Geschrieben am 15.03.2016 2016-03-15| Aktualisiert am
16.03.2016
Besucht am 13.03.2016
* Wir schreiben Sonntag, den 13.März 2016. Während am Mittag im Bergischen Land die Temperaturen noch einstellig (7 Grad) sind, meldet Köln bereits 13 Grad, blauer Himmel, Sonne pur. Das Wettererlebnis darf man als Vorfrühling bezeichnen, man hat den Eindruck ganz Köln ist auf den Beinen. Da "zu lange auf den Beinen" bekanntlich Müdigkeit erzeugt, musste ich dringend pausieren. Was bietet sich da in Köln an ? Nun gefühlt tausende von gastronomischen Betrieben quer durch die Stadt oder die Altstadt oder eben das "Früh am Dom". Das wohl bekannteste Brauhaus der Stadt, vom Dom nur eine Minute entfernt. Hier wo die Urzelle von Früh-Kölsch ist, trifft sich Köln und der Rest der Welt.
* Das Brauhaus Früh hat verschiedene Ebenen. Den Braukeller, das Brauhaus, darüber das Früh-Restaurant Hof 18 und natürlich einen Biergarten. Die Speiskarten in den einzelnen Bereichen sind unterschiedlich. Von sehr rustikal, über sehr kölsch bis hin zu einem ordentlichen Restaurant. Wir entschieden uns gegen den Biergarten, da für Hasimausi Außengastronomie erst ab 25 Grad aufwärts verträglich ist. Frauen frieren immer, manche sogar in der Sauna. Ergo landeten wir im Parterre des Brauhauses und auch nicht im Brauhaus-Gewölbekeller, denn selbst dort könnte es ja kühl sein. Die Einrichtung ist so, wie man sich ein Brauhaus vorstellt. Blanke Holztische, grobe Rustikalität in Perfektion. Hier wo sich Ur-Kölner treffen, dazu Imis (kölscher Ausdruck zu Zugezogene) und Touristen aus der ganzen Welt. Das Kölsch läuft hier in Strömen, einen leeres Kölsch wird hier ohne zu fragen automatisch vom Köbes (kölscher Ausdruck für rustikalen Kellner) gegen ein neues Kölsch ausgetauscht. Erst wenn man einen Bierdeckel auf das leere Glas legt, bedeutet das für den Köbes - fertig, ich will nicht mehr. Hier trifft man auf eine Vielfalt von Gästen. Da diskutieren Ur-Kölner ergebnisoffen immer wieder, was denn nun das beste Kölsch der über 30 Kölsch-Sorten ist. Ist es das Früh-Kölsch, oder das Sünner, Reissdorf, Sion, Mühlen oder Gaffel Kölsch ? Diese in Köln ewige Stammtischdiskussion findet deswegen immer wieder statt, weil ein Kölsch nicht einfach nur ein Bier ist. Kölsch ist ein Gefühl, ganz im Gegensatz zum "Alten-Bier" aus dem nahen Düsseldorf, dass der Kölner auch gerne abwertend als "Plörre" bezeichnet. Köln ist Kölsch. Mit dem Mund, im Gaumen, in der Kehle, mit dem Kopf und vor allem mit dem Herzen. Der Fremde (Imi) hat sich anzupassen - so das traditionelle Verständnis der Kölner. Klingt überheblich, ist aber Ausdruck des Kölschen-Charme, denn man verstehen muss.
