Geschrieben am 21.07.2022 2022-07-21| Aktualisiert am
22.07.2022
Besucht am 10.06.2022Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 92 EUR
Fährt man von Bad Bergzabern aus in Richtung Dahn (Pfälzerwald), kommt man zwangsläufig durch die etwas mehr als 600 Einwohner zählende Gemeinde Birkenhördt, die immerhin drei gastronomische Betriebe beherbergt.
Keine 100 Meter vom Landgasthaus Jägerhof, dem ersten Haus im Dorfe, entfernt, befindet sich die urige Gaststätte „Zum Häädstorze“, die mit deftiger Weinstubenküche lockt. Nur am Wochenende öffnet das kleine, aber feine Restaurant „La Fleur“, von dem ich schon viel Positives gehört habe. Mal schauen, vielleicht schaffen wir es ja dieses Jahr dort einzukehren…
Noch ein paar Anmerkungen zur Örtlichkeit. Birkenhördt kenne ich ziemlich gut. Zumindest seine Hauptstraße. Denn auf dem Weg zum Lauterschwaner Rappenfelsen – einem meiner liebsten Kletterziele im Pfälzerwald – fuhr ich schon zigmal durch das kleine Dörfchen.
An dem von der Familie Mössinger seit 1998 geführten Jägerhof hielt ich aus unerfindlichen Gründen nie an. Ein Fehler, wie sich vor ein paar Wochen herausstellen sollte und der nun Gott sei Dank korrigiert wurde.
Auch diesmal waren wir wieder am „Lauterschwaner“ zugange und zogen uns an seinen Sandsteinwänden anständig die Finger lang. Nach dem Klettern wollten wir auf dem Rückweg noch irgendwo einkehren.
Ich schlug den Jägerhof vor, da dieser am schnellsten zu erreichen wäre. Meinem Kletterpartner und dessen Freundin sagte das auf der Webseite nachzulesende Speisenprogramm des im Slowfood-Genussführer gelisteten Landgasthofs zu, also machten wir in der Birkenhördter Hauptstraße halt.
Wir waren spät dran und die Servicechefin, Frau Dagmar Mössinger, musste zuerst bei ihrem Mann in der Küche nachfragen, ob dieser denn noch etwas zubereiten würde. Küchenchef Bernd Mössinger gab grünes Licht und wir taten gut daran, uns nach dem anstrengenden Klettertag in den lauschigen Innenhof zu setzen und zunächst mit drei großen Radlern (0,5l zu jeweils 4,40 Euro) unseren nicht unerheblichen Durst zu stillen. Der lauschige Innenhof
Sämtliche Fassbiere stammten übrigens von der Karlsbergbrauerei aus dem saarländischen Homburg.
Frau Mössinger, die ihr Herz auf Zunge trägt und um keinen Spruch verlegen ist, reichte uns die auf einem Klemmbrett befestigte Speisenkarte. Die Schiefertafel mit den „Außer-der-Reihe-Gerichten“ hatten wir da schon erspäht. Schade, dass die darauf vermerkte Provenzalische Fischsuppe bereits aus war. Ich hätte sie zu gerne probiert.
Mit dem Bauern-Omelette, dem Sauerbraten vom Rind mit hausgemachten Semmelknödeln oder der geschnetzelten Schweinelende „Züricher Art“ mit Spätzle vom Brett hätte ich mich auch anfreunden können, aber unter der Rubrik „Hähnchen, Hähnchen, Hähnchen…“ warb die Standardkarte mit Backhendl und Coq au Vin.
Meine beiden Begleiter einigten sich schnell auf das sowohl entbeinte als auch panierte Freilandhähnchen, das mit hausgemachtem Kartoffelsalat und grünem Salat geliefert wurde (18,80 Euro). Meine Wenigkeit kam schließlich zu der Überzeugung, sich an einem wohlgetränkten Coq au Vin – einem in Rotweinsauce geschmorten Freiland-Maishähnchen mit Nudeln und kleinem Beilagensalat (20,80 Euro) – zu laben.
