Besucht am 07.09.2019Besuchszeit: Abendessen 8 Personen
Rechnungsbetrag: 432 EUR
„Wochenlang hab i mi g’frogt,
wochenlang hab i mi plogt,
da kam mir s’Essers in den Sinn,
mit acht Kollegen ging’s dann hin…“
Genau so war es. Und da Steinbäcker, Timischl und Schiffkowitz an jenem Abend leider verhindert waren, sollte es uns wenigstens kulinarisch in die Kölner „Steiermark“ (Neuehrenfeld) verschlagen. Zusammen mit acht Lehrerkollegen im Großraumtaxi war allein die Fahrt dorthin für uns „Junker der Provinz“ eine gute Einstimmung auf einen – ich kann es vorwegnehmen – legendären Abend.
Im „Essers“ angekommen wartete schon eine lange Tafel auf uns. Nach dem „Genuss“ der berühmt-berüchtigten Köbes-Ruppigkeit in der Altstadt am Abend zuvor – ich meine es war das kulinarisch bedeutungslose Brauhaus Sünner im Walfisch – freuten wir uns umso mehr, als wir von der sympathischen Gastgeberin und ihrem Serviceteam aufs herzlichste empfangen wurden. Außerdem hatte niemand gegen etwas Anständiges auf dem Teller einzuwenden. Schon gar nicht nach dem Verzehr der rheinischen „Tortouri-Teller“ im Walfisch.
Natürlich hatte ich im Vorfeld ein wenig recherchiert. Die von Andreas Esser (Küche) und Iris Giessauf (Service) geführte Kölner Backhendl-Institution schien genau der richtige Ort für eine ungezwungene Geschmacksexkursion im kleinen Kollegenkreis zu sein. Allein der Bericht meines V-Manns in Sachen Soulfood auf diesem Portal ließ auf einen genussvollen Abend in entspannter Atmosphäre hoffen. Danke an dieser Stelle an dich, lieber Thomas aka Tischnotizen. Ohne deinen furiosen Beitrag wäre ich sicherlich nicht über das „Essers“ gestolpert.
Soviel zur Vorgeschichte. Dann war erst einmal hinsetzen, ankommen und beobachten angesagt. Ringsherum stand wertiges Bistromobiliar auf kernigem Dielenboden. Ein intimer Rahmen ohne jeglichen Muff. Dafür aber mit ganz viel Seele. Die Holztische kannten das weiße Wort aus Leinen nicht. Gut so. Meine Kollegen fürchteten sich nämlich schon insgeheim vor der gehobenen Tischkultur der Kölner Topgastronomie.
Die Fensterbank war mit allerhand namhaftem Leergut dekoriert. Eine – leider bereits ausgetrunkene – Flasche 1964er Riesling Spätlese „Forster Kirchenstück“ vom Deidesheimer VDP-Giganten Bassermann-Jordan ließ das Herz der Pfalzweinenthusiasten am Tisch höher schlagen.
Apropos Wein. Das im edlen Holzeinband gereichte Suffsortiment mit der entsprechenden Gravur für „Gekeltertes und Destilliertes“ hatte, neben einer reichhaltigen Auswahl an deutschen Gewächsen aus den wichtigsten Gebieten (Mosel, Pfalz, Rheingau, Baden, Nahe, etc.), jede Menge ausgesuchte Entdeckertropfen unseres Nachbarlandes Österreich gelistet.
Kein überbordendes Winzer-Telefonbuch, das einen zum ratlosen „Drinherumblättern“ verleitete, sondern ein mit Sinn und viel Weinverstand zusammengestelltes Keller-Kompendium, das uns zuerst ins Weinviertel (Niederösterreich) und danach ins Burgenland entführen sollte. Mit der 2013er Excellent Reserve vom Weingut Pfaffl (39,50 Euro), einer im Barrique ausgebauten Cuvée aus Zweigelt, Merlot und Cabernet Sauvignon, fing der Abend aus vinophiler Sicht sehr vielversprechend an. Er schmeckte tatsächlich genau so wie er hieß, nämlich exzellent!
Das Köchelverzeichnis von Andreas Esser passte auf eine DIN-A4-Seite und versprach eine überschaubare Mischung aus österreichischen Klassikern „zum Gernhaben“ und besser-Bürgerlichen Gerichten „zum Drauflosbestellen“. Frittatensuppe, Hendlmägen und steirischer Volcano Schinken für den Hunger vorweg. Fjordlachs, Blätterteig-Kraut-Tascherl, Hendlbrust, geschmorte Lammhaxe, Geflügelleber mit Puy-Linsen und Kartoffelpüree warteten hingegen auf größeren Appetit.
Krautfleckerl „Tante Jolesch“, Kavalierspitz in Brühe und Entrecôte vom steirischen Almochsen (natürlich mit Bratkartoffeln!) lockten dagegen aus der vorzüglich sortierten Leib-und-Seele-Abteilung die gestandenen Kulinaristen. Die Tagesempfehlung klang nicht minder schmackhaft. Es wurde an diesem Abend ein stundenlang geköcheltes Paprika-Kalbsgulasch an feinen Bandnudeln angeboten. Bingo! Und so dachte nicht nur ich am Tisch.
Zumal eben jenes Kalbsgulasch im Bericht des Kollegen Tischnotizen als absolutes „Must-have“ angepriesen wurde. Scheinbar hat mit diesem Gericht der Küchenchef Andreas Esser schon vor ein paar Jahren mächtig Aufsehen erregt, da es seine Rezeptur eines perfekten Schmoroutputs sogar in den „Kölner Stadtanzeiger“ schaffte. Von solch köstlich anmutendem Gastro-Halbwissen inspiriert, wurde der Teller des Tages gleich mehrfach an unserem Tisch geordert.
Doch vor dem Essen sollst du trinken. Am besten etwas um den Appetit ein wenig anzukurbeln und den Magen für seine kommenden Aufgaben zu wappnen. Auch hier war die Auswahl klein aber fein. Aperos, wie beispielsweise den „Merwut“ (so nennen die Pfälzer ihren Wermut) von Dorst & Consorten, sieht man nicht auf jeder Getränkekarte. Ein fein-bitteres, gerade deshalb die Esslust förderndes Schönramer Pils aus Oberbayern übrigens auch nicht.
Als Entscheidungsneurotiker stellte mich also schon die Wahl der Einstiegsdroge vor kleinere Probleme. Das verlangte nach kompetenter Beratung. Gastgeberin Iris Giessauf, mit der ich da schon längst per du war, empfahl mir ein Gläschen vom Gelben Muskateller (0,1l für 4,50 Euro) vom Weingut Michi Lorenz aus ihrer Heimat, der Steiermark. Eine schlückchenweise genossene, recht exotisch duftende und wohl deshalb leicht zu überspringende Auftakthürde im Glas, wie sich wenig später herausstellen sollte.
Dann wurde hemmungslos drauflos geordert, was sich bei acht hungrigen Pfälzern bzw. Badenern schon etwas hinzog. Egal, Iris nahm das alles sehr gelassen auf. Und nebenbei wurde viel über Pfälzer Wein und dessen Produzenten gefachsimpelt. Mit dem Ausnahmewinzer Sven Leiner aus Ilbesheim hatten wir dann schon den zweiten gemeinsamen Bekannten, den es manchmal ins Essers verschlägt. Es sollten noch weitere folgen.
Zur Einstimmung gönnte ich mir die Kartoffelsuppe (5,50 Euro), die mir perfekt temperiert aufgetischt wurde. Die leicht sämige, mit ein paar Kräutern verfeinerte Terrine hätte auch meine Oma nicht besser vom Herd bekommen. Eine gehaltvolle Gemüsebrühe verlieh der mit angenehmer Säure ausgestatteten „Grumbeersupp“ genügend Rückgrat, um am Gaumen für Furore zu sorgen. Das war kein von übertriebenem Speckeinsatz kündendes Knollenerlebnis, sondern ein äußerst feiner Einstieg ganz nach meinem Geschmack.
Unsere beiden vegetarisch sozialisierten Grünzeugvernichterinnen bekamen vorneweg eine Antipasti-Platte zusammengebastelt. Und zwar eine, die sich sehen lassen konnte. Auch für die „Girls von der Heide“ war dieser spontan kredenzte, nicht auf der Speisenkarte vermerkte Veggie-Teller die reinste Augenweide. Verschiedene Salate, Grillgemüse, gebratene Champignons, ein leckerer Kräuterfrischkäse sowie ein paar nette Käsigkeiten in gewürfelter Form bevölkerten das fleisch- und wurstlose Potpourri, das beim weiblichen Teil unserer kollegialen Genusstruppe sehr gut ankam.
Am anderen Tischende ging es bedeutend deftiger zu. Ein Kollege machte sich über die Hendlmägen in Senf-Thymian-Sauce (8,50 Euro) her und das mit Inbrunst. Zu der Zeit beschäftigte ich mich schon mit meinem herrlich sauer angemachten Blattsalat, der als Beilage vom Kalbsgulasch vorweg serviert wurde.
Insbesondere die ewig dürstenden Schluckspechte fühlten sich an diesem Abend pudelwohl, was natürlich schnell zu Engpässen beim roten Rebsaft führte. Sommelière Iris, die uns schon bei der ersten Flasche einen tanningeschwängerten Volltreffer beschert hatte, wusste genau, was sie uns empfehlen konnte. Mit der 2013er Wolfsjäger Selection vom Weingut Juris (42,50 Euro) aus der pannonischen Tiefebene, einer in gebrauchten Barriques gereiften Cuvée aus Blaufränkisch und Zweigelt, machte sie auch diesmal alles richtig und sorgte für adäquaten Nachschub. Mit seinen 14 Umdrehungen war das kein vinophiler Einschüchterungsversuch, sondern ein liquider Beweis für kraftvolle Eleganz.
Nun hatten wir die richtige Betriebstemperatur, um uns den Hauptgängen zu widmen. Wie schon erwähnt, hatten sich einige am Tisch für das Kalbsgulasch entschieden, darunter auch meine Wenigkeit. Auch der Loup de Mer mit Fenchel-Paprika-Gemüse und Kartoffelpüree (24,50 Euro) und die Spaghetti mit Tomaten und Kürbiskernpesto (15,50 Euro) waren unter den bestellten Hauptspeisen.
Doch kommen wir zum Wesentlichen. Kommen wir zum Paprika-Kalbsgulasch. Allein der Duft des lange eingeköchelten Beigusses versetzte den „Soßenfreunde e.V.“ in Verzückung. Aromatisch grundiert von einer maßvoll reduzierten Jus, der es nicht an geschmacklichem Tiefgang mangelte, war das eine bewährte Kombination von Ewigkeitswerten, die als delikates Zugeständnis für die letzten „Eingefleischten“ am Tisch auf offene Münder stieß.
Die Paprika verlieh dem süffig-schmorwürzigen Seelenteller etwas vegetabile Frische sowie die nötige Säure. Das herrlich mürbe Kalbfleisch erledigte den Rest. Dieses ganz und gar unkomplizierte, jedoch handwerklich auf Topniveau zubereitete Gericht begeisterte uns auf ganzer Linie. Einige sprachen sogar von einer Gulasch-Offenbarung. Mir wurden sogar noch einmal Nudeln nachgereicht. Nicht die einzige Disziplinlosigkeit, die ich mir an diesem Abend leistete.
Auch über die anderen Speisen vernahm ich lobende Worte. Die Mannschaft war sichtlich zufrieden und wir steuerten ganz gemächlich auf diesen „magic moment“ zu, der uns Raum und Zeit vergessen ließ. Wie textete einst ein österreichischer Pop-Poet (wahrscheinlich in Kokslaune): „Lass diese Reise niemals enden, das Tun kommt aus dem sein allein…“. Ja, konnte man für diesen Abend genauso stehen lassen. Auch ohne Kokslaune, versteht sich. Dafür sorgte nämlich schon der burgenländische Leckertropfen im Glas.
Mittlerweile war jedoch gerade jener rote Wolfsjäger in die ewigen Jagdgründe eingegangen bzw. schon in Richtung Leber seiner Endverbraucher unterwegs. Folglich musste neuer Stoff entkorkt werden. Balance halten – Insider wissen welche – war angesagt. Zum Käsegang gesellte sich dann eine gute Freundin aus der Pfalz zu uns. Eine unfiltrierte Cabernet Sauvignon-Merlot-Cuvée aus dem Jahr 2015 vom Weingut Wageck aus Bissersheim („Knipser-Town“) sollte unser Weingelage ganz heimatverbunden beschließen.
Dann wurde die Glasglocke gelüpft und ein knappes Dutzend gut gereifter Rohmilcherzeugnisse – bis auf einen „Ausreißer“ waren sie allesamt aus deutschen Landen – trat unter Verbreitung würzigen Wohlgeruchs zum Vorschein. Unter den von der norddeutschen Käsefeinschmeckerei Kober gelieferten Exemplaren tummelten sich Kuh-Weich-, Kuh-Rohmilch-, Ziegenfrisch-, Berg- und Schnittkäse-Sorten mit teilweise recht eigentümlichen Namen. „Bentheimer Muh und Mäh“ stand beispielsweise für einen Mischkäse aus Kuh- und Ziegenmilch.
Letztendlich schnitt mir Iris nach meinen Wünschen von etwa der Hälfte ihres Käsesortiments ein Stückchen ab. In der Summe machte das: dreimal hart, einmal weich und einmal frisch von der Ziegentorte. Für gerade mal 10 Euro ein schöner Querschnitt durch die norddeutsche Käselandschaft von der mir besonders der im perfekten Reifegrad zerlaufene Crémeer in Erinnerung geblieben ist. Dieser Weichkäse aus Kuhmilch vom Backensholzer Hof in Nordfriesland schmolz förmlich auf der Zunge. Zusammen mit dem Remeker, einem geschmacksintensiven holländischen Rohmilchkäse mit Naturrinde, war das eine – im wahrsten Sinne des Wortes – reife Leistung.
Nach ein paar Espressi und der ein oder anderen Unterstützung in spiritueller Hinsicht verließen acht hochzufriedene Esser ihr neues Kölner Lieblingslokal, um frei nach dem Motto „die Nacht gehört uns bis zum Morgen“ die Live Music Hall aufzusuchen und danach im Gloria-Theater dem Retro Clash der 90er und 2000er aktiv zu begegnen.
Epilog:
Liebe Iris, lieber Andreas vielen Dank für diesen wunderbaren Abend, an dem wir uns von der ersten Minute an wie langjährige Stammgäste fühlen durften. Dass ihr beide knapp zwei Monate vorher am 13.Juli, dem Tag, an dem auf der Madenburg bei Eschbach kräftig Hochzeit gefeiert wurde, in der Pfalz bei unseren Genießerfreunden aus Ilbesheim (Nina & Timo) zu Gast wart und wegen eben jener Feier auf eure Gastgeber an diesem Abend verzichten musstet, ist eine dieser grotesken Geschichten, die mir immer wieder zeigen, wie klein die Welt des guten Geschmacks doch manchmal ist. Beim nächsten Köln-Besuch ist ein Abend bei euch schon fest eingeplant, denn wir haben euch einiges zu erzählen.
