiben auf des Schwiegervaters Teller lag. Schweinebraten mit ordentlich viel Sooß
Solche Gedankenspiele waren dem eingefleischten Bremer Bratenversteher sichtlich schnuppe. Er genoss seine mit reichlich delikater Bratensauce gesegnete Leib- und Seelenspeise, die ja nicht nur im südlichen Teil Deutschlands eine große Popularität genießt.
Auch ich reute meine Entscheidung beim Hauptgang nicht. Zwei knusprig frittierte Hühnerbrüste hatten es sich neben einem tadellos zubereiteten Kartoffelsalat auf dem Teller bequem gemacht. Knusperbrust vom Huhn mit Kartoffelsalat
Die Aioli wurde in einer kleinen Steingutschale à part mitgeliefert. Die beiden ausreichend gewürzten Protagonisten fielen außen kross und innen saftig aus. Daran gab es nichts zu monieren. Die Portionsgröße war auch völlig ausreichend. Der mit ein paar Frühlingszwiebeln aufgefrischte Kartoffelsalat hatte genau die richtige Schwere, um einen Nachtisch obsolet zu machen.
Einziger Wehrmutstropfen dieses wirklich gelungenen Abends war die Tatsache, dass mein Schwiegervater seinen Platz am Tischanfang sowie meine temporäre Unaufmerksamkeit schamlos ausnutzte und zur Bedienung im Hauptgastraum schlich, um dort still und leise die Rechnung quasi hinter meinem Rücken zu begleichen. Das war so nicht ausgemacht und wird sicherlich noch ein familieninternes „Nachspiel“ haben. So sind sie halt die Bremer. Freundliche, nette, großzügige Menschen, aber trauen kann man keinem von ihnen…????
Fazit:
Die Alte Mühle vor den Toren von Rheinzabern steht in der Liste unserer (relativ) schnell zu erreichenden Lieblingslokale ganz weit oben. Hier wird man stets sehr freundlich und zur vollsten Zufriedenheit bedient und das, was aus der Küche kommt, hat immer qualitativen Anspruch. Das schmeckt man und darf dann auch gerne mal den ein oder anderen Euro mehr kosten. Das ändert nichts an der Tatsache, dass dieses sympathische Landgasthaus mit einem wirklich guten Preis-Genuss-Verhältnis seine Gäste verwöhnt. Mit unserer nächsten Einkehr warten wir deshalb nicht so lange. Dann aber auf der lauschigen Terrasse an einem warmen Sommerabend.
Zum Geburtstag meiner Frau gastierte die „bucklige“ (nicht die „borgige“!) Bremer Verwandtschaft in der Pfalz. Da lag es nahe, zusammen mit den werten Schwiegereltern und meiner Mutter irgendwo in der Nähe einzukehren. Die Alte Mühle, das Zweitlokal von Martin Gehrlein, ist da immer eine verlässliche Bank. Also machten wir uns nach im Voraus getätigter Reservierung auf nach Rheinzabern, um diesem bereits mehrfach von mir rezensierten Landidyll mal wieder einen Besuch abzustatten.
Die verheerende Corona-Lage Anfang April hatte die Küchencrew ziemlich dezimiert.... mehr lesen
Gehrlein's Alte Mühle
Gehrlein's Alte Mühle€-€€€Restaurant07272 9579993Zur Untermühle 1, 76770 Hatzenbühl
4.5 stars -
"Alte Mühle rostet nicht!" Ehemalige UserZum Geburtstag meiner Frau gastierte die „bucklige“ (nicht die „borgige“!) Bremer Verwandtschaft in der Pfalz. Da lag es nahe, zusammen mit den werten Schwiegereltern und meiner Mutter irgendwo in der Nähe einzukehren. Die Alte Mühle, das Zweitlokal von Martin Gehrlein, ist da immer eine verlässliche Bank. Also machten wir uns nach im Voraus getätigter Reservierung auf nach Rheinzabern, um diesem bereits mehrfach von mir rezensierten Landidyll mal wieder einen Besuch abzustatten.