Doch der Hunger am Tisch war groß genug, um den gemeinschaftlichen Geflügelgenuss mit einer eingeschobenen Vorspeise noch etwas auf die lange Hühnerleiter zu schieben. Vom wirklich beeindruckenden Sortiment an Vorweggerichten suchte ich mir das Bergkäsecarpaccio mit Apfelvinaigrette und Baguette (7,80 Euro) aus, während sich meine beiden Tischgenossen für den Blattsalat mit Tomaten, Buttercroutons und zupackendem Joghurt-Knoblauchdressing (8,80 Euro) entschieden.
Manche der im Speisenprogramm gelisteten Gerichte hätte ich so nicht unbedingt in einem auf deutscher Küchentradition gründenden Landgasthof im Pfälzerwald erwartet. Neben der schon erwähnten Provenzalischen Fischsuppe waren dies beispielsweise die Pimientos de Padron, das panierte Lammzüngerl auf Wirsing-Kartoffelstampf oder das in Kräuter-Korianderbutter gebratene Doradenfilet mit grünen Bohnen und Kartoffelpüree „Elsässer Art“.
Traditionelle Rustikal-Leckereien, wie etwa die Rinderkraftbrühe mit Flädle, das Dreierlei vom hausgeräucherten Schinken, der herzhafte Rindfleischsalat oder die gebratene Rinderleber mit Kräuterbutter, grünen Bohnen und Bratkartoffeln, hat man hier aber auch parat. Auffallend oft las ich im Kleingedruckten die Begriffe „hausgemacht“ und „frisch“. Dass hier auf Qualität und Frische bei den verwendeten, häufig regional bezogenen Zutaten wertgelegt wird, lässt sich nicht nur auf der Webseite nachlesen. Man schmeckte es auch.
Der Küchenchef grüßte mit einem lauwarmen Artischockenherz, das mit einer kräftigen Aioli die Geschmacksnerven vom Ruhezustand in Betriebsbereitschaft versetzte. Lauwarme Artischocke mit Aioli als Amuse
Auch die Vorspeisen ließen nicht lange auf sich warten. Frau Mössinger hatte ja mitbekommen, was für drei ausgehungerte Kletterwölfe da im idyllisch begrünten Innenhof lauerten.
An Kleinigkeiten war zu erkennen, dass hier mit dem Attribut „hausgemacht“ kein Schindluder getrieben wurde. Allein die in der Butterpfanne angerösteten Croutons machten den mit deftigem Knoblauchdressing versehenen Salat meiner Kletterkollegen zum knusprig-knackigen Sommergenuss. Der Blattsalat mit den leckeren Buttercroutons
Auch meine Vorspeise erfüllte die gehegten Erwartungen. Die dünnen Bergkäsescheiben stammten von einem gut gereiften Vertreter seiner Art. Die leicht nach Olivenöl duftende, wunderbar runde Apfelvinaigrette konterte die Würze des gereiften Milcherzeugnisses mit ausreichend Süße und Säure. Das Bergkäsecarpaccio mit Apfelvinaigrette
Kleine Apfelstücke, grob gemahlener Pfeffer und ein paar Kapern komplettierten diesen schlichten, aber äußerst geschmacksintensiven Käseteller, dessen einziges „Manko“ die Portionsgröße war. Diese vermochte selbst den hungrigsten Kraxler ohne Umwege auf den Pfad der Saturiertheit zu führen. Deftige Käselandschaft!
Der kleine, nur scheinbar profane Beilagensalat war mit einer wirklich hervorragend ausbalancierten Essig-Öl-Tunke angemacht. Ein grünes Ausrufezeichen in Sachen Salatfrische, das ganz unaufgeregt die Zeit bis zur Landung meines Weingockels überbrückte. Der kleine Beilagensalat
Die beiden Backhendl-Portionen hatte man auf einer Servierplatte aus Edelstahl vereint. Zugegeben, das sah auf den ersten Blick etwas „kantinesk“ aus, aber die mehr als reichlich vorhandenen Hendl-Happen punkteten mit krosser Bröselhülle und saftigem Inneren. Die Backhendl-Platte für Zwei
Mit etwas Zitrone genossen, waren es gelungene Panadebeispiele, die für unkomplizierten Wohlgeschmack bei ihrem Verzehrduo sorgten. Auch der dazu gereichte Kartoffelsalat wurde sehr gelobt. Freiland-Backhähnsche für gute Esser
Dann duftete mir das in Rotwein ersoffene Maishuhn entgegen. Das ersoffene Maishuhn
Herr Mössinger hatte bei Ansetzen der Sauce nicht mit rotem Rebsaft gespart. Ein grundsolider, tiefdunkler Beiguss, den auch die untergemengten Champignons nicht verwässern konnten. Der Weingockel mit Rotweinsauce zum Reinknien!
