Geschrieben am 13.09.2023 2023-09-13| Aktualisiert am
13.09.2023
Besucht am 06.09.2023Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 380 EUR
Rechts Werners Restaurant, ganz hinten geht's zur Terrasse
Wenn es irgendwas zu feiern gibt, ist das Restaurant & Hotel Schloss Eberstein eine unserer Lieblingsadressen. Es ist von uns aus bequem zu erreichen und bietet neben seiner besternten, frankobadischen Küche und einem angemessen sortierten Keller die angenehme Möglichkeit, satt und weinselig in einem seiner gemütlichen Zimmer ins Bett zu sinken.
Follower-friendly
Und, nicht zu vergessen, der instagramtaugliche Blick über den Gernsbacher Ortsteil Obertsrot, der so malerisch im Murgtal liegt, dass selbst die dort ansässige Papierfabrik einen gewissen Charme ausstrahlt.
Die Aussicht kann man besonders gut genießen, wenn die Tische auf der langgestreckten Terrasse gedeckt werden. Dieses Mal hatten wir das Glück, das spätsommerliche Wetter war ein Traum, der anfänglich etwas böige Wind beruhigte sich schnell und auch die Temperatur blieb den ganzen Abend angenehm, da die Steine tagsüber genügend Wärme gespeichert hatten.
Betreut wurden wir von Restaurantleiter/Kellermeister Sami Mandou und einer jungen Kollegin. Mehr Personal war im Außendienst nicht nötig, da auf der Sterneterrasse außer uns nur ein weiteres Paar zu bewirten war. (Eine Etage weiter unten, auf der Terrasse der Schlossschänke, war hörbar mehr los.)
Als allererstes wurde Calvin mit Wasser versorgt, wie man das in einem gut geführten Haus erwartet, aber nicht immer erlebt. Danach nahm er zufrieden zu unseren Füßen Platz.
Geringfügig editiert
Unser Reinschmecker-Arrangement kam mit Zimmer, Aperitif nach Wahl und fünf der sechs Gänge des Schloss Eberstein Menüs, welche auf der Karte mit 128 € ausgewiesen sind (komplett 140 €). Für uns genau richtig, als meine Frau ohnehin auf den Käse verzichtet hätte und ich auf das Dessert.
Als Herr Mandou beim Durchgang durch das Aperitif-Angebot bei Champagner angekommen war, sagten wir unisono „stop!“. Rosé pour madame, blanc pour moi. Aus welchem Hause sie kamen, habe ich vergessen, die obligatorischen Fotos leider auch. Für Champagner wurde ein Aufpreis von zusammen 19 € berechnet, was mir aber erst jetzt beim Verfassen des Berichts auffällt. Wahrscheinlich versteht sich das von selbst. Auf jeden Fall zwei angenehme Tröpfchen, die ohne zu kleben den Hals hinunter kullerten und perfekt einstimmten auf das, was folgen sollte.
Zum Beispiel drei frischgebackene Brötchen: Natur, Speck und Walnuss, dazu mit Räucherpaprika aufgeschlagene Butter. Damit konnten aufkommende Heißhungerattacken – wir hatten sehr sparsam zu Mittag gegessen – erst mal in Schach gehalten werden.
Der erste von zwei Grüßen aus der Küche ließ nicht lange auf sich warten, eine Miniaturquiche und eine Praline, an deren Füllung ich mich leider auch nicht mehr erinnern kann. Das Alter und der Alkohol… Ich sollte mir endlich mal angewöhnen, mir sowas zu notieren.
Gruß Nummer zwei war einfacher zu merken: Ein Gurkensorbet auf mild kandierter Melone, stiefmütterlich dekoriert und mit Yuzu-Unterstützung sehr erfrischend.
Dann war der Schampus auch schon alle, und es wurde für den ersten Gang eingegossen. Die 5-gängige Weinbegleitung war ebenso originell wie passend und schlug mit 79 € zu Buche, die sich angesichts des sehr lauteren Einschenkens geradezu als Schnäppchen erwiesen. Dazu gleich noch mehr.
Meine Frau wollte sich mit Alkohol etwas zurückhalten und nur ab und zu bei mir probieren. Für solche Fälle hält man dort die Erzeugnisse aus dem namhaften Saftladen van Nahmen bereit, zum Beispiel diesen aromatischen Fruchtsecco aus Quitte und Apfel (9 € das später großzügig nachgefüllte Glas).
Der begleitete sie treu durch das ganze Menü und kommt auf unsere nächste van-Nahmen-Bestellliste.
Das stille Wasser aus der Karaffe – auf der Rechnung als „Eberst. med.“ ausgewiesen – kostet ebenfalls je 9 € und erfüllt damit seine Querfinanzierungspflicht.
Das eigentliche Menü startete mit Gänseleber | Pflaume | Original Beans Yuna | Kaffee. Ein hübsch dekorierter, schokoladenüberzogener, auf dem Foto kaum als solcher zu erkennender Donut aus Gänseleberpastete, der als ein in mehrerlei Hinsicht sündiges Dessert ebenfalls eine gute Figur gemacht hätte.
Ganz außerordentlich gut passte dazu der 5 Jahre im Fass gereifte und seit 2012 in der Flasche auf uns wartende Portwein. Vollmundig, wie ich es bisher noch nicht erlebt hatte, und mit so viel Pflaume und Schokolade im Bouquet, dass es den Donut dazu fast nicht gebraucht hätte. Und hier zeigte sich schon, dass Herr Mandou den Wein stets so rechtzeitig präsentiert, dass man genügend Zeit hat, sich mit ihm auseinanderzusetzen. So wurde bei Eintreffen des dazugehörigen Ganges stets gerne und großzügig nachgeschenkt. Das zog sich durch das ganze Menü und sorgte für gute Atmosphäre.
Es folgte ein Saibling, begleitet von Granny Smith I Sellerie I Petersilie I Schwarze Walnuss. Ohnehin, wie es sich für Schwarzwälder gehört, einer unserer Lieblingsfische, aber dieser war ganz besonders liebevoll gebeizt. Obenauf Olivenölperlen und zu Pulver getrocknetes Selleriegrün, daneben Püree von der Knolle und Sorbet wiederum vom Grün. Nose-to-tail geht, wie man sieht, auch mit Gemüse, und ich hätte nicht gedacht, dass Selleriesorbet so köstlich sein kann.
Schwimmen durfte der Saibling in einem fruchtigen Riesling aus Kröv (nein, kein partiell textilfreier) von einem der schönen Südhänge, die die Mosel ihren zahlreichen Schlenkern zu verdanken hat.
Allmählich wurde es Calvin unter dem Tisch doch ein wenig langweilig, aber zwischen den beiden Fischen bot sich ihm mal die Gelegenheit, seinen Blick über die spektakuläre Aussicht schweifen zu lassen.
Vom hübschen Saibling zu einer der hässlichsten Kreaturen, die auf Gottes weitem Meeresgrunde ihr Unwesen treiben: Dem Seeteufel. Hier ruhte er appetitlich auf einer Artischockenratatouille-Insel in einem Beurre-Blanc-See, begleitet von einem konfierten Kartoffelröschen. So kommt selbst der Teufel manchmal in den Himmel.
Zu trinken gab’s natürlich auch, diesmal von einem Winzer in unserer Nähe. In Baden-Baden baut der ehemalige Kugelstoßer Volker Maier wuchtige Weine an, unter anderem diesen holzfassgereiften Grauburgunder:
Ich schließe mich Herrn Maiers Einschätzung an, dass er mit diesem kräftig entwickelten Wein eine seiner Bestweiten erzielt hat. Und für uns ein guter Grund, demnächst mal wieder über den Berg ins schöne Baden-Baden zu fahren.
Es dämmert
Nach all dem Fisch Zeit für ein Stück Fleisch, nämlich für Gebratenes Kalbsfilet I Bries I Zweierlei vom Pfifferling I grüne Bohne I Pancetta.
Das üppige Filet zartrosa gebraten – leider habe ich kein Foto vom Anschnitt –, gratiniert mit Kräuterbutter und auf einem Spiegel von einer hochkonzentrierten, ziemlich salzigen Jus. Das walnussförmige Ding oben rechts war der einzige kleine Durchhänger dieses Abends, ein Pfifferlingsoufflé, das weder nach Pfifferlingen noch nach sonst etwas schmeckte und dem nur die kräftige Jus etwas Leben einhauchen konnte. Sehr schön dagegen die Pfifferlinge und die pancettaumwickelten, knackigen Bohnenbündel. Über das zarte Bries schließlich freute ich mich besonders, denn das ist ja eher eine Rarität auf Deutschlands Speisekarten, während meine Liebste, seit jeher voller Misstrauen gegenüber Innereien, sich mit sich selbst nicht recht einig wurde, ob es ihr nun schmecken sollte oder nicht. So bekam ich eben noch ein Stück dazu.
Dazu, wieder aus Portugal, ein mächtiger Roter mit genügend Wumms, dem substantiellen Hauptgang auf Augenhöhe zu begegnen.
Der Abend neigte sich sichtbar dem Ende zu, was der Schönheit des Murgtals aber keinen Abbruch tat, im Gegenteil.
Mit einem kleinen Zwischengang aus Butterscotcheis wurde noch einmal der Gaumen gekühlt, bevor wir auf die Zielgerade einbogen. Die hohe Kunst der Pâtissierenden ist ja, dass Gäste, die eigentlich schon satt sind, ihre stets kalorienschwangeren Kreationen trotzdem noch mit großem Genuss verspeisen können.
Zum Beispiel die Eisvariationen, die meine Frau serviert bekam, Weißer Weinbergpfirsich I Yuzu I Grüntee I Pekanüsse. Das dritte grüne Eis des Abends, diesmal in einer etwas geläufigeren Form, aber nichtsdestoweniger höchst delikat. Ein wahrhaft gelungener Abschluss.
Ich hatte mein Eis ja gegen den Käsegang getauscht: Fourmé d’Ambert I Kirsche I Pistazie. Ein ganz, ganz milder Blauschimmelkäse, den ich bei geschlossenen Augen vielleicht nicht als solchen erkannt hätte. Dazu Fetzen eines Pistaziensponges und würzige, getrocknete Kirschen.
Die Wartezeit auf den letzten Gang versüßte mir ein – Überraschung! – Portwein, diesmal keiner aus dem Mutterland, sondern aus Südafrika. Heiliger St. Portus, die können das wahrlich auch! Sorgen hatte ich zwar keine, außer um meinen Kopf am nächsten Morgen, aber trotzdem einen schönen, schleckrigen Likörwein.
Mit den Petit Fours war dann endgültig Schluss. Satt und glücklich gingen wir noch einmal Gassi und danach ins Bett.
Lass die Morgensonne...
Und am nächsten Morgen sah es hier so aus, als wäre nichts geschehen...
Wenn es irgendwas zu feiern gibt, ist das Restaurant & Hotel Schloss Eberstein eine unserer Lieblingsadressen. Es ist von uns aus bequem zu erreichen und bietet neben seiner besternten, frankobadischen Küche und einem angemessen sortierten Keller die angenehme Möglichkeit, satt und weinselig in einem seiner gemütlichen Zimmer ins Bett zu sinken.
