Besucht am 07.06.2017Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 71 EUR
Allgemein:
Berlin, zweiter Tag, 07.06.2017 als Privatier zum Essen mit einer guten Freundin.
Nachdem meine Recherche keinen spannenden Griechen zu Tage brachte und der alternativ ausgewählte Türke in Kreuzberg wegen falscher Küchenrichtung bei meiner Berliner Begleiterin durchfiel, dachte ich, dass Tapas passen sollten.
Aus den Prinz-Empfehlungen filterte ich dann das Anda Lucia heraus, gelegen am Savignyplatz, einem der gediegensten Ausgehviertel im Westen der Stadt. Da wir uns immer viel zu erzählen haben, ist ein ruhiges Restaurant mit Intimität wahrenden Tischabständen für unsere Abende passend. Das Anda Lucia war das ganze Gegenteil, aber wir hatten ein Restauranterlebnis, dass keine Reue aufkommen lässt. Wer es also authentisch, eng und laut mag, der muss das Anda Lucia besuchen, zumal auch die Tapas überzeugen.
Am besuchten Mittwochabend mit Schauern war das Anda Lucia innen voll belegt und einige Tapfere setzten sich im Laufe des Abends an die dem Innenbereich nächstgelegene Tischreihe. Natürlich Touris, aber auch Stammgäste.
Auf der Homepage sieht man das Speisen- und Getränkeangebot und eine Fotoimpression (http://andalucia-berlin.de/).
Beim Preis-Leistungsverhältnis muss man zwischen den Preisen für die Speisen und die Getränke differenzieren. Die Speisen fand ich fair bepreist (= vier Sterne), bei den Getränken wird hingelangt (= 2,5 Sterne). Macht für die Totalbewertung solide drei Sterne.
Service:
Im Service tummelten sich drei Kellner an den Tischen und zwei jüngere Frauen sorgten für die Getränke und das Füllen der Tapasschalen aus der Vitrine, die L-förmig den Tresen krönt. Alle schwarz gewandet. Ein Kellner war eindeutig der Platzhirsch und machte den feurigen Spanier, drei Hemdknöpfe tief und laut und ständig kommunizierend, gerne mit blonden weiblichen Gästen. Als ich kurz vor 18 Uhr erschien und noch wenig los war, sang er, unterstützt von der blonden Zapferin, laut zur Musikbeschallung, die flamencomäßig war. Auch wenn meine Beschreibung leicht ironisch klingt, die gute Laune und umtriebige Art waren authentisch. Auch die später hinzukommende schwarzhaarige Tresenfrau war gut drauf, sprach aber kein Deutsch. Auch die spanische Blondine tat, glaube ich, nur so, als ob sie einen verstehe. Aber der Platzhirsch verstand wohl alles, vergaß aber auch gerne.
Ich hatte auf den Namen meiner Berliner Begleiterin reserviert und am Telefon schon kein gutes Gefühl – zu gehetzt und kurz wirkte mein gegenüber. Und tatsächlich, im Buch las ich nur drei Namen und meine Reservierung war nicht darunter. Aber er bot mir einen günstig gelegenen Hochtisch an, auf dem vier Gedecke gezaubert worden waren. Für uns zwei ging es nach vollzähliger Tapasbeschickung so gerade.
Die erste Getränkeorder klappte noch, danach musste ständig erinnert werden. Meinen dritten Rosé erschlich ich mir beim Platzhirsch dreist, als er den beiden Blondinen am Nachbartisch über den Tresen hinweg nachschenkte und ich mein Glas unwiderstehlich dreist unter die Flasche streckte! Das Chaos bei der Getränkeversorgung hatte seinen Preis, denn auf dem Bon fehlten im Ergebnis ein Bier und ein Rosé.
Immerhin gab er uns zum Abschied einen Brandy aus, der in vorgewärmten Gläsern serviert wurde.
Die Tapas kamen in passenden Abständen auf den Tisch.