Die verheerende Corona-Lage Anfang April hatte die Küchencrew ziemlich dezimiert.
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Die Reservierung eines Tisches überließ ich daher meinen Zöglingen und war gespannt, was sie denn wohl aussuchen würden. Natürlich vergewisserten sie sich im Vorfeld beim „Gastroguide“ ihres Vertrauens, der ja auch gleichzeitig ihr Klassenlehrer war und loggten dann das auf Meze spezialisierte Restaurant in der Pappelallee (P-Berg) ein.
Meine guten Erfahrungen, die ich dort im Sommer 2018 mit meiner Gattin sammeln durfte, ließ ich dezent in den Entscheidungsprozess miteinfließen. Und so kam es zu diesem spontanen kulinarischen Exkursionspunkt nach einem erlebnisreichen Tag in der Hauptstadt.
Besonders der Besuch des ehemaligen Stasi-Gefängnisses in Hohenschönhausen (inklusive Führung durch einen ehemals inhaftierten Zeitzeugen) hatte die Jugendlichen beeindruckt. Aber auch das anschließende Erlebnis „Bundestag“, das aus einem mehr oder minder kurzweiligen Informationsvortrag auf den Besucherrängen des Plenarsaals sowie einem kurzen Abstecher zur gläsernen Kuppel und Dachterrasse des Reichstagsgebäudes bestand, wirkte bei den Schülerinnen und Schülern noch nach.
Unser Tisch befand sich auf der nicht ungemütlichen Außenterrasse – Prenzlauer Innenhofcharme inklusive. Zur späteren Stunde wurde es hier empfindlich kühl, was unsere Multi-Kulti-Truppe jedoch nicht sonderlich störte, da man sich in die gereichten Decken kuschelte. Die Gäste an den Nachbartischen bekamen an diesem Abend ganz schön was zu hören.
Aber wenn schon orientalisch, dann eben mit allen Sinnen. Unsere achtköpfige Horde von 15/16-Jährigen genoss dieses Gruppenerlebnis sichtlich und brachte dies zuweilen auch lautstark zum Ausdruck. Orient meets Okzident – in Berlin scheinbar die normalste Sache der Welt. In jeder Kurstadt wären wir bereits nach 5 Minuten des Hauses verwiesen worden, da es recht turbulent zuging am Tisch.
Der Service, der sich anfänglich noch recht cool gab, verlor mit zunehmender Dauer der „Veranstaltung“ etwas die „Contenance“ und reagierte in manchen Situationen ziemlich ungeschickt. Dass bei einer so großen Gruppe an Heranwachsenden auch mal ein Glas Afri-Cola zu viel oder versehentlich bestellt wird, sollte bei einer abschließenden Rechnung von über 300 Euro eigentlich nicht sonderlich ins Gewicht fallen. Da muss man souveräner agieren, liebe Söhne und Töchter der osmanischen Speiselehre.
Auch die Tatsache, dass der junge Servicenovize mir kurz vorm Begleichen der Rechnung erklärte, wie viel Trinkgeld prozentual erwartet werden würde, kam mir so noch nicht unter. Nicht jeder Anfänger sollte glauben, dass er es auch mit einem Anfänger zu tun hat. Außerdem waren seine Ratschläge hinsichtlich der Anzahl der zu bestellenden Meze wenig hilfreich. Im Grunde bestellten wir durch seine Empfehlung nämlich viel zu viel, da sich die zum Teilen gedachten Portionen als veritable Sattmacher entpuppten.
Egal, trotz der widrigen Service-Umstände wurde es ein richtig schöner Abend, der im Kreise der Kollegen – die vierte Kollegin im Bunde kam nach überstandener Corona-Infektion erst ein paar Stunden zuvor in Berlin an – mit einer Flasche Sauvignon Blanc Reserve (32 Euro) aus der Pfalz vom Weingut Bietighöfer (Mühlhofen) entsprechend begossen wurde.