Und, nicht zu vergessen, der instagramtaugliche Blick über den Gernsbacher Ortsteil Obertsrot, der so malerisch im Murgtal liegt, dass selbst die dort ansässige Papierfabrik einen gewissen Charme ausstrahlt.
Die Aussicht kann man... mehr lesen
5.0 stars -
"Dinner mit Aussicht" Oparazzo
Wenn es irgendwas zu feiern gibt, ist das Restaurant & Hotel Schloss Eberstein eine unserer Lieblingsadressen. Es ist von uns aus bequem zu erreichen und bietet neben seiner besternten, frankobadischen Küche und einem angemessen sortierten Keller die angenehme Möglichkeit, satt und weinselig in einem seiner gemütlichen Zimmer ins Bett zu sinken.
Und, nicht zu vergessen, der instagramtaugliche Blick über den Gernsbacher Ortsteil Obertsrot, der so malerisch im Murgtal liegt, dass selbst die dort ansässige Papierfabrik einen gewissen Charme ausstrahlt.
Die Aussicht kann man
Geschrieben am 30.08.2023 2023-08-30| Aktualisiert am
30.08.2023
Besucht am 26.08.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 32 EUR
Wenn man sich den Netto wegdenkt, sieht es doch recht hübsch aus
Wenn man von Bad Herrenalb Richtung Dobel fährt, liegt kurz vor dem Ortseingang linker Hand etwas abseits der Straße ein Miniatur-Gewerbegebiet, bestehend aus einem Netto, der freiwilligen Feuerwehr und einem Imbiss. Allzu oft kommen wir dort nicht vorbei, und noch seltener zu Tageszeiten, die man mit der Einnahme von Mahlzeiten verbindet. Angehalten hatten wir deshalb nie. Ein Fehler, wie wir jetzt wissen.
Vor ein paar Tagen war ich nämlich im Bad Herrenalber Magazin auf einen Artikel gestoßen, dessen Überschrift ein wenig aus dem üblichen Gemeindeallerlei herausstach:
So weckt man Interesse (bitte aufklappen!)
Fürwahr, ein muskulöses Statement, wenn auch durch das unauffällig eingeschobene „vielleicht“ rechtssicher abgemildert. Als ich dann aber las, dass hier ein gelernter Metzger Bratwürste nach eigenem Rezept serviert, seine Saucen und seinen Coleslaw selber mixt und vor allem sein Pulled Pork vor Ort schmort, also, zusammen mit seiner Frau, praktisch einen Diner betreibt, da kam die First Kitchen sofort auf unsere To-Eat-Liste, und zwar right at the top.
Vor der Küche, vor dem Essen
Der Imbiss besteht aus einer Art Glashaus, darin die Küche und zwei Tische mit Platz für je vier Leute. Davor eine etwas größere, überdachte Terrasse mit Gartentischen und -stühlen, deren Seiten mit Planen abgehängt werden können. Sitzgelegenheiten im Freien gibt es auch, man kann sich also bei jeder Witterung das passende Plätzchen suchen.
Als wir die Anlage betraten, kam uns Chef Guido Koch gleich entgegen, begrüßte herzlich unseren Hund und fragte, ob wir zum ersten Mal hier seien. Es folgte eine Art Einführungskurs in die Alleinstellungsmerkmale der First Kitchen, die wir zum Teil ja schon aus dem Artikel kannten. Kernthema war, dass alles im Haus gemacht wird, bis auf Schnitzel und Chicken Nuggets, die kauft er zu und hält sie in der TK-Truhe vor, für den seltenen Fall, dass jemand danach verlangt. Pulled Pork wird 16 Stunden bei 110 Grad gegart, dann kann es mit der Gabel gegessen werden, ist aber immer noch saftig.
Wie soll sich da einer entscheiden??
Beim beruflichen Werdegang des BBQ-Meisters ist es kein Wunder, dass das Angebot vorwiegend den Fleischesser im Blick hat, während sich die Auswahl für Vegetarier auf Gemüsebratlingburger mit und ohne Käse beschränkt. Und natürlich Coleslaw.
Dogs welcome
Dann gab es erst mal Wasser für Calvin und später, zu seiner freudigen Überraschung, vom Hausherrn persönlich eine Handvoll Leckerlies verabreicht. Hier ist nicht nur der Kunde, sondern auch der Hund des Kunden König.
Für zweibeinige Gäste gilt am Getränkekühlschrank Selbstbedienung: Mezzo Mix für meine Frau (2,50 €), ein alkoholfreies Tannenzäpfle für mich (3,00 €), zufällig meine Lieblingsmarke unter den Autofahrerbieren. Echtes Bier gibt es nicht, wegen nicht vorhandener Kundentoilette. In sehr dringenden Fällen darf man aber auf die Personaltoilette, habe ich mir sagen lassen.
Wir hatten uns schon vorher auf der Website umgetan und wussten in etwa, was wir wollten. Auf jeden Fall keine Currywurst-Challenge – wer mag, kann sich hier nämlich seine Wurst mit Devil’s Darling würzen lassen (3,8 Mio Scoville) und sich so einen Platz auf der Heldentafel der Website sichern, gelungen ist das bislang noch keinem. Dabei ist das PSV (Preis/Schmerz-Verhältnis) bei 9,20 € eigentlich unvorstellbar günstig… Wie viele es versucht haben und wie es ihnen hernach gegangen ist, weiß ich nicht.
Ich schweife ab. Meine Liebste hatte sich schon den ganzen Morgen auf eine Portion Pulled Pork gefreut:
Gezupftes Schwein
Der Basisteller (14,30 €) kommt mit BBQ-Sauce, Pommes und Coleslaw, alles sauber voneinander getrennt und nicht etwa das Fleisch in der Sauce ersäuft. Der Chef empfahl uns ohnehin, erst mal alles separat zu probieren. Und obwohl die Sauce ein schönes, rauchig-würziges Aroma hatte, haben wir die Fleischfasern tatsächlich am liebsten pur genossen (ich sage wir, denn nach etwa zwei Dritteln hatte meine Frau ihre Kapazitätsgrenze erreicht und ich durfte übernehmen. Der Coleslaw war zart und frisch, die Pommes knusperten, ohne trocken zu sein, und waren mit der Sauce eine formidable Beilage.
Wenn meine Frau das Pulled Pork nicht bestellt hätte, hätte ich es getan, aber da ich mir einigermaßen sicher war, dass ich genug abbekommen würde, orientierte ich mich in Richtung Burger.
Dobeldabbel
Der Dobel double (12,00 €) kommt in einer Papiertüte, so dass man ihn zumindest teilweise stilecht aus der Faust essen kann, so weit das bei so einem babylonesken Turmbau überhaupt möglich ist. Irgendwann ist mir dann aber doch das Brötchen durchgeweicht und kurz danach auch das Papier, sodass es mit Messer und Gabel weiterging.
Pommes hätte ich separat bestellen müssen, hatte aber im Wissen um das begrenzte Fassungsvermögen meiner Liebsten davon Abstand genommen.
Der Burger schmeckte so gut wie er klingt: Zwei saftige, umamigeladene Patties, nach Tomaten schmeckende Tomaten, Eisbergsalat und Zwiebeln, dazu eine dieser selbstgemachten Saucen, auf die der Chef mit Recht so stolz ist. Ich hätte mir noch Relish gewünscht, denn etwas Säure hat einem Hamburger noch nie geschadet. Auf der Speisekarte ist Relish nirgends zu finden, aber bestimmt lohnt es sich zu fragen.
Es gibt den Dobeldabbel auch in einer Deluxe-Version, auf der Karte gekennzeichnet durch ein vorgestelltes 1K. Für drei Euro mehr bekommt man doppelt Cheddar Cheese und Bacon, und die Zwiebeln sind gebraten. Das hatte ich eigentlich gewollt, aber bei der Bestellung das 1K unterschlagen. Macht nichts, Mund abputzen (muss man nach einem Burger sowieso) und beim nächsten Mal besser aufpassen.
Fazit: Hier liebt jemand, was er tut, und ist mit Recht stolz darauf. Und wir sind froh, dass wir die First Kitchen endlich entdeckt haben, und wir werden gerne helfen zu klären, ob man aus dem „vielleicht besten Imbiss Baden-Württembergs“ das „vielleicht“ vielleicht streichen kann. Sonst müsste es ja auch Second Kitchen heißen.
Wenn man von Bad Herrenalb Richtung Dobel fährt, liegt kurz vor dem Ortseingang linker Hand etwas abseits der Straße ein Miniatur-Gewerbegebiet, bestehend aus einem Netto, der freiwilligen Feuerwehr und einem Imbiss. Allzu oft kommen wir dort nicht vorbei, und noch seltener zu Tageszeiten, die man mit der Einnahme von Mahlzeiten verbindet. Angehalten hatten wir deshalb nie. Ein Fehler, wie wir jetzt wissen.
Vor ein paar Tagen war ich nämlich im Bad Herrenalber Magazin auf einen Artikel gestoßen, dessen Überschrift ein wenig... mehr lesen
First Kitchen
First Kitchen€-€€€Imbiss07083 5034001Dorfwiesen 5, 75335 Dobel
5.0 stars -
"Feiner kleiner Diner" Oparazzo
Wenn man von Bad Herrenalb Richtung Dobel fährt, liegt kurz vor dem Ortseingang linker Hand etwas abseits der Straße ein Miniatur-Gewerbegebiet, bestehend aus einem Netto, der freiwilligen Feuerwehr und einem Imbiss. Allzu oft kommen wir dort nicht vorbei, und noch seltener zu Tageszeiten, die man mit der Einnahme von Mahlzeiten verbindet. Angehalten hatten wir deshalb nie. Ein Fehler, wie wir jetzt wissen.
Vor ein paar Tagen war ich nämlich im Bad Herrenalber Magazin auf einen Artikel gestoßen, dessen Überschrift ein wenig
Geschrieben am 22.08.2023 2023-08-22| Aktualisiert am
26.08.2023
Besucht am 20.08.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 67 EUR
Vor Kurzem hat sich in Bad Herrenalb eine Lücke geschlossen, die uns zeit unseres nunmehr 14jährigen Hierlebens sehr geschmerzt hatte: Hier gab es kein nämlich einziges asiatisches Restaurant. Halleluja, das ist nun vorbei, denn in den Räumen der ehemaligen Osteria Parma und noch ehemaligeren Schwarzwaldstube befindet sich jetzt das Thai-Restaurant Rimkong.
Eine schöne Überraschung, und für mich umso größer, als ich im Nachgang einer Fuß-OP praktisch zwei Monate Hausarrest und in dieser Zeit vom örtlichen Geschehen so gut wie nichts mitbekommen hatte. Von der Neueröffnung erfuhr ich bezeichnenderweise dann von der Physiotherapeutin. Klar, da mussten wir hin, sobald ich wieder mobil genug war, nämlich vergangenen Sonntag.
Das Restaurant war im Zuge des vorigen Betreiberwechsels gründlich modernisiert worden und musste jetzt nur etwas umdekoriert werden. Dies war mit erfreulicher Zurückhaltung geschehen.
Draußen sitzt man zwar unter großen Schirmen, wird bei Sonnenschein aber trotzdem ziemlich gebacken, denn die Ecke hat mittags keinen Schatten.