Insgesamt also bei der Getränkeversorgung eine schlechte Pflichtübung, aber ansonsten ein herrliches Schauspiel, so dass ich einen Kürbonus gewähre und gute vier Sterne punkte.
Für ein Warsteiner, dass ich immer zu vermeiden versuche, werden sage und schreibe für 0,3 l 3,40 € fällig, eine Flasche spanisches Mineralwasser 0,75 l kostet 6,00 €. Die sechs offenen Weine liegen für 0,2 l zwischen 5,50 € und 6,30 €. Erwähnt werden muss die große Auswahl an spanischen Flaschenweinen bis hin zu Hochgewächsen.
Essen:
Mein Plan war, erst einmal eine Runde Tapas ordern, quasi als ersten Gang und danach schauen, wie es um den Appetit für eine Hauptspeise steht oder vielleicht nur noch weitere Tapas zur Sättigung nachschieben.
So hatte jeder von uns das Recht, drei Tapas auszuwählen, ergänzt um Aioli (1,80 €) und einen Korb Brot, der standardmäßig gereicht wird.
Ich will erst einmal das Aioli in den Himmel loben: Standfest und wunderbar geknobt. Ein solches Aioli habe ich nach meiner Erinnerung in den letzten zehn Jahren nur noch bei einem Spanier in Köln genießen dürfen, ansonsten werden meist Industrieplürren mit etwas Knoblauchgranulat dreist als Aioli auf den Tisch gebracht. Dazu passend ein Baguette, leicht grobporig in der Krume und knusprig in der Kruste. Daran könnte ich mich sattessen.
Aber es kamen ja noch: Datteln im Speckmantel (4,80 €), frittierte Calamari (4,70 €), Fleischbällchen in Tomatensoße (4,90 €), frittierte Chorizo (4,90 €), Oktopus galizischer Art (10,70 €), Kroketten mit zweierlei Füllung (6,20 €) und Pimientos mit Meersalz (7,90 €). Wer mitzählt, wird nun sieben Tapas feststellen. Es muss damit zu tun haben, dass die von mir gewünschten Babycalamari in eigener Tinte nicht vorrätig waren und ich den Oktopus als Ersatz wählte und der Platzhirsch mich vergatterte, auch die frittierten Calamari zu kosten.
Die Portionsgrößen waren gut bis großzügig, was insbesondere für die Pimientos und den Oktopus galt. Geschmacklich und vom Handwerk her gab es keinen Ausfall. Meine Favoriten waren die Pimientos mit Meersalz, der Oktopus, der etwas zu reichlich mit süßem Paprikapulver bestreut war und die Chorizo. Auch meine Begleiterin hat lecker mitgegessen.
Eine Pfeffermühle wurde uns gebracht.
Für Aioli, Brot und Tapas gerne 4,5 Sterne.
Ambiente:
Am Savignyplatz isst man gerne draußen, was dem Platz an warmen Abenden ein südländisches Flair verleiht. So hat auch das Anda Lucia drei Reihen mit ordentlichen Möbeln vor die Front gestellt. Die bodentiefen Fenster können geöffnet werden. An der Fassade und an den Innenwänden Ornamentfliesen mit maurischen Motive und – drinnen – Flamencomotive. Große, runde Lampenschirme spenden sanftes Licht. Passend die dunklen Tische und Stühle und ein heller Fliesenboden. Alles stimmig.
Die „Tischgrößen“ in den Nischen noch akzeptabel, an den Zweiertischen ist es eng und sie stehen eng beieinander.
Am Abend saßen wir neben dem Tresen an geöffneten Fenstern und trotzdem musste für die Unterhaltung schon lauter gesprochen werden. Wenn kein Schall nach draußen dringen kann, muss der Geräuschpegel im Anda Lucia Höhen erklimmen, die eine normale Unterhaltung nicht mehr erlauben.
Neu und geschmackvoll die Herrentoilette im Keller.
