Geschrieben am 18.09.2020 2020-09-18| Aktualisiert am
18.09.2020
Besucht am 05.09.2020Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 291 EUR
Bevor mangelnde Notizen und angeregte Gespräche die Erinnerung ins Nirwana befördern, hier außer der Reihe ein recht aktueller Bericht.
Auf das Riva bin ich durch MarcOs etwas ältere Kritik gestoßen, als ich ein lohnendes Endziel für das diesjährige „Biwak“ unserer sog. Reservistenkameradschaft suchte. Tatsächlich handelt es sich um nur noch drei Herren im gesetzten Alter, die sich einst in der „Schule der Nation“ kennenlernten und nun ihre regelmäßigen Treffen bei gutem Essen und Wein mit einer eigentlich nicht erwähnenswerten sportlichen Aktivität tarnen. Wobei im letzten Jahr der Marsch von Konz über den Kanzemer Altenberg mit Besuch einiger nicht völlig schlechter Weingüter in Wiltingen und weiter zum Scharzhofberg bei über 30 Grad schon herausfordernd war. Bremen verwöhnte uns heuer regional-typisch mit Nieselregen, aber durch den ungenauen Marschbefehl des gastgebenden Schreibstuben-Muckels gerieten die 6 Kilometer Flachetappe in unter einer Stunde doch recht schweißtreibend...
Nun, nach einer kleinen Nacht-Zielübung (aka Schwarzlicht-Minigolf) schlenderten wir die letzten 1500 Meter durch das Ende der Überseestadt, einem 300 Hektar großen Stadtentwicklungsprojekt im größten Teil der ehemaligen städtischen Hafengebiete. Wohnen, Büros und trotz teilweise zugeschütteter Hafenbecken auch Gewerbebetriebe befinden sich hier seit über 10 Jahren in einem beständigen Wandel und natürlich gibt es auch schon die ersten Klagen von neuen Bewohnern, die tatsächlich überrascht sind, dass ein Großmarkt vor 5 Uhr morgens von LKW angefahren wird...
Die unterschiedliche, wachsende Gastronomie richtet sich überwiegend an young urban professionals und ist in allen ihren Facetten das kulinarischen Pendant zum Musical, wie ich es bereits an anderer Stelle beschrieben habe: Ein zeitgemäßes, durchgestyltes, professionell dargebotenes Produkt zum Preis der Hochkultur, aber eben ohne tatsächlich die ganz große Oper zu sein.
Man merkt, nach wie vor sind diese Konzepte nicht wirklich meine Herzensküche. Aber das Riva hat in dem, was es bieten will, überzeugt. Es ist das Vorzeigeobjekt der Q1-Gruppe, die mit einem halben Dutzend Läden der oben beschriebenen Art in der Innenstadt, aber eben bevorzugt im hippen Hafenrevier präsent ist. Im Erdgeschoss des Landmark-Towers (mit seinen sehr gut situierten Bewohnern) fast an der Spitze des Molenkopfes liegt es direkt am Fluss, was die Terrasse bei besserem Wetter zu einem place-to-be besonders beim Sonnenuntergang macht. Für mich ein persönlicher Reiz, da ich vis-a-vis des Stromes direkt hinter dem Deich meine Jugendjahre verbrachte und am Flussufer allerlei Dummheiten „fabrizierte“ (ohne mich allerdings von Binnenschiffen mitziehen zu lassen!)
Die Reservierung über das Ordersystem war einfach und es kam eine Erinnerungsmail einen Tag vorher. Reserviert wird nur zum Essen und vor 20:45 Uhr auch lediglich für 2 Stunden, bei späterer Ankunft ohne Zeitlimit bis Küchenschluss.
Das Ambiente wurde von MarcO wunderbar beschrieben. Inzwischen ist die Kombi aus dunklem Holz, Nischen, bequemen Sesseln und einem Lichtkonzept Standard in vergleichbaren Restaurants und Hotels, aber ich fühle mich darin immer noch wohl. MarcO fragte, wie wohl abends die Stimmung sei: Nun, irgendwann nach 21:00 wurde das Licht dunkler und farbiger, Deep House und Stimmengewirr lauter, so dass etwas Club-Feeling aufkam. Ein eventueller Auftritt der Schönen und Reichen wurde verpasst, da wir ja auch den Heimweg - mit kleinem Absacker an der Schlachte, der heimischen Partymeile - ebenfalls auf Knobelbechern vor uns hatten (Die Truppe wollte meutern und den weißen Kübel rufen, aber DerBorgfelder vom Dienst war unerbittlich!)
Unser großer runder Tisch stand etwas mittig im Raum, was für unsere kleine Gruppe gar nicht schlecht war. Wir bekamen guten Blick auf das Geschehen, eine Servicekraft war auch außer der Reihe immer greifbar und wir hatten genügend (Corona-)Abstand zu den anderen Gästen (fast alles junge schicke Pärchen), auch zu mehreren - gesitteten - „Mädelsgruppen“. Das Zeitlimit wurde nicht exekutiert, da unser Tisch nicht neu belegt wurde. Fein, ohne Zeitdruck haben wir gern noch eine Flasche bestellt und blieben am Ende fast 4 Stunden.
