Geschrieben am 03.06.2020 2020-06-03| Aktualisiert am
22.02.2021
Besucht am 29.05.2020Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 46 EUR
Jede Krise geht einmal vorbei. Die Frage ist nur wann und wie…
Für mich ein guter Zeitpunkt, um auf dem Gastroportal meines Vertrauens ein mehrteiliges Update in Sachen gehobener Heimatküche zu liefern. Denn erstens können in unsicheren Zeiten wie diesen ein paar anregende Zeilen über die Top-Gastronomien vor der eigenen Haustür nicht schaden. Und zweitens können wir ja jetzt unsere kulinarischen Sehnsuchtsziele wieder besuchen – wenn auch unter hoffentlich bald (!) wegfallenden, die Gastronomen gängelnden und teilweise recht willkürlich erscheinenden Hygiene- bzw. Öffnungsvorschriften.
Auch wenn ich über die besseren Häuser meiner Heimat schon genug Worte verloren habe, werde ich in der Folge eine Reihe mehr oder minder bekannter Pfälzer Genuss-Enklaven erneut ins Rezensionsvisier nehmen. Im 4. Teil meiner kulinarischen Reise durch die Südpfalz geht es um unseren Landauer Lieblingsitaliener, der trotz seiner etwas versteckten Lage in der Trappengasse großen Zuspruch genießt.
Über das „Sapori“, wie es die zahlreichen Stammgäste von Familie Orsini gerne nennen, habe ich zuletzt vor vier Jahren berichtet. Seitdem war ich bestimmt schon an die zwanzigmal dort und habe den von außen eher unscheinbaren, innen aber umso trubeligeren Pastatempel immer hochzufrieden und komplett gesättigt verlassen. Zeit also für ein kleines Update, dem ein Besuch zugrunde liegt, der unter den neuen, noch etwas gewöhnungsbedürftigen Umständen stattfand.
Ganz und gar nicht ungewöhnlich war es, dass wir anlässlich des Besuchs der Schwägerin aus Bremen eine Einkehr zu dritt bei den Orsinis planten. Denn hier saßen wir schon mehrmals in gleicher Besetzung zusammen. Die stetige Reservierungspflicht im Hinterkopf, rief ich am Tag vor der anvisierten Tat dort an. Mit einer gehörigen Portion Demut trug ich mein Anliegen vor, das auch mir viel zu kurzfristig erschien.
Kurzum: die Hoffnung auf einen der begehrten Tische war nicht besonders groß. Doch welch wundersame Fügung – später wusste ich es waren die Nach-Virus-Wehen – erlaubte uns einen Tisch zur gewünschten Uhrzeit. Und das an einem Freitagabend. Ich konnte mein Glück kaum fassen.
Der Hunger war groß, verlangte mir doch das Klettern an den Sandsteinfelsen des Pfälzerwaldes zuvor einiges ab. Aber um die Größe der dort servierten Pizza- und Pastaportionen wissend, sah ich unserem italienischen Abend ganz gelassen entgegen.
Wir waren gespannt, wie das Sapori-Team die neuen Hygiene- und Abstandsbestimmungen umsetzen würde. Normalerweise stehen die Tische im kleinen Gastraum ziemlich dicht beieinander. Und weil es dort eigentlich immer „rummsvoll“ und der Geräuschpegel entsprechend hoch ist, gleicht der Laden im Normalzustand eher einem summenden Bienenkorb als einer romantischen Trattoria für Verliebte. Innenansicht 2
Die Orsinis freuten sich bei unserer Ankunft sichtlich. Vater Dario, wie immer hinter der Pizzatheke bzw. vor dem heißen Ofen stoisch Teigrundlinge knetend und belegend, grüßte freundlich. Auch Sohnemann Italo, der sonst die Bestellungen im Stakkato aufnimmt, lächelte ganz relaxed hinter der Feinkostauslage (Käse, Salami, Schinken und Co. gibt es dort in Topqualität zu erstehen, Anm.) hervor. Tochter Clarissa umkurvte derweil die wenigen verbliebenen Tische.
Ich dachte, ich wäre im falschen Restaurant gelandet. Wenn Corona entschleunigend gewirkt haben sollte, dann wäre das Sapori ein Musterbeispiel dafür. Noch nie empfand ich die Atmosphäre im Gastraum so wohltuend. Innenansicht 1
Natürlich hätten das die Gastgeber gerne anders. Ist ja auch verständlich, da ihnen dadurch einiges an Umsatz verloren geht. Aber für die wenigen Gäste im Raum war das reduzierte Sitzplatzangebot sicherlich kein Nachteil.
Auch staunte ich nicht schlecht, als wir mit Italo Orsini ein paar Worte über den derzeitigen Ernst der Lage wechselten. Einige der Tische waren an jenem Abend unbesetzt und unter der Woche sei im Moment noch weniger los, so der Sapori-Sohn. Dies galt allerdings nicht für den Abholservice, denn da lief das Pizzageschäft kartonweise gut. Die Landauer scheinen derzeit lieber in den eigenen vier Wänden oder im Freien ihre Mahlzeiten einzunehmen, als sich in ein Restaurant zu setzen. Das wird sich hoffentlich bald wieder ändern.
Ein Zettel zur Aufnahme der Kontaktdaten wurde uns an den Tisch gebracht. Der war genauso schnell ausgefüllt wie die Bestellung der Getränke aufgegeben. Ein kleiner Radler von Moretti aus der Flasche und ein „Alkoholfreies“ der gleichen Marke (beide 0,33l für jeweils 3 Euro) sollten sich zusammen mit einer Flasche San Pelligrino (0,75l für 4,20 Euro) wenig später einfinden.
Das umfangreiche Angebot an Speisen bedeutet jedes Mal eine Herausforderung für mich. In der Regel entscheide ich mich für Pasta, was nichts mit der hier vorherrschenden Pizzaqualität zu tun hat. Im Gegenteil, die ist top, ohne Wenn und Aber. Jedoch sind es die Nudelgerichte, die mir hier besonders gut schmecken und denen ich deshalb gerne den Vorzug gebe. Bei meiner Frau ist das meistens umgekehrt. So auch an diesem Abend.
Die Salatwahl vorweg ging an die üppig arrangierte Variante mit Büffelmozzarella und Parmaschinken (11,50 Euro). Portionsmäßig als Hauptgang angelegt, teilte ich den ganz brav mit meiner Schwägerin. Selbst wir beide hatten alle Gabeln voll zu tun, um der reichhaltig bestückten Porzellanplatte Herr bzw. Frau zu werden. Der Buffalo Bill unter den Mozzarella-Salaten
Angemacht mit wunderbar saurem Essig-Öl-Dressing tummelte sich frisch aufgeschnittener Parmaschinken zwischen grünen Blättern, Tomatenschnitzen und Gurkenscheiben. Im Epizentrum versteckte sich eine ansehnliche Kugel Büffelmozzarella, den die vorausgegangene Kühlung nur begrenzt cremig erscheinen ließ. Mozza-Kern meets Parmaschinken
Ein paar Spritzer alter Balsamico und ein „gerieben‘ Maß“ an Parmesanspänen komplettierte die prächtige Salatplatte, die für zwei Vorspeisende schon Aufgabe genug war.
Den wohl einkalkulierten Parmaschinken-Nachdurst wollte ich später mit ausreichend Bier löschen. Dank dem BierProjekt und seinem „Erdmännchen“ aus der Literflasche klappte das auch ausgezeichnet. Wenn auch nicht vor Ort im Sapori, sondern ein paar Meter weiter in der Bengels Bar.
Zuerst wurde das vor Hitze blubbernde Pasta-Trio (Tortellini, Lasagne und Canelloni, 8 Euro), ein Al-Forno-Klassiker par excellence, aus dem Ofen geholt und zischend vor meiner Schwägerin platziert. Das Nudel-Trio Sapori-Klassiker aus dem Ofen
Auch meine Spaghetti Salsiccia (9 Euro) ließen nicht lange auf sich warten. Von frisch geriebenem Parmesan bestreutes Rucola-Gestrüpp verdeckte zunächst das deftige Pastagericht, so dass ich mich erst durch das grüne Dickicht kämpfen musste, um ans „Eingemachte“ zu gelangen. Habt ihr zufällig meine Spaghetti Salsiccia gesehen?
Die Nudeln waren zwar nicht hausgemacht, ließen sich aber mit wahrnehmbarer Bissfestigkeit um die Gabel wickeln. Die fruchtig-pikante Aromatunke auf Tomatenbasis ließ auf ein langes Einköcheln und die Verwendung frischer Zutaten schließen.
Der Fleischanteil dieses Tellers voll Glückseligkeit war auch nicht zu verachten, befanden sich doch jede Menge Salsiccia-Stückchen im tiefen Rund. Mit Salsiccia veredelte Spaghetti
Die mit Fenchelaroma und einer angenehmen Schärfe daherkommenden Bratwurstschnipsel hätten in der Summe locker eine Wurstlänge von 30 cm (eher mehr!) ergeben. Nach dem nicht gerade schüchtern portionierten Salat, stellte mich also mein Pastateller vor die zweite Herausforderung des Abends, die ich nonchalant meisterte.
Als wäre sie dem Lehrbuch für italienische Teigfladenoptik entnommen wurde ein paar Minuten später die nach dem Junior des Hauses benannte Pizza „Italo“ (7,50 Euro) aus dem Ofen des Padrons geholt. Thunfisch und Kapern, hauchdünn geschnittene, rote Zwiebeln sowie selbstgemachte Chili-Paste bedeckten den wohlgebackenen Rundling. Pizza Italo (so scharf wie...)
Sehr zur Freude meiner Frau, die das scharfe Teil mit dem fluffigen Boden sichtlich genoss. Dieser hatte genau die richtige Dicke und Konsistenz vorzuweisen. Außerdem übertrieb man es nicht mit der Käseauflage und die Tomatensauce hatte Charakter, sprich: sie war ordentlich gewürzt. Auch der übrige „Zierrat“ kam wohlbemessen und vor allem in ansprechender Qualität auf den Hefefladen.
Ein weiteres Bier verkniff ich mir (vorerst) und auch das Dessert entfiel an diesem Abend. Dafür waren die Portionen einfach zu reichhaltig. Natürlich merkte man dem Sapori-Team die ungewöhnlich ruhige Atmosphäre im Gastraum an. Das ist nicht das, was sie kennen und wollen. Aber es ist ein Anfang. Und der ist gemacht. Ich drücke den fleißigen Apuliern die Daumen, dass die trubeligen Zeiten auch in der Trappengasse 18 wieder Einzug halten. Ich habe sie zwar nicht unbedingt vermisst, aber sie gehören zum Sapori wie die Orecchiette zu Apulien.
Jede Krise geht einmal vorbei. Die Frage ist nur wann und wie…
Für mich ein guter Zeitpunkt, um auf dem Gastroportal meines Vertrauens ein mehrteiliges Update in Sachen gehobener Heimatküche zu liefern. Denn erstens können in unsicheren Zeiten wie diesen ein paar anregende Zeilen über die Top-Gastronomien vor der eigenen Haustür nicht schaden. Und zweitens können wir ja jetzt unsere kulinarischen Sehnsuchtsziele wieder besuchen – wenn auch unter hoffentlich bald (!) wegfallenden, die Gastronomen gängelnden und teilweise recht willkürlich erscheinenden Hygiene-... mehr lesen
Ristorante Sapori d'Italia
Ristorante Sapori d'Italia€-€€€Trattoria, Pizzeria063417029991Trappengasse 18, 76829 Landau in der Pfalz
4.5 stars -
"Kulinarische Topadressen der Südpfalz – Teil 4: Unser Landauer Lieblingsitaliener" Ehemalige UserJede Krise geht einmal vorbei. Die Frage ist nur wann und wie…
Für mich ein guter Zeitpunkt, um auf dem Gastroportal meines Vertrauens ein mehrteiliges Update in Sachen gehobener Heimatküche zu liefern. Denn erstens können in unsicheren Zeiten wie diesen ein paar anregende Zeilen über die Top-Gastronomien vor der eigenen Haustür nicht schaden. Und zweitens können wir ja jetzt unsere kulinarischen Sehnsuchtsziele wieder besuchen – wenn auch unter hoffentlich bald (!) wegfallenden, die Gastronomen gängelnden und teilweise recht willkürlich erscheinenden Hygiene-
Besucht am 31.05.2020Besuchszeit: Mittagessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 85 EUR
Allgemein
Nachdem die Restaurants jetzt endlich auch in Bayern sowohl im Außenbereich als auch im Restaurant drinnen geöffnet sind, beschlossen wir das derzeit schöne Wetter zu nutzen, um wieder mal zusammen mit Schätzchens Schwester und deren Mann den Berghof Heeg im Johannesberger Ortsteil Steinbach aufzusuchen. Schon unter der Woche wurde deshalb von Schätzchens Schwester für Pfingstsonntag zum Mittagessen reserviert.
Am Sonntagvormittag um 11 Uhr ging es vom Eller-Parkplatz aus zu viert durch den Wald, um den Anstieg zum Berghof in Angriff zu nehmen. Voraussichtliche Laufzeit ca. 90 Minuten.
Service ****
Pünktlich zur reservierten Zeit um 12.30 Uhr trafen wir an unserem Ziel ein. Ein voll mit Autos besetzter Parkplatz ließ schon mal darauf schließen, dass aufgrund der Lockerungen ordentlich Betrieb war. So war es dann auch. Wir mussten mit dem Mindestabstand von 1,5 m außerhalb erst noch warten, bis sechs Leute vor uns endlich das Restaurant betreten durften. Nachdem die alle in das Innere des Restaurants zu ihrem Tisch geführt wurden, waren wir dann an der Reihe. Also Maske aufsetzen und warten, bis wir ins Lokal durften. Eine männliche Servicekraft, selbstverständlich auch mit Schutzmaske, führte uns nach freundlicher Begrüßung durch das recht gut besuchte Restaurant-Innere auf den Balkon zu unserem Vierer-Tisch und gab einem jeden von uns die neu gestaltete Speisekarte in die Hand. Die Tageskarte für die Mittagsgerichte lag innen anbei. Neues Speisekarten-Cover
Jetzt durften wir dann unsere Masken abnehmen und direkt auch die Personalien in das gereichte Formular eintragen. Es musste gottseidank nur eine von uns vier Personen eingetragen werden. Dies übernahm freundlicherweise meine Schwägerin. Bevor wir die Karte studierten gaben wir an die mittlerweile an unseren Tisch gekommene weibliche Servicekraft unsere Getränkewünsche weiter.
Unsere beiden Mädels entschieden sich für einen Côte du Rhône (0,2 l, 3,90 €). Mein Schwager bestellte ein Export von Schlappeseppel (0,5 l, 3,30 €), meine Wenigkeit entschied sich für ein Pils von der Brauerei Bitburger (0,4 l, 3,20 €), beide Sorten frisch vom Fass gezapft mit schöner Krone versehen. Die Getränke kamen zügig an den Tisch. Die Biere schön kalt, die beiden Weine mit passender Temperatur.
Leere Gläser wurden vom sehr freundlichen Service gesehen, Nachschub erfragt und auf Bejahung auch zügig serviert. Ob alles recht sei oder ob es schmeckt, wurde mehrmals nachgefragt und von uns gerne bestätigt. Die Wartezeit aufs Essen empfanden wir als angenehm, trotz Hochbetriebs.
4 Sterne für den Service halte ich für angemessen.
Das Essen ****
Sonn- und feiertags steht zum Mittagessen nicht die ganze Bandbreite der Speisekarte zur Verfügung, da gibt es immer eine Tageskarte, so auch heute. Die Auswahl:: Suppen, Fleischgerichte wie Schweinesteak, Rumpsteak oder Schnitzel, der Jahreszeit entsprechend Spargelgerichte. Selbstverständlich standen auch zwei oder drei Desserts zur Auswahl zur Auswahl. Alles frisch und selbstgemacht.
