Geschrieben am 15.10.2019 2019-10-15| Aktualisiert am
15.10.2019
Besucht am 16.08.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 126 EUR
Als der Franzose Bruno Robichon zusammen mit seiner Frau Hannelore im Juli des Jahres 1984 im idyllisch gelegenen Rieslingdorf Frankweiler die Dorfwirtschaft „Zur Frankenburg“ in der Orensfelsstraße übernahm, dümpelte die Südpfalz aus kulinarischer Sicht noch mächtig vor sich hin.
Gut, im selben Jahr übernahm ein gewisser Karl-Emil Kuntz das Amt des Küchenchefs in der Haynaer Krone und erkochte sich zwei Jahre später seinen ersten Stern, aber ansonsten war in der von Weinstuben, Straußwirtschaften und Dorfbeizen gesäumten Region kulinarisch nicht besonders viel los. Die Liebe der deftigen Regionalküche ging damals eben in erster Linie durch den Saumagen.
Insofern war diese der Kulinarik unseres Nachbarlandes verpflichtete Genussenklave mitten im Wohngebiet von Frankweiler von Beginn an etwas Außergewöhnliches. Und dass heute, 35 Jahre (!) später, das Restaurant immer noch existiert und es sich nach wie vor einer großen Beliebtheit erfreut, spricht für seine kontinuierliche Qualität, mit der seit über drei Jahrzehnten exquisite Franko-Klassiker serviert werden. Als feste gastronomische Instanz und verlässliche Empfehlung ist dieses familiengeführte Traditionslokal längst kein Geheimtipp mehr.
Und so kam auch ich vor gut 25 Jahren das erste Mal in den Genuss der klassisch französisch inspirierten Bistroküche von Maître Robichon. Ein familiäres Weihnachtsessen führte mich damals in das von außen recht wenig auf Spitzenküche hindeutende Wohnhaus. Die auf den Punkt zubereiteten Fischgerichte von damals hält mein kulinarisches Langzeitgedächtnis bis heute gespeichert.
Die heimelige Wohnzimmer-Wintergarten-Atmosphäre der beiden Gasträume (zusammen um die 45 Sitzplätze) hatte ich dagegen nicht mehr so ganz auf dem Schirm, als ich zusammen mit meiner Frau an einem warmen Sommerabend Mitte August nach langer Abstinenz mal wieder dort aufschlug. Dass der Folgebesuch schon knapp zwei Monate später erfolgen sollte, konnten wir da noch nicht ahnen. Es muss uns anscheinend recht gut gefallen haben.
Auch wussten wir im August noch nichts von der bevorstehenden Renovierung des ersten Gastraumes, dem man in der Folgezeit ein komplett neues Aussehen verpasste. In dem vormals trauten Wohnzimmer mit gepflegter Landhausatmosphäre hielt ein nicht minder schickes Bistroambiente Einzug. Mit neuer Beleuchtung in Form zeitgemäßer Pendelspots, grünen Wänden und edlen, nach eigenen Vorstellungen gefertigten Holztischen und Wandbänken war das eine Überraschung im allerbesten Brasserie-Sinne.
Bei beiden Besuchen reservierte ich per Facebook bzw. Email. Dabei kommunizierte ich sowohl mit der Tochter Sophie (FB), die seit sieben Jahren im Servicebereich tätig ist, als auch mit ihrer Mutter Hannelore (Mail). Letztere lässt es – auch dank ihrer engagierten Tochter – nach so vielen Jahren in der Gastro verständlicherweise etwas ruhiger angehen und steht nicht mehr jeden Abend hinterm Tresen.
Und so war es auch die Tochter Sophie, die uns freundlich in Empfang nahm und unsere Jacken zur Garderobe beförderte. Sie wurde an beiden Abenden von einer weiteren Servicekraft unterstützt. Auf unsere Fragen reagierte man fachkundig und aufgeschlossen. Man ließ uns genügend Zeit und nach jedem Gang wurde nachgefragt, ob denn alles in Ordnung gewesen sei. Das passierte nicht wie einstudiert, sondern klang nach echtem Interesse am Wohl des Gastes. Dass beim Besuch im Oktober der Küchenchef selbst für eine kleine Fachsimpelei über die Zubereitung seiner Bouillabaisse an unseren Tisch kam, zeigte uns, dass man sich hier nicht nur für die Stammklientel Zeit nimmt.
Monsieur Robichon wurde in der Küche von einem weiteren Koch (Nils), der hier auch seine Lehrzeit absolviert hatte und quasi als rechte Hand des Chefs fungierte, entlastet. Auch den jungen Azubi (Tobias) konnte ich durch die Durchreiche zur Küche erkennen. Die ein oder andere Aushilfe schien die überschaubare Personaldecke des Lokals zu komplettieren.
Gemäß der vorhandenen Man- bzw. Womanpower war das Speisenangebot auf das Wesentliche beschränkt ohne dabei dürftig zu wirken. Bruno Robichon möchte seinen Gästen die Feinheiten der Franzosenküche näherbringen und bietet neben einer reduzierten À-la-carte-Auswahl an klassischen Bistrogerichten (Fischsuppe, gemischter Vorspeisenteller, Croustillant mit Lammfüllung, Filet vom Charolais-Rind, Medaillons vom bretonischen Lamm und Seewolffilet mit Jakobsmuscheln) drei verschiedene Menüs („Plaisir“, „Gourmet“ und eines mit saisonalem oder regionalem Bezug) an.
Einige der À-la-carte-Gerichte finden sich in etwas abgewandelter Form in den Menüs wieder. Die Entscheidung für das fünfgängige Gourmet-Menü (60 Euro) fiel mir nicht schwer. Das originäre Seeteufel-Carpaccio konnte problemlos gegen die viel gelobte Fischsuppe mit Rouille und Croutons getauscht werden. Zu Seewolffilet und Lamm-Medaillons (zweiter und dritter Gang) gesellten sich noch eine feine Käseauswahl und eine Tartelette mit Zitronenmousse und Zitronen-Thymian-Sorbet.
Meine Frau ließ sich vom Saison-Menü (49 Euro) in vier Etappen in die Provence entführen. Auf ihrer Gaumenreise wurde sie von gegrilltem provenzalischem Gemüse mit Ziegenfrischkäse, einer kleinen Fischsuppe mit gebratenem Doradenfilet, Kaninchenpaupiette mit frischen Pfifferlingen sowie Aprikosen mit Lavendelcrème und Aprikosensorbet in den Süden Frankreichs geschickt.
Die wirklich hervorragend sortierte Flaschenweinkarte, die neben einer Vielzahl französischer Trouvaillen auch gute Pfälzer Tropfen listet, lässt das Herz eines jeden Weinliebhabers höherschlagen. Alle wichtigen Weinregionen unseres Nachbarlandes sind mit ausgesuchten Kreszenzen vertreten. Neben Burgund, Beaujolais, Bordeaux und Rhônetal wird selbst dem Maconnais, der Loire und dem Languedoc vinophil gehuldigt.
Freunde großer Pfalzgewächse dürfen sich an Riesling von Rebholz (Siebeldingen), Weißburgunder von Münzberg (Landau-Godramstein) und Spätburgunder von Meßmer (Burrweiler) erfreuen. Auch kleine Flaschen zu 0,375l sind im umfangreichen Rebsaftsortiment der Robichons vertreten.
Im August wählten wir noch ganz brav aus dem offenen Angebot ein Viertel Côtes du Rhône Villages Séguret von der Domaine de l’Amandine für faire 5,50 Euro sowie einen saftigen Weißburgunder Kabinett vom Siebeldinger Winzersektspezialisten Wilhelmshof zu 6,50 Euro für die gleiche Menge. Der rote Südfranzose war ein echter Wolf im Schafspelz. Samtweich schmeichelte er uns durch den Sommerabend, während Kollege Weißburgunder mit Schmelz und einem Hauch Exotik keinen besseren Gegenpart hätte abgeben können.
Bei unserer Einkehr im Oktober war von Zurückhaltung bezüglich der Wahl eines geeigneten Flaschenweines dann keine Spur mehr. Die 14%ige Réserve Rouge aus dem Jahre 2012 namens „Mas de Tannes“ vom Ausnahmewinzer Paul Mas (Languedoc) erwies sich als würdiger Essensbegleiter, der mit wunderbarer Flaschenreife tiefdunkel in unseren Gläsern schwappte. Mit einem Preis von lediglich 23,50 Euro war er zudem ein echtes Schnäppchen.
Zur Einstimmung wurden unsere „bouches“ ganz vortrefflich „amüsiert“. Im August erfreute uns eine aromatisch duftende Paprika-Espuma mit Olivenöl-Emulsion, die genau wie der zwei Monate später mit Curry verfeinerte und mit einer erdig-säuerlichen Rote-Bete-Vinaigrette ausgestattete Hokkaido-Schaum das kleine Gläschen aromatisch ausfüllte. Ein Hauch von Saisonalität, der schon beim luftigen Aufgalopp zu spüren war. Dazu wurden herzhafte Käsewindbeutel, die man im Burgund als „Gougères“ bezeichnet, gereicht. Fluffiger hätten die Grüße aus der Küche gar nicht ausfallen können.
Spätestens als wir vor ein paar Tagen das zweite Mal bei Bruno Robichon einkehrten, wurde uns klar, wie wichtig dem Küchenchef eine feine Säurekomponente bei seinen Gerichten ist. Diese zieht sich wie ein roter Geschmacksfaden – in unterschiedlichen Nuancen und Schattierungen versteht sich – durch sein Speiserepertoire. Typisch französisch eben.
Den Auftakt machte eine gänzlich ohne Alkohol auskommende Fischsuppe, die auf kräftiger Bouillonbasis mit tomatiger Abendröte und ganz viel geschmacklichem Meeresrauschen daherkam. Am Rand des mit saftiger Fischfileteinlage gefüllten Tellers kündete ein gelblicher Saum vom beherzten Einsatz eines der wichtigsten Bouillabaisse-Gewürze überhaupt, dem Safran. Auch die Verwendung von Knoblauch wurde nicht von vornherein unter Homöopathieverdacht gestellt.
Folglich konfrontierte die aromatische Fischbrühe meine Geschmackspapillen mit einem mediterran-maritimen Breitwandformat, das ich lediglich am Hafen von Marseille noch eine Spur intensiver wahrgenommen hatte. Aber das war lange her. Bravo, das „Unterschriftgericht“ von Herrn Robichon war ein sehr gelungener Auftakt und kam einem lukullischen Wirkungstreffer gleich. Auf Rouille, Röstbrot und Käseraspel, die als obligatorische Beilagen nicht fehlen durften, hätte ich sogar verzichten können, so herrlich wohlschmeckend geriet Brunos Bouillabaisse.
Auch meine Frau lobte ihren nach frischen Kräutern duftenden Gemüsehügel, der mit angerösteten Pinienkernen, feinem Olivenöl und einer stattlichen Ziegenkäsefüllung aufs Angenehmste drauflos „ratatouillierte“. Die gegrillten Hauptakteure lauteten Aubergine, Zucchini und Paprika. Der akkurate Einsatz von Knoblauch, Salbei, Thymian und Rosmarin ließ sie aber erst geschmacklich zur vollen Entfaltung kommen. Die ebenfalls mit einer Kräuternote versehene Käsecrème von der Ziege passte mit ihrer leicht herben Frische ganz hervorragend in dieses bunte Provence-Potpourri.
Wir schalteten einen Gang höher. Während Madame eine etwas kleinere, dem Menü angepasste Variante von der Fischsuppe vorgesetzt wurde, bekam ich es mit einem perfekt auf der Haut gebratenen Seewolffilet, das auf hausgemachten Sepia-Nudeln thronte, zu tun. Eine „zum Reinlegen“ gut abgeschmeckte Sauce Ratatouille ergänzte diesen schon rein optisch sehr gelungenen Fischgang auf angenehm süffige Weise. Gut, dass da noch ein paar Schlückchen vom Weißburgunder Kabinett im Glas waren. Denn zum Fischteller passte er ausgezeichnet. Ach, wie herrlich so eine schnörkellos gekochte, aus hochwertigen Grundzutaten bestehende Mittelmeerkost doch schmeckt! Was braucht’s da mehr?
Aber es gab ja noch mehr. Und auch den fleischlichen „Aufgaben“ des Abends wollten wir uns gerne stellen. Zumal mir der geballte Duft der Macchia in Form zweier saftiger Lamm-Medaillons aus der Bretagne auf einem ebenso wohlriechenden Saucenspiegel in die Nase stieg. Das Kartoffelgratin reichte man à part in einer kleinen Auflaufschale. Dazu gesellte sich noch leicht bissfest gegartes Gemüse (Erbsen, Karotten, Kohlrabi).
Ein klassisches Dreikomponentengericht, das in erster Linie von der handwerklich tadellos zubereiteten Lammjus und den beiden leicht durchwachsenen, à point gegrillten Medaillons des von Natur aus schon leicht würzigen Salzwiesenlamms lebte. Sein aromatisches Fleisch genügte, von einer animierenden Kräutermarinade kongenial verfeinert, nicht nur höchsten olifaktorischen Ansprüchen, sondern erzeugte auch ein breites Gaumengrinsen bei seinem Endverbraucher.
Ebenfalls wunderbar saftig geriet die einer Roulade nicht unähnliche Paupiette vom Kaninchen, die sich meine Frau zusammen mit Pfifferlingen der gehobenen Güteklasse einverleibte. Und jeder, der sich in Fleischgerichten auskennt weiß, die schnell so ein Häschen texturell ins Trockene hoppelt. Ein Hauch von Basilikum, der sowohl von der Füllung des Karnickelrückens sowie von der üppig portionierten Jus herrührte, umwehte das mit den gleichen Gemüsebeigaben servierte Festessen. Mit seinem Händchen fürs Abschmecken verlieh Maître Robichon auch diesem vollmundigen Beiguss das gewisse Extra und ließ so meine Herzensdame aus dem Vollen löffeln.
Der Käsegang vor dem Dessert bestand aus vier gut gereiften Exemplaren. Ziegenkäserolle, Comté, Reblochon und Fourme d’Ambert deckten ein recht breites Geschmacksspektrum, das von mild bis würzig reichte, ab. Auch texturell war das ein angenehmer Querschnitt durch den französischen Käsekontinent. Der cremige Fourme d’Ambert, der weiche Ziegenkäse, der etwas biegsamere Reblochon und der Hartriegel aus der Franche-Comté machten richtig Spaß. Die recht üppige Menüportion wurde von uns im Sharing-Modus bewältigt. So ganz sollten die gebotenen Milcherzeugnisse unsere Mägen noch nicht schließen.
Denn das süße Finale stand uns ja noch bevor. Die von Him- und Heidelbeeren flankierte und mit Zitronenmousse bestückte Tartelette aus feinstem Mürbeteig hatte als sauer-aromatischen Gegenspieler eine Kugel Zitronen-Thymiansorbet mit auf den Teller bekommen. Gut, dass bei so viel Zitrusfrische ein paar kleine Merinque-Tupfer meine Nachspeise wieder zum Süßen wendeten.
Auch die Gattin war angetan von ihrem Aprikosentraum, dessen vorzügliche Lavendelcrème die süßreife, von reichlich Carotin gesegneten Fruchtstücke um eine leicht herbe Note erweiterte. Das Aprikosensorbet lieferte dazu noch die passende Frische. Sauer, herb und süß – eine Kombination, die eigentlich jedes Dessert zu einem runden Geschmackserlebnis erheben.