Man sollte auch etwas verkehrslärmresistent sein, denn unmittelbar nebenan kreiselt der Hauptverkehrsknoten Bad Herrenalbs. Aber es war ja Sonntag und deshalb nicht so schlimm, und die Bepflanzung hilft auch ein bisschen.
Am Eingang zur Terrasse wurden wir freundlich empfangen und durften uns einen Platz suchen. Da wir nicht die einzigen mit Hund waren, war die Auswahl etwas eingeschränkt, aber ein Tisch, der für die nächste Stunde Schatten versprach, war noch frei.
Den Service teilten sich ein osteuropäisch klingender junger Mann und eine junge Dame mit thailändisch aussehenden Wurzeln.
Die Karte kann sich sehen lassen. Vier Vorspeisen, drei Suppen, und insgesamt dreizehn verschiedene Zubereitungsformen bei den Hauptgerichten: Drei eher cremige Curries (Gaeng), siebenmal Trockeneres aus dem Wok (Pad), und wer da nichts findet, hat dann noch Chancen bei je einmal gebratenem Reis, gebratenen Reisnudeln und gebratenen Eiernudeln. Fast alle Gerichte werden mit Tofu, Hähnchen, Rind, Ente und Garnelen angeboten; die Preise rangieren einheitlich zwischen 13,50 für Tofu und 18,50 € Garnelen (40 Cent mehr bei den Curries). Die Gerichte sind wie üblich mit bis zu drei Chilischoten gelabelt. Desserts gibt es immerhin noch zwei: Gebratene Bananen mit Honig und Vanilleeis und frische Mango mit Klebreis und Kokosmilch.
Wasser wurde Hund unserem nicht angeboten, aber wir sind ja Selbstversorger. Unsere Getränkewünsche wurden dagegen gleich abgefragt. Eine Ingwerlimonade gab es für meine Frau (für 7,90 € nicht gerade hergeschenkt), die ihr sehr gut geschmeckt hat, während ich mein Probierschlückchen etwas süß fand.
Diese Art von Limonaden hat sich ja inzwischen, mit einem gewissen Aufwand zelebriert, zu einem Markenzeichen asiatischer Restaurants entwickelt. Nur die Chinesen scheinen sich diesem erfreulichen Trend nicht anschließen zu wollen. Ich entschied mich für einen halben Liter Helles von der Karlsruher Hoepfner-Brauerei (4,50 €). Es hätte auch Chang oder Singha gegeben, aber ich hatte schon zu lange kein Fassbier mehr genossen.
Eher Neugier als Hunger ließ uns jeweils Vor- und Hauptspeisen bestellen. Meiner Frau waren die panierten Garnelen (Tampura, 7,50 €) bereits auf der ansprechend gestalteten Website ins Auge gestochen. Vier saftige, auf volle Länge gestreckte und perfekt frittierte Exemplare fanden sich auf ihrem Teller.
Eines davon durfte ich konfiszieren und fand es genauso gut wie sie. Allein vom Dip hatten wir uns mehr versprochen, denn die handelsübliche Sweet Chili Sauce aus der Flasche war der Garnelen eigentlich nicht würdig.
Den gleichen Dip gab es auch zu meinen gebackenen Wan Tan-Teigtaschen mit Hähnchenfarce (Giow Tord, 5,50 €). Wan Tans esse ich eigentlich sehr gerne, egal ob gedämpft, gebraten oder gebacken bzw. frittiert.
Diese hier bestanden, wie man sieht, aus sehr viel Tasche und sehr wenig Inhalt, und waren darüber hinaus eher zäh als knusprig. Der Kellner nahm meine Kritik mit einem freundlichen Lächeln entgegen und hat sie hoffentlich an die Küche weitergegeben.
Während wir auf unsere Hauptspeisen warteten, wurde es plötzlich unruhig: Zwei Feuerwehrautos machte sich deutlich hörbar auf den Weg ins Gaistal, und Klein-Calvin stimmte wie stets laut heulend in das Konzert der Martinshörner ein.
Ein, zwei Leckerlies holten ihn allerdings bald wieder runter, sodass einem störungsfreien Verzehr des nun Folgenden nichts im Wege stand.
Meine Frau hatte sich für Pad Thai entschieden, gebratene Reisnudeln mit - wieder! - Garnelen (18,50 €), lecker angemixt mit Sojasprossen, Tofu, Frühlingszwiebeln und gehackten Erdnüssen, von denen allen es durchaus etwas mehr hätte sein können. Von Koriander stand nichts auf der Karte, deswegen hatte sie ihn auch nicht abbestellt, er ließ sich aber problemlos absammeln und auf meinen Teller verfrachten.
Leckeres Thai-Soulfood, das etwas weniger trocken und mit etwas mehr Zutaten noch soulfoodiger hätte sein können.
Ich hatte mich von zwei Warnschoten nicht abschrecken lassen und freute mich auf Gaeng Kew Waan, grünes Thai-Curry mit Ente, Kokosmilch, Bambussprossen, Auberginen, Paprika, grünen Bohnen und Thai-Basilikum (17,90 €).
Die Ente hatte ordentlich Fleisch auf den ausgelösten Rippen, saftig und mit schöner Kruste. Von Schärfegrad 2 war das Curry allerdings weit entfernt, eine halbe Schote wäre angemessen gewesen, höchstens. Wie meist in deutschen Thairestaurants ist man lieber auf der sicheren Seite, um empörte Retouren zu vermeiden, zumal man sich hier wohl eher auf Lauf- als auf Stammkundschaft einstellen muss, zumindest am Wochenende, das übliche Dilemma. Der Kellner empfahl mir, die Schärfefrage beim nächsten Mal vorher zu klären. Mal sehen, wie wir uns da einschießen werden, Brandblasen im Magen-Darmbereich möchte ich ja auch keine.
Schärfe bzw. deren Abwesenheit hin oder her, geschmeckt hat es mir trotzdem, und ich hätte mir durchaus mehr von der feinen Currysauce gewünscht - auch etwas, was man beim nächsten Besuch vorher ansprechen kann.
Hunger hatten wir keinen mehr – ein Teil des Pad Thai ließen wir uns sogar einpacken - aber die bereits erwähnte Neugier sorgte dafür, dass wir uns dann doch noch einen der beiden Nachtische teilten, nämlich die gebratenen Bananen mit Honig und Vanilleeis (8,50 €).
Die Bananen außen schön knusprig und innen schön weich, das Eis wohl zugekauft, aber aus guter Quelle. Meiner Frau gefällt es besser, wenn die Bananen noch nicht so reif sind, aber da gehen unsere Meinungen auseinander. Wie auch beim Honig, der mir etwas zu viel des Süßen war, ihr dafür nicht.
Keiner der erwähnten Kritikpunkte wird uns von weiteren Besuchen abhalten. Die werden auch nicht lange auf sich warten lassen, denn es gilt noch vieles auszuprobieren, und überhaupt zu genießen, dass es in Bad Herrenalb jetzt eine Alternative zu Zwiebelrostbraten, Schwarzwaldforelle und Pizza gibt.
Vor Kurzem hat sich in Bad Herrenalb eine Lücke geschlossen, die uns zeit unseres nunmehr 14jährigen Hierlebens sehr geschmerzt hatte: Hier gab es kein nämlich einziges asiatisches Restaurant. Halleluja, das ist nun vorbei, denn in den Räumen der ehemaligen Osteria Parma und noch ehemaligeren Schwarzwaldstube befindet sich jetzt das Thai-Restaurant Rimkong.
Eine schöne Überraschung, und für mich umso größer, als ich im Nachgang einer Fuß-OP praktisch zwei Monate Hausarrest und in dieser Zeit vom örtlichen Geschehen so gut wie nichts mitbekommen... mehr lesen
Rimkong | Thai Restaurant
Rimkong | Thai Restaurant€-€€€Restaurant070839739226Kurpromenade 5, 76332 Bad Herrenalb
4.0 stars -
"Thaimes (aua!) they are a-changin: Bad Herrenalbs vorsichtige Öffnung nach Osten" OparazzoVor Kurzem hat sich in Bad Herrenalb eine Lücke geschlossen, die uns zeit unseres nunmehr 14jährigen Hierlebens sehr geschmerzt hatte: Hier gab es kein nämlich einziges asiatisches Restaurant. Halleluja, das ist nun vorbei, denn in den Räumen der ehemaligen Osteria Parma und noch ehemaligeren Schwarzwaldstube befindet sich jetzt das Thai-Restaurant Rimkong.
Eine schöne Überraschung, und für mich umso größer, als ich im Nachgang einer Fuß-OP praktisch zwei Monate Hausarrest und in dieser Zeit vom örtlichen Geschehen so gut wie nichts mitbekommen
Geschrieben am 31.03.2023 2023-03-31| Aktualisiert am
01.04.2023
Besucht am 26.03.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 115 EUR
Als wir vor 14 Jahren nach Bad Herrenalb zogen, stand das pittoreske Posthotel mitsamt seiner Klosterschänke bereits sechs Jahre leer. Eine Investorin aus Europas Osten hatte zwischenzeitlich das Haus übernommen und immer wieder daran herumwerkeln lassen, aber dann ging ihr wohl die Puste aus. Nun ist das Haus in solideren Händen und die Arbeiten haben wieder Fahrt aufgenommen.
Während der Umbau des Hotelbereichs zu Praxisräumen und Wohnungen noch läuft, ist die altehrwürdige Klosterschänke wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zugeführt worden, nämlich der des ältesten Wirtshauses in Süddeutschland.
Das ist mit 875 Jahren ähnlich alt wie das Kloster Herrenalb, vor dessen Toren es damals gebaut wurde. Näheres dazu findet man auf der mit viel Freude am Detail gestalteten Website.
Zurück zur Gegenwart. Die Klosterschänke gehört zur Villa Lina Gruppe, die in Bad Herrenalb inzwischen drei Restaurants beheimatet: Die Villa Lina selbst (seit 2012), das Park Restaurant (Übernahme 2018), und jetzt dieses neue Flaggschiff, das man mit sehr viel Liebe und sicher auch Geld in einen Zustand versetzt hat, der der Geschichte angemessen ist.
Und das gilt nicht nur für das Ambiente, sondern auch für die Küche, das möchte ich schon mal vorwegnehmen. Für diese hat man mit Sven König einen „alten“ Herrenalber zurückgeholt, der 2007 die Gegend verlassen hatte, um auf mehreren Stationen den Osten Deutschlands mit den Kochkünsten des Südwestens vertraut zu machen, der sich aber geschworen hatte, sofort in die Heimat zurückzukehren, sollte die Klosterschänke eines Tages wieder öffnen. Das erbrachte ein kurzes Schwätzchen am Ende unseres Mittagessens.
Damit wäre dann auch der Bogen zum vergangenen Sonntag gespannt. Ein Sonntag musste es sein, weil das Restaurant an den übrigen Tagen nur abends geöffnet ist. Das finden wir etwas schade.
Wir hatten für 12 Uhr reserviert und, da es nach alter Zeit erst 11 war, sehr sparsam gefrühstückt. Wir wurden freundlich von einer schwarz uniformierten jungen Dame empfangen und in den als Aperitif Bar ausgewiesenen Nebenraum geleitet. Dieser ist etwas kleiner und gemütlicher als der Hauptraum und hat, wie wir hörten, einen robusteren und damit hundetauglicheren Fußboden. Nach Bar sieht er allerding nicht aus.