Meine Herzallerliebste entschied sich für das Walliser Steak (13,90 €). In einer heißen Schüssel an den Tisch gebracht, woraus dann die Zutaten auf dem dazugehörigen Teller serviert wurden. Ein großes Schweinesteak mit Schinken und Käse überbacken. Dazu eine Rahmsauce mit Champignons, etwas Spargel sowie Kroketten waren auch dabei Eine richtig große Portion, geschmacklich einwandfrei. Schätzchen musste kämpfen, dass der Teller leer wurde, hat es aber letztendlich geschafft. Waliser Steak
Ihre Schwester war auch sehr zufrieden mit der zarten Hähnchenbrust mit Spargel (14,80 €) und Rösttaler, die nach TK aussahen, aber trotzdem gut dazu passten. Hähnchenbrust mit Spargel
Nun zu den Herren: Ich entschied mich für ein Cordon bleu vom Schwein mit Pommes (13,90 €). Das Cordon bleu sieht auf dem Foto des Tellers kleiner aus als es war. Schöne würzige Panade, die Käse und Schinkenfüllung ordentlich, das Fleisch superzart. Die Pommes wurden in einer separaten Schüssel gereicht. Ich war sehr zufrieden. Cordon bleu
Das gleiche gilt für meinen Schwager, der sich für ein Jägerschnitzel mit Pommes (12,90 €) entschied. Rahmsauce mit Champignons, dazu ein sehr schön paniertes Schnitzel. Dem Schwager hat es sehr gut geschmeckt. Jägerschnitzel
Zu allen von uns georderten Gerichten gab es einen frischen Beilagensalat, vor den Hauptgerichten serviert, mit einem wohlschmeckenden Essig-Öl-Dressing angemacht, wusste er zu überzeugen.
Übers Essen gibt es nichts, aber auch gar nichts zu meckern. .
Das Ambiente ****
Was auf dem Weg zum Tisch auffiel, war die komplett in neuem Glanz befindliche Location. Da wurde während des Lockdowns ordentlich renoviert. Buddha auf dem Balkon
Die Tisch sind schön mit Stoff-Tischdecken eingedeckt, dazu passende feste, schön gefaltete Papierservietten, Kerzenständer mit Kerzen, die vom Service nach dem Platznehmen angezündet werden. Auch eine Vase mit Blümchen fehlte nicht. Alles in allem schön anzusehen.
Eingang zum Biergarten
Ein Biergarten wurde eingerichtet, so dass man auch draußen sitzen kann.
Sauberkeit *****
Räumlichkeit, Gläser, Teller und Bestecke machen einen ordentlichen, sauberen Eindruck. Das gilt auch für die Toiletten, die sich im Untergeschoss befinden, schon etwas älter, aber gepflegt.sind
Fazit:
Die Qualität ist seit zig Jahren gut. Ehrliches Handwerk, vernünftige Preise. Ich empfehle den Berghof daher weiterhin gerne
Gesamteindruck: (nach „Küchenreise“)
4 – gerne wieder
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt, wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder)
Allgemein
Nachdem die Restaurants jetzt endlich auch in Bayern sowohl im Außenbereich als auch im Restaurant drinnen geöffnet sind, beschlossen wir das derzeit schöne Wetter zu nutzen, um wieder mal zusammen mit Schätzchens Schwester und deren Mann den Berghof Heeg im Johannesberger Ortsteil Steinbach aufzusuchen. Schon unter der Woche wurde deshalb von Schätzchens Schwester für Pfingstsonntag zum Mittagessen reserviert.
Am Sonntagvormittag um 11 Uhr ging es vom Eller-Parkplatz aus zu viert durch den Wald, um den Anstieg zum Berghof in Angriff zu... mehr lesen
4.0 stars -
"Berghof Heeg in neuem Glanz!" Ehemalige User
Allgemein
Nachdem die Restaurants jetzt endlich auch in Bayern sowohl im Außenbereich als auch im Restaurant drinnen geöffnet sind, beschlossen wir das derzeit schöne Wetter zu nutzen, um wieder mal zusammen mit Schätzchens Schwester und deren Mann den Berghof Heeg im Johannesberger Ortsteil Steinbach aufzusuchen. Schon unter der Woche wurde deshalb von Schätzchens Schwester für Pfingstsonntag zum Mittagessen reserviert.
Am Sonntagvormittag um 11 Uhr ging es vom Eller-Parkplatz aus zu viert durch den Wald, um den Anstieg zum Berghof in Angriff zu
Geschrieben am 19.05.2020 2020-05-19| Aktualisiert am
26.02.2021
Besucht am 12.03.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 224 EUR
Jede Krise geht einmal vorbei. Die Frage ist nur wann und wie…
Für mich ein guter Zeitpunkt, um auf dem Gastroportal meines Vertrauens ein mehrteiliges Update in Sachen gehobener Heimatküche zu liefern. Denn erstens können in unsicheren Zeiten wie diesen ein paar anregende Zeilen über die Top-Gastronomien vor der eigenen Haustür nicht schaden. Und zweitens können wir ja jetzt unsere kulinarischen Sehnsuchtsziele wieder besuchen – wenn auch unter den hoffentlich bald wegfallenden, die Gastronomen gängelnden Pandemie-Regeln.
Auch wenn ich über die besseren Häuser meiner Heimat schon genug Worte verloren habe, werde ich in der Folge eine Reihe bekannter Pfälzer Genuss-Enklaven erneut ins Rezensionsvisier nehmen.
Das zweite Restaurant, das ich kurz vor dem „Lockdown“ noch besuchen durfte, befindet sich im hübschen, direkt am Rhein gelegenen Örtchen Neupotz und wurde im letzten Jahr erstmalig mit der einsternigen Weihe des Guide Michelin bedacht. 2020 konnte man den begehrten Macaron bestätigen.
Noch vor der respektablen Auszeichnung war ich hier häufig zu Gast und konnte die sukzessive Weiterentwicklung von Chefkoch Faycal Bettioui und seinem Team über ein paar Jahre hinweg mitverfolgen. Schon damals beeindruckte die ambitionierte Herangehensweise des Küchenchefs und ließ die Neupotzer Krone schnell zu einem der angesagtesten Feinschmeckerlokale der Südpfalz werden.
Kurz vor der Corona-Schließung verschlug es mich in ungewohnter Gesellschaft dorthin. Anlässlich ihrer bestandenen Abiturprüfung, die sie übrigens mit hervorragenden Leistungen ablegte, lud ich im März dieses Jahres meine Nichte in die Krone ein. Es war das erste Sterne-Restaurant, das die frisch gebackene Abiturientin besuchte. Um ihr Faible für gutes Essen wissend, wollte sich ihr stolzer Onkel auf kulinarische Weise erkenntlich zeigen.
Von außen nicht ersichtlich, hat die Krone ihr Erscheinungsbild im Kern doch merklich verändert. Und das in vielerlei Hinsicht. Die schrittweise vollzogene Umgestaltung des Gastraums, die Umbesetzung beim Servicepersonal, die drastische Aufwertung des Weinangebots (sowohl quantitativ als auch qualitativ) sowie die komplette Abkehr vom klassischen À-la-Carte-Geschäft waren klare Indizien der Wandlung, die das seit 2015 von den Bettiouis betriebene Restaurant bisher durchlebte.
Aber auch mit besternter Kochmütze lehnt sich der Herdmeister nicht zurück. Das spürt man schon beim Eintritt in den von schnörkelloser Exklusivität geprägten Gastraum. Vom letzten Relikt der alten Gastwirtschaftszeit, der Ausschanktheke, war keine Spur mehr. Stattdessen hatte man das Innere der Krone um ein gemütliches Eck erweitert. Unser Tisch an diesem Abend
Dass das gastronomische Gesamtpaket „Krone“ noch immer „in progress“ und das Streben nach Verbesserung längst nicht abgeschlossen ist, spiegelte sich auch beim Mobiliar wider. Mit runden Tischen aus wertigem Kirschholz, die auch ohne weißes Leinen eine gute Figur machten, hatte man das Interieur sichtbar aufgewertet. Die gelungene Melange aus „casual“ und „fine“ empfängt die hier einkehrenden Feingaumen auf sehr angenehme Art und Weise. Gastraum (Ansicht 1)
Orientalisch angehauchte Teppiche verliehen der bewusst nüchtern gehaltenen Einrichtung etwas mehr Behaglichkeit. Diese kam ebenso in den herrlich bequemen, drehbaren Armlehnsesseln mit Lederüberzug und komfortabler Polsterung zum Ausdruck. Neben den von Deckenspots angestrahlten Tischen hingen ein paar vereinzelte, jedoch großformatige Malereien an den Wänden. Gastraum (Ansicht 2)
Etwas weniger Grau um mich herum wäre mir in der Summe zwar lieber gewesen, aber die kleinen Kunstwerke aus Faycal Bettiouis Küche wirkten im Kontext dieses auf Purismus abzielenden Raumkonzepts noch eine Spur eindrucksvoller, so viel sei schonmal vorweggenommen. Da lenkte nichts von den perfekt inszenierten Arrangements auf den Tellern ab und das war sicherlich auch so gewollt.
Den Weggang von Thomas Fischer im Service konnte man durch Christian Pufahl gut kompensieren. Der vorher im Ketschauer Hof zu Deidesheim tätige Weinfachmann wirkte auf mich sehr kompetent und war gleichzeitig mit einer volldosierten Portion guten Humors ausgestattet. Was jener an kleinen Randdetails zu den ohnehin schon sehr informativen Ansagen der einzelnen Gänge noch on top lieferte war schon bemerkenswert. Definitiv ein Gewinn für die Krone und zusammen mit dem etwas förmlich wirkenden Herrn Echle ein Servicegespann von ausgewogenem Format.
Das Speiseangebot umfasste lediglich zwei Menüs. Beim „Le Petit Menu“, das in fünf oder sechs Gängen (80 bzw. 90 Euro) offeriert wurde, konnte die Weinbegleitung gleich mit dazu bestellt werden. Beim „Grand Menu“ (110 Euro) erteilte man der Küche „carte blanche“ und durfte sich überraschen lassen.
Wie viele Gänge das große Tasting-Menü implizierte war der Karte nicht zu entnehmen. Auch desbezüglich herrschte also unbeschränkte Handlungsfreiheit. Für Käsefreunde wartete noch ein gut ausgestatteter Wagen vom Maison Lorho aus Strasbourg, einer der besten Fromagerien im Elsass. Vinophile Schluckspechte konnten mit einem „Extra-Fuffi“ eine glasweise ausgeschenkte Korrespondenz in flüssiger Form dazu ordern.
Wir entschieden uns gegen die Küchenreise voller Überraschungen und für das kleine Menü, dessen sechs Gänge als Gesamtpaket derart verlockend klangen, dass uns trotz aller Spontanität und Entdeckerfreude die Entscheidung recht leicht fiel. Mit der interessant klingenden, aus fünf Weinen bestehenden Begleitung (42 Euro) wollte ich meine Nichte nicht überfordern. Da blieben wir doch lieber bei einer Flasche, die uns schmeckte.
Ich blätterte mich durch das Ringbuch mit der bemerkenswerten Auswahl an Pfälzer Top-Gewächsen, die noch um ein paar erlesene Flaschen aus dem Ausland erweitert war. Selbst von der Mosel hatte man die ein oder andere Sonnenuhr im Portfolio. Die gar nicht mal so alte Jungfer vom Rheingauer Rieslingpapst Peter Jakob Kühn durfte da selbstverständlich nicht fehlen.
Nach reiflicher Überlegung fiel die Entscheidung auf eine Flasche vom trockenen 2018er Weißburgunder Kalkmergel (32 Euro), der vom Schweigener Jungwinzer Johannes Jülg vinifiziert worden war. Der zur Hälfte in Edelstahl und Holz ausgebaute Pfälzer Wonnetropfen war ein rassig-kühler Vertreter seiner Art und ein großartiger Essensbegleiter obendrein. Ein Weinentschluss, den wir den ganzen Abend über nicht bereuten. Der Wein des Abends
Ein pittoresker Amuse-Reigen eröffnete das Gaumenspektakel. Ein nicht zu zaghaft gewürztes, herrlich süffiges und definitiv von Hand geschnittenes Beef-Tartar kam auf einem kreisrunden Parmesanchip an den Tisch. Die auf schwarzen Kieselsteinen angerichtete Köstlichkeit erhielt von einem Tupfer Miso-Crème etwas asiatischen Touch. Beef-Tartar (Amuse 1)
Nicht minder delikat zeigte sich die Mini-Tartelette aus kleingehäckseltem, frisch angemachtem Krabbenfleisch. Leichte Süße traf auf anregende Frische. Klein auf der Hand, aber richtig groß auf der Zunge. Krabben-Tartelette (Amuse 2)
Den optischen, wie auch geschmacklichen Höhepunkt an Fingerfoodpreziosen stellte ein aus cremiger Foie Gras, Apfel und Rote Beete zusammengebauter Macaron dar. Texturell zwischen fluffig, cremig und knackig oszillierend, lieferte die akkurat geschichtete Petitesse ein faszinierendes Süß-Säurespiel gleich mit. Foie Gras / Rote Beete / Apfel - Macarons (Amuse 3)
Spätestens da war klar, welch köstliches Küchenwerk uns an diesem Abend noch bevorstand.
Beim ersten Gang zauberte uns Faycal Bettioui ein farbenfrohes Rohfisch-Arrangement auf den ästhetischen Glasteller. In dünne Scheiben geschnittene Stücke von der Gelbflossenmakrele – natürlich in bester Sashimi-Qualität – schwammen in wohltuender Dashi-Tunke aus grünen Tomaten. Etwas Daikonrettich sorgte für Biss, kleine Yuzu-Perlen für säuerliche Akzente. Yuzuperlen...
Zum aromatisch zitrischen Fruchtkaviar gesellte sich noch Apfeloma Smith in Kugelform. Die Kornblumendeko on Top setzte die schon bei den Amuses gewählte Garniermethode fort. In der Summe war das ein Hammer-Hiramasa mit Mut zur säuerlichen Frische. Gelungener Auftakt. Hammer-Hiramasa
Die Idee, anstatt Brot und Butter zu Beginn, ein paar sagenhaft mürbe, noch leicht warme Croissantschnecken mit französischer Butter und Meersalz nach dem ersten Gang zu schicken, fanden wir total klasse. Anscheinend kennt da jemand einen richtig guten Bäcker im Elsass. Das Blätterteiggebäck war jedenfalls vom Feinsten. Kompliment. Croissantschnecken für Zwischendurch
Gang Nr. 2 erinnerte mich latent an einen Krone-Klassiker früherer Tage. Schon damals kombinierte man hier die gebratenen Jakobsmuscheln mit einer leuchtend gelben Sabayon (ich glaube es war Curry…). Diesmal kamen die perfekt gegarten Meeresbewohner aus der Pilgerschale mit einem delikaten Seeigelrisotto und aufgeschäumter Mirin-Sabayon aufs Porzellan. Jakobsmuscheln, Mirin-Sabayon, Seeigelrisotto und Krustentierjus
Etwas Wumms steuerte die mit Chili aufgemotzte XO-Sauce bei. Zusammen mit einer Pfütze Krustentierjus, der man schon rein farblich ihren wohldosierten Safrananteil ansah, ergab das ein Muschelgericht von geradezu frappierender Süffigkeit. Im Tennis würde man sagen: glattes Ass auch mit dem zweiten Aufschlag.
Der nächste Teller erwies sich echter Hingucker. Als hätte der Pâtissier das süße Finale soeben mal vorgezogen, kam eine hübsch verzierte Foie-Gras-Mousse im Stil einer Crème Brulée aus der Kronenküche. Begleitet wurde die sagenhaft schmelzige Delikatesse von Birnengel und Zwiebelchutney. Diese kümmerten sich gleich tupfenweise um fruchtige Würze. Etwas aufgepoppter Reis und ein paar gelbe Kornblumen komplettierten diesen gustatorischen Paukenschlag, der sowohl texturell als auch visuell auf ganzer Linie überzeugte. Crème brulée von der Foie Gras
Das „Haute-Gefühl“ der feinen französischen Cuisine hatte in Neupotz Einzug gehalten. Ein klarer Fall von seligmachender Kulinarik, für die manche gerne den Weg ins Nachbarland antreten.