Im Service lief alles wie erwartet: In der Ansprache berufsjugendlich, aber professionell. Natürlich auf amerikanische Art pseudo-persönlich, „unser“ Pascal (natürlich mit Kärtchen) hat den Beruf vielleicht nicht gelernt, arbeitet aber jetzt hauptberuflich in der Gastro. Locker, dabei nicht übergriffig. Aufmerksam oder ansprechbar, gut geschult im Rahmen des Konzepts. Auch der Restaurantleiter, der uns schon am kleinen Empfangstresen etwas überherzlich begrüßt hatte, war den ganzen Abend vor Ort. Erbetene Pausen wurden beachtet. Ein Gang auf die Terrasse mit kurzfristig bestelltem Crémant rosé (6,5€) war zeitlich kein Problem. Das Ausheben des Geschirrs von einzelnen Gästen, während andere noch am Essen sind, mag ich nicht so. Aber das System muss am Samstag eben möglichst reibungslos funktionieren. Einen unangenehmen Zeitdruck haben wir trotzdem nicht gespürt.
Die Corona-Auflagen wurden durchweg eingehalten. Nur eine Serviette unter der Patschehand beim Brot schneiden, die hätte ich mir doch gewünscht. Aber das nicht erst seit diesem Jahr...
Die Küche hat insgesamt ordentlich abgeliefert, die Produkte waren durchweg von guter Qualität, handwerklich kam alles ohne größere Fehler und ein paar eigene Ideen waren auch dabei.
Nach den ersten Getränke-Bestellungen (Selters 6,5€/0,75l, Radeberger 3,3€, Weißer Port 4,5€) kam schnell Baguette in Standardausführung, immerhin knusprig. Dazu mit u.a. Zitronengras aromatisiertes Olivenöl, das der Anpreisung nach in einer Liga mit Ambrosia hätte spielen müssen. Das Öl war ohne eigene Ecken und Kanten, die Kräuter jedoch zu erschmecken. Ein etwas sparsames „Amuse“, später bekamen wir auf Anfrage problemlos zusätzliche Scheiben.
Ein Kamerad war mit seinem Mare e Monti von Boudin Noir und Jakobsmuschel (13,5€) Boudin noir und Jakobsmuschel
höchst zufrieden, der andere „Reservist“ (tatsächlich vom KvD zum nachträglichen KDV mutiert) stöhnte ein wenig, als er der Menge seiner gemischten Antipasti (13,9€) gewahr wurde. Überhaupt waren alle Portionen reichlich bemessen, das PLV viel besser als befürchtet.
Ich hatte mich für Ceviche vom Wolfsbarsch (15€) entschieden, das auf Süßkartoffelspalten angerichtet war. Ceviche vom Loup de Mer auf Süßkartoffel
Das schob den Geschmack ungewohnt auf die süße Seite, wofür auch die nur zurückhaltende Limetten-Säure verantwortlich war. Hinzu kam ein fast völliger Verzicht auf Schärfe, so dass der Teller etwas brav blieb, mehr Mitteleuropa als Südamerika. Immerhin war der Koriander nicht zu dominant. Der Wolfsbarsch hatte kaum angezogen, vielleicht als Folge der geringen Säure oder zu kurzer Standzeit. Allerdings konnte dadurch der ja weitgehend rohe Fisch bei Zimmertemperatur tatsächlich einen Eigengeschmack entwickeln.
Im Glas schmeckte der fruchtige Chardonnay von Jermann (42€), später wechselten wir kompromisshalber zu einer apulischen Cuvée Primitivo/Negro Amaro (29,75€), die mit 15 Umdrehungen all jene Lügen strafte, die mir eine Vorliebe für Rotweinschorle andichten. Ha! Der Aufschlagfaktor gegenüber den Netzpreisen liegt bei 2,5 bis 3; im Norden liegt das im Vergleich zwischen normal und günstig. Sinnvoll fand ich das Angebot, alle offenen Weine auch als 0,1 Pfützchen zu bekommen, zum Preis von 60% des „falschen Viertele“. So können auch die Chauffeure mehr als einen Wein bestellen.
Während meine zwei Begleiter noch glaubten, mit zwei Gängen durch den Abend zu kommen, ließ ich mir einen Caesar‘s Salad (8,5€) schmecken. Caesar‘s Salad RIVA style
Ohne eine erneute Diskussion über Originalrezepte loszutreten, irritierten doch die Karottenstifte und halbe Kirschtomaten. Immerhin, es schmeckte ein knackfrischer Römer-, nicht Eisbergsalat, die Baconchips waren knusprig und (zwei) Anchovis waren auch zu finden. Sauce kräftig, Croûtons gerade richtig im Biss, Padano statt Parmiggiano unauffällig, Kapern“Äpfel“ zum Selbstschneiden etwas unelegant .