Hier hat man alles wieder so hergerichtet, wie es bei der Schließung vor 20 Jahren verlassen wurde.
Auch Geschirr, Besteck und Servietten stammen noch aus dieser Zeit, nur neue Stühle hat man angeschafft, und zwar sehr bequeme. Letzteres ist ja auch in gehobenen Restaurants nicht unbedingt selbstverständlich.
Wie immer entschieden wir uns Calvin zuliebe für einen Tisch in einer verkehrsberuhigten Zone, unter dem er es sich für die nächsten anderthalb Stunden gemütlich machte. Die Menschen und Hunden gleichermaßen zugewandte Kellnerin war stets bedacht, auf keine seiner zahlreichen Extremitäten zu treten. Überhaupt der Service: Makellos von Anfang bis Ende – Auftreten, Timing, Kommunikation gleichermaßen perfekt und mit glaubhaftem Interesse an unserem Wohlbefinden. Restaurantleiter und Küchenchef kamen ebenfalls vorbei, und das nicht nur einmal. Hier hat man klar ein anderes Level im Visier, als Bad Herrenalb das bisher zu bieten hatte.
Das spiegelt auch das Angebot der Speisekarte wieder. Neben den üblichen regionalen Köstlichkeiten à la carte wird ein sechsgängiges Gourmet Menü angeboten (sic! - in der ganzen Villa Lina Gruppe verweigert man sich komplett dem guten alten Bindestrich). Darauf werden wir zurückkommen, wenn es mal wieder was zu feiern gibt; diesmal sollte es etwas bescheidener zugehen.
Während wir noch mit dem Kartenstudium beschäftigt waren, wurden schon mal die Getränke serviert. Meine Liebste freute sich, dass auch hier die süffigen Saftschorlen aus dem Alpirsbacher Klostergarten kredenzt werden (4 €), ich mich über eine Halbe aus der gleichen Quelle (5 €).
Dazu wie immer eine große Flasche stilles Wasser (7,50 €)
Gleichzeitig kam Brot mit aufgeschlagener Butter auf den Tisch, nicht schlecht, aber auch kein Ereignis. Selbst gebacken wird in der Klosterschänke nicht.
Das war dann wohl auch als Gruß aus der Küche gedacht; bei dem Niveau, auf dem man sich bewegt, sollte man vielleicht über ein Amuse Gueule nachdenken. Verspielte Kleinigkeiten kann man dort ja, wie man hier sieht:
Vorspeise meiner Frau war eine Forellen-Creme Suppe | Räucherforelle-Tramezzini | Kaviar | Rote Beete-Sprossen | Meerrettich (10 €). Hundertprozentig glücklich war sie nicht. Die Forellenstücke waren nicht ganz grätenfrei, und die schön cremige Suppe schmeckte recht allgemein und nicht so kräftig nach Räucherfisch wie sie das erhofft hatte.
Mein Einstieg entsprach hingegen eher meinen Vorstellungen. Lauwarmer Ziegenkäse | Nuss-Pesto | Zwiebel-Marmelade | Feldsalat | Himbeer-Dressing (15 €): Perfekt temperiert und ziegenaromamäßig in einem Bereich, der weder enttäuscht noch erschreckt. Die Zwiebelmarmelade ein Genuss, der Feldsalat ebenfalls. Statt des angekündigten Nusspestos gab es karamellisierte Walnüsse, Pinien- und Kürbiskerne, die einen süß-knusprigen Akzent setzten.
Meine Frau blieb bei lokalem Fisch. Das Saiblings Filet gebraten auf der Haut |Gemüsestroh | Rieslingsoße | Bandnudeln (31 €) hatte es nicht weit – vom Eyachtal sind es nur wenige Kilometer über den Berg hierher ins Albtal. Kein Wunder also, dass die beiden gewaltigen Seitenteile mit ihrer knusprigen Haut so frisch schmeckten. Die cremig-weinige Rieslingsauce und die weichgekochten Bandnudeln rundeten das Gericht hervorragend ab; übrig blieb so gut wie nichts, was bei meiner Frau so oft nicht vorkommt.
Kommen wir zum Höhepunkt dieses Mittagsmahls: Schwäbischer Zwiebelroastbraten | Kalbsjus | Maultäschle | gebackene Zwiebeln | hausgemachte Spätzle | Butterschmelze (33 €). Ich esse Ro(a?)stbraten sehr gerne und bestelle ihn bestimmt jedes zweite Mal, wenn ich ihn auf der Karte entdecke. Sowas wie hier habe ich aber noch nicht erlebt. Das Foto oben lässt nur erahnen, was für eine Portion Fleisch ich auf dem Teller vorfand - um das zu würdigen, muss man die Röstzwiebeln ein wenig zur Seite räumen:
Drei Stücke Rumpsteak, von denen jedes allein ein reichhaltiges Mittagessen dargestellt hätten. Zwei davon so zart, dass ich mir erst vom Koch versichern lassen musste, dass er in der Küche kein Rinderfilet verwendet. Das lag an der Sous-vide-Garung, die auch dazu beitrug, dass die Steaks so wenig an Gewicht eingebüßt hatten. Dass ich sie perfekt medium-rare serviert bekam, hatte die Kellnerin vorher abgefragt; ich hätte es wohl mal wieder vergessen.
Ein kleines Maultäschle vom Völkersbacher Starmetzger Glasstetter thronte oben auf den Steaks (Convenience? Na klar, wenn unschlagbar gut.). Die Steaks stammen übrigens vom ebenso renommierten Metzger Krug aus Gaggenau, und Sven König meinte, dass er von jedem Tier, das er in der Küche verarbeitet, weiß, auf welcher Weide es gestanden hat. Vorzüge regional basierter Küche…
Ein besonderes Vergnügen waren auch die hellen Röstzwiebeln. Nicht schwarzbraun gebraten oder gar zu einem finsteren Brei verschmort, wie man es leider gelegentlich erlebt, sondern in Stärke gewendet und frittiert, leicht und knusprig.
Danach ging natürlich nichts mehr, jedenfalls nicht bei mir. Auch meine Frau hätte die Segel gestrichen, wenn es nicht ihren Lieblingsnachtisch gegeben hätte:
Hausgemachtes Mango Sorbet | Secco | Mango Perlen (9 €), eigentlich Bestandteil des Gourmet Menüs und dadurch vielleicht preislich inspiriert. Die drei kleinen, in Secco badenden Kügelchen waren aber genau das, was meine Frau noch verkraftete, und rundeten das Mahl perfekt ab.
Der geneigte, vor allem aber der ungeneigte Leser könnte den Eindruck gewonnen haben, dass ich etwas zu sehr ins Schwärmen geraten bin. Es ist aber nicht selbstverständlich, dass so hohe Erwartungen wie diesmal die unseren so souverän erfüllt werden. Hier hat wirklich alles gestimmt, vom Ambiente über den Service bis hin zum Entscheidenden, der Küche. Die Preise haben wir in der Summe als angemessen empfunden, und wenn das eine oder andere etwas überzogen erscheint, dann wurde das durch den dreifachen Rostbraten wenigstens teilweise wieder wettgemacht. Ähnliches gilt für die wenigen kleinen Kritikpunkte zum Essen.
Der gute Besuch lässt darauf schließen, dass die Herrenalber sich sehr freuen, dass wieder Leben in der Klosterschänke ist. Das Ereignis scheint aber auch schon weitere Kreise gezogen zu haben, am Nebentisch zum Beispiel war man zwei Stunden unterwegs gewesen. Wir halten den Betreibern jedenfalls sämtliche vier Daumen, dass der Zuspruch so bleibt, wie wir ihn erlebt haben, so wie es das schönste Haus am Platze es schließlich auch verdient hat.
Als wir vor 14 Jahren nach Bad Herrenalb zogen, stand das pittoreske Posthotel mitsamt seiner Klosterschänke bereits sechs Jahre leer. Eine Investorin aus Europas Osten hatte zwischenzeitlich das Haus übernommen und immer wieder daran herumwerkeln lassen, aber dann ging ihr wohl die Puste aus. Nun ist das Haus in solideren Händen und die Arbeiten haben wieder Fahrt aufgenommen.
Während der Umbau des Hotelbereichs zu Praxisräumen und Wohnungen noch läuft, ist die altehrwürdige Klosterschänke wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zugeführt worden, nämlich der... mehr lesen
Klosterschänke
Klosterschänke€-€€€Restaurant0162 6192947Dobler Str. 2, 76332 Bad Herrenalb
5.0 stars -
"Ambiente, Service, Küche - hier hat einfach alles gestimmt" Oparazzo
Als wir vor 14 Jahren nach Bad Herrenalb zogen, stand das pittoreske Posthotel mitsamt seiner Klosterschänke bereits sechs Jahre leer. Eine Investorin aus Europas Osten hatte zwischenzeitlich das Haus übernommen und immer wieder daran herumwerkeln lassen, aber dann ging ihr wohl die Puste aus. Nun ist das Haus in solideren Händen und die Arbeiten haben wieder Fahrt aufgenommen.
Während der Umbau des Hotelbereichs zu Praxisräumen und Wohnungen noch läuft, ist die altehrwürdige Klosterschänke wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zugeführt worden, nämlich der
Besucht am 13.03.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 69 EUR
Nach Jahren mal wieder ein Besuch beim Orthopäden in Pforzheim; das hieß für uns, nach ebensovielen Jahren auch mal wieder ein Besuch im Anami.
Das Restaurant ist eines von vier über Baden-Württemberg verteilten Anamis und gehört zu derjenigen Sorte vietnamesisch-japanischer Restaurants, denen man einen gewissen Hang zur Show nicht absprechen kann, die aber dennoch nicht versuchen, unter einer Kaskade aus Trockeneis mangelnde Qualität zu verbergen. Im Gegenteil: Von den Sushi, die wir dort in der Regel hatten, mit ihrem frischem, saftigen Fisch und schön angemachten Reis, waren wir stets sehr angetan. Man sollte allerdings, so wie wir, auch den American way of sushi mögen.
Wir trafen gegen halb zwölf ein und hatten freie Platzwahl. Der große, längliche Gastraum ist zweigeteilt. Man betritt einen kleineren hellen Vorraum, danach geht es ein paar Stufen abwärts in den ziemlich schummrig beleuchteten Hauptraum, mit der Küche an der Stirnseite.
Wir wollten nicht munkeln, sondern essen und fotografieren
Weitere Fotos findet man in meinem Bericht von Ende 2019, seitdem hat sich nichts verändert. Da die Beleuchtung selbst für iPhones mit höherer laufender Nummer eine ziemliche Herausforderung darstellt, suchten wir uns vorne einen Platz im Tageslicht.
Schon früh lernt der Hund: Alles Gute kommt von oben
Nachdem wir den Hund und uns selbst einsortiert hatten, wurden uns die Karte überreicht. Diese ist elegant in gold auf schwarz gehalten, aber abgenutzt und wenig appetitlich und damit zum Stil des Hauses eigentlich nicht passend. So teuer kann es doch nicht sein, mal neue drucken zu lassen. Schwamm drüber - ach nee, lieber nicht, dann löst sie sich vielleicht auf…
Getränke waren schnell gewählt, für das Essen nahmen wir uns dann etwas mehr Zeit.