Als Fischgang – wir hatten mittlerweile schon Gang 4 eingeläutet – servierte man uns den letzten Skrei…ich schätze mal des Jahres. Mit hübscher, aus drei Sorten zusammengesetzter Kaviarfrisur, knackigem „wilden Brokkoli“ (Stängelkohl), den die Italiener so liebevoll Cima di Rapa nennen, und einer geradezu sensationell mundenden, mit Vin Jaune verfeinerten Beurre Blanc wurde uns das fachmännisch gegarte Stück vom Rücken des Winterkabeljaus aufgetischt. Hering, Saibling und Forelle zeichneten sich übrigens für die jodig-salzige Fischeier-Beigabe verantwortlich. Der letzte Skrei (des Jahres)
Der eigentliche Star auf dem Porzellan war jedoch die Beurre Blanc, in die der lange gereifte „Oxadativling“ aus dem Jura perfekt eingebunden war und eine herrliche Aromentiefe erzeugte. Keine Ahnung, wann ich zuletzt eine so köstliche weiße Buttersauce genossen habe. Wahrscheinlich noch nie.
Nach dem Fisch schalteten wir in den 5.Gang, der uns ein butterzartes, 6 Stunden lang unter Sous-vide-Bedingungen gegartes Filet vom Charolais Rind bescherte. Dazu gesellte sich eine Nocke superseidiges Topinamburpüree (mit geringem Sellerieanteil). Ein paar in vorzüglicher Kalbsjus geschwenkte Morcheln und Selleriestücke rundeten den Fleischteller wunderbar ab. Das Filet zerging auf der Zunge. Das Püree tat es ihm gleich. Und die Kalbsjus hätte mich fast als Keramikablecker überführt. Klassischer Gang mit ganz viel Klasse. Filet vom Charolais Rind
Bevor uns der Service beim Nachtisch „Steine“ in den Weg legen sollte, erfreute man uns mit einem kleinen Prä-Dessert. Nashi-Birne, Espuma von weißer Schokolade und Yuzu hatten sich unter einer flaumigen Nocke Joghurt-Sorbet verschanzt. Sogar an ein wenig gepoppten Reis fürs Mundgefühl wurde gedacht. Joghurt-Sorbet mit Nashi-Birne, Espuma von weißer Schokolade und Yuzu
Eine leicht fruchtige, nicht allzu süße Überraschung vor dem „steinigen“ Weg zum Finale.
Man sollte ja in Gerichte nicht immer allzu viel r(h)ein-interpretieren, aber was den Nachtisch des kleinen Menüs anging, konnte ich dann doch nicht anders. In der Umgebung von Neupotz findet man aufgrund der Nähe zum Rhein bestimmt haufenweise Kieselsteine. Vier von professioneller Pâtissier-Hand nachgebaute, essbare Exemplare befanden sich zusammen mit grünem Matchacrumble und schwarzem, karamellisierten Sesam auf unseren Desserttellern. The Stones
Von einer dünnen Hülle aus Zartbitterschokolade umgeben, zeugte das Innenleben der „Stones“ von schaumiger bzw. flüssiger Exotik. Eine intensiv säuerliche Maracuja-Emulsion floss aus einem der Steinimitate nachdem sein Schokopanzer durchbrochen war. Die anderen waren mit fluffiger Mango-, Maracuja- und Haselnussmousse gefüllt. Ein optisch wie kulinarisch gelungener Schlusspunkt, den das kleine Menü kurz vor der Zielgeraden hinlegte. The Stones...crashed
Bevor wir die Neupotzer Genuss-Stätte verließen, wurden wir noch großzügig mit ein paar süßen Leckereien aus dem Mignardisen-Sortiment bedacht. Den verschiedenen Macarons und Schokoquadern (Ruby Chocolate…) konnten wir einfach nicht widerstehen. Auswahl an Mignardises
Der Preis erschien uns für das Gebotene mehr als angemessen. Foie Gras Crème Brulée, Vin Jaune Beurre blanc, Rinderfilet und „Stone“-Dessert waren meine persönlichen Highlights an diesem Abend, an den ich während des „Lockdowns“ noch lange denken musste. Und von dem ich auch lange gezehrt habe. Hoffentlich übersteht das Kronenteam diese Krise und wir sehen uns bald mal wieder. Der Stern über Neupotz darf nicht erlöschen.
Jede Krise geht einmal vorbei. Die Frage ist nur wann und wie…
Für mich ein guter Zeitpunkt, um auf dem Gastroportal meines Vertrauens ein mehrteiliges Update in Sachen gehobener Heimatküche zu liefern. Denn erstens können in unsicheren Zeiten wie diesen ein paar anregende Zeilen über die Top-Gastronomien vor der eigenen Haustür nicht schaden. Und zweitens können wir ja jetzt unsere kulinarischen Sehnsuchtsziele wieder besuchen – wenn auch unter den hoffentlich bald wegfallenden, die Gastronomen gängelnden Pandemie-Regeln.
Auch wenn ich über die... mehr lesen
Zur Krone
Zur Krone€-€€€Restaurant07272 9337845Hauptstraße 25, 76777 Neupotz
5.0 stars -
"Kulinarische Topadressen der Südpfalz – Teil 2: Der Stern, der über Neupotz leuchtet" Ehemalige UserJede Krise geht einmal vorbei. Die Frage ist nur wann und wie…
Für mich ein guter Zeitpunkt, um auf dem Gastroportal meines Vertrauens ein mehrteiliges Update in Sachen gehobener Heimatküche zu liefern. Denn erstens können in unsicheren Zeiten wie diesen ein paar anregende Zeilen über die Top-Gastronomien vor der eigenen Haustür nicht schaden. Und zweitens können wir ja jetzt unsere kulinarischen Sehnsuchtsziele wieder besuchen – wenn auch unter den hoffentlich bald wegfallenden, die Gastronomen gängelnden Pandemie-Regeln.
Auch wenn ich über die
Geschrieben am 03.05.2020 2020-05-03| Aktualisiert am
26.02.2021
Besucht am 18.02.2020Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 42 EUR
Nach genossener Bestbürgerlichkeit im Bregenzer Traditionsgasthaus Kornmesser (Bericht wurde selbstverständlich beim digitalen Reiseratgeber meines Vertrauens hinterlegt…) am Abend zuvor, sollte uns der erste Urlaubstag einen hübschen Spaziergang am Bodenseeufer bescheren. Von Lochau aus, wo sich unsere Ferienwohnung befand, sind es zu Fuß knapp 8 km zur Lindauer Altstadtinsel. Ein kleines Warm-up für die kommenden Bergwanderungen im Bregenzerwald.
Wir hatten uns den Fußweg so eingeteilt, dass wir zur Mittagszeit im sehenswerten Insel-Städtchen aufschlugen. Vorweg stieß ich bei meinen Recherchen auf das Gasthaus Zum Engel, das wir als unser Einkehrziel festlegten. Es sollte unsere Rast kulinarisch aufwerten, so viel sei an dieser Stelle schon mal verraten.
Viel war an diesem Dienstagmittag in der „Perle des Bodensee“ nicht los. Je mehr wir uns Lindau näherten, desto besser wurde das Wetter. Kaum hatten wir die Bodenseeinsel betreten, herrschte strahlender Sonnenschein. Dennoch signalisierten unsere Mägen ihre Bereitschaft zur Kalorienaufnahme. Die Flucht nach drinnen war trotz Traumwetter die logische Folge.
Das Gasthaus Engel gibt es in dem Sinne eigentlich nicht. Es existieren nämlich zwei Gastronomien, die Bier- und die Engelstube, die unter einem Hoteldach untergebracht sind. Außenansicht
Gleich rechts im Parterre befand sich die Bierstube. Diese hatte in den Wintermonaten nur abends geöffnet. Aufgrund ihres derben Charmes trägt sie auch den Namen „Bockstube“. Übrigens ein prima Fleck, um am Abend noch die ein oder andere Hopfenkaltschale zu genießen.
Wir gingen die Holztreppe hinauf und traten in das als „Engelstube“ bezeichnete, eigentliche Wirtshaus ein. Es zählt zu den ältesten seiner Art in Lindau, das jedenfalls verriet uns die erste Seite der Speisenkarte. 1390 erbaut und 1589 erstmalig als Wirtschaft erwähnt, sah man den Räumlichkeiten gleich an, dass hier ganz viel Nostalgie drinsteckte.
Innenansicht 1 Die urige Engelstube
Wir waren so ziemlich die ersten Gäste und die freundliche junge Dame vom Service ließ uns freie Platzwahl. So kam es, dass sich der Schreiber dieser Zeilen zusammen mit seiner Gemahlin genau den Tisch aussuchte, dessen Wandbänke um einen historisch-wertvollen, sonnendurchfluteten Erker verliefen. Warum nicht etwas ausgesetzter tafeln? Das Hängen an den Sandsteinfelsen der Pfalz macht mir ja sonst auch nichts aus.
Mit dem schönen Blick auf die Gässchen der Lindauer Altstadt und der wärmenden Februarsonne im Nacken saß es sich hier ganz vorzüglich. War es der lange Fußmarsch oder die Nähe zum Wasser, die uns so durstig hier aufschlagen ließ? Egal, mit einer Flasche Krumbach Mineralwasser aus dem Allgäu (0,75l für 5,50 Euro) und einem kleinen Augustiner Hellen (3 Euro) wurde schnell Abhilfe geschaffen.
Beim überschaubaren Weinangebot war man mit einem Riesling aus dem Hause Reichsrat von Buhl (Deidesheim) und der Ursprung-Cuvée von Winzergigant Markus Schneider sogar ein wenig pfälzisch angehaucht. Beim Primitivo di Manduria von der Masseria Borgo dei Trulli musste ich an einen großen Gastroliteraten aus dem Norden der Republik denken. Keine Ahnung warum…
Später ließ ich mir noch eines der beliebtesten Feierabendbiere des nahen Allgäus schmecken. Das bernsteinfarbene Rödler Kellerbier aus der Simmerberg Braumanufaktur (0,5l für 4,20 Euro) war ein feinwürziges, untergäriges Bio(ge)bräu mit leicht malziger Note, dem ich gerne den Vorzug gegenüber dem geschmacklich recht belanglosen Meckatzer gab. Kellerbier aus dem Allgäu
Ein halber Liter Biergenuss aus der Bügelflasche, der genau meiner Vorliebe für süffige Hopfenerzeugnisse entsprach. Denn was hat schon damals Darth Boorg seinem treuen Padawan bei dessen Ausbildung zum Craftbier-Jedi eingetrichtert: „Auch Wasser wird zum edlen Tropfen, mischt man es mit Malz und Hopfen!“ Und kommt der unbekannte Edelstoff dann noch aus der Region, freut sich der zugereiste Gerstensaftentdecker aber sowas von.
Das LandZunge-Logo (kein Tippfehler!) versicherte uns schon auf der ersten Seite der Speisenkarte feines Fleisch, besten Käse und schmackhaftes Gemüse aus der Region. Die Speisekollektion war erfreulich klein gehalten. Drei deftige Suppen, zwei Salate, ein halbes Dutzend „Winterschmankerl“ und eine Handvoll „Engel-Klassiker“, die als Spezialitäten des Hauses ausgewiesen waren. Für Vesper-Verehrer gab es zur Stärkung noch ein paar Brotzeitteller.
Zusätzlich zum Standardwerk für Tafelfreunde wurde ein Klemmbrett mit dem täglich wechselnden Mittagstisch gereicht. Für preisgünstige 8,90 Euro standen an jenem Dienstag Rindfleischstreifen vom Weiderind in Pfeffer-Soße und Kroketten auf der Kladde. Zusammen mit der Bayerischen Kartoffelsuppe (5,50 Euro) und einem kleinen Beilagensalat (1,50 Euro) würde ich dem Hunger zur Mittagszeit sicherlich ein Schnippchen schlagen, so meine Gedankenspiele vor Abschluss des Bestellvorgangs. Meine Frau schloss sich der zünftig klingenden Mittagsofferte übrigens gerne an.
Gut, zu den fünf handverlesenen TK-Formlingen aus Kartoffelmasse gesellte sich später noch eine Portion Bratkartoffeln (3,50 Euro) hinzu. Beilagentechnisch wollte ich unbedingt auf Nummer Sicher gehen. Die in der blau-weißen Löwenkopfterrine (mehr Freistaat geht nicht!) servierte Kartoffelsuppe konnte sich auf ihre vollmundige Gemüsebasis verlassen und hatte zusätzlich noch eine feine Ingwernote vorzuweisen. Ein paar gebratene Speckwürfel unterstrichen ihren Deftigkeitsanspruch. Ein ordentlicher Klacks Schlagsahne mit Petersilienhaube vollendete den gehaltvollen Knollenpott, der von sicherer Hand beim Würzen und Abschmecken kündete. Freistaatsterrine
Kurz vor dem Eintreffen des Rindergeschnetzelten wurden uns die beiden gemischten Salatteller gereicht. Die bunte Frische-Portion war mit appetitlichem Joghurtdressing angemacht. Der Krautsalat schmeckte überraschenderweise nicht nach der gewöhnlichen Eimerware à la Homann, sondern war frisch geraspelt. Ein beiläufig wahrgenommenes Detail, das jedoch einiges über die Auffassung der Küchencrew verriet. Beilagensalat 1 Beilagensalat 2
Den positiven Gesamteindruck untermauerte die vorzügliche Pfefferrahmsauce, in der sich eine stattliche Anzahl an noch saftigen Rinderstreifen tummelte, zwar auf unspektakuläre, dafür aber kräftig abgeschmeckte Art und Weise. Rinderstreifen in Pfefferrahm
Auch hier befand sich keine angerührte Allerweltstunke aus dem Lindauer Pulverturm auf dem Porzellan, sondern ein profunder Beiguss, der nicht mit Aroma geizte. Klar dachte ich mit einer Spur von Wehmut an die selbstgemachten Kroketten aus der heimischen Bienwaldmühle, aber die sind in der gutbürgerlichen Gastronomie ja eher die Ausnahme.
Und so verließen wir die mittlerweile gut gefüllte Engelstube leicht angehopft und mit gutem Bauchgefühl. Den Lindauer Engel empfehlen wir gerne weiter und wünschen Herrn Ermler und seinem Team genügend Durchhaltevermögen um diese schwierige Zeit zu meistern.
Nach genossener Bestbürgerlichkeit im Bregenzer Traditionsgasthaus Kornmesser (Bericht wurde selbstverständlich beim digitalen Reiseratgeber meines Vertrauens hinterlegt…) am Abend zuvor, sollte uns der erste Urlaubstag einen hübschen Spaziergang am Bodenseeufer bescheren. Von Lochau aus, wo sich unsere Ferienwohnung befand, sind es zu Fuß knapp 8 km zur Lindauer Altstadtinsel. Ein kleines Warm-up für die kommenden Bergwanderungen im Bregenzerwald.
Wir hatten uns den Fußweg so eingeteilt, dass wir zur Mittagszeit im sehenswerten Insel-Städtchen aufschlugen. Vorweg stieß ich bei meinen Recherchen auf das... mehr lesen
Hotel Engel - Bier- und Weinstube
Hotel Engel - Bier- und Weinstube€-€€€Weinstube, Hotel, Brasserie083825240Schafgasse 4, 88131 Lindau (Bodensee)
4.0 stars -
"Preiswerter Mittagstisch in einem der ältesten Gasthäuser von Lindau" Ehemalige UserNach genossener Bestbürgerlichkeit im Bregenzer Traditionsgasthaus Kornmesser (Bericht wurde selbstverständlich beim digitalen Reiseratgeber meines Vertrauens hinterlegt…) am Abend zuvor, sollte uns der erste Urlaubstag einen hübschen Spaziergang am Bodenseeufer bescheren. Von Lochau aus, wo sich unsere Ferienwohnung befand, sind es zu Fuß knapp 8 km zur Lindauer Altstadtinsel. Ein kleines Warm-up für die kommenden Bergwanderungen im Bregenzerwald.