Dass man uns zur Rechnung noch zwei Stück Schokotarte kredenzte, machte uns überhaupt nichts aus, zumal dieser Petit-Four-Ersatz jedem guten Patissier ein neidloses „Chapeau“ abgerungen hätte. Das war kein Rausschmeißer, sondern eine Einstiegsdroge für Liebhaber des gehobenen Kakaoanteils. Zusammen mit der letzten Rotweinpfütze genossen war das tadellos oder „comme il faut“ wie der Franzose sagt.
Wie gerne würde ich auch den zweiten Besuch hier gebührend rezensieren. Aber das würde wohl dann doch den textlichen Rahmen sprengen. Nur so viel sei gesagt: meine beiden an diesem Abend gewählten À-la-Carte-Gerichte, eine fabelhaft gegrillte Entenstopfleber (auf Apfel-Blätterteigkissen mit Linsen an Vinaigrette) mit sagenhaft zarten Tranchen von der Entenbrust (22,50 Euro) sowie das perfekt medium rare gebratene Filet vom Charolais-Rind an Rotweinsauce, Herbstgemüse und frischen Pilzen (29,80 Euro) stand dem viergängigen „Menu Automne“ (49 Euro) meiner Frau in nichts nach.
Der Vollständigkeit halber seien die vier Stationen ihrer kulinarischen Herbstwanderung kurz aufgezählt. Ziegenfrischkäse mit Rote Bete und herbstlichem Gemüse machte den farbenfrohen Auftakt. Den Zwischengang markierte eine mit Crevetten, Mies- und Jakobsmuschelfleisch gefüllte Coquilles St. Jacques, die der überbackenen bretonischen Art gar nicht so unähnlich war. Beim Hauptgang eiferten Brust und Keule vom Stubenküken um die saftigsten Momente auf dem Teller. Einem herrlich süffigen Mirabellen-Clafoutis hatte man Zwetschgenkompott und Mirabellensorbet als adäquate Begleiter mitgegeben. Für uns ein Nachtisch zum Teilen und Dahinschwelgen.
Merci Sophie, Merci Bruno für diese beiden Abende auf ganz hohem Geschmacksniveau. Die äußerst wohlgeratenen Gaumenorgien beeindruckten und wir freuen uns schon auf den nächsten Besuch. 35 Jahre lang eine solche Qualität auf die Teller zu bringen sind aller Ehren wert. Chapeau, Monsieur!
Als der Franzose Bruno Robichon zusammen mit seiner Frau Hannelore im Juli des Jahres 1984 im idyllisch gelegenen Rieslingdorf Frankweiler die Dorfwirtschaft „Zur Frankenburg“ in der Orensfelsstraße übernahm, dümpelte die Südpfalz aus kulinarischer Sicht noch mächtig vor sich hin.
Gut, im selben Jahr übernahm ein gewisser Karl-Emil Kuntz das Amt des Küchenchefs in der Haynaer Krone und erkochte sich zwei Jahre später seinen ersten Stern, aber ansonsten war in der von Weinstuben, Straußwirtschaften und Dorfbeizen gesäumten Region kulinarisch nicht besonders... mehr lesen
5.0 stars -
"Akkurat zubereitete französische Bistroklassik in einem charmant geführten Familienbetrieb" Ehemalige UserAls der Franzose Bruno Robichon zusammen mit seiner Frau Hannelore im Juli des Jahres 1984 im idyllisch gelegenen Rieslingdorf Frankweiler die Dorfwirtschaft „Zur Frankenburg“ in der Orensfelsstraße übernahm, dümpelte die Südpfalz aus kulinarischer Sicht noch mächtig vor sich hin.
Gut, im selben Jahr übernahm ein gewisser Karl-Emil Kuntz das Amt des Küchenchefs in der Haynaer Krone und erkochte sich zwei Jahre später seinen ersten Stern, aber ansonsten war in der von Weinstuben, Straußwirtschaften und Dorfbeizen gesäumten Region kulinarisch nicht besonders
Besucht am 29.09.2019Besuchszeit: Abendessen 8 Personen
Rechnungsbetrag: 165 EUR
Allgemein
Es ist Sonntag, Lodda hat Geburtstag. Da ist es naheliegend, dass die Familie,Töchter, Schwiegersöhne, Enkelin und Enkel sowie Schätzchen und ich, abends gemeinsam Essen geht.
Ich lud aus diesem Anlass ins Gasthaus Zum Tino im Alzenauer Ortsteil Hörstein zum gemeinsamen Abendessen ein. Eine Woche vor meinem Geburtstag reservierte ich für acht Personen, und dies war auch nötig, wie sich bei unserer Ankunft herausstellte.
Kurz vor 18 Uhr machten wir uns mit zwei Autos auf den Weg nach Hörstein. Parkplätze gibt es dort im Normalfall mehr als genug, sei es an der daneben liegenden Räuschberghalle oder auch vom Ort aus kommend am rechten Straßenrand. So ca. 50 m Laufen bis zur Gaststätte waren angesagt. Die Anzahl der Autos, die vor der Gaststätte am Straßenrand parkten, ließ schon vermuten, dass es recht voll beim Tino ist.
Nebenbei bemerkt: Zwei Parkverbotsschilder im Abstand von ca. 100 m an diesem Straßenrand werden von den Gästen schon seit zig Jahren ignoriert. Ich hab auch noch nie mitbekommen, dass da jemals Knöllchen verteilt wurden.
Service ****
Als wir nach dem Bewältigen der drei nach oben führenden Stufen die Gaststube betraten, waren tatsächlich schon sämtliche Tische mit Gästen belegt. Der Chef stand hinter der Theke und mit einem Blickkontakt meinerseits wurde uns per Handzeichen von ihm freundlich ein Tisch mit Platz für acht Personen direkt an der Fensterfront zum Sportplatz hin avisiert. Vier Personen nahmen Platz auf der Bank am Fenster, die anderen vier gegenüber auf bequemen Stühlen.
Der Tisch war schon eingedeckt. Nachdem wir alle Platz genommen hatten, kam ein junger Mann an den Tisch, begrüßte uns freundlich und gab jedem von uns die Speise- und Getränkekarte in die Hand. Er ließ uns ordentlich Zeit nach den Getränken zu schauen und nahm dann die jeweiligen Bestellungen auf. Die Getränke wurden zügig serviert. Sowohl die bestellten Weine wie auch die Biere und das Mineralwasser waren dem jeweiligen Getränk entsprechend passend temperiert.
Nach angenehmer Wartezeit wurden dann unsere jeweiligen Essenswünsche entgegengenommen und in einen Mini-Computer für die Küche eingetippt. Leere Gläser wurden bei dieser Gelegenheit gesehen und somit klappte es schon mal mit dem Getränkenachschub ganz gut. So blieb es auch bis zum Schluss. Aufgrund der Tatsache, dass die Gaststube ja bis auf den letzten Platz besetzt war, stellten wir uns schon mal essenstechnisch auf eine längere Wartezeit ein. Nachdem wir bei uns zu Hause am Nachmittag schon Kaffee und Kuchen eingenommen hatten, war uns dies sogar recht. So konnten wir noch jede Menge Smalltalk unter uns halten. Die Zeit verflog im Nu, und tatsächlich hatte niemand das Gefühl, dass wir zu lange aufs Essen warten müssten. Die Speisen wurden dann so nach und nach innerhalb von ca. fünf Minuten vom jungen Mann mit Unterstützung vom Chef serviert.
Beide wünschten uns einen guten Appetit und fragten auch zwischendurch mal, ob alles recht sei. Da dem so war, konnten wir dies gerne bestätigen.
Da mein Enkel sowie einer meiner Schwiegersöhne ihre wirklich große Portion am Ende doch nicht schafften, wurden sie beim Tellerabräumen gefragt, ob das übriggebliebene Fleisch in einen Doggy Bag zum Mitnehmen gepackt werden soll. Dies wurde gerne von beiden angenommen.
Unser späterer Bezahlwunsch ging zügig und mit einem korrekten Bon über die Bühne. Ein heißer Slivowitz aufs Haus wurde für die sieben Erwachsenen kredenzt.
Essen *****
Schätzchen und ich hatten mal wieder Lust auf ein schönes Rumpsteak mit Zwiebeln und Bratkartoffeln. Das fulminante Rumpsteak (15,90 €) mit sagenhaften Zwiebeln hatte mindestens 280 g. Ein Beilagensalat, der vorab serviert wurde war in diesem Preis inkludiert. Die Bratkartoffeln dazu gab es für 2,90 € Aufpreis. Wer rechnen kann, kommt auf 18,80 €. Rumpsteak mit Zwiebeln und Bratkartoffeln
Unsere jeweiligen Rumpsteaks waren wie gewünscht medium, super zart, toller Geschmack und sowas von sättigend. Klasse. Anschnitt Rumpsteak
Der Grillteller (12,20 €) vom Schwiegersohn zu meiner Linken spricht beim Betrachten des Fotos für sich. Der Hauptdarsteller auf dem Foto ein Nackenfleischspieß, bei dem das Fleisch mal nicht totgebraten war. Zart ordentlich gewürzt einfach gut. Dazu noch zwei super Cevapcici. Auch Djuvec-Reis und Aivar konnten überzeugen. Dasselbe gilt auch für die Pommes. Hochzufrieden und knüppelsatt. Grillteller
Die Mutter unserer Enkelin war glücklich mit ihrem Lendenspieß (13,50 €). Sehr zart, würzig, gut im Geschmack. Auch auf dem Teller überzeugten die Bratkartoffeln. Lendenspieß
Kommen wir zu unserer Enkelin. Mittlerweile elf und Kunstturnerin wie auch Sportakrobatin kann sie auf einmal auch ordentliche Portionen verdrücken. Vorab eine Pfannkuchensuppe (3,- €), die ich leider nicht ablichten konnte. Danach ein Kinderschnitzel (7,20) mit Pommes von der Größe wie bei einem Erwachsenen. Schmeckte ihr sehr gut, die Pommes schaffte sie aber nicht mehr ganz. Kinderschnitzel
Jetzt ist unser Enkel an der Reihe. Wie man auf dem Foto sieht, liebt er auch Fleisch über alles. Aus diesem Grund hat er auch die Mixplatte (14,40 €) bestellt. Nach anfänglicher Begeisterung und Lob über den guten Geschmack musste er dann doch kurz vor dem Ende voll gesättigt passen und ließ sich die Fleischreste einpacken. Mixplatte
Meine Älteste war auch von ihrem Rumpsteak mit Kräuterbutter (14,90 €) begeistert. Auch ihres war perfekt medium, superzart, die Pommes (2,50 €) passten dazu. Den obligatorischen Beilagensalat hatte sie abbestellt. Rumpsteak Kräuterbutter
Ihr Mann rechts neben mir wurde auch gut gesättigt, und zwar mit Schweinelendchen in Pfefferrahmsauce (12,50 €). Fünf ordentliche, zarte Lendchen zierten den Teller. Da ich kein Foto machen konnte, weiß ich auch gar nicht mehr, welche Beilage seinen Teller zierte. Auf alle Fälle war er auch super zufrieden.
Selbstverständlich wurde von uns auch etwas getrunken. Als da wären z. B.: Sodenthaler Gourmet Mineralwasser (0,75 l, 4,20 €), Schlappeseppel Kellerbier (0,4 l, 2,60 € vom Fass ), Plavac (0,2 l, 3,40 €), Sprite (0,4 l,2,70 €), Coca-Cola (0,4 l, 2,70), Russ (0,5 l, 3,10 €)
Ambiente ****
Das Gasthaus erstrahlt nach einer gründlichen Renovierung in neuem Glanz. Neu möbliert, der Fußboden, die Küche und auch die Beleuchtung wurden erneuert. Die ganzen Räume wirken deutlich heller. Deutlich reduzierter Lärmpegel. Selbst bei vollem Hause, was bei unserem Besuch gestern zutraf, kann man sich noch vernünftig am Tisch unterhalten.
Sauberkeit *****
An der Sauberkeit im Lokal gibt es nichts zu bemängeln. Dies gilt selbstverständlich auch für Bestecke, Gläser
Die Toiletten sind leider im Keller, also für körperlich Gehandicapte wohl eher schwierig. Auch zum Eingang ins Restaurant sind 3 Treppenstufen zu bewältigen.
Fazit:
Der aus unserer Sicht zurzeit beste Kroate in unserem Landkreis. Ordentliche, schmackhafte Portionen, angenehme Preise. Also tolles PLV. Ohne Wenn und Aber empfehlenswert.
Gesamteindruck:
5 – unbedingt wieder
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt, wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder)
Allgemein
Es ist Sonntag, Lodda hat Geburtstag. Da ist es naheliegend, dass die Familie,Töchter, Schwiegersöhne, Enkelin und Enkel sowie Schätzchen und ich, abends gemeinsam Essen geht.
Ich lud aus diesem Anlass ins Gasthaus Zum Tino im Alzenauer Ortsteil Hörstein zum gemeinsamen Abendessen ein. Eine Woche vor meinem Geburtstag reservierte ich für acht Personen, und dies war auch nötig, wie sich bei unserer Ankunft herausstellte.
Kurz vor 18 Uhr machten wir uns mit zwei Autos auf den Weg nach Hörstein. Parkplätze gibt es dort... mehr lesen
Gasthaus Zum Tino
Gasthaus Zum Tino€-€€€Gasthaus, Vereinsheim060233106540Aschaffenburger Weg 8, 63755 Alzenau in Unterfranken
4.5 stars -
"Der zurzeit beste Kroate im Landkreis!" Ehemalige User
Allgemein
Es ist Sonntag, Lodda hat Geburtstag. Da ist es naheliegend, dass die Familie,Töchter, Schwiegersöhne, Enkelin und Enkel sowie Schätzchen und ich, abends gemeinsam Essen geht.
Ich lud aus diesem Anlass ins Gasthaus Zum Tino im Alzenauer Ortsteil Hörstein zum gemeinsamen Abendessen ein. Eine Woche vor meinem Geburtstag reservierte ich für acht Personen, und dies war auch nötig, wie sich bei unserer Ankunft herausstellte.
Kurz vor 18 Uhr machten wir uns mit zwei Autos auf den Weg nach Hörstein. Parkplätze gibt es dort
Geschrieben am 24.09.2019 2019-09-24| Aktualisiert am
24.09.2019
Besucht am 06.08.2019Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 53 EUR
„Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien!“, so wird der gute Andy Möller wohl noch in hundert Jahren zitiert, obgleich sich jener an seine wohl berühmtesten Worte heute nicht mehr so recht erinnern mag. Ich dagegen erinnere mich noch ganz gut an meine mächtige Pizza Pescatore, die ich beim Besuch eines alteingesessenen Ristorantes in Neustadt an der Weinstraße vorgesetzt bekam.
Selten ist es mir so wie dort ergangen. Trotz größtem Hunger hatte ich von vornherein nicht einmal den „Hauch einer Chance“ – um in der Fußballsprache zu bleiben – auf Komplettverzehr meines durchmesserstarken, tomatisierten Hefeerzeugnisses aus dem gemauerten Holzofen. Aber immer schön der Reihe nach…
Wir hatten uns nach einem anstrengenden Klettertag im Gimmeldinger Steinbruch nicht für „Madrid“ (=Tapasladen in der Hintergasse), sondern für „Mailand“ entschieden. Der Ableger der Landauer Pizzeria Milano (stadteinwärts direkt nach der Queichheimer Brücke) serviert seit gut 15 Jahren seine überdimensionierten Rundbackwaren italienischer Provenienz in der Neustadter Talstraße, die sich als B39 durch die Stadt schlängelt und sie in Richtung Lambrecht (Pfälzerwald) wieder verlässt.