Meine Frau hält sich immer an die sehr feinen und nicht zu süßen Limonaden, die man dort macht, diesmal gab es Spicy Ginger (0,5 L, 6,50 €). Ich blieb bei einer Flasche stillen San Benedettos (0,75 L, 5,90 €).
Wiederholungstat
Bei der Vorspeise stellte sich heraus, dass es ein Fehler gewesen war, nicht meinen alten Bericht von vor dreieinhalb Jahren rausgezogen zu haben. Schon damals hatten wir nämlich die Mixed-Tapas-Platte für zwei geordert (16,90 €), jetzt stellten wir erneut fest, dass die Sommerrolle wegen des reichlich eingerollten Korianders für meine Frau nicht genießbar ist. Und genau wie damals hatten wir vergessen, das Thema Koriander überhaupt anzusprechen...
So hatte ich die frische Sommerrolle ganz für mich, während sich meine Liebste mit Dim Sums und Frühlingsrollen zufriedengab, dies allerdings sehr zufrieden. Einzig zu bemängeln war, dass die Sommerrollenteile zu eng zusammengeschoben worden waren, wodurch sie nahezu unauflöslich aneinander klebten und sich nur unter teilweiser Zerstörung ihrer physischen Integrität voneinander befreien ließen.
Die Edamame waren wohl noch jung, jedenfalls waren die Bohnen ziemlich winzig.
Danach gab’s für meine Frau ein Gericht mit dem traumschönen Namen Deep Blue Ocean (20,00 €). Auf Sushi-Reis und Salat waren verschiedene Sashimi arrangiert (Thunfisch, Lachs, Gelbschwanzmakrele), dazu gab es zwei ordentlich dimensionierte Tempura-Garnelen. Von dem Reis war meine Frau regelrecht begeistert, auf den Punkt gekocht, aromatisch, leicht säuerlich und so klebrig, dass er sich gut mit Stäbchen essen ließ.
Wakame war auch übrigens dabei, und jetzt erst fällt mir auf, dass es auf der Speisekarte unter Wacamole geführt wird. Das steht vermutlich schon so lange da, wie die Speisekarten aussehen, und das erheitert mich doch sehr.
Nachdem ich erst mit der Pho Hanoi geliebäugelt hatte, dies aber nach dem Ramen von letzter Woche dann doch zu repetitiv fand, entschied ich für etwas, das vermutlich als Flaggschiff des Hauses verstanden wird: Deluxe Anami.
Hier steht dreierlei vom Grill zur Auswahl: Lachssteak, Großgarnelen und Barbarie-Entenbrust; für Letztere entschied ich mich (20,00 €) und sollte es nicht bereuen. Ein schönes, zartes Stück, das vielleicht noch zarter hätte sein können, wenn es medium gewesen wäre. Die Wahl wird auf der Karte angeboten, aber daran hatten weder der Kellner noch ich gedacht.
Dazu ein internationaler, „hochwertiger“ Gemüsemix aus Pak Choi, Zuckerschoten, Baby Corn und grünem Spargel, der in Austernsauce kurz angebraten worden war und dabei schön knackig blieb. Darüber der gleiche Salat wie im tiefen blauen Ozean und à part ein Schüsselchen guten Reises.
Zwar wird mit „Deluxe“ und „hochwertig“ ordentlich auf den Putz gehauen, aber das Gebotene kann sich durchaus sehen und schmecken lassen. Man kann eben auch normales Gemüse pfleglich behandeln, so wie das hier geschieht.
Pfleglich behandelt fühlt man sich auch als Gast. Serviert wird zügig, dies sicher auch mit Rücksicht auf eilige Mittagspäusler, und der junge Mann war stets zur Stelle, wenn man ihn brauchte. Zum Beispiel als ich das erste Glass San Benedetto über den Tisch und darüber hinaus gekippt hatte und der Wasserschaden schnell und gründlich beseitigt wurde.
Es wird Folgetermine beim Orthopäden geben, und meine Frau hat schon angekündigt, dass sie wieder hier essen möchte. Gibt es ein höheres Lob? Kaum.
Nach Jahren mal wieder ein Besuch beim Orthopäden in Pforzheim; das hieß für uns, nach ebensovielen Jahren auch mal wieder ein Besuch im Anami.
Das Restaurant ist eines von vier über Baden-Württemberg verteilten Anamis und gehört zu derjenigen Sorte vietnamesisch-japanischer Restaurants, denen man einen gewissen Hang zur Show nicht absprechen kann, die aber dennoch nicht versuchen, unter einer Kaskade aus Trockeneis mangelnde Qualität zu verbergen. Im Gegenteil: Von den Sushi, die wir dort in der Regel hatten, mit ihrem frischem, saftigen... mehr lesen
4.5 stars -
"Nicht der letzte Besuch" OparazzoNach Jahren mal wieder ein Besuch beim Orthopäden in Pforzheim; das hieß für uns, nach ebensovielen Jahren auch mal wieder ein Besuch im Anami.
Das Restaurant ist eines von vier über Baden-Württemberg verteilten Anamis und gehört zu derjenigen Sorte vietnamesisch-japanischer Restaurants, denen man einen gewissen Hang zur Show nicht absprechen kann, die aber dennoch nicht versuchen, unter einer Kaskade aus Trockeneis mangelnde Qualität zu verbergen. Im Gegenteil: Von den Sushi, die wir dort in der Regel hatten, mit ihrem frischem, saftigen
Geschrieben am 09.03.2023 2023-03-09| Aktualisiert am
09.03.2023
Besucht am 06.03.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 41 EUR
Überraschungen gibt es immer wieder, selbst in einer Gegend, von der man glaubt, dass man sich dort auskennt: Auf das kleine Ramenrestaurant in der Waldstraße war ich nämlich nur gestoßen, weil ich eine Adresse in der Nähe gegoogelt hatte.
Aber so klein, wie es schien, war es dann gar nicht. Die Front ist zwar schmal, aber der zweigeteilte Gastraum wird nach hinten ziemlich lang. Und bislang scheint man dort auch ganz gut ohne uns ausgekommen zu sein, denn als wir um die Mittagszeit durch die Tür lugten, war der Laden proppenvoll (als wir eine Stunde später gingen, war er das immer noch). Ein freundlicher junger Mann beantwortete unsere zwei Standardfragen - darf der Hund mit rein? Haben Sie noch einen Tisch für uns? - jeweils mit ja und geleitete uns in einen kleineren Raum jenseits der Theke.
Dort waren wir die ersten, aber nach höchstens 10 Minuten war dann auch alles besetzt.
Ein solchen Zuspruch an einem Montagmittag haben wir schon lange nicht mehr erlebt; gegönnt sei es ihnen, denn die erste Zeit nach der Öffnung Ende 2019 war natürlich übel.
Den vorderen Gastraum zu fotografieren, wäre nicht möglich gewesen, ohne dumm aufzufallen, außerdem hätte ich mir später die Finger wundretuschiert. Deswegen gibt es nur Bilder vom Hinterzimmer.
Dieses machte einen etwas provisorischen Eindruck, vielleicht hatte man angesichts der erfreulichen Nachfrage noch schnell einen Abstellraum zu einem japanischen Imbiss umgewidmet. Das dürfte aber dem durchweg jungen Publikum nichts ausmachen, und uns eigentlich auch nicht.
Die lustig aufgemachte Speisekarte hatte schon sehr viel bessere Zeiten gesehen und wäre auch ohne die C-Seuche im Hinterkopf ganz schön unappetitlich gewesen. Sie präsentiert japanische Küche mit einigen wenigen Anleihen aus anderen asiatischen Ländern. (Betrieben wird das Restaurant, wie könnte es auch anders sein, von Vietnamesen.)
Zum Glück ließ der Kellner uns Zeit, uns mit dem Angebot und seinen Kombinationsmöglichkeiten auseinanderzusetzen. Schließlich lief es auf Folgendes hinaus:
Maracuja-Limettenlimonade für uns beide (4,90 €). (Ich hätte lieber Limetten-Matcha gehabt, aber Matcha war aus, und das ist in einem japanischen Restaurant durchaus bemerkenswert.) Die Limette war echt, Maracuja, wie angekündigt, nur Nektar, und das schmeckte man. Etwas zu süß war die Limo auch, selbst meiner Frau.
Zufriedener waren wir mit unseren Vorspeisen, die wir uns jeweils teilten: Edamame (4,50 €),
eine mächtige Portion, die wir nur mit Mühe weggelutscht bekamen, bevor die Hauptspeisen angeliefert wurden,
und Hähnchen-Gyoza (6,00 €). Gyoza werden hier in zwei Varianten angeboten, gebraten und frittiert; serviert wurde dann eine dritte, nämlich gedämpft. Jedenfalls war der Boden nicht knusprig, wie wir das nach der Abbildung auf der Karte erwartet hatten.
Da die Teigtaschen aber offensichtlich aus eigener Küche stammten und wirklich schmackhaft waren, haben wir darüber gerne hinweggesehen.
Meine Frau wollte dann Karaage Don, frittierte Hähnchenstücke auf Reis (6,90 €; ich sehe gerade, dass sie auf der Karte noch mit 5,80 € ausgezeichnet waren). Meine Liebste hat ein inniges Verhältnis zu frittiertem Huhn und akzeptiert solches selbst von einschlägigen Fastfood-Ketten. Dieses hier war natürlich deutlich raffinierter, davon durfte ich mich anhand eines Probeexemplars überzeugen. Nicht zufrieden war sie allerdings mit dem Reis, der nicht klebrig genug war, um mit Stäbchen gegessen zu werden. Auch geschmacklich passte er nicht in ein japanischen Restaurant, allerdings darf man bei 6,90 € auch keine Wunderdinge erwarten. Der möglicherweise weniger gut betuchten studentischen Kundschaft dürfte es recht sein, wir würden eher ein paar Euro drauflegen und besseren Reis bekommen.
Nach dem Motto „When Min Ramen do as the Ramens do” (sorry, noch schlimmer als die Überschrift…) sollte es für mich natürlich eine der zahlreichen Suppen sein: Kara Miso Ramen (Scharfe Nudelsuppe auf Sojabohnenpaste, Hühnerbrühe, Chiliöl, Sojasprossen, Menma (fermentierte Bambussprossen), Mais, Ei, Lauchzwiebeln, Nori, und, nicht auf der Karte: Pak Choi). Einlage meiner Wahl war Hühnerchashu; es hätte die Suppe noch mit Schwein, Garnelen-Tempura oder Tofu gegeben. Es gibt sie in den Größen M (10,50 €) und L (13,50 €), ich nahm natürlich L, wäre mit M aber auch satt geworden.
Ich war deutlich zufriedener als mein liebes Gegenüber. Die Schärfe war auf den Punkt, der Magen wurde angenehm gewärmt, ohne dass die Nase über Gebühr tropfte. Das Huhn war zart und saftig, die Nudeln al dente (auch wenn das hier natürlich kein Qualitätskriterium ist), die Sprossen und das Pak Choi knackig und das Menma würzig. Das würde ich jederzeit wieder bestellen, wenn ich nicht zu neugierig auf all die anderen Sachen wäre, die das Haus zu bieten hat. Es muss ja nicht unbedingt was mit Reis sein. Die Papierservietten reichten gerade aus – der Verzehr japanischer Nudelsuppen mit Stäbchen und tiefen Löffeln geht leider nicht ganz ohne Fazialsauerei ab.