Das Fleisch meines zerteilten, halben Hahns hatte die typisch gelbliche Färbung, die das Geflügel beim Füttern mit Mais erhält.
Es war wirklich ein ganz großes Vergnügen, das zarte Hähnchenfleisch von den Knochen zu nagen und zusammen mit der aromatischen Weinsauce zu genießen. Die nicht übertrieben portionierte Nudelbeilage (mit Semmebrösel oben drauf) stellte sich als Tunkmasse in den Dienst der Sauce. Meine Nudeln zum Coq au Vin
Ich schaffte trotz fortgeschrittener Sättigung die komplette Portion, denn bei diesem Huhn gab’s kein Vertun! Das nachträglich georderte, trübe Kellerbier von Karlsberg (0,5l für 4,60 Euro) passte übrigens erstaunlich gut zum herzhaften Hühnerteller. Für einen Rotwein war es mir an diesem Abend einfach zu sommerlich mild. Aber bei dem respektablen Angebot an offen ausgeschenkten Weinen aus der Region (Heuchelheim-Klingen, Schweigen, Kapellen-Drusweiler und Landau-Mörzheim) würde ich zu kühleren Zeiten beherzt zugreifen.
Auf einen Nachtisch verzichteten wir dankend, obwohl mich der Affogato al caffè „espressiv“ anlachte. Egal, wir waren pappsatt und verließen rundum zufrieden das sympathische Familienlokal im Ortskern von Birkenhördt. Zu einem kleinen Schwätzchen mit dem Küchenchef, der nach getaner Arbeit einen verdienten Drink mit ein paar rüstigen Rentnern zu sich nahm, ließ ich mich beim Verabschieden gerne hinreißen. Meine Kenntnis von den nahegelegenen, klettertechnisch eher unrelevanten (da sehr bröckligen) Birkenhördter Ruschelfelsen, verblüffte die einheimische Tischgesellschaft.
Auch wir waren verblüfft von der souverän aufgetischten Frischeküche der Familie Mössinger, die man zwar als gutbürgerlich, aber eben nicht als alltäglich bezeichnen kann. Schön, dass es solche grundehrlichen Landrestaurants noch gibt. Wenn sie dann auch noch mit solch klaren geschmacklichen Aussagen überzeugen wie der Jägerhof, kann der Kalorienausgleich nach dem Sandsteinklettern gerne öfter hier stattfinden.
Fährt man von Bad Bergzabern aus in Richtung Dahn (Pfälzerwald), kommt man zwangsläufig durch die etwas mehr als 600 Einwohner zählende Gemeinde Birkenhördt, die immerhin drei gastronomische Betriebe beherbergt.
Keine 100 Meter vom Landgasthaus Jägerhof, dem ersten Haus im Dorfe, entfernt, befindet sich die urige Gaststätte „Zum Häädstorze“, die mit deftiger Weinstubenküche lockt. Nur am Wochenende öffnet das kleine, aber feine Restaurant „La Fleur“, von dem ich schon viel Positives gehört habe. Mal schauen, vielleicht schaffen wir es ja dieses... mehr lesen
4.0 stars -
"Ehrliche deutsche Landküche, die nicht mit mediterranen Einflüssen geizt" marcO74Fährt man von Bad Bergzabern aus in Richtung Dahn (Pfälzerwald), kommt man zwangsläufig durch die etwas mehr als 600 Einwohner zählende Gemeinde Birkenhördt, die immerhin drei gastronomische Betriebe beherbergt.
Keine 100 Meter vom Landgasthaus Jägerhof, dem ersten Haus im Dorfe, entfernt, befindet sich die urige Gaststätte „Zum Häädstorze“, die mit deftiger Weinstubenküche lockt. Nur am Wochenende öffnet das kleine, aber feine Restaurant „La Fleur“, von dem ich schon viel Positives gehört habe. Mal schauen, vielleicht schaffen wir es ja dieses
Hitzerekord am Dienstag: Schatten suchen, gemütlich sitzen und erfrischen. Gelandet bei Luitpold am Marktplatz. Ausgedehnte Erholungspause mit Erfrischungsgetränken.Bedienung weiblich und männlich gleich freundlich und zuvorkommend. Selbst als einer jungen Kellnerin ein Serviertablett entglitt und damit die gefüllten Biergläser lautstark am Boden zerschellten entstand keine Panik, die gute Atmosphäre blieb. Die junge Frau tat mir so leid, und nicht nur weil sie so hübsch war. Sollte mich mein Weg wieder nach Landau führen werde ich dort einkehren. Danke dem Team, Ihr seid Spitze.