* Im Brauhaus gerade Platz genommen, stand auch schon das Kölsch auf dem Tisch. Wer hier erwartet das der Köbes den Gast begrüßt, hat die kölsche Lebensart noch nicht verstanden. Hier ist der Gast nicht der König, sondern der Köbes ist der "Herr und Gebieter". Der Köbes teilt das Kölsch zu, der Gast sollte dafür dankbar sein. Wer hier - wie oftmals die Damenwelt - beim Köbes ein Wasser bestellt, muss damit rechnen das der Köbes kontert: "Stück Seife dabei ?" Wie der Kölsche gerne tiefgründig philosophiert: "Et kütt wie et kütt, un et hätt noch immer jut jejange". - Wir erhielten die Karten, die derbe kölsche Rustikalität setzte sich fort. Nachfolgend einige Kostproben: "Himmel un Aäd" (gebratene Blutwurst mit Püree), "Hämmchen" (Eisbein mit Sauerkraut), "Leberwurst mit Röggelchen", "Kölsche Kaviar" (Blutwurst mit Zwiebelringen) oder auch "Dicke Bohnen mit Speck". Wem das allerdings zu rustikal ist - uns zum Beispiel - für den gibt es auch traditionelle Gerichte wie Schnitzel oder auch ein Rindergulasch. Da wir nicht zu den großen Mittagessern gehören und lieber am Abend etwas umfangreicher essen, beschränkten wir uns auf 2 Tellergerichte, als Grundlage für das nächste Kölsch. Für Hasimausi den Sahne-Hering (9,90 Euro) und für mich den Fleischkäse mit Bratkartoffeln (10,50 Euro). Der Köbes nahm die Order zur Kenntnis, mit der Aussage: "Dauert etwas - iss ja voll". Einem Köbes widerspricht man nicht. Ja in der Tat, es war knacke voll im "Früh am Dom" und das Sonntags gegen 14:00 Uhr. Am Nebentisch saßen bajuwarische Touristen, die sich köstlich über die geringe Größe der 0,2 ltr. Kölsch-Stangen (Gläser) amüsierten. Eigentlich verständlich, da ein 0,2 ltr. Kölsch-Glas für einen Bayern etwa die Größenordnung eines Reagenzglases hat. Wenigstens im Ableich zum 1,0 ltr. Standard-Maß der Bayern. - Unser Köbes brachte frisches Früh-Kölsch und hatte wohl die herbe Kritik der Bayern am Nebentisch mitbekommen. Er kommentierte es uns gegenüber mit: "Typisch diese Seehofer-Lederhosen-Jodler". Wir lächelten, er auch. Die Bayern bekamen es nicht mit, da im Brauhaus akustisch das Leben topte. Unüberhörbar zwei Tische weiter etwa 8 oder 10 Chinesen, die bekanntlich nach dem dritten Bier ein erkennbarer Übermut ("Ah leckel Biel, noch mehl bitte") überkommt. Selbst in dieser Phase wird noch fotografiert, unter Verwendung von zahlreichen Selfie-Sticks.
* Das Essen wurde serviert, schneller als erwartet. Der Sahne-Hering für meine Dame befand sich in einem Keramik-Steintöpfchen (Delfter Muster), wo er über wenig Platz verfügte. Armer Hering ! Dazu gab es Pellkaroffeln, exakt das was auch bestellt wurde. Auf meinem Teller befand sich ein Stück Fleischkäse. Darüber viel zu viele geröstete Zwiebeln, aber die muss man ja nicht zwingend essen. Dazu Bratkartoffeln und einen Salat. Zunächst sei angemerkt, dass für uns die Portionen völlig ausreichend waren. Wer allerdings der Fraktion." Hauptsache volle Teller" angehört, und den Stellenwert der Quantität höher ansiedelt als die Qualität, wird hier nicht zufrieden sein. - Der Fleischkäse war gut gebraten ohne irgendwelche "Schwarzstellen". Ähnliches traf auf die leckeren Bratkartoffeln zu. Nicht "fettisch" - einfach lecker. Auf den kleinen Salat hätte ich verzichten können. Etwas Grün, etwas Rot (Tomate), etwas krautig, so wie ihn meine "Omma" schon vor Jahrzehnten angemacht hat. Aber das ist völlig in Ordnung. In einem traditionellen Haus ein Traditionsbier und eben auch traditionelles aus der Küche, ich war gut zufrieden. Und Hasimausi ? Ihr in der Sahne erstickter Hering löste Beifall aus. Das Sahnesößchen war wie es sich gehört mit Zwiebelringen, Apfelstückchen und Senfkörnern angereichert. Dazu 3 Pellkartoffeln - alles lecker. Soweit der Mittagssnack - oder doch nicht ? Mir fehlte noch etwas, nämlich er in Köln berühmte "Halve Hahn". Nein liebe Bayern, Norddeutschen, Ostwestfalen oder Berliner, das ist kein halber Hahn und auch kein halber Broiler, wie Sachsen es vermuten könnten. Das ist in Köln eine dicke Scheibe Gouda. Dazu ein Röggelchen und ganz viel "jute Butter". Warum die Kölner dazu "Halver Hahn" sagen, keine Ahnung. Es ist in Köln der beliebteste "Bier-Happen", den man fast überall bekommt. Egal ob in der Eckkneipe, im Restaurant oder in welcher Gastronomie auch immer. Gerade bestellt, stellte der Köbes den kleinen Teller auf den Tisch. Eben Gouda + Röggelchen + Butter - wunderbar !