Sauberkeit:
Gepflegt und sauber.
Allgemein:
Berlin, zweiter Tag, 07.06.2017 als Privatier zum Essen mit einer guten Freundin.
Nachdem meine Recherche keinen spannenden Griechen zu Tage brachte und der alternativ ausgewählte Türke in Kreuzberg wegen falscher Küchenrichtung bei meiner Berliner Begleiterin durchfiel, dachte ich, dass Tapas passen sollten.
Aus den Prinz-Empfehlungen filterte ich dann das Anda Lucia heraus, gelegen am Savignyplatz, einem der gediegensten Ausgehviertel im Westen der Stadt. Da wir uns immer viel zu erzählen haben, ist ein ruhiges Restaurant mit Intimität wahrenden Tischabständen für unsere Abende... mehr lesen
Restaurant Anda Lucía
Restaurant Anda Lucía€-€€€Restaurant, Tapasbar03054710271Savignyplatz 2, 10623 Berlin
3.5 stars -
"Spanier – quirlig, laut und ein Aioli zum Reinsetzen!" Hanseat1957Allgemein:
Berlin, zweiter Tag, 07.06.2017 als Privatier zum Essen mit einer guten Freundin.
Nachdem meine Recherche keinen spannenden Griechen zu Tage brachte und der alternativ ausgewählte Türke in Kreuzberg wegen falscher Küchenrichtung bei meiner Berliner Begleiterin durchfiel, dachte ich, dass Tapas passen sollten.
Aus den Prinz-Empfehlungen filterte ich dann das Anda Lucia heraus, gelegen am Savignyplatz, einem der gediegensten Ausgehviertel im Westen der Stadt. Da wir uns immer viel zu erzählen haben, ist ein ruhiges Restaurant mit Intimität wahrenden Tischabständen für unsere Abende
Besucht am 06.06.2017Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 28 EUR
Allgemein:
Mal wieder in Berlin, als Privatier.
Im alten DDR-Ostberlin, so erzählte man mir Anfang der Neunziger, habe es in den Kiezkneipen regelmäßig einen Eisbeintag gegeben. Die vorbestellten Eisbeine wurden dann in einem großen Kessel gekocht. Die Zeiten sind nun lange vorbei. Dennoch habe ich eine Annäherung gesucht, jenseits der Touriabfütterung im Nikolaiviertel oder am Alex. Meine Recherche erbrachte ein eindeutiges Ergebnis, nämlich den Dicken Engel in Moabit, direkt an der U-Bahnstation Birkenstraße gelegen.
Was den Nostalgieeffekt angeht, wurde meine Erwartung voll erfüllt. Meine Eisbeinfreude eher enttäuscht. Trotzdem kann ich den Dicken Engel allen empfehlen, die der deftigen Hausmannskost vom Strammen Max, Hackepeter, Knacker, Boulette, Currywurst, Kartoffelpuffer, Schnitzel, Blut- und Leberwurst über Kalbsleber bis hin zu Haxe und Eisbein gegenüber allen veganen Schattierungen den Vorzug geben.
Am besuchten Dienstagabend hielten sich wohl Touris und Kiezbewohner unter den Gästen die Waage, darunter auch junge Leute.
Als beschwipste Mädels vom Deutschen Turnfest reinschauten (mussten sich verirrt haben) und nach „Cocktails to go“ fragten, bekamen sie die passende Antwort, dass es im Dicken Engel nüscht „to go“ gebe!
Auf der Homepage sieht man das Speisen- und Getränkeangebot und einige Fotoimpressionen, die den Dicken Engel allerdings feiner darstellen als die rustikale Wirklichkeit (http://www.dickerengel.berlin).