Neben diesem leckeren Tröpfchen sorgten Afri-Cola (0,2l für 3 Euro), Ayran (0,4l für 4,80 Euro), gefiltertes und aufgesprudeltes Wasser (0,75l für 4,50 Euro), Lillet Wildberry (0,2l für 8,50 Euro), hausgemachte Waldbeer-Mango- bzw. Erdbeer-Minz-Limo (0,5l für jeweils 6,50 Euro) sowie ein helles Hefe-Weizen von Maisel‘s aus der Flasche (0,5l für 4,80 Euro) für genügend flüssige Argumente am Tisch.
Die laminierte Karte zeigte sich im Vergleich zum Angebot vor vier Jahren wenig bis überhaupt nicht verändert. Auf der Vorderseite war die komplette, in die Rubriken „kalt“ und „warm“ eingeteilte Auswahl an Meze gelistet. Auf der Rückseite stand das Getränkeprogramm geschrieben. Die Preise hatte man behutsam angeglichen. So kosteten beispielsweise die türkischen Ceviche vom Wolfsbarsch, für die wir damals noch 8,90 Euro berappten, mittlerweile 10,50 Euro. Auch bei den anderen Gerichten gab es keine wirklich unverschämten Erhöhungen.
Wir bestellten munter drauflos. Neben den bereits erwähnten Ceviche vom Wolfsbarsch wurde der mit „Kebap in the House“ (?) bezeichnete Lammspieß (17,50 Euro) ganze viermal geordert. Zweimal durften es die hausgemachten türkischen Tortellini („Manti“/11,50 Euro) sein. Die „Mercimek Köftesi“ (Linsenbällchen“/7,50 Euro) sogar in fünffacher Ausführung. Den „Osmanin Kebabi“, den gegrillten Hackfleischbällchen (13,50 Euro) wurde auch zweimal zugesprochen. Gefüllte Weinblätter (7,50 Euro), Hummus (7,50 Euro), Fenchel Salat (8,50 Euro) und Gemüseköfte (12,50 Euro) standen ebenfalls auf unserer langen Meze-Liste.
Auch eine scharfe Paprikapaste („Acili“/7,50 Euro) und ein paar knusprig frittierte Sardellen („Hamsi“/10 Euro) waren mit von der Partie. Die lange Tafel und die damit verbundene, recht weite Entfernung zu manchen Tellern meiner Tischgenossinnen und -genossen erschwerte das Fotografieren derselben nicht unerheblich, weshalb ich nicht alle Gerichte des Abends abgelichtet bekam.
Besonders der lebhafte Austausch über die verschiedenen Gerichte ist mir von diesem Abend noch in bester Erinnerung geblieben. Ich saß neben einer Schülerin mit türkischen Wurzeln, die wiederum neben einer jungen Dame aus Kurdistan Platz genommen hatte. Diese kannten viele die dargebotenen Speisen aus dem eigenen Elternhaus, hatten diese jedoch noch nie in einem Restaurant gegessen.
Vergleiche zwischen der authentischen Mutterküche von daheim und den etwas moderneren Gastroversionen bei Osmans Töchtern boten sich tellerweise an. Da war plötzlich ich der Lernende am Tisch und staunte das ein oder andere Mal nicht schlecht, mit wie viel kulinarischem Wissen die Mädels doch ausgestattet waren.
Von all den kalten und warmen Leckereien, die nun nach und nach unseren Tisch bevölkerten, sei zunächst das cremig-würzige Hummus hervorgehoben.
Auf das noch leicht warme Fladenbrot gestrichen, ein einfacher, aber geschmackvoller Auftakt, dessen feine Knoblauchnote gut mit dem Kreuzkümmel harmonierte.