Wir hatten uns den Fußweg so eingeteilt, dass wir zur Mittagszeit im sehenswerten Insel-Städtchen aufschlugen. Vorweg stieß ich bei meinen Recherchen auf das
Besucht am 24.04.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 10 EUR
Allgemein
Wochenlang schönes Wetter. Unsere Terrasse, auf der wir täglich unsere Mahlzeiten zu uns nahmen, ist das Hauptdomizil in diesen Wochen. Die bayrischen Ausgangsbestimmungen lassen wenigstens zu, dass man mit seiner Liebsten an der frischen Luft Spazierengehen, aber auch Radfahren darf. Dies nutzen wir täglich ordentlich aus. Bei einem dieser Spaziergänge kamen wir auch am Sahin Kebap Haus vorbei. Die Location befindet sich in einem Gebäude, in dem sich in den 60er Jahren das Kino unseres Dorfes befand. Ende der 60er Jahre machte das Kino dicht. Im Untergeschoss entstand auf der linken Seite eine Kneipe namens Bindig-Blitz. Im Laufe der vergangenen 50 Jahre wechselten massenhaft die Pächter verschiedener Gastro-Richtungen bzw. ergab sich ein jahrelanger Leerstand. Auf der rechten Seite etablierte sich bis zur Insolvenz eine Filiale der Drogerie Schlecker, seitdem auch hier Leerstand. Vor etwa drei oder vier Jahren kam wieder etwas Leben in das Untergeschoss. Aus den Räumlichkeiten der ehemaligen Kneipe entstand die Location Sahin Kebap Haus.
Service ****
Schätzchen hatte die Eingebung, dass wir mal abends auf der Terrasse einen Döner verzehren könnten, und schickte mich nach innen, um zu eruieren, ob die Location Liefer- oder Abholservice bietet. Ein Blau leuchtendes Open deutete darauf hin, dass geöffnet ist.
Ich betrat also kurz nach 11 Uhr die Location und wurde gleich freundlich von einer jungen Dame um die dreißig begrüßt. Meine Frage nach Liefer- oder Abholservice wurde mit dem Überreichen eines Flyers und der Bestätigung, dass man abholen kann, zu meiner allgemeinen Zufriedenheit beantwortet. Bei Pizza wäre eine telefonische Vorbestellung hilfreich, bei Burger bzw. Döner kann man auch ohne Vorbestellung kommen und abholen, gab sie mir noch mit auf den Weg.
Ich machte mich so gegen 18.30 Uhr ohne Vorbestellung mit dem Auto auf den Weg zum Döner. Direkt davor konnte ich mein Auto abstellen und betrat die Location. Die gleiche junge Dame vom Vormittag bediente gerade eine junge Familie mit zwei Kindern und begrüßte mich dabei herzlich, um gleichzeitig nach meinem Wunsch zu fragen. Zwei Döner mit allem und Knobisauce. Abstand wurde von mir eingehalten, Maskenpflicht gab es da in Bayern noch nicht.
Kleine Anekdote zwischendurch
Während ich so die Räumlichkeiten betrachtete, kam mir doch tatsächlich eine Erinnerung aus dem Jahre 1970 an dieser Stätte in den Sinn: Die heutige Location hieß vor 50 Jahren Binding-Blitz. Fußballweltmeisterschaft 1970 in Mexiko: Halbfinale Deutschland gegen Italien. Ich und meine Kumpels schauten uns das Spiel in der brechendvollen Kneipe an. Italiener und Deutsche in Freundschaft, tolle Stimmung. Italien führte 1:0, da erzielte Karlheinz Schnellinger den Ausgleich und somit gab es Verlängerung. Dies veranlasste die enttäuschten Italiener, fluchtartig die Kneipe zu verlassen. Die Verlängerung wurde nur noch von den deutschen Fans angesehen. Leider mussten wir auch noch die Niederlage mit 3:4 in Kauf nehmen. Und als das Spiel zu Ende war, und ich mit meinen Kumpels morgens um drei die Kneipe verließ, waren an meinem ersten, mit 18 Jahren eigenen Auto (NSU Prinz 4) sämtliche Reifen platt gestochen. PS: Der oder die Täter wurden bis heute noch nicht ermittelt. :-)
Essen ****
Schon beim Anblick des Dönerspießes hatte ich mächtig Appetit. Überhaupt machte die ganze Location einen äußerst sauberen Eindruck. Während der männliche Kollege Herr über den Drehspieß war, machte die junge Damen die zwei Brottaschen zurecht. Beide Taschen wurden ordentlich mit den vom Spieß abgeschabten Kalbsstreifen sowie mit diversen Salaten gefüllt. Eine gewünschte Knobisauce kam auch drüber.
Jetzt wurde nur noch in Alufolie eingepackt, die beiden Döner in einen Beutel verstaut, den ich in meinen mitgebrachten Korb legte. Zuhause angekommen, hatte Schätzchen schon den Tisch zu Hause gedeckt. Ich musste nur noch auspacken, den Wein aus unserem Keller einschenken und loslegen.
Die Döner waren noch ordentlich heiß, jede Menge, die Kalbstreifen prima gewürzt, Salate und auch Knobisauce wussten ebenfalls zu überzeugen. Und auch die Brottasche konnte geschmacklich voll überzeugen.
Gemeinsamer Tenor von Schätzchen und mir: The best Döner ever!!!
Sauberkeit *****
Die Räumlichkeiten sowie die Theke und das Döner-Equipement machten einen sauberen, gepflegten Eindruck
Fazit:
Ich kann das Sahin Kebap Haus unbedingt empfehlen. Erst recht jetzt in den schwierigen Coronazeiten. Von dem Döner waren wir richtig begeistert. 10,- Euro, die ihr Geld wert waren. Demnächst werden wir auch mal Pizza abholen und testen, denn der ortsansässige italienische Lieferdienst konnte uns mit seinen lauwarm angelieferten Pizzen und dem pappigen Teig nicht ansatzweise überzeugen.
Deshalb mein Gesamteindruck:
4 = gerne wieder!
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt, wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder)
Allgemein
Wochenlang schönes Wetter. Unsere Terrasse, auf der wir täglich unsere Mahlzeiten zu uns nahmen, ist das Hauptdomizil in diesen Wochen. Die bayrischen Ausgangsbestimmungen lassen wenigstens zu, dass man mit seiner Liebsten an der frischen Luft Spazierengehen, aber auch Radfahren darf. Dies nutzen wir täglich ordentlich aus. Bei einem dieser Spaziergänge kamen wir auch am Sahin Kebap Haus vorbei. Die Location befindet sich in einem Gebäude, in dem sich in den 60er Jahren das Kino unseres Dorfes befand. Ende der 60er... mehr lesen
Sahin Kebap Haus
Sahin Kebap Haus€-€€€Imbiss, Take Away015120925869Hanauer Landstraße 79, 63791 Karlstein am Main
4.0 stars -
"The best Döner ever!!!" Ehemalige User
Allgemein
Wochenlang schönes Wetter. Unsere Terrasse, auf der wir täglich unsere Mahlzeiten zu uns nahmen, ist das Hauptdomizil in diesen Wochen. Die bayrischen Ausgangsbestimmungen lassen wenigstens zu, dass man mit seiner Liebsten an der frischen Luft Spazierengehen, aber auch Radfahren darf. Dies nutzen wir täglich ordentlich aus. Bei einem dieser Spaziergänge kamen wir auch am Sahin Kebap Haus vorbei. Die Location befindet sich in einem Gebäude, in dem sich in den 60er Jahren das Kino unseres Dorfes befand. Ende der 60er
Geschrieben am 01.05.2020 2020-05-01| Aktualisiert am
02.05.2020
Besucht am 03.01.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 29 EUR
Ich war bisher 3 Mal dort und jedes Mal hat es geschmacklich super gepasst. Überschaubare Karte, was nicht negativ ist. Gibt auch eine extra Karte auf der sämtliche Allergene ausgewiesen sind.
Auch über den Service kann ich mich überhaupt nicht beschweren. Sehr freundlich und zuvorkommend.
Empfehlung.
Ich war bisher 3 Mal dort und jedes Mal hat es geschmacklich super gepasst. Überschaubare Karte, was nicht negativ ist. Gibt auch eine extra Karte auf der sämtliche Allergene ausgewiesen sind.
Auch über den Service kann ich mich überhaupt nicht beschweren. Sehr freundlich und zuvorkommend.
Empfehlung.
Restaurant Meena Kumari
Restaurant Meena Kumari€-€€€Restaurant, Loungebar03044052545Lychener Straße 9, 10437 Berlin
5.0 stars -
"Beste curry berlin" Ehemalige UserIch war bisher 3 Mal dort und jedes Mal hat es geschmacklich super gepasst. Überschaubare Karte, was nicht negativ ist. Gibt auch eine extra Karte auf der sämtliche Allergene ausgewiesen sind.
Auch über den Service kann ich mich überhaupt nicht beschweren. Sehr freundlich und zuvorkommend.
Empfehlung.
Geschrieben am 14.04.2020 2020-04-14| Aktualisiert am
26.02.2021
Besucht am 11.02.2020Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 39 EUR
…dachte ich mir und so kam es, dass ich mich kurz vor der Fahrt in den Bregenzerwald (ja damals durfte man noch ins Ausland reisen…) an einem Dienstagmittag mit dem GG-Kollegen aus Bad Herrenalb im Karlsruher Szene-Imbiss Aroma wiederfand. Mein Gastro-Komplize, mit dem ich dieses Vorhaben in die Tat umsetzte, hatte diesen Iskender-Tempel abseits der Schnitzel-Schranke ja schon im Vorfeld über den grünen Mate-Tee gelobt. Sein Foto vom gemischten Grillteller hatte sich da bereits tief in mein kulinarisches Unterbewusstsein gebrannt. Seitdem saß ich im wahrsten Sinne des Wortes „auf glühenden Kohlen“.
Wahrscheinlich bin ich an dem unscheinbaren Eck-Imbiss schon tausendmal vorbeigefahren ohne von ihm Notiz zu nehmen. Außenansicht
Liegt der Laden doch genau da, wo sich der Pfälzer von den letzten ihn umgebenden urbanen Resten der Fächerstadt befreien möchte und sich - schon die Südtangente vor Augen - der linksrheinischen Heimat entgegensehnt. Dass mir nicht schon früher die „geflügelten“ Worte „Döner“(über dem linken Fenster) und „Kebap“ (über dem rechten) ins Auge sprangen, lag in keinster Weise am äußeren Erscheinungsbild des Lokals. Nein, dieses wirkte sehr gepflegt, was sich beim Betreten des Gastraumes noch bestätigen sollte. Das renovierte Innere
Genusskollege Oparazzo hat ja schon in seiner Überschrift auf die umfassende, in der Tat recht farbenfrohe Renovierung des Ladens hingewiesen. Auch mir sagte das Interieur zu. Gleich links vom Eingang befand sich die Take-Away-Theke mit gut gefüllten Edelstahlboxen, in denen das Grünzeug und die Saucen ihrer Verwendung harrten. Dahinter, wie aus dem Lehrbuch für Dönerthekenlogistik – in Berlin-Neukölln gibt es bestimmt einen eigens dafür eingerichteten Lehrstuhl – zur Linken die Teigausrollmaschine für die Yufka-Fladen und rechts davon die Drehspieß-Apparatur, die allgemein unter dem Namen Dönergrill firmiert. Dönertheke Royal
Da wirkte alles blitzblank gescheuert, fast schon ein wenig steril. Eine solche Sauberkeit war mir in Etablissements mit türkischer Schnellküche noch nicht so oft vorgekommen. Über dem Thekenbereich thronte das Speisenangebot des seit 1997 in Karlsruhe ansässigen Ladens. Die Geschichte mit dem Brand im Jahre 2018 hatte ich dem Bericht des Kollegen entnommen. Diesbezüglich kann man vor den Inhabern des Aroma-Restaurants nur den Hut ziehen. Die haben da bestimmt sehr viel Arbeit hineingesteckt, um ihre Grillschenke wieder flott zu machen. Ist ihnen gut gelungen.
Als ich zur Mittagszeit dort eintraf, glänzte mein Döner-Date noch mit Abwesenheit. Im hinteren Bereich des mit wertigem Bistromobiliar, abgehängter Decke (Schallschutz), Laminatboden in Holzoptik, ringsum verlaufender, gut gepolsterter Wandbank sowie einer fast schon zeitlos wirkenden Wandverkleidung aus dunklem und hellem Holz auf sich aufmerksam machenden Gastraumes war noch kein Tisch besetzt. ...ist ganz hübsch geworden!
Ich machte es mir bequem, schoss erste Fotos vom Innenleben und hatte sowohl den zwischen Theke und Toilettentür platzierten, halbkugelförmigen Gasofen im Blick als auch die Eingangstür, neben welcher mittlerweile ein paar Leute am Stehtisch auf ihr Essen warteten.
Vom Grandseigneur aus der württembergischen Kurstadt an der Alb war da noch keine Spur. Die Herren im vorderen Bereich unterhielten sich lautstark. Einzelne Wortfetzen verrieten, dass einer von ihnen wohl Bauingenieur im Außendienst war. Seine Zeit in der arabischen Hafenstadt Dschidda beschrieb er nämlich lauthals und ausgiebig. Ich dagegen tauchte innerlich ab, wollte das banale Alltagstreiben hinter mir lassen und freute mich wie nach dem erfolgreichen Drücken der F5-Taste am Rechner als der Bonvivant aus dem Nordschwarzwald endlich zur Tür hereinkam.
Der Herrenalber Herrenreiter musste wohl noch seinen Schimmel, auf dem er die letzten Kilometer zum Lokal im gestreckten Galopp zurückgelegt hatte, verkehrsgerecht vor der Grillstätte seines Vertrauens anleinen. Er sah ein wenig zerzaust aus, gerade so als wäre er nach langer Zeit mal wieder an die frische Luft gekommen. Kein Wunder, sitzt der Mann doch nächtelang an seinen wortgewaltigen Pamphleten, mit denen er unsere Community bereichert. Warum er seinen Profilnamen nicht in „carpe noctem 1890“ umwandelt, ist selbst mir schleierhaft.
Die reich bebilderten Speisehefte in Spiralbindung wurden uns von einer jungen Dame an den Tisch gebracht. Es war früh am Tag. Mein Tischgenosse versuchte mit einem Glas Ayran die Geschmackssensoren seines Darmes zu justieren. Mit einem Mineralwasser versuchte ich krampfhaft auf klare Gedanken zu kommen.
„Dürüm, Dürum!“ riss es mich mit selbstauferlegter „Grillkür“ aus den Fängen des manipulierten Geschmacks. Der „Mesiter“ des fachmännisch fotografierten Tellergerichts bestellte nonchalant einen Iskender Döner, ja sapperlot! Dem nicht genug. Einen grünen Salat wollte der staatlich geprüfte Sommerrollendrapierer zudem noch sein Eigen nennen. Grüner Beilagensalat
Ich gab mich mittelfristig beeindruckt und zog nach. Auf meinem Ass im Aromenärmel stand in erhabenen Lettern „Karisik Izgara“, was auf der Speisekarte mit „Gemischter Grillteller“ übersetzt wurde. Die 17,50 Euro waren mir die Empfehlung meines Gegenübers wert.
Die Zeit bis zur Speisung verging wie im Flug, wurde doch seit unserem ersten Treffen im Thai-Orchid beiderseits viel Köstliches verspeist, das in der Retrospektive noch einmal durchlebt werden wollte. Aber auch jenseits des kulinarischen Horizonts ging es thematisch munter weiter. Wenn die Chemie stimmt, laufen die Gespräche von ganz alleine – kennt man ja.
Der prachtvolle, in Süffigkeit erstarrte Dönerteller meines Tischkollegen war flächendeckend mit Joghurt- und Tomatensauce begossen. That was the great Iskeeeendöör!