Hätte ich mir doch nur vorab die Webseite vom Milano angeschaut. Schon beim Schriftzug wäre mir die Verbindung zu dem einmal und nie wieder besuchten Landauer Ristorante aufgefallen. Denn auch damals, als mich einmal der nächtliche Hunger zu später Stunde in die Italo-Bude geführt hatte, war ich alles andere als begeistert von der viel zu großen, nicht besonders appetitlich belegten Pizza, deren Boden leider sämtliche Knusprigkeit vermissen ließ.
Nun gut, mit drei Kletterfreunden im Gepäck und einer mächtigen Portion Kohldampf versuchte ich in der Nähe des Lokals einen Parkplatz zu bekommen. Auf die Idee kamen anscheinend schon andere vor mir, was in der kleinen Sackgasse, in der sich das Milano befindet, nicht zum Erfolg führte. Ein paar Meter weiter befand sich jedoch ein großer Lidl-Parkplatz, auf dem ich das Gefährt abstellen konnte.
Es erwartete uns ein etwas in die Jahre gekommener Gastraum, der seine besten Zeiten schon ein paar Tage hinter sich zu haben schien. In der großräumigen Abfütterungshalle war schätzungsweise ein Viertel der Plätze belegt. Wir setzten uns gleich an den ersten Tisch zu unserer Linken – den Thekenbereich und den Pizzaofen in unmittelbarer Sichtweite.
Das abgewetzte Fischgrätparkett, die rustikalen Holzbalken an der Decke sowie die mit Weinbaumotiven verzierten Fensterscheiben gemahnten an alte Zeiten, in denen hier noch die Winzergenossenschaft das kulinarische Sagen hatte. Das war schon eine Weile her. Zwischenzeitlich tobten sich in den Räumlichkeiten mehrere Chinesen gastronomisch aus. Bis dann vor rund 15 Jahren ein Pizza-Clan aus Südosteuropa sein Landauer Imperium um eine Neustadter Filiale erweiterte. Die zunehmende „Albanisierung“ italienischer Gastbetriebe greift auch in der Pfalz immer mehr um sich.
Mehr an Information war unserem Wirt dann doch nicht zu entlocken. Wahrscheinlich kommen nicht jeden Tag Gäste vorbei, die sich nach der Nutzungshistorie des Gebäudes erkundigen. So oder so schien ihn mein ständiges Nachhaken eher zu nerven, als ihn in eine echte Konversation zu verstricken. Ein nicht komplett unsympathischer Gastrokauz, aber einer mit etwas zu kumpelhaftem Auftreten, das bei seinen Stammgästen wahrscheinlich besser ankommt als bei uns Neuankömmlingen.
Manche halten diesen Zwang, immer alles mit einem flotten Spruch – ob passend oder nicht sei mal dahingestellt – zu kommentieren, fälschlicherweise für südländischen Charme. Vieles, was der gute Patron an jenem Abend so von sich gab, war überflüssig. Und erst recht nicht lustig. So richtig gastfreundlich erschien uns das nicht. Am besten nicht weiter auffallen und den Teller leer essen - war unsere Devise. Selbst die leicht provokative Idee, eine Pizza Prosciutto ohne Schinken zu bestellen, wurde schnell wieder verworfen.
Etwas angenehmer als der Humor unserer Bedienung fielen dagegen die Getränkepreise aus. Der halbe Liter Radler – gut, er war mit „Bier“ der Marke Moninger gemischt – belief sich auf 2,90 Euro. Das gleiche Geld legte man übrigens auch für ein kleines Export-Bier auf den Tisch. Mein Viertel Lambrusco wurde für gängige 3,50 Euro aus der Flasche gelassen, während die Flasche Mineralwasser mit 4,50 Euro (für 0,7l) zu Buche schlug. Für eine große Cola (0,4l) berechnete man 2,80 Euro. Für Neustadt-City sind das sicherlich noch akzeptable Preise, die hier abgerufen werden.
Nun blätterten wir uns durch das umfangreiche Pizza- und Pastafibel, die ganz „oldschool“ aus einer eingehefteten Sammlung bedruckter DIN-A4-Blätter, die schmucklos funktional in Klarsichthüllen steckten, bestand. Gleich beim Teigfladensortiment wurde ich stutzig. Handelte es sich bei den Angaben zum Durchmesser der drei Auslieferungsgrößen: klein – mittel – groß etwa um einen Druckfehler? 35 (klein), 37 (mittel) und 40 (groß) Zentimeter standen als Vergleichsmaße über den gestaffelten Preisangaben. Zwischen klein und groß lagen maximal zwei Euro Preisdifferenz.
Wir nahmen uns die Zeit für einen kleinen Exkurs in Sachen Pizzaflächenberechnung. 40 cm Durchmesser, ergab selbst bei nicht ganz gelungener Kreisform einen Radius von 20 cm. Diesen quadriert und mit der Kreiszahl Pi (ca. 3,14) multipliziert, ergab eine stattliche Fläche von über 1200 cm² Pizzalandschaft, die im größten Falle auf den Aspiranten wartete.
All diese Rechenexempel nutzten nichts, da wir noch gar nicht bestellt hatten. Trotz weitgehend leerem Lokal ließ sich unsere Bedienung Zeit. Da wurde zuerst entspannt abkassiert. Dann mit der gleichen Gelassenheit der Nebentisch abgeräumt. Sollten sich die vier ausgehungerten Kletterer an Tisch 1 doch erst einmal an der folierten Speisekarte sattsehen.
Sein Ignorieren hatte anscheinend Methode. Unsere Gier nach Nahrung ließ die Durchmesserangaben auf der Karte subjektiv schrumpfen. Die Folge: eine mittlere Margherita (7 Euro), eine mittlere Salami (7,50 Euro) und eine große Capricciosa (9 Euro) wurden von meinen drei Kletterkollegen geordert. Ich bestellte sogar noch eine Tortellini-Brühe („Tortellini in Brodo“ für 4,50 Euro) zu meiner mittleren Pizza Pescatore (8,50 Euro) dazu. Keine Ahnung warum. Mir war einfach danach.
Beim Erstbesuch gleich eine Meeresfrüchte-Pizza zu bestellen setzt schon ein gewisses Vertrauen voraus. Oder hatte ich hier etwa Mut mit Leichtsinn verwechselt? Nun, der mit reichlich gestocktem Eigelb und drei Tortellini servierten Brühe hatte Mama Maggi geschmacklich auf die Sprünge geholfen. Die sehr heiße und leider auch recht salzige Suppe erzeugte ein leichtes MNG-Bitzeln auf der Zunge. Geschmacklich überzeugte sie nicht. Da riss es auch die gefüllte Pasta-Einlage nicht raus.
Kurze Zeit später wurden die gewaltigen Rundlinge geliefert. Spätestens jetzt bereute ich die Bestellung meiner Vorspeisensuppe zutiefst. Schon der Anblick der mit Thunfisch (banale Dosenware), Krabben und Muscheln (geschmacksneutrale Glas-, Eimer- oder TK-Ware) belegten Pescatore ließ meinen Hunger schwinden. Etwas unappetitlich empfand ich die Tatsache, dass sie weit über den Tellerrand hinausragte und sich deshalb auf einer Seite bis zur Tischdecke hinab bog. Wenn man schon so exorbitant große Teigscheiben aus dem Ofen zieht, könnte man sie ja wenigstens auf die passenden Teller legen.
Der Rand zu dick, der Teig viel zu zäh, die Meeresfrüchte fad bzw. trocken und die Tomatensauce der Billigdose entronnen. So könnte man die kulinarischen Attribute meiner italoiden Rundbackware kurz auf den Punkt bringen. Was an Masse vorhanden war, fehlte leider dem Belag an Klasse. Einziger Pluspunkt dieses ganz auf Sättigung abzielenden Volksgerichts war die wohldosierte Menge an Käse, mit dem man es nicht auch noch übertrieben hatte. Geschmacksblinde mit enormem Spachteldrang würden wohl unverständlich mit den Schultern zucken, da sie sich überglücklich das nicht Geschaffte einpacken lassen, um sich daran noch am nächsten Tag zu laben.
Auch ein Blick in die Runde verriet: mit Genuss hatte das alles wenig zu tun. Eher mit schweißtreibender Arbeit. Die dafür nicht besonders geeigneten Messer taten bei zunehmender Pizzastarre (durch Erkalten) ihr Übriges. Wie schrieb der geschätzte Kollege Vully letztens so treffend: „Gut zubereitete Pizza darf keine Arthrose im Zeigefinger durch Messerdruck verursachen…“. Genau so isses!
Nur fürs Protokoll: einer am Tisch schaffte doch tatsächlich sein Teig gewordenes Wagenrad. Ich war es nicht. Ich ließ auch nichts einpacken. Ich „hatte fertig“ (Trap).
Selten habe ich in den letzten Jahren am eigenen Hefefladen eine solch ernüchternde Erfahrung machen müssen. Was denken sich diese kleinstirnigen Küchenhasardeure eigentlich, wenn sie sich am kulinarischen Erbe Italiens vergehen? Eigentlich hätten sie verkochte Nudeln mit Ketchup verdient. Aber lebenslänglich!
Dass es ein paar Wochen später ausgerechnet in Landau um einiges schlimmer kommen sollte, ahnte da noch niemand. Ihr dürft euch also schon auf den zweiten Teil der Reihe „Pizza brutale – ein Traditionsgericht, das seinen Namen nicht verdient!“ freuen…
„Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien!“, so wird der gute Andy Möller wohl noch in hundert Jahren zitiert, obgleich sich jener an seine wohl berühmtesten Worte heute nicht mehr so recht erinnern mag. Ich dagegen erinnere mich noch ganz gut an meine mächtige Pizza Pescatore, die ich beim Besuch eines alteingesessenen Ristorantes in Neustadt an der Weinstraße vorgesetzt bekam.
Selten ist es mir so wie dort ergangen. Trotz größtem Hunger hatte ich von vornherein nicht einmal den „Hauch einer Chance“... mehr lesen
Milano
Milano€-€€€Restaurant06321899733Talstraße 1, 67434 Neustadt an der Weinstraße
2.5 stars -
"Letzte Ausfahrt: „Fressnarkose!“ – Viel Masse und wenig Klasse in diesem Neustadter Tempel für überdimensionierte Teigfladen" Ehemalige User„Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien!“, so wird der gute Andy Möller wohl noch in hundert Jahren zitiert, obgleich sich jener an seine wohl berühmtesten Worte heute nicht mehr so recht erinnern mag. Ich dagegen erinnere mich noch ganz gut an meine mächtige Pizza Pescatore, die ich beim Besuch eines alteingesessenen Ristorantes in Neustadt an der Weinstraße vorgesetzt bekam.
Selten ist es mir so wie dort ergangen. Trotz größtem Hunger hatte ich von vornherein nicht einmal den „Hauch einer Chance“
Geschrieben am 14.09.2019 2019-09-14| Aktualisiert am
14.09.2019
Besucht am 28.06.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 48 EUR
Sommer, Sonne, Südstadt. Exakt zwei Wochen vor dem Fest aller Feste weilten wir ein Wochenende lang in Nürnberg, um gemeinsam mit unseren Freunden deren Hochzeit zu feiern. Für uns war das quasi eine Art „Warm-up“ bevor es 14 Tage später „ernst“ wurde. Nach langer Fahrt und einigen überstandenen Staus auf der A6 war ich doch recht erleichtert als ich am frühen Abend das von meiner Zukünftigen angemietete Apartment erreicht hatte.
Mit Hilfe von Tante TA erschloss ich mir kurzerhand das kulinarische Umfeld, das einen vielgelobten Thailänder in fußläufiger Reichweite vorzuweisen hatte. Ein kurzer Anruf sicherte uns einen Tisch und die Gewissheit, dass wir auch bei später Einkehr noch etwas zu futtern bekämen.
„Arooi Dii“ sagt der Thai, wenn es ihm besonders gut schmeckt. Und in dem von Jens Pfeiffer (Service) und seiner Frau Suphatthana (Küche) Ende 2014 eröffneten Lokal sollte es uns an jenem warmen Freitagabend so richtig gut munden, soviel sei vorweggenommen.
Wir durften uns einen Platz auf der von Hecken umfriedeten Außenterrasse aussuchen. Vom wuchtigen Sandsteinerker des Anwesens prangte die Jahreszahl 1914. Alte Bausubstanz, aber keineswegs heruntergekommen. Ganz im Gegenteil. Sowohl der ansprechend gestaltete Freiluftbereich, als auch das Innere des Thai-Restaurants erschienen uns sehr gepflegt.
Bei der Inneneinrichtung fiel mir sofort die Verwendung wertiger Materialien ins Auge. Massive Holztische, bequeme Polsterstühle und edler Parkettboden sind keine typischen Interieurmerkmale von Thai-Gastronomien. Auch der Verzicht auf den üblichen Deko-Tinnef (Figuren, Lampions, Bambusschirme, Flaggen und ähnlicher Asia-Pomp) wirkte sich sehr positiv auf das Ambiente aus. Kurzum: unser Ersteindruck war durchweg positiv.
Und das blieb auch so. Denn mit dem ehemaligen Versicherungsfachwirt Jens Pfeiffer lernten wir einen überaus freundlichen Restaurantbesitzer kennen. Ein interessanter Gesprächspartner, der uns humorvoll und empathisch umsorgte. Besser kann man aus meiner Sicht seine Gäste nicht abholen. Kompliment!
Dass man hier auch konzeptionell mit einem zwinkernden Auge agiert, war schon beim Inspizieren der aufs Wesentliche reduzierten Speiseauswahl klar. Vier Vorspeisen, drei Suppen, fünf Hauptgerichte und ein Dessert. Veggies können die meisten Teller auch „ohne“ bekommen. That’s it!
Trotz der wenigen Gerichte verzichtet man auch im „Arooi dii“ nicht auf Nummern, die ja üblicherweise dazu dienen, die Speisenvielfalt in Asialäden besser zu erfassen. Diese machen hier weder auf den ersten Blick noch auf den zweiten Blick Sinn. Hat sie der gewiefte Wirt etwa willkürlich vergeben? Mitnichten, wie er uns später aufklärte. Jede Nummer hat ihre „tiefere“ Bedeutung, bloß hat das von den Gästen bisher noch kaum jemand bemerkt. So weit, so skurril.
Nun, ich störte mich nicht weiter an dem exotischen Nummernsalat. Nr. 232 (Garnelen im Teigmantel), Nr. 44 (Gebratenes Rinderfilet mit Gemüse, Chili und grünem Pfeffer) oder Nr. 69 (Schwarzer Reis mit Früchten und Kokosmilch) klangen ziemlich vielversprechend. Nr. 19 (Glasnudelsalat mit Hähnchenbrustfilet) und Nr. 57 (Garnelencurry in Grün mit Gemüse und Thai-Basilikum) nicht minder sympathisch.
Getränketechnisch ließe es sich hier bei flüssigem Brot aus Franken, einem Roasted Coconut Juice, diversen Flaschenweinen (selbst die Pfalz war mit einem Cabernet Sauvignon vertreten…) oder einem Mekong Sour (mit Thai-Whisky) gut entspannen, so mein erster Eindruck von dem mit Bedacht konfigurierten Suffsortiment. Unseren trockenen Kehlen wurde jedoch zunächst mit einer Flasche Frankenbrunnen (0,75l für 4,20 Euro) begegnet. Danach ereilte uns das „Pfeiffer’sche Hopfenfieber“, was ein Minnesängerpils (0,33l für 2,70 Euro) und ein trübes Kellerbier (gleicher Preis für gleichen Inhalt) von der Ritter St. Georgen Brauerei aus Nennslingen auf den Tisch brachte. Beides süffige Vertreter ihrer Art, wie man sie in Franken gerne braut und auch in der Pfalz zu schätzen weiß.