Hitzerekord am Dienstag: Schatten suchen, gemütlich sitzen und erfrischen. Gelandet bei Luitpold am Marktplatz. Ausgedehnte Erholungspause mit Erfrischungsgetränken.Bedienung weiblich und männlich gleich freundlich und zuvorkommend. Selbst als einer jungen Kellnerin ein Serviertablett entglitt und damit die gefüllten Biergläser lautstark am Boden zerschellten entstand keine Panik, die gute Atmosphäre blieb. Die junge Frau tat mir so leid, und nicht nur weil sie so hübsch war. Sollte mich mein Weg wieder nach Landau führen werde ich dort einkehren. Danke dem Team, Ihr seid Spitze.
Luitpold
Luitpold€-€€€Restaurant063419489777Rathausplatz 1, 76829 Landau in der Pfalz
5.0 stars -
"Entspannen ohne Esszwang" Vater+SohnHitzerekord am Dienstag: Schatten suchen, gemütlich sitzen und erfrischen. Gelandet bei Luitpold am Marktplatz. Ausgedehnte Erholungspause mit Erfrischungsgetränken.Bedienung weiblich und männlich gleich freundlich und zuvorkommend. Selbst als einer jungen Kellnerin ein Serviertablett entglitt und damit die gefüllten Biergläser lautstark am Boden zerschellten entstand keine Panik, die gute Atmosphäre blieb. Die junge Frau tat mir so leid, und nicht nur weil sie so hübsch war. Sollte mich mein Weg wieder nach Landau führen werde ich dort einkehren. Danke dem Team, Ihr
Besucht am 29.05.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 45 EUR
Ein Motto, das nicht nur für literaturbegeisterte Karnivoren aus der Region gilt, sondern das seit nunmehr 25 Jahren – das Jubiläum wurde Mitte Juni mit einem Konzert der Pfalzrockband „Fine Rip“ gebührend gefeiert – im „Zentrum“ des Wörther Ortsbezirks Maximiliansau auf gutbürgerliche Art und Weise zur Sättigung beiträgt.
Mein letzter Bericht über das vom ehemaligen Oberligafußballer (der SV Viktoria Herxheim, Anm.) Horst „Jacko“ Rimmel geführte Lokal ist über sechs Jahre her. Genügend Zeit also, um eine neuerliche kulinarische Bestandsaufnahme zu wagen.
Zusammen mit der nicht weit entfernten Kaminstubb gehört das „Bajazzo“ zu den „Max’auer“ Toplokalitäten in Sachen gepflegter deutscher Hausmannskost. Obwohl sich hier die weit und breit besten Rumpsteaks unter Messer und Gabel nehmen lassen und auch stets verlockende, saisonale Angebote die Empfehlungskarte zieren, steht das Restaurant völlig zu Unrecht im Schatten der gleich nebenan untergebrachten Nostalgie-Broiler-Butze namens „Gockelburg“.
Auch dieses Pfälzer Gastro-Unikat steht unter Rimmel’scher Ägide, denn es wird von Horst Rimmels Schwester Monika geführt. Nicht nur bei Einheimischen genießt diese urige Halb-Hahn-Hütte einen gewissen Kultstatus. Auch ihre badische Anhängerschaft ist zahlreich und scheut nicht die Anreise über den Rhein, um in den Genuss der wohl besten Grillhähnchen der Südpfalz zu kommen. Wer mehr über das wohlfrittierte „Max’auer Halbe“ wissen möchte, dem sei folgender Bericht ans Herz gelegt:
Zurück zu Jack’s Bajazzo, das auch vom guten Ruf der knusprigen Vorzeige-Vögel aus der Nachbarschaft profitiert. An den Wochenenden ist die Gockelburg nämlich nicht geöffnet. Wer dennoch nicht auf einen Max’auer Grill-Gockel verzichten möchte, kann seiner Leidenschaft samstags oder sonntags im Bajazzo dann hälftenweise frönen, denn an diesen beiden Tagen wird die Standardkarte um die saftig-krossen Überflieger von nebenan erweitert.