Der frisch abgesäbelte Fleischberg machte Eindruck, wurde aber von meiner Grillplatte optisch und auch mengenmäßig locker übertrumpft. Auf jenem hatten zwei saftige Lammkoteletts, ein stattlicher Adana-Spieß (ebenfalls aus Lammhack) sowie ein weiterer, hervorragend gegrillter Spießgeselle vom Jungschaf die Fleischhoheit inne. Lamm satt
Das Ganze war auf dünne Yufka-Pappe gebettet. Im Basement des Porzellans hatte sich eine schöne Schicht Bulgur verkrümelt. Karisik Izgara
Hinter den wohlgerösteten Protagonisten vom Aroma-Grill ging es deutlich vegetabiler zu. Ein paar Blätter Lollo Rosso, diverse Tomatenschnitze, dünne Paprikascheiben, eine Handvoll Mais und ein wenig Gurken rangen nach Aufmerksamkeit, die ihnen die üppig darauf verteilte, latent knoblierte Joghurt-Sauce anscheinend verwehren wollte. Dem nicht genug, ein Tarngestrüpp aus Glattpetersilie sorgte für eine perfide Grünzeug-Camouflage auf dem Teller. Wollte man mich um den letzten Halm von Gesundheitsküche bringen? Das hätte man mit einem Gurkensalat („Igitt!“) doch wesentlich einfacher und mit deutlich weniger Wareneinsatz haben können.
Nun, was soll ich mehr loben? Das perfekt gegrillte, wunderbar gewürzte Lammfleisch oder das leicht angegrillte Tomaten-Peperoni-Duo. Den fluffigen Bulgur etwa? Oder doch die subtil knoflierte Joghurt-Tunke, welche die darunter verborgene Grünbeilage erst auf schmackhaftes Niveau hob. Keine Ahnung, ich fand meinen „Karisik Izgara“ jedenfalls sehr gelungen und würde dort jederzeit wieder „angrillen“ lassen.
Danke Oparazzo für den guten Tipp und die gute Gesellschaft. Hoffentlich können wir uns das kulinarische Karlsruhe bald wieder gemeinsam vorknöpfen.
…dachte ich mir und so kam es, dass ich mich kurz vor der Fahrt in den Bregenzerwald (ja damals durfte man noch ins Ausland reisen…) an einem Dienstagmittag mit dem GG-Kollegen aus Bad Herrenalb im Karlsruher Szene-Imbiss Aroma wiederfand. Mein Gastro-Komplize, mit dem ich dieses Vorhaben in die Tat umsetzte, hatte diesen Iskender-Tempel abseits der Schnitzel-Schranke ja schon im Vorfeld über den grünen Mate-Tee gelobt. Sein Foto vom gemischten Grillteller hatte sich da bereits tief in mein kulinarisches Unterbewusstsein gebrannt.... mehr lesen
4.0 stars -
"Einfach mal im Februar die Grillsaison eröffnen…" Ehemalige User…dachte ich mir und so kam es, dass ich mich kurz vor der Fahrt in den Bregenzerwald (ja damals durfte man noch ins Ausland reisen…) an einem Dienstagmittag mit dem GG-Kollegen aus Bad Herrenalb im Karlsruher Szene-Imbiss Aroma wiederfand. Mein Gastro-Komplize, mit dem ich dieses Vorhaben in die Tat umsetzte, hatte diesen Iskender-Tempel abseits der Schnitzel-Schranke ja schon im Vorfeld über den grünen Mate-Tee gelobt. Sein Foto vom gemischten Grillteller hatte sich da bereits tief in mein kulinarisches Unterbewusstsein gebrannt.
Geschrieben am 13.04.2020 2020-04-13| Aktualisiert am
27.02.2021
Besucht am 07.02.2020Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 94 EUR
José Gregório de Mendonça Vasconcelos. Das ist der vollständige Name des Betreibers zweier portugiesischer Genussenklaven in der Fächerstadt Karlsruhe. Ein Name, der jedem erstklassigen Portwein zur Ehre gereichen würde. Nur dass eben jener nach genossenem Mahl den Hals hinunter rinnt, um Körper und Seele zu wärmen, und besagter José dies mit kulinarischen Köstlichkeiten aus seinem Heimatland erreicht.
Er betreibt seine Casa an der vielbefahrenen, oft „dauerbebaustellten“ Kriegsstraße. Und das schon seit dem Frühjahr 2013. Die Nähe zum Badischen Staatstheater, das sich quasi auf der anderen Straßenseite befindet, war auch der Grund, warum ich hier schon vor ein paar Jahren nach einem Theaterbesuch auf ein paar „Petiscos“ vorbeischaute.
Mittlerweile ist noch ein zweites Lokal, die „Tasca do José“ in der Waldstraße, hinzugekommen. Die seit Mai 2018 geöffnete, portugiesische Taverne steht mit ihrem herrlichen Innenhof ganz oben auf meiner Karlsruher „Muss-ich-im-Sommer-noch-unbedingt-hin-Liste“. Vielleicht erbarmt sich ja der ein oder andere Oparazzo und kehrt mal mit mir dort ein.
Anfang Februar, als wir zusammen mit meiner Mutter das Stück „Mein Jahr ohne Udo Jürgens“ im Kleinen Saal des Staatstheaters – meine Mutter ist nach wie vor leidenschaftlicher Fan des verstorbenen Schlagersängers – besuchten, bot sich eine Einkehr im Haus von José schon allein wegen des kurzen Fußweges an. Ich reservierte problemlos per Telefon einen Platz für drei Personen und freute mich auf ein klassisches Pre-Theatre-Dinner mit den beiden wichtigsten Frauen meines Lebens.
Es war noch relativ früh am Abend und in der Casa herrschte die berühmte Ruhe vor dem Ansturm. Unser Auto hatten wir da schon in der Tiefgarage des Staatstheaters abgestellt. Parkplätze rund ums Restaurant gibt es so gut wie keine. Mit etwas Glück kann man seinen Wagen in der benachbarten Südstadt unterkriegen. Aber Parkhäuser gibt es im Umfeld ja genug. Oder man kommt mit der Straßenbahn, deren Haltestelle nur ein paar Meter entfernt liegt.
Die Casa do José ist so ein Restaurant, in dem man sich auf Anhieb wohl fühlt. Angenehme Lichtverhältnisse, wertiges Mobiliar und leise Hintergrundmusik hießen uns zusammen mit den freundlichen Gastgebern recht herzlich willkommen. Man wies uns einen Tisch in der Mitte des Raumes zu und als erste Gäste des Abends ließen wir das mit viel Liebe zum Detail dekorierte Innere des Gastraums zunächst auf uns wirken.
Auf den blanken Holztischen befand sich nur das Nötigste. Polierte Wein- und Wassergläser glänzten um die Wette. Einfachbesteck und Brotteller hatten es sich auf den dunklen Tischsets bequem gemacht. Das zusammengefaltete, strahlend weiße Mundsegel bot dem Brotmesser eine weiche Unterlage. Ein einsames Teelicht flackerte kaum wahrnehmbar. Von der geschmackvoll mit dunklem Holz verkleideten Decke baumelten extravagante Murano-Kristallleuchter. Die hellen Holzdielen des Fußbodens kontrastierten gut mit der dunklen Einrichtung. Innenansicht 1
An den hellen, in dezenten Lila- und Grautönen gestrichenen Wänden hingen ein paar gerahmte Kunstwerke und Fotographien. Hier und da blitzte ein wenig aufgebrochener Putz hervor. Rechts neben dem Ausschanktresen befand sich der Durchgang zur Küche. Davor weckten gut gefüllte Weinregale und ein stattlicher Weinkühlschrank mein Interesse. Hier würde sich ein Blick in die Weinkarte sicher lohnen, so viel war klar. Innenansicht 2
Gedacht – getan. Das Kellerkompendium der Casa zeigte sich schon bei den Weißweinen recht vielseitig. Vinho verde, Dão, Alentejo und Co. grüßten den Pfälzer Instinkttrinker. Ein Schelm, der Weißes dabei trinkt. Also flugs weitergeblättert zu den Tintentropfen. Und da standen dann auch die Worte, die meinem Rotweinwunsch am ehesten entsprachen: Touriga Nacional. Für um die 20 Euro gab es hier den guten Stoff flaschenweise zu entdecken. Dabei fehlte die erwähnte Edelrebsorte aus Portugal in fast keiner der angebotenen Cuvees.
Ein paar der Namen sagten mir sogar etwas. Den Quinta de Chocapalha hatte ich vor vielen Jahren mal im Weinkeller der BASF entdeckt – ein ganz vorzüglicher Tropfen mit wunderbarer Holznote. Dem Genuss des Crasto DOC aus dem Douro ging dagegen eine Online-Bestellung voraus. Auch er konnte seine Prozente gehaltvoll einsetzen. Leider gab es beide Weine nicht glasweise und eine Flasche war mir als Fahrer von zwei so reizenden Damen dann doch des Guten zu viel.
Aber ein Viertel vom 2016er Burmester DOC aus dem Douro machte durchaus Sinn, hatte ich doch in der Folgezeit noch einige Lieder des österreichischen Schlagertitanen zu überstehen. Die durchaus nicht gerade linksrheinisch kalkulierten 7,70 Euro waren für die 9 Monate im Barrique ausgebaute Cuvee aus den Sorten Touriga Nacional, Tinta Roriz und Touriga Franca gut angelegt. Ein samtiger Schmeichler, der mit seiner feinwürzigen Eleganz zu gefallen wusste. Burmester kann eben nicht nur Port.
Dem niederen Durst sollten zwei Flaschen Selters medium (0,75l für 5,10 Euro) Abhilfe schaffen. Das war auch gut so, denn die Lektüre des dreisprachigen (!) Speiseprogramms nahm ein wenig mehr Zeit in Anspruch. Für meine Mutter war es nämlich der erste Besuch eines portugiesischen Lokals und dass sie da die ein oder andere Frage zu den offerierten Gerichten hatte, war natürlich nachvollziehbar. Aber auch wir mussten uns erst einmal durch das wohlklingende Angebot an „Petiscos“ (=Appetithappen) und „Pratos Principais“ (Hauptgerichte) lesen.
„Salgadinhos“ nennen die Portugiesen kleine Snacks, die gerne zu einem Glas Wein oder einer Hopfenkaltschale gefuttert werden. Darunter versteht man im Hause José frittierte Bacalhau-Nocken – beim Spanier heißen die Dinger Stockfisch-Kroketten – oder Teigtaschen mit Fleisch bzw. Krabbenfüllung. Auch Chamuças, eine Art portugiesische Samosas mit würzigem Innenleben aus Rinderhack oder Gemüse, standen als „Entradas“ auf dem reichhaltigen Speisezettel.
Flambierte Chouriço (Chorizo), gebratene Knoblauchwurst (Alheira frita) oder gegrillte Blutwurst (Morcela assada) waren dagegen nichts für Fettverweigerer. Ein paar kalte Vesper-Platten mit Käse, Wurst und Schinken portugiesischer Provenienz hatte man natürlich auch am Start. Die gemischten Salate wurden mit mariniertem Oktopus oder Kabeljau unters fischaffine Volk gebracht.
Venusmuscheln und gebratene Riesengarnelen durften in Knobi-Weißwein-Sauce baden, ehe man mit dem in der Cataplana servierten Fisch-Meeresfrüchte-Eintopf zum ultimativen Sehnsuchtsgericht für Krustentier-Kameraden und Wassertier-Vasallen anhob. Dass danach noch Kabeljau (Stockfisch) auf fünf verschiedene Arten zubereitet wurde, war kein – Vorsicht jetzt – kulinarischer „(Ba)Calhau‘er“, sondern strich die Bedeutung der aus der portugiesischen Küche nicht wegzudenkenden Trockenfischspezialität hervor.
Für Fleischfutzies wurde Schwein nach „Alentejo-Art“ mit Venusmuscheln und frittierten Kartoffelwürfel kombiniert, Pluma vom Iberico-Schwein in Madeira-Balsamico-Reduktion veredelt und das Bife (Rumpsteak) u.a. mit einer Kaffee-Cognac-Sauce aus der Küche geschickt. Natürlich hatte man auch die Madeira-Spezialität schlechthin auf der Karte: Espetada, ein kopfüber servierter Rinderspieß, wurde mit frittierter Polenta und Salat veräußert.
Die zusätzlich feilgebotenen Wochenempfehlungen trugen nicht gerade zur Entschlackung des Speiseangebots bei. Eher zur Vergrößerung meiner Entscheidungsnot. In Rotwein geschmortes Wildschwein (Chanfana), Wanzenauer Hähnchen in Madeira-Sauce und Wachtel in Tomatensauce mit Oliven-Kartoffel-Stampf klangen nicht gerade unappetitlich.
Aber es half ja alles nichts, die junge Dame vom Service hatte schon ihren Notizblock gezückt und wollte harrte unserer Bestellung entgegen. Außerdem erlaubte unser Zeitfenster bis zum Theaterstück kein langwieriges Zaudern bei der Speisenauswahl.
Als einziger Vorspeisender am Tisch wählte ich die Rissóis de Carne (4,20 Euro), drei knusprige Teigtaschen mit Fleischfüllung aus der Häppchen-Abteilung. Die beiden Damen hatten den gleichen Essenswunsch, was ja bei Frauen generell nicht so selten vorkommt. Sie entschieden sich beide für das Wanzenauer Hähnchen mit Madeira-Sauce, gegrillten Süßkartoffeln und Gemüse (17 Euro). Mir war ebenfalls nach fleischlichen Genüssen zumute, die mit einem traditionellen Rinderspieß nach Madeira-Art, selbstverständlich in der größeren 250-Gramm-Variante (23,50 Euro), gestillt werden wollten. Der Gargrad des Fleisches wurde erfragt und mit „medium rare“ in Richtung Küche durchgewunken.
Zuerst grüßte die Küche mit aufgeschnittenem Baguette, gutem Olivenöl und einem Aufstrich, der leicht nach Zitrone schmeckte. Die Küche grüßte
Dann folgten zeitnah die Teigtaschen, die sich mit ein paar Salatblättern und einer halben Cocktailtomate den Teller teilten. Die deftig gefüllten Rissóis waren genau das, wonach sich mein leerer Magen gesehnt hatte. Außen kross, innen fluffig und das Fett aus der Friteuse erledigte den Rest. Rissóis de Carne
Gut gemacht, José. Ich freue mich schon, wenn ich mich bei dir mal durch das komplette Salgadinhos-Programm futtern darf. Dann aber mit den passenden Flaschenweinen, meiner Frau als partizipierender Unterstützung und ohne Theatertermin im Hinterkopf. Gut, eine Straßenbahn, die uns nachts noch über den Rhein bringen würde, wäre der Idealfall.
Dann wurde die Hängevorrichtung für meinen Kopfüber-Spieß an den Tisch gebracht. Wenig später baumelte daran der oder die Espetada. Es hing ein Spieß....
Dabei tropfte der Fleischsaft des wie gewünscht medium rare gelieferten Beefs in eine kleine Schale. Von seiner mürben Textur her, hätte es durchaus Rinderlende sein können, was aber schon der Preis nicht erlaubte. Ich vergaß leider nachzufragen, als mir der Service ein wenig Madeira-Wein zum Fleischreindippen vorbeibrachte. Espetada...medium rare
Der dazu gereichte Salat war schön sauer angemacht. So wie ich es bevorzuge. Salat zur Espetada
Wären da nicht die frittierten Polenta-Quader gewesen, hätte man durchaus von einem Low-Carb-Gericht sprechen können. Die etwas geschmacksneutralen, recht trockenen Finger aus Maisgrieß hauten mich zwar geschmacklich nicht um, erledigten jedoch ihren Job als Sättigungsbeilage mit kohlenhydratliefernder Effizienz. Frittierte Polenta
Ein paar Dezimeter weiter ließen sich die beiden Damen ihre Wanzenauer Hähnchen schmecken. Die fachgerecht in vier Teile zerlegte Brathühner lagen auf einer gut gemeinten Portion gegrillter Süßkartoffeln. Darunter versteckte sich noch mediterranes Gemüse (Zucchini, Paprika, usw.). Wanzenauer Hähnchen
So richtige Begeisterungsstürme riefen die aromatisch nach Madeira-Sauce duftenden Hühnergerichte nicht hervor. Meine Mutter isst ja am liebsten Selbstgekochtes vom heimischen Herd und es kommt eher selten vor, dass sie sich über das Essen im Restaurant besonders lobend äußert. Von daher war das alles im grünen Bereich. Aber auch meiner Frau fehlte der gewisse Kick. Das nicht bestellte (da überlesene), in Rotwein geschmorte Wildschwein wurde später noch ein paar Mal seufzend erwähnt.