Unsere Entscheidung fiel auf den Glasnudelsalat (8,50 Euro), den wir uns als Vorspeise teilten, sowie das grüne Curry – einmal mit Garnelen (14,50 Euro) und einmal in der Veggie-Version (13,50 Euro). In Zahlen ausgedrückt: (19 : 2) + 2 * 57 – x, wobei hier der Platzhalter x für eine gar nicht mal so geringe Anzahl saftiger Garnelenschwänze steht, auf die ja einmal verzichtet wurde.
Hinter dem Namen „Yum Wansen“ verbarg sich kein mit der Gitarre bewaffneter Wandermusiker aus Bad Zwischenahn, sondern ein bereits auf zwei Teller verteilter Glasnudelsalat der Extraklasse. Neben frischem Koriander, saftiger Hähnchenbrust und dünnen Zwiebel- bzw. Karottenstreifen war es vor allem das hervorragend abgeschmeckte, gut geschärfte Dressing, das uns begeisterte. Das ideale Gericht für diesen lauen Sommerabend.
Nun harrten wir der grünen Currys, die da kommen sollten und es auch bald taten. „Gäng Kheow Wan Gung“, so der offizielle Titel unserer Bestellung, duftete uns aromatisch entgegen. Ein erster Gemüsecheck lieferte bissfeste Beweise. Die Anzahl der Garnelenschwänze lag jenseits sparsam kalkulierter Homöopathie. Brokkoli, Zuckerschoten, Zucchini, Champignons – alles da, alles allerliebst gegart. Dazu die unschlagbare Kombi aus Kokossud und Thai-Basilikum, die dem süffig-pikanten Tellergericht sein exotisches Etwas verlieh. Zusammen mit der schneeweißen, feinkörnigen Sättigungsgrundlage aus dem separat gelieferten Bastkörbchen waren das zwei handwerklich astrein zubereitete Thaicurrys, die unseren abendlichen Spachteldrang aufs angenehmste besänftigten.
Dass wir dann noch ein wenig länger blieben wie eigentlich geplant, war der herzlichen Art unseres Gastgebers geschuldet. Es entwickelte sich eine interessante Unterhaltung, die mit zwei Gläsern Belmont Gold Coconut Rum – einer Art flüssigem Bounty – aufs Haus endete. Denn seine Vorliebe für parfümierte Zuckerrohrschnäpse teilt Jens Pfeiffer gerne mit seinen Gästen.
So konnten wir gestärkt in die Büffetschlacht, die uns am nächsten Tag erwartete, ziehen. Das Arooi Dii steht nicht zufällig so weit oben bei TA, denn hier wird ohne Protzpose mit frischen Zutaten gekocht und das zu sehr fairen Preisen.
„Arooi dii!“ sagt der Thai. Dem konnten wir an diesem Abend nur beipflichten.
Sommer, Sonne, Südstadt. Exakt zwei Wochen vor dem Fest aller Feste weilten wir ein Wochenende lang in Nürnberg, um gemeinsam mit unseren Freunden deren Hochzeit zu feiern. Für uns war das quasi eine Art „Warm-up“ bevor es 14 Tage später „ernst“ wurde. Nach langer Fahrt und einigen überstandenen Staus auf der A6 war ich doch recht erleichtert als ich am frühen Abend das von meiner Zukünftigen angemietete Apartment erreicht hatte.
Mit Hilfe von Tante TA erschloss ich mir kurzerhand das... mehr lesen
4.5 stars -
"Fernköstlicher Abend in der Nürnberger Südstadt" Ehemalige UserSommer, Sonne, Südstadt. Exakt zwei Wochen vor dem Fest aller Feste weilten wir ein Wochenende lang in Nürnberg, um gemeinsam mit unseren Freunden deren Hochzeit zu feiern. Für uns war das quasi eine Art „Warm-up“ bevor es 14 Tage später „ernst“ wurde. Nach langer Fahrt und einigen überstandenen Staus auf der A6 war ich doch recht erleichtert als ich am frühen Abend das von meiner Zukünftigen angemietete Apartment erreicht hatte.
Mit Hilfe von Tante TA erschloss ich mir kurzerhand das
Geschrieben am 10.09.2019 2019-09-10| Aktualisiert am
10.09.2019
Besucht am 27.06.2019Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 245 EUR
Es stimmt mich schon ein wenig traurig, wie selten die kulinarischen Zusammenkünfte unseres Schlemmerquartetts geworden sind. Doch Ende Juni hatten es die vier Wörther Gaumenakrobaten endlich wieder geschafft, ihren überfüllten Terminkalendern einen gemeinsamen Abend bei gutem Essen (und natürlich Trinken) abzuringen. Nach fast einem halben Jahr Schluckstille war das auch bitter nötig.
Die Stimmung war ausgezeichnet, denn allein schon der Spaziergang durch die Neustadter Altstadt, genauer gesagt durch die historische Hintergasse mit all ihren liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern und idyllischen Innenhöfen, machte so richtig Lust auf ein sommerliches Abendmahl unter freiem Himmel.
Ganz am Ende der von Weinstuben und diversen anderen Gasthäusern gesäumten Futtermeile befand sich das Ziel unserer kulinarischen Schicksalsgemeinschaft an diesem warmen Donnerstagabend kurz vor Beginn der großen Ferien, das von Küchenchef Thomas Manthey betriebene Esszimmer.
Seinen überaus lauschigen Außenbereich verdankt es einem baumbestandenen Platz mit entspannendem Brunnengeplätscher, der auch von der schräg gegenüber untergebrachten Edelbulettenbude namens „Brunos Burger & Lieblingsgerichte“ gastronomisch genutzt wird. Ein wirklich herrliches Fleckchen Genusspfalz, das zu einem spontanen Gläschen Wein genauso einlädt wie zu einer mediterranen Gaumenorgie.
Wir hatten letzteres im Sinn und im Vorfeld für vier hungrige „Schlemmerboys“ reserviert. Der Tisch direkt neben der Eingangstür war uns genehm und der agile Florian Reiß, der an diesem Abend zusammen mit einer jungen Dame aus Irland den Service schmiss, brachte uns umgehend die Speiselektüre des Hauses.
Lange war es her, dass ich bei Chefkoch Manthey zu Gast war. Damals war sein Esszimmer noch im Ritterhof zu Burrweiler – heute kocht hier Ex-Kannen-Koch Florian Winter groß auf – untergebracht. Er hat sich mit seinem Umzug in die Neustädter Hintergasse bewusst verkleinert. Seiner kulinarischen Marschroute ist er jedoch treu geblieben. Der 48jährige Kölner setzt weiterhin auf eine international ausgerichtete, weltoffene Küche mit deutlich ausgeprägtem mediterranem Akzent.
Manthey ist ganz schön rumgekommen in der Gastro. Nach seiner Zeit in Wien („Fabios“ und „Da Moritz“) und einem kurzen Gastspiel in „Netts Restaurant“ (heute „Moro“) in Neustadt-Gimmeldingen eröffnete er vor rund 5 Jahren sein erstes eigenes Restaurant, das „Esszimmer in der Weingalerie“ am Ortsausgang des beschaulichen Weindörfchens Hainfeld. Übrigens genau dort, wo sich heute die Pfälzer Genussfraktion (PGF) als regional operierende Verköstigungskörperschaft um die kulinarischen Interessen ihrer Gäste kümmert.
Nun hat Manthey die Pfälzer Weinprovinz hinter sich gelassen und es sich in den Räumlichkeiten des früheren „Fontana“ gemütlich gemacht. Anfangs noch zusammen mit seiner Partnerin Silke Ulrich, die den Service in herzlich-kompetenter Art und Weise leitete. An unserem Besuchsabend war Frau Ulrich jedoch nicht anwesend. Auch beim Blick auf die Homepage tauchte ihr Name nicht mehr auf. Anscheinend haben sich da die Wege getrennt. Genauer nachfragen wollte ich natürlich nicht.
Ca. 30 Sitzplätze umfasste der übersichtlich angelegte Außenbereich. Drinnen dürften es kaum mehr sein. Im geschmackvoll möblierten, mit Zweier- und Vierertischen eingerichteten Gastraum dominierte helles Holz (Tische und Parkettboden). Bequem gepolsterte Freischwinger komplettierten die vom weißen Tuch befreiten Ess(zimmer)plätze. Die mit Platzsets, Stoffservietten, Zweifachbesteck und Wassergläsern ausgestatteten Tische wirkten recht unprätentiös. „Casual“ und trotzdem „fine“ würde hier als Beschreibung gut passen.
An der Stirnseite des Raumes fiel mir die großformatige Schiefertafel mit dem recht umfangreichen Angebot an offen ausgeschenkten Weinen ins Auge. Neben mehr oder minder bekannten Weingütern aus der Mittelhaardt (z.B. Reichsrat von Buhl und Hofgut Markus Schädler) und der Südpfalz (z.B. Gies-Düppel und Weingut Wilhelmshof), listete diese auch ein paar bemerkenswerte italienische Tropfen. Ein sardischer Vermentino oder ein Barbera aus dem Piemont bekommt man bei uns nicht so häufig offen aus- bzw. eingeschenkt. Und das zu Viertelpreisen zwischen 7 und 8 Euro. Absolut fair, denn guter Stoff kostet schließlich.
Beim Blick auf die Aperitif-Auswahl entdeckte ich einen alkoholfreien Sommerdrink namens „Herbe Orange“, bei dem Crodino – nach wie vor mein heimlicher Favorit in Sachen liquider Appetitanregung – mit Orangensaft und Eiswürfel gemixt wurde. Ich fragte nach, ob man den gelb-orangenen Italo-Klassiker auch mit Prosecco auffüllen könnte. Mit 6,80 Euro für 0,2l war ich dabei. Man berechnete mir einfach den gleichen Preis, den auch der gelistete Aperol-Spritz gekostet hätte.
Als weiterer Apero fungierte ein alkoholfreier Traubenbitzler, bei dem man weißen Traubensaft mit Limette, Mineralwasser und gefrorenen Trauben zu einem erfrischenden Sommerdrink mischte (4,50 Euro für 0,25l). Der Kollege gegenüber bestellte ganz konservativ einen halben Liter Riesling-Schorle (4,50 Euro). Für den durstigen Pfälzer sicherlich das Erfrischungsgetränk schlechthin. Apropos Erfrischung. Natürlich landete auch bald die erste von insgesamt fünf Flaschen Mineralwasser (4,90 Euro für 0,75l) auf dem Tisch.
Wie jeden Donnerstagabend stand ein 5-gängiges Tastingmenü auf dem Speisezettel. Für 39 Euro konnte man sich nach dem Motto „klein und fein“ einmal quer durch die Küche von Thomas Manthey futtern. Dem verlockenden Angebot von fünf kleinen Überraschungsgängen konnte der kulinarisch aufgeschlossene Kollege neben mir nicht widerstehen.
Der Mann mit der Rieslingschorle ging lieber auf Nummer sicher und wählte das Esszimmer Menü in der 4-Gang-Variante (58 Euro), das mit Carpaccio vom Oktopus und Garnelentartar, Gazpacho andaluz, Filet vom Adlerfisch und sizilianischen Cannolli die Neustadter Hintergasse in mediterrane Hafennähe rücken sollte.
Dem Dritten im Bunde war es nach frischem Grünzeug zumute, was ihm als Vorspeise einen mit Balsamico-Dressing angemachten Blattsalat mit gegrilltem Gemüse und süß-sauer eingelegten Tropea-Zwiebeln (9,50 Euro) einbrachte. Beim Hauptgang wagte er sich an das 220 Gramm leichte Rückensteak vom Iberico-Schwein (24,50 Euro), das vom Big Green Egg Holzkohlegrill kam und mit Pommes frites geliefert werden sollte.
Nur ich gab mal wieder den zweifelnden Entscheidungsneurotiker. Edelfisch-Ceviche mit Jakobsmuschel oder Tagliolini mit Riesengarnelen? Tagliata vom Roastbeef oder doch das mit sizilianischem Pesto bestrichene, halbrohe Thunfischsteak? Alles wäre im vor- und bestellbaren Bereich gewesen. Aber nix da! Die venezianische Fischsuppe (18 Euro) – eigentlich ein Hauptgang – wurde kurzerhand zur Vorspeise erklärt. Danach sollten es die mit frischen Pfifferlingen und Pancetta verfeinerten Trofie (16,50 Euro), eine hübsch gedrehte Pasta-Spezialität aus Ligurien, sein.
Draußen auf den gut gepolsterten Stühlen aus Polyrattan genossen wir die langsam untergehende Abendsonne, der auch unsere Markise nichts anhaben konnte. Kurz nach den Getränken grüßte die Küche mit einem kalten Gurkensüppchen, das so dezent nach dem von mir so ungeliebten Gemüse schmeckte, dass selbst ich die kleine Tasse geleert bekam. Eine erste, erfrischende Auftakthürde, die wir locker (an)nahmen.
Was duftete betörend nach Fenchel, Pernod, Schalen- sowie Schuppengetier und wartete darauf, aus dem tiefen Porzellan gelöffelt zu werden? Richtig, die frisch am Tisch angegossene, venezianische „Broeto“ aus der Manthey’schen Mittelmeerküche. Zugegeben, ein Prachtexemplar ihrer Art. Zart gekochte Stücke von Adlerfisch, Lachs und Seeteufel sowie ausgelöstes Miesmuschelfleisch machten dem hervorragend abgeschmeckten Meeresbrodem in puncto Einlage alle Ehre. Die trübe Brühe kam mit viel levantinischem Schmackes daher. Das dazu gereichte ligurische Fladenbrot war frisch geröstet und eignete sich gut zum Dippen in die nicht übertrieben „geknofelte“ Krustentier-Aioli. Ein erster Gang, der für reichlich Wohlbehagen am Gaumen sorgte und temporär sättigend wirkte. Würde ich jederzeit wieder bestellen!
Auch der Kollege gegenüber zeigte sich äußerst zufrieden mit seinem Oktopus-Garnelen-Carpaccio, das seinen viergängigen Menü-Reigen nicht minder mediterran eröffnete. Dem Tasting-Aspiranten neben mir wurde als erster Überraschungsgang Thunfischtataki im Miniformat auf knackigem Erbsengemüse serviert. Auch bei ihm ein durchaus spannender Auftakt, bei dem nicht geklotzt sondern geklekst wurde.
Nur der Vierte im Bunde war mit seinem Grünzeug etwas unzufrieden. Was sein Dressing an geschmacklicher Kante zu wenig hatte, hatten die Salatblätter an Sandkörnern zu viel vorzuweisen. Das geht sicher besser, was man bei einem Preis von knapp 10 Euro für den Vorspeisensalat auch erwarten kann. Kann aber andererseits auch mal passieren.
Danach ging es kulinarisch in Richtung Südspanien. Die in einem Glas servierte Gazpacho Andaluz kühlte die erhitzten Gaumen von gleich zwei schwitzenden Suppenkaspern am Tisch. Begleitet wurde der iberische Kaltschalen-Klassiker von einem Crostini mit Peperonata und Büffelmozzarella. So weit so stimmig. Ein Probierlöffel davon überzeugte auch den Schreiber dieser Zeilen. Aromatische Säure und subtile Frische in feinfühlig abgeschmeckter Balance. Manthey weiß eben, wie man die vermeintlich einfachen Gerichte gekonnt in Szene setzt.