Nachdem wir in der einbrechenden Dunkelheit auf der Terrasse die Lichter der Stadt genossen und dem kalten Wind genug getrotzt hatten, ging es an die Hauptgänge.
Die Tagesempfehlung Rinderfilet und Garnelen Rinderfilet und Garnelen
schlug mit 36,9€ ordentlich zu Buche, Sashimi-Tataki mit kaltem Kalbsbraten als eigenständiges Vitello Tonnato wurde mit 24,5€ berechnet und meinen RIVA Fischtopf gab es für 40 Cent mehr. Super-Fischtopf
Die Fischsuppe überzeugte vom Start weg mit einem kräftigen, tomatisierten Fischfonds, Streifen von Chilischote sorgten für eine pikante Note. Anisette war nicht zu schmecken. Sehr gut, um Längen besser als im Chapeau La Vache. Auch die reichhaltige Einlage gefiel mir: Jakobsmuschel, Oktopus, Wolfsbarsch, Lachs und Kabeljau, alles vernünftig große, weitgehend saftige Stücke mit klarem Produktgeschmack, an denen nur die Haut störte. Gemüse-Juliennes sorgten für einen angenehmen Crunch. Obwohl kein namentlicher Bezug zu südfranzösischen Suppen-Klassikern hergestellt wurde, gab es warmes Weißbrot, knusprig, aber ohne wahrnehmbare Röstung und dazu eine sogenannte Sauce Rouille, die mir aber eher Paprika-Mayo zu sein schien. Geröstetes Weißbrot und Sauce Rouille
Für meinen Geschmack außerdem zu wenig Knoblauch und kaum Wumms. Etwas schade, auch hier vorsichtiger Mainstream. Aber das stärkste Gericht des Abends für mich.
Eine Käseauswahl wurde nicht angeboten. Deshalb dreimal das am spannendsten klingende Dessert: Lavendel-Crème brûlée mit Erdbeersalat und Rhabarber-Sorbet. Lavendel Crème brûlée, Erdbeersalat, Rhabarber-Sorbet
Das säuerliche Eis war auch der Temperatur geschuldet geschmacklich zu schwach, um gegen die süßen Komponenten durchzudringen. Denn die Erdbeeren waren nicht nur kräftig süß, sondern auch aromatisch. Und auch der Lavendelgeschmack der recht lockeren Crème gelang der Küche ganz prima. Deutlich, aber nicht zu seifig. Natürlich ist es noch schöner, wenn die Crème à la minute karamellisiert wird und dann direkt zum Gast geht, oben warm und unten kühl. Aber das ist unter Vollast am Sonnabend schon recht schwierig. So blieb es ein guter Abschluss.
Mangels Süßweinen stießen wir erst mit Frangelico (3€), Calvados (4€) und Averna (3€) zufrieden auf einen insgesamt auch kulinarisch erfreulichen Abend an und endeten mit einem Café Crema (2,7€), bevor es ins Nachtleben ging.
And now back to Garmisch...
Bevor mangelnde Notizen und angeregte Gespräche die Erinnerung ins Nirwana befördern, hier außer der Reihe ein recht aktueller Bericht.
Auf das Riva bin ich durch MarcOs etwas ältere Kritik gestoßen, als ich ein lohnendes Endziel für das diesjährige „Biwak“ unserer sog. Reservistenkameradschaft suchte. Tatsächlich handelt es sich um nur noch drei Herren im gesetzten Alter, die sich einst in der „Schule der Nation“ kennenlernten und nun ihre regelmäßigen Treffen bei gutem Essen und Wein mit einer eigentlich nicht erwähnenswerten sportlichen Aktivität... mehr lesen
4.0 stars -
"Empfehlenswertes Musical" DerBorgfelderBevor mangelnde Notizen und angeregte Gespräche die Erinnerung ins Nirwana befördern, hier außer der Reihe ein recht aktueller Bericht.
Auf das Riva bin ich durch MarcOs etwas ältere Kritik gestoßen, als ich ein lohnendes Endziel für das diesjährige „Biwak“ unserer sog. Reservistenkameradschaft suchte. Tatsächlich handelt es sich um nur noch drei Herren im gesetzten Alter, die sich einst in der „Schule der Nation“ kennenlernten und nun ihre regelmäßigen Treffen bei gutem Essen und Wein mit einer eigentlich nicht erwähnenswerten sportlichen Aktivität
Besucht am 05.09.2020Besuchszeit: Abendessen 6 Personen
Rechnungsbetrag: 309 EUR
Allgemein
Die beiden Brüder betreiben das Due Fratelli seit fünf Jahren und haben teils überschwängliche Kritiken einfahren können, so im lokalen Weser-Kurier. Es gibt aber auch harsche Kritiken, insbesondere am Service.