Das Preis-Leistungsverhältnis ist kiezfreundlich und mir vier Sterne wert. Service:
Eine patente Frau in schwarz und im mittleren Alter schmiss den Service. Sie verbreitete gute Laune. Als sich das Lokal etwas füllte, übernahm ein junger Mann die Zapfarbeit, der zuvor nur herumgelümmelt hatte. Im Verlauf meines Besuches nahm die Aufmerksamkeit der Bedienerin leider etwas ab und das Abräumen dauerte viel zu lang. Nicht auszudenken, wenn eine größere Gruppe eingefallen wäre.
Die Bierpreise mit 2,70 € für das Haushelle und 2,80 € für Köpi (0,3 l) noch üblich. Mineralwasser kommt für 0,4 l auf 2,90 € und die sechs offenen Weißen und fünf Roten liegen zwischen 4,10 € und 4,80 €.
Essen:
Die Karte habe ich ja schon mit ihrer Hausmannskost skizziert. Positiv finde ich, dass man auch für den kleinen Hunger zwischendurch, der ja mit dem Bier schnell kommt, eine Boulette (3,50 €) oder ein paar Knacker (5,50 €) mit Schrippe bekommt. Nun war ich nach langen Fußmärschen am ersten Tag meiner Berlinexkursion gut hungrig und traute mir eine Vorsuppe und ein Eisbein zu.
Die Meerretichsuppe mit Räucherlachsstreifen entpuppte sich als sehr dickflüssig und machte ihrem Namen alle Ehre. Nur etwas heißer hätte sie sein dürfen. Die wenigen Lachsstreifen waren dekorativ, behutsam auf die Suppe gelegt worden, die ja aber mit ihrer Konsistenz gut trug.
Nach diesem ersten Sättigungsbeitrag war ich froh, dass das Eisbein etwas auf sich warten ließ.
Als ich dann den vollen Teller mit einem Trumm von Eisbein gebracht bekam, wusste ich, dass mein Appetit auf eine wahre Probe gestellt würde.
Wie das Kosten der natürlich ordentlich schwabbeligen Schwarte ergab, war der Sud, in dem das Eisbein gegart worden war, typisch gewürzt worden. Piment, Wacholder, Lorbeer dürften drin gewesen sein. Leider war das viele Muskelfleisch unter der Schwarte nicht so, wie ich es vom Hämchen in rheinischen Brauhäusern kenne, denn es war zu wenig gepökelt und noch zu fest am Knochen. So war ordentlich Senf vonnöten, um das Fleisch nach guter Schneidarbeit genießen zu können.
Das Kartoffelpüree war eindeutig zu fest und leider nur ein wenig gesalzen. Muskat, Sahne oder Butter hätten ihm gutgetan. Das Sauerkraut mit kleinen Speckstücken war sehr trocken, aber geschmacklich gut, also nicht zu säuerlich. Das Beste auf dem Teller war das Erbspüree mit dem typischen Geschmack getrockneter Erbsen (in einem Restaurant Unter den Linden hatte man schlicht TK-Erbsen mit dem Pürierstab bearbeitet und als Erbsenpüree deklariert).
Ich habe mich redlich an meinem Eisbeinteller abgearbeitet, muss hier aber eingestehen, dass ich nach Zweidritteln kapituliert habe und einen Underberg trinken musste!
Also vom Eisbein im Dicken Engel rate ich eher ab. Die anderen Gerichte, die aus der offenen Küche, in der zwei Köche arbeiteten, durch die Gaststube getragen wurden, sahen gut aus und ich würde beim nächsten Mal wohl ein Schnitzelgericht aus der reichen Auswahl probieren wollen. Ordentlich Hunger sollte man angesichts der Portionsgrößen mitbringen oder man ordert sequentiell Bierhappen, bis nichts mehr geht.
Für mein Essen mag ich nur schwache drei Sterne vergeben. Ambiente:
Fangen wir draußen an. Auf dem extrem breiten Trottoir hat der Dicke Engel zwei Tischreihen unter einer historischen Markise mit mächtigen Scherenarmen gestellt, die links durch Pflanzkübel gefasst werden.