* Wir zahlten und verließen diese heilige Städte der Kölner-Tradition. Wir fühlten uns wohl und konnten als 3/4 Rheinländer das berühmte "Kölsche-Gefühl" mal wieder gänzlich nachvollziehen.
Auch so, eine Wertung muss auch noch erfolgen. Für das Essen überzeugte 3,5 Sterne. Rational betrachtet für den "Köbes-Service" eigentlich 2,5 Sterne. Da wir aber das Kölsche-Gefühl nachvollziehen können und ebenso kölsch denken, gerne dafür 4 Sterne. Auch wenn 1/3 davon aus emotionalen Gründen gegeben werden (muss). Letztendlich ein 4 Sterne Gesamteindruck.
Du bess die Stadt (Bläck Fööss 2003)
* Wir schreiben Sonntag, den 13.März 2016. Während am Mittag im Bergischen Land die Temperaturen noch einstellig (7 Grad) sind, meldet Köln bereits 13 Grad, blauer Himmel, Sonne pur. Das Wettererlebnis darf man als Vorfrühling bezeichnen, man hat den Eindruck ganz Köln ist auf den Beinen. Da "zu lange auf den Beinen" bekanntlich Müdigkeit erzeugt, musste ich dringend pausieren. Was bietet sich da in Köln an ? Nun gefühlt tausende von gastronomischen Betrieben quer durch die Stadt oder die Altstadt... mehr lesen
Für ein Treffen mit Freunden oder Bekannten gibt es in Köln eine Menge Brauhäuser bzw. Kneipen, die für eine bestimmte Kölschmarke stehen.
Dabei unterscheide ich neben der Vorliebe für ein bestimmtes Bier auch die Atmosphäre des betreffenden Lokals und den Anlass des Besuchs.
Beim Essen kommt für mich in allen entsprechenden Gaststätten nur die „kleine Karte“ infrage: Mettbrötchen, Halver Hahn (Käse und Röggelchen), Strammer Max oder andere rheinische Tapas. Denn es ist mir schleierhaft, warum dort so viele Gäste normale Tellergerichte bestellen (Steak, Geflügel, Gemüse etc.); dafür gehe ich nur in entsprechende Speiselokale. Aber zum Bier sollten die Kleinigkeiten schon vorhanden und ordentlich gemacht sein.
Mit zwei Bekannten habe ich über einen überschaubaren Zeitraum (etwa einen Monat) einige Brauhäuser besucht, um zu einer Empfehlung zu kommen.
Ambiente/Atmosphäre
Früh am Dom ist ein riesiges Brauhaus mit vielen Extra-Zimmern bzw. Räumen. Es ist es hier meist relativ laut und viel Betrieb. Aber man findet auch fast immer freie Plätze.
Die Kellner sind entsprechend gefordert und haben kaum Zeit für einen typischen Köbes- Plausch.
Das Bier kommt relativ zügig – genau wie der Nachschub -, denn der „Kranz“ in den Händen der Kellner ist meist mit vollen Gläser ausgestattet.
Das Bezahlen klappt auch ohne Probleme, mit etwas Wartezeit – der Deckel liegt am Tisch und wird dann abgerechnet.
Je nach Lage des Tisches, wo man sitzt, sollte man sich den Weg und Rückweg zur Toilette gut einprägen; denn die Strecke kann kurvenreich und weit sein.
Schreckenskammer
Sünner im Walfisch
Päffgen (Friesenplatz)
Malzmühle (Mühlen)
Bierhaus am Rhein (Delfter Haus - Päffgen)
Lommerzheim (Deutz - Päffgen)
Peters Brauhaus
Em Scheffge (Reissdorf)
Max Stark (Päffgen)
Severin (Dom)
Brauhaus Pütz (Mühlen)
Gilden im Zims
Sion Brauhaus
Pfaffen am Heumarkt
Bierhaus en d´r Salzgass (Päffgen)
Gaffel am Dom
Früh am Dom
Kölsch
Ganz im Gegensatz zu vielen Kölnern mag ich den Geschmack weniger. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich die Marken, die etwas herber sind auch lieber trinke. Kölsch ist ein helles obergäriges leicht bitteres Bier. Es soll eine deutliche Hopfennote haben und nicht zu viel Malzgeschmack aufweisen.