Lange steht das Due Fratelli auf meiner Liste und nun ergab sich ein Familienessen zu sechst mit italienererfahrenen Mitkombatanten für das wir das Due Fratelli noch kurzfristig buchen konnten.
An einem Samstag trafen wir um 18 Uhr bereits auf einige besetzte Tische im Restaurant, das insgesamt gut besucht war. Überwiegend gesetzteres Paarpublikum ohne Auffälligkeiten.
Auf der gut gestalteten Homepage (http://www.due-fratelli-bremen.de) wird schon sehr dick aufgetragen von den beiden Fratelli. Diese tauchen dort interessanterweise nur mit ihren Vornamen Denis (Koch) und Elvis (Service) auf. Vielleicht liegt es daran, dass der Nachname Behljuljevic nach Kroatien und nicht nach Bella Italia klingt. Aber das nur colorandi causa.
Insgesamt war die Zufriedenheit mit den Speisen am Tisch sehr hoch und auch ich werde nur auf hohem Niveau wenig auszusetzen haben. Was allerdings klar benannt werden muss, ist das überzogene Preisniveau. Deswegen auch nur knappe drei Sterne für das PLV. Noch drei Sterne, weil die Kochleistung des Frate Denis sehr Schmackhaftes auf die Teller bringt, so dass man für sein gutes Geld auch über dem Normalniveau verwöhnt wird.
Service
Überwiegend hatten wir es mit Denis Behljuljevic zu tun. Vom Naturell her eher das Gegenteil eines italienischen Kellners, der die „Signoras“ eloquent umschmeichelt oder gar Opernarien anstimmt. Also eine sehr sachliche und auf das Notwendige beschränkte Ansprache. Wenn man fragte, wurde man von ihm allerdings informiert. Weißes Hemd und dunkle Schürze kleideten auch den zweiten Kellner, der zuweilen am Tisch auftauchte; eine Hilfskraft, dem zum Schluss ein Espresso vom Tablett Richtung Schwager entglitt.
Ich hätte mir gewünscht, dass man uns etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt hätte, um Getränkewünsche anbringen zu können. Für den Service nüchterne drei Sterne.
Die Getränkepreise recht happig: Für ein Felsgold Pils 0,3 l werden sage und schreibe 3,50 € verlangt (nach meiner Recherche eine Handelsmarke der Metro!). für das Kellerpils der hiesigen Union Brauerei muss man gar 4,20 € für 0,3 l berappen. Das SP 0,75 l kommt auf 6,90 €. Aber die beiden auf dem Tisch vorfindlichen Flaschen wurden uns nicht berechnet (auch nicht alle Weine finden sich auf dem Bon, vielleicht doch eher Nachlässigkeit in Bezug auf das Wasser als Großzügigkeit). Die offenen Weine werden eigenwillig bepreist: 0,1 l von den drei roten oder weißen Weinen prohibitiv mit 5,50 €/0,1 l und 7,00 €/0,2 l. Der Rosé kommt auf 5,00/7,00 €. Mein Felsgold und das Weizen eindeutig nicht kalt genug. Um fünf Grad sollte die Temperatur des Fassbieres abgesenkt werden; Magenkranke können es ja etwas stehen lassen vor dem Ansetzen. Der Rosé auch nicht richtig kalt.
Der nicht näher klassifizierte Nero D`Avola aus Sizilien erwies sich als körperreich und guter Begleiter zu allem Tomatisiertem.
Ausgegeben wird im Due Fratelli nichts.
Essen
Die Speisekarte ist auf der Homepage einsehbar (nicht die Getränke). Sie ist überschaubar und Pizza gibt es im Due Fratelli nicht.
Als Amuse-Gueule bekam jeder zwei Brötchen und in einem Schälchen etwas frittierten Blumenkohl mit einer Olive und Sesam. Die Brötchen auch in der Krume gelblich, wohl mit Maismehlanteil gebacken. Wenn ich die Wahl hätte, ziehe ich frisch gebackene Pizzabrötchen mit Kräuterbutter oder einem Dip vor. Aber wo kein Pizzaofen, da halt auch keine Pizzabrötchen. Ein selbst gebackenes Ciabatta wäre eine Alternative zu den nicht prickelnden Brötchen.
Zu den weiteren Gerichten (Vorspeisen, Suppe) gab es kein Gebäck mehr.
Als Vorspeisen wurden uns Blattsalat mit gebratenen Pfifferlingen (11,90 €), Carpaccio vom Zucchini mit Ziegenkäse (12,50 €), Vitello Tonnato geräuchert (16,50 €) und gebratene Calamari (16,90 €) serviert.
Meine sieben Calamarituben waren gut angebraten und zart. Dazu heiße Cocktailtomaten, Kapern und ein tomatig, öliger Sud. Vermisst habe ich die auf der Karte ausgewiesenen Oliven. Diese mit ordentlich (mehr) Kapern schätze ich zur Würzung (livorneser Art) sehr, hier aber leider nicht ausgeprägt. Mit 16,90 € progressiv bepreist, wenn man bedenkt, dass Calamari ein Allerweltsprodukt der mediterranen Küche sind.