Die Ursprungsfarbe der Markise kann man nicht mehr erahnen. Sonne und Regen haben sie tausendfach ausgebleicht und aufgeweicht. Die Konstruktion der Markise ist erhaltenswert, aber eine neue Bespannung würde ihr guttun.
Hinter dem Freiluftbereich geht es in den Hauptraum mit einem klassischen Tresen und Barhockern. Dahinter ein antikes Flaschen- und Gläserregal. Eine Glaswand trennt die Theke vom übrigen vorderen Bereich, was vielleicht mal einen Raucherbereich separierte. Die Decke ist hoch und es gibt Stuck, ein Band Sichtmauerwerk und Spiegel als Wanddeko. Der Boden besteht passend aus abgelaufenen Dielen. Etwas zusammengewürfelt die Stühle und Tische. Den Blickfang bildet eine riesige weiße Gipsfigur, ein weiblicher dicker Engel. Weitere Deko sind alte Radioapparate, ein Klavier, eine Nähmaschine.
Nach hinten geht es schlauchartig weiter und es endet mit den Toiletten. Richtig nostalgische Kneipenatmosphäre verströmt aber nur der vordere Bereich.
Was mir nicht gefiel, war der schmale schwarze Teppichläufer, der durch das ganze Lokal den Weg zu den Toiletten weist. Was den Läufer auch immer zusammenhalten mag, Stoff kann es nicht mehr sein. Aber wenn man ihn entfernte, würde man wohl an den Dielenboden gehen müssen, um einen Farbkontrast zwischen sichtbaren und derzeit verborgenen Dielen aufzuheben.
Absolut schrottig und dringend erneuerungsbedürftig empfand ich die Herrentoilette. Es mangelte nicht an Sauberkeit, aber viele Bohrlöcher in den Fliesen, wacklige Plastegriffe an den Türen usw. machen einen ganz schlechten Eindruck.
Sauberkeit:
In die Wäsche müssen die hellen, gepolsterten Stuhlauflagen. Meine war arg fleckig. Ansonsten stach nichts Nachteiliges in meine Augen.
Allgemein:
Mal wieder in Berlin, als Privatier.
Im alten DDR-Ostberlin, so erzählte man mir Anfang der Neunziger, habe es in den Kiezkneipen regelmäßig einen Eisbeintag gegeben. Die vorbestellten Eisbeine wurden dann in einem großen Kessel gekocht. Die Zeiten sind nun lange vorbei. Dennoch habe ich eine Annäherung gesucht, jenseits der Touriabfütterung im Nikolaiviertel oder am Alex. Meine Recherche erbrachte ein eindeutiges Ergebnis, nämlich den Dicken Engel in Moabit, direkt an der U-Bahnstation Birkenstraße gelegen.
Was den Nostalgieeffekt angeht, wurde meine Erwartung voll erfüllt.... mehr lesen
Alt - Berliner Gasthaus Dicker Engel
Alt - Berliner Gasthaus Dicker Engel€-€€€Restaurant, Gasthaus, Wirtshaus, Gaststätte03039809003Birkenstraße 44, 10551 Berlin
3.0 stars -
"Ein Ausflug ins alte Berlin im tiefen Moabit – Nur für Freunde des Deftigen – No Hipster, nothing „to go“" Hanseat1957Allgemein:
Mal wieder in Berlin, als Privatier.
Im alten DDR-Ostberlin, so erzählte man mir Anfang der Neunziger, habe es in den Kiezkneipen regelmäßig einen Eisbeintag gegeben. Die vorbestellten Eisbeine wurden dann in einem großen Kessel gekocht. Die Zeiten sind nun lange vorbei. Dennoch habe ich eine Annäherung gesucht, jenseits der Touriabfütterung im Nikolaiviertel oder am Alex. Meine Recherche erbrachte ein eindeutiges Ergebnis, nämlich den Dicken Engel in Moabit, direkt an der U-Bahnstation Birkenstraße gelegen.
Was den Nostalgieeffekt angeht, wurde meine Erwartung voll erfüllt.