Wenn man großen Durst hat und es das erste Kölsch am Tage ist, schmeckt es noch ganz leidlich. Aber es fällt für mich im direkten Vergleich zu vielen Marken ab, wenn ich vorher ein andere Kösck schon probiert habe.
Früh ist relativ hell, hat für mich kaum Hopfennoten und wenig Aromen.
Gaffel
Sünner
Schreckenskammer
Päffgen
Sion
Mühlen
Peters
Gilden
Reissdorf
Dom
Früh
Pfaffen
Fazit
3 – wenn es sich ergibt. Mit Leuten, die noch nie in einem kölschen Brauhaus waren, müssen hier einmal Gast gewesen sein, damit sie sehen wer alles Tourist in Köln ist und wie ein volles Haus aussieht. Aber für ein Treffen mit Freunden, um in Ruhe etwas gemeinsame Zeit zu verbringen, eher nicht.
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
Für ein Treffen mit Freunden oder Bekannten gibt es in Köln eine Menge Brauhäuser bzw. Kneipen, die für eine bestimmte Kölschmarke stehen.
Dabei unterscheide ich neben der Vorliebe für ein bestimmtes Bier auch die Atmosphäre des betreffenden Lokals und den Anlass des Besuchs.
Beim Essen kommt für mich in allen entsprechenden Gaststätten nur die „kleine Karte“ infrage: Mettbrötchen, Halver Hahn (Käse und Röggelchen), Strammer Max oder andere rheinische Tapas. Denn es ist mir schleierhaft, warum dort so viele Gäste normale Tellergerichte bestellen... mehr lesen
Als ich in den 1980er Jahren noch in Köln gewohnt habe, war ich merhfach im Monat mit Freunden in diesem tradtionellen Brauhaus. Heutzutage bei Besuchen in der Domstadt noch 2-3x pro Jahr. Hier lockt das großzügig angelegte Lokal, sowie ein Biergarten. Selbstredend trinkt man hier ein kleines Kölsch (oder mehrere) zu einem Halven Hahn (nein, das ist kein Geflügel). Wird von Einheimischen und Touristen gleichermassen geschätzt. Und liegt sehr, sehr zentrumsnah in der Nähe des Hauptbahnhofes.
Als ich in den 1980er Jahren noch in Köln gewohnt habe, war ich merhfach im Monat mit Freunden in diesem tradtionellen Brauhaus. Heutzutage bei Besuchen in der Domstadt noch 2-3x pro Jahr. Hier lockt das großzügig angelegte Lokal, sowie ein Biergarten. Selbstredend trinkt man hier ein kleines Kölsch (oder mehrere) zu einem Halven Hahn (nein, das ist kein Geflügel). Wird von Einheimischen und Touristen gleichermassen geschätzt. Und liegt sehr, sehr zentrumsnah in der Nähe des Hauptbahnhofes.
Das Früh am Dom ist eine Institution.
Da ist immer was los.
Einheimische und Touristen gehen hier ein und aus.
Die Lage könnte auch nicht besser sein: Nähe Dom, Nähe Fußgängerzone.
Frühstücken, Mittag essen, Abend essen, mit Freunden treffen, neue Leute kennen lernen: alles ist möglich.
Dazu da frische Früh Kölsch.
Kleine Häppchen, die kölschen Spezialitäten, Gerichte aus der internationalen Küche – in Brauhausqualität: Große Portionen und deftig.
Mir persönlich ist es manchmal schon zu viel Trubel.
Aber es ist wirklich ein schönes Gasthaus und man muss dort eingekehrt sein, um ein Brauhaus beurteilen zu können: Früh ist der Maßstab.
Das Früh am Dom ist eine Institution.
Da ist immer was los.
Einheimische und Touristen gehen hier ein und aus.
Die Lage könnte auch nicht besser sein: Nähe Dom, Nähe Fußgängerzone.
Frühstücken, Mittag essen, Abend essen, mit Freunden treffen, neue Leute kennen lernen: alles ist möglich.
Dazu da frische Früh Kölsch.
Kleine Häppchen, die kölschen Spezialitäten, Gerichte aus der internationalen Küche – in Brauhausqualität: Große Portionen und deftig.
Mir persönlich ist es manchmal schon zu viel Trubel.
Aber es ist wirklich ein schönes Gasthaus und man muss dort eingekehrt sein, um ein Brauhaus beurteilen zu können: Früh ist der Maßstab.