„Wochenlang hab i mi g’frogt,
wochenlang hab i mi plogt,
da kam mir s’Essers in den Sinn,
mit acht Kollegen ging’s dann hin…“
Genau so war es. Und da Steinbäcker, Timischl und Schiffkowitz an jenem Abend leider verhindert waren, sollte es uns wenigstens kulinarisch in die Kölner „Steiermark“ (Neuehrenfeld) verschlagen. Zusammen mit acht Lehrerkollegen im Großraumtaxi war allein die Fahrt dorthin für uns „Junker der Provinz“ eine gute Einstimmung auf einen – ich kann es vorwegnehmen – legendären Abend.
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5.0 stars -
"I brauch ka große Welt, i will ham nach Neuehrenfeld!" Ehemalige User„Wochenlang hab i mi g’frogt,
wochenlang hab i mi plogt,
da kam mir s’Essers in den Sinn,
mit acht Kollegen ging’s dann hin…“
Genau so war es. Und da Steinbäcker, Timischl und Schiffkowitz an jenem Abend leider verhindert waren, sollte es uns wenigstens kulinarisch in die Kölner „Steiermark“ (Neuehrenfeld) verschlagen. Zusammen mit acht Lehrerkollegen im Großraumtaxi war allein die Fahrt dorthin für uns „Junker der Provinz“ eine gute Einstimmung auf einen – ich kann es vorwegnehmen – legendären Abend.
Im
Besucht am 07.09.2019Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 11 EUR
Wie nützlich die Gastrotipps von renommierten Guides auf diesem Portal sind, durfte ich auf unserer diesjährigen Kollegenfahrt nach Köln am eigenen Gaumen erfahren. Da bedurfte es zur kulinarischen Vorbereitung nur die Genussberichte der geschätzten Portal-Buddies Tischnotizen und kgsbus, um für die drei Tage genügend „Material“ in der Hinterhand zu haben.
Schade, dass es aus organisatorischen Gründen nicht klappte, die gesamte Truppe im Brauhaus Johann Schäfer unterzubringen. Nun, die Kölner Altstadt hat ja auch ihren Reiz, wenngleich die dort befindlichen Etablissements eher auf banale Tourigelüste ausgerichtet sind als auf geschmackliche Höhenflüge.
So blieben NeoBiota, phaedra, Pottkind und Co. an diesem langen Wochenende leider unbesucht. Stehen aber als Objekte der Begierde nach wie vor ganz oben auf meiner „To-Eat-Liste“. Beim nächsten Besuch der Domstadt dann vielleicht.
Was vom Namen her klingt wie ein Wahlversprechen des orangefarbensten US-Präsidenten aller Zeiten, zählt der Falstaff in seiner diesjährigen September-Oktober-Ausgabe zu den „Top-Asiaten Deutschlands“.
Doch es war nicht die zugegeben recht willkürlich zusammengestellte Auswahl des Genießermagazins für Schluckspechte, die mich zur „Großen Mauer“ führte. GG-Kollege Tischnotizen, hatte mich unlängst mit seinen beiden appetitanregenden Berichten angefixt und zu diesem mittäglichen Kurzbesuch animiert.
Wir hatten am selben Abend einen Achter-Tisch im Essers reserviert. Aber selbst für einen kleinen Happen würde sich der Besuch schon lohnen, so mein Gedanke als ich mit dem frisierten E-Roller quer über den Domplatz in Richtung Asia-Ess-Erlebnisschuppen heizte.
Ich hatte Glück einen gerade frei gewordenen Tisch zu ergattern. Nun saß ich da und stellte fest, dass ich weder Geldbeutel, noch Bank- oder Kreditkarte dabei hatte. Lediglich ein paar Notgroschen für das obligatorische Kölsch-To-Go befanden sich auf Schmalhansens Habenseite. Also nix war’s mit Schweinebauch in Hoisin-Sauce und Lammfleisch mit Kreuzkümmel.
Otternasen, Lerchenzungen und Zaunköniglebern (dieser ganze imperialistische Krimskrams halt…) waren an diesem Tag eh aus. Für Schweinemagen, marinierten Rinderpansen, gewürzte Entenzungen, Schweineohren und Quallensalat aus dem imposanten Vorspeisenprogramm war ich leider nicht mutig genug. So bestellte das kulinarische „Weichei“ aus der Pfalz kleinlaut und mit seinem letzten verbliebenen Bargeld die Dandan-Nudeln mit Schweinehack (9,20 Euro).
Etwas angesäuert ob der Tatsache, dass ich mich selbst so einschränken musste, harrte ich der Nudelschüssel, die da kommen sollte. Aber dann passierte es. Ich saß direkt rechts neben dem Eingang vor der Glasfront und blickte nach draußen, als ein gewaltiger Wolkenbruch die Atmosphäre im Inneren des Lokals noch viel behaglicher erscheinen ließ als es das recht nüchterne Interieur des Ladens zu Beginn vermochte.
Just in diesem Moment wurden mir die in herrlich duftender Brühe schwimmenden Dandan-Nudeln serviert. Gibt es einen erhabeneren Moment, als während eines Weltuntergangsgewitters eine wärmende Nudelsuppe zu schlürfen? Vielleicht ja, aber für mich war das schon ein seligmachendes Schälchen Szechuan-Küche, was ich da im Great Wall vorgesetzt bekam.
Auf der flüssigen Umami-Überdosis glänzten mir unzählbare Fettaugen frech ins Gesicht. Nicht minder tückisch erschienen mir die unter dem Schweinehackhügel lauernden kleinen Chili-Schoten, deren Verzehr mich zwar innerlich wärmte, aber auch den „Lauf der Nase“ herzhaft stimulierte.
Egal, dieser Napf voll Asiaglück war mit Abstand die beste, weil geschmacksintensivste „China-Bolognese“, die mir je unter die hier total deplatzierten Ess-Stäbchen gekommen ist. Mit Löffel und Gabel war die Nudelschale schnell geleert. Genauso schnell übrigens wie der Gewitterschauer vorüberzog.
Das Außergewöhnlichste kam ganz zum Schluss: meine paar Euro haben tatsächlich gereicht. Und das, obwohl noch ein kleines Wasser zu Löschzwecken geordert wurde. Selten habe ich für derart wenig Kohle so viel Geschmack geboten bekommen. Bei nächsten Mal dann Schweineohren und Entenzungen. Ich schwör!
Wie nützlich die Gastrotipps von renommierten Guides auf diesem Portal sind, durfte ich auf unserer diesjährigen Kollegenfahrt nach Köln am eigenen Gaumen erfahren. Da bedurfte es zur kulinarischen Vorbereitung nur die Genussberichte der geschätzten Portal-Buddies Tischnotizen und kgsbus, um für die drei Tage genügend „Material“ in der Hinterhand zu haben.
Schade, dass es aus organisatorischen Gründen nicht klappte, die gesamte Truppe im Brauhaus Johann Schäfer unterzubringen. Nun, die Kölner Altstadt hat ja auch ihren Reiz, wenngleich die dort befindlichen Etablissements... mehr lesen
Great Wall
Great Wall€-€€€Restaurant, Lieferdienst, Catering02212774712Burgmauer 16, 50667 Köln
4.0 stars -
"In der Kürze lag viel Würze" Ehemalige UserWie nützlich die Gastrotipps von renommierten Guides auf diesem Portal sind, durfte ich auf unserer diesjährigen Kollegenfahrt nach Köln am eigenen Gaumen erfahren. Da bedurfte es zur kulinarischen Vorbereitung nur die Genussberichte der geschätzten Portal-Buddies Tischnotizen und kgsbus, um für die drei Tage genügend „Material“ in der Hinterhand zu haben.
Schade, dass es aus organisatorischen Gründen nicht klappte, die gesamte Truppe im Brauhaus Johann Schäfer unterzubringen. Nun, die Kölner Altstadt hat ja auch ihren Reiz, wenngleich die dort befindlichen Etablissements
Geschrieben am 24.11.2019 2019-11-24| Aktualisiert am
26.11.2019
Seit ein paar Wochen hat der Lieferdienst Calabria seine vor Jahren geschlossene Pizzeria wieder eröffnet. Leckere italienische Gerichte in gemütlicher Atmosphäre ist das Credo. Genießen Sie italienischen Qualitätswein oder auch frisch gezapftes Bier von Schlappeseppel. Tischreservierung ist erwünscht. So steht es in der Anzeige unseres örtlichen Mitteilungsblattes.
Seit ein paar Wochen hat der Lieferdienst Calabria seine vor Jahren geschlossene Pizzeria wieder eröffnet. Leckere italienische Gerichte in gemütlicher Atmosphäre ist das Credo. Genießen Sie italienischen Qualitätswein oder auch frisch gezapftes Bier von Schlappeseppel. Tischreservierung ist erwünscht. So steht es in der Anzeige unseres örtlichen Mitteilungsblattes.
Pizzeria Calabria
Pizzeria Calabria€-€€€Lieferdienst, Pizzeria0618877669Hanauer Landstr. 99, 63791 Karlstein am Main
stars -
"Wiedereröffnung der Pizzeria Calabria!" Ehemalige UserSeit ein paar Wochen hat der Lieferdienst Calabria seine vor Jahren geschlossene Pizzeria wieder eröffnet. Leckere italienische Gerichte in gemütlicher Atmosphäre ist das Credo. Genießen Sie italienischen Qualitätswein oder auch frisch gezapftes Bier von Schlappeseppel. Tischreservierung ist erwünscht. So steht es in der Anzeige unseres örtlichen Mitteilungsblattes.
Geschrieben am 20.11.2019 2019-11-20| Aktualisiert am
21.11.2019
Besucht am 23.08.2019Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 362 EUR
Kein Koch hat die moderne Pfalzkulinarik in den letzten Jahren mehr beeinflusst als Benjamin Peifer, dessen besterntes Kallstadter „Erstlokal“ seit gut zwei Jahren für intens(e)ive und neuartige Geschmackserlebnisse sorgt und deshalb völlig zu Recht viel Anerkennung von Restaurantführern, Rezensenten, Foodbloggern, Verlagen und anderen Institutionen des guten Geschmacks erhält. Die Auszeichnung mit einem Michelin-Stern nach nur drei Monaten seit der Eröffnung sagt eigentlich schon alles über die tolle Arbeit, die Benjamin Peifer und sein Team in Kallstadt verrichten.
Nun hat dieser Ausnahmekoch zusammen mit seinem kulinarischen Komplizen Johannes Lochner, der die angegliederte Vinothek „Rohstoff“ führt, mitten im beschaulichen Wachenheim das wahrscheinlich mit Abstand coolste Weinbar-/Bistro der Pfalz eröffnet. Das war im Januar dieses Jahres und ein Besuch stand noch aus. Da passte es ausgezeichnet, dass Ende August zwei Gaumenfreunde aus Hannover ihre „Sideways“ in der Pfalz abhielten.
Die beiden Genussspechte klapperten ganz im Sinne einer ausgeglichenen Kork-Life-Balance diverse Weingüter ab. Womit wir wieder beim Thema wären: dem Pfälzer Rebsaft. Es kam nicht von ungefähr, dass die beiden Riesling-Rocker mit Prädikatgesinnung aus dem „niederen“ Sachsen ausgerechnet diese Izakaya für ein erstes Treffen mit dem Schreiber dieser Zeilen vorschlugen.
Die wollten scheinbar gleich ins Epizentrum der Pfalz-Avantgarde! Zumindest in das mit dem höchsten Coolness-Faktor. Ich war begeistert und freute mich schon Wochen im Voraus auf diesen Abend. Das Reservieren überließ ich den Gästen und war gespannt, wie der Abend im Wachenheimer Winkekatze-Weinclub verlaufen würde.
Ich reiste mit dem Zug nach Wachenheim, da ich um die vinophile Einstellung meiner beiden Tischgenossen wusste. Dass aufgrund der guten Tischgespräche (und -notizen) die Zeit wie im Flug verging und deshalb auch der letzte Zug in Richtung Südpfälzer Heimat verpasst wurde, rief meine fürsorgliche Gattin auf den Plan, die per nächtlichem Abholservice die Herrenrunde gut und sicher ins Hotel bzw. nach Hause brachte. Somit lernte auch sie – wenn auch zu später Stunde – die beiden sympathischen Genießer kurz kennen.
Die beiden weinseligen Tischnotizen kamen an diesem warmen Freitagabend scheinbar frisch aus dem Jesuitengarten (oder war es der Pechstein…) in die tiefenentspannte Wine-Dine-Stube zu Wachenheim. Auf ein liquides Mitbringsel hatten sie dann doch nicht verzichten wollen. Dem frischverheirateten Champagnernovizen wurde doch tatsächlich eine Flasche ihrer sanft perlenden Hausmarke überantwortet. Nochmals vielen Dank an dieser Stelle für die Blubber-Bouteille. Sie liegt nach wie vor in meinem Weinregal und wartet auf DEN Moment.
Bevor es die wenigen Stufen zur ehemaligen Winzergenossenschaftsgaststätte aus dem 18.Jahrhundert hinaufging, begrüßte mich zur Rechten der vor der Eingangstür platzierte Josper-Grill. Ein erster Hinweis, dass an diesem Abend gegrillte bzw. geräucherte Leckereien im Izakaya-Menü auftauchen würden.
Im Inneren des Lokals, reibt sich dann selbst der interieurerprobteste Kostgänger verblüfft die Augen, da er ein solches Ambiente nun wirklich nicht in der Mittelhaardter Weinprovinz vermuten würde. Von der blanken Tischkultur, über das pfiffige Lichtkonzept bis hin zur einsehbaren Küche ist alles da, was auch in Metropolen als geschmackssicher und angesagt gilt.
Über ehrwürdiges Fischgrätparkett steuerten wir zum Zentrum des Gastraumes, dem kleinen, aber feinen Thekenbereich, wo uns Alexej Hirsch vom Service freundlich in Empfang nahm. Geht man weiter nach hinten durch, trifft man auf die mit langer Tafel, üppig gefülltem Weinregal, Berkel-Schneidemaschine und Dry-Ager ausgestattete „Rohstoffabteilung“. Ein veritabler Zufluchtsort für jeden Weinliebhaber, der Spaß am Entdecken hat. In diesem Separee lassen sich am großen Sharing-Tisch auch spontan ein paar Kleinigkeiten aus Yannick Schillis Küche genießen. Das volle Omakase-Programm gibt es dagegen nur auf Reservierung.
Denn in der Izakaya gibt es nur ein Menü für 60 Euro. Punkt. Mastermind Peifer übersetzt den japanischen Ausdruck gerne mit „s’werd gesse, was uff de Disch kummt“. Ein kulinarisches Credo, das übrigens auch für sein Sternelokal Intense gilt.
Die fünf Fixgänge lassen sich noch um zwei Extragerichte gegen Aufpreis erweitern. Für das Otoshi, eine Art „Platzgebühr“ wie sie in japanischen Läden dieser Art üblich ist, werden 5 Euro berechnet. Dafür lässt es sich bei Wasser, Butter, gutem Brot, einem kleinen Appetizer sowie einem heißen, feuchten Handtuch (Oshibori) ganz relaxed ankommen.