Neben mir schaltete man mit orientalisch angehauchtem Wildlachs auf luftig-lockerem Couscous zufrieden einen Gang höher, während mir das Filet vom Adlerfisch mit Kapern-Limetten-Risotto, geschmortem Fenchel und Fischsuppen-Espuma meines Gegenübers neidvolle Blicke entlockte. Da konnte meine ligurische Pasta trotz ihrer formidablen Pfifferlingsqualität schon rein optisch nicht ganz mithalten.
Pancetta, Parmesan und Frühlingslauch verliehen meinen perfekt bissfest gekochten Trofie eine angenehme Würze, der man ruhig noch etwas mehr Pikantheit hätte zutrauen können. Das war zwar nichts wirklich Spektakuläres, aber dennoch ein sorgfältig zubereiteter Teigwarenteller, der sich mit guten Zutaten von italienischer Massenware deutlich abgrenzte.
Dazu genoss ich einen strohgelben Vermentino aus Sardinien für 7,30 Euro das Viertel. Ein erfrischend leichter Essensbegleiter, der mit seinem zurückhaltenden Bouquet meinem Nudelteller nicht die Schau stahl, sondern ihn gefällig ergänzte. Das Viertel Barbera (7,80 Euro) von Castello del Poggio aus dem Piemont, das ich dem viel zu schnell verdunsteten Sardenwein etwas später folgenließ, präsentierte sich dagegen vollmundig und angenehm saftig. Zarte Tannine und rote Beerenfrüchte zeichneten sich für sein sattes Finish verantwortlich.
Schräg gegenüber genoss der Iberico-Vernichter sein saftiges Rückensteak, das mit sagenhaft krossen, herrlich delikat gewürzten Pommes aus der Tüte, einem kleinen Beilagensalat und hausgemachter Tomaten-BBQ-Sauce serviert wurde. Keine Ahnung, ob Frittenfreigeist Manthey dafür in einer belgischen Pommesbude promoviert hat oder ein besonderes Gehör für den „Gesang“ seiner in Fett brutzelnden Kartoffelstäbchen entwickelt hat. Das war dem Frittenversteher am Tisch auch völlig Schnuppe, da diese Kombi aus knuspriger Würzhülle und weichem Flaumkern ihm vortrefflich mundete. Auch sein Iberico-Steak konnte geschmacklich überzeugen. Lediglich beim Cut hätten es noch ein paar Gramm mehr sein dürfen.
Auch der Durchprobierer mit dem Hang zu Überraschungen war inzwischen bei seinem Hauptgang angelangt. Man hatte ihm kurz gebratenes, neuseeländisches Roastbeef auf toskanischem Brotsalat serviert und er war sowohl vom perfekt gebratenen Fleisch als auch vom schmackhaften Panzanella sehr angetan. Getrocknete Tomaten, Kapern und Taggiasca-Oliven lieferten herbe Würze, Paprika und Gurken ließen sommerliche Frische Einzug halten. Natürlich kam auch sein vierter Gang in einer kleineren Portion daher. Wie alle Gänge seines Ü-Menüs war auch dieser von der Menge her sehr stimmig portioniert.
Ein Manthey-Menü ist keine dahingetupfte Abfolge von Petitessen, sondern lässt einen in der Summe auch gut satt werden. Dabei fiel auf, dass bei der Anrichtung der Speisen auf überflüssigen Schnick-Schnack verzichtet wurde und die verschiedenen Komponenten auf dem Teller harmonisch ineinandergriffen – und das sowohl optisch als auch geschmacklich. Man merkt einfach, dass hier ein erfahrener Küchenchef am Herd agiert. Einer der weiß, wie gute italienische Küche funktioniert und welch beglückenden Einfluss sie auf seine Gäste haben kann.
Und so konnten wir gegen Ende des Abends auch seinen süßen Versuchungen nicht widerstehen. Mit Zitronencrème gefüllte, sizilianische Cannolli wurden mit Pfälzer Erdbeeren und Meringue (9 Euro) kombiniert. Mein aus hausgemachtem Vanilleeis und frisch gebrühtem Espresso bestehender Affogato al Café (7,50 Euro) – oftmals auch als „Kleiner Italiener“ bezeichnet – wurde mit „im Kaffee ertrunkenen“ Schokoperlen und weißem Schokoladenschaum veredelt. Der aus Walnüssen, Pistazien und Mandeln gebackene Schoko-Florentiner überzeugte als süßer Knuspertaler und rundete die italienische Kaffeespezialität angemessen ab.
Nach einem netten Plausch mit Serviceleiter Florian Reiß und dem Hinweis, dass man aufgrund der Probleme mit den Anwohnern – kennt man ja von etlichen Gastronomien mit Außenbereich – das gemütliche Sitzen unter freiem Himmel zeitlich einschränken müsste, verließen vier zufriedene und gut gesättigte Schlemmerboys das mediterranste Esszimmer von ganz Neustadt. Denn hier macht nicht nur das Essen glücklich. Auch das Draußensitzen war uns die reinste Freude. Möge das nächste Clubtreffen bald kommen.
Es stimmt mich schon ein wenig traurig, wie selten die kulinarischen Zusammenkünfte unseres Schlemmerquartetts geworden sind. Doch Ende Juni hatten es die vier Wörther Gaumenakrobaten endlich wieder geschafft, ihren überfüllten Terminkalendern einen gemeinsamen Abend bei gutem Essen (und natürlich Trinken) abzuringen. Nach fast einem halben Jahr Schluckstille war das auch bitter nötig.
Die Stimmung war ausgezeichnet, denn allein schon der Spaziergang durch die Neustadter Altstadt, genauer gesagt durch die historische Hintergasse mit all ihren liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern und idyllischen Innenhöfen,... mehr lesen
Das Esszimmer
Das Esszimmer€-€€€Restaurant06321354996Hintergasse 38, 67433 Neustadt an der Weinstraße
4.5 stars -
"Hier schmeckte uns der Sommer! In Thomas Mantheys mediterraner Genussbude passten Anspruch und Wirklichkeit gut zusammen" Ehemalige UserEs stimmt mich schon ein wenig traurig, wie selten die kulinarischen Zusammenkünfte unseres Schlemmerquartetts geworden sind. Doch Ende Juni hatten es die vier Wörther Gaumenakrobaten endlich wieder geschafft, ihren überfüllten Terminkalendern einen gemeinsamen Abend bei gutem Essen (und natürlich Trinken) abzuringen. Nach fast einem halben Jahr Schluckstille war das auch bitter nötig.
Die Stimmung war ausgezeichnet, denn allein schon der Spaziergang durch die Neustadter Altstadt, genauer gesagt durch die historische Hintergasse mit all ihren liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern und idyllischen Innenhöfen,
Besucht am 06.09.2019Besuchszeit: Abendessen 9 Personen
Allgemein
Auch an diesem Freitag fiel mein geliebter Schafkopfabend aus. So schloss ich mich wieder dem Schoppenclub von Schätzchen an. Die Mitglieder des Freitagsschoppenclubs sind allesamt Schwestern von ihr, die bis auf die jüngste, die schon Witwe ist, von ihren Männern begleitet werden. Immer wenn ich mich anschließe, was nicht so oft vorkommt, bin ich derjenige, der für eine ungerade Zahl bei der Tischreservierung verantwortlich ist.
An diesem Freitag entschied sich die Gruppe nach längerer Zeit wieder mal für das Restaurant Zum Steinbachtal in Kleinostheim. Seit meiner Rezi vom Jahre 2016 waren wir schön öfter mal dort eingekehrt und leider nicht immer so zufrieden, wie wir es nach unserem damaligen Besuch vorgestellt hatten. Also nahm ich mir zu Hause schon vor, dass ich mal wieder ein Update machen könnte.
Mein auch in unserem Wohnort beheimateter, abstinenter Schwager holte uns zusammen mit seiner Frau von zu Hause ab. Schon bei der Ankunft am Sportplatz waren die großen Kapazitäten der Parkmöglichkeiten fast völlig verbraucht. Zufällig konnten wir einen Parkplatz ergattern, weil gerade jemand wegfuhr.
Für Rollstuhlfahrer oder Rollatorschieber wird es wohl schwierig werden das Lokal aufzusuchen, da doch etliche Treppenstufen von der Straße aus zur Eingangstür zu überwinden sind. Vielleicht können Gehandicapte aber auch vom dahinter liegenden Sportplatz aus ebenerdig rein. Die Treppenstufen werden auch von den Rauchern gerne in Beschlag genommen, und die sind bei vollem Haus, ca. 120 Plätze, nicht wenige.
Service 4*
Nach dem Eintreten ins Restaurant genügte ein Blick, um zu erkennen, dass das Restaurant gerammelt voll war. Zufällig war es der erste Tag nach dem Betriebsurlaub. So ziemlich alle Plätze waren besetzt, und auch am großen Salatbuffet tummelten sich schon etliche Gäste. Ganz hinten im rechten Eck erspähten wir unsere schon anwesenden Schoppenfreunde und begaben uns so direkt an deren Tisch, um die letzten vier freien Plätze zu belegen.
Die Freunde hatten alle schon ein Getränk vor sich stehen und durchstöberten schon die Speisenkarte. Flott war eine weibliche Servicekraft zur Stelle, gab uns Nachzüglern auch die Speisenkarte in die Hand und fragte unsere Getränkewünsche ab. Da der Schwager auf meiner linken Seite schon ein schön gezapftes Pils von Schlappeseppel vor sich stehen hatte, bestellte ich für mich auch eins. (0,4 l- 3,- €). Schätzchen machte es ihren Schwestern nach und ließ sich einen Merlot kredenzen (0,2 l, 4,50 €), dazu noch eine Flasche Mineralwasser von Sodenthaler (0,7 l, 4,50 €). Unsere Getränke kamen zügig an den Platz.
Der Reihe nach wurden die Essenswünsche dann abgefragt. Sogar der ein oder andere Änderungswunsch, die Beilagen betreffend, wurde trotz vollem Hause angenommen und ohne Aufpreis verwirklicht.
Aufmerksam wurden leere Gläser gesehen und Getränkenachschub nicht nur erfragt, sondern auch prompt geliefert. Nachdem wir instruiert wurden, dass man sich den Beilagensalat am Buffet selber zusammenstellen muss, konnte schon mal die Wartezeit aufs Hauptgericht mit dem Salat, sozusagen als Vorspeise, überbrückt werden.
Die selbst vom Buffet zusammengestellte Auswahl an Salaten war gerade verspeist, da wurden schon die Hauptspeisen serviert. Es dauerte also nicht allzu lange, bis ein jeder sein Hauptgericht vor sich stehen hatte. Beim Abräumen der leergegessenen Teller half ihr ein männlicher Kollege. Beide fragten nach unserer Zufriedenheit und auch, ob es denn geschmeckt hat. Wegen der überwiegend großen Portionen war nicht jeder Teller leer. Zwei Personen wollten sich ihr nicht verzehrtes Fleisch einpacken lassen und mit nach Hause nehmen. Dieser Wunsch wurde prompt erfüllt.
Der Bezahlwunsch wurde ihr mitgeteilt, sie eilte sofort an die Theke, um mit einem Block und Kugelschreiber in der Hand zurückzukommen und die jeweiligen Paare abzukassieren. Dieses Procedere ging zügig über die Bühne, einen Kassenbon haben wir nicht bekommen und auch nicht verlangt.
Nachdem jedes Paar seinen Obolus entrichtet hatte gab es noch für jeden einen schön heißen Julischka aufs Haus. Dieser wurde schnell getrunken, damit wir noch rechtzeitig zur 2. Halbzeit des Holland-Spieles zu Hause waren.
Insgesamt gesehen waren die Servicekräfte sehr aufmerksam sowie äußerst freundlich im Umgang mit den Gästen.
Essen 4*
Schätzchen und ich wollen abends nicht mehr große und mächtige Portionen verzehren. Uns reichen auch kleinere Gerichte, die trotzdem sättigen und in der Regel auch gut schmecken.
Meine Angetraute, die mir gegenüber saß, entschied sich deshalb für den Chefsalat (8,90 €). Der Teller war bestückt mit drei Teilen von gebackenem Schafskäse, ein paar gebratenen Champignons, etwas Rucola, Gurkenscheiben, eine gehälftete Kirschtomate sowie je eine Portion Kraut- und Karottensalat, darunter noch etwas Eisbergsalat. Ein schmackhaftes Joghurt-Dressing begleitete die Salate. Dazu wurde in einem Körbchen mehrere Scheiben von leicht geröstetem Baguette gereicht. Auch die Optik konnte gefallen. Auf alle Fälle war Schätzchen äußerst zufrieden mit ihrer Wahl. Kein Krümel blieb übrig. Chefsalat
Ich entschied mich für die Option Seniorenteller, da wird man auch satt und bekommt kein Völlegefühl. So haben dann auch mehrere Pils Platz im Magen. Lammfilet mit Bratkartoffeln und Gemüse war meine Wahl (14,90 €). Die Portion war genau richtig. Zwei kleine Lammfilets waren die Hauptdarsteller auf dem Teller. Zart und innen schön rosa, gut gewürzt, darauf noch eine Scheibe Kräuterbutter von Meggle, prima. Es muss ja nicht immer hausgemachte Kräuterbutter sein. Auch die Bratkartoffeln waren in meinen Augen gelungen, schmeckten gut. Gemüseanteil waren Brokkoli und Blumenkohl, die mit einer leichten Hollandaise beträufelt waren. Beide nicht verkocht, hatten sie noch ordentlich Biss. Ein kleines Filet mehr auf dem Teller hätte es durchaus auch sein dürfen. Nichtsdestotrotz war ich satt und zufrieden. Seniorenteller Lammfilet
Der Schwager zu meiner Linken hat da lieber größere Portionen auf dem Teller und entschied sich für Cevapcici. Sechs dieser Dinger waren auf dem Teller, dazu noch ordentlich Pommes sowie Djuvec-Reis und Aivar. Alles okay. Allerdings waren die Cevapcici nicht hausgemacht, sondern, wie man beim Anschnitt sah, Fertigware aus dem Bereich TK, was mir auch der Schwager bestätigte. Geschmeckt hat es ihm trotzdem und ordentlich satt ist er auch geworden. Welcher Preis dafür aufgerufen wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Cevapcici
Da ich ja nicht alle Gerichte von den Personen an unserem Tisch ablichten, geschweige denn bewerten kann, steht pauschal betrachtet auf alle Fälle fest, dass ein jeder aus unserer Runde sehr zufrieden war.
Es gibt ein großes Salat-Buffet, an dem sich jeder Gast selbst einen Beilagensalat-Teller zusammenstellen kann. Diverse Dressings stehen auch zur Verfügung. Alle Komponenten sind schmackhaft und frisch. Auch hier war sich unsere Runde einig, dass die Auswahl ordentlich und auch schmackhaft war.
Ambiente 4*
Alle Tische sind ordentlich mit sauberen Tischdecken versehen. Etwas dickere Papierservietten sowie die Bestecke liegen schon auf dem Tisch. Teelichter in einemschönen Behältnis werden angezündet. Ein paar Blümelein sind auch zu finden. Und die unsäglichen Salz- und Pfefferstreuer fehlen auch nicht.
Die Raumbeleuchtung ist angenehm. Auch bei vollem Hause kann man sich noch gut unterhalten. Keine Lärmbelästigung ist festzustellen.