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Berlin, zweiter Tag, 07.06.2017 als Privatier zum Essen mit einer guten Freundin.
Nachdem meine Recherche keinen spannenden Griechen zu Tage brachte und der alternativ ausgewählte Türke in Kreuzberg wegen falscher Küchenrichtung bei meiner Berliner Begleiterin durchfiel, dachte ich, dass Tapas passen sollten.
Aus den Prinz-Empfehlungen filterte ich dann das Anda Lucia heraus, gelegen am Savignyplatz, einem der gediegensten Ausgehviertel im Westen der Stadt. Da wir uns immer viel zu erzählen haben, ist ein ruhiges Restaurant mit Intimität wahrenden Tischabständen für unsere Abende passend. Das Anda Lucia war das ganze Gegenteil, aber wir hatten ein Restauranterlebnis, dass keine Reue aufkommen lässt. Wer es also authentisch, eng und laut mag, der muss das Anda Lucia besuchen, zumal auch die Tapas überzeugen.
Am besuchten Mittwochabend mit Schauern war das Anda Lucia innen voll belegt und einige Tapfere setzten sich im Laufe des Abends an die dem Innenbereich nächstgelegene Tischreihe. Natürlich Touris, aber auch Stammgäste.
Auf der Homepage sieht man das Speisen- und Getränkeangebot und eine Fotoimpression (http://andalucia-berlin.de/).
Beim Preis-Leistungsverhältnis muss man zwischen den Preisen für die Speisen und die Getränke differenzieren. Die Speisen fand ich fair bepreist (= vier Sterne), bei den Getränken wird hingelangt (= 2,5 Sterne). Macht für die Totalbewertung solide drei Sterne.
Service:
Im Service tummelten sich drei Kellner an den Tischen und zwei jüngere Frauen sorgten für die Getränke und das Füllen der Tapasschalen aus der Vitrine, die L-förmig den Tresen krönt. Alle schwarz gewandet. Ein Kellner war eindeutig der Platzhirsch und machte den feurigen Spanier, drei Hemdknöpfe tief und laut und ständig kommunizierend, gerne mit blonden weiblichen Gästen. Als ich kurz vor 18 Uhr erschien und noch wenig los war, sang er, unterstützt von der blonden Zapferin, laut zur Musikbeschallung, die flamencomäßig war. Auch wenn meine Beschreibung leicht ironisch klingt, die gute Laune und umtriebige Art waren authentisch. Auch die später hinzukommende schwarzhaarige Tresenfrau war gut drauf, sprach aber kein Deutsch. Auch die spanische Blondine tat, glaube ich, nur so, als ob sie einen verstehe. Aber der Platzhirsch verstand wohl alles, vergaß aber auch gerne.
Ich hatte auf den Namen meiner Berliner Begleiterin reserviert und am Telefon schon kein gutes Gefühl – zu gehetzt und kurz wirkte mein gegenüber. Und tatsächlich, im Buch las ich nur drei Namen und meine Reservierung war nicht darunter. Aber er bot mir einen günstig gelegenen Hochtisch an, auf dem vier Gedecke gezaubert worden waren. Für uns zwei ging es nach vollzähliger Tapasbeschickung so gerade.
Die erste Getränkeorder klappte noch, danach musste ständig erinnert werden. Meinen dritten Rosé erschlich ich mir beim Platzhirsch dreist, als er den beiden Blondinen am Nachbartisch über den Tresen hinweg nachschenkte und ich mein Glas unwiderstehlich dreist unter die Flasche streckte! Das Chaos bei der Getränkeversorgung hatte seinen Preis, denn auf dem Bon fehlten im Ergebnis ein Bier und ein Rosé.
Immerhin gab er uns zum Abschied einen Brandy aus, der in vorgewärmten Gläsern serviert wurde.
Die Tapas kamen in passenden Abständen auf den Tisch.