Sehr eigenwillig interpretiert das Vitello Tonnato meiner Schwägerin. Es wurde mit einer Haube serviert, unter der sich kalter Räuchernebel befand, der meiner Schwägerin zur olfaktorischen Einstimmung zugefächelt wurde. Also geräucherter Thunfisch auf Blattsalat mit gerösteten Brotchips und einem Klacks Vitellosoße mit Kapern. Das hatte nichts mit klassischem VT zu tun, wurde aber geschmacklich gelobt und auch ich war angetan vom kräftigem Raucharoma des kalten Thunfisches.
Gegenüber der so beliebte Ziegenkäse auf Blattsalat mit Pinienkernen, Honig, Thymian und Olivenöl, was immer gut ankommt. Der Blattsalat appetitlich mit Pfifferlingen als Krönung.
Ich hatte dann als Zwischengang die Parmesansuppe mit Kräutern (11,50 €). Es war eine sämige Cremesuppe mit kräftigem Parmesangeschmack, schön heiß mit etwas Kresse. Der Teller war angesichts der kleinen Suppenmenge schnell leergelöffelt. Den Preis fand ich für das Süppchen dreist.
Auf der Karte werden die Pastagerichte auch als ½- und ¼-Portion angeboten. So kostete die ½ Portion Spaghetti Gambas meiner ständigen Begleiterin 13,90 € (1/1 = 18,50 €). Für nicht allzu große Esser eine löbliche Möglichkeit, auch mehrere Gänge zu genießen. Meine „große“ Portion Spaghetti Bolognese (16,50 €) war beileibe nicht das Doppelte und von der Portionsgröße her nur nach Calamari und Suppe sättigend. Laut Karte wird das Fleisch für die Soße 16 Stunden geschmort. Es war auch kein typisches Hackfleischragout, was ich in eher kleiner Menge auf meinen Spaghetti fand. Aber geschmacklich näher an Geschmortem, denn an tomatenbasierter Soße. Einen gelungenen Kontrast zum dunklen Ragout bildete die Parmesancreme. Ein sehr gschmackiges Gericht! Kresse auch hier, musste wohl weg.
Auch die Gambasspaghetti hatten ein sehr vernehmliches Gambasaroma; Die Gambas geschnitten, mit Tomatenhälften und Knoblauchscheiben mit den Spaghetti vermengt.
Meine Schwägerin hatte sich für eine halbe Portion Ravioli mit Kalbfleischfüllung, Walnüssen und Gorgonzolacreme entschieden (14,50 €). Der Ravioliteig sehr dünn und mit einer fast unmerklichen Füllung mit fein gehacktem Kalbfleisch, das geschmacklich nicht ins Gewicht fiel, also im Ergebnis flache Nudeln mit einer milden Gorgonzolasoße.
Neben mir arbeitete sich mein Schwager am ganzen Wolfsbarsch ab (19,50 €), den er sehr lobte. Beilagen musste er dazu extra ordern (Rosmarinkartoffeln für 2,90 € und Tagesgemüse für 5,90 €).
Den Hingucker bildeten die Pasta Parmesan, die in einem ausgehöhlten Parmesanleib am Tisch zubereitet wird. Erst einmal wurde in dem Käselaib (ein Leib soll bis zwei Monate für diese Zubereitungsform reichen) Käse abgeschabt, der Bestellerin zum Kosten gereicht, um sodann die Nudeln (wie platte Spaghetti, Tagliolini) im Käselaib mit dem losen Käse gründlich und mit geübtem Handgriff zu vermengen. Auf dem Teller wurde dann der Pastaberg mit einer hellen Soße umrahmt. Die halbe Portion für 17,50 € sehr ansehnlich und hervorragend im Geschmack! Auch gut aufgenommen wurden die Penne Arrabiata (1/2 9,90 €).
Frate Denis versteht sein Handwerk und alle von mir verkosteten Gerichte waren geschmacklich sehr gelungen, bis auf das kleine Livornesedefizit bei den Calamari. In toto ist mir das 4,5 Sterne wert.
Bleibt die Chronistenpflicht, dass auch Nachspeisen vertilgt worden (Crèpes Pistazien, 9,00 €, Sorbetvariationen, 7,50 €). Keine Höhenflüge, aber noch mit Appetit gegessen. Der Espresso mit Sambucca zur Förderung meiner Aufmerksamkeit wird es nicht auf die Liste meiner Leibgetränke schaffen.