Sauberkeit 5*
Tische sauber. Teller, Bestecke, Gläser etc. tadellos. Die Toiletten befinden sich direkt nach dem Eingang rechts, bevor man die Gaststube betritt. In diesem Falle eben
Fazit:
Nachdem ich während der letzten drei Jahre nicht immer zufrieden war, hat heute alles gepasst. Eine direkte Empfehlung brauche ich gar nicht zu geben, denn ein volles Haus an einem Freitagabend spricht für sich.
Gesamteindruck:
4 – gerne wieder
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt, wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder)
Allgemein
Auch an diesem Freitag fiel mein geliebter Schafkopfabend aus. So schloss ich mich wieder dem Schoppenclub von Schätzchen an. Die Mitglieder des Freitagsschoppenclubs sind allesamt Schwestern von ihr, die bis auf die jüngste, die schon Witwe ist, von ihren Männern begleitet werden. Immer wenn ich mich anschließe, was nicht so oft vorkommt, bin ich derjenige, der für eine ungerade Zahl bei der Tischreservierung verantwortlich ist.
An diesem Freitag entschied sich die Gruppe nach längerer Zeit wieder mal für das Restaurant... mehr lesen
Gaststätte Zum Steinbachtal
Gaststätte Zum Steinbachtal€-€€€Vereinsheim, Gaststätte060274087742Alte Poststraße 66, 63801 Kleinostheim
4.0 stars -
"Trotz vollen Hauses lief alles wie am Schnürchen!" Ehemalige User
Allgemein
Auch an diesem Freitag fiel mein geliebter Schafkopfabend aus. So schloss ich mich wieder dem Schoppenclub von Schätzchen an. Die Mitglieder des Freitagsschoppenclubs sind allesamt Schwestern von ihr, die bis auf die jüngste, die schon Witwe ist, von ihren Männern begleitet werden. Immer wenn ich mich anschließe, was nicht so oft vorkommt, bin ich derjenige, der für eine ungerade Zahl bei der Tischreservierung verantwortlich ist.
An diesem Freitag entschied sich die Gruppe nach längerer Zeit wieder mal für das Restaurant
Besucht am 29.08.2019Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 47 EUR
Beim Ausflug nach Wismar passiert man unweigerlich den Marktplatz, an dem u.a. auch das Restaurant „Alter Schwede“ gelegen ist. Was von der historischen Hausfront und dem altertümlichen Gastraum tatsächlich original erhalten ist, vermag ich nicht zu sagen, sieht aber wirklich toll aus.
Auf Grund des schönen Wetters wählten wir einen Platz auf der Außenterrasse mit Blick auf den Markt.
Nach kurzem Blick in die Karte entschieden wir und für „in Butter gebratenem Filet von Zander, Dorsch und Lachs auf Spinat mit Bratkartoffeln“, dazu Softdrinks.
Nach kurzer Zeit wurden uns die Pfannen gebracht, optisch rustikal und reichlich gefüllt, geschmacklich gute Hausmannskost. Die Bratkartoffeln schön kross gebraten, der Fisch auf den Punkt, einzig der Lachs war etwas zu lange in der Pfanne. Geschenkt!
Die Leute von Service waren aufmerksam und hilfsbereit.
Preislich waren Essen und Getränke im Rahmen aber kein Schnäppchen.
Wer Wismar besucht und länger bleibt, sollte unbedingt auch über einen Besuch im „Alter Schwede“ nachdenken.
Beim Ausflug nach Wismar passiert man unweigerlich den Marktplatz, an dem u.a. auch das Restaurant „Alter Schwede“ gelegen ist. Was von der historischen Hausfront und dem altertümlichen Gastraum tatsächlich original erhalten ist, vermag ich nicht zu sagen, sieht aber wirklich toll aus.
Auf Grund des schönen Wetters wählten wir einen Platz auf der Außenterrasse mit Blick auf den Markt.
Nach kurzem Blick in die Karte entschieden wir und für „in Butter gebratenem Filet von Zander, Dorsch und Lachs auf Spinat mit Bratkartoffeln“,... mehr lesen
Restaurant Alter Schwede
Restaurant Alter Schwede€-€€€Restaurant03841283552Am Markt 20/22, 23968 Wismar
4.5 stars -
"Essen in historischem Umfeld" Ehemalige UserBeim Ausflug nach Wismar passiert man unweigerlich den Marktplatz, an dem u.a. auch das Restaurant „Alter Schwede“ gelegen ist. Was von der historischen Hausfront und dem altertümlichen Gastraum tatsächlich original erhalten ist, vermag ich nicht zu sagen, sieht aber wirklich toll aus.
Auf Grund des schönen Wetters wählten wir einen Platz auf der Außenterrasse mit Blick auf den Markt.
Nach kurzem Blick in die Karte entschieden wir und für „in Butter gebratenem Filet von Zander, Dorsch und Lachs auf Spinat mit Bratkartoffeln“,
Besucht am 30.08.2019Besuchszeit: Abendessen 9 Personen
Allgemein
Nachdem wir seit zwei Tagen aus unserem 10-tägigen Italien-Adria-Urlaub wohlbehalten zurückgekommen sind, war ich am Freitag wieder mal mit dem Schoppenclub meiner Angetrauten unterwegs. Da wir uns im Urlaub täglich die Bäuche mit Pasta, Fisch, Meeresfrüchten, Gemüse, Desserts etc. vollgeschlagen hatten, traf es sich gut, dass für den Abend mal wieder die Taunusstuben in Großkrotzenburg unser Ziel waren. Nach den mediterranen Genüssen war die Location an der Hauptstraße im Nachbarland mit vielen hessischen Schmankerln in der Speisekarte gerade die richtige Abwechslung für unseren Speisenplan. In dem Traditions-Gasthaus hatten wir schon im Laufe der Jahrzehnte etliche Familienfeste gefeiert. Während meine Frau mit ihrem Schoppenclub mehrmals im Jahr dort einkehrt, war ich selber das letzte Mal vor acht Jahren zum 80. Geburtstag meines Bruders dort zu Gast.
Vor dem Haus gibt es ein paar Parkplätze, einer davon ein Behinderten-Parkplatz. Ansonsten muss man sein Vehikel etwas weiter weg abstellen. Im Gastraum wie auch im Hof ist alles ebenerdig.
Service 4*
Ein Schwager, der abstinent ist, nahm uns mit. Von unserer Gruppe waren wir die ersten, weil wir auch die kürzeste Anfahrt hatten. Im schattigen Hof entdeckten wir den reservierten Tisch für neun Personen. Und schon kam uns die Chefin des Hauses entgegen. Eine unkonventionelle, aber durchaus freundliche Begrüßung wurde uns zuteil. Es dauerte nicht lange, da trafen auch schon die restlichen fünf Personen ein. Auch sie wurden mit launigen Sprüchen der Chefin begrüßt, schließlich kennt man sich ja. Die Speisekarte wurde flugs einem jeden in die Hand gedrückt. Unsere Herren der Schöpfung wurden aufgeklärt, dass sie zwei Tage vor Betriebsurlaub z.B. für das Schlappeseppel Kellerbier kein Fass mehr anstechen. Für uns kein Problem. Da wurde auf Schlappeseppel Pils gewechselt. Da das erste Pils in einem 0,3-l-Glas (2,- €) kredenzt wurde, fragten wir nach, ob es auch größere Gläser gibt. Gab es, von da an wurde in 0,5-l-Gläser (3,20 €) gezapft.
Unsere Damen der Gruppe fragten nach einem Rotwein. Ich staunte nicht schlecht, als die Chefin ihnen offerierte, dass sie bei ihrem letzten Besuch doch so von dem guten Dornfelder (0.2 l-Glas, 3,50 €) geschwärmt hatten und bot ihnen den an. Okay, der wurde genommen. Dass sich vier Frauen immer zwei große Flaschen Wasser teilen (0,7-l-Flasche, 4,- €) war der Chefin auch präsent. Flugs wurden entsprechend Gläser gebracht.
Die Aufnahme der Speisen konnte los gehen. Die Wartezeit aufs Essen war in einem vernünftigen Rahmen. Sehr gut, ja sogar verblüffend fand ich, dass die Chefin jeder Person das Essen, welches diese bestellt hatte, servierte, ohne nachfragen zu müssen, wer was bestellt hatte. Innerhalb von ca. zwei Minuten hatte ein jeder sein Essen vor sich stehen. Sie wünschte jedem guten Appetit und fragte mehrmals nach, ob es schmeckt und auch alles in Ordnung ist. Leere Gläser wurden gesehen, Getränkenachschub nach Rückfrage zügig geliefert. Beim Bezahlen konnte sie jedes Paar zuordnen und hatte genau im Kopf, was ein jeder gegessen und getrunken hatte. Dies wurde auf einen Block gekritzelt, der Zettel abgerissen und einem in die Hand gedrückt.
Insgesamt gesehen machte sie souverän ihren Job und brachte mit ihren Sprüchen zu allem und jedem eine Art karnevalistischer Lustigkeit in die Runde, die für uns erheiternd war, aber wohl für Nicht-Stammgäste möglicherweise unverständlich ist. Mir ist es auf alle Fälle 4* wert.
Essen 4*
Wie schon erwähnt, wollten Schätzchen und ich mal wieder Hausmannskost genießen und so bestellten wir von den hessischen Spezialitäten.
Für sie sollten es Leberknödel auf Kartoffelbrei mit Sauerkraut sein (7.- €). Drei dicke Leberknödel auf dem Kartoffelbrei, rundherum eine kräftige Soße belegten den Teller. Das Sauerkraut wurde separat in einem Porzellan-Schüsselchen serviert. Die Knödel von guter Konsistenz, nicht weich, gut im Biss, prima gewürzt. Der Kartoffelbrei war auch ordentlich zubereitet. Die Portion sehr schmackhaft, aber doch recht mächtig, so musste ein halber Leberknödel übrig bleiben. Ich konnte ihn leider auch nicht mehr verzehren, da ich von meinem Essen her auch schon voll gesättigt war. Leberknödel mit Kartoffelbrei und Sauerkraut
Ein Rippchen mit Kartoffelbrei und Sauerkraut (9,80 €) war meine Wahl. Das Rippchen hatte eine mehr als ordentliche Größe. Lies sich gut schneiden und auch gut kauen. Das Sauerkraut lag mit auf dem Teller, ebenso der Kartoffelbrei. Der Geschmack war in Ordnung. Genauso wie ich es mir vorgestellt hatte. Nun ja, ein bisschen Soße hätte ruhig auch noch dabei sein dürfen. Aber auch so wurde mein Teller ratzeputz leer. Rippchen mit Kartoffelbrei und Sauerkraut
Sämtliche Personen aus unserer Runde waren mit ihrem Essen sehr zufrieden. Es gab nichts zu meckern. Ich hab natürlich nicht alle Gerichte ablichten bzw. beschreiben können und so kommt hier nur das Foto vom Wurstsalat mit Bratkartoffeln meiner Tischnachbarin in meine Rezi.
Im schmalen Hof stehen die Tische nur in einer Reihe mit Abständen dazwischen. Entweder für vier oder mehr Personen zusammengeschoben. Das Sitz-Mobiliar ist bequem. Die Tische mit Tischdecken überzogen. An einem warmen Sommerabend lässt es sich hier gut aushalten.
Sauberkeit 5*
Tische sauber. Stühle haben ein Sitzkissen. Teller, Bestecke, Gläser etc. tadellos. Zur Toilette muss man drinnen einen schmalen Gang entlang gehen, nach ca. 10 m geht es rechts durch die Tür zu den Herrentoiletten. Sahen für mich wie nagelneu aus, alles picobello. Da wird es wohl auf den Damentoiletten genauso sauber sein.
Fazit:
Alt eingesessenes Gasthaus mit überwiegender Stammkundschaft, für Familienfeste genauso gut geeignet, wie für einen Schoppen mit Essen am Abend.
Gesamteindruck:
4 – gerne wieder
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt, wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder)
Allgemein
Nachdem wir seit zwei Tagen aus unserem 10-tägigen Italien-Adria-Urlaub wohlbehalten zurückgekommen sind, war ich am Freitag wieder mal mit dem Schoppenclub meiner Angetrauten unterwegs. Da wir uns im Urlaub täglich die Bäuche mit Pasta, Fisch, Meeresfrüchten, Gemüse, Desserts etc. vollgeschlagen hatten, traf es sich gut, dass für den Abend mal wieder die Taunusstuben in Großkrotzenburg unser Ziel waren. Nach den mediterranen Genüssen war die Location an der Hauptstraße im Nachbarland mit vielen hessischen Schmankerln in der Speisekarte gerade die richtige... mehr lesen
4.0 stars -
"Hier kann man mit einer Einkehr nichts verkehrt machen!" Ehemalige User
Allgemein
Nachdem wir seit zwei Tagen aus unserem 10-tägigen Italien-Adria-Urlaub wohlbehalten zurückgekommen sind, war ich am Freitag wieder mal mit dem Schoppenclub meiner Angetrauten unterwegs. Da wir uns im Urlaub täglich die Bäuche mit Pasta, Fisch, Meeresfrüchten, Gemüse, Desserts etc. vollgeschlagen hatten, traf es sich gut, dass für den Abend mal wieder die Taunusstuben in Großkrotzenburg unser Ziel waren. Nach den mediterranen Genüssen war die Location an der Hauptstraße im Nachbarland mit vielen hessischen Schmankerln in der Speisekarte gerade die richtige
Besucht am 23.08.2019Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 190 EUR
Im Rahmen des „Hamburger Schlemmer-Sommer“ bieten viele Restaurants der Region Menüs zu guten Preisen an, auf Wunsch auch mit korrespondierenden Weinen.
Eines dieser Lokale ist das Brüdigams im quirligen Eimsbüttel. Das Brüdigams ist klein aber mit Außenterrasse. Eine Reservierung ist erwünscht.
Das derzeitige „Schlemmer“ Menü setzt sich zusammen aus Amuse Gueule, Jakobsmuschel mit Serranoschinken, Minestrone, gesottene Rinderbrust oder Heilbutt und Sauerrahmschnitte mit Lavendelaprikosen.
Neben den korrespondierenden Weinen kann selbstverständlich jeder auch aus reichhaltigen Weinkarten seinen Liebling auswählen.
Das Menü wurde mit angenehmen Wartezeiten serviert und entsprach einem sehr hohen Niveau, einzig der Heilbutt war von der Menge eher etwas wenig.
Der Service war sehr höflich aber in keiner Weise aufdringlich.
Wir haben den Besuch sehr genossen, insbesondere mal wieder im Freien zu essen.
Im Rahmen des „Hamburger Schlemmer-Sommer“ bieten viele Restaurants der Region Menüs zu guten Preisen an, auf Wunsch auch mit korrespondierenden Weinen.
Eines dieser Lokale ist das Brüdigams im quirligen Eimsbüttel. Das Brüdigams ist klein aber mit Außenterrasse. Eine Reservierung ist erwünscht.
Das derzeitige „Schlemmer“ Menü setzt sich zusammen aus Amuse Gueule, Jakobsmuschel mit Serranoschinken, Minestrone, gesottene Rinderbrust oder Heilbutt und Sauerrahmschnitte mit Lavendelaprikosen.
Neben den korrespondierenden Weinen kann selbstverständlich jeder auch aus reichhaltigen Weinkarten seinen Liebling auswählen.
Das Menü wurde mit angenehmen Wartezeiten serviert und entsprach einem sehr hohen Niveau, einzig der Heilbutt war von der Menge eher etwas wenig.
Der Service war sehr höflich aber in keiner Weise aufdringlich.