Als ich an einem Sonntagabend Ende Mai zusammen mit meiner Mutter dort aufschlug, war die Verlockung groß, mir einen solchen Knusper-Adler einzuverleiben. Doch lediglich meiner Frau Mama war bei dieser Einkehr so richtig flatterhaft zumute, was sich später mit einem Dutzend Chickenwings (9,50 Euro) auf ihrem Teller niederschlug. Nun muss ich dazu anmerken, dass das Nagen schon immer meiner Mutters Lust ist und sie frittierte Hähnchenflügel in fast schon akribischer Art und Weise zu genießen vermag. Das knusprige Dutzend
Dass dieser mit den Fingern vollgezogene Verzehrvorgang bei zwölf Exemplaren eine gewisse Zeit in Anspruch nahm, verlängerte unser Abendessen nicht unwesentlich, aber wir waren ja nicht auf der Flucht. Gut gewürzte Wings sind schon was Leckeres...
Apropos Zeit. Diese durften wir im vorderen Teil des Etablissements verbringen, denn dort hatte uns der freundliche Servicechef platziert. Dieser wurde zusätzlich von zwei Damen unterstützt, die im gut besuchten Lokal die Bestellungen entgegennahmen und diese auch flott an die Tische brachten.
Der vordere, vom eigentlichen Gastraum etwas separierte Bereich war mir mit seinen drei bis vier Tischen stets der sympathischere, fällt doch durch dessen Fensterfront genügend Tageslicht ein, um ihn angenehm zu erhellen. Im großen „Speisesaal“ geht es dagegen weitaus schummriger zu, was durch die stimmige Beleuchtung zu späterer Stunde aber wieder ausgeglichen wird.
Meine Wahl fiel auf das zweite Signature Dish des Hauses, das Rumpsteak aus Argentinien mit grüner Pfeffersauce (25,50 Euro). Rumpsteak an grüner Pfeffersauce
Im Preis inbegriffen war eine Schale mit gut gesalzenen Pommes frites, die à part serviert wurden. Die Pommes-Beilage zum Rumpsteak
Neben der wie gewünscht medium rare gebratenen, sehr zarten Tranche aus dem Rinderrücken, die geschätzt 180 bis 200 Gramm auf den Teller brachte, war es die handwerklich tadellos zubereitete Pfefferrahmsauce, die mich mit der Zunge schnalzen ließ. Das Rumpsteak im Anschnitt
Die kleine Menge an zusätzlich angegossener, kräftiger Jus hob sie schlussendlich in den Wörther Saucenolymp. Eine Handvoll gebratenes Sommergemüse ergänzte den süffigen Fleischteller durch ein auf Biss gegartes Maß an Vegetabilität.
Natürlich schreien jetzt wieder die auf Klimaneutralität bedachten Regionalrindvernichter auf. Und das im Übrigen völlig zu Recht! Wie kann man in der heutigen Zeit nur ein Rumpsteak aus Argentinien guten Gewissens verdrücken, wo es den Menschen dort doch so beschissen geht und das Fleisch nicht nur hormonbelastet ist, sondern sogar noch im Container um die halbe Welt geschippert wird?
Nun gehört das Bajazzo zu den ganz wenigen Restaurants, in denen ich mir Rumpsteaks südamerikanischer Herkunft noch schmecken lasse. Generell ist mir die Färse aus dem Schwarzwald oder das Charolais von unseren französischen Nachbarn natürlich lieber. Aber mein Konsum hat sich im Vergleich zu früher auch drastisch reduziert. Solche seltenen „Ausrutscher“ in Sachen ökologisch grenzwertigem Fleischkonsum kommen eigentlich kaum noch vor.
Vorab ließ ich mich übrigens noch auf einen kleinen Salatteller (5,40 Euro) ein. Mein kleiner Grüner
Der kam mit einem fein abgeschmeckten Sauerrahmdressing, ein paar Croutons, halbierten Cocktailtomaten, hartgekochtem Ei und angerösteten Sonnenblumenkerne auf die Platte und bestand aus den üblichen Rohkostbarkeiten (Karotten- und Krautsalat) sowie frischem Blattgrün. Nochmal der kleine Salatteller
Was dessen Preis-Genuss-Verhältnis betrifft, gab es nicht das Geringste auszusetzen. Ein wirklich gelungener Vertreter seiner Art.