* Das Brauhaus Früh hat verschiedene Ebenen. Den Braukeller, das Brauhaus, darüber das Früh-Restaurant Hof 18 und natürlich einen Biergarten. Die Speiskarten in den einzelnen Bereichen sind unterschiedlich. Von sehr rustikal, über sehr kölsch bis hin zu einem ordentlichen Restaurant. Wir entschieden uns gegen den Biergarten, da für Hasimausi Außengastronomie erst ab 25 Grad aufwärts verträglich ist. Frauen frieren immer, manche sogar in der Sauna. Ergo landeten wir im Parterre des Brauhauses und auch nicht im Brauhaus-Gewölbekeller, denn selbst dort könnte es ja kühl sein. Die Einrichtung ist so, wie man sich ein Brauhaus vorstellt. Blanke Holztische, grobe Rustikalität in Perfektion. Hier wo sich Ur-Kölner treffen, dazu Imis (kölscher Ausdruck zu Zugezogene) und Touristen aus der ganzen Welt. Das Kölsch läuft hier in Strömen, einen leeres Kölsch wird hier ohne zu fragen automatisch vom Köbes (kölscher Ausdruck für rustikalen Kellner) gegen ein neues Kölsch ausgetauscht. Erst wenn man einen Bierdeckel auf das leere Glas legt, bedeutet das für den Köbes - fertig, ich will nicht mehr. Hier trifft man auf eine Vielfalt von Gästen. Da diskutieren Ur-Kölner ergebnisoffen immer wieder, was denn nun das beste Kölsch der über 30 Kölsch-Sorten ist. Ist es das Früh-Kölsch, oder das Sünner, Reissdorf, Sion, Mühlen oder Gaffel Kölsch ? Diese in Köln ewige Stammtischdiskussion findet deswegen immer wieder statt, weil ein Kölsch nicht einfach nur ein Bier ist. Kölsch ist ein Gefühl, ganz im Gegensatz zum "Alten-Bier" aus dem nahen Düsseldorf, dass der Kölner auch gerne abwertend als "Plörre" bezeichnet. Köln ist Kölsch. Mit dem Mund, im Gaumen, in der Kehle, mit dem Kopf und vor allem mit dem Herzen. Der Fremde (Imi) hat sich anzupassen - so das traditionelle Verständnis der Kölner. Klingt überheblich, ist aber Ausdruck des Kölschen-Charme, denn man verstehen muss.
* Im Brauhaus gerade Platz genommen, stand auch schon das Kölsch auf dem Tisch. Wer hier erwartet das der Köbes den Gast begrüßt, hat die kölsche Lebensart noch nicht verstanden. Hier ist der Gast nicht der König, sondern der Köbes ist der "Herr und Gebieter". Der Köbes teilt das Kölsch zu, der Gast sollte dafür dankbar sein. Wer hier - wie oftmals die Damenwelt - beim Köbes ein Wasser bestellt, muss damit rechnen das der Köbes kontert: "Stück Seife dabei ?" Wie der Kölsche gerne tiefgründig philosophiert: "Et kütt wie et kütt, un et hätt noch immer jut jejange". - Wir erhielten die Karten, die derbe kölsche Rustikalität setzte sich fort. Nachfolgend einige Kostproben: "Himmel un Aäd" (gebratene Blutwurst mit Püree), "Hämmchen" (Eisbein mit Sauerkraut), "Leberwurst mit Röggelchen", "Kölsche Kaviar" (Blutwurst mit Zwiebelringen) oder auch "Dicke Bohnen mit Speck". Wem das allerdings zu rustikal ist - uns zum Beispiel - für den gibt es auch traditionelle Gerichte wie Schnitzel oder auch ein Rindergulasch. Da wir nicht zu den großen Mittagessern gehören und lieber am Abend etwas umfangreicher essen, beschränkten wir uns auf 2 Tellergerichte, als Grundlage für das nächste Kölsch. Für Hasimausi den Sahne-Hering (9,90 Euro) und für mich den Fleischkäse mit Bratkartoffeln (10,50 Euro). Der Köbes nahm die Order zur Kenntnis, mit der Aussage: "Dauert etwas - iss ja voll". Einem Köbes widerspricht man nicht. Ja in der Tat, es war knacke voll im "Früh am Dom" und das Sonntags gegen 14:00 Uhr. Am Nebentisch saßen bajuwarische Touristen, die sich köstlich über die geringe Größe der 0,2 ltr. Kölsch-Stangen (Gläser) amüsierten. Eigentlich verständlich, da ein 0,2 ltr. Kölsch-Glas für einen Bayern etwa die Größenordnung eines Reagenzglases hat. Wenigstens im Ableich zum 1,0 ltr. Standard-Maß der Bayern. - Unser Köbes brachte frisches Früh-Kölsch und hatte wohl die herbe Kritik der Bayern am Nebentisch mitbekommen. Er kommentierte es uns gegenüber mit: "Typisch diese Seehofer-Lederhosen-Jodler". Wir lächelten, er auch. Die Bayern bekamen es nicht mit, da im Brauhaus akustisch das Leben topte. Unüberhörbar zwei Tische weiter etwa 8 oder 10 Chinesen, die bekanntlich nach dem dritten Bier ein erkennbarer Übermut ("Ah leckel Biel, noch mehl bitte") überkommt. Selbst in dieser Phase wird noch fotografiert, unter Verwendung von zahlreichen Selfie-Sticks.