Wir haben den Besuch sehr genossen, insbesondere mal wieder im Freien zu essen.
Restaurant Brüdigams
Restaurant Brüdigams€-€€€Restaurant04057012999Eppendorfer Weg 98, 20259 Hamburg
4.0 stars -
"klein aber fein" Ehemalige UserIm Rahmen des „Hamburger Schlemmer-Sommer“ bieten viele Restaurants der Region Menüs zu guten Preisen an, auf Wunsch auch mit korrespondierenden Weinen.
Eines dieser Lokale ist das Brüdigams im quirligen Eimsbüttel. Das Brüdigams ist klein aber mit Außenterrasse. Eine Reservierung ist erwünscht.
Das derzeitige „Schlemmer“ Menü setzt sich zusammen aus Amuse Gueule, Jakobsmuschel mit Serranoschinken, Minestrone, gesottene Rinderbrust oder Heilbutt und Sauerrahmschnitte mit Lavendelaprikosen.
Neben den korrespondierenden Weinen kann selbstverständlich jeder auch aus reichhaltigen Weinkarten seinen Liebling auswählen.
Das Menü wurde mit angenehmen Wartezeiten serviert
Geschrieben am 23.08.2019 2019-08-23| Aktualisiert am
23.08.2019
Besucht am 26.06.2019Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 36 EUR
Es geschah am hellichten Tag. Genauer gesagt an einem heißen Mittwochnachmittag. Die hohen Temperaturen hatten aus unserer Wohnung einen Schwitzkasten werden lassen. Der einzige verfügbare Ventilator im Haus war defekt, also wurde ich tätig. Ein Spontanbesuch in einem großen Kaufhaus für Elektroartikel sollte Abhilfe schaffen.
Dieses befand sich in der Karlsruher City. Nach dem eher glücklichen Erstehen des vorletzten Exemplares – es war ein leicht überteuertes Standgerät – musste der „Erfolg“ in Sachen zukünftiger Luftzirkulation mit einer mindestens genauso spontanen Einkehr kulinarisch unterfüttert werden.
Das Monkey King war mir schon ein paar Wochen zuvor aufgefallen. Meinen Recherchen nach muss es Ende 2018 eröffnet worden sein. Das Lokal liegt direkt an der Kaiserstraße, einer lebhaften Fußgängerzone, die einem zwar den Glauben an den Einzelhandel zurückgibt, aber ansonsten wenig Anziehungskraft ausübt.
Die anfängliche Sorge, es handele sich um den neuesten Laden für Handmade Premium Burger, war unbegründet. Zwar befand sich neben dem etwas überdimensioniert anmutenden Namensschild der Hinweis auf Burger und Salate im Homestyle, aber bei genauerem Hinsehen entdeckte ich an der Glasfront am Eingang des Restaurants ein paar dilettantisch ausgedruckte Speisehinweise, die mein Interesse weckten. Teilweise in chinesischer Schrift, teilweise in deutscher Übersetzung wurden unter anderem chinesische Teigtaschen (Dim Sum) und gefüllte China-Dampfnudeln (Baozi) angepriesen.
Mein Blick scannte den etwas kitschig eingerichteten Gastraum ab. Ein paar Chinesen saßen an funktionalen Tischen mit heller Holzplatte und ließen sich Nudelsuppe und Dumplings schmecken. Dazwischen ein paar Plastikbäume, an denen sich ein paar weiße Kunststoff-Affen mit Glühbirne in der Hand zu schaffen machten. Ich gebe zu, eine abgefahrenere Beleuchtungsidee ist mir selten untergekommen. Die zylinderförmigen Hängeleuchten aus der Retro-Schmiede, die wie Lampions von der Decke baumelten, waren dagegen fast schon langweiliger Mainstream.
Ich setzte mich an einen freien Tisch unweit der Bestelltheke. Denn gleich auf der ersten Seite der in einem Klemmbrett steckenden Speisenkarte wurde unmissverständlich auf den hier vorherrschenden „Self Service“ hingewiesen. Also ja nicht zu weit weg vom Ort des Orderns. Ich blätterte mich durch das Angebot an Asia-Gerichten und wurde auf ein paar Schiefertafeln, die neben der Kasse an der Wand hingen, aufmerksam. Auch hier hätten mir ein paar Semester Gastrochinesisch sicher weitergeholfen. Gut, dass die Speisen auch in deutscher Sprache nachlesbar waren.
Wan Tan in scharfer Soße, in Bier gekochtes Entenfleisch mit Kartoffeln und Karotten, chinesische Crêpes mit unterschiedlichen Füllungen, geschmorter Schweinebauch und Hähnchenkeule mit Teriyaki-Sauce und Gemüse entzifferte ich bei genauerer Inspektion der Empfehlungstafeln. Ich war jedoch in freudiger Teigtaschen-Erwartung – „Dim-Sum-Laune“ wie der Sinologe meines Vertrauens zu sagen pflegt. Die gab es im Monkey King in drei verschiedenen Ausführungen. Ich entschied mich für 12 mit Schweinefleisch, Garnelen, Shitake Pilzen, Chinakohl, Lauchzwiebeln und Ingwer gefüllte Dumplings, die mit 8,50 Euro auf der Klemmbrett-Standardkarte standen.
Die sehr aufmerksame Dame an der Kasse bemerkte mein Interesse für die gefüllten Hefeklöße, die gerade im Hintergrund frisch zubereitet wurden. Sie ließ mir bei meiner Dim-Sum-Bestellung noch ein kleines Werbegeschenk in Form eines einzelnen Baozi zukommen. Eine wirklich nette Geste, die zwei Wochen später beim Folgebesuch mit meinem Vater zur Bestellung der fluffigen China-Dampfnudeln führte.
Ein großes Manko im Monkey ist die Getränkeversorgung. Die hat nämlich Schnellimbiss-Charakter. Für jeweils 3 Euro nimmt man sich aus einem Kühlschrank sein Mineralwasser bzw. seine Limo (Alkohol gibt es nicht!) und trinkt das dann aus der erworbenen Plastikflasche. Mit Gläsern hat man es hier nicht so. Das ist nicht besonders stilvoll und wäre meines Erachtens auch ein Punkt, den man ändern sollte.
Sowohl das mit leicht süßlich abgeschmeckter Fleisch-Gemüsefüllung ausgestattete Baozi, als auch meine gedämpften Teigtaschen übertrafen meine Erwartungen. „Ich summe, also dim ich!“ soll mal ein bekannter Teigtaschendieb aus Shanghai gesagt haben. Als ich das erste „Asia-Mauldäschle“ zwischen die Stäbchen geklemmt und es danach mit ein wenig würziger Soja-Tunke genossen hatte, wusste ich, was er damit meinte.
Ich habe vor zwei Jahren während eines Kanada-Trips in Toronto ähnlich delikate Dumplings vorgesetzt bekommen. Auch letztes Jahr im „Lecker Song“ in Berlin war ich begeistert. Dass ich aber ausgerechnet auf der Karlsruher Konsummeile ein kulinarisches Aha-Erlebnis mit diesen kleinen China-Snacks haben würde, hätte ich nicht für möglich gehalten. „Don’t judge a book by its cover“ oder „Lass dich ja nicht von Leuchtreklame abschrecken“ – hier passte das wie der Aufsatz auf den Bambusdämpfer!
Ich schaute mir die Füllungen der Dämpflinge genau an. Jede fiel ein wenig anders. Da mal etwas mehr Shitake Pilze, da mal ein Garnelenstück. Das war definitiv keine aufgetaute TK-Ware. Zweifellos waren die kleinen Teigteilchen selbst gemacht, was sich bei meinem dritten Besuch (vor etwa einer Woche) mit der Aussage „Nr. 34 ist im Moment leider ausgegangen, wird aber gerade wieder frisch zubereitet und dauert deshalb ein bisschen…“ bestätigte.
Beim Folgebesuch musste mein Vater mit. Auch er ist ein Freund des gefüllten Asia-Täschchens und weiß ein gutes Baozi von einem durchschnittlichen Shaomai zu unterscheiden. Da wagten wir uns an die Wan Tan in scharfer Soße (9,90 Euro), die mit kurz gewoktem Pak Choi, Frühlingszwiebeln und reichlich frischem Koriander in einer Schüssel serviert wurden. Knackige Frische traf auf aromatische Schärfe. Keine sinnlose Brachialwürze für Sambalzombies, sondern eher eine die Geschmacksnerven stimulierende, mit der richtigen Chilidosis ausgestattete Tunke benetzte die gefüllten Miniaturen. Wir waren von diesem großzügig portionierten Hauptgang begeistert.
Außerdem probierten wir die mit reichlich heißer Brühe vollgesogenen Mini-Dumplings (6 Stück für 7,90 Euro), die mit Schweinehack, Ingwer und Lauchzwiebeln gefüllt waren und bei denen wir mit Vorsicht zu Werke gehen mussten, da wir uns sonst den Gaumen verbrüht hätten.
Klar kann man im Monkey King auch Burger mit Pommes essen. Und eigentlich setzte man anfänglich voll auf ein asiatisch angehauchtes Bulettenkonzept, wie mir ein aufgeschlossener Servicemitarbeiter im Gespräch verriet. Aber die angebotenen Dumplings und vor allem die Nudelsuppen liefen den asiatisch aufgemotzten Patties schnell den Rang ab.
Kein Wunder, kann sich doch die überwiegend chinesische Klientel an geschmorten Schweineohren, Hühnermägen oder Rinderpansen (auch als Toppings gegen einen geringen Aufpreis erhältlich) erfreuen. Asia-Läden, die eine solche Heimatküche bereithalten, sind in Karlsruhe und Umgebung rar gesät. Die Community aus dem fernen Osten dankt es dem „Affenkönig“ mit ihrer treuen Präsenz.
Die letzte Einkehr erfolgte vor gut einer Woche. Eine Radtour nach Karlsruhe endete im badischen Sommerregen. Anstatt den Lichtspielen im Schlosspark genossen wir Baozi, Teriyaki-Hähnchen mit fermentiertem Gemüse, Reis und Spiegelei (9,90 Euro) sowie gebratene Reisnudeln mit Rindfleischstreifen (10,90 Euro). Allein die selbstgemachte Teriyaki-Sauce, welche die saftige, in Stücke geschnittene Hähnchenkeule veredelte, machte das schlichte Schüsselgericht zu einem delikaten Umami-Erlebnis.
Bei meiner Nudelpfanne wurde auch nicht am Gemüse gespart. Frische Zwiebeln, Karotten und Sojasprossen tummelten sich neben Rindfleischstreifen, die auch ohne Weichmacher bestens auskamen. Nur gut, dass die inflationär verwendeten Peperoni-Stücke vom Schärfegrad her eher im unteren Scoville-Bereich angesiedelt waren. Vor dem auftretenden Rachenfeuer hatte mich nämlich schon die „Goreng-Göre“ beim Bestellvorgang gewarnt. Woraufhin ich um etwas mildere Würzung bat.
Klar naschten wir auch von den China-Crêpes, die mit verschiedenen Füllungen angeboten wurden. Den zusammengeklappten, im Omelette-Stil zubereiteten Pfannkuchen aus Reismehlteig, kleingehackten Frühlingszwiebeln und Ei (4,90 Euro in der Basis-Ausstattung) ließen wir uns mit geschmolzenem Käse (1 Euro extra) schmecken. Das süße Finale läuteten fünf frittierte, mit roter Bohnenpaste gefüllte Sesambällchen (3,90 Euro) ein. Diese hatte man auf einem Saucenspiegel aus gesüßter Kondensmilch platziert. Ein crunchig-mürber Abschluss, der von uns anstelle des leider ausgegangen Seidentofupuddings ruckzuck verputzt wurde.
Insgesamt handelt es sich beim Monkey King um eine wohlgewokte bzw. -gedämpfte Chinaküche abseits des süß-sauren Pfuschpfades. Auch die Rechnung entpuppt sich hier nicht zum berappenden Preis-Leistungs-Verhängnis. Wenn schon Asia-Imbiss, dann bitteschön so. Das Suffsortiment aus Plastik, die Bestellung an der Theke und das kitschige Interieur nehme ich bei diesem neuen „Tischlein-entdeck-mich“ gerne in Kauf. Dr. Dumpling empfiehlt: hingehen und durchprobieren!
Es geschah am hellichten Tag. Genauer gesagt an einem heißen Mittwochnachmittag. Die hohen Temperaturen hatten aus unserer Wohnung einen Schwitzkasten werden lassen. Der einzige verfügbare Ventilator im Haus war defekt, also wurde ich tätig. Ein Spontanbesuch in einem großen Kaufhaus für Elektroartikel sollte Abhilfe schaffen.
Dieses befand sich in der Karlsruher City. Nach dem eher glücklichen Erstehen des vorletzten Exemplares – es war ein leicht überteuertes Standgerät – musste der „Erfolg“ in Sachen zukünftiger Luftzirkulation mit einer mindestens genauso spontanen... mehr lesen
4.0 stars -
"Wer sich weder vom Namen noch vom Schnellimbiss-Interieur abschrecken lässt, den erwarten hier die derzeit besten Dumplings von ganz Karlsruhe" Ehemalige UserEs geschah am hellichten Tag. Genauer gesagt an einem heißen Mittwochnachmittag. Die hohen Temperaturen hatten aus unserer Wohnung einen Schwitzkasten werden lassen. Der einzige verfügbare Ventilator im Haus war defekt, also wurde ich tätig. Ein Spontanbesuch in einem großen Kaufhaus für Elektroartikel sollte Abhilfe schaffen.
Dieses befand sich in der Karlsruher City. Nach dem eher glücklichen Erstehen des vorletzten Exemplares – es war ein leicht überteuertes Standgerät – musste der „Erfolg“ in Sachen zukünftiger Luftzirkulation mit einer mindestens genauso spontanen
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Gut, im selben Jahr übernahm ein gewisser Karl-Emil Kuntz das Amt des Küchenchefs in der Haynaer Krone und erkochte sich zwei Jahre später seinen ersten Stern, aber ansonsten war in der von Weinstuben, Straußwirtschaften und Dorfbeizen gesäumten Region kulinarisch nicht besonders viel los. Die Liebe der deftigen Regionalküche ging damals eben in erster Linie durch den Saumagen.
Insofern war diese der Kulinarik unseres Nachbarlandes verpflichtete Genussenklave mitten im Wohngebiet von Frankweiler von Beginn an etwas Außergewöhnliches. Und dass heute, 35 Jahre (!) später, das Restaurant immer noch existiert und es sich nach wie vor einer großen Beliebtheit erfreut, spricht für seine kontinuierliche Qualität, mit der seit über drei Jahrzehnten exquisite Franko-Klassiker serviert werden. Als feste gastronomische Instanz und verlässliche Empfehlung ist dieses familiengeführte Traditionslokal längst kein Geheimtipp mehr.
Und so kam auch ich vor gut 25 Jahren das erste Mal in den Genuss der klassisch französisch inspirierten Bistroküche von Maître Robichon. Ein familiäres Weihnachtsessen führte mich damals in das von außen recht wenig auf Spitzenküche hindeutende Wohnhaus. Die auf den Punkt zubereiteten Fischgerichte von damals hält mein kulinarisches Langzeitgedächtnis bis heute gespeichert.
Die heimelige Wohnzimmer-Wintergarten-Atmosphäre der beiden Gasträume (zusammen um die 45 Sitzplätze) hatte ich dagegen nicht mehr so ganz auf dem Schirm, als ich zusammen mit meiner Frau an einem warmen Sommerabend Mitte August nach langer Abstinenz mal wieder dort aufschlug. Dass der Folgebesuch schon knapp zwei Monate später erfolgen sollte, konnten wir da noch nicht ahnen. Es muss uns anscheinend recht gut gefallen haben.