Ambiente
In einem Altbremer Eckhaus haben sich die Fratelli angesiedelt. Links und rechts vom Eckeingang der Freiluftbereich, gut mit hohen Pflanzkübeln mit mediterranem Grün vom Trottoir abgegrenzt. Selbst draußen Tischdecken. Drinnen geht es sehr gediegen zu. Durch die Ecklage ergibt sich eine interessante Raumaufteilung, unterstützt durch einen podestartig erhöhten hinteren Bereich. Dunkle Holztäfelung kontrastiert mit einem hellen Parkettboden, beigen Wänden und der weißen Tischwäsche. Die Deko an den Wänden besteht aus gerahmten Motiven von Landschaften und Filmszenen. In unserer Nische war es ein Spiegel, der die Wand zierte. Die Zweiertische machten einen gut dimensionierten Eindruck. In unserer Nische waren die Tische schmaler. Die Tische sind komplett eingedeckt. Stoffservietten und gute Salz- und Pfeffermühlen sind hervorzuheben. Man sitzt bequem auf beigefarbenen Lederstühlen.
Beschallt wird man mit mainstreamigem Jazz. Als die Dunkelheit einbrach wurde ein befremdlich rotes Licht zur Illumination zugeschaltet.
Die Toiletten modern und sauber.
Sauberkeit
Alles fein.
Allgemein
Die beiden Brüder betreiben das Due Fratelli seit fünf Jahren und haben teils überschwängliche Kritiken einfahren können, so im lokalen Weser-Kurier. Es gibt aber auch harsche Kritiken, insbesondere am Service.
Lange steht das Due Fratelli auf meiner Liste und nun ergab sich ein Familienessen zu sechst mit italienererfahrenen Mitkombatanten für das wir das Due Fratelli noch kurzfristig buchen konnten.
An einem Samstag trafen wir um 18 Uhr bereits auf einige besetzte Tische im Restaurant, das insgesamt gut besucht war. Überwiegend gesetzteres Paarpublikum... mehr lesen
Ristorante Due Fratelli
Ristorante Due Fratelli€-€€€Restaurant042167352817Hamburger Straße 32, 28205 Bremen
4.0 stars -
"Italiener mit hohem Anspruch und hohen Preisen – Kulinarisch überzeugend" Hanseat1957Allgemein
Die beiden Brüder betreiben das Due Fratelli seit fünf Jahren und haben teils überschwängliche Kritiken einfahren können, so im lokalen Weser-Kurier. Es gibt aber auch harsche Kritiken, insbesondere am Service.
Lange steht das Due Fratelli auf meiner Liste und nun ergab sich ein Familienessen zu sechst mit italienererfahrenen Mitkombatanten für das wir das Due Fratelli noch kurzfristig buchen konnten.
An einem Samstag trafen wir um 18 Uhr bereits auf einige besetzte Tische im Restaurant, das insgesamt gut besucht war. Überwiegend gesetzteres Paarpublikum
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Auf das Riva bin ich durch MarcOs etwas ältere Kritik gestoßen, als ich ein lohnendes Endziel für das diesjährige „Biwak“ unserer sog. Reservistenkameradschaft suchte. Tatsächlich handelt es sich um nur noch drei Herren im gesetzten Alter, die sich einst in der „Schule der Nation“ kennenlernten und nun ihre regelmäßigen Treffen bei gutem Essen und Wein mit einer eigentlich nicht erwähnenswerten sportlichen Aktivität tarnen. Wobei im letzten Jahr der Marsch von Konz über den Kanzemer Altenberg mit Besuch einiger nicht völlig schlechter Weingüter in Wiltingen und weiter zum Scharzhofberg bei über 30 Grad schon herausfordernd war. Bremen verwöhnte uns heuer regional-typisch mit Nieselregen, aber durch den ungenauen Marschbefehl des gastgebenden Schreibstuben-Muckels gerieten die 6 Kilometer Flachetappe in unter einer Stunde doch recht schweißtreibend...
Nun, nach einer kleinen Nacht-Zielübung (aka Schwarzlicht-Minigolf) schlenderten wir die letzten 1500 Meter durch das Ende der Überseestadt, einem 300 Hektar großen Stadtentwicklungsprojekt im größten Teil der ehemaligen städtischen Hafengebiete. Wohnen, Büros und trotz teilweise zugeschütteter Hafenbecken auch Gewerbebetriebe befinden sich hier seit über 10 Jahren in einem beständigen Wandel und natürlich gibt es auch schon die ersten Klagen von neuen Bewohnern, die tatsächlich überrascht sind, dass ein Großmarkt vor 5 Uhr morgens von LKW angefahren wird...
Die unterschiedliche, wachsende Gastronomie richtet sich überwiegend an young urban professionals und ist in allen ihren Facetten das kulinarischen Pendant zum Musical, wie ich es bereits an anderer Stelle beschrieben habe: Ein zeitgemäßes, durchgestyltes, professionell dargebotenes Produkt zum Preis der Hochkultur, aber eben ohne tatsächlich die ganz große Oper zu sein.