Als endlich der letzte Hühnerflügel bis auf seine dünnen Knöchelchen abgenagt war und wir auch unsere Flasche Mineralwasser (0,75l zu 5,50 Euro) artig geleert hatten, machten wir uns auf und verließen zufrieden und rundum gesättigt den Ort des Geschehens.
Wer eine grundehrliche Fleischküche zu schätzen weiß, ist hier nach wie vor richtig. Die Steaks sind – um „Rimmels Willen“ – eine sichere Bank und die Preise für das Gebotene absolut angemessen. Einfach schön, solche gutbürgerlichen Lokale in der Nähe zu haben!
Ein Motto, das nicht nur für literaturbegeisterte Karnivoren aus der Region gilt, sondern das seit nunmehr 25 Jahren – das Jubiläum wurde Mitte Juni mit einem Konzert der Pfalzrockband „Fine Rip“ gebührend gefeiert – im „Zentrum“ des Wörther Ortsbezirks Maximiliansau auf gutbürgerliche Art und Weise zur Sättigung beiträgt.
Mein letzter Bericht über das vom ehemaligen Oberligafußballer (der SV Viktoria Herxheim, Anm.) Horst „Jacko“ Rimmel geführte Lokal ist über sechs Jahre her. Genügend Zeit also, um eine neuerliche kulinarische Bestandsaufnahme zu... mehr lesen
Jack's Bajazzo
Jack's Bajazzo€-€€€Restaurant07271940858Theodolindestr. 29, 76744 Wörth am Rhein
4.0 stars -
"Lieber ein Rumpsteak beim Rimmel als einen Roman von J. M. Simmel!" marcO74Ein Motto, das nicht nur für literaturbegeisterte Karnivoren aus der Region gilt, sondern das seit nunmehr 25 Jahren – das Jubiläum wurde Mitte Juni mit einem Konzert der Pfalzrockband „Fine Rip“ gebührend gefeiert – im „Zentrum“ des Wörther Ortsbezirks Maximiliansau auf gutbürgerliche Art und Weise zur Sättigung beiträgt.
Mein letzter Bericht über das vom ehemaligen Oberligafußballer (der SV Viktoria Herxheim, Anm.) Horst „Jacko“ Rimmel geführte Lokal ist über sechs Jahre her. Genügend Zeit also, um eine neuerliche kulinarische Bestandsaufnahme zu
Keine 100 Meter vom Landgasthaus Jägerhof, dem ersten Haus im Dorfe, entfernt, befindet sich die urige Gaststätte „Zum Häädstorze“, die mit deftiger Weinstubenküche lockt. Nur am Wochenende öffnet das kleine, aber feine Restaurant „La Fleur“, von dem ich schon viel Positives gehört habe. Mal schauen, vielleicht schaffen wir es ja dieses Jahr dort einzukehren…
Noch ein paar Anmerkungen zur Örtlichkeit. Birkenhördt kenne ich ziemlich gut. Zumindest seine Hauptstraße. Denn auf dem Weg zum Lauterschwaner Rappenfelsen – einem meiner liebsten Kletterziele im Pfälzerwald – fuhr ich schon zigmal durch das kleine Dörfchen.
An dem von der Familie Mössinger seit 1998 geführten Jägerhof hielt ich aus unerfindlichen Gründen nie an. Ein Fehler, wie sich vor ein paar Wochen herausstellen sollte und der nun Gott sei Dank korrigiert wurde.
Auch diesmal waren wir wieder am „Lauterschwaner“ zugange und zogen uns an seinen Sandsteinwänden anständig die Finger lang. Nach dem Klettern wollten wir auf dem Rückweg noch irgendwo einkehren.
Ich schlug den Jägerhof vor, da dieser am schnellsten zu erreichen wäre. Meinem Kletterpartner und dessen Freundin sagte das auf der Webseite nachzulesende Speisenprogramm des im Slowfood-Genussführer gelisteten Landgasthofs zu, also machten wir in der Birkenhördter Hauptstraße halt.