Danach ging es über eine spektakuläre Treppe zur durchschnittlich sauberen Toilette zum Zwecke gründlicher Hände- und Gesichtswäsche.
Hier sieht man uns sicher irgendwann wieder, auch wenn sich Spontanbesuche wie dieser angesichts der Beliebtheit des Restaurants eher nicht empfehlen. Aber man kann ja vorher anrufen.
Überraschungen gibt es immer wieder, selbst in einer Gegend, von der man glaubt, dass man sich dort auskennt: Auf das kleine Ramenrestaurant in der Waldstraße war ich nämlich nur gestoßen, weil ich eine Adresse in der Nähe gegoogelt hatte.
Aber so klein, wie es schien, war es dann gar nicht. Die Front ist zwar schmal, aber der zweigeteilte Gastraum wird nach hinten ziemlich lang. Und bislang scheint man dort auch ganz gut ohne uns ausgekommen zu sein, denn als wir um... mehr lesen
Min Ramen Bar
Min Ramen Bar€-€€€Restaurant0721 14597578Waldstraße 19, 76133 Karlsruhe
4.0 stars -
"Alles im Ramen" Oparazzo
Überraschungen gibt es immer wieder, selbst in einer Gegend, von der man glaubt, dass man sich dort auskennt: Auf das kleine Ramenrestaurant in der Waldstraße war ich nämlich nur gestoßen, weil ich eine Adresse in der Nähe gegoogelt hatte.
Aber so klein, wie es schien, war es dann gar nicht. Die Front ist zwar schmal, aber der zweigeteilte Gastraum wird nach hinten ziemlich lang. Und bislang scheint man dort auch ganz gut ohne uns ausgekommen zu sein, denn als wir um
Geschrieben am 01.03.2023 2023-03-01| Aktualisiert am
01.03.2023
Besucht am 24.02.2023Besuchszeit: Mittagessen 5 Personen
Rechnungsbetrag: 120 EUR
Der Besuch unserer Enkel ging zu Ende und es galt, die beiden Kleinen wieder der gewohnter Obhut ihrer Eltern anzuvertrauen. Dazu trafen wir uns mit der Mutter der beiden Kleinen im Hohenlohischen, das auf halber Strecke zwischen unseren Wohnorten liegt. Dort hatten wir in der Vergangenheit schon einige Restaurants unweit der Autobahn entdeckt, in denen es sich gut einkehren ließ.
Eines davon ist die Wiesenkelter. Sie gehört zum Weingut Fürst Hohenlohe und liegt höchst malerisch inmitten der fürstlichen Weinberge. Einmal dort, hat man sofort vergessen, dass man vor ein paar Minuten noch die A6 entlanggerauscht war.
In einem Sommer vor ein paar Jahren hatten wir dort sehr schön im Freien gesessen, gegessen und natürlich Wein gekauft, der aber trotz teilweise recht fürstlicher Preise nicht so fürstlich schmeckte, wie wir uns das erhofft hatten.
Wein kaufen stand diesmal also nicht auf dem Programm, draußen sitzen auch nicht, denn dafür war es entschieden zu kalt.
In dem uralten, mit sehr viel Geld und Liebe renovierten Keltergebäude ist es aber auch sehr schön, die zahlreichen Fotos mögen dies belegen. Hier hat wirklich jede Perspektive etwas anderes zu bieten.
Vertrauen ist gut, Stahl ist besser.
Und sicher fühlt man sich auch, dafür sorgen die Stahlträger, die man unter die alten Holzbalken gezogen hat.
Empfangen wurden wir von einem freundlichen, mittelalten Herrn, der den Gastraum souverän und entspannt im Griff hatte, eine wahre Wohltat gegenüber dem gerade beschriebenen Erlebnis vom Vortag.
Auch Calvin fühlte sich entschieden besser, er bekam als erster was zu trinken und niemand trat ihm auf den Schwanz.
Getränkewünsche wurden wie stets vorneweg abgefragt. Eine kleine Fanta für die Enkelin (2,90 €), eine selbstgemachte Basilikumlimonade für den Enkel (4,50 €), Kräutertee für die Damen (2,50 €) und eine große Flasche stilles Ensinger für mich (4,90 €). Die sollte nicht reichen, man wird gleich sehen warum.
Der Enkel, der sich am Vortag mit Pommes zufriedengegeben hatte, bestellte diesmal Extravaganteres:
Mit Ziegenkäse gefüllte Tomate | mediterranes Gemüse | Rosmarinkartoffeln (10,50 €), die er mit großer Zufriedenheit verspeiste. Der 9-jährige hat sich übrigens nach und nach zum Vegetarier entwickelt, als einziger in der Familie; als letztes Fleischgericht wurden vor ein paar Jahren die Drei im Weckla aufgegeben .
Die Enkelin beschied sich hingegen mit einer erstaunlich günstigen Kinderportion Spätzle mit Champignonrahmsauce (4,50 €).
In der Sauciere muss wohl der Rest aus dem großen Saucentopf gelandet sein, der bestand nämlich zu 95% aus Champignons und zu 5% aus Rahmsauce. Kommentar: Mjamm.
Sehr gut auch das Gebratene Doradenfilet | Sauce Hollandaise | mediterranes Gemüse | Rosmarinkartoffeln meiner Tochter, ein Mittagsteller zu 12,50 €. Ich habe, chronistenpflichtvergessen wie ich manchmal bin, versäumt, nach der Hausgemachtheit der Hollandaise zu fragen, ich kann mir das bei dem Preis aber beim besten Willen nicht vorstellen.
Mit der Liebsten zu meiner Linken teilte ich eine Schwabenplatte ab 2 Personen Zwiebelrostbraten I Filet vom Landschwein I Kalbsschmorbraten Champignonrahmsauce Schupfnudeln I Spätzle I Maultasche I Rotkraut I Karotten (26,50 € p. P.). Auf diese wahnwitzige Idee war ich gekommen, und sie erwies sich als umso wahnwitziger, als meine Frau nur relativ zurückhaltend zugriff. Zum Glück hatte meine Tochter noch Kalorienbedarf – zu Hause wartet nämlich ein drittes, gerade einjähriges und nur teilweise abgestilltes Enkelkind.
Ich weiß nicht, was ich am meisten loben soll, den innen noch schön rosigen Rostbraten,
die superzarten Schweinefilets, den Kalbsschmorbraten, den man nur scharf ansehen musste, schon zerfiel er in seine Fasern,
oder die Maultaschen, die die Küche zunächst vergessen hatte und später nachlieferte. Ein solch feines Brät haben wir noch nie vorgesetzt bekommen; diesen Geschmack mit Sauce zu verfälschen, wäre einem Sakrileg nahegekommen, zumal es sich um die gleiche Pilz„sauce“ handelte, die auch meine Enkelin bekommen hatte. Zu Spätzle und Schupfnudeln passte sie natürlich hervorragend.
Eigentlich unfassbar, dass von dem ganzen, überbordenden Teller praktisch nichts übrigblieb.
An Nachtisch war bei meiner Tochter und mir nicht zu denken, die anderen drei erfreuten sich noch an einer Kugel Eis.
Beim Herausgehen bot sich noch einmal der Blick auf die spektakuläre Anlage, danach hieß es Abschied nehmen, was vor allem den beiden Jüngsten nicht leicht fiel.
Es ist schon eine Weile her, dass ich runde 5 Sterne zu vergeben hatte, aber jetzt ist es wieder so weit.
Der Besuch unserer Enkel ging zu Ende und es galt, die beiden Kleinen wieder der gewohnter Obhut ihrer Eltern anzuvertrauen. Dazu trafen wir uns mit der Mutter der beiden Kleinen im Hohenlohischen, das auf halber Strecke zwischen unseren Wohnorten liegt. Dort hatten wir in der Vergangenheit schon einige Restaurants unweit der Autobahn entdeckt, in denen es sich gut einkehren ließ.
Eines davon ist die Wiesenkelter. Sie gehört zum Weingut Fürst Hohenlohe und liegt höchst malerisch inmitten der fürstlichen Weinberge. Einmal dort,... mehr lesen
5.0 stars -
"Oase an der A6" OparazzoDer Besuch unserer Enkel ging zu Ende und es galt, die beiden Kleinen wieder der gewohnter Obhut ihrer Eltern anzuvertrauen. Dazu trafen wir uns mit der Mutter der beiden Kleinen im Hohenlohischen, das auf halber Strecke zwischen unseren Wohnorten liegt. Dort hatten wir in der Vergangenheit schon einige Restaurants unweit der Autobahn entdeckt, in denen es sich gut einkehren ließ.
Eines davon ist die Wiesenkelter. Sie gehört zum Weingut Fürst Hohenlohe und liegt höchst malerisch inmitten der fürstlichen Weinberge. Einmal dort,
Geschrieben am 27.02.2023 2023-02-27| Aktualisiert am
28.02.2023
Besucht am 23.02.2023Besuchszeit: Mittagessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 95 EUR
Seit wir vor dreizehn Jahren nach Bad Herrenalb zogen, hatten wir immer wieder gerne die Alte Post aufgesucht, nicht zuletzt deshalb, weil man in der Küche so gut mit Fleisch umgehen konnte. Dies galt bis zu unserem letzten Besuch vor gut sechs Jahren, als ein Kasseler viel zu trocken und ein Kalbspaillard viel zu trocken und viel zu dick geraten waren. Danach kehrten wir lieber in einer der zahlreichen Alternativen ein, die unser Städtchen zu bieten hat.
Vorgestern war es allerdings mal wieder so weit. Enkel (9) und Enkelin (6) waren für ein paar Tage zu Gast, und die Küche sollte wenigstens einmal kalt bleiben. Wie es kam, dass wir uns für die Alte Post entschieden, kann ich im Nachhinein nicht mehr sagen, vielleicht weil wir am Tag zuvor auf dem Spazierweg dort vorbeigelaufen waren. Eine Internetrecherche war es jedenfalls nicht, denn die hätte die eine oder andere Warnlampe aufleuchten lassen.
In Empfang nahm uns eine Servierkraft mittleren Alters, die sich über unseren Besuch nicht sonderlich zu freuen schien und diesen Eindruck während unseres ganzen Aufenthalts konsequent durchhielt. Nicht einmal die gut gelaunten Enkel konnten ihr ein Lächeln entlocken, auch nicht dieser Hund, der normalerweise die hartnäckigsten Griesgram:innen weich kriegt.
Da ahnte er noch nichts
Getränke waren schnell bestellt: Johannisbeernektar für meine Frau (3,70 € für 0,2L) und je eine Zitronenlimo für die Kleinen (3,10 € für 0,2L), später noch zwei. Wie wir bei dieser Gelegenheit lernten, hat dieses Getränk den Vorteil, dass es auf Fotos wie Sprudel aussieht und daheim gebliebene Eltern, die ein Auge auf den Zuckerkonsum ihrer Kinder haben, später keinen Verdacht schöpfen lässt.
Für mich gab es einen halben Liter Hoepfner Kräusen vom Fass (4,70 €).