So zwanglos das Interieur, so entspannt wirkte auch Alexej Hirsch, der den Service-Part zu unserer vollsten Zufriedenheit ausfüllte. Bereitwillig erklärte er uns die Komponenten der jeweiligen Gänge am Tisch, ging auf Rückfragen gerne ein und agierte dabei stets freundlich kompetent.
Unser Besteck lag in einer eigens dafür angefertigten Holzkiste. Die als Deckel fungierende Menükarte, die uns mit einem herzlichen „Hirasyamase!“ willkommen hieß, war eines dieser kleinen Details, welche unverkennbar die Peifer’sche Handschrift erkennen ließen. Wir blätterten uns durch das „Klemmbrett of Wine“ und bestellten erstmal ein Bier. Alles andere wäre in einer Weinbar ja auch völliger Unsinn gewesen. Für die Herren Tischnotizen war das sicherlich ein Konterbier, das sie – wahrscheinlich von zahlreichen Weinproben gezeichnet – dann auch sichtlich genossen.
Das süffige Kellerbier (0,33l für 3,50 Euro) stammte aus der nahegelegenen Craftbeer-Brauerei BrauArt (Sausenheim bei Grünstadt) und hatte das Izakaya-Logo samt Maneki-Neko auf dem Etikett. Auch wieder so ein kleines fernöstliches Feature, das sich bei der Wandbemalung in Form einer wesentlich größeren, deutlich pfalzweinaffineren Winkekatze (mit Dubbeglas in der Pfote) adäquat fortsetzte. Etwas plakativ vielleicht, aber auf jeden Fall ein echter Hingucker.
Ein Schälchen mit „Pfälzer Edamame“ stand schnell auf dem Tisch. Diese von herzhafter Kimchimarinade und Meersalz umgebenen Räucher-Erbsen (aus dem Josper natürlich…) waren ein erster appetitanregender Hinweis auf die delikate Fernost-Reise, auf die uns Küchenchef Yannick Schilli an diesem Abend schicken würde.
Außerdem war dieses mit Überschmeck versehene Amuse auch ein erstes kulinarisches Indiz für die ungezwungene Atmosphäre, die von der gesamten Crew verbreitet wurde. Die zählten die Erbsen nicht, die grillten sie! Wir zuzelten jedenfalls mit Begeisterung die sanft geräucherten Schoten bis auf die letzte Erbse aus. Eine einzige Wohltat.
Ein fluffiges, nach Kräutern duftendes Foccacia, das wir in eine recht unspektakuläre Tomaten-Holunderblütenemulsion tunken durften, verkürzte danach die Zeit zum ersten Gang und war eine willkommene Grundlage für unseren noch folgenden Alkoholkonsum.
Die Idee, eine Flasche 2017er Chardonnay Grande Reserve (36 Euro) vom selbst bei Bremer Beaujolais-Aficionados hoch angesehenen Weingut Bietighöfer aus Mühlhofen zu erwerben, schien mir mehr als plausibel. Der saftige Weiße hatte den sortentypischen Schmelz und eine schöne Frucht. Dezentes Holz verlieh ihm zusätzliche Würze. Nicht anstrengend, sondern elegant und ausgewogen. Da waren wir uns aber sowas von einig am Tisch.
Gang Nummer 1 schmeckte dann so, als hätte man den vollreifen Sommer farbenfroh in einer Keramikschale nachinszeniert. Aromatische Tomatenstücke aus der Region (Meckenheim) und ein cremig-milder Ziegenkäse von Antje Wutzke vom Zeiselbacher Hof (Neustadt Weinstr.) wurden von einer am Tisch angegossenen Tomatenvinaigrette einfach, aber durchaus stimmig begleitet. Der knusprige Sesamchip wertete den an sich schon formidablen Tomatensalat texturell etwas auf, ohne den kleinen, süß-sauren Geschmacksbomben die Schau zu stehlen. Ein gelungener Auftakt, der Lust auf mehr machte.
Einer am Tisch outete sich als Freund imperialistischer Fischeier, was ihm zu seinem „Raindropcake“ einen Perlmuttlöffel mit 10g feinstem Störrogen einbrachte. Für einen Obolus von 22 Euro wurde die mit Shisovinaigrette und Lauchöl geadelte Gelee-Halbkugel als Zusatzgang angeboten. Der spendable Feinschmecker ließ mich sogar vom Kaviar kosten. Natürlich schmeckte der auch ohne das säuerlich-würzige Gelee-Auge. In Kombination aber scheinbar noch viel besser, wie er mir überzeugend versicherte.
Den zweiten Gang gab es dann selbstverständlich wieder für alle am Tisch. Alexej Hirsch servierte einen im Josper gegrillten Romanasalat, der durch eine Sudachivinaigrette und dünn gehobelten Umamispeck mit reichlich Geschmacksfülle gesegnet war. Für den Temperaturkontrast im Napf sorgte wieder Romanasalat – nur diesmal als Sorbet. Knoblauch-Brot-Brösel vermittelten eine subtile Würze, die zusammen mit dem fetten Speck sehr gut bei uns ankam. Insgesamt war das ein kontrast- und ideenreich angelegter Teller, der durch ein gelungenes Aromenspiel überzeugte. Schon faszinierend, was uns die Jungs hier aus relativ einfachen Zutaten zubereiteten.
Nun folgte die über japanischer Binchotan-Aktivkohle gegrillte Lachsforelle, die von drei verschiedenen, in fermentierter Sojasoße (Shoyu) eingelegten Rettichsorten (Tsukemone) und der schon im Restaurant Intense gerne verwendeten, aufwendig hergestellten XOXO-Sauce begleitet wurde. Letztere wird übrigens aus getrocknetem Saibling, selbst produziertem Schinken, Räucherfisch-Dashi und Pfälzer XO-Weinbrand gewonnen.
Auch hier steckten also wieder viele kleine Produktdetails aus der Heimat drin, die auf kreative Art und Weise verarbeitet wurden. Allein die XOXO-Sauce brannte sich tief in mein kulinarisches Langzeitgedächtnis. Daneben arbeitete man mit texturellen Kontrasten, die den Gaumenreiz des eher schlicht anmutenden Arrangements noch zu steigern vermochten. Knackiger Rettich, ultra-zarter Fisch und eine umami-liefernde Gedächtnissauce – ich wette, das bekommt man in Kyoto auch nicht besser aufgetischt. Eventuell anders…
Den nächsten Additiv-Gang – Dim Sum aus Wagyu und Shiitake (für 16 Euro extra) – hätte sich keiner von uns getraut auszulassen. Dafür klang diese am Tisch mit Wagyudashi angegossene Asia-Preziose schon auf der Menükarte zu verlockend. Neben der mit aromatischer Fleisch-Pilz-Füllung ausgestatteten Teigtasche lag noch eine dünne Scheibe fein marmoriertes Wagyu-Beef, das in der würzigen, mit Yuzukoshu und Wasabi verfeinerten Brühe langsam gar zog, in der dunklen Keramikschale. Für mich war das DER Highlight-Gang des Abends. Aromatisch, süffig, dicht. Dabei mit Schärfe und Säure balancierend. Verdammt hohe Messlatte.
Noch bevor uns die Novinophobie (starkes Angstgefühl vor der Situation ohne Wein zu sein, Anm.) ereilen sollte – der Chardonnay war mittlerweile ausgetrunken – ergriffen wir die Flucht nach vorn und orderten die nächste Flasche. Diesmal fuhren wir jedoch im „Roten Bereich“. Auch drehzahlmäßig sollte es ein wenig voluminöser zugehen. Es saßen ja keine 12,5%-igen Beaujolais-Weseraner mit Pinot-Beschränkung am Tisch. Also Feuer frei!
Wir blieben dem Stefan treu, was einen 2015er Pinotage vom selben Weingut (50 Euro) zur Folge hatte. Das letzte Mal vor gut zwei Jahren in Montreal in einem B.Y.O.W.-Restaurant als Mitbringsel aus der Pfalz zusammen mit meinem Vater genossen, war das für mich ein ganz besonderer Tropfen, der deshalb auch gut zu unserer besonderen Runde passte. Geiler Stoff von kompetenten Consorten. Und natürlich auch eine adäquate Begleitung unserer „Grillplatte“.
Unter dem Motto „sharing is caring“ wurden die sanft gegarten und danach im Josper gegrillten Spareribs von Metzgermeister und Fleischsommelier Heiko Brath aus Karlsruhe auf einer rustikalen Holzplatte in Tischmitte platziert. Sie kamen im bei BBQ-Profis beliebten „St.Louis-Cut“ aufs Brettchen, was eine fantastisch zarte Fleischauflage mit sich brachte. Die Grillspezialität aus dem Mittelteil der Rippenbögen war vorher mit fernköstlicher Teriyaki-Marinade eingepinselt worden, was eine leicht rösche Kruste zur Folge hatte. Ein klares „Rippenbekenntnis“, bei dem sich das herrlich mürbe Fleisch förmlich von den Knochen lutschen ließ.
In separaten Schälchen wurden eine leicht süßliche Zwiebelcreme, lauwarmer Bohnensalat und eine körnige „Schmuggelware“ aus dem fernen Japan als Beilagen gereicht. Bei letzterer handelte es sich um den hochwertigen Rundkornreis namens „Koshihikari“, der aufgrund seines optimalen Stärkegehalts zu den besten Sushi-Reissorten der Welt zählt. Dem klebrigen Aromareis war etwas Sesam und Frühlingszwiebel beigemengt. Gepuffte Reiskörner on Top erzeugten zusätzlich etwas Knusper. Auch die beiden „Ribster“ gegenüber von mir hatten sichtlich Spaß am sauleckeren Fingerfood und die vor uns liegende Soulfood-Platte war schnell geputzt.
An diesem mundfüllenden Abend schwang sogar beim Nachtisch die omnipräsente Umami-Keule dezent mit. Bei dem schlicht „Mirabelle und Aprikose / Hefescreme und Misokuchen“ betitelten Dessert war es das harmonische Zusammenspiel süßer, fruchtig-säuerlicher und leicht salziger Komponenten, das diesen interessanten Geschmacksakkord entstehen ließ. Vor allem der mit Hefecreme überzogene Misokuchen peppte das nicht besonders süß ausfallende Finale angenehm auf.
Danach gab’s noch für jeden einen gefrorenen Gin-Tonic im Wassereis-Format. Die durchsichtige Kunststofftüte beschwor Jugenderinnerungen herauf, während wir genüsslich den eiskalten „Longdrink“ auszuzelten. Yuzu verlieh dem „Gintense“ getauften Pfalzsprit seinen asiatischen Touch. Der auf Mallorca gebrannte Wacholderschnaps hätte mir bestimmt auch in flüssiger Form gemundet. Aber eine gute Idee war diese Art der Verabreichung definitiv. Vor allem in Anbetracht der warmen Witterung.
Viele tolle Ideen und Details fügen sich in der Wachenheimer Izakaya zu einem stimmigen Gesamtkonzept zusammen. Da kann Benjamin Peifer aber richtig stolz auf seinen „Lecker-meets-locker-Laden“ für japan-affine Weinscouts sein. Addiert man zum köstlichen Vertrauensmenü noch die innovative Weinkarte und multipliziert mit dem herzlich-kompetenten Service einer lässigen Crew, ergibt das deutlich mehr als das, was die Korinthen kackenden GM-Tester in ihrem neuen Kompendium zusammen gesülzt haben.
Wie sagt der Japaner so treffend: „Ein freundliches Wort kann drei Wintermonate erwärmen!“ Ein gemeinsames Essen in der Izakaya in bester Gesellschaft schafft das bestimmt noch länger.
Kein Koch hat die moderne Pfalzkulinarik in den letzten Jahren mehr beeinflusst als Benjamin Peifer, dessen besterntes Kallstadter „Erstlokal“ seit gut zwei Jahren für intens(e)ive und neuartige Geschmackserlebnisse sorgt und deshalb völlig zu Recht viel Anerkennung von Restaurantführern, Rezensenten, Foodbloggern, Verlagen und anderen Institutionen des guten Geschmacks erhält. Die Auszeichnung mit einem Michelin-Stern nach nur drei Monaten seit der Eröffnung sagt eigentlich schon alles über die tolle Arbeit, die Benjamin Peifer und sein Team in Kallstadt verrichten.
Nun hat dieser Ausnahmekoch... mehr lesen
The Izakaya · Kuchisabishii
The Izakaya · Kuchisabishii€-€€€Sternerestaurant063229593729Weinstraße 36, 67157 Wachenheim an der Weinstraße
5.0 stars -
"Mit einem zeitgemäßen Vertrauensmenü und einer innovativen Weinkarte setzt diese von lockerer Atmosphäre und drei lässigen Typen geprägte Izakaya neue Maßstäbe in der Region" Ehemalige UserKein Koch hat die moderne Pfalzkulinarik in den letzten Jahren mehr beeinflusst als Benjamin Peifer, dessen besterntes Kallstadter „Erstlokal“ seit gut zwei Jahren für intens(e)ive und neuartige Geschmackserlebnisse sorgt und deshalb völlig zu Recht viel Anerkennung von Restaurantführern, Rezensenten, Foodbloggern, Verlagen und anderen Institutionen des guten Geschmacks erhält. Die Auszeichnung mit einem Michelin-Stern nach nur drei Monaten seit der Eröffnung sagt eigentlich schon alles über die tolle Arbeit, die Benjamin Peifer und sein Team in Kallstadt verrichten.
Nun hat dieser Ausnahmekoch
Besucht am 08.11.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 42 EUR
Seit dem Frühjahr ist die Landauer Gastroszene um eine empfehlenswerte Pasta-Adresse reicher. Am Rathausplatz, dort wo samstags und dienstags der legendäre Wochenmarkt abgehalten wird, betreibt Parez Wared, Inhaber der Landauer Kaffeerösterei „Parezzo“ (keine 50 Meter Luftlinie entfernt) seit einigen Jahren das zwischen Sparkasse und Altem Rathaus angesiedelte Lokal namens Bibulum.
Früher konnte man hier gepflegt eine Tasse Kaffee trinken oder bei einem Dinkelacker aus dem Steinkrug die Landauer Altstadt in vollen Zügen inhalieren. Die Außenplätze auf dem ehemaligen, im 17. Jahrhundert angelegten Paradeplatz sind an lauen Sommerabenden sehr beliebt und bilden zusammen mit dem Café Mago und der Segafredo Espresso Bar die größte zusammenhängende Freiluftgastronomie der Innenstadt.
Aus der Kaffee-Kneipe mit Cocktail-Hintergrund ist seit dem aufwendigen Umbau im März dieses Jahres ein ernst zu nehmendes Speiselokal geworden. Eins, das vor allem durch seine hausgemachte Pasta auf sich aufmerksam macht. Eine ehemalige Kollegin, die mittlerweile ihren verdienten Ruhestand genießt, gab mir den Tipp.