* Das Essen wurde serviert, schneller als erwartet. Der Sahne-Hering für meine Dame befand sich in einem Keramik-Steintöpfchen (Delfter Muster), wo er über wenig Platz verfügte. Armer Hering ! Dazu gab es Pellkaroffeln, exakt das was auch bestellt wurde. Auf meinem Teller befand sich ein Stück Fleischkäse. Darüber viel zu viele geröstete Zwiebeln, aber die muss man ja nicht zwingend essen. Dazu Bratkartoffeln und einen Salat. Zunächst sei angemerkt, dass für uns die Portionen völlig ausreichend waren. Wer allerdings der Fraktion." Hauptsache volle Teller" angehört, und den Stellenwert der Quantität höher ansiedelt als die Qualität, wird hier nicht zufrieden sein. - Der Fleischkäse war gut gebraten ohne irgendwelche "Schwarzstellen". Ähnliches traf auf die leckeren Bratkartoffeln zu. Nicht "fettisch" - einfach lecker. Auf den kleinen Salat hätte ich verzichten können. Etwas Grün, etwas Rot (Tomate), etwas krautig, so wie ihn meine "Omma" schon vor Jahrzehnten angemacht hat. Aber das ist völlig in Ordnung. In einem traditionellen Haus ein Traditionsbier und eben auch traditionelles aus der Küche, ich war gut zufrieden. Und Hasimausi ? Ihr in der Sahne erstickter Hering löste Beifall aus. Das Sahnesößchen war wie es sich gehört mit Zwiebelringen, Apfelstückchen und Senfkörnern angereichert. Dazu 3 Pellkartoffeln - alles lecker. Soweit der Mittagssnack - oder doch nicht ? Mir fehlte noch etwas, nämlich er in Köln berühmte "Halve Hahn". Nein liebe Bayern, Norddeutschen, Ostwestfalen oder Berliner, das ist kein halber Hahn und auch kein halber Broiler, wie Sachsen es vermuten könnten. Das ist in Köln eine dicke Scheibe Gouda. Dazu ein Röggelchen und ganz viel "jute Butter". Warum die Kölner dazu "Halver Hahn" sagen, keine Ahnung. Es ist in Köln der beliebteste "Bier-Happen", den man fast überall bekommt. Egal ob in der Eckkneipe, im Restaurant oder in welcher Gastronomie auch immer. Gerade bestellt, stellte der Köbes den kleinen Teller auf den Tisch. Eben Gouda + Röggelchen + Butter - wunderbar !
* Wir zahlten und verließen diese heilige Städte der Kölner-Tradition. Wir fühlten uns wohl und konnten als 3/4 Rheinländer das berühmte "Kölsche-Gefühl" mal wieder gänzlich nachvollziehen.
Auch so, eine Wertung muss auch noch erfolgen. Für das Essen überzeugte 3,5 Sterne. Rational betrachtet für den "Köbes-Service" eigentlich 2,5 Sterne. Da wir aber das Kölsche-Gefühl nachvollziehen können und ebenso kölsch denken, gerne dafür 4 Sterne. Auch wenn 1/3 davon aus emotionalen Gründen gegeben werden (muss). Letztendlich ein 4 Sterne Gesamteindruck.
Du bess die Stadt (Bläck Fööss 2003)