Doch bevor es in das ehrenwerte Haus gegenüber zur Theatervorstellung ging, wurde noch ein wenig genascht. Wie schlicht sich doch meine angenehm süße, von aromatischen Raspeln bedeckte Kokosnuss-Tarte (6,50 Euro) Kokosnuss-Tarte
gegenüber dem mit Vanille-Eis, Schoko-Ganache und Waldfrüchten gepimpten Schoko-Crumble (8 Euro) präsentierte. Schoko-Crumble und Consorten
Auf Früchteeis, Ananas, Kirsch und Banane…wurde an diesem Abend verzichtet, denn der portugiesische Wein war schon zur Neige gegangen und der griechische sollte ja später noch besungen werden.
In der Summe war der Besuch bei José ein gelungener Appetizer. Allein die Auswahl an „Petiscos“ würde eine Wiederholung rechtfertigen. Und dann war da ja auch noch dieser Fisch-Eintopf…
Wie sang der gute Udo vor rund 20 Jahren in seinem Lied „Es lebe das Laster“ so treffend „…statt Vinho und Gambas, Vollmilch und Brot, und was hat er davon? Denn nun ist er tot…“
Kann man mal so stehen lassen. Fastenzeit ist ja vorbei ;-)
José Gregório de Mendonça Vasconcelos. Das ist der vollständige Name des Betreibers zweier portugiesischer Genussenklaven in der Fächerstadt Karlsruhe. Ein Name, der jedem erstklassigen Portwein zur Ehre gereichen würde. Nur dass eben jener nach genossenem Mahl den Hals hinunter rinnt, um Körper und Seele zu wärmen, und besagter José dies mit kulinarischen Köstlichkeiten aus seinem Heimatland erreicht.
Er betreibt seine Casa an der vielbefahrenen, oft „dauerbebaustellten“ Kriegsstraße. Und das schon seit dem Frühjahr 2013. Die Nähe zum Badischen Staatstheater, das... mehr lesen
Restaurant Casa do José
Restaurant Casa do José€-€€€Restaurant, Bistro, Bar072191438018Kriegsstraße 92, 76133 Karlsruhe
4.0 stars -
"Vor dem Theater genossen wir die portugiesische Küche im Haus von José – war ‘ne richtig gute Idee!" Ehemalige UserJosé Gregório de Mendonça Vasconcelos. Das ist der vollständige Name des Betreibers zweier portugiesischer Genussenklaven in der Fächerstadt Karlsruhe. Ein Name, der jedem erstklassigen Portwein zur Ehre gereichen würde. Nur dass eben jener nach genossenem Mahl den Hals hinunter rinnt, um Körper und Seele zu wärmen, und besagter José dies mit kulinarischen Köstlichkeiten aus seinem Heimatland erreicht.
Er betreibt seine Casa an der vielbefahrenen, oft „dauerbebaustellten“ Kriegsstraße. Und das schon seit dem Frühjahr 2013. Die Nähe zum Badischen Staatstheater, das
Geschrieben am 09.04.2020 2020-04-09| Aktualisiert am
27.02.2021
Besucht am 01.02.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 43 EUR
Ach, das Kartoffelhaus. Eine der Lieblingsadressen meines sehr geschätzten Lehrerkollegen, den sie auch den Präsidenten nennen. Seine Schnitzelerfahrungen schienen dort immer besonders eindrucksvoll gewesen zu sein. Da sein Bruder in Freiburg wohnt und er dort regelmäßig zu Besuch ist, kehrte er schon viele Male in dem von Bettina Meyer-Heubach und Karim Madari seit 27 (!!!) Jahren geführten Lokal ein und verließ das an der Basler Straße gelegene Knollendomizil stets hochzufrieden. Klar, dass wir da das Kartoffelhaus für unser Freiburgwochenende Anfang Februar auf die kulinarische Agenda setzten und im Vorfeld einen Tisch für Zwei reservierten.
Ein Vorteil von Freiburg ist zweifellos, dass man im Prinzip alles relativ schnell zu Fuß oder mit den Öffentlichen erreichen kann. So machten wir uns an jenem Samstagabend per pedes auf den Weg zum „Grumbeergebäude“. Das am Mittag in der Hausbrauerei Feierling genossene „Inselhopf“, ein malzig-trübes Zwickel-Bier, musste ja schließlich an der frischen Luft wieder abgebaut werden.
Schon von außen machte das hell illuminierte Anwesen, in dessen Parterre sich das Restaurant befand, einen sehr gepflegten Eindruck. Außenansicht
Durch die Fenster grüßte geselliges Treiben, denn es war zu dieser Zeit schon einiges los. So mussten wir zunächst ein paar Minuten an der Theke ausharren bis der reservierte Zweiertisch freigegeben wurde. Das machte uns nichts aus, denn die freundliche Dame vom Service, die uns in Empfang nahm, war kommunikativ und versorgte uns gleich mit der Speiselektüre.
Ein winterlich fruchtiger, gänzlich ohne Sekt auskommender „Quitte-Sprizz“, ein Haus-Apéro mit Quitten- und Apfelsaft, Mandelsirup, etwas Zimt und Mineralwasser, wurde mir quasi als kleine Entschädigung für das Warten angeboten. Da willigte ich doch gerne ein. Meine Frau zeigte hinsichtlich dieses alkoholfreien „Bestechungsversuchs“ deutlich mehr Disziplin und lehnte dankend ab. Das Feierling-Helle vom Mittag schien bei ihr noch nachzuwirken.
Direkt vor uns auf dem Tresen hatte man eine Schiefertafel mit der Tagesempfehlung in Position gebracht. Rehfleischküchle an Spätburgunderjus mit hausgemachtem Apfel-Rotkraut und Kartoffelklößen (17,80 Euro) versprach saisonale Gutbürgerlichkeit für Freunde gehaltvoller Wintergerichte. Ein genaueres Studium des Speiseangebots nahmen wir dann jedoch sitzend vor. Unseren Tisch hatten wir da nämlich bereits okkupiert.
Das Innere des Lokals wirkte trotz des großen Andrangs recht gemütlich. Von der Optik her irgendwo zwischen zünftigem Bistro und gediegenem Wirtshaus angesiedelt, beherrschte wertiges, dunkles Holzmobiliar die Szenerie. Selbst eine ausrangierte Kirchenbank wurde als leidlich bequeme Sitzgelegenheit genutzt. Die unverputzte Wand aus grob behauenen Sandsteinen hätte auch in jeder Pfälzer Weinstube für heimeliges Rustikalambiente gesorgt. Gastraumimpression
Zusammen mit der angenehmen, durchaus stimmungsvollen Beleuchtung, für die sich ein bunter Stilmix unterschiedlichster Hängelampen verantwortlich zeigte, wurde uns das Ankommen erleichtert. Hier ließ es sich aushalten – so viel stand fest.
Mein Blick fiel auf die ansehnliche, mit dunklen Schieferplatten verkleidete Theke, hinter welcher der fleißige Schankprinz ganze Arbeit verrichtete. Innenansicht
Den „Quitte-Sprizz“ aufs Haus hatte man mir schon an den Tisch gebracht. Besteck und Servietten lagen bereits im Bastkörbchen bereit. Ein Blümchen, ein Windlicht und zwei rote Stoffsets bevölkerten den Rest der blanken Tischplatte. Eine Karaffe Tafelwasser (0,5l für 3,40 Euro) war schnell geordert und wurde von einer der jungen Servierdamen zeitnah geliefert. Der halbe Liter naturtrübes Waldhaus Bier – natürlich „ohne Filter“ – gelangte vom Fass für faire 4,40 Euro in den schlanken Hopfenkelch. Die Freiburger Kartoffelfestspiele konnten also beginnen.
Doch vorher möchte ich noch ein paar Worte über den tadellos agierenden Service verlieren. Die Mädels standen angesichts der Komplettauslastung des Ladens an diesem Abend richtig unter Strom. Sie mussten nebenbei noch etliche Spontaneinkehrer ohne Reservierung auf später vertrösten, und sich an jenen, die im Eingangsbereich auf freie Tische warteten, mit einem Tablett voller Getränke vorbeidrücken. Trotz allem Umtrieb bewahrten sie stets den Überblick. Kurzum: die Bedienfraktion vom Kartoffelhaus lieferte eine einwandfreie Serviceleistung ab und vermittelte dabei den Eindruck, dass der Bewirtungsbetrieb hier wie geschmiert läuft. Wer sich so freundlich, aufmerksam und gästeorientiert präsentiert, hat an dieser Stelle ein Extralob verdient.
Es folgen einige Anmerkungen zur vielfältigen Speiseauswahl, die wir in Form einer äußerst ansprechend gestalteten Karte studieren durften. Gleich auf der ersten Seite wurde auf die Existenz von Sonderkarten für Intoleranzgeplagte (Laktose, Gluten oder beides zusammen) bzw. vegan gestimmte Zeitgenossen hingewiesen. Ein Glück, dass wir alles vertragen und (fast) alles essen, so mein Gedanke bei der mit einem Bild von diversen Kartoffelsorten geschmückten ersten Seite der Speiseliteratur.
Danach lieferte ein lesenswertes Statement zum Regionalbewusstsein, dem sich die Gastgeber des Kartoffelhauses bei der Auswahl ihrer Produkte anscheinend besonders verschrieben haben, Informatives für den neugierigen Konsumenten mit nachhaltiger Gesinnung. Von 19 verschiedenen Lieferanten – darunter viele biodynamisch arbeitende Klein- und Kleinstbetriebe – war da die Rede. Die Herkunft der aus dem regionalen Umfeld stammenden Zutaten und Rohstoffe wurde mit Hilfe einer übersichtlich gestalteten Karte visualisiert.
Ein paar der Betriebe, wie beispielsweise der Lindenbrunnenhof der Familie Binder aus Forchheim, der traditionelle Kartoffel-, Gemüse- und Obstsorten kultiviert, oder die auf die Zucht von Simmentaler Weiderindern spezialisierte Familie Reitter aus Schwanau-Ottenheim (Reitterhof), wurden mit kleinen Porträts, bei denen ihre Arbeit kurz vorgestellt wurde, bedacht. Respekt, da merkt man, dass den beiden Gastgebern die Unterstützung regionaler Betriebe eine echte Herzensangelegenheit ist. Auf der Internetseite kann man sich unter der Rubrik „Nah klar!“ noch genauer informieren. Mehr Transparenz bezüglich der Herkunft der verwendeten Grundzutaten geht eigentlich kaum.
Neben einer Reihe interessanter Aperitifangebote (Lillet Berry mit Weißburgunder Sekt, Hugo „Rosa“ mit Rhabarber- und Holunderblütensirup sowie Hugo „Blackforest“ mit schwarzem Johannisbeersaft und Heidelbeeren) listete die erste Seite sechs verlockend klingende Suppen und Vorspeisen mit klarem Saisonbezug. Zum Beispiel eine Kürbis-Kokossuppe mit gebratenen Jakobsmuscheln oder gebackene Süßkartoffelsticks mit Sesam und leichter Erbsencrème. Das klang schon deutlich besser als die übliche Palette an deutschen Vorgeschmäckern, die es in bürgerlicher Gasthausatmosphäre sonst so zu bestellen gibt.
Einmal umgeblättert und man befand sich inmitten einer weiteren, saisonal geprägten Auswahl an „winterlichen Genüssen“. Sie beinhaltete mannigfaltige Variationen rund um den Feldsalat, den man wahlweise mit allem Möglichen (Kartoffelküchle, Rumpsteakstreifen, ja sogar mit Filets vom Bachsaibling und Schwarzwaldforelle…) bestücken konnte. Außerdem sorgten ein paar schmackhaft anmutende Veggie-Gerichte für Aufsehen. Darunter auch das Ofengemüse „Arche Noah“, bei dem edle Kartoffelraritäten und Wintergemüse (Pastinaken, Kürbis, Maronen) kombiniert wurden und zusammen mit Kräuterquark und einem bunten Salat den Fleischverzichter mit Entdeckergeist ansprechen sollten.
Auf der Standardkarte tummelten sich dann nochmals diverse Vorwegklassiker. Von der deftigen Kartoffelsuppe mit unterschiedlichsten Einlagen über eine asiatisch angehauchte Fischsuppe bis hin zu Lachforellentartar und Rindercarpaccio war einiges geboten. Die gleichen Wahlmöglichkeiten wie vorher beim Feldsalat standen dann auch für den gemischten Salatteller zur Verfügung. Ähnliches galt für die Ofen- und Pellkartoffelgerichte, die man mit bis zu drei hausgemachten Dips und einem kleinen Salat veredelte. Immer ganz vorne mit dabei: Kräuterquark, Knoblauchdip, Pink Hummus (dank Roter Bete), Erbsencrème und Frankfurter Grüne Sauce.
Auf den folgenden Seiten des umfangreichen Köchelverzeichnisses wurde weiter drauflos „kartoffelt“ was die Knolle so hergab. Die Gratins und Aufläufe in diversen Variationen klangen dabei genauso appetitanregend wie die Bratkartoffeln, die Kartoffelpuffer, das Püree und die ebenfalls mit Dips oder hausgemachter Mayo servierten Pommes-Berge.
Für die fleischessende Zunft lockten Rumpsteak vom Simmentaler Weiderind, Putensteak aus dem benachbarten Elsass, Schweinesteak aus dem Schwarzwald sowie die üblichen Verdächtigen der gutbürgerlichen Fleischküche (Schnitzel, Entrecôte, usw.). Wem das alles noch nicht reichte, der konnte sich an Raclette, gebackenem Schafskäse, Kartoffelauflauf mit Lachs oder Filet vom Bachsaibling aus der Ortenau auf Fettuccine mit Basilikum-Mandel-Pesto erfreuen.
Normalerweise wäre ich bei einem solchen Mammutprogramm eher skeptisch an die Sache heran gegangen. Aber bei genauerem Hinsehen waren es im Grunde immer die gleichen Garnituren, in denen die Kartoffelgerichte auf das Porzellan gehievt wurden. Ein ausgeklügeltes Baukastenprinzip, mit dem sich eine große Auswahl generieren ließ und gleichzeitig ein breites Geschmacksspektrum abdeckte. Für jeden Geschmack war hier was dabei. Für Entscheidungsschwache sicherlich kein Heimspiel.
Als Pfälzer Kulinarnomade freute ich mich natürlich ganz besonders auf die Kartoffelsuppe, da sie außerhalb meiner Heimat oft gar nicht hoch genug geschätzt wird. Und das, obwohl sie doch dem ersten Hunger mit einer deftigen Sämigkeit zu begegnen vermag, die das Warten auf die Hauptspeise zur reinsten Wohltat werden lässt.
Es gab sie in zwei Größen und mit unterschiedlichen Einlagen. Ich entschied mich vorsorglich für die kleinere Portion (6 Euro), die mit Schnittlauchgehäcksel, einem ordentlichen Klacks Crème fraiche, knusprigen Croutons und angebratenem Speck geliefert wurde und fühlte mich schon beim ersten Löffel wie ein Bewohner des Planeten „Erdapfel“. Kartoffelsuppe
Meine letzte Kartoffelsuppe hatte ich im Kölner Kultgasthaus Essers genossen und damals war es ihre schmackhafte Einfachheit, die mich schwer beeindruckte. Diesmal begab ich mich dank würzig-krosser und cremig-frischer Begleitumstände komplett freiwillig in Suppenhaft. Zusammen mit dem malzig-herben Waldhaus Zwickelbier war das ein erhabener Genussmoment, bei dem sich die tadellos zubereitete Wohlfühlterrine ungeniert aus dem Vollen löffeln ließ.