Und so kam es, dass wir an einem schwülwarmen Freitagabend dort aufschlugen. Die meisten Gäste saßen noch draußen, was sich im Laufe des Abends aufgrund eines heftigen Gewitters noch ändern sollte.
Unserem Eintritt folgte sogleich der Wow-Effekt. Kollege Borgfelder würde wohl beim Anblick der stilvoll designten Hängeleuchten von einem ausgefeilten Lichtkonzept sprechen. Auch die schmalen, von der dunklen Decke baumelnden Stabzylinder, die den Thekenbereich illuminieren, zeugen von geschmackvoller Raumausleuchtung.
Bequem gepolsterte Schalenstühle auf der einen und nicht minder komfortable Wandbänke auf der anderen Seite der mit heller Holzplatte ausgestatteten Bistrotische sorgen für ausgesprochen entspannte Sitzverhältnisse.
Hat man den Thekenbereich mit seinem auf Hochglanz polierten Kaffeemaschinenmonster linkerhand passiert, trifft man im hinteren Bereich des Gastraumes auf die offene Küche, durch deren Glasscheiben der Blick sofort auf das Nobelpastagerät fällt. Nudelmacher und Chefkoch Alberto werkelt hier mit solch stoischer Gelassenheit, dass es eine wahre Freude ist, ihn bei seiner Arbeit zu beobachten.
Ein Hauch vom ehemaligen Weinkontor Null41 (jetzt „Sinnesrausch“) wehte durch das schicke Bistro und spätestens beim Anblick der süßen Preziosen aus der Glasvitrine wurde uns ganz warm ums Herz. Zeichnete sich doch unter anderem die Elsässer Ausnahmepatisserie Rebert aus Wissembourg für die kleinen Törtchen verantwortlich. Unser Nachtisch war da schon beschlossene Sache.
Die jungen Mädels vom Service machten ihre Sache richtig gut. Besonders als das Gewitter hereinbrach und viele Gäste ins Innere flüchteten, sorgten sie für Ordnung im Chaos. Man reichte uns die Speisenkarten im DIN-A5-Format. Gleich auf Seite 1 geht’s zu den Nudeln. Immer drei verschiedene Pastasorten, die täglich frisch hergestellt werden, stehen zur Auswahl. Diese lassen sich auf fünf verschiedene Arten kombinieren. Dabei wird auf Saisonalität und Regionalität großen Wert gelegt.
Die junge Dame vom Service zeigte uns auf einem kleinen Tellerchen die Sorten des Tages. Casarecce (sizilianische Rollpasta), Radiatori (geriffelte „Heizkörpernudeln“) und Linguine konnten beispielsweise mit einer Bolognese vom Bio-Rind (10,90 Euro), gebratenen Pfifferlingen (12,90 Euro) oder gegrillter Aubergine, Tomate und Mozzarella (8,90 Euro) bestellt werden. Dass man sein Mehl aus der regional bekannten Kügler Mühle aus Siebeldingen (Bierprojekt Landau) bezieht, ist schon eine Erwähnung wert, da hier scheinbar schon bei den Grundprodukten der Qualitätsaspekt eine große Rolle spielt.
Neben einer kleinen Auswahl an Saisonalitäten sind es vor allem die Kleinigkeiten, wie z.B. Focaccia in diversen Ausführungen, Büffelmozzarella mit Tomaten und Basilikum, hausgemachter Hummus oder Thunfischcreme mit Kapern und Zitrone, die sich wunderbar zu einem guten Glas Wein genießen lassen.
Im offenen Ausschank-Portfolio sind mit Pfaffmann (Walsheim), von Buhl (Deidesheim), Münzberg (Landau-Godramstein) und Gies-Düppel (Birkweiler) namhafte Winzer aus Südpfalz und Mittelhaardt vertreten. Und das zu Viertelpreisen, die zwischen 5 und 6 Euro oszillieren. Aber auch gute Flaschenware lässt sich hier erstehen.
Mit dem saftig-opulenten Grünen Veltliner vom Weingut Gerhard Klein aus Hainfeld (22 Euro) oder dem cremig-feinen Suez Riesling vom Weingut Reichsrat von Buhl (25 Euro) hat man äußerst gästefreundlich kalkulierte Bouteillen im Programm. Einer ausgeglichenen Kork-Life-Balance steht also nichts im Wege.
Und wer partout nicht auf die exquisiten Rebsäfte abfährt, der bestellt sich eben ein süffiges Göcklinger Helles von der gleichnamigen Hausbrauerei, die für beste Pfälzer Hopfenerzeugnisse bekannt ist. Das frisch gezapfte Regionalbier, das ganz ohne “Craftmeierei“ auskommt, wird hier schoppenweise für 4 Euro angeboten.
Wer kann solche Angebote schon ausschlagen? Zusammen mit einer Flasche Mineralwasser von alwa (4,90 Euro) ließ sich der sommerliche Durst gut in den Griff kriegen. Feste Nahrung wurde in Form einer zitronig-frischen Thunfischcreme (4,90 Euro) vorweg sowie der Casarecce-Pasta mit Bolognese-Sauce für mich und der vegetarischen Variante mit Aubergine, Tomate und Mozzarella für meine Frau geordert.
Beim Besuch im November entschied ich mich für den Feldsalat mit Speck und Kracherle (7,90 Euro) sowie die Conchiglie – eigentlich von der Größe her eher Conchigliette – mit Rinderhackbällchen in Tomaten-Gemüse-Sauce (10,90 Euro). Meiner Liebsten war der mit Tomatenpesto servierte Hummus (4,90 Euro) als Vorspeise gerade recht. Ihre Spaghetti wollte sie mit gebratenem Spitzkohl, Kapern und Zitronensauce (8,90 Euro) haben.
Was ich an frischer Pasta so schätze, ist diese latent mürbe Konsistenz, die industrielle Standardware nie erreicht. Denn auch zwischen „bissfest“ und „verkocht“ gibt es texturelle Feinheiten, die einem erst frisch hergestellte Nudeln eröffnen. Außer diesen wirklich hervorragenden Vertretern aus dem Hause Bibulum, waren es die stimmigen Arrangements, mit denen sie serviert wurden. Sowohl die Bolo vom Bio-Rind als auch die ungemein schmackhafte Tomaten-Gemüse-Sauce zeugten von sicherer Hand beim Abschmecken und einem intensiven Fond-ament.
Von der süffig-säuerlichen Thunfischcreme über den mit zupackender Vinaigrette angemachten Feldsalat, den fluffig-buttrige, von Küchenchef Alberto frisch zubereitete Focaccia-Croutons – übrigens immer noch eines meiner liebsten Entrees im Herbst - veredelten, bis hin zum cremigen, mit Zitronensaft und Kapern verfeinerten Hummus, waren alle hier verschmausten Vorspeisen aus der Rubrik „Genuss ohne Reue“. Einfache Gerichte, diese aber mit Verschlinggarantie auf den Teller gebracht.
In die gleiche Geschmackskerbe schlugen die Pastagerichte. Frühlingszwiebeln, Sprossen, Cocktailtomaten und Petersilie ließen auf meinem Bolo-Teller frische Akzente aufblitzen. In Verbindung mit der würzigen Sauce, dem gereiften Parmesankäse und den wunderbar zarten Nudeln ergab das ein wahres Wonnegericht, das mich in Verzückung setzte. Sicher einer der großen Vorzüge der italienischen Küche, die es wie keine zweite versteht, vermeintlich einfache Allerweltszutaten in eindrucksvolle Gaumenerlebnisse zu verwandeln.
Auch die Rinderhackbällchen, welche als wohlschmeckende Fleischdreingabe meine muschelförmigen Conchigliette adelten, hatten dieses intensive Rindsaroma, was auf die Verwendung hochwertigen Fleisches schließen ließ. Der eigentliche Star auf dem Teller war dennoch ein anderer. Die alles wunderbar einfangende Tomaten-Gemüse-Sauce war nämlich von derart viel Überschmeck gesegnet, dass sie zusammen mit dem nicht schüchtern darüber geraspelten Parmesankäse den Umami-Faktor in himmlische Höhen trieb.
Die junge Dame, die mir an beiden Abenden in freundlicher Gesinnung gegenübersaß, war genauso begeistert von ihren Pastatellern. Selbst sie als „die hard“ Sapori-d’Italia-Fan (unser Landauer Lieblingsitaliener aus der Trappengasse) musste zugeben, dass wir mit dem Bibulum eine echte Alternative in Sachen Nudelfreude gefunden hatten.
Das aus zwei Sorten Schokomousse bestehende, auf Biscuit-Madeleine-Basis geschichtete Törtchen zum Dessert war von einem angenehm säuerlichen Himbeerspiegel überzogen. Ein paar Tage später kamen wir zufällig in Wissembourg bei seinem Erschaffer, der berühmten Patisserie von Daniel Rebert, vorbei. Zu meinem Erstaunen verlangte man im Bibulum den gleichen Preis, wie wenn man die „Emmanuel“ getaufte Köstlichkeit vor Ort verzehrt hätte, nämlich gerade mal 4,50 Euro. Die Frage, ob wir in Zukunft extra ins Elsass fahren müssen, um in den Genuss dieser süßen Verführungen zu kommen, stellt sich nun nicht mehr.
Fazit:
Scheinbar geht die Kombination aus einer jungen, motivierten Servicemannschaft und einem erfahrenen Italiener am Herd gut auf. Ohne Reservierung wird es abends schwer einen der wenigen Tische zu ergattern. Das Angebot an Speisen ist übersichtlich, aber mit Bedacht zusammengestellt. Die Verwendung regionaler Zutaten findet im saisonalen Wechsel statt und ist ein Garant für Produktfrische. Die Weinkarte ist derart fair kalkuliert, dass wir beim nächsten Besuch wohl den ÖPNV in Erwägung ziehen. Bereicherung für Landau. Empfehlung für Nudelfreunde.
Seit dem Frühjahr ist die Landauer Gastroszene um eine empfehlenswerte Pasta-Adresse reicher. Am Rathausplatz, dort wo samstags und dienstags der legendäre Wochenmarkt abgehalten wird, betreibt Parez Wared, Inhaber der Landauer Kaffeerösterei „Parezzo“ (keine 50 Meter Luftlinie entfernt) seit einigen Jahren das zwischen Sparkasse und Altem Rathaus angesiedelte Lokal namens Bibulum.
Früher konnte man hier gepflegt eine Tasse Kaffee trinken oder bei einem Dinkelacker aus dem Steinkrug die Landauer Altstadt in vollen Zügen inhalieren. Die Außenplätze auf dem ehemaligen, im 17.... mehr lesen
Bibulum Pastalove
Bibulum Pastalove€-€€€Restaurant, Cafe06341 9952466Rathausplatz 1, 76829 Landau in der Pfalz
4.5 stars -
"Hausgemachte Pasta in zeitgemäß-schickem Ambiente" Ehemalige UserSeit dem Frühjahr ist die Landauer Gastroszene um eine empfehlenswerte Pasta-Adresse reicher. Am Rathausplatz, dort wo samstags und dienstags der legendäre Wochenmarkt abgehalten wird, betreibt Parez Wared, Inhaber der Landauer Kaffeerösterei „Parezzo“ (keine 50 Meter Luftlinie entfernt) seit einigen Jahren das zwischen Sparkasse und Altem Rathaus angesiedelte Lokal namens Bibulum.
Früher konnte man hier gepflegt eine Tasse Kaffee trinken oder bei einem Dinkelacker aus dem Steinkrug die Landauer Altstadt in vollen Zügen inhalieren. Die Außenplätze auf dem ehemaligen, im 17.
Geschrieben am 05.11.2019 2019-11-05| Aktualisiert am
05.11.2019
Neue Pächterin auf dem Bad Rodacher Hausberg: Die Vorstandschaft des Gemeinnützigen Vereins e.V. Bad Rodach hat sich für die Wirtsnachfolge des Ausflugslokals auf dem Georgenberg entschieden. Neuer Pächter ist die Familie von Claudia Lemm, der „Claudi vom Berg“, die in den letzten drei Jahren dort als Wirtin agierte. Sie freut sich darauf, dann ihre eigenen Vorstellungen für das beliebte Ausflugslokal umsetzen zu können. Organisatorisch wird es einige Veränderungen geben. Das war schon von ihr zu erfahren. Der Pachtvertrag mit dem Vormieter endet am 31.12.2019.
Hoffentlich kann die neue Pächterin das Lokal wieder auf Vordermann bringen. Wir werden sehen, wenn wir im kommenden Jahr voraussichtlich im Mai oder im September wieder in Bad Rodach sind.
Neue Pächterin auf dem Bad Rodacher Hausberg: Die Vorstandschaft des Gemeinnützigen Vereins e.V. Bad Rodach hat sich für die Wirtsnachfolge des Ausflugslokals auf dem Georgenberg entschieden. Neuer Pächter ist die Familie von Claudia Lemm, der „Claudi vom Berg“, die in den letzten drei Jahren dort als Wirtin agierte. Sie freut sich darauf, dann ihre eigenen Vorstellungen für das beliebte Ausflugslokal umsetzen zu können. Organisatorisch wird es einige Veränderungen geben. Das war schon von ihr zu erfahren. Der Pachtvertrag mit dem Vormieter endet am 31.12.2019.
Hoffentlich kann die neue Pächterin das Lokal wieder auf Vordermann bringen. Wir werden sehen, wenn wir im kommenden Jahr voraussichtlich im Mai oder im September wieder in Bad Rodach sind.
Restaurant St. Georgenberg
Restaurant St. Georgenberg€-€€€Restaurant, Biergarten, Ausflugsziel0491794147513Heldburgstr. 200, 96476 Bad Rodach
stars -
"Neue Pächterin ab dem 01.01.2020" Ehemalige UserNeue Pächterin auf dem Bad Rodacher Hausberg: Die Vorstandschaft des Gemeinnützigen Vereins e.V. Bad Rodach hat sich für die Wirtsnachfolge des Ausflugslokals auf dem Georgenberg entschieden. Neuer Pächter ist die Familie von Claudia Lemm, der „Claudi vom Berg“, die in den letzten drei Jahren dort als Wirtin agierte. Sie freut sich darauf, dann ihre eigenen Vorstellungen für das beliebte Ausflugslokal umsetzen zu können. Organisatorisch wird es einige Veränderungen geben. Das war schon von ihr zu erfahren. Der Pachtvertrag mit dem
Geschrieben am 02.11.2019 2019-11-02| Aktualisiert am
02.11.2019
Besucht am 17.07.2019Besuchszeit: Abendessen 7 Personen
Bei der im frühen 11. Jahrhundert erbauten Madenburg handelt es sich um eine der größten und ältesten Burganlagen der Pfalz. Die auf einem Felsausläufer des Rothenbergs erbaute, ehemalige Höhenburg thront 250 Meter oberhalb des direkt an der Weinstraße gelegenen Örtchens Eschbach und garantiert geniale Ausblicke in die Rheinebene.
Doch nicht nur wegen der herrlichen Fernsicht ist sie bei vielen Wanderern hoch angesehen. Sie beherbergt auch eine empfehlenswerte Burgschänke, die nicht mit Pfälzer Deftigkeiten geizt und den durstigen Wandersmann mit ehrlicher Rieslingschorle aus dem Stadium der Dehydratation zu führen vermag.