Meine Frau entschied sich für das Doradenfilet gebraten mit frischem Marktgemüse und Kartöffelchen in der Pfanne geschwenkt, mit hausgemachtem Pesto verfeinert (21,90 €), der Enkel, der nicht zu Speiseexperimenten neigt, für Pommes (5,20 €, Tütchen Mayo 0,50 € extra).
Die Enkelin fragte nach den Spaghetti mit Gemüse und Pesto (13,90 €), an die sie sich von einer der vielen Tafeln draußen erinnerte, und wurde barsch beschieden, dass es sich hier nicht um Spaghetti, sondern um Pasta handele. In einem Haus, dessen Küche auch unter mediterraner Flagge segelt, weiß man natürlich besser, was alles zur großen Pastafamilie gehört. Spaghetti jedenfalls nicht, dafür die Penne, die später serviert wurden. Sieh einer an, wieder was gelernt.
Für mich unverbesserlichen Fleischkonsumenten gab’s schließlich das Alte Post-Pfännle (Rind- und Schweinefleisch, Gemüse, Zwiebeln mit Kräutern in der Pfanne geschwenkt, dazu Röstitaler in der Pfanne serviert, 21,90 €).
Meine Frau war mit ihrer Dorade zufrieden. Nicht übergart, auch nicht das Gemüse, und das Pesto schmeckte tatsächlich so hausgemacht wie angekündigt.
Über die Pennepasta gab es ebenfalls keine Klagen, allerdings fiel auf, dass die Kleine ihren Teller nicht leeraß – solche Portionen verputzt sie normalerweise locker. Wir vertieften das nicht weiter, um das gut erzogene Mädchen nicht in Verlegenheit zu bringen.
Die Pommes wurden auf jeden Fall mit Genuss verspeist. Mir war diese halbschalige Form noch nie begegnet; die Kellnerin verriet, dass solches der Gastrofachhandel bereithält.
Form und Geschmack der Röstitaler deuteten ebenfalls auf Zukauf hin, aber sie knusperten beim Reinbeißen schon sehr nett. Das Rindersteak war zart und wohlschmeckend, ganz im Gegensatz zum Schwein, das trocken und hart und eine ziemliche Zumutung war. Zum Glück sind meine Zweiten noch gut verankert. Überflüssig allerdings die dünne Bratensauce, die die Pfanne zu einem Drittel füllte, am Fleisch bleib sie nicht hängen und zum Aufnehmen reichten die Rösti nicht. Sie war allerdings auch keine von der Art, die mich um einen Löffel hätte bitten lassen.
Danach kam es dann zum Höhepunkt dieses Restaurantbesuchs. Alle außer mir hatten nämlich noch Appetit auf einen Nachtisch. Blickkontakt mit der Kellnerin war nicht einfach herzustellen, denn das Restaurant hatte sich inzwischen gut gefüllt. Als sie dann endlich an unserem Tisch erschien, ertönte von unten ein gellender, langgezogener Schrei: Die gute Frau hatte sich auf Calvins durchaus nicht unsichtbarem Schwanz gestellt und blieb erstmal darauf stehen. Autsch. So richtig verantwortlich schien sie sich für das Geschehen unter ihren Füßen aber nicht zu fühlen, sie hätte doch geschaut! Erst später, als ich zum Bezahlen an die Theke kam, ließ sie etwas Mitleid mit dem kleinen Kerl erkennen.
Der war danach ziemlich verunsichert und verbrachte die restliche Zeit auf dem Schoß meiner Frau. Und dieser stellen sich immer noch die Nackenhaare auf, wenn sie daran denkt.
Nach diesem Intermezzo konnten wir uns dem Nachtisch zuwenden. Auf die Frage, ob es Sorbet gäbe, erhielt meine Frau ein unmissverständlichen „Nein!“ zur Antwort. Sie bat dann ersatzweise um eine Kugel Zitroneneis, die sich, Glück in all dem Unglück, dann doch als Sorbet herausstellte (1,20 €). Kann man ja mal verwechseln, und meiner Frau war es sowieso egal, denn sie hatte nach dem Vorfall keinen rechten Appetit mehr und gab die Kugel nach der Hälfte an mich weiter.
Die Sechsjährige ließ sich aber nicht lumpen und hatte noch ausreichend Appetit für drei gemischte Kugeln (3,60 €). Dieses Kind…
Der Frittengourmand schließlich hatte auch noch Platz, die Hausgemachte Belgische Waffel mit Kirschen, Eis und Sahne (5,90 €) von der Tafel draußen und über der Theke hatte ihm nämlich ins Auge gestochen. Allerdings hatte er sich diese etwas anders vorgestellt - noch Stunden später konnte er sich darüber echauffieren, dass es für so viel Geld nur ein Viertel Waffel gäbe. (Er interessiert sich gerade sehr für den Wert der Dinge und deren Relation zueinander.) Geschmeckt hat es ihm aber doch, selbst die Sprühsahne.
Kurzes Fazit: Speisen ok, mit den erwähnten Abstrichen. Aber man findet in Bad Herrenalb bessere, und das in Restaurants, in denen der Gast sich geschätzter fühlt als hier.
Seit wir vor dreizehn Jahren nach Bad Herrenalb zogen, hatten wir immer wieder gerne die Alte Post aufgesucht, nicht zuletzt deshalb, weil man in der Küche so gut mit Fleisch umgehen konnte. Dies galt bis zu unserem letzten Besuch vor gut sechs Jahren, als ein Kasseler viel zu trocken und ein Kalbspaillard viel zu trocken und viel zu dick geraten waren. Danach kehrten wir lieber in einer der zahlreichen Alternativen ein, die unser Städtchen zu bieten hat.
Vorgestern war es allerdings mal wieder... mehr lesen
Restaurant Zur Alten Post
Restaurant Zur Alten Post€-€€€Restaurant, Cafe07083922119Kurpromenade 35, 76332 Bad Herrenalb
3.0 stars -
"Am Ende war selbst der Hund bedient…" OparazzoSeit wir vor dreizehn Jahren nach Bad Herrenalb zogen, hatten wir immer wieder gerne die Alte Post aufgesucht, nicht zuletzt deshalb, weil man in der Küche so gut mit Fleisch umgehen konnte. Dies galt bis zu unserem letzten Besuch vor gut sechs Jahren, als ein Kasseler viel zu trocken und ein Kalbspaillard viel zu trocken und viel zu dick geraten waren. Danach kehrten wir lieber in einer der zahlreichen Alternativen ein, die unser Städtchen zu bieten hat.
Vorgestern war es allerdings mal wieder
Geschrieben am 09.02.2023 2023-02-09| Aktualisiert am
10.02.2023
Besucht am 07.02.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 35 EUR
Unlängst hatte ich berichtet, dass sich die Gegend in und um die Postgalerie zu einem Burgerballungszentrum entwickelt hat. Zu McDonald’s, Burger King und Hans im Glück haben sich letztes Jahr Five Guys und Burgerheart gesellt. Letzteres hatten wir besucht und für gut befunden; den Erstbesuch des Five Guys dagegen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Dieser war nun gekommen, leider.
Das Five Guys hat sich in den weitläufigen Räumen des ehemaligen S. Oliver niedergelassen und erstreckt sich über zwei Etagen. Das Interieur ist in Dinerrot gehalten, man sitzt auf Holzbänken und hat an der langen Fensterfront einen guten Blick nach draußen. Das gilt natürlich für beide Richtungen.
Bestellt wird nach Fast-Food-Manier an der Theke, man bekommt eine Nummer und wartet darauf, dass sie ausgerufen wird. Dafür stellt man sich am besten in die Nähe der Essensausgabe, denn der arme Ausrufer hatte Mühe, bis ans andere Ende des Raumes durchzudringen, obwohl der untere Gastraum vielleicht nur zu einem Viertel gefüllt war. Oben hört man sowieso nichts. Das lag auch an der lauten und etwas unangenehmen Musik, jedenfalls für unsere Ohren, die schrillen Gitarrensoli und unter hohem Anpressdruck erzeugtem Gesang wenig abgewinnen können.
Gemütlich, oder, wie man im Saarland sagt, hygge ist das Ganze nicht; eine Anzeigetafel würde den Ablauf durchaus entspannen.
Nach einem kurzen Blick auf das Menü über der Theke entschied sich meine Frau für einen Bacon Cheese Dog (8,50 €) und suchte dann für uns und unseren Hund einen Platz mit Blick auf das Gewusel draußen. Für mich sollte es ein Bacon Cheeseburger werden (11,40 €). Dazu einmal reguläre Pommes für uns zusammen (5,95 €), ein Fläschchen Wasser für mich (3,00 €) und einen Bananenmilkshake für meine Frau (5,95 €).
Wer will, kann sich die Zutaten einzeln zusammenstellen, die alle im Preis inbegriffen sind. Wer so faul ist wie ich, geht einfach „all the way“ und kriegt ins Brötchen gepackt, was das Haus so hergibt. Das vereinfacht die Bestellung ganz außerordentlich. Die Dame an der Bestellannahme war auch sehr freundlich und gerne bereit, dem mit dem System noch unvertrauten Gast die wesentlichen Prinzipien zu erklären, die sich die fünf Typen ausgedacht hatten. Sie machte für meine Frau auch den Milkshake, obwohl die Maschine dafür gerade offline war oder etwas in der Richtung.
Danach setzte ich mich zu meiner Familie und spitzte die Ohren, bis nach angemessener Zeit unsere Nummer aufgerufen wurde. Groß war die Überraschung, als mir der Ausrufer bzw. -geber eine braune Tüte überreichte, so wie man sie aus amerikanischen Supermärkten kennt. Ich hatte doch zum hier Essen bestellt! Aber so geht das, Tabletts gibt es nicht, sondern Tüten für alle. Auch meine Frau war komplett verdutzt, wie ich mit der Tüte ankam, und dachte kurz, wir müssten jetzt auf der Straße essen.
Also, Tüte auf den Tisch gestellt und geschaut was drinnen ist. (Und Calvin schonend beigebracht, dass für ihn nichts dabei war.)
Hot Dog und Burger wickelt man peu à peu aus Alufolie. Die Pommes befinden sich natürlich in einer weiteren Tüte, und der Milkshake in einem Wegwerfbecher. Vielleicht hat man ja mit der Müllabfuhr einen Rabatt aushandeln können…
Besteck gibt es keines, obwohl ich gerne welches gehabt hätte – das Brötchen verwandelte sich nach kurzer Zeit in einen formlosen Brei. Zum Glück gab es reichlich Servietten; gut, wenn Papiersparen nicht zur Liste der Key Performance Indicators gehört, und gut, wenn eine große Tüte als Abfalleimer bereits auf dem Tisch steht. Man muss aber nicht mal besonders woke sein, um den Müllberg, den man hier beim Essen produziert, für nicht mehr zeitgemäß zu halten. Die fehlenden Punkte beim Service sind hier zu verorten.
So viel zu den Umständen des Verzehrs, jetzt noch ein paar Worte zur Qualität des Essens selbst.
Die Pommes waren lang und lappig, vielleicht sollte man noch einen sechsten Guy einstellen, der sich mit der Fritteuse auskennt. Erfreulich dagegen der Umstand, dass man sich aus einer Zapfanlage so viel Mayo und Ketchup holen kann, wie man will, so konnten wir die traurigen Fritten wenigstens etwas aufbessern.