Gut, die Portion hätte vielleicht ein wenig schmaler ausfallen dürfen, denn mein Sättigungsgrad war nach dem sauber geleckten weißen Porzellan schon etwas vorangeschritten. Und da war ja auch noch ein kleiner bunter Beilagensalat, den es zum Kartoffelauflauf mit pikantem Lammhack, Schafskäse und grünen Bohnen (15,80 Euro) dazu gab. Diesen gab es übrigens kurz vor dem Eintreffen der Hauptgerichte. Er war mit einem feinen, essigsauren Dressing angemacht und hielt sämtlichen vegetabilen Frischekriterien stand. Beilagensalat
Meine Frau hatte sich doch tatsächlich für eine Salatvariante entschieden. Sensation! Aber nicht für irgendeine. Nein, es musste der gemischte Salatteller mit Kartoffelküchle und Pink Hummus (13,80 Euro) sein. Wobei die frittierten „Zwei-Mann-Kroketten“ mit einer cremigen Ziegenkäsefüllung aufwarteten. Gleich drei Exemplare hatte man auf den aus Blatt- und Gemüsesalaten bestehenden Frischeteller gelegt. Der Rote-Bete-Hummus wurde à part im kleinen Schälchen dazu gereicht. Salat mit Kartoffelküchle
Ich dagegen gab mich lieber mit weitaus weniger subtilen Raffinessen zufrieden. Meine Schichtstufenlandschaft aus einer mehligkochenden Kartoffelsorte und nicht übertrieben gewürztem Hackfleisch vom Lamm lag unter zweierlei Soßen begraben. Der leicht nach Thymian duftende Tomatensugo hätte völlig ausgereicht. Warum man da noch einen halben Eimer Bechamel drüber kippen musste, war mir schleierhaft. In der FCK-fanatischen Pfalz würde man zwar sagen „Olé Rot-Weiß, so laaft die G’schichd!“, aber auf dem Teller war mir das dann doch des Beigusses zu viel. Kartoffelauflauf mit Lammhack und viel Soße
Denn ich fand die Kombi – bis auf den Saucen-Overkill – eigentlich ganz gelungen. Ein mediterran akzentuierter Kartoffelauflauf, dessen Würze vom Fleisch und vom Schafskäse her resultierte und der mit grünen Bohnen und frischem Rosmarin etwas aufgepeppt war. Handwerklich tadellos umgesetzt und fachlich einwandfrei gegart. Dazu ein wirklich sättigender Winterteller, der den Rückweg zu Fuß obligatorisch erschienen ließ.
Dass wir danach noch im O’Kellys, einem trubeligen Irish Pub gegenüber der futuristisch anmutenden Universitätsbibliothek, aufschlugen, lag wohl in erster Linie am Bierdurst. Dass in seinem Gefolge noch eine stattliche Anzahl höllisch scharfer Chicken Wings von mir vertilgt wurden, sei nicht verschwiegen. O’Hara’s IPA und ein Mixgetränk namens „Down Under“ (was Bundaberg Ginger Beer mit Guinness gemischt so alles mit dir macht…) besänftigten die gereizten Geschmackspapillen gleich pint-weise.
Oh Freiburg, was hatten wir bei dir eine schöne Zeit. Hoffentlich sehen wir uns bald mal wieder…
Ach, das Kartoffelhaus. Eine der Lieblingsadressen meines sehr geschätzten Lehrerkollegen, den sie auch den Präsidenten nennen. Seine Schnitzelerfahrungen schienen dort immer besonders eindrucksvoll gewesen zu sein. Da sein Bruder in Freiburg wohnt und er dort regelmäßig zu Besuch ist, kehrte er schon viele Male in dem von Bettina Meyer-Heubach und Karim Madari seit 27 (!!!) Jahren geführten Lokal ein und verließ das an der Basler Straße gelegene Knollendomizil stets hochzufrieden. Klar, dass wir da das Kartoffelhaus für unser Freiburgwochenende Anfang... mehr lesen
Kartoffelhaus
Kartoffelhaus€-€€€Restaurant076172001Basler Straße 10, 79100 Freiburg im Breisgau
4.5 stars -
"In diesem Freiburger Traditionslokal fristet die Kartoffel kein (Nacht)Schattendasein" Ehemalige UserAch, das Kartoffelhaus. Eine der Lieblingsadressen meines sehr geschätzten Lehrerkollegen, den sie auch den Präsidenten nennen. Seine Schnitzelerfahrungen schienen dort immer besonders eindrucksvoll gewesen zu sein. Da sein Bruder in Freiburg wohnt und er dort regelmäßig zu Besuch ist, kehrte er schon viele Male in dem von Bettina Meyer-Heubach und Karim Madari seit 27 (!!!) Jahren geführten Lokal ein und verließ das an der Basler Straße gelegene Knollendomizil stets hochzufrieden. Klar, dass wir da das Kartoffelhaus für unser Freiburgwochenende Anfang
Geschrieben am 01.04.2020 2020-04-01| Aktualisiert am
27.02.2021
Besucht am 31.01.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 61 EUR
Time flies! Fast 5 Jahre ist es her, dass wir im Rahmen eines Europa-Park-Wochenendes – inklusive Übernachtung im Leuchtturm des Hotels Bell Rock – einen Abstecher in die Perle des Breisgaus unternahmen. Damals war es ein lauer Abend im August, der uns ein paar Freiluft-Tapas in der altehrwürdigen Casa Española bescherte. Den Bericht dazu habe ich selbstverständlich auf diesem Portal schriftlich hinterlegt.
Nun verschlug es uns Ende Januar mal wieder für zwei Tage in die südlichste Großstadt Deutschlands, deren Klimagunst die Menschen selbst in den Wintermonaten zum Draußen sitzen animiert. Von Kontaktverbot und anderen Beschränkungen des öffentlichen Lebens war da noch keine Spur. Wie sich die Lage in nicht einmal zwei Monaten doch ändern kann…
Doch wie kam es zur Stippvisite übers Wochenende? Ein Weihnachtsgeschenk meiner Liebsten beinhaltete zwei Übernachtungen in einer Ferienwohnung, die fußläufig zur Freiburger Altstadt lag. Münster, Bächle und Studentenkneipen in Reichweite. Januar-Tristesse adé! Wir freuten uns über die kleine Alltagsflucht und natürlich hatte ich mich vorab ein wenig mit der kulinarischen Situation vor Ort vertraut gemacht.
Die Idee, am ersten Abend in einem afghanischen Lokal aufzuschlagen, stammte jedoch von meiner Gattin, die Informationen aus erster Kollegenhand hatte und das Magellan als Insider-Tipp empfohlen bekam. Gute Mundpropaganda war übrigens auch der Grund für den geplanten Besuch des „Kartoffelhauses“ am Folgeabend. Ein Mitglied unserer Wörther Schlemmertruppe schwärmte schon etliche Jahre von dieser Freiburger Institution für gutbürgerliche Knollengenüsse.
Die beiden, für Freitag- und Samstagabend anvisierten Einkehradressen hatte ich im Vorfeld schon telefonisch kontaktiert und dort jeweils einen Tisch für Zwei reserviert. Von der Zollhallenstraße, wo sich unsere hübsche Bleibe befand, bis zur Sundgauallee 110 nach Betzenhausen war es ein knapp einstündiger Fußmarsch, der uns so richtig ausgehungert am Restaurant Magellan ankommen ließ. Beste Voraussetzungen also für eine kulinarische Entdeckungstour durchs aromatische Afghanistan.
Kaum hatten wir die von außen recht unauffällig wirkende, latent an die Bausünden der 70er Jahre gemahnende Lokalität betreten, war ich froh, um die Tage im Voraus getätigte Reservierung. Der Laden brummte an diesem Freitagabend und nach freundlichem Empfang am Tresen führte man uns in den hinteren Teil des Gastraums, wo tatsächlich noch ein Zweiertisch unbesetzt geblieben war.
Dem Andrang entsprechend ging es recht lebhaft zu - ohne jedoch die Kommunikation am Tisch zu erschweren. Ein angenehmer Geräuschpegel, der auf munterem Austausch und appetitanregendem Geschirrgeklapper basierte. Am Nachbartisch hatten es sich derweil ein paar Studentinnen bequem gemacht. Dahinter ein älteres Ehepaar aus der Schweiz – Stammgäste, wie mir der redselige Servicechef und Betreiber des Ladens, Herr Nazari, später beim Plausch verriet.
Warmes Licht durchflutete das zurückhaltend dekorierte, überraschend zeitgemäß eingerichtete Innere des Restaurants. Im Hintergrund waren traditionelle Klänge – wahrscheinlich aus dem Heimatland der Betreiber – zu vernehmen. Dunkelrote Teppiche und kleine, kunstvoll gefertigte Stickereien an den Wänden setzten – wenn auch eher subtil – ein paar orientalische Akzente.
Seit Juli 2015 bringt die Familie Nazari ihre Auffassung afghanischer Esskultur unter ein aufgeschlossenes, sich durch sämtliche Altersschichten ziehendes Publikum. Auf volkstümlichen Deko-Kitsch wird dabei weitgehend verzichtet. In dem mit Geschmack und Sinn für Details gestalteten Gastraum kamen sich Tradition und Moderne nicht ins Gehege, sondern harmonierten außerordentlich gut miteinander.
Dem interessierten Gast wurde eine Sammlung verschiedenster Gewürze und Gewürzmischungen (z.B. Char) auf der langen Ausschanktheke präsentiert. Gleich daneben befand sich ein kleines Separee mit persischer Sitzecke, einem niedrigen Holztisch und jeder Menge orientalisch gemusterter Kissen und Teppichen. Der grob geschätzt für ein Dutzend Personen ausgelegte Raum kam mir mit seiner authentischen Einrichtung (Bilder, Wandornamente, Laternenlampe) wie ein eigenständiger, morgenländischer Mikrokosmos vor. Das orientalische Herz des Magellan hatte nicht viel mit dem übrigen, eher zweckmäßig ausgestalteten Gastraum gemein. Innenansicht
Dieser war in Sachen Einrichtung recht nüchtern gehalten. Man setzte auf schlichte Bistrotische mit heller Holzplatte und nicht minder funktionale Holzstühle, wie sie in vielen Verzehrstuben zu finden sind. Letztere waren mit gepolsterten Unterlagen versehen, was für den Sitzkomfort definitiv kein Nachteil war. An der Längsseite des Gastraumes reihten sich hohe Fenster aneinander. Durch eine eingelassene Glastür ging es nach draußen zur komplett verwaisten Sommerterrasse. Mögen wieder wärmere Zeiten das gesellige Beisammensein unter freiem Himmel ermöglichen…
Nun, auch im Inneren des Magellan ging es recht vergnüglich zu. Wir akklimatisierten uns schnell und hielten alsbald die in rotem Einband steckende Speise- und Getränkelektüre in Händen. Das Programm gegen den Hunger erinnerte mich an wenig an die Köstlichkeiten, die in indischen Lokalitäten auf der Speisetafel stehen. Das wunderte mich nicht, wurde doch die Landesküche Afghanistans maßgeblich von seiner geographischen Lage an der Seidenstraße bestimmt und so von der persischen und indischen Esskultur stark beeinflusst.
Das Angebot beinhaltete eine Handvoll Vorspeisen (Teigtaschen, Schafskäse, frittiertes Gemüse im Kichererbsenmantel), ein paar Suppen (Linsen-Dahl und Tomatencreme), ein knappes Dutzend Salate und eine ausgewogene Palette an vegetarischen Speisen sowie Fleischgerichten (mit klarem Bekenntnis zu Huhn und Lamm). Zusätzlich standen noch sechs verschiedene Grillgerichte und drei Menüs zur Wahl.
Letztere entpuppten sich als dreigängige Speisefolgen, deren Vor- und Nachspeisen aus dem À-la-Carte-Angebot entnommen waren. Bei den Hauptgängen fuhr man allerdings die „Politik der gemischten Platte“. Für die Erstsemester im Fachbereich „Afghan-Cuisine“ eine willkommene Gelegenheit um sich erste Basics „reinzuziehen“. Zumal die Menüs auch preislich (24 / 28 / 33 Euro) interessant erschienen.
Auch dem kleineren Hunger wurde mit ein paar Gerichten entsprochen. Genau wie den kleineren Gästen. Ach, wie hätte ich mich als Kind bei gedämpftem Basmatireis (das Wort „Basmati“ hätten meine Eltern natürlich vorsichtshalber weggelassen…) und Hackfleischsoße vom Rind hier wohlgefühlt.
Ganz abgesehen von den süßen Versuchungen, die in Form von Halwa (Grießschnitte), Schir Berendj (afghanischer Milchreis), Firni (orientalische Panna Cotta) und Shir Yach (Fruchtcocktail auf Vanille-Eis mit Rosenwasser und Kardamom) den Speisezettel landestypisch abrundeten. Gut, es gab auch Coupe Dänemark, Schwarzwaldbecher und Apfelstrudel für weniger experimentierfreudige Schleckermäuler.
Die Getränkekollektion offenbarte zwar keine veritablen Rebsaftraketen, aber durchaus ordentlichen QbA-Standard. Markgräfler Gutedel und Herxheimer Honigsack Rieslingaus der Pfalz waren viertelweise zu manierlichen Preisen (4,10 bzw. 5,10 Euro) erhältlich. Fürstenberg Pils und Paulaner Hefeweizen gab es vom Fass. Das trübe Waldhaus-Bier („Ohne Filter“) aus dem südlichen Schwarzwald kam für 3,30 Euro aus der 0,33l-Flasche. Da griff ich doch gerne zur Pulle. Für den halben Liter Schwarzwaldsprudel „classic“ wurden wir um 3,80 Euro erleichtert. Preislich bewegten sich unsere Durstlöscher allesamt im fair kalkulierten, sprich grünen Bereich. Das passte farblich zum Pastis mit Eiswasser (3,90 Euro), den ich mir vorweg als Apero gönnte.
Unser erster Hunger sollte vegetarisch gestillt werden. Wir wählten Pakaura (4,20 Euro) und Sambosa (5,90 Euro) aus der Liste warmer Kleinigkeiten zum Vorwegverzehr. Bei Ersteren handelte es sich um drei frittierte Gemüsebratlinge, die hauptsächlich aus Kartoffelmasse bestanden. Zusammen mit Zwiebeln, Zucchini und Auberginenstreifen wurden die knusprigen Pakaura einmal durch den Kichererbsenteig gezogen, bevor sie in die Fritteuse getaucht wurden. Dazu wurde ein scharfes Chutney auf Tomatenbasis gereicht. Das passte ganz prima und sorgte für wohliges Brennen auf der Zunge. Pakaura
Als Sambosa wurden zwei hausgemachte, mit Kichererbsen, Kartoffeln, Tomaten, frischem Koriander und normal gelaunten Erbsen gefüllte Teigtaschen bezeichnet. Scheinbar eine typisch afghanische Vorspeise, die sich bestimmt auch gut als Resteessen eignet. Kulinarisch beheimatet zwischen indischen Samosas und chinesischen Frühlingsrollen, waren diese aromatisch duftenden (Koriander!), Frittierpakete ein genussvoller Auftakt. Zumal auch hier der scharfe Chutney-Dip selbst auf die hintersten Geschmacksknospen stimulierend wirkte. Sambosa
Meiner Frau empfahl der gesprächige Servicechef das afghanische Festtagsgericht namens Kabuli Palau, was sich wahrscheinlich mit „Reis nach Kabuler Art“ übersetzen ließe. Sie entschied sich allerdings für die vegetarische Version (14,40 Euro), die mit gebratenen Auberginen serviert wurde. Das einem usbekischen Pilaw nicht unähnliche, afghanischste aller Reisgerichte wurde ganz traditionell mit gedämpftem Basmatireis, geschmorten Karotten, Mandelstiften und natürlich Rosinen serviert. Kabuli Palau vegetarisch
Der Reis kam direkt aus dem Aroma-Abteil des Orient-Express, denn er wurde mit einer speziellen Gewürzmischung aus Kardamom, Nelken, Zimt, Koriander und Pfeffer verfeinert. Dazu wurde noch à part eine Schale mit Dahl – gestampften gelben Linsen mit geröstetem Knoblauch und Ingwer – gereicht. Dahl als Beilage
Der Reis fiel fantastisch locker aus. Zusammen mit der leichten Süße von Rosinen und Karotten, dem nussigen Mandelcrunch, sowie der wohlriechenden Garam-Masala-Würze, welche mutmaßlich von den mit Tomatensauce bedeckten Aubergine-Scheiben herrührte, war das ein vorzüglicher Veggie-Teller, den sich da meine Frau einverleibte.