Hauptverantwortlich für so viel Dienst gegen den Durst ist Burgherr Sven Buchwald, der auch ohne Rüstung und Samtkostüm eine gute Figur macht und seit diesem Jahr den gastronomischen Staffelstab von seinem Vater Paul vollends übernommen hat. Dieser führte die Burgschänke zusammen mit seiner Frau Roswitha seit 1988. Nach 30 Jahren war für den heute 69jährigen Gastwirt dann Schluss. Mit Sohnemann Sven, der lange Zeit im elterlichen Betrieb mithalf, ist nun schon die dritte „Buchwald-Generation“ auf dem „Eschbacher Schloss“ tätig. Eine Pfälzer Gastro-Dynastie auf knapp 460 Meter ü. NN. Schön, dass es solche Familienbetriebe noch gibt!
An jenem Mittwochabend wurde auf der Burg „gefunzelt“, sprich: nach eingebrochener Dunkelheit kommen die Romantiker bei Kerzenschein und Windlichtgeflacker voll auf ihre Kosten. Dieser sogenannte Funzelabend wird nur mittwochs in den Sommermonaten abgehalten. Dabei verlängert sich die Öffnungszeit der Burg bis 22 Uhr.
Noch eine Besonderheit: nur am Funzelabend werden Spareribs angeboten. Diese müssen jedoch schon im Voraus geordert werden, denn Sven Buchwalds zarte Schweinerippen brauchen etwas Vorbereitung. Er gart sie vorher im Kombi-Dämpfer schön mürbe und grillt sie dann am Abend nur noch kurz darin. Da kann das knusprige Fleisch ja gar nicht anders als vom Knochen abfallen. Plätze bzw. Tische kann man im Gegensatz zu den Spareribs nicht reservieren, aber auf der Burg sind ausreichend Sitzgelegenheiten vorhanden.
Die besten Plätze befinden sich natürlich unter freiem Himmel, direkt hinter der Brüstung aus Sandstein. Sie erlauben eine uneingeschränkte Sicht auf die abendliche Rheinebene, die sich bei Dunkelheit in ein stimmungsvolles Lichtermeer verwandelt.
Um solch aussichtsreiche Plätze zu bekommen, muss man rechtzeitig da sein. Waren wir an jenem Abend aber nicht. Also parkten wir erst einmal in zweiter Reihe und machten uns auf den Weg in die Schlange, denn in der Madenburgschänke herrscht Selbstbedienung, was bei großem Andrang auch eine gewisse Wartezeit mit sich bringt. Leute, die sich darüber aufregen, sollten sich erst gar nicht auf den Weg machen.
Man bestellt und bezahlt drinnen am Ausschanktresen und wird mit Getränken und einem Pager (fürs Essen) erstversorgt. An einer gesonderten Essensausgabe tauscht man dann den brummenden Funkmeldeempfänger gegen feste Nahrung ein. Von der Organisation her kennt man das ja von vielen Ausflugslokalen in der Umgebung bzw. bewirtschafteten Hütten des Pfälzerwaldvereins.
Die Preise für Bier, Mineralwasser und Rieslingschorle bewegten sich in einem fairen Kalkulationsrahmen. Beim Schoppen Rieslingschorle war man mit 4 Euro dabei, die Flasche Bellaris-Mineralwasser belief sich auf 3 Euro. Bei den Getränken wird in der Burgschänke durchweg durstfreundlich boniert. „Verdorschte“ muss hier wirklich niemand.
Auf der Buchwald’schen Speisetafel geht es in erster Linie klassisch pfälzisch zu. Aber auch drei Sorten Flammkuchen (jeweils 7,90 Euro) warten auf den hungrigen Burgbesucher. Letztere sind übrigens vom besten Fertigflammkuchenbäcker unserer Region, der Firma Tarte Gourmet aus Hauenstein. Der Unterschied zur selbstbelegten „Schmand-Zwiebel-Speck-Backware“ ist bei dieser TK-Variante noch am geringsten. Sicherlich mit die beste, da saftigste Aufback-Tarte, die ich in den letzten Jahren vertilgt habe.
Ansonsten bestimmen deftige Schweine-Schmankerl (Bratwurst, Leberknödel, Saumagen), gerne von Sauerkraut und Specksoße begleitet, den kulinarischen Alltag der Burgküche. Hoch „lebe(r)n“ die Knödel!!! Besonders beim Pfälzer Folkloreteller par excellence, dem „Schiefen Sack“ (8,90 Euro), der schon so manchen fleischmüden Wanderer wieder auf den Weg der schweinernen Tugend gebracht hat. Vegetarier dürfen sich zwischen Bärlauch-Kräuter-Quark mit Kartoffelrösti (8,90 Euro) und vegetarischem Flammkuchen (mit Schafskäse und Peperoni) entscheiden.
Leberknödel und Saumagen bezieht Sven Buchwald übrigens von der Metzgerei Kieffer aus Bad Bergzabern, einer regional bekannten Adresse für hochwertige Pfalzware. Nur bei der Bratwurst zieht er die Pfälzer Spezialitäten GmbH aus Landau als Bezugsquelle vor. Schön, dass der junge Burgwirt die Produkte aus der näheren Umgebung zu schätzen weiß. Auch beim Rebsaft setzt er voll auf die Qualitäten der Region und hat mit dem Eschbacher Weingut Michael Bender einen Topwinzer im Portfolio.
Etwas eingeschüchtert von dem mächtigen Wurstsalathügel, den man gerade zum Nebentisch trug, war ich gespannt was mir der „Herr der Rippe“ wohl alles auf den Teller legen würde. Auch meine Mutter hatte sich im Vorfeld für die Spareribs entschieden, was unterm Strich zwei vorab bestellte Portionen ergab. Der Rest der illustren Runde bestellte Flammkuchen und Deftigkeiten rund um den Sauerkrautbuckel.
Was ich nach dem Brummen des Pagers an der Essensausgabe aufs Tablett gelegt bekam war schon mehr als nur ein „Rippenbekenntnis“. Ein mit hausgemachter BBQ-Soße bestrichenes, ganzes Rack lag quer über einem Beilagenfundament aus gut gewürzten Kringelfritten, die anderswo auch Curly Fries geschimpft werden. Hahahahahalt! Das war noch nicht alles. Ein ordentlicher Klacks Aioli, das Deckweiß unter den Dipsaucen, zierte die letzte freie Stelle meiner gut beladenen Sättigungsaufgabe.
Den Tisch hatten wir mittlerweile gegen einen Vorderrang mit freier Sicht eingetauscht. Ein herrliches Fleckchen, das bei zunehmender Dunkelheit immer lauschiger wurde. Während sich der Rest unserer Funzelfreunde am Pfälzer Schweinstum erfreute, kämpften meine Mutter und ich mit der Portionsgröße. So manch einen hätte ich gerne in „Rippenhaft“ genommen, aber die wehrten Herrschaften hatten nach bewältigtem „Dreierlei“ (die übliche Dreifaltigkeit der Pfalzküche) keine Ambitionen auf Nachschlag.
Doch mit dem Hunger eines frisch Verheirateten lassen sich ja bekanntlich Fleischberge vernichten. Und so fand auch das letzte Stückchen der süßlich-pikant „gerubten“ Rippen den Weg zum Endverbraucher.
Wir saßen noch eine ganze Weile, hatten dabei die ein oder andere spirituelle Eingebung in Form eines nach Minze und Brombeere schmeckenden Likörs namens „Pfälzer Wind“ und genossen diesen Sommerabend in vollen Zügen. Denn selbst Bremer Tanzmäuse wissen mittlerweile: „es ist der Wind, Wind, Wind – der Pfääälzer Wind. Er wird noch wehen, wenn wir längst nicht mehr sind!“
Ach, die Madenburg…für uns wird sie immer ein ganz besonderer Ort bleiben. Allein der fantastische Ausblick auf die Pfälzer Heimat ist den kurzen Fußmarsch nach oben wert. Dazu kommt die einfache, aber äußerst schmackhafte Verpflegung durch die von freundlichen Menschen bewirtschaftete Burgschänke. Da ließe sich bestimmt gut Hochzeit feiern…
Bei der im frühen 11. Jahrhundert erbauten Madenburg handelt es sich um eine der größten und ältesten Burganlagen der Pfalz. Die auf einem Felsausläufer des Rothenbergs erbaute, ehemalige Höhenburg thront 250 Meter oberhalb des direkt an der Weinstraße gelegenen Örtchens Eschbach und garantiert geniale Ausblicke in die Rheinebene.
Doch nicht nur wegen der herrlichen Fernsicht ist sie bei vielen Wanderern hoch angesehen. Sie beherbergt auch eine empfehlenswerte Burgschänke, die nicht mit Pfälzer Deftigkeiten geizt und den durstigen Wandersmann mit ehrlicher... mehr lesen
Madenburgschänke
Madenburgschänke€-€€€Restaurant, Gasthaus, Besenwirtschaft, Cafe, Weinstube, Ausflugsziel, Gasthof063457110Löwenthal 0, Auf der Madenburg, 76831 Eschbach
4.0 stars -
"Für frisch verheiratete Funzler genau das Richtige!" Ehemalige UserBei der im frühen 11. Jahrhundert erbauten Madenburg handelt es sich um eine der größten und ältesten Burganlagen der Pfalz. Die auf einem Felsausläufer des Rothenbergs erbaute, ehemalige Höhenburg thront 250 Meter oberhalb des direkt an der Weinstraße gelegenen Örtchens Eschbach und garantiert geniale Ausblicke in die Rheinebene.
Doch nicht nur wegen der herrlichen Fernsicht ist sie bei vielen Wanderern hoch angesehen. Sie beherbergt auch eine empfehlenswerte Burgschänke, die nicht mit Pfälzer Deftigkeiten geizt und den durstigen Wandersmann mit ehrlicher
Besucht am 26.08.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 33 EUR
Ein warmer Montagabend im August. Man fuhr mit dem Rad in die beschauliche Universitätsstadt an der Queich um bei seinem Lieblingsitaliener in der Trappengasse („Sapori d’Italia“) Station zu machen. Dieser hatte leider aus familiären Gründen geschlossen, also musste der kulinarische Plan B herhalten. Der war gar nicht so leicht in die Tat umzusetzen, hatten doch die von uns präferierten Läden montags geschlossen.
Aus Plan B wurde spätestens dann Plan C, als wir auch im Restaurant „Fünf Bäuerlein“ keinen Platz fanden, da dort die restlichen freien Tische reserviert waren. Gut, wir wollten dann auch nicht ewig suchen. Das etwas antiquiert anmutende „Pfeffer & Salz“, ein Bilderbuchitaliener, dessen Interieur sich seit den 80er Jahren nicht geändert hatte, fand bei meiner Gattin leider keine Zustimmung.
Direkt neben dem „Bäuerlein“ (kein Scherz, so wird es von den Landauern tatsächlich genannt) hält sich seit vielen Jahren ein kleines, auch auf Bringdienst, Catering und Partyservice ausgelegtes Ristorante, dessen Name eine gewisse Leichtigkeit suggeriert. Giuseppe Ciciriello gibt hier seit geraumer Zeit den Patron alter Schule, der mit einer Mischung aus entspannter Überheblichkeit und südländischem Humor bei seiner auf Pasta und Pizza gepolten Klientel gut anzukommen scheint.
Paare, Passanten, Palaver: das Landauer Altstadt Idyll ließ sich an jenem lauen Sommerabend vor der Kulisse des gegenüber befindlichen Alten Kaufhauses, einer historischen Veranstaltungsstätte mitten im Stadtzentrum, ganz vortrefflich genießen. Und um es gleich vorweg zu nehmen: man gab uns auch reichlich Zeit dazu.
Die auf dem Kopfsteinpflaster vor dem Haus verteilten Tische waren fast alle belegt. Dafür ging es im Inneren des „Fliegenden“ umso ruhiger zu. Wahrscheinlich übertrug sich diese entspannte Atmosphäre auf die Küchenmannschaft, die besonders beim Pizzabacken an diesem Abend keine Eile walten ließ. Gut Ding soll ja bekanntlich Weile haben.
Schneller war Signore Ciciriello mit dem Aushändigen der Speisenkarten. Auf Seite 1 empfing uns eine bunte Mischung von Empfehlungen der Woche oder des Monats. Unter dem Titel: „Angebot“ reihten sich Vitello tonnato (9,90 Euro) an Peperoni fritti (5,90 Euro) und Tagliatelle mit Pfifferlingen (13,90 Euro) an Saltimbocca à la Romana (14,90 Euro), ehe das reichhaltige Speisenprogramm mit allem, was man beim netten Italiener um die Ecke an Nudeln und Teigfladen in der Regel so aufgetischt bekommt, in Klarsichtfolien eingepackt auf entscheidungsschwache Gäste lauerte.
Die Pizzen waren in zwei Größen erhältlich. Mit 28 cm (klein) bzw. 32 cm (groß) Durchmesser lagen sie im durchaus verzehrbaren Bereich eines Otto-Normal-Verdauers. Das traumatische Erlebnis im Neustadter Milano hing mir zu der Zeit noch nach. Da war ich froh, über die etwas kleiner dimensionierten Exemplare. Auch diesmal durften es gerne Meeresfrüchte sein, die dem tomatisierten Hefeerzeugnis etwas maritimen Touch verleihen sollten. So jedenfalls meine Hoffnung bei der Bestellung einer großen Marinara (10,50 Euro).
Meiner Frau war nach einer kleinen, mit Schafskäse, Oliven, Peperoni und Kapern belegten Zinghera (9,50 Euro) zumute. Als Appetizer wollten wir uns vorweg eine Portion Bruschetta (4,50 Euro) von der Empfehlungskarte teilen. Die Flasche San Pellegrino kam auf innerstädtische 5 Euro. Den Bieranteil in meinem Radler (0,5 l für 4 Euro) steuerte die Bischoff-Brauerei aus Winnweiler (Donnersbergkreis) bei.
Das Bestellen von Essen und Getränken ging recht zügig vonstatten. Auch wurden zeitnah unsere georderten Durstlöscher serviert. Mit der Bruschetta hatte man es dagegen weniger eilig. Umso erfreulicher, dass nach etwa einer dreiviertel Stunde die vier gerösteten, mit gehackten Tomaten, dünnen Knoblauchscheiben, Basilikum-Gewürz, Rucola und schwarzen Oliven garnierten Weißbrotscheiben endlich den Weg zu unserem Tisch fanden.
Wer jetzt glaubt, dass die Pizzen bald nachgeschoben wurden, irrt gewaltig. Es verging sicherlich nochmal eine gute halbe Stunde – seit unserer Ankunft waren mittlerweile gut 90 Minuten vergangen – ehe unsere bestellten Rundlinge endlich aus dem Ofen geholt wurden.