Der Milkshake war so dickflüssig, dass man ihn kaum hochgezogen bekam, und schmeckte eher nach dem Softeis meiner Kindheit als nach Banane, also durchaus angenehm. Eine sehr nahrhafte Angelegenheit, die wir nicht einmal zu zweit haben geschafft haben.
Über das Burger Bun ist schon alles gesagt; das Brötchen vom Hot Dog hat dagegen bis zum Schluss gehalten. Die Toppings schmeckten gut, und „all the way“ war sicher eine vernünftige Wahl. Soweit ich mich erinnern kann, gab es außer Bacon und Cheese noch Pilze, Gewürzgurken und gegrillte Zwiebeln. Meine Liebste fand ihre Wurst nicht lecker, ich dagegen war mit meinen zwei Patties sehr zufrieden. Knusprig gebratenes, knorpelfreies Rindfleisch, das keinen unangenehmen Nachgeschmack hinterließ, wie man ihn von den Kollegen mit der Möve oder mit der Krone kennt.
Trotzdem, Lichtjahre entfernt von den Jubelzitaten, die man hier an die Wand gepinnt hat, und bei denen man sich immer wieder wundert, dass die Leute nicht daran zu denken scheinen, dass man an diesen Sprüchen gemessen wird.
So liebt selbst Barack Obama die Five Guys, jedenfalls dem Handelsblatt zufolge, und den großen Heston Blumenthal machen sie happy.
Da war es im Nachhinein vielleicht ein Glück, dass es seinerzeit nicht zu einem Dinner im „Fat Duck“ gekommen war, als meine Älteste noch 3 km entfernt wohnte…
Unlängst hatte ich berichtet, dass sich die Gegend in und um die Postgalerie zu einem Burgerballungszentrum entwickelt hat. Zu McDonald’s, Burger King und Hans im Glück haben sich letztes Jahr Five Guys und Burgerheart gesellt. Letzteres hatten wir besucht und für gut befunden; den Erstbesuch des Five Guys dagegen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Dieser war nun gekommen, leider.
Das Five Guys hat sich in den weitläufigen Räumen des ehemaligen S. Oliver niedergelassen und erstreckt sich über zwei Etagen. Das Interieur... mehr lesen
Five Guys
Five Guys€-€€€Schnellrestaurant072120440616Kaiserstraße 215, 76133 Karlsruhe
2.5 stars -
"Alles andere als beguystert" OparazzoUnlängst hatte ich berichtet, dass sich die Gegend in und um die Postgalerie zu einem Burgerballungszentrum entwickelt hat. Zu McDonald’s, Burger King und Hans im Glück haben sich letztes Jahr Five Guys und Burgerheart gesellt. Letzteres hatten wir besucht und für gut befunden; den Erstbesuch des Five Guys dagegen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Dieser war nun gekommen, leider.
Das Five Guys hat sich in den weitläufigen Räumen des ehemaligen S. Oliver niedergelassen und erstreckt sich über zwei Etagen. Das Interieur
Geschrieben am 30.01.2023 2023-01-30| Aktualisiert am
05.02.2023
Besucht am 26.01.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 67 EUR
…gilt nicht nur in den großen Dingen des Lebens (Gatt:in, Hund, Haus, Auto), sondern auch in der Gastronomie. Das hat sich kürzlich wieder bewahrheitet, als wir uns kurzerhand entschlossen, anstelle unseres bisherigen indischen Favoriten Taj Tandoori das Ganesha in Baden-Baden aufzusuchen.
Nachdem uns das Restaurant vorher von der Langen Straße aus aufgefallen war, stellten wir fest, dass man erst mal außen herum zur Luisenstraße laufen muss.
Dort steigt man eine leicht gewendelte Treppe hoch zu einem Balkon, auf dem man auch draußen sitzen kann. (Wir haben auch ein Schild zu einem Aufzug gesehen, diesen aber nicht verifiziert.)
Das Ambiente der beiden Restaurants könnte unterschiedlicher kaum sein: Während das Taj Tandoori konsequent in blau/weiß gehalten ist, überwältigt einen das Ganesha mit dem geballten Farbenfrohsinn des Subkontinents, einer Pracht, die das europäisch konditionierte Auge gnadenlos als Kitsch einstufen würde, wenn es nicht so herrlich wäre (Las-Vegas-Effekt).
Gleich am Eingang fällt einem ein Altar ins Auge. Ganesha, der einzähnige Elefantengott, ist eine durch und durch positive Erscheinung: Dick und rund und dem Genusse zugewandt, könnte es kaum einen geeigneteren Namensgeber für ein Restaurant geben.
Direkt unter ihm sollten wir uns in der folgenden Stunde sehr wohl fühlen, das konnte auch die relativ laute Retortenbeschallung nicht verhindern - indische Instrumentalmusik hätte besser gepasst.
Auch für unseren Kleinen war dies ein besonderes Erlebnis, weil er während der ganzen Zeit auf der Bank neben meiner Frau sitzen durfte. Das war doch mal was anderes als immer unterm Tisch zu liegen, zumal an einem so unangenehm gestarteten Tag wie diesem, an dem ihm nämlich nach einem kleinen, rüdenspezifischen Eingriff die Fäden gezogen worden waren.
Bestellt wurden lauter Sachen, bei denen wir einigermaßen sicher sein konnten, dass sie uns beiden schmecken würden (die Zurückhaltung meiner Frau gegenüber der indischen Küche habe ich hier ja schon mehrfach thematisiert): Drei verschiedene Hauptgerichte, dazu zwei Sorten Brot und Joghurt; wie stets in solchen Fällen mehr, als uns an Kapazität zur Verfügung stand.
Serviert wurden die Curries in hübschen, kupferfarbenen Töpfchen und mit Teelichtern warm gehalten.
Bei den Getränken beschieden wir uns mit einer 0,75er Flasche Gerolsteiner zu 5,90 €; Lassi hätte uns zu satt gemacht.
Die Wahl meiner Liebsten fiel auf Butter Chicken (15,90 €), ein Gericht, bei dem man wenig falsch machen kann, wenn man es mild und sahnig mag. Zum berühmten Chicken Tikka Masala ist es von hier nicht weit, außer dass die Hühnerbruststücke nicht notwendigerweise im Tandoor gebacken werden, im Ganesha zum Beispiel nicht. Besonders viele waren es auch nicht. Dagegen war die sehr nährstoffreiche Tomaten-Butter-Sauce sehr großzügig bemessen. Erwartungsgemäß kein Aromenfeuerwerk und daher für meine Frau genau das Richtige.
Mein gefräßiges Auge blieb auf einer Seite mit Entengerichten hängen, einem Tier, das man in indischen Restaurants selten bis gar nicht findet, weder in Deutschland noch in Indien. Und tatsächlich sah meine Ente Palak (Spinat, 17,90 €) so aus, als wäre sie in einem China-Imbiss in die üblichen Scheiben geschnitten worden; dass es sich um ein Schmankerl aus dem indisch-chinesischen Grenzgebiet handelt, darf als unwahrscheinlich betrachtet werden.
Aber auch hier kann man Ente: Der knusprige, unter der Haut saftige Vogel war eine glatte 10 auf der Asiaentenskala. Der herbe Spinat bot den Fleischscheiben ein adäquates Bett, auch ohne Paneer (Hüttenkäse), mit dem er meistens serviert wird.
Dazu bestellten wir noch eines unserer Lieblingsgemüse, Bhindi Masala (Okra, 14,90 €). Wir beide mögen Okra, der knackige Biss der Samen und das klebrige Fleisch der Schote machen immer wieder Spaß, und dieses Masala war besonders gut gewürzt. Ach, Bockshornklee, ich liebe dich…
Abgerundet wurde dieses reiche Mahl durch Kheera Raita (4,50 €), mit Gurke, Koriander und Zimt angemachter Joghurt, der zu einem indischen Essen eigentlich immer dazugehört. Dass ich ein Foto machen wollte, fiel mir erst ein, nachdem ich schon einen Löffel auf meinen Teller geklackst hatte.
Von den stets dazugehörenden Chutneys möchte ich vor allem die köstliche Minzsauce erwähnen.
Obwohl die Curries mit Basmatireis serviert wurden, konnten wir uns nicht verkneifen, noch zwei Brote zu bestellen.
Meine Frau wollte eigentlich Garlic Naan, switchte dann aber um auf Butter Naan (3,90 €), mit Rücksicht auf die Kosmetikerin, mit der sie die nächsten anderthalb Stunden zu verbringen gedachte. Ich fragte wieder nach Aloo Paratha, dem mit Kartoffelmasse gefüllten, in der Pfanne gebackenen Fladenbrot.
Das gab es zwar nicht, dafür aber Namaste Naan (4,50 €), ebenfalls mit Kartoffeln gefüllt und aus dem Tandoor. Noch nie gesehen, deswegen mit "namaste!" begrüßt und mit Genuss verspeist. Wie alles an diesem sehr gelungenem Mittag.
Gute Noten erzielte das Haus nicht nur beim Essen, sondern auch in punkto Sauberkeit: Es kommt selten vor, dass meine Frau, die in Hygieneangelegenheiten keine Sympathiepunkte vergibt, die Toiletten so überschwänglich lobt. Auch der Service durch die junge Kellnerin war tadellos, und nicht nur deshalb, weil sie mit unserem Begleiter sofort Freundschaft geschlossen hatte.
Es scheint, dass wir hier ein neues indisches Lieblingsrestaurant gefunden haben, und das nicht nur für Baden-Baden, sondern überhaupt.
…gilt nicht nur in den großen Dingen des Lebens (Gatt:in, Hund, Haus, Auto), sondern auch in der Gastronomie. Das hat sich kürzlich wieder bewahrheitet, als wir uns kurzerhand entschlossen, anstelle unseres bisherigen indischen Favoriten Taj Tandoori das Ganesha in Baden-Baden aufzusuchen.
Nachdem uns das Restaurant vorher von der Langen Straße aus aufgefallen war, stellten wir fest, dass man erst mal außen herum zur Luisenstraße laufen muss.
Dort steigt man eine leicht gewendelte Treppe hoch zu einem Balkon, auf dem man auch draußen sitzen... mehr lesen
4.5 stars -
"Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht noch was Bess’res findet…" Oparazzo…gilt nicht nur in den großen Dingen des Lebens (Gatt:in, Hund, Haus, Auto), sondern auch in der Gastronomie. Das hat sich kürzlich wieder bewahrheitet, als wir uns kurzerhand entschlossen, anstelle unseres bisherigen indischen Favoriten Taj Tandoori das Ganesha in Baden-Baden aufzusuchen.
Nachdem uns das Restaurant vorher von der Langen Straße aus aufgefallen war, stellten wir fest, dass man erst mal außen herum zur Luisenstraße laufen muss.
Dort steigt man eine leicht gewendelte Treppe hoch zu einem Balkon, auf dem man auch draußen sitzen
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Wenn es irgendwas zu feiern gibt, ist das Restaurant & Hotel Schloss Eberstein eine unserer Lieblingsadressen. Es ist von uns aus bequem zu erreichen und bietet neben seiner besternten, frankobadischen Küche und einem angemessen sortierten Keller die angenehme Möglichkeit, satt und weinselig in einem seiner gemütlichen Zimmer ins Bett zu sinken.
Follower-friendly
Und, nicht zu vergessen, der instagramtaugliche