Wir waren spät dran und die Servicechefin, Frau Dagmar Mössinger, musste zuerst bei ihrem Mann in der Küche nachfragen, ob dieser denn noch etwas zubereiten würde. Küchenchef Bernd Mössinger gab grünes Licht und wir taten gut daran, uns nach dem anstrengenden Klettertag in den lauschigen Innenhof zu setzen und zunächst mit drei großen Radlern (0,5l zu jeweils 4,40 Euro) unseren nicht unerheblichen Durst zu stillen.
Sämtliche Fassbiere stammten übrigens von der Karlsbergbrauerei aus dem saarländischen Homburg.
Frau Mössinger, die ihr Herz auf Zunge trägt und um keinen Spruch verlegen ist, reichte uns die auf einem Klemmbrett befestigte Speisenkarte. Die Schiefertafel mit den „Außer-der-Reihe-Gerichten“ hatten wir da schon erspäht. Schade, dass die darauf vermerkte Provenzalische Fischsuppe bereits aus war. Ich hätte sie zu gerne probiert.
Mit dem Bauern-Omelette, dem Sauerbraten vom Rind mit hausgemachten Semmelknödeln oder der geschnetzelten Schweinelende „Züricher Art“ mit Spätzle vom Brett hätte ich mich auch anfreunden können, aber unter der Rubrik „Hähnchen, Hähnchen, Hähnchen…“ warb die Standardkarte mit Backhendl und Coq au Vin.
Meine beiden Begleiter einigten sich schnell auf das sowohl entbeinte als auch panierte Freilandhähnchen, das mit hausgemachtem Kartoffelsalat und grünem Salat geliefert wurde (18,80 Euro). Meine Wenigkeit kam schließlich zu der Überzeugung, sich an einem wohlgetränkten Coq au Vin – einem in Rotweinsauce geschmorten Freiland-Maishähnchen mit Nudeln und kleinem Beilagensalat (20,80 Euro) – zu laben.
Doch der Hunger am Tisch war groß genug, um den gemeinschaftlichen Geflügelgenuss mit einer eingeschobenen Vorspeise noch etwas auf die lange Hühnerleiter zu schieben. Vom wirklich beeindruckenden Sortiment an Vorweggerichten suchte ich mir das Bergkäsecarpaccio mit Apfelvinaigrette und Baguette (7,80 Euro) aus, während sich meine beiden Tischgenossen für den Blattsalat mit Tomaten, Buttercroutons und zupackendem Joghurt-Knoblauchdressing (8,80 Euro) entschieden.
Manche der im Speisenprogramm gelisteten Gerichte hätte ich so nicht unbedingt in einem auf deutscher Küchentradition gründenden Landgasthof im Pfälzerwald erwartet. Neben der schon erwähnten Provenzalischen Fischsuppe waren dies beispielsweise die Pimientos de Padron, das panierte Lammzüngerl auf Wirsing-Kartoffelstampf oder das in Kräuter-Korianderbutter gebratene Doradenfilet mit grünen Bohnen und Kartoffelpüree „Elsässer Art“.
Traditionelle Rustikal-Leckereien, wie etwa die Rinderkraftbrühe mit Flädle, das Dreierlei vom hausgeräucherten Schinken, der herzhafte Rindfleischsalat oder die gebratene Rinderleber mit Kräuterbutter, grünen Bohnen und Bratkartoffeln, hat man hier aber auch parat. Auffallend oft las ich im Kleingedruckten die Begriffe „hausgemacht“ und „frisch“. Dass hier auf Qualität und Frische bei den verwendeten, häufig regional bezogenen Zutaten wertgelegt wird, lässt sich nicht nur auf der Webseite nachlesen. Man schmeckte es auch.
Der Küchenchef grüßte mit einem lauwarmen Artischockenherz, das mit einer kräftigen Aioli die Geschmacksnerven vom Ruhezustand in Betriebsbereitschaft versetzte.
Auch die Vorspeisen ließen nicht lange auf sich warten. Frau Mössinger hatte ja mitbekommen, was für drei ausgehungerte Kletterwölfe da im idyllisch begrünten Innenhof lauerten.
An Kleinigkeiten war zu erkennen, dass hier mit dem Attribut „hausgemacht“ kein Schindluder getrieben wurde. Allein die in der Butterpfanne angerösteten Croutons machten den mit deftigem Knoblauchdressing versehenen Salat meiner Kletterkollegen zum knusprig-knackigen Sommergenuss.