Keine Ahnung, ob man hier mit Niedrigtemperatur zu Werke ging. Auch der Umstand, dass die meisten der nach uns erschienen Gäste schon eifrig ihre „Mafiatorten“ verputzten, machte mich fuchsig. Auf meine in zurückhaltend verständnisheuchelnder Manier gestellte Frage nach dem Verbleib der Rundbackwaren, bekam ich lediglich die banale Antwort „Es kam Bruschetta, also kommt auch Pizza!“
Egal, unsere vor gefühlt zwei Stunden bestellten Pizzen lagen ja jetzt vor uns und die Argumentation von Herrn Ciciriello war wohl dem vorherrschenden Backstress geschuldet. Wahrscheinlich hatte noch ein zweiter Tisch die „fliegenden“ Teigfladen des „schleichenden Italieners“ geordert. Da kommt man an einem lauschigen Montagabend gern mal ins Rotieren.
Mit Verlaub lieber Giuseppe, wo waren die auf der Karte nachzulesenden Krabben und Venusmuscheln, wegen denen ich überhaupt den Vertrauensvorschuss eines Meeresfrüchtepizzaauftrags in Erwägung zog? Letzteren ging es wohl so mies, dass sie auch deren Namen trugen. Bei manchen Exemplaren sogar noch inklusive der Schale.
Die Tintenfischstreifen ließen sich ins Lateinische locker mit Gummi elasticum übersetzen. Schmeckten aber besser als ihre dehnbare Textur vermuten ließ. Nämlich weder nach Fußmatte, noch nach PVC-Belag. Der Frechheit letzter (Trug)Schluss waren jedoch die dünnen Surimi-Scheibchen, die mir als Krabben-Surrogat meine „Marinara“ vollends ruinierten. Über den viel zu massiven Käsebelag und die überwürzte Tomatenbasis regte ich mich da schon gar nicht mehr auf.
Auch meine Frau konnte ihrer lieblos belegten „Zinghera“ wenig Positives abgewinnen. „Zu mächtig und viel zu würzig“ fiel ihr knappes Urteil aus. Den Boden hielt sie dagegen für akzeptabel.
„De Hunger hot’s noi triebe!“ sagt man auf der rechten Seite des Rheins und meine schlimmsten Befürchtungen regelte im Anschluss mein Pferdemagen. Der „schleichende Italiener“ muss wohl in Zukunft ohne uns auskommen. Wird er aber bestimmt, denn seine Lage macht ihn scheinbar über jeglichen qualitativen Anspruch erhaben. Warum sollte er also bei den Nudelgerichten frischere Zutaten verwenden?
Für einen weiteren Selbstversuch fehlt mir auch ehrlicherweise die Geduld. Da sind andere Italiener deutlich mehr auf Zack. Und liefern wesentlich bessere Ergebnisse. Wie die beiden Rezensenten vor mir auf durchschnittlich 4,5 Sterne kommen, ist mir schleierhaft. Aber ihre Bewertungen sind auch schon fast sieben Jahre alt. Vielleicht standen damals noch Leute in der Küche, die eine ordentliche Pizza backen konnten. Wer weiß…
Ein warmer Montagabend im August. Man fuhr mit dem Rad in die beschauliche Universitätsstadt an der Queich um bei seinem Lieblingsitaliener in der Trappengasse („Sapori d’Italia“) Station zu machen. Dieser hatte leider aus familiären Gründen geschlossen, also musste der kulinarische Plan B herhalten. Der war gar nicht so leicht in die Tat umzusetzen, hatten doch die von uns präferierten Läden montags geschlossen.
Aus Plan B wurde spätestens dann Plan C, als wir auch im Restaurant „Fünf Bäuerlein“ keinen Platz fanden, da... mehr lesen
Der fliegende Italiener
Der fliegende Italiener€-€€€Restaurant, Lieferdienst, Biergarten, Pizzeria0634184542Kronstraße 1, 76829 Landau in der Pfalz
2.0 stars -
"Schlimmer geht zwar immer, aber was man uns hier in Sachen Wartezeit und Pizzaqualität zumutete war schon grenzwertig!" Ehemalige UserEin warmer Montagabend im August. Man fuhr mit dem Rad in die beschauliche Universitätsstadt an der Queich um bei seinem Lieblingsitaliener in der Trappengasse („Sapori d’Italia“) Station zu machen. Dieser hatte leider aus familiären Gründen geschlossen, also musste der kulinarische Plan B herhalten. Der war gar nicht so leicht in die Tat umzusetzen, hatten doch die von uns präferierten Läden montags geschlossen.
Aus Plan B wurde spätestens dann Plan C, als wir auch im Restaurant „Fünf Bäuerlein“ keinen Platz fanden, da
Geschrieben am 22.10.2019 2019-10-22| Aktualisiert am
22.10.2019
Besucht am 20.10.2019Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 70 EUR
Allgemein
Heute am Sonntag haben wir uns wieder mal den Bayrischen Hof in Mainaschaff zum Mittagessen ausgesucht. Am Vorabend einen Anruf getätigt, um einen Tisch für zwei zu reservieren, und tatsächlich konnte der freundliche junge Mann am Telefon für 13 Uhr, was mein Wunsch war, einen Tisch im hinteren Bereich des Restaurants zusagen.
Seit der Bayrische Hof nicht mehr im Schlemmerblock dabei ist, hat sich die Besucherzahl doch etwas dezimiert. Ist auch gut so. Da hat man besser Chancen, einen schönen Tisch zu ergattern.
Am Ankerplatz vor dem Rathaus unser Auto auf dem einzigen noch freien Parkplatz abgestellt und die 50 m zum Restaurant zurückgelegt.
Der Service *****
Etliche weibliche und männliche Servicekräfte wieselten fleißig durch den Raum. Eine der Damen begrüßte uns freundlich und fragte gleichzeitig nach unserer Reservierung. Ich nannte unseren Namen, ihr Blick entdeckte ihn sofort im Reservierungsbuch. Direkt führte sie uns nach hinten an den ruhigen, in einer Nische befindlichen 2er-Tisch. Und diese junge, freundliche Dame begleitete uns vom Anfang bis zum Ende unseres Aufenthaltes im Restaurant charmant und freundlich. Wir fühlten uns prima umsorgt.
Die geöffneten Speisekarten wurden uns in die Hand gegeben. Die Kerze auf dem Tisch angezündet und uns dabei avisiert, dass sie heute auch Wildschweinbraten anzubieten hätten.
Wir nahmen es zur Kenntnis, wollten uns aber trotzdem was aus der Standardkarte aussuchen.
Sie entfernte sich und ließ uns genügend Zeit, Getränke und Essen auszusuchen. Nachdem sie wieder am Tisch nachfragte, orderten wir je einen Chardonnay (0,2 l-Glas, 4,80 €), dazu noch eine Flasche Mineralwasser (Sodenthaler Gourmet, 0,75 l, 5,20 €). Die Getränke wurden zügig und bestens gekühlt serviert. Die Mineralwasserflasche, wie es sich gehört, am Tisch geöffnet und in die dazugehörigen Gläser eingeschenkt. Danach wurden direkt unsere Speisenwünsche aufgenommen.
Die Wartezeit aufs Essen war angenehm und wurde überbrückt mit einem Gruß aus der Küche.
Ein guter Appetit gewünscht, auch immer wieder mal nach uns geschaut und unsere Zufriedenheit nachgefragt. Die georderte Rechnung wurde prompt mit einem ordentlichen Bon vorgelegt, sich bedankt für das Trinkgeld und uns ein schöner Sonntag gewünscht.
Das Essen *****
Für mich sollte es heute mal wieder eine Vorspeise sein. Nämlich sechs Weinbergschnecken mit feinen Gemüsewürfelchen in aromatischer Knoblauchbutter, dazu Weißbrotscheiben (7,80 €). Sechs Weinbergschnecken
Die esse ich immer wieder gerne, wenn wir im Bayrischen Hof einkehren. Auch heute war das ganze Ensemble in dem Pfännchen ein Hochgenuss.
Als Hauptgang entschied ich mich für das Original Wiener Schnitzel vom Kalbsrücken mit Bratkartoffeln und Beilagensalat (19,80). In der Tat eine gute Entscheidung. Zwei hervorragend ausgebackene, zarte Schnitzel mit perfekter Panade lagen schön angerichtet auf dem Teller. Gut zu schneiden, noch besser zu kauen und ordentlich gewürzt. Was will man mehr? Original Wiener Schnitzel vom Kalb
Die dazugehörenden Bratkartoffeln wurden in einer Aluschale separat dazugestellt. Heiß und gut gebraten, mit einer Menge Speckwürfeln versehen, passten sie bestens zum Schnitzel. Die dazugehörenden Bratkartoffeln
Der dazugehörige Salat wurde kurz nach meiner genossenen Vorspeise serviert und von mir an meine bessere Hälfte weitergegeben. So hatte sie auch schon mal was zu essen, bevor die Hauptspeisen kamen. Die frischen Marktsalate waren lecker mit einem schmackhaften Dressing angemacht.
Schätzchen entschied sich für das, laut Karte, Kalbsrückensteak „Strindberg“ (24,80 €) unter einer Zwiebel-Senf-Kruste auf Paprika-Zucchinigemüse. Geschwenkte Orchiettenudeln vervollständigten den Teller. Auch dieses Gericht war eine gelungene Küchenleistung. Das Steak super zart, innen schön rosa, geschmacklich hervorragend. Die einzelnen Komponenten passten gut zusammen. Kalbsrückensteak unter Zwiebel-Senf-Kruste
Beide Hauptgerichte wurden gleichzeitig serviert.
Unser Zufriedenheitsgrad an diesem Sonntagmittag war hoch.
Das Ambiente****
Muss man einfach mögen. Die Tische schön eingedeckt. Hoher Wohlfühlfaktor. Besser ersehen, als ich es beschreiben könnte, kann man auch dies aber auf der Homepage des Bayrischen Hofs.
Die Sauberkeit*****
Alles bestens. Die Toiletten könnten mal eine Renovierung vertragen. Sind zwar auch sehr sauber, haben aber den nicht mehr zeitgemäßen Chic der 80er Jahre. Ihren Zweck erfüllen sie aber immer noch einwandfrei.
Fazit:
Weiterhin eine klare Empfehlung von mir für den Bayrischen Hof. Denn wenn man etwas gehobener und trotzdem noch Geldbeutel schonend einkehren will, ist man hier genau richtig.
Deshalb mein Gesamteindruck:
5 = unbedingt wieder
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt, wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder)
Allgemein
Heute am Sonntag haben wir uns wieder mal den Bayrischen Hof in Mainaschaff zum Mittagessen ausgesucht. Am Vorabend einen Anruf getätigt, um einen Tisch für zwei zu reservieren, und tatsächlich konnte der freundliche junge Mann am Telefon für 13 Uhr, was mein Wunsch war, einen Tisch im hinteren Bereich des Restaurants zusagen.
Seit der Bayrische Hof nicht mehr im Schlemmerblock dabei ist, hat sich die Besucherzahl doch etwas dezimiert. Ist auch gut so. Da hat man besser Chancen, einen schönen Tisch... mehr lesen
Der Bayrische Hof
Der Bayrische Hof€-€€€Restaurant, Biergarten0602175910Hauptstr. 1, 63814 Mainaschaff
5.0 stars -
"Eines unserer seit Jahren Lieblings-Restaurants in der Gegend!" Ehemalige User
Allgemein
Heute am Sonntag haben wir uns wieder mal den Bayrischen Hof in Mainaschaff zum Mittagessen ausgesucht. Am Vorabend einen Anruf getätigt, um einen Tisch für zwei zu reservieren, und tatsächlich konnte der freundliche junge Mann am Telefon für 13 Uhr, was mein Wunsch war, einen Tisch im hinteren Bereich des Restaurants zusagen.
Seit der Bayrische Hof nicht mehr im Schlemmerblock dabei ist, hat sich die Besucherzahl doch etwas dezimiert. Ist auch gut so. Da hat man besser Chancen, einen schönen Tisch
Besucht am 17.10.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 56 EUR
ǀ Prolog ǀ
Ende des letzten Jahres, genauer gesagt am 29.12.2018, kam es zu einem verheerenden Brand im Ortskern des direkt an der Weinstraße gelegenen Hainfeld. Davon betroffen war das Restaurant „Zum Logel“, ein gutbürgerliches Kleinod aus Sandstein und Fachwerkgebälk, dessen gutes Preis-Leistungs-Verhältnis vor allem Freunde deftiger Hausmannskost anlockte.
Seine traditionelle Bauweise beschleunigte leider die Feuerentwicklung, was die nahezu komplette Zerstörung des von Inhaber Helmut Götz in fünf Jahren mühevoller Arbeit sanierten Winzerhauses zur Folge hatte. In der Regionalpresse wurde der Schaden auf über eine halbe Million Euro beziffert. Das Gasthaus „Zum Logel“, das 2011 eröffnet wurde und sich seitdem einer wachsenden Beliebtheit erfreute, stand nach über sieben Jahren kurz vor dem Ende.
Für viele Gastronomen bedeutet eine solche Katastrophe das sichere Aus. Nicht so jedoch für den 63-jährigen Wirt Helmut Götz und sein Team. Der handwerklich talentierte Küchenmeister setzt seit dem Unglück alles daran, das einst so schmucke Anwesen wieder aufzubauen.
Dass dies nicht von heute auf morgen geschieht, ist klar. Bis zur Wiedereröffnung im nächsten Jahr hätte sich wohl ein Großteil des Logel-Teams Arbeit in anderen Gastronomien der Region gesucht. In den aktuell vorherrschenden Zeiten des grassierenden Personalmangels wäre das wohl das endgültige Aus für das Lokal des emsigen Helmut Götz gewesen.
Doch Not macht ja bekanntlich erfinderisch. Da kam die Idee für ein Ausweich-„Quartier“ gerade Recht. Vor den Toren von Hainfeld, an der Landstraße in Richtung Roschbach, standen die Räumlichkeiten einer ehemaligen Wein- und Straußwirtschaft leer. Diese boten sich als Übergangslösung an.
Dauergourmets und andere Gernesser der Region erinnern sich sicherlich an das hervorragende „Arens Restaurant“, das just in diesem Anwesen seinen gastronomischen Aufstieg erlebte. Seit dem Weggang von Philipp Arens in Richtung Sankt Martin (Haus am Weinberg) im Jahr 2016, war es in dem Gemäuer der ehemaligen Weinstube „Zum Räwehäsel“ jedoch still geworden.
Als Gastro-Nostalgiker hat es mich umso mehr gefreut, als ich davon erfuhr, dass in der Roschbacher Straße 3 seit dem 10. April 2019 wieder Töpfe und Pfannen auf dem Herd stehen. Keine Gourmetküche wie bei dem Vorgänger, aber zumindest eine grundsolide Regionalkost wird seitdem offeriert. Helmut Götz und seine getreuen „Logelisten“ hatten ihr neues Quartier bezogen. Der Name „Logels Quartier“ hätte nicht treffender gewählt werden können.
Jetzt fragt sich der geneigte Leser vielleicht, was denn bitteschön ein „Logel“ ist. Nun, der Begriff kommt – ganz typisch für die Pfalz – aus dem Bereich des kontrollierten Weinkonsums. Ein Logel ist nämlich ein kleines Holzfässchen, das die Winzer früher mit Rebsaft oder anderem füllten, damit sie während ihrer Arbeit draußen im Weinberg nicht verdursteten.