Warum dieser schmackige Kichererbsen-Sesam-Aufstrich auch gerne als „Nutella des Orients“ bezeichnet wird, war schnell klar. Das Glück lässt sich anscheinend auch ohne den massiven Einsatz von Zucker und Palmöl aufs Brot schmieren.
Mein Kollege erfreute sich derweil an den gefüllten Weinblättern, bei denen Zimt, Minze und Piment für aromatische Momente auf dem Teller sorgten. Die Paprikapaste war mir persönlich etwas zu zahm. Da hätte ich mir mehr Mut zur Schärfe gewünscht.
Die mit Rinderhackfleisch gefüllten Manti schmeckten genauso wie vor vier Jahren, nämlich richtig gut!
Ich verrührte sie mit der ansehnlichen Haube aus Knoblauchjoghurt, den man mit flüssiger Paprikabutter und einer orientalischen Gewürzmischung verfeinert hatte. Ein zum Weglöffeln köstlicher Teller, der auch von meiner türkischen Speisekomplizin mit Wohlwollen goutiert wurde.
Die aus roten Linsen, Bulgur, Lauchzwiebeln, Minze und Petersilie geformten Linsenbällchen blieben dagegen geschmacklich eher unauffällig.
Die schienen der Erzählung nach am elterlichen Herd in Wörth deutlich besser zu gelingen. So richtig enttäuscht war mein Kollege von seinem Lammspieß, der bei den Schülern deutlich mehr Anklang fand. Er beurteilte dessen Fleischqualität als ziemlich bescheiden und war auch mit dem komplett totgegrillten Gargrad nicht wirklich d’accord. Verzweifelt versuchte er das Ding in mundgerechte Stücke zu zerteilen, was nur mäßig gelang. Da konnte auch das hausgemachte Lavash-Brot und das delikate Knoblauch-Petersilien-Pesto den „Kebap“ nicht mehr zurück „in the House“ (of Taste) holen.
Mit meinen Hackfleischbällchen wurde ich auch nicht so recht warm. Vielleicht lag es an der fortgeschrittenen Sättigung, aber diesmal kamen mir die drei durchgebrutzelten Rindfleischklopse doch arg trocken vor.
Da half auch die süffige Basis aus den in reichlich Joghurt- und Tomatensauce ertränkten Fladenbrot-Croutons nicht wirklich weiter. Sowieso fragte ich mich warum man den Knusper-Effekt der zu groß geratenen Brotwürfel eine latschigen Saucentod sterben ließ.
Die Gemüseköfte meiner vegetarisch sozialisierten Kollegin sahen hingegen klasse aus. Die an Falafel erinnernden Bällchen wurden von einem Berg Grillgemüse begleitet.
Die perfekt sautierten, wunderbar reifen Cocktailtomaten glänzten mit einer unverschämt leckeren Röstsüße, die sie sich wohl zusammen mit den kross gebratenen roten Zwiebeln in der gleichen Pfanne geholt hatten.
In der Summe verließen wir die Töchter von Osman mit gemischten Gefühlen. Der Jugend gefiel’s, aber der hätte es auch in jeder x-beliebigen Kebap-Klitsche gefallen, dafür hätten nicht einmal ihre Lehrer am Tisch sitzen müssen.
Für die abgerufenen Preise hätten wir dennoch etwas mehr erwartet. Mehr „Wow“ am Gaumen, mehr Fingerspitzengefühl beim Service und – das glückliche Grillerlebnis vom Tag zuvor im Doyum Restaurant noch im Gaumengedächtnis – mehr orientalische Authentizität statt moderner „Mezz(e)-kapaden“. Dass man morgenländisches Food-Sharing in Berlin auf einem deutlich höheren Niveau betreiben kann, erlebten wir zwei Tage später bei „Fes – Turkish BBQ“ an der Hasenheide. Da allerdings ohne Schülerbegleitung, aber dafür mit eiskaltem Raki zum Digestif.
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