Ich tat mich währenddessen an zwei saftigen Hackfleischspießen gütlich. Kababe Kobida nannten sich die beiden wohlgeformten Spießgesellen aus Rinderhack (15,90 Euro). Auch bei ihnen hatte man nicht mit orientalischer Würze gespart. In den fachmännisch gegrillten Hindukusch-Köfte, die ja eigentlich persischen Ursprungs sind – im Iran nennt man sie Kabab Koobideh –, war eine ordentliche Menge an gehackter Zwiebel und frischer Petersilie versteckt, was den beiden Protagonisten auf dem Teller sehr gut bekam. Kababe Kobida
Als Beilage fungierte auch hier Basmati-Reis, der bei genauer Betrachtung unterschiedlich gefärbt war. Wie man mir erklärte entsteht die Farbe beim Anbraten im Topf und ist typisch für die afghanische Art der Reiszubereitung, bei der wohl auch ein wenig karamellisierter Zucker zugegeben wird. Die separat im Glasschälchen dazu gereichte Knoblauchsauce war hausgemacht und schmeckte auch so. Das war keine Convencience-Mayo-Plempe aus dem Regal, sondern eine mit angenehmer Knoblauchfrische daherkommende Dip-Sauce, die für etwas süffigere Verhältnisse auf dem Teller sorgte.
Von der Portion her war das sicherlich keine Fastenspeise, aber dank des lockeren Reisreigens und der gut bemessenen Hackfleischdosis auch kein monströses Quantum wie man es von dem ein oder anderen Helenengrill her kennt. Maßlose Bifteki-Bestien sind die Afghanen nun wahrlich keine. Gut so. Außerdem beinhaltete der Grillteller ja noch einen herrlich sauer angemachten Beilagensalat. Was kann man da mehr wollen?
Gut, vielleicht etwas gegen die Diabetes-Profilaxe. Denn selbstverständlich wollten wir das Ende des feinen Mahls mit zwei orientalischen Süßspeisen einläuten, was sich in einer zimtigen Grießschnitte namens Halwa Halwa
und einem nach Rosenwasser und Kardamom schmeckenden afghanischen Milchreis (mit dem wohlklingenden Namen Shir Berenj) manifestierte (beide jeweils 4,90 Euro). Shir Berenj
Beim Milchreis meiner Frau zeigte sich Mango-Püree für den fruchtigen Akzent des Nachtisches verantwortlich. Meine gar nicht mal so süßen Grießschnitte wurde von hochgezuckerter Karotten-Mandel-Marmelade flankiert. Wie bei der persischen Variante (Moraba Havij) wurde auch hier nicht mit Kardamom und Rosenwasser gegeizt. Solche Aromen sind für den europäischen Gaumen sicherlich etwas ungewohnt, da diese Süßspeisen immer etwas parfümiert wirken. Geschmacklich waren sie jedoch genau wie das vorher Genossene eine durchweg positive Erfahrung für uns.
Nach unserem Abendessen stiegen wir auf der Sundgauallee in die stadteinwärts fahrende Straßenbahn. Für ein paar Bierchen im Schwarzen Kater, einer gemütlichen Studentenkneipe in der Altstadt, war ja noch Zeit. Dass dort juvenile Ü-Sechziger auch beherzt den ein oder anderen Flammkuchen verdrückten, machte das Ganze umso sympathischer.
Bleibt nur zu hoffen, dass das Magellan die Krise übersteht und wir bei einem zukünftigen Freiburgbesuch wieder in den Genuss der afghanischen Leckereien kommen. Aschak, Bolani und Mantu wollen schließlich auch noch probiert werden.
„Mo’afagh bashed!“ liebe Familie Nazari.
Time flies! Fast 5 Jahre ist es her, dass wir im Rahmen eines Europa-Park-Wochenendes – inklusive Übernachtung im Leuchtturm des Hotels Bell Rock – einen Abstecher in die Perle des Breisgaus unternahmen. Damals war es ein lauer Abend im August, der uns ein paar Freiluft-Tapas in der altehrwürdigen Casa Española bescherte. Den Bericht dazu habe ich selbstverständlich auf diesem Portal schriftlich hinterlegt.
Nun verschlug es uns Ende Januar mal wieder für zwei Tage in die südlichste Großstadt Deutschlands, deren Klimagunst... mehr lesen
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"Man muss kein Weltumsegler sein, um diese afghanische Gewürzinsel zu entdecken" Ehemalige UserTime flies! Fast 5 Jahre ist es her, dass wir im Rahmen eines Europa-Park-Wochenendes – inklusive Übernachtung im Leuchtturm des Hotels Bell Rock – einen Abstecher in die Perle des Breisgaus unternahmen. Damals war es ein lauer Abend im August, der uns ein paar Freiluft-Tapas in der altehrwürdigen Casa Española bescherte. Den Bericht dazu habe ich selbstverständlich auf diesem Portal schriftlich hinterlegt.
Nun verschlug es uns Ende Januar mal wieder für zwei Tage in die südlichste Großstadt Deutschlands, deren Klimagunst
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Für mich ein guter Zeitpunkt, um auf dem Gastroportal meines Vertrauens ein mehrteiliges Update in Sachen gehobener Heimatküche zu liefern. Denn erstens können in unsicheren Zeiten wie diesen ein paar anregende Zeilen über die Top-Gastronomien vor der eigenen Haustür nicht schaden. Und zweitens können wir ja jetzt unsere kulinarischen Sehnsuchtsziele wieder besuchen – wenn auch unter hoffentlich bald (!) wegfallenden, die Gastronomen gängelnden und teilweise recht willkürlich erscheinenden Hygiene- bzw. Öffnungsvorschriften.
Auch wenn ich über die besseren Häuser meiner Heimat schon genug Worte verloren habe, werde ich in der Folge eine Reihe mehr oder minder bekannter Pfälzer Genuss-Enklaven erneut ins Rezensionsvisier nehmen. Im 4. Teil meiner kulinarischen Reise durch die Südpfalz geht es um unseren Landauer Lieblingsitaliener, der trotz seiner etwas versteckten Lage in der Trappengasse großen Zuspruch genießt.
Über das „Sapori“, wie es die zahlreichen Stammgäste von Familie Orsini gerne nennen, habe ich zuletzt vor vier Jahren berichtet. Seitdem war ich bestimmt schon an die zwanzigmal dort und habe den von außen eher unscheinbaren, innen aber umso trubeligeren Pastatempel immer hochzufrieden und komplett gesättigt verlassen. Zeit also für ein kleines Update, dem ein Besuch zugrunde liegt, der unter den neuen, noch etwas gewöhnungsbedürftigen Umständen stattfand.
Ganz und gar nicht ungewöhnlich war es, dass wir anlässlich des Besuchs der Schwägerin aus Bremen eine Einkehr zu dritt bei den Orsinis planten. Denn hier saßen wir schon mehrmals in gleicher Besetzung zusammen. Die stetige Reservierungspflicht im Hinterkopf, rief ich am Tag vor der anvisierten Tat dort an. Mit einer gehörigen Portion Demut trug ich mein Anliegen vor, das auch mir viel zu kurzfristig erschien.
Kurzum: die Hoffnung auf einen der begehrten Tische war nicht besonders groß. Doch welch wundersame Fügung – später wusste ich es waren die Nach-Virus-Wehen – erlaubte uns einen Tisch zur gewünschten Uhrzeit. Und das an einem Freitagabend. Ich konnte mein Glück kaum fassen.
Der Hunger war groß, verlangte mir doch das Klettern an den Sandsteinfelsen des Pfälzerwaldes zuvor einiges ab. Aber um die Größe der dort servierten Pizza- und Pastaportionen wissend, sah ich unserem italienischen Abend ganz gelassen entgegen.
Wir waren gespannt, wie das Sapori-Team die neuen Hygiene- und Abstandsbestimmungen umsetzen würde. Normalerweise stehen die Tische im kleinen Gastraum ziemlich dicht beieinander. Und weil es dort eigentlich immer „rummsvoll“ und der Geräuschpegel entsprechend hoch ist, gleicht der Laden im Normalzustand eher einem summenden Bienenkorb als einer romantischen Trattoria für Verliebte.
Die Orsinis freuten sich bei unserer Ankunft sichtlich. Vater Dario, wie immer hinter der Pizzatheke bzw. vor dem heißen Ofen stoisch Teigrundlinge knetend und belegend, grüßte freundlich. Auch Sohnemann Italo, der sonst die Bestellungen im Stakkato aufnimmt, lächelte ganz relaxed hinter der Feinkostauslage (Käse, Salami, Schinken und Co. gibt es dort in Topqualität zu erstehen, Anm.) hervor. Tochter Clarissa umkurvte derweil die wenigen verbliebenen Tische.
Ich dachte, ich wäre im falschen Restaurant gelandet. Wenn Corona entschleunigend gewirkt haben sollte, dann wäre das Sapori ein Musterbeispiel dafür. Noch nie empfand ich die Atmosphäre im Gastraum so wohltuend.
Natürlich hätten das die Gastgeber gerne anders. Ist ja auch verständlich, da ihnen dadurch einiges an Umsatz verloren geht. Aber für die wenigen Gäste im Raum war das reduzierte Sitzplatzangebot sicherlich kein Nachteil.
Auch staunte ich nicht schlecht, als wir mit Italo Orsini ein paar Worte über den derzeitigen Ernst der Lage wechselten. Einige der Tische waren an jenem Abend unbesetzt und unter der Woche sei im Moment noch weniger los, so der Sapori-Sohn. Dies galt allerdings nicht für den Abholservice, denn da lief das Pizzageschäft kartonweise gut. Die Landauer scheinen derzeit lieber in den eigenen vier Wänden oder im Freien ihre Mahlzeiten einzunehmen, als sich in ein Restaurant zu setzen. Das wird sich hoffentlich bald wieder ändern.
Ein Zettel zur Aufnahme der Kontaktdaten wurde uns an den Tisch gebracht. Der war genauso schnell ausgefüllt wie die Bestellung der Getränke aufgegeben. Ein kleiner Radler von Moretti aus der Flasche und ein „Alkoholfreies“ der gleichen Marke (beide 0,33l für jeweils 3 Euro) sollten sich zusammen mit einer Flasche San Pelligrino (0,75l für 4,20 Euro) wenig später einfinden.
Das umfangreiche Angebot an Speisen bedeutet jedes Mal eine Herausforderung für mich. In der Regel entscheide ich mich für Pasta, was nichts mit der hier vorherrschenden Pizzaqualität zu tun hat. Im Gegenteil, die ist top, ohne Wenn und Aber. Jedoch sind es die Nudelgerichte, die mir hier besonders gut schmecken und denen ich deshalb gerne den Vorzug gebe. Bei meiner Frau ist das meistens umgekehrt. So auch an diesem Abend.
Die Salatwahl vorweg ging an die üppig arrangierte Variante mit Büffelmozzarella und Parmaschinken (11,50 Euro). Portionsmäßig als Hauptgang angelegt, teilte ich den ganz brav mit meiner Schwägerin. Selbst wir beide hatten alle Gabeln voll zu tun, um der reichhaltig bestückten Porzellanplatte Herr bzw. Frau zu werden.
Angemacht mit wunderbar saurem Essig-Öl-Dressing tummelte sich frisch aufgeschnittener Parmaschinken zwischen grünen Blättern, Tomatenschnitzen und Gurkenscheiben. Im Epizentrum versteckte sich eine ansehnliche Kugel Büffelmozzarella, den die vorausgegangene Kühlung nur begrenzt cremig erscheinen ließ.
Ein paar Spritzer alter Balsamico und ein „gerieben‘ Maß“ an Parmesanspänen komplettierte die prächtige Salatplatte, die für zwei Vorspeisende schon Aufgabe genug war.
Den wohl einkalkulierten Parmaschinken-Nachdurst wollte ich später mit ausreichend Bier löschen. Dank dem BierProjekt und seinem „Erdmännchen“ aus der Literflasche klappte das auch ausgezeichnet. Wenn auch nicht vor Ort im Sapori, sondern ein paar Meter weiter in der Bengels Bar.
Zuerst wurde das vor Hitze blubbernde Pasta-Trio (Tortellini, Lasagne und Canelloni, 8 Euro), ein Al-Forno-Klassiker par excellence, aus dem Ofen geholt und zischend vor meiner Schwägerin platziert.
Auch meine Spaghetti Salsiccia (9 Euro) ließen nicht lange auf sich warten. Von frisch geriebenem Parmesan bestreutes Rucola-Gestrüpp verdeckte zunächst das deftige Pastagericht, so dass ich mich erst durch das grüne Dickicht kämpfen musste, um ans „Eingemachte“ zu gelangen.
Die Nudeln waren zwar nicht hausgemacht, ließen sich aber mit wahrnehmbarer Bissfestigkeit um die Gabel wickeln. Die fruchtig-pikante Aromatunke auf Tomatenbasis ließ auf ein langes Einköcheln und die Verwendung frischer Zutaten schließen.
Der Fleischanteil dieses Tellers voll Glückseligkeit war auch nicht zu verachten, befanden sich doch jede Menge Salsiccia-Stückchen im tiefen Rund.
Die mit Fenchelaroma und einer angenehmen Schärfe daherkommenden Bratwurstschnipsel hätten in der Summe locker eine Wurstlänge von 30 cm (eher mehr!) ergeben. Nach dem nicht gerade schüchtern portionierten Salat, stellte mich also mein Pastateller vor die zweite Herausforderung des Abends, die ich nonchalant meisterte.
Als wäre sie dem Lehrbuch für italienische Teigfladenoptik entnommen wurde ein paar Minuten später die nach dem Junior des Hauses benannte Pizza „Italo“ (7,50 Euro) aus dem Ofen des Padrons geholt. Thunfisch und Kapern, hauchdünn geschnittene, rote Zwiebeln sowie selbstgemachte Chili-Paste bedeckten den wohlgebackenen Rundling.
Sehr zur Freude meiner Frau, die das scharfe Teil mit dem fluffigen Boden sichtlich genoss. Dieser hatte genau die richtige Dicke und Konsistenz vorzuweisen. Außerdem übertrieb man es nicht mit der Käseauflage und die Tomatensauce hatte Charakter, sprich: sie war ordentlich gewürzt. Auch der übrige „Zierrat“ kam wohlbemessen und vor allem in ansprechender Qualität auf den Hefefladen.
Ein weiteres Bier verkniff ich mir (vorerst) und auch das Dessert entfiel an diesem Abend. Dafür waren die Portionen einfach zu reichhaltig. Natürlich merkte man dem Sapori-Team die ungewöhnlich ruhige Atmosphäre im Gastraum an. Das ist nicht das, was sie kennen und wollen. Aber es ist ein Anfang. Und der ist gemacht. Ich drücke den fleißigen Apuliern die Daumen, dass die trubeligen Zeiten auch in der Trappengasse 18 wieder Einzug halten. Ich habe sie zwar nicht unbedingt vermisst, aber sie gehören zum Sapori wie die Orecchiette zu Apulien.