Geschrieben am 25.08.2019 2019-08-25| Aktualisiert am
25.08.2019
Besucht am 28.12.2018Besuchszeit: Mittagessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 201 EUR
kommt zu den Festtagen nicht nur der „Pelzer Bu“ MarcO74 mit seiner jetzt Ex-Verlobten in deren weihnachtlich-gülden illuminierte Heimatstadt, sondern auch den eigenen Nachwuchs treibt es zurück vom Neckar- an den Weserstrand.
Die Rückkehr des verlorenen Sohnes musste natürlich mit einem Restaurantbesuch verbunden werden, denn das Studentenbudget scheint manchem knapp und die Begeisterung für gutes Essen wurde beizeiten an die nächste Generation weiter gegeben.
Durch eine ausgedehnte, manche sagen legendäre Mittagspause hatte sich das Restaurant nach etlichen Jahren auch wieder für einen Abendbesuch qualifiziert. In Bremens ältestem und touristisch beliebtestem Stadtteil Schnoor gelegen, war Schröter senior vor über 20 Jahren einer der ersten, der die sonst fast durchgängig angebotene fett-rustikale norddeutsche Küche zwar adaptierte, aber eben auch leichter und mit einem Blick über den Tellerrand modernisierte. Früher war das oft mediterran, seitdem der Junior die Verantwortung an Tellern und Töpfen übernommen hat, durchaus auch mal asiatisch. Vielleicht auch ein Einfluss der Ehefrau und Mitinhaberin, die über die schmale Gasse hinweg eine kleine, durchaus zu empfehlende Sushi-Bar betreibt. Auch sie schon Schnoor-Gastronomin der zweiten Generation, denn die Eltern betreiben das einstmals hochgelobte Katzencafé. Werden dort inzwischen mehr Touristen eher lieblos abgefertigt (und ein paar übrig gebliebene „Adabeis“ hofiert), sind im Schröter‘s die Einheimischen deutlich in der Mehrzahl. Sehr beliebt ist die Küche bei der örtlichen Politikszene.
Der Eingang wie alles hier im Schnoor eng und mit einer Stufe. Die kleinen Toiletten am Fuße einer steilen Treppe im Keller sind wohl bei der kürzlich erfolgten Renovierung ausgespart worden.
Eine Etage höher hat der Facelift in das Bistro-Ambiente des Gastraumes deutlich mehr zeitgemäße Restaurant-Atmosphäre mit Spiegeln, Hölzern und Metall-Akzenten gebracht.
Am auffälligsten ist der Wegfall der durchgehenden hohen Bistrobank im vorderen Bereich, die den schmalen Grundriss des Hauses im ehemaligen Arme-Leute-Viertel ungünstig hervor gehoben hatte. Stattdessen nun einige Zweiertische. Im hinteren Bereich öffnet sich der Raum durchaus behaglich mit bequemen Cocktailsesseln und einer cognacfarbenen Sitzbank. Nur zwei Nachteile bleiben: Unter die Treppe zum Gesellschaftsraum in der ersten Etage ist der Wirtschaftlichkeit zuliebe ein Vierertisch gequetscht, den schon normal gewachsene Menschen als Zumutung empfinden müssen. Zum anderen hatte schon Kollege Hanseat von der offenen Küche mit Theke berichtet, aus der nicht nur Wärme und gelegentlich Gerüche in den Gastraum wabern, sondern leider auch Lärm sowie ein recht scharfer Ton, den ich meinerseits nicht mehr als zeitgemäß empfinde. Jedenfalls brauche ich für einen entspannten Abend nicht zu hören, wie der Chef seine Mannschaft anfaucht. Viel netter dagegen, dass das „Logo“ des Schröter‘s ebenfalls modernisiert wurde. Neben dem symbolisierten Konterfei des ehemaligen Chefs - erkennbar durch den imposanten Schnurrbart - leuchtet nun die markante Brille des Nachfolgers.
Bei unserem Besuch nicht geöffnet, aber ansonsten stets erste Platzwahl ist das Prunkstück des Hauses, das große verglaste Atrium.
Statt norddeutscher Schwere herrscht hier heiteres Toscana-Feeling mit viel Terrakotta, hellem Putz und nachgemachten Rattan-Hochlehnern. Allerdings sind die großzügiger gestellten Tische fein eingedeckt, während drinnen nur Platzsets auf den dunklen Holzplatten liegen. Ein weiterer kleiner Hof schließt sich an, intimer und sogar mit kleinem Springbrunnen.
Für das unterschiedliche Ambiente in der Gesamtschau knappe 4 Sterne.
Die verdiente auch die flotte Servicecrew, die an diesem Abend nicht vom langjährigen Oberkellner, sondern einer jungen Dame vom Fach geleitet wurde, die ihre Sache gut machte. Alles lief fix, freundlich und kompetent - wir hatten keine Beschwerden, nur bei der Weinberatung ist noch Luft. Aber Rom wurde ja bekanntlich auch nicht an einem Tag erbaut. Inzwischen hat sie weiter an Souveränität zugelegt, wie zwei Mittagsvisiten bewiesen.
Beim Aperitif stöberten wir durch die Heimatkarte mit Pfiff. Bei den Getränken wird preismäßig ordentlich hingelangt: Der italienische Martini kostete noch vernünftige 5,5€, als Longdrink aufgefüllt mit Tonic fielen hingegen 8,9€ an, ebenso für den fruchtigen, alkoholfreien Haus-Cocktail mit Maracuja. Die Flasche Magnus Wasser wurde mit 6,9€ bepreist. Später gab es eine Flasche Prachtstück rot vom Pfälzer Weingut Metzger. Für die ordentliche, beerige Cuvée waren die aufgerufenen 30€ schon arg teuer; im Netz liegt der Preis um die 7-8€.
Die Preise für das Essen sind daran gemessen durchaus fair. Vorspeisen 13€ bis 18€ (Beilagen mit 6,9€ ambitioniert, aber Bratkartoffelsalat oder Mac’n’Cheese auch sehr lecker), die Hauptgerichte von 14€ (für den Schröter-Klassiker Blutwurst auf Kartoffelmousseline, Apfelkompott und frisch gehobeltem Meerrettich) bis 29€. Nur das irische Rinderfilet (300g) mit 37€ und das Tagesangebot Kalbscarrée mit Steinpilzsauce für 32€ lagen darüber. Dafür gibt es ordentliche Portionen, daher im Mittel 3,5 Sterne von mir für das PLV.
Für den ersten Hunger kam zweierlei Brot; das dunkle, bessere vom Haus.
Dazu eine gut gewürzte Paprikaschmand-Crème, pikante Oliven und Fleur de sel.
Die Küche überraschte uns dann mit einer Sellerie-Pannacotta mit Apfelgelee, dessen Säure die herbe Süße des Sellerie gut abpufferte.
Ansprechender Gruß, der die „Rustikale Küche mit Pfiff“ gut ankündigte.
Ich hatte mich zum Auftakt für eine Kombi von Ente und Ziege entschieden.
Die Praline von Entenrilette (gezupft, aber auch feine Würfel) war paniert und knusprig ausgebacken. Ein wenig saftiger hätte sie mir gefallen, aber auch ohne die dunkle, intensive Entensauce geschmacklich tadellos. Was auch für den zur Crème aufgeschlagenen Ziegenfrischkäse galt. Deutlicher, aber nicht zu strenger Ziegenmilchgeschmack auf endlich mal nicht zu hartem Pumpernickel und mit einer abschließenden Schicht Ahorn(!)gelee als Törtchen serviert. Etwas mehr Säure wäre wünschenswert gewesen, aber da half das noch leicht bissfeste Apfelconfit. Ich war sehr zufrieden, 4,5 Sterne. Und doch wieder nicht, als ich das Thunfisch-Tataki mit Onsen-Ei und Urtomate auf einem flachen, gebratenen Kartoffelblini bei Frau und Kind sah!
Mein Hauptgang war eine winterliche Hommage an Dorsch mit Senfsauce und Blattgemüse.
Für den Skrei wohl noch zu früh, stand zwar durchgegarter, aber noch saftiger Küstenkabeljau auf dem Plan, der mit einer teilweise knusprigen Knipp-Haube überbacken war. Die Bremer Spielart der Grützwurst gab dem mageren Fisch nicht nur einen Kalorien-Kick, sondern eben auch viel Würze, ohne gänzlich zu dominieren. Sehr deftiges Surf’n’Turf, könnte man sagen. Dazu die Begleiter wohl überlegt, saisonal wie geschmacklich. Steckrüben-Julienne steuerten elegante, süßliche Akzente bei, während der Bratkartoffelstampf seine Röstnoten nicht versteckte. Der Fisch thronte auf einem Bett von Senf-Grünkohl. Das klassische norddeutsche Wintergemüse war hier nicht „schleimig totgekocht“ (vergleiche die Nicht-Kritik vom Bremer Ratskeller), sondern modern bissfest. Leider ging der Vitamin-C-Spender in der Senf-Schärfe völlig unter. Die Mischung aus Dijon- und Löwensenf fand ich deutlich zu scharf oder sie hätte wenigstens vorsichtiger eingesetzt werden müssen. Das war’s aber auch schon mit der Kritik bei diesem schönen Ausflug in moderne (nicht nur) Regionalküche, 4 bis 4,5 und in der Gesamtschau und vor dem, was das Schröter‘s sein will, runde ich verdient auf.
Auch gegenüber gab es für das Gelbe Thai-Curry
keine und für das Rückensteak vom Duroc-Schwein
nur leise („Durchgebraten...“) Kritik.
Die Portionen ließen nach dem Weihnachts-Schlemmen nicht einmal mehr beim Süßen Fan ein Dessert zu. Stattdessen noch ein Gläschen Riesling-Auslese von Dreissigacker (6,5€) und schon ist das kulinarische Jahr 2018 auch berichtsmäßig aufgearbeitet - und das sogar, bevor die Adventszeit beginnt!
kommt zu den Festtagen nicht nur der „Pelzer Bu“ MarcO74 mit seiner jetzt Ex-Verlobten in deren weihnachtlich-gülden illuminierte Heimatstadt, sondern auch den eigenen Nachwuchs treibt es zurück vom Neckar- an den Weserstrand.
Die Rückkehr des verlorenen Sohnes musste natürlich mit einem Restaurantbesuch verbunden werden, denn das Studentenbudget scheint manchem knapp und die Begeisterung für gutes Essen wurde beizeiten an die nächste Generation weiter gegeben.
Durch eine ausgedehnte, manche sagen legendäre Mittagspause hatte sich das Restaurant nach etlichen Jahren auch wieder für einen... mehr lesen
4.0 stars -
"Alle Jahre wieder" DerBorgfelderkommt zu den Festtagen nicht nur der „Pelzer Bu“ MarcO74 mit seiner jetzt Ex-Verlobten in deren weihnachtlich-gülden illuminierte Heimatstadt, sondern auch den eigenen Nachwuchs treibt es zurück vom Neckar- an den Weserstrand.
Die Rückkehr des verlorenen Sohnes musste natürlich mit einem Restaurantbesuch verbunden werden, denn das Studentenbudget scheint manchem knapp und die Begeisterung für gutes Essen wurde beizeiten an die nächste Generation weiter gegeben.
Durch eine ausgedehnte, manche sagen legendäre Mittagspause hatte sich das Restaurant nach etlichen Jahren auch wieder für einen
Geschrieben am 20.08.2019 2019-08-20| Aktualisiert am
20.08.2019
Besucht am 18.08.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 81 EUR
Allgemein:
Bremen quirligster Stadtteil ist das sog. Viertel mit einem vielfältigen Angebot für Speis und Trank. Das meiste jedoch auf die Faust oder die Schnelle. Restaurants, die uns reizen, sind rar. Der Grieche Elia und der Spanier Don Carlos sind gut resp. akzeptabel. Einer Kollegenempfehlung an die Adresse meiner ständigen Begleiterin folgend, sind wir im Kvartier eingekehrt, gelegen in einer Seitenstraße im Steintor, einer Hälfte des Viertels. Auch wenn das Viertel das Quasi-Hauptquartier der links-grün-alternativ Bewegten ist, wird es bislang noch nicht von veganen Vietnamesen dominiert. Es finden sich sogar Lokalitäten wie der „Platzhirsch“ oder das „daheim“, was auf bodenständige Kost hindeutet. Das Kvartier interpretiert dies originell neu, in einem „hippen“ Ambiente.
Die Mission auf der Homepage https://kvartier-bremen.de kommt angenehm unprätentiös daher:
„Was ist ein Happen? Eine kleine Menge von einer Speise. „Schnell noch einen Happen essen“, das können Sie ab sofort im Kvartier. Für den kleinen Hunger oder für Freunde zum Teilen. Jeder für sich mit einem klaren Bezug zur deutschen Küche, vom klassischen Wirtshausessen bis zum Besonderen.“
„Happen“ muss man sich erst einmal trauen, andere würden „trendig“ von „norddeutschen Tapas“ sprechen.
Das Kvartier gibt es seit 2017 und die Brüder Emre Karadagli und Duran Karadagli beglücken seitdem viele Gäste, traut man den Bewertungen.
Am besuchten Sonntagabend waren die Tische auf der Terrasse, im Barraum und dem Speiseraum wohl zu einem Drittel besetzt. Das Publikum unauffällig und eher mittelalt. Vor 19 Uhr sitzt das junge Szenevolk noch im Café und nicht bei Bratkartoffeln im Kvartier, wenn es denn überhaupt diese Küche annimmt.
Wir haben überwiegend schmackhaft gegessen und können das Kvartier gerne empfehlen.
Ein üppiges Mahl mit vielen Happen oder großen Speisen, einigen Bieren und Kurze dazu, schlagen mit einigen Euro zu Buche. Aber die Zeche mit gut 80 € schaffen wir auch beim Griechen oder Italiener. Deswegen eine 3,5 für das Preis-Leistungsverhältnis.
Service:
Die beiden genannten Brüder und eine jüngere Frau, alle im Freizeitlook, erledigen die Arbeit am Hahn und am Tisch. Zwar Bärte bei den Brüdern, aber der Herkunft geschuldet und nicht dem „Hipstertum“. Also auch keine Tätowierungen, Piercings oder Ohrtunnel. Nur die junge Frau hatte nach meiner Erinnerung widernatürlich Metall in der Nase und Armbemalung. Sie hatte aber gute Laune und eine offene Art. Nur überschätzte sie ihr Erinnerungsvermögen. Ich bin ja immer skeptisch, wenn die Bedienung nicht Block und Stift zückt, wenn man für zwei Personen Vor- und Hauptspeisen aufsagt, ggf. noch ergänzt um den Getränkewunsch. Ich fragte dann auch scherzhaft im Ton aber ernst gemeint, ob sie sich denn alles merken könne. „Klar“! Aber statt des Ziegenkäses als Vorspeise für meine ständige Begleiterin brachte sie die Käsespätzle, die nun phonetisch wenig Ähnlichkeit mit Ziegenkäse haben und als Vorspeise für eine zierliche Frau auch weniger angezeigt sind. Sie bestand kurz darauf Käsespätzle gehört zu haben, brachte sie dann aber zurück in die Küche und nach vielleicht zehn Minuten kam der Ziegenkäse. Der kleine Fauxpas brachte uns vier Euro Nachlass.
Ansonsten kamen die Getränke schnell und die Hauptspeisen in einem angenehmen Zeitabstand zur Vorspeise. Es wurde von allen dreien gefragt, ob es denn schmecke.
Zu den Getränken. Beim Bier beginnt es bodenständig mit Haake Beck Pils 0,25 l für 2,50 €. Mein Kräusen 0,3 l steht mit 3,30 € auf dem Bon (Homepage noch 3,10 €). Wasser lt. Homepage 0,75 l 5,20 € und die offenen Weine beginnen bei 3,80 € für 0,15 l.
Im Restaurant entdeckte ich dann einen Kühlschrank mit Störtebecker-Bieren aus Stralsund. Leider nicht die ganze Palette der Brauerei, sondern nur eine kleine Auswahl, darunter aber das süffige Roggen-Weizen für 4,50 € für den halben Liter, ein fairer Preis.
Für den Service nachsichtige 3,5 Sterne.
Essen:
Die Karte gliedert sich in Hausmannskost und Bierhappen. Ich will die Happenauswahl nicht vorenthalten:
Brot mit Kräuterquark
Gewürzgurken aus dem Spreewald
Schmalz auf Landbrot
Saisonales Süppchen im Weckglas
Marktsalat mit Dressing
Gemüsesalat nach Saison
Rote Bete Tatar mit Frühlingszwiebel I Senf
Pommes mit Ketchup I Mayo
Mini-Kartoffeln mit Kräuterquark
Schnitzelchen mit Kartoffelpüree I Zitrone
Currywurst mit Apfel-Curry-Sauce
Nürnberger mit Kartoffelpüree I Bratensauce
Bulette mit Landbrot I Gewürzgurke I Senf
Gulasch mit Klößchen
Bratfisch mit Kartoffelpüree
Matjessalat mit Pumpernickel
Kartoffelpuffer mit Apfelmus
Rote Grütze im Weckglas I Vanillesauce
4 kleine Berliner
Ein Dreierhappen kommt auf 10,80 € (Homepage noch 10,50 €). Ich wählte Currywurst, Matjessalat und Kartoffelsalat. Kein Ausfall, sondern zwei erfrischende, handwerklich sorgfältig gemachte Salate (Kartoffelsalat bayrisch mit Essig und Öl angemacht und Speck). Die Currywurst in Ordnung. Serviert werden die Happen in kleinen Gläsern. Als Vorspeise fand ich die Portionsgrößen und den Dreier passend. Wenn man das zum hungrig machenden Bier als Sättigungshappen ordert, sollten es für einen anständigen Kerl schon 3x3 sein.
Meine ständige Begleiterin bekam dann den sehr eindeutigen Ziegenkäse und dazu ein Kunstwerk aus Blattsalaten, die gefasst waren von einer dünnen Längsscheibe von der Salatgurke. Angemacht mit einem Dressing mit Senfnote. Neben dem gratinierten Ziegenkäse noch ein sehr gelungener, leicht süßlicher Rote-Beete-Salat. Mit 12,90 € (Homepage: 11,90 €) akzeptabel bepreist und prima komponiert.
Ich hatte mir schon im Vorfeld das Brauhausgulasch mit Spätzle (17,90 €) als Favoriten ausgeguckt und wurde nicht enttäuscht. Eine sehr ordentliche Portion mit mageren, gabelzarten Gulaschstücken und einer herzhaften Soße. Laut Karte eine Dunkelbiersoße. Solche Soßen habe ich aus dem Bayerischen (dort zum Schweinsbraten) aber anders in Erinnerung. Diese Soße schien mir eher einen Schuss Rotwein intus zu haben. Aber gleichwie, mit dem Fleisch und den Spätzle sehr passend. Schwäbische Nörgler würden die leicht trockenen Spätzle wohl geißeln, aber da bin ich eher unempfindlich, denn als Soßenbinder taugten sie.
Auf der Speisekarte werden krosse Bratkartoffeln mit Speck und Zwiebeln für 7,90 € angepreist, die man mit Klassikern wie Sülze, Knipp, Matjes, Roastbeef oder Spiegeleier kombinieren kann. Meine ständige Begleiterin wählte die Sülze mit Remoulade für 4,90 €. Die Bratkartoffeln haben wir sehr unterschiedlich bewertet. Für mich waren es Scheiben ungepellter kleiner Kartoffeln, die in wenig Fett gebraten worden waren. Speck und Zwiebeln konnte ich kaum ausmachen. Mit den Referenzbratkartoffeln der Schleuse an der Wümme oder im Lesumer Hof kann diese Variante nicht mithalten. Die zwei dünnen Scheiben einer sehr mageren Sülze waren unter Zwiebelringen versteckt und im Aspik leicht säuerlich. Da mögen wir es deftiger mit Schwartenstücken. Gut die selbst gemachte Remoulade.
Trotz leichter Nörgelei am Bratkartoffelgericht vergebe ich für die Küchenleistung insgesamt gerne vier Sterne.
Sehr originelle Salz- und Pfeffermühlen wurden uns auf den Tisch gestellt.
Tagesaktuell gab es noch vier weitere Gerichte, u. a. Forelle, Gambas und zwei Gerichte mit Pfifferlingen.
Ambiente:
Das Kvartier ist im Erdgeschoss eines schmucklosen Mehrfamilienhauses untergebracht, teils als Flachdachanbau. Sechs Tische auf der durch Pflanzkübel vom Trottoir abgetrennten Terrasse. Drinnen im ersten Raum mit der Bar und im dahinter links gelegenen Speiseraum sollen es insgesamt 60 Plätze sein. Man sitzt an blanken Tischen mit heller Tischplatte und auf klassischem Gestühl. Der Platz auf dem Tisch und zwischen den Tischen geht in Ordnung. Schön die Optik des Fußbodens, vielleicht gar Echtholz. Weiß sind die Decke und die Wände. Nur hinter der Bar sticht eine helle Natursteinwand ins Auge. Die Deko ansonsten hält sich in Grenzen (Weinkisten, Weinfass, Fotos). Es wirkt leicht puristisch, aber aus einem Guss.
Ins Ohr dringen Ambient und Lounge, sehr dezent.
Sauberkeit:
Nichts zu bemäkeln. Frische und saubere Feuchträume.
Allgemein:
Bremen quirligster Stadtteil ist das sog. Viertel mit einem vielfältigen Angebot für Speis und Trank. Das meiste jedoch auf die Faust oder die Schnelle. Restaurants, die uns reizen, sind rar. Der Grieche Elia und der Spanier Don Carlos sind gut resp. akzeptabel. Einer Kollegenempfehlung an die Adresse meiner ständigen Begleiterin folgend, sind wir im Kvartier eingekehrt, gelegen in einer Seitenstraße im Steintor, einer Hälfte des Viertels. Auch wenn das Viertel das Quasi-Hauptquartier der links-grün-alternativ Bewegten ist, wird es bislang noch... mehr lesen
Kvartier
Kvartier€-€€€Restaurant042189700109Lübecker Straße 37, 28203 Bremen
4.0 stars -
"Bodenständiges im Bremer Viertel – Gut gemacht!" Hanseat1957Allgemein:
Bremen quirligster Stadtteil ist das sog. Viertel mit einem vielfältigen Angebot für Speis und Trank. Das meiste jedoch auf die Faust oder die Schnelle. Restaurants, die uns reizen, sind rar. Der Grieche Elia und der Spanier Don Carlos sind gut resp. akzeptabel. Einer Kollegenempfehlung an die Adresse meiner ständigen Begleiterin folgend, sind wir im Kvartier eingekehrt, gelegen in einer Seitenstraße im Steintor, einer Hälfte des Viertels. Auch wenn das Viertel das Quasi-Hauptquartier der links-grün-alternativ Bewegten ist, wird es bislang noch
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Die Rückkehr des verlorenen Sohnes musste natürlich mit einem Restaurantbesuch verbunden werden, denn das Studentenbudget scheint manchem knapp und die Begeisterung für gutes Essen wurde beizeiten an die nächste Generation weiter gegeben.
Durch eine ausgedehnte, manche sagen legendäre Mittagspause hatte sich das Restaurant nach etlichen Jahren auch wieder für einen Abendbesuch qualifiziert. In Bremens ältestem und touristisch beliebtestem Stadtteil Schnoor gelegen, war Schröter senior vor über 20 Jahren einer der ersten, der die sonst fast durchgängig angebotene fett-rustikale norddeutsche Küche zwar adaptierte, aber eben auch leichter und mit einem Blick über den Tellerrand modernisierte. Früher war das oft mediterran, seitdem der Junior die Verantwortung an Tellern und Töpfen übernommen hat, durchaus auch mal asiatisch. Vielleicht auch ein Einfluss der Ehefrau und Mitinhaberin, die über die schmale Gasse hinweg eine kleine, durchaus zu empfehlende Sushi-Bar betreibt. Auch sie schon Schnoor-Gastronomin der zweiten Generation, denn die Eltern betreiben das einstmals hochgelobte Katzencafé. Werden dort inzwischen mehr Touristen eher lieblos abgefertigt (und ein paar übrig gebliebene „Adabeis“ hofiert), sind im Schröter‘s die Einheimischen deutlich in der Mehrzahl. Sehr beliebt ist die Küche bei der örtlichen Politikszene.
Der Eingang wie alles hier im Schnoor eng und mit einer Stufe. Die kleinen Toiletten am Fuße einer steilen Treppe im Keller sind wohl bei der kürzlich erfolgten Renovierung ausgespart worden.
Eine Etage höher hat der Facelift in das Bistro-Ambiente des Gastraumes deutlich mehr zeitgemäße Restaurant-Atmosphäre mit Spiegeln, Hölzern und Metall-Akzenten gebracht.
Am auffälligsten ist der Wegfall der durchgehenden hohen Bistrobank im vorderen Bereich, die den schmalen Grundriss des Hauses im ehemaligen Arme-Leute-Viertel ungünstig hervor gehoben hatte. Stattdessen nun einige Zweiertische. Im hinteren Bereich öffnet sich der Raum durchaus behaglich mit bequemen Cocktailsesseln und einer cognacfarbenen Sitzbank. Nur zwei Nachteile bleiben: Unter die Treppe zum Gesellschaftsraum in der ersten Etage ist der Wirtschaftlichkeit zuliebe ein Vierertisch gequetscht, den schon normal gewachsene Menschen als Zumutung empfinden müssen. Zum anderen hatte schon Kollege Hanseat von der offenen Küche mit Theke berichtet, aus der nicht nur Wärme und gelegentlich Gerüche in den Gastraum wabern, sondern leider auch Lärm sowie ein recht scharfer Ton, den ich meinerseits nicht mehr als zeitgemäß empfinde. Jedenfalls brauche ich für einen entspannten Abend nicht zu hören, wie der Chef seine Mannschaft anfaucht. Viel netter dagegen, dass das „Logo“ des Schröter‘s ebenfalls modernisiert wurde. Neben dem symbolisierten Konterfei des ehemaligen Chefs - erkennbar durch den imposanten Schnurrbart - leuchtet nun die markante Brille des Nachfolgers.
Bei unserem Besuch nicht geöffnet, aber ansonsten stets erste Platzwahl ist das Prunkstück des Hauses, das große verglaste Atrium.
Statt norddeutscher Schwere herrscht hier heiteres Toscana-Feeling mit viel Terrakotta, hellem Putz und nachgemachten Rattan-Hochlehnern. Allerdings sind die großzügiger gestellten Tische fein eingedeckt, während drinnen nur Platzsets auf den dunklen Holzplatten liegen. Ein weiterer kleiner Hof schließt sich an, intimer und sogar mit kleinem Springbrunnen.
Für das unterschiedliche Ambiente in der Gesamtschau knappe 4 Sterne.
Die verdiente auch die flotte Servicecrew, die an diesem Abend nicht vom langjährigen Oberkellner, sondern einer jungen Dame vom Fach geleitet wurde, die ihre Sache gut machte. Alles lief fix, freundlich und kompetent - wir hatten keine Beschwerden, nur bei der Weinberatung ist noch Luft. Aber Rom wurde ja bekanntlich auch nicht an einem Tag erbaut. Inzwischen hat sie weiter an Souveränität zugelegt, wie zwei Mittagsvisiten bewiesen.
Beim Aperitif stöberten wir durch die Heimatkarte mit Pfiff. Bei den Getränken wird preismäßig ordentlich hingelangt: Der italienische Martini kostete noch vernünftige 5,5€, als Longdrink aufgefüllt mit Tonic fielen hingegen 8,9€ an, ebenso für den fruchtigen, alkoholfreien Haus-Cocktail mit Maracuja. Die Flasche Magnus Wasser wurde mit 6,9€ bepreist. Später gab es eine Flasche Prachtstück rot vom Pfälzer Weingut Metzger. Für die ordentliche, beerige Cuvée waren die aufgerufenen 30€ schon arg teuer; im Netz liegt der Preis um die 7-8€.
Die Preise für das Essen sind daran gemessen durchaus fair. Vorspeisen 13€ bis 18€ (Beilagen mit 6,9€ ambitioniert, aber Bratkartoffelsalat oder Mac’n’Cheese auch sehr lecker), die Hauptgerichte von 14€ (für den Schröter-Klassiker Blutwurst auf Kartoffelmousseline, Apfelkompott und frisch gehobeltem Meerrettich) bis 29€. Nur das irische Rinderfilet (300g) mit 37€ und das Tagesangebot Kalbscarrée mit Steinpilzsauce für 32€ lagen darüber. Dafür gibt es ordentliche Portionen, daher im Mittel 3,5 Sterne von mir für das PLV.
Für den ersten Hunger kam zweierlei Brot; das dunkle, bessere vom Haus.
Dazu eine gut gewürzte Paprikaschmand-Crème, pikante Oliven und Fleur de sel.
Die Küche überraschte uns dann mit einer Sellerie-Pannacotta mit Apfelgelee, dessen Säure die herbe Süße des Sellerie gut abpufferte.
Ansprechender Gruß, der die „Rustikale Küche mit Pfiff“ gut ankündigte.
Ich hatte mich zum Auftakt für eine Kombi von Ente und Ziege entschieden.
Die Praline von Entenrilette (gezupft, aber auch feine Würfel) war paniert und knusprig ausgebacken. Ein wenig saftiger hätte sie mir gefallen, aber auch ohne die dunkle, intensive Entensauce geschmacklich tadellos. Was auch für den zur Crème aufgeschlagenen Ziegenfrischkäse galt. Deutlicher, aber nicht zu strenger Ziegenmilchgeschmack auf endlich mal nicht zu hartem Pumpernickel und mit einer abschließenden Schicht Ahorn(!)gelee als Törtchen serviert. Etwas mehr Säure wäre wünschenswert gewesen, aber da half das noch leicht bissfeste Apfelconfit. Ich war sehr zufrieden, 4,5 Sterne. Und doch wieder nicht, als ich das Thunfisch-Tataki mit Onsen-Ei und Urtomate auf einem flachen, gebratenen Kartoffelblini bei Frau und Kind sah!
Mein Hauptgang war eine winterliche Hommage an Dorsch mit Senfsauce und Blattgemüse.
Für den Skrei wohl noch zu früh, stand zwar durchgegarter, aber noch saftiger Küstenkabeljau auf dem Plan, der mit einer teilweise knusprigen Knipp-Haube überbacken war. Die Bremer Spielart der Grützwurst gab dem mageren Fisch nicht nur einen Kalorien-Kick, sondern eben auch viel Würze, ohne gänzlich zu dominieren. Sehr deftiges Surf’n’Turf, könnte man sagen. Dazu die Begleiter wohl überlegt, saisonal wie geschmacklich. Steckrüben-Julienne steuerten elegante, süßliche Akzente bei, während der Bratkartoffelstampf seine Röstnoten nicht versteckte. Der Fisch thronte auf einem Bett von Senf-Grünkohl. Das klassische norddeutsche Wintergemüse war hier nicht „schleimig totgekocht“ (vergleiche die Nicht-Kritik vom Bremer Ratskeller), sondern modern bissfest. Leider ging der Vitamin-C-Spender in der Senf-Schärfe völlig unter. Die Mischung aus Dijon- und Löwensenf fand ich deutlich zu scharf oder sie hätte wenigstens vorsichtiger eingesetzt werden müssen. Das war’s aber auch schon mit der Kritik bei diesem schönen Ausflug in moderne (nicht nur) Regionalküche, 4 bis 4,5 und in der Gesamtschau und vor dem, was das Schröter‘s sein will, runde ich verdient auf.
Auch gegenüber gab es für das Gelbe Thai-Curry
keine und für das Rückensteak vom Duroc-Schwein
nur leise („Durchgebraten...“) Kritik.
Die Portionen ließen nach dem Weihnachts-Schlemmen nicht einmal mehr beim Süßen Fan ein Dessert zu. Stattdessen noch ein Gläschen Riesling-Auslese von Dreissigacker (6,5€) und schon ist das kulinarische Jahr 2018 auch berichtsmäßig aufgearbeitet - und das sogar, bevor die Adventszeit beginnt!