Insgesamt also bei der Getränkeversorgung eine schlechte Pflichtübung, aber ansonsten ein herrliches Schauspiel, so dass ich einen Kürbonus gewähre und gute vier Sterne punkte.
Für ein Warsteiner, dass ich immer zu vermeiden versuche, werden sage und schreibe für 0,3 l 3,40 € fällig, eine Flasche spanisches Mineralwasser 0,75 l kostet 6,00 €. Die sechs offenen Weine liegen für 0,2 l zwischen 5,50 € und 6,30 €. Erwähnt werden muss die große Auswahl an spanischen Flaschenweinen bis hin zu Hochgewächsen.
Essen:
Mein Plan war, erst einmal eine Runde Tapas ordern, quasi als ersten Gang und danach schauen, wie es um den Appetit für eine Hauptspeise steht oder vielleicht nur noch weitere Tapas zur Sättigung nachschieben.
So hatte jeder von uns das Recht, drei Tapas auszuwählen, ergänzt um Aioli (1,80 €) und einen Korb Brot, der standardmäßig gereicht wird.
Ich will erst einmal das Aioli in den Himmel loben: Standfest und wunderbar geknobt. Ein solches Aioli habe ich nach meiner Erinnerung in den letzten zehn Jahren nur noch bei einem Spanier in Köln genießen dürfen, ansonsten werden meist Industrieplürren mit etwas Knoblauchgranulat dreist als Aioli auf den Tisch gebracht. Dazu passend ein Baguette, leicht grobporig in der Krume und knusprig in der Kruste. Daran könnte ich mich sattessen.
Aber es kamen ja noch: Datteln im Speckmantel (4,80 €), frittierte Calamari (4,70 €), Fleischbällchen in Tomatensoße (4,90 €), frittierte Chorizo (4,90 €), Oktopus galizischer Art (10,70 €), Kroketten mit zweierlei Füllung (6,20 €) und Pimientos mit Meersalz (7,90 €). Wer mitzählt, wird nun sieben Tapas feststellen. Es muss damit zu tun haben, dass die von mir gewünschten Babycalamari in eigener Tinte nicht vorrätig waren und ich den Oktopus als Ersatz wählte und der Platzhirsch mich vergatterte, auch die frittierten Calamari zu kosten.
Die Portionsgrößen waren gut bis großzügig, was insbesondere für die Pimientos und den Oktopus galt. Geschmacklich und vom Handwerk her gab es keinen Ausfall. Meine Favoriten waren die Pimientos mit Meersalz, der Oktopus, der etwas zu reichlich mit süßem Paprikapulver bestreut war und die Chorizo. Auch meine Begleiterin hat lecker mitgegessen.
Eine Pfeffermühle wurde uns gebracht.
Für Aioli, Brot und Tapas gerne 4,5 Sterne.
Ambiente:
Am Savignyplatz isst man gerne draußen, was dem Platz an warmen Abenden ein südländisches Flair verleiht. So hat auch das Anda Lucia drei Reihen mit ordentlichen Möbeln vor die Front gestellt. Die bodentiefen Fenster können geöffnet werden. An der Fassade und an den Innenwänden Ornamentfliesen mit maurischen Motive und – drinnen – Flamencomotive. Große, runde Lampenschirme spenden sanftes Licht. Passend die dunklen Tische und Stühle und ein heller Fliesenboden. Alles stimmig.
Die „Tischgrößen“ in den Nischen noch akzeptabel, an den Zweiertischen ist es eng und sie stehen eng beieinander.
Am Abend saßen wir neben dem Tresen an geöffneten Fenstern und trotzdem musste für die Unterhaltung schon lauter gesprochen werden. Wenn kein Schall nach draußen dringen kann, muss der Geräuschpegel im Anda Lucia Höhen erklimmen, die eine normale Unterhaltung nicht mehr erlauben.
Neu und geschmackvoll die Herrentoilette im Keller.
Sauberkeit:
Gepflegt und sauber.