Auch wussten wir im August noch nichts von der bevorstehenden Renovierung des ersten Gastraumes, dem man in der Folgezeit ein komplett neues Aussehen verpasste. In dem vormals trauten Wohnzimmer mit gepflegter Landhausatmosphäre hielt ein nicht minder schickes Bistroambiente Einzug. Mit neuer Beleuchtung in Form zeitgemäßer Pendelspots, grünen Wänden und edlen, nach eigenen Vorstellungen gefertigten Holztischen und Wandbänken war das eine Überraschung im allerbesten Brasserie-Sinne.
Bei beiden Besuchen reservierte ich per Facebook bzw. Email. Dabei kommunizierte ich sowohl mit der Tochter Sophie (FB), die seit sieben Jahren im Servicebereich tätig ist, als auch mit ihrer Mutter Hannelore (Mail). Letztere lässt es – auch dank ihrer engagierten Tochter – nach so vielen Jahren in der Gastro verständlicherweise etwas ruhiger angehen und steht nicht mehr jeden Abend hinterm Tresen.
Und so war es auch die Tochter Sophie, die uns freundlich in Empfang nahm und unsere Jacken zur Garderobe beförderte. Sie wurde an beiden Abenden von einer weiteren Servicekraft unterstützt. Auf unsere Fragen reagierte man fachkundig und aufgeschlossen. Man ließ uns genügend Zeit und nach jedem Gang wurde nachgefragt, ob denn alles in Ordnung gewesen sei. Das passierte nicht wie einstudiert, sondern klang nach echtem Interesse am Wohl des Gastes. Dass beim Besuch im Oktober der Küchenchef selbst für eine kleine Fachsimpelei über die Zubereitung seiner Bouillabaisse an unseren Tisch kam, zeigte uns, dass man sich hier nicht nur für die Stammklientel Zeit nimmt.
Monsieur Robichon wurde in der Küche von einem weiteren Koch (Nils), der hier auch seine Lehrzeit absolviert hatte und quasi als rechte Hand des Chefs fungierte, entlastet. Auch den jungen Azubi (Tobias) konnte ich durch die Durchreiche zur Küche erkennen. Die ein oder andere Aushilfe schien die überschaubare Personaldecke des Lokals zu komplettieren.
Gemäß der vorhandenen Man- bzw. Womanpower war das Speisenangebot auf das Wesentliche beschränkt ohne dabei dürftig zu wirken. Bruno Robichon möchte seinen Gästen die Feinheiten der Franzosenküche näherbringen und bietet neben einer reduzierten À-la-carte-Auswahl an klassischen Bistrogerichten (Fischsuppe, gemischter Vorspeisenteller, Croustillant mit Lammfüllung, Filet vom Charolais-Rind, Medaillons vom bretonischen Lamm und Seewolffilet mit Jakobsmuscheln) drei verschiedene Menüs („Plaisir“, „Gourmet“ und eines mit saisonalem oder regionalem Bezug) an.
Einige der À-la-carte-Gerichte finden sich in etwas abgewandelter Form in den Menüs wieder. Die Entscheidung für das fünfgängige Gourmet-Menü (60 Euro) fiel mir nicht schwer. Das originäre Seeteufel-Carpaccio konnte problemlos gegen die viel gelobte Fischsuppe mit Rouille und Croutons getauscht werden. Zu Seewolffilet und Lamm-Medaillons (zweiter und dritter Gang) gesellten sich noch eine feine Käseauswahl und eine Tartelette mit Zitronenmousse und Zitronen-Thymian-Sorbet.
Meine Frau ließ sich vom Saison-Menü (49 Euro) in vier Etappen in die Provence entführen. Auf ihrer Gaumenreise wurde sie von gegrilltem provenzalischem Gemüse mit Ziegenfrischkäse, einer kleinen Fischsuppe mit gebratenem Doradenfilet, Kaninchenpaupiette mit frischen Pfifferlingen sowie Aprikosen mit Lavendelcrème und Aprikosensorbet in den Süden Frankreichs geschickt.
Die wirklich hervorragend sortierte Flaschenweinkarte, die neben einer Vielzahl französischer Trouvaillen auch gute Pfälzer Tropfen listet, lässt das Herz eines jeden Weinliebhabers höherschlagen. Alle wichtigen Weinregionen unseres Nachbarlandes sind mit ausgesuchten Kreszenzen vertreten. Neben Burgund, Beaujolais, Bordeaux und Rhônetal wird selbst dem Maconnais, der Loire und dem Languedoc vinophil gehuldigt.
Freunde großer Pfalzgewächse dürfen sich an Riesling von Rebholz (Siebeldingen), Weißburgunder von Münzberg (Landau-Godramstein) und Spätburgunder von Meßmer (Burrweiler) erfreuen. Auch kleine Flaschen zu 0,375l sind im umfangreichen Rebsaftsortiment der Robichons vertreten.
Im August wählten wir noch ganz brav aus dem offenen Angebot ein Viertel Côtes du Rhône Villages Séguret von der Domaine de l’Amandine für faire 5,50 Euro sowie einen saftigen Weißburgunder Kabinett vom Siebeldinger Winzersektspezialisten Wilhelmshof zu 6,50 Euro für die gleiche Menge. Der rote Südfranzose war ein echter Wolf im Schafspelz. Samtweich schmeichelte er uns durch den Sommerabend, während Kollege Weißburgunder mit Schmelz und einem Hauch Exotik keinen besseren Gegenpart hätte abgeben können.
Bei unserer Einkehr im Oktober war von Zurückhaltung bezüglich der Wahl eines geeigneten Flaschenweines dann keine Spur mehr. Die 14%ige Réserve Rouge aus dem Jahre 2012 namens „Mas de Tannes“ vom Ausnahmewinzer Paul Mas (Languedoc) erwies sich als würdiger Essensbegleiter, der mit wunderbarer Flaschenreife tiefdunkel in unseren Gläsern schwappte. Mit einem Preis von lediglich 23,50 Euro war er zudem ein echtes Schnäppchen.
Zur Einstimmung wurden unsere „bouches“ ganz vortrefflich „amüsiert“. Im August erfreute uns eine aromatisch duftende Paprika-Espuma mit Olivenöl-Emulsion, die genau wie der zwei Monate später mit Curry verfeinerte und mit einer erdig-säuerlichen Rote-Bete-Vinaigrette ausgestattete Hokkaido-Schaum das kleine Gläschen aromatisch ausfüllte. Ein Hauch von Saisonalität, der schon beim luftigen Aufgalopp zu spüren war. Dazu wurden herzhafte Käsewindbeutel, die man im Burgund als „Gougères“ bezeichnet, gereicht. Fluffiger hätten die Grüße aus der Küche gar nicht ausfallen können.
Spätestens als wir vor ein paar Tagen das zweite Mal bei Bruno Robichon einkehrten, wurde uns klar, wie wichtig dem Küchenchef eine feine Säurekomponente bei seinen Gerichten ist. Diese zieht sich wie ein roter Geschmacksfaden – in unterschiedlichen Nuancen und Schattierungen versteht sich – durch sein Speiserepertoire. Typisch französisch eben.
Den Auftakt machte eine gänzlich ohne Alkohol auskommende Fischsuppe, die auf kräftiger Bouillonbasis mit tomatiger Abendröte und ganz viel geschmacklichem Meeresrauschen daherkam. Am Rand des mit saftiger Fischfileteinlage gefüllten Tellers kündete ein gelblicher Saum vom beherzten Einsatz eines der wichtigsten Bouillabaisse-Gewürze überhaupt, dem Safran. Auch die Verwendung von Knoblauch wurde nicht von vornherein unter Homöopathieverdacht gestellt.
Folglich konfrontierte die aromatische Fischbrühe meine Geschmackspapillen mit einem mediterran-maritimen Breitwandformat, das ich lediglich am Hafen von Marseille noch eine Spur intensiver wahrgenommen hatte. Aber das war lange her. Bravo, das „Unterschriftgericht“ von Herrn Robichon war ein sehr gelungener Auftakt und kam einem lukullischen Wirkungstreffer gleich. Auf Rouille, Röstbrot und Käseraspel, die als obligatorische Beilagen nicht fehlen durften, hätte ich sogar verzichten können, so herrlich wohlschmeckend geriet Brunos Bouillabaisse.
Auch meine Frau lobte ihren nach frischen Kräutern duftenden Gemüsehügel, der mit angerösteten Pinienkernen, feinem Olivenöl und einer stattlichen Ziegenkäsefüllung aufs Angenehmste drauflos „ratatouillierte“. Die gegrillten Hauptakteure lauteten Aubergine, Zucchini und Paprika. Der akkurate Einsatz von Knoblauch, Salbei, Thymian und Rosmarin ließ sie aber erst geschmacklich zur vollen Entfaltung kommen. Die ebenfalls mit einer Kräuternote versehene Käsecrème von der Ziege passte mit ihrer leicht herben Frische ganz hervorragend in dieses bunte Provence-Potpourri.
Wir schalteten einen Gang höher. Während Madame eine etwas kleinere, dem Menü angepasste Variante von der Fischsuppe vorgesetzt wurde, bekam ich es mit einem perfekt auf der Haut gebratenen Seewolffilet, das auf hausgemachten Sepia-Nudeln thronte, zu tun. Eine „zum Reinlegen“ gut abgeschmeckte Sauce Ratatouille ergänzte diesen schon rein optisch sehr gelungenen Fischgang auf angenehm süffige Weise. Gut, dass da noch ein paar Schlückchen vom Weißburgunder Kabinett im Glas waren. Denn zum Fischteller passte er ausgezeichnet. Ach, wie herrlich so eine schnörkellos gekochte, aus hochwertigen Grundzutaten bestehende Mittelmeerkost doch schmeckt! Was braucht’s da mehr?
Aber es gab ja noch mehr. Und auch den fleischlichen „Aufgaben“ des Abends wollten wir uns gerne stellen. Zumal mir der geballte Duft der Macchia in Form zweier saftiger Lamm-Medaillons aus der Bretagne auf einem ebenso wohlriechenden Saucenspiegel in die Nase stieg. Das Kartoffelgratin reichte man à part in einer kleinen Auflaufschale. Dazu gesellte sich noch leicht bissfest gegartes Gemüse (Erbsen, Karotten, Kohlrabi).
Ein klassisches Dreikomponentengericht, das in erster Linie von der handwerklich tadellos zubereiteten Lammjus und den beiden leicht durchwachsenen, à point gegrillten Medaillons des von Natur aus schon leicht würzigen Salzwiesenlamms lebte. Sein aromatisches Fleisch genügte, von einer animierenden Kräutermarinade kongenial verfeinert, nicht nur höchsten olifaktorischen Ansprüchen, sondern erzeugte auch ein breites Gaumengrinsen bei seinem Endverbraucher.
Ebenfalls wunderbar saftig geriet die einer Roulade nicht unähnliche Paupiette vom Kaninchen, die sich meine Frau zusammen mit Pfifferlingen der gehobenen Güteklasse einverleibte. Und jeder, der sich in Fleischgerichten auskennt weiß, die schnell so ein Häschen texturell ins Trockene hoppelt. Ein Hauch von Basilikum, der sowohl von der Füllung des Karnickelrückens sowie von der üppig portionierten Jus herrührte, umwehte das mit den gleichen Gemüsebeigaben servierte Festessen. Mit seinem Händchen fürs Abschmecken verlieh Maître Robichon auch diesem vollmundigen Beiguss das gewisse Extra und ließ so meine Herzensdame aus dem Vollen löffeln.
Der Käsegang vor dem Dessert bestand aus vier gut gereiften Exemplaren. Ziegenkäserolle, Comté, Reblochon und Fourme d’Ambert deckten ein recht breites Geschmacksspektrum, das von mild bis würzig reichte, ab. Auch texturell war das ein angenehmer Querschnitt durch den französischen Käsekontinent. Der cremige Fourme d’Ambert, der weiche Ziegenkäse, der etwas biegsamere Reblochon und der Hartriegel aus der Franche-Comté machten richtig Spaß. Die recht üppige Menüportion wurde von uns im Sharing-Modus bewältigt. So ganz sollten die gebotenen Milcherzeugnisse unsere Mägen noch nicht schließen.
Denn das süße Finale stand uns ja noch bevor. Die von Him- und Heidelbeeren flankierte und mit Zitronenmousse bestückte Tartelette aus feinstem Mürbeteig hatte als sauer-aromatischen Gegenspieler eine Kugel Zitronen-Thymiansorbet mit auf den Teller bekommen. Gut, dass bei so viel Zitrusfrische ein paar kleine Merinque-Tupfer meine Nachspeise wieder zum Süßen wendeten.
Auch die Gattin war angetan von ihrem Aprikosentraum, dessen vorzügliche Lavendelcrème die süßreife, von reichlich Carotin gesegneten Fruchtstücke um eine leicht herbe Note erweiterte. Das Aprikosensorbet lieferte dazu noch die passende Frische. Sauer, herb und süß – eine Kombination, die eigentlich jedes Dessert zu einem runden Geschmackserlebnis erheben.
Dass man uns zur Rechnung noch zwei Stück Schokotarte kredenzte, machte uns überhaupt nichts aus, zumal dieser Petit-Four-Ersatz jedem guten Patissier ein neidloses „Chapeau“ abgerungen hätte. Das war kein Rausschmeißer, sondern eine Einstiegsdroge für Liebhaber des gehobenen Kakaoanteils. Zusammen mit der letzten Rotweinpfütze genossen war das tadellos oder „comme il faut“ wie der Franzose sagt.
Wie gerne würde ich auch den zweiten Besuch hier gebührend rezensieren. Aber das würde wohl dann doch den textlichen Rahmen sprengen. Nur so viel sei gesagt: meine beiden an diesem Abend gewählten À-la-Carte-Gerichte, eine fabelhaft gegrillte Entenstopfleber (auf Apfel-Blätterteigkissen mit Linsen an Vinaigrette) mit sagenhaft zarten Tranchen von der Entenbrust (22,50 Euro) sowie das perfekt medium rare gebratene Filet vom Charolais-Rind an Rotweinsauce, Herbstgemüse und frischen Pilzen (29,80 Euro) stand dem viergängigen „Menu Automne“ (49 Euro) meiner Frau in nichts nach.
Der Vollständigkeit halber seien die vier Stationen ihrer kulinarischen Herbstwanderung kurz aufgezählt. Ziegenfrischkäse mit Rote Bete und herbstlichem Gemüse machte den farbenfrohen Auftakt. Den Zwischengang markierte eine mit Crevetten, Mies- und Jakobsmuschelfleisch gefüllte Coquilles St. Jacques, die der überbackenen bretonischen Art gar nicht so unähnlich war. Beim Hauptgang eiferten Brust und Keule vom Stubenküken um die saftigsten Momente auf dem Teller. Einem herrlich süffigen Mirabellen-Clafoutis hatte man Zwetschgenkompott und Mirabellensorbet als adäquate Begleiter mitgegeben. Für uns ein Nachtisch zum Teilen und Dahinschwelgen.
Merci Sophie, Merci Bruno für diese beiden Abende auf ganz hohem Geschmacksniveau. Die äußerst wohlgeratenen Gaumenorgien beeindruckten und wir freuen uns schon auf den nächsten Besuch. 35 Jahre lang eine solche Qualität auf die Teller zu bringen sind aller Ehren wert. Chapeau, Monsieur!