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Die ältesten Einträge über den Gyros-Halbling sind hier auf GG sechs Jahre alt. Damals schwärmten die Besucher „Gourmetle“, „Pille“ und „gurkenkuchen“ (cooler Nick übrigens!) vom „zarten Schweinefilet“, „knusprigen Kroketten“ und den „gefüllten Peperoni“. Auch der Mittagstisch, der hier bis 15 Uhr angeboten wird, bekam lobende Worte. Lediglich der User „pfalz49“ setzte vor rund dreieinhalb Jahren den Jubelarien ein Ende. Nach unserem Besuch konnte ich einige seiner angeführten Kritikpunkte gut nachvollziehen.
Hat man sich durch die zwischen Bulach, Weiherfeld und Rüppurr gelegene Schrebergarten-Walachei gekämpft und tatsächlich das versteckt liegende Lokal - Navi sei Dank(!) - endlich gefunden, sollte man im Vorfeld auch einen Platz reserviert haben, denn anscheinend erfreut sich dieser Grieche einer großen Beliebtheit. Davon konnten auch wir uns an jenem Abend überzeugen. Saßen wir anfangs noch ziemlich allein im geräumigen, sehr gefällig eingerichteten Gastraum, waren es schon die kleinen, mit der Aufschrift „Reserve“ beschriebenen Schiefertafeln, die auf jedem freien Tisch zu finden waren und zu meiner Verwunderung beitrugen. Dass darunter kein im Eichenfass gelagerter Rot- oder Weißwein zu verstehen war, hatte selbst ich schnell begriffen. Und tatsächlich binnen einer Stunde war der Laden gerammelt voll.
Da hatten mein Vater und ich die kulinarische Schlacht um die Hausplatte für zwei Personen (38,90 Euro) allerdings schon längst verloren. Zwei üppige Souvlaki-Spieße, ein mit reichlich roter Zwiebel bedeckter Gyros-Berg, zwei von Kräuterbutter getoppte, medium gebratene Rumpsteaks und zwei stattliche Hackfleischwürste, die unter dem Namen „Suzukakia“ firmierten, bildeten einen großflächigen Schauplatz für Grillfleischvernichter. Flankiert von zwei Anhöhen aus Reis und Pommes frites sowie einem Tzatziki-Hügel im Extra-Schälchen hätte dieses griechische Carnivorenidyll auch locker drei hungrige Kostgänger wohl gesättigt.
Und es war Gott sei Dank nicht alles Fett, was auf der Platte glänzte. Fiel der Gyros streckenweise zu durchwachsen aus, geriet der Schweinespieß trocken wie 10 Meter Feldweg im Hochsommer. Die beiden kleineren Rumpsteaks waren dagegen wahre Fleischsaftbomben. Entweder war es die bessere Qualität des Fleisches oder der Grillmeister in der Küche hatte da besser aufgepasst. Am Gemüsereis gab’s nichts zu meckern, ebenso wenig wie an den Pommes. Die TK-Fritten waren leicht gesalzen und knusprig frittiert. Einziger kleiner Kritikpunkt: weniger von beidem wäre wohl mehr gewesen.
Zu beanstanden war jedoch der vorweg gereichte Beilagensalat. Was denken sich die Leute eigentlich dabei, wenn sie ihren Gästen so etwas vorsetzen? Beim lieblos angerichteten, viel zu grob geschnittenen Eisbergsalat ging es mehr drunter wie drüber. Das nach Päckchen schmeckende Kräuterdressing zum Anrühren schmeckte, wie nicht anders zu erwarten, penetrant nach Dill (tun die Dinger leider immer…). Da konnte ich mir lediglich ein paar Anstandsbissen abringen. Die wässrigen, mit Fertigtunke überzogenen Blätter hätte ich ohne die Plempe noch nicht mal dem fiesesten Nager unter seinen Riechkolben gehalten.
Aber warum sollte ich mich auch aufregen. Sah ich zum Hauptgericht meiner Liebsten hinüber, wurde es mir fast schwarz vor Augen. Der Grund lag schuhsohlenhaft auf ihrem Teller. Eine gegrillte Aubergine mit Tomatenstückchen und geriebenen Schafskäsespänen (8,50 Euro) oben drüber. Ihr schmeckte das nicht besonders appetitlich aussehende Veggie-Gericht jedoch erstaunlich gut. Auch das panierte Putenschnitzel mit Bratensauce, Pommes und Salat (11,50 Euro) wurde am Tisch gelobt. Nun, da war ja auch nicht wirklich viel falsch zu machen.
Die nicht gerade vor Freundlichkeit strotzenden männlichen Bedienungen hatten mittlerweile alle Hände voll zu tun, denn eine größere Gesellschaft hatte sich sukzessive eingefunden, um zusammen Vorweihnachten zu feiern. Trotzdem, liebe Servicekraft, die unsere mit ein paar Restbeständen vom Gyros bestückte Platte über unsere Köpfe hinweg abzuräumen versuchte, hier mal ein Tipp eines schon oft bewirteten Gasthausbesuchers: entweder räumt man das Ding dort wo niemand sitzt, sprich zwischen den links und rechts platzierten Gästen, ab. Oder man passt wenigstens auf, dass der verdutzt dreinschauenden Kundschaft weder Gyros noch Portioniergabel um die Ohren fliegt. Ist das Malheur jedoch passiert, ist ein dahin gemurmeltes „Entschuldigung“ auch nicht gerade die souveränste Art, das Missgeschick wieder gerade zu biegen. Naja, „Niveau ist keine Creme, Empathie ist kein Problem“, haben die Sportfreunde mal tiefsinnig getextet. Genauso sah ich das dann auch.
Über die Speisenkarte schenke ich mehr detailliertere Ausführungen, da man dieses Angebot in jeder x-beliebigen Hellas-Klause so ähnlich wiederfindet. Auf der Empfehlungskarte stand beim Wein des Monats außer dem Wort „Hauswein“ keine nähere Angabe. Da tat ich gut daran, mit einem erfrischenden Eichbaum-Radler die Hausplatte herunter zu spülen.
Die Einrichtung des Gastraumes hat mich wiederum positiv überrascht. Die Tische waren alle sauber eingedeckt. Auch Stoffservietten sieht man beim Griechen nicht alle Tage. Die mit Kunstleder überzogenen Stühle waren bequem gepolstert und auf die übliche Hellas-Folklore in Form kitschiger Accessoires wurde dankenswerter Weise verzichtet. Lediglich die Abstände zwischen den Tischen galt es zu bemängeln. Hier zog man eine optimale Raumnutzung einer gemütlicheren Atmosphäre vor. Diese hätte man auch durch eine angenehmere Beleuchtung erzeugen können.
Das schwächste Glied der Gastrokette war an diesem Abend ganz klar der Service. Da gilt es für Inhaber Theo Parcharidis einiges nachzusteuern, will man sich gastorientiert präsentieren. Vom Essen her war das normaler griechischer Standard, für den ein Pfälzer nun wahrlich nicht über den Rhein fahren muss. Da gibt es in der Südpfalz deutlich bessere Anbieter (Sto Castello in Kandel oder Olympia in Landau). Warum die Leute dem „Gartenzwerg“ dennoch die Bude einrennen, kann ich abschließend weder verstehen noch erklären. Vielleicht liegt es an den großen Portionen. Oder den gefüllten Peperoni. Keine Ahnung. Für meinen Teil muss ich da nicht noch einmal hin, zumal es in Karlsruhe sehr gute griechische Alternativen (z.B. das Sokrates in der Welfenstraße) gibt.