Man merkt, nach wie vor sind diese Konzepte nicht wirklich meine Herzensküche. Aber das Riva hat in dem, was es bieten will, überzeugt. Es ist das Vorzeigeobjekt der Q1-Gruppe, die mit einem halben Dutzend Läden der oben beschriebenen Art in der Innenstadt, aber eben bevorzugt im hippen Hafenrevier präsent ist. Im Erdgeschoss des Landmark-Towers (mit seinen sehr gut situierten Bewohnern) fast an der Spitze des Molenkopfes liegt es direkt am Fluss, was die Terrasse bei besserem Wetter zu einem place-to-be besonders beim Sonnenuntergang macht. Für mich ein persönlicher Reiz, da ich vis-a-vis des Stromes direkt hinter dem Deich meine Jugendjahre verbrachte und am Flussufer allerlei Dummheiten „fabrizierte“ (ohne mich allerdings von Binnenschiffen mitziehen zu lassen!)
Die Reservierung über das Ordersystem war einfach und es kam eine Erinnerungsmail einen Tag vorher. Reserviert wird nur zum Essen und vor 20:45 Uhr auch lediglich für 2 Stunden, bei späterer Ankunft ohne Zeitlimit bis Küchenschluss.
Das Ambiente wurde von MarcO wunderbar beschrieben. Inzwischen ist die Kombi aus dunklem Holz, Nischen, bequemen Sesseln und einem Lichtkonzept Standard in vergleichbaren Restaurants und Hotels, aber ich fühle mich darin immer noch wohl. MarcO fragte, wie wohl abends die Stimmung sei: Nun, irgendwann nach 21:00 wurde das Licht dunkler und farbiger, Deep House und Stimmengewirr lauter, so dass etwas Club-Feeling aufkam. Ein eventueller Auftritt der Schönen und Reichen wurde verpasst, da wir ja auch den Heimweg - mit kleinem Absacker an der Schlachte, der heimischen Partymeile - ebenfalls auf Knobelbechern vor uns hatten (Die Truppe wollte meutern und den weißen Kübel rufen, aber DerBorgfelder vom Dienst war unerbittlich!)
Unser großer runder Tisch stand etwas mittig im Raum, was für unsere kleine Gruppe gar nicht schlecht war. Wir bekamen guten Blick auf das Geschehen, eine Servicekraft war auch außer der Reihe immer greifbar und wir hatten genügend (Corona-)Abstand zu den anderen Gästen (fast alles junge schicke Pärchen), auch zu mehreren - gesitteten - „Mädelsgruppen“. Das Zeitlimit wurde nicht exekutiert, da unser Tisch nicht neu belegt wurde. Fein, ohne Zeitdruck haben wir gern noch eine Flasche bestellt und blieben am Ende fast 4 Stunden.
Im Service lief alles wie erwartet: In der Ansprache berufsjugendlich, aber professionell. Natürlich auf amerikanische Art pseudo-persönlich, „unser“ Pascal (natürlich mit Kärtchen) hat den Beruf vielleicht nicht gelernt, arbeitet aber jetzt hauptberuflich in der Gastro. Locker, dabei nicht übergriffig. Aufmerksam oder ansprechbar, gut geschult im Rahmen des Konzepts. Auch der Restaurantleiter, der uns schon am kleinen Empfangstresen etwas überherzlich begrüßt hatte, war den ganzen Abend vor Ort. Erbetene Pausen wurden beachtet. Ein Gang auf die Terrasse mit kurzfristig bestelltem Crémant rosé (6,5€) war zeitlich kein Problem. Das Ausheben des Geschirrs von einzelnen Gästen, während andere noch am Essen sind, mag ich nicht so. Aber das System muss am Samstag eben möglichst reibungslos funktionieren. Einen unangenehmen Zeitdruck haben wir trotzdem nicht gespürt.
Die Corona-Auflagen wurden durchweg eingehalten. Nur eine Serviette unter der Patschehand beim Brot schneiden, die hätte ich mir doch gewünscht. Aber das nicht erst seit diesem Jahr...
Die Küche hat insgesamt ordentlich abgeliefert, die Produkte waren durchweg von guter Qualität, handwerklich kam alles ohne größere Fehler und ein paar eigene Ideen waren auch dabei.
Nach den ersten Getränke-Bestellungen (Selters 6,5€/0,75l, Radeberger 3,3€, Weißer Port 4,5€) kam schnell Baguette in Standardausführung, immerhin knusprig. Dazu mit u.a. Zitronengras aromatisiertes Olivenöl, das der Anpreisung nach in einer Liga mit Ambrosia hätte spielen müssen. Das Öl war ohne eigene Ecken und Kanten, die Kräuter jedoch zu erschmecken. Ein etwas sparsames „Amuse“, später bekamen wir auf Anfrage problemlos zusätzliche Scheiben.
Ein Kamerad war mit seinem Mare e Monti von Boudin Noir und Jakobsmuschel (13,5€)
höchst zufrieden, der andere „Reservist“ (tatsächlich vom KvD zum nachträglichen KDV mutiert) stöhnte ein wenig, als er der Menge seiner gemischten Antipasti (13,9€) gewahr wurde. Überhaupt waren alle Portionen reichlich bemessen, das PLV viel besser als befürchtet.