Auch meine Vorspeise erfüllte die gehegten Erwartungen. Die dünnen Bergkäsescheiben stammten von einem gut gereiften Vertreter seiner Art. Die leicht nach Olivenöl duftende, wunderbar runde Apfelvinaigrette konterte die Würze des gereiften Milcherzeugnisses mit ausreichend Süße und Säure.
Kleine Apfelstücke, grob gemahlener Pfeffer und ein paar Kapern komplettierten diesen schlichten, aber äußerst geschmacksintensiven Käseteller, dessen einziges „Manko“ die Portionsgröße war. Diese vermochte selbst den hungrigsten Kraxler ohne Umwege auf den Pfad der Saturiertheit zu führen.
Der kleine, nur scheinbar profane Beilagensalat war mit einer wirklich hervorragend ausbalancierten Essig-Öl-Tunke angemacht. Ein grünes Ausrufezeichen in Sachen Salatfrische, das ganz unaufgeregt die Zeit bis zur Landung meines Weingockels überbrückte.
Die beiden Backhendl-Portionen hatte man auf einer Servierplatte aus Edelstahl vereint. Zugegeben, das sah auf den ersten Blick etwas „kantinesk“ aus, aber die mehr als reichlich vorhandenen Hendl-Happen punkteten mit krosser Bröselhülle und saftigem Inneren.
Mit etwas Zitrone genossen, waren es gelungene Panadebeispiele, die für unkomplizierten Wohlgeschmack bei ihrem Verzehrduo sorgten. Auch der dazu gereichte Kartoffelsalat wurde sehr gelobt.
Dann duftete mir das in Rotwein ersoffene Maishuhn entgegen.
Herr Mössinger hatte bei Ansetzen der Sauce nicht mit rotem Rebsaft gespart. Ein grundsolider, tiefdunkler Beiguss, den auch die untergemengten Champignons nicht verwässern konnten.
Das Fleisch meines zerteilten, halben Hahns hatte die typisch gelbliche Färbung, die das Geflügel beim Füttern mit Mais erhält.
Es war wirklich ein ganz großes Vergnügen, das zarte Hähnchenfleisch von den Knochen zu nagen und zusammen mit der aromatischen Weinsauce zu genießen. Die nicht übertrieben portionierte Nudelbeilage (mit Semmebrösel oben drauf) stellte sich als Tunkmasse in den Dienst der Sauce.
Ich schaffte trotz fortgeschrittener Sättigung die komplette Portion, denn bei diesem Huhn gab’s kein Vertun! Das nachträglich georderte, trübe Kellerbier von Karlsberg (0,5l für 4,60 Euro) passte übrigens erstaunlich gut zum herzhaften Hühnerteller. Für einen Rotwein war es mir an diesem Abend einfach zu sommerlich mild. Aber bei dem respektablen Angebot an offen ausgeschenkten Weinen aus der Region (Heuchelheim-Klingen, Schweigen, Kapellen-Drusweiler und Landau-Mörzheim) würde ich zu kühleren Zeiten beherzt zugreifen.
Auf einen Nachtisch verzichteten wir dankend, obwohl mich der Affogato al caffè „espressiv“ anlachte. Egal, wir waren pappsatt und verließen rundum zufrieden das sympathische Familienlokal im Ortskern von Birkenhördt. Zu einem kleinen Schwätzchen mit dem Küchenchef, der nach getaner Arbeit einen verdienten Drink mit ein paar rüstigen Rentnern zu sich nahm, ließ ich mich beim Verabschieden gerne hinreißen. Meine Kenntnis von den nahegelegenen, klettertechnisch eher unrelevanten (da sehr bröckligen) Birkenhördter Ruschelfelsen, verblüffte die einheimische Tischgesellschaft.
Auch wir waren verblüfft von der souverän aufgetischten Frischeküche der Familie Mössinger, die man zwar als gutbürgerlich, aber eben nicht als alltäglich bezeichnen kann. Schön, dass es solche grundehrlichen Landrestaurants noch gibt. Wenn sie dann auch noch mit solch klaren geschmacklichen Aussagen überzeugen wie der Jägerhof, kann der Kalorienausgleich nach dem Sandsteinklettern gerne öfter hier stattfinden.