ǀ 1.Besuchǀ
An einem warmen Samstagabend Ende Juli rief ich in Logels Quartier an, um mich nach einem Tisch für zwei Personen zu erkundigen. Überraschenderweise erhielt ich für meine Spontananfrage eine Zusage für denselben Abend. Also machten wir uns auf den Weg nach Hainfeld.
Dort angekommen ließ schon der überfüllte Parkplatz auf ein trubeliges Inneres schließen. Und tatsächlich, sowohl auf der hübsch angelegten Außenterrasse mit Pfälzerwaldblick als auch im Gastraum war mächtig viel los. Man setzte uns an einen suboptimalen Tisch direkt im Gewusel, an dem noch ein anderes Pärchen saß. Dazusetzen ist ja in vielen Pfälzer Weinstuben gängige Praxis.
Wir hatten Zeit das Geschehen intensiv zu beobachten, denn anscheinend blieb den gestresst wirkenden Servicedamen noch nicht einmal von jener, um uns mit Speisenkarten zu versorgen. Wir bekamen im Laufe des Abends mit, dass die Logel-Mannschaft einen Ausfall im Service zu verkraften hatte und das ausgerechnet bei der hohen Auslastung.
Eigentlich wollten wir schon wieder gehen, als uns dann doch noch das Götz’sche Köchelverzeichnis gereicht wurde und kurze Zeit später unsere Bestellungen an die Frau (vom Service) gebracht werden konnten. Vorneweg hatten wir uns auf das geräucherte Forellenfilet aus Eußerthal (Pfälzerwald) entschieden (11,90 Euro). Dieses wurde in Gefolgschaft eines mit gebratenen Pfifferlingen verfeinerten Blattsalates angeboten und stand neben Scampispießen und hausgebeiztem Gravedlachs in der auf leichte Sommergerichte abzielenden Saisonkarte.
Meine Frau wählte aus dem vegetarischen Angebot die in Salbeibutter gebratenen Gnocchi auf buntem Antipasti-Gemüse in Tomaten-Kräutersud (9,50 Euro), während ich trotz der warmen Witterung Lust auf das panierte Volksgericht schlechthin hatte. Zwei elegisch gebutterte Schnitzel vom Schweinerücken (10,80 Euro) sollten von Champignonrahmsoße süffig unterfüttert - und von hausgemachten Spätzle auf gutbürgerliches Sättigungsniveau gehoben - den Weg zum hungrigen Kostgänger finden.
Die Flasche Mineralwasser der Marke „Bellaris“ bekommt man hier für faire 3,80 Euro gereicht. Außerdem stehen viele offene Kreszenzen von Winzern aus dem Ort bereit. Früher kamen diese zumeist vom Weingut Ludwig Graßmück (Birkweiler), da dessen Besitzer zur Verwandtschaft des Logel-Chefs gehört.
Nach all der Unterstützung, die man von vielen Hainfeldern nach dem Brand erhalten hatte, ist der offene Ausschank einiger Hainfelder Gewächse vielleicht auch als kleines Dankeschön an die Winzer des Ortes zu sehen.
Wir bestellten ein Viertel vom trocken ausgebauten Grauburgunder Kabinett vom Weingut Matthias Glaser (5,40 Euro). Keine falsche Entscheidung, wie wir bald feststellten. Dass es mit dem Essen an diesem Abend länger dauere, hat man uns schon bei der Bestellung mitgeteilt. Aufgrund unseres Hungers dehnte sich die Zeitspanne bis zum Servieren der Vorspeise natürlich noch aus.
Uns grüßte die Küche mit einer dünnen Scheibe kaltem Rieslingschinken (schön durchwachsen!) an sauer angemachter Rohkostbrunoise und pikanter Meerrettichcreme. In einer Weinstube sind solche Aufmerksamkeiten eher die Ausnahme. Der deftig-frische Appetizer wurde mit ein paar Scheiben Baguette schnell verputzt. Der Auftakt war geglückt.
Es folgte ein ansehnlich bestückter Salatteller, dessen kurz angebratene Pfifferlinge eine tolle Qualität hatten. Auch das leicht von der Haut lösbare Forellenfilet aus dem Pfälzerwald überzeugte mit seinem saftig-rauchigen Fleisch. Zu dem Salat mit hochwertigem Zuchtfisch aus der Region gesellten sich noch Cocktailtomaten in verschiedenen Rottönen, Frühlingszwiebeln, Knuspercroutons, leicht angeröstete Sonnenblumenkerne und etwas „Radieschenklein“.
Kiwi, Orange und Honigmelone steuerten ein paar zusätzliche Fruchtakzente bei. Auf dem dekorativen Glasteller war also geschmacklich und texturell für reichlich Abwechslung gesorgt. Wie sich später noch herausstellen sollte, war diese Salatvorspeise unser „Dish of the day“. Da konnten unsere beiden Hauptgänge leider nicht mithalten.
Wie sagte einst ein großer Rezensent der Berliner Küche: „Das Gebratene ist nichts als des Verkohlten Anfang“. Nun etwas krosser gebraten hätten meine beiden panierten Folklorestücke schon die Pfanne verlassen dürfen. Die Panade löste sich ja schon beim Hingucken vom spärlich gewürzten Schweinerücken. Die hausgemachten Spätzle waren nicht übertrieben portioniert und bedeckten als ein mit frischer Petersilie bestreuter Sättigungshügel nur einen kleinen Teil des Porzellans. Die mit Pilzrahmsauce prall gefüllte Sauciere stand vorsorglich gleich mit auf dem Teller. Nun das Schweinchen schien seine saftigsten Stunden schon hinter sich gehabt zu haben. Für mich fiel diese Art panierter Volkstümlichkeit schlichtweg zu trocken aus. Nur mit reichlich Beiguss aus der Saucenkanone war da beizukommen. Ohne diese hätte sich die Gaumeninformation doch arg in Grenzen gehalten.
Auch meine Gattin war mit ihrem vegetarischen Gnocchi-Teller nicht rundum zufrieden. Die mit Käse überbackenen Kartoffelteignocken schwammen förmlich in Salbeibutter. Das mit frischen Kräutern (Thymian, Salbei) garnierte Tellergericht fiel eindeutig zu fettig aus.
Etwas enttäuscht verließen wir das Götz’sche Übergangsquartier am Ortsrand von Roschbach und waren doch ein wenig verwundert über die vielen positiven Berichte, die auf anderen Plattformen über das „Logel“ kursierten. Schon damals war mir klar, dass wir wohl einen schlechten Tag erwischt hatten und dass sowohl der Service als auch die Küche unter „Normalbedingungen“ noch deutlich würde zulegen können. Ein zweiter Besuch sollte Klarheit schaffen.
ǀ 2.Besuchǀ
Es dauerte dann doch bis Mitte Oktober, ehe ich zusammen mit einem Kollegen, der erst kürzlich in Schnitzialkunde promoviert hatte, an einem herbstlich verregneten Donnerstagabend den Weg nach Hainfeld antrat. An diesem Abend war bedeutend weniger los als bei unserem Besuch im Juli.
Ich hatte kurz vorher angerufen und nach freundlicher Begrüßung wurden wir von Frau Teuer, der Servicechefin, an einen großen Tisch geführt, an dessen anderem Ende sich bereits ein älteres Paar über Rumpsteak mit Zwiebeln und Bratkartoffeln (er) sowie einen Fischteller (sie) hermachte.
Ein Blick in die Runde und alte Erinnerungen an selige Arens-Zeiten kamen bei mir auf. Damals wirkte der Gastraum jedoch um einiges gemütlicher. Mir schien, dies war in erster Linie der Beleuchtung geschuldet. Die Deckenfluter tauchten das „Logel-Quartier“ in viel zu helles Licht. Die lauschige Weinstubenatmosphäre vergangener Tage suchte ich vergebens, auch wenn der betagte Kachelofen von früher noch genauso trotzig die Blicke der Gäste auf sich zog wie vor vielen Jahren.
Keine weißen Tischdecken störten die Holzoptik, die in Form von massiven Wirtshausstühlen, blanken Tischplatten, rustikaler Wandverkleidung und einer Holzdecke im Fassdaubenstil allgegenwärtig war. Das in Papierservietten eingebundene Besteck lag auf einem Holzbrettchen gestabelt in Greifweite.
Im Vergleich zum Erstbesuch ging es an diesem Abend recht beschaulich zu. Ein paar Tische waren belegt. Die meisten der Gäste hatten schon gegessen oder waren gerade dabei. Mein Blick fiel auf zwei kleine, an der Wand hängende Holzfässchen. Gleich zwei Exemplare des Namensgebers hatte man zu Deko-Zwecken oder für Begriffsstutzige aufgehängt.
Erst jetzt fiel mit auf, dass der Thekenbereich komplett neugestaltet war. Die beiden umsichtigen Damen, die an diesem Abend den Service unter sich aufteilten, waren gerade mit der Bereitstellung von Getränken beschäftigt.
Kaum saßen wir, hielten wir schon die Klemmbrettkarten in den Händen. Der Herbst hatte auch hier bereits kulinarisch Einzug gehalten. Ihm huldigte man mit Kürbiscremesuppe, Feldsalat (mit Speck und Croutons) sowie Gambas auf gegrillten Kürbisspalten. Zu diesen drei Vorspeisen gesellten sich noch Steak und Braten von der Hirschkalbkeule und zwei Fischteller als saisonale Empfehlungen bei den Hauptgerichten.
Das klang doch schon sehr vielversprechend. Mein Kollege wollte vorweg die Kürbissuppe (4,20 Euro) mal austesten, während ich mich für den Feldsalat (6,80 Euro) begeistern konnte. Zum Sattessen sollte es für ihn ein großer bunter Salatteller mit in Pfefferbutter gebratenen Roastbeefstreifen (13,90 Euro) und für mich die Hacksteaks mit Spätzle (waren ja beim ersten Besuch schon genehm) und Champignonrahmsoße (9,50 Euro) sein.
Die rote Cuvée „Konstantin“ vom Hainfelder Weingut Bernhard Koch (Viertel für 5,50 Euro) geleitete mich auf Samt-Tanninen gefällig durch den Abend. Diesmal kam als kleiner Küchengruß ein aus Chorizo, kaltem Braten und Birne zubereiteter Fleischsalat, dessen delikates Essig-Öl-Dressing meine Freude auf den Feldsalat noch steigerte.
Dieser präsentierte sich nicht minder lecker angemacht. Angebratener Speck verlieh den eher geschmacksneutralen Rapunzelblättern die nötige Würze. Croutons und Sonnenblumenkerne päppelten meine Vorspeise texturell auf. Knackfrischen Biss verkündeten die Radieschen-Scheiben. Etwas Orange, Kiwi und Erdbeere brachten etwas Fruchtsüße auf den essigsauren Salatteller. In der Summe war das ein sehr erfreulicher Auftakt.
Hatte mein Kollege anfänglich noch seine Bedenken, da die Sahnehaube auf seiner Kürbissuppe etwas mächtig ausfiel, waren diese nach dem ersten Probieren wie weggelöffelt. Der renommierte „Bachelor of Schweins“ kniff an diesem Abend bei der Bestellung des Logel’schen Panierstücks und verleibte sich lieber einen Salatteller ein. Gut, ein paar medium gebratene Roastbeefstreifen argentinischer Provenienz ließ sich der ausgewiesene Fleischkenner dann doch nicht nehmen. Ein wenig beherzter hätte man diese allerdings würzen dürfen.
Mir dagegen setzte man ganz nonchalant die fluffigsten Hacksteaks ever vor. Zusammen mit der Champignonrahmsauce und den Spätzle war das ein veritabler Wohlfühlteller für einen verregneten Herbstabend. Die Soße war keine schnöde Tütenware, sondern fußte schmeckbar auf kräftiger Jus-Basis. Mit frischen Pilzen und dem richtigen Händchen beim Abschmecken konnte da wenig schiefgehen. Insgesamt war dieser Teller kein Vergleich zu den beiden traurigen Panade-Exemplaren, die mir im Sommer aufgetischt wurden.
Von der über dem Kachelofen platzierten Schiefertafel mit den Desserts des Tages entschieden wir uns für die Mousse von Pfälzer-Maronen (7,20 Euro), die mit Baileys und Vollmilchschokolade verfeinert war und in Begleitung von Weintraubengelee geliefert wurde. Mein Kollege ließ mich in Anbetracht der beiden üppig portionierten Nocken nicht im Stich. Etwas mehr nach Kastanie hätte das fluffige Hüftgold schon schmecken dürfen, aber zusammen mit dem Gelee hat auch der süße Abschluss hingehauen.
Nach einem sehr angenehmen Plausch mit der Serviceleiterin Frau Teuer, die meine investigative Neugier geduldig ertrug und bereitwillig „auf ein paar Fragen…“ einging, verließen wir rundum zufrieden das gutbürgerliche (Übergangs-)quartier. Im Vergleich zur ersten Einkehr im Sommer, lief es wesentlich runder (und auch entspannter) ab. Die schmackige Hausmannskost mit Hang zu üppigen Saucen lässt mit saisonalen Einsprengseln keine Langeweile aufkommen. Nächstes Jahr sieht man sich bestimmt in den neuen alten Räumlichkeiten wieder. Wir sind gespannt.
ǀ Prolog ǀ
Ende des letzten Jahres, genauer gesagt am 29.12.2018, kam es zu einem verheerenden Brand im Ortskern des direkt an der Weinstraße gelegenen Hainfeld. Davon betroffen war das Restaurant „Zum Logel“, ein gutbürgerliches Kleinod aus Sandstein und Fachwerkgebälk, dessen gutes Preis-Leistungs-Verhältnis vor allem Freunde deftiger Hausmannskost anlockte.
Seine traditionelle Bauweise beschleunigte leider die Feuerentwicklung, was die nahezu komplette Zerstörung des von Inhaber Helmut Götz in fünf Jahren mühevoller Arbeit sanierten Winzerhauses zur Folge hatte. In der Regionalpresse wurde der... mehr lesen
Logels Quartier
Logels Quartier€-€€€Restaurant06323938793Roschbacher Straße 3, 76835 Hainfeld
4.0 stars -
"Ich war (doch) wieder hier…in Logels Quartier…und diesmal hat alles gepasst!" Ehemalige Userǀ Prolog ǀ
Ende des letzten Jahres, genauer gesagt am 29.12.2018, kam es zu einem verheerenden Brand im Ortskern des direkt an der Weinstraße gelegenen Hainfeld. Davon betroffen war das Restaurant „Zum Logel“, ein gutbürgerliches Kleinod aus Sandstein und Fachwerkgebälk, dessen gutes Preis-Leistungs-Verhältnis vor allem Freunde deftiger Hausmannskost anlockte.
Seine traditionelle Bauweise beschleunigte leider die Feuerentwicklung, was die nahezu komplette Zerstörung des von Inhaber Helmut Götz in fünf Jahren mühevoller Arbeit sanierten Winzerhauses zur Folge hatte. In der Regionalpresse wurde der
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wochenlang hab i mi plogt,
da kam mir s’Essers in den Sinn,
mit acht Kollegen ging’s dann hin…“
Genau so war es. Und da Steinbäcker, Timischl und Schiffkowitz an jenem Abend leider verhindert waren, sollte es uns wenigstens kulinarisch in die Kölner „Steiermark“ (Neuehrenfeld) verschlagen. Zusammen mit acht Lehrerkollegen im Großraumtaxi war allein die Fahrt dorthin für uns „Junker der Provinz“ eine gute Einstimmung auf einen – ich kann es vorwegnehmen – legendären Abend.
Im „Essers“ angekommen wartete schon eine lange Tafel auf uns. Nach dem „Genuss“ der berühmt-berüchtigten Köbes-Ruppigkeit in der Altstadt am Abend zuvor – ich meine es war das kulinarisch bedeutungslose Brauhaus Sünner im Walfisch – freuten wir uns umso mehr, als wir von der sympathischen Gastgeberin und ihrem Serviceteam aufs herzlichste empfangen wurden. Außerdem hatte niemand gegen etwas Anständiges auf dem Teller einzuwenden. Schon gar nicht nach dem Verzehr der rheinischen „Tortouri-Teller“ im Walfisch.
Natürlich hatte ich im Vorfeld ein wenig recherchiert. Die von Andreas Esser (Küche) und Iris Giessauf (Service) geführte Kölner Backhendl-Institution schien genau der richtige Ort für eine ungezwungene Geschmacksexkursion im kleinen Kollegenkreis zu sein. Allein der Bericht meines V-Manns in Sachen Soulfood auf diesem Portal ließ auf einen genussvollen Abend in entspannter Atmosphäre hoffen. Danke an dieser Stelle an dich, lieber Thomas aka Tischnotizen. Ohne deinen furiosen Beitrag wäre ich sicherlich nicht über das „Essers“ gestolpert.
Soviel zur Vorgeschichte. Dann war erst einmal hinsetzen, ankommen und beobachten angesagt. Ringsherum stand wertiges Bistromobiliar auf kernigem Dielenboden. Ein intimer Rahmen ohne jeglichen Muff. Dafür aber mit ganz viel Seele. Die Holztische kannten das weiße Wort aus Leinen nicht. Gut so. Meine Kollegen fürchteten sich nämlich schon insgeheim vor der gehobenen Tischkultur der Kölner Topgastronomie.
Die Fensterbank war mit allerhand namhaftem Leergut dekoriert. Eine – leider bereits ausgetrunkene – Flasche 1964er Riesling Spätlese „Forster Kirchenstück“ vom Deidesheimer VDP-Giganten Bassermann-Jordan ließ das Herz der Pfalzweinenthusiasten am Tisch höher schlagen.
Apropos Wein. Das im edlen Holzeinband gereichte Suffsortiment mit der entsprechenden Gravur für „Gekeltertes und Destilliertes“ hatte, neben einer reichhaltigen Auswahl an deutschen Gewächsen aus den wichtigsten Gebieten (Mosel, Pfalz, Rheingau, Baden, Nahe, etc.), jede Menge ausgesuchte Entdeckertropfen unseres Nachbarlandes Österreich gelistet.
Kein überbordendes Winzer-Telefonbuch, das einen zum ratlosen „Drinherumblättern“ verleitete, sondern ein mit Sinn und viel Weinverstand zusammengestelltes Keller-Kompendium, das uns zuerst ins Weinviertel (Niederösterreich) und danach ins Burgenland entführen sollte. Mit der 2013er Excellent Reserve vom Weingut Pfaffl (39,50 Euro), einer im Barrique ausgebauten Cuvée aus Zweigelt, Merlot und Cabernet Sauvignon, fing der Abend aus vinophiler Sicht sehr vielversprechend an. Er schmeckte tatsächlich genau so wie er hieß, nämlich exzellent!
Das Köchelverzeichnis von Andreas Esser passte auf eine DIN-A4-Seite und versprach eine überschaubare Mischung aus österreichischen Klassikern „zum Gernhaben“ und besser-Bürgerlichen Gerichten „zum Drauflosbestellen“. Frittatensuppe, Hendlmägen und steirischer Volcano Schinken für den Hunger vorweg. Fjordlachs, Blätterteig-Kraut-Tascherl, Hendlbrust, geschmorte Lammhaxe, Geflügelleber mit Puy-Linsen und Kartoffelpüree warteten hingegen auf größeren Appetit.
Krautfleckerl „Tante Jolesch“, Kavalierspitz in Brühe und Entrecôte vom steirischen Almochsen (natürlich mit Bratkartoffeln!) lockten dagegen aus der vorzüglich sortierten Leib-und-Seele-Abteilung die gestandenen Kulinaristen. Die Tagesempfehlung klang nicht minder schmackhaft. Es wurde an diesem Abend ein stundenlang geköcheltes Paprika-Kalbsgulasch an feinen Bandnudeln angeboten. Bingo! Und so dachte nicht nur ich am Tisch.
Zumal eben jenes Kalbsgulasch im Bericht des Kollegen Tischnotizen als absolutes „Must-have“ angepriesen wurde. Scheinbar hat mit diesem Gericht der Küchenchef Andreas Esser schon vor ein paar Jahren mächtig Aufsehen erregt, da es seine Rezeptur eines perfekten Schmoroutputs sogar in den „Kölner Stadtanzeiger“ schaffte. Von solch köstlich anmutendem Gastro-Halbwissen inspiriert, wurde der Teller des Tages gleich mehrfach an unserem Tisch geordert.
Doch vor dem Essen sollst du trinken. Am besten etwas um den Appetit ein wenig anzukurbeln und den Magen für seine kommenden Aufgaben zu wappnen. Auch hier war die Auswahl klein aber fein. Aperos, wie beispielsweise den „Merwut“ (so nennen die Pfälzer ihren Wermut) von Dorst & Consorten, sieht man nicht auf jeder Getränkekarte. Ein fein-bitteres, gerade deshalb die Esslust förderndes Schönramer Pils aus Oberbayern übrigens auch nicht.
Als Entscheidungsneurotiker stellte mich also schon die Wahl der Einstiegsdroge vor kleinere Probleme. Das verlangte nach kompetenter Beratung. Gastgeberin Iris Giessauf, mit der ich da schon längst per du war, empfahl mir ein Gläschen vom Gelben Muskateller (0,1l für 4,50 Euro) vom Weingut Michi Lorenz aus ihrer Heimat, der Steiermark. Eine schlückchenweise genossene, recht exotisch duftende und wohl deshalb leicht zu überspringende Auftakthürde im Glas, wie sich wenig später herausstellen sollte.
Dann wurde hemmungslos drauflos geordert, was sich bei acht hungrigen Pfälzern bzw. Badenern schon etwas hinzog. Egal, Iris nahm das alles sehr gelassen auf. Und nebenbei wurde viel über Pfälzer Wein und dessen Produzenten gefachsimpelt. Mit dem Ausnahmewinzer Sven Leiner aus Ilbesheim hatten wir dann schon den zweiten gemeinsamen Bekannten, den es manchmal ins Essers verschlägt. Es sollten noch weitere folgen.
Zur Einstimmung gönnte ich mir die Kartoffelsuppe (5,50 Euro), die mir perfekt temperiert aufgetischt wurde. Die leicht sämige, mit ein paar Kräutern verfeinerte Terrine hätte auch meine Oma nicht besser vom Herd bekommen. Eine gehaltvolle Gemüsebrühe verlieh der mit angenehmer Säure ausgestatteten „Grumbeersupp“ genügend Rückgrat, um am Gaumen für Furore zu sorgen. Das war kein von übertriebenem Speckeinsatz kündendes Knollenerlebnis, sondern ein äußerst feiner Einstieg ganz nach meinem Geschmack.
Unsere beiden vegetarisch sozialisierten Grünzeugvernichterinnen bekamen vorneweg eine Antipasti-Platte zusammengebastelt. Und zwar eine, die sich sehen lassen konnte. Auch für die „Girls von der Heide“ war dieser spontan kredenzte, nicht auf der Speisenkarte vermerkte Veggie-Teller die reinste Augenweide. Verschiedene Salate, Grillgemüse, gebratene Champignons, ein leckerer Kräuterfrischkäse sowie ein paar nette Käsigkeiten in gewürfelter Form bevölkerten das fleisch- und wurstlose Potpourri, das beim weiblichen Teil unserer kollegialen Genusstruppe sehr gut ankam.
Am anderen Tischende ging es bedeutend deftiger zu. Ein Kollege machte sich über die Hendlmägen in Senf-Thymian-Sauce (8,50 Euro) her und das mit Inbrunst. Zu der Zeit beschäftigte ich mich schon mit meinem herrlich sauer angemachten Blattsalat, der als Beilage vom Kalbsgulasch vorweg serviert wurde.
Insbesondere die ewig dürstenden Schluckspechte fühlten sich an diesem Abend pudelwohl, was natürlich schnell zu Engpässen beim roten Rebsaft führte. Sommelière Iris, die uns schon bei der ersten Flasche einen tanningeschwängerten Volltreffer beschert hatte, wusste genau, was sie uns empfehlen konnte. Mit der 2013er Wolfsjäger Selection vom Weingut Juris (42,50 Euro) aus der pannonischen Tiefebene, einer in gebrauchten Barriques gereiften Cuvée aus Blaufränkisch und Zweigelt, machte sie auch diesmal alles richtig und sorgte für adäquaten Nachschub. Mit seinen 14 Umdrehungen war das kein vinophiler Einschüchterungsversuch, sondern ein liquider Beweis für kraftvolle Eleganz.
Nun hatten wir die richtige Betriebstemperatur, um uns den Hauptgängen zu widmen. Wie schon erwähnt, hatten sich einige am Tisch für das Kalbsgulasch entschieden, darunter auch meine Wenigkeit. Auch der Loup de Mer mit Fenchel-Paprika-Gemüse und Kartoffelpüree (24,50 Euro) und die Spaghetti mit Tomaten und Kürbiskernpesto (15,50 Euro) waren unter den bestellten Hauptspeisen.
Doch kommen wir zum Wesentlichen. Kommen wir zum Paprika-Kalbsgulasch. Allein der Duft des lange eingeköchelten Beigusses versetzte den „Soßenfreunde e.V.“ in Verzückung. Aromatisch grundiert von einer maßvoll reduzierten Jus, der es nicht an geschmacklichem Tiefgang mangelte, war das eine bewährte Kombination von Ewigkeitswerten, die als delikates Zugeständnis für die letzten „Eingefleischten“ am Tisch auf offene Münder stieß.
Die Paprika verlieh dem süffig-schmorwürzigen Seelenteller etwas vegetabile Frische sowie die nötige Säure. Das herrlich mürbe Kalbfleisch erledigte den Rest. Dieses ganz und gar unkomplizierte, jedoch handwerklich auf Topniveau zubereitete Gericht begeisterte uns auf ganzer Linie. Einige sprachen sogar von einer Gulasch-Offenbarung. Mir wurden sogar noch einmal Nudeln nachgereicht. Nicht die einzige Disziplinlosigkeit, die ich mir an diesem Abend leistete.
Auch über die anderen Speisen vernahm ich lobende Worte. Die Mannschaft war sichtlich zufrieden und wir steuerten ganz gemächlich auf diesen „magic moment“ zu, der uns Raum und Zeit vergessen ließ. Wie textete einst ein österreichischer Pop-Poet (wahrscheinlich in Kokslaune): „Lass diese Reise niemals enden, das Tun kommt aus dem sein allein…“. Ja, konnte man für diesen Abend genauso stehen lassen. Auch ohne Kokslaune, versteht sich. Dafür sorgte nämlich schon der burgenländische Leckertropfen im Glas.
Mittlerweile war jedoch gerade jener rote Wolfsjäger in die ewigen Jagdgründe eingegangen bzw. schon in Richtung Leber seiner Endverbraucher unterwegs. Folglich musste neuer Stoff entkorkt werden. Balance halten – Insider wissen welche – war angesagt. Zum Käsegang gesellte sich dann eine gute Freundin aus der Pfalz zu uns. Eine unfiltrierte Cabernet Sauvignon-Merlot-Cuvée aus dem Jahr 2015 vom Weingut Wageck aus Bissersheim („Knipser-Town“) sollte unser Weingelage ganz heimatverbunden beschließen.
Dann wurde die Glasglocke gelüpft und ein knappes Dutzend gut gereifter Rohmilcherzeugnisse – bis auf einen „Ausreißer“ waren sie allesamt aus deutschen Landen – trat unter Verbreitung würzigen Wohlgeruchs zum Vorschein. Unter den von der norddeutschen Käsefeinschmeckerei Kober gelieferten Exemplaren tummelten sich Kuh-Weich-, Kuh-Rohmilch-, Ziegenfrisch-, Berg- und Schnittkäse-Sorten mit teilweise recht eigentümlichen Namen. „Bentheimer Muh und Mäh“ stand beispielsweise für einen Mischkäse aus Kuh- und Ziegenmilch.
Letztendlich schnitt mir Iris nach meinen Wünschen von etwa der Hälfte ihres Käsesortiments ein Stückchen ab. In der Summe machte das: dreimal hart, einmal weich und einmal frisch von der Ziegentorte. Für gerade mal 10 Euro ein schöner Querschnitt durch die norddeutsche Käselandschaft von der mir besonders der im perfekten Reifegrad zerlaufene Crémeer in Erinnerung geblieben ist. Dieser Weichkäse aus Kuhmilch vom Backensholzer Hof in Nordfriesland schmolz förmlich auf der Zunge. Zusammen mit dem Remeker, einem geschmacksintensiven holländischen Rohmilchkäse mit Naturrinde, war das eine – im wahrsten Sinne des Wortes – reife Leistung.
Nach ein paar Espressi und der ein oder anderen Unterstützung in spiritueller Hinsicht verließen acht hochzufriedene Esser ihr neues Kölner Lieblingslokal, um frei nach dem Motto „die Nacht gehört uns bis zum Morgen“ die Live Music Hall aufzusuchen und danach im Gloria-Theater dem Retro Clash der 90er und 2000er aktiv zu begegnen.
Epilog:
Liebe Iris, lieber Andreas vielen Dank für diesen wunderbaren Abend, an dem wir uns von der ersten Minute an wie langjährige Stammgäste fühlen durften. Dass ihr beide knapp zwei Monate vorher am 13.Juli, dem Tag, an dem auf der Madenburg bei Eschbach kräftig Hochzeit gefeiert wurde, in der Pfalz bei unseren Genießerfreunden aus Ilbesheim (Nina & Timo) zu Gast wart und wegen eben jener Feier auf eure Gastgeber an diesem Abend verzichten musstet, ist eine dieser grotesken Geschichten, die mir immer wieder zeigen, wie klein die Welt des guten Geschmacks doch manchmal ist. Beim nächsten Köln-Besuch ist ein Abend bei euch schon fest eingeplant, denn wir haben euch einiges zu erzählen.