Ich hatte mich für Ceviche vom Wolfsbarsch (15€) entschieden, das auf Süßkartoffelspalten angerichtet war.
Das schob den Geschmack ungewohnt auf die süße Seite, wofür auch die nur zurückhaltende Limetten-Säure verantwortlich war. Hinzu kam ein fast völliger Verzicht auf Schärfe, so dass der Teller etwas brav blieb, mehr Mitteleuropa als Südamerika. Immerhin war der Koriander nicht zu dominant. Der Wolfsbarsch hatte kaum angezogen, vielleicht als Folge der geringen Säure oder zu kurzer Standzeit. Allerdings konnte dadurch der ja weitgehend rohe Fisch bei Zimmertemperatur tatsächlich einen Eigengeschmack entwickeln.
Im Glas schmeckte der fruchtige Chardonnay von Jermann (42€), später wechselten wir kompromisshalber zu einer apulischen Cuvée Primitivo/Negro Amaro (29,75€), die mit 15 Umdrehungen all jene Lügen strafte, die mir eine Vorliebe für Rotweinschorle andichten. Ha! Der Aufschlagfaktor gegenüber den Netzpreisen liegt bei 2,5 bis 3; im Norden liegt das im Vergleich zwischen normal und günstig. Sinnvoll fand ich das Angebot, alle offenen Weine auch als 0,1 Pfützchen zu bekommen, zum Preis von 60% des „falschen Viertele“. So können auch die Chauffeure mehr als einen Wein bestellen.
Während meine zwei Begleiter noch glaubten, mit zwei Gängen durch den Abend zu kommen, ließ ich mir einen Caesar‘s Salad (8,5€) schmecken.
Ohne eine erneute Diskussion über Originalrezepte loszutreten, irritierten doch die Karottenstifte und halbe Kirschtomaten. Immerhin, es schmeckte ein knackfrischer Römer-, nicht Eisbergsalat, die Baconchips waren knusprig und (zwei) Anchovis waren auch zu finden. Sauce kräftig, Croûtons gerade richtig im Biss, Padano statt Parmiggiano unauffällig, Kapern“Äpfel“ zum Selbstschneiden etwas unelegant .
Nachdem wir in der einbrechenden Dunkelheit auf der Terrasse die Lichter der Stadt genossen und dem kalten Wind genug getrotzt hatten, ging es an die Hauptgänge.
Die Tagesempfehlung Rinderfilet und Garnelen
schlug mit 36,9€ ordentlich zu Buche, Sashimi-Tataki mit kaltem Kalbsbraten als eigenständiges Vitello Tonnato wurde mit 24,5€ berechnet und meinen RIVA Fischtopf gab es für 40 Cent mehr.
Die Fischsuppe überzeugte vom Start weg mit einem kräftigen, tomatisierten Fischfonds, Streifen von Chilischote sorgten für eine pikante Note. Anisette war nicht zu schmecken. Sehr gut, um Längen besser als im Chapeau La Vache. Auch die reichhaltige Einlage gefiel mir: Jakobsmuschel, Oktopus, Wolfsbarsch, Lachs und Kabeljau, alles vernünftig große, weitgehend saftige Stücke mit klarem Produktgeschmack, an denen nur die Haut störte. Gemüse-Juliennes sorgten für einen angenehmen Crunch. Obwohl kein namentlicher Bezug zu südfranzösischen Suppen-Klassikern hergestellt wurde, gab es warmes Weißbrot, knusprig, aber ohne wahrnehmbare Röstung und dazu eine sogenannte Sauce Rouille, die mir aber eher Paprika-Mayo zu sein schien.
Für meinen Geschmack außerdem zu wenig Knoblauch und kaum Wumms. Etwas schade, auch hier vorsichtiger Mainstream. Aber das stärkste Gericht des Abends für mich.
Eine Käseauswahl wurde nicht angeboten. Deshalb dreimal das am spannendsten klingende Dessert: Lavendel-Crème brûlée mit Erdbeersalat und Rhabarber-Sorbet.
Das säuerliche Eis war auch der Temperatur geschuldet geschmacklich zu schwach, um gegen die süßen Komponenten durchzudringen. Denn die Erdbeeren waren nicht nur kräftig süß, sondern auch aromatisch. Und auch der Lavendelgeschmack der recht lockeren Crème gelang der Küche ganz prima. Deutlich, aber nicht zu seifig. Natürlich ist es noch schöner, wenn die Crème à la minute karamellisiert wird und dann direkt zum Gast geht, oben warm und unten kühl. Aber das ist unter Vollast am Sonnabend schon recht schwierig. So blieb es ein guter Abschluss.
Mangels Süßweinen stießen wir erst mit Frangelico (3€), Calvados (4€) und Averna (3€) zufrieden auf einen insgesamt auch kulinarisch erfreulichen Abend an und endeten mit einem Café Crema (2,7€), bevor es ins Nachtleben ging.
And now back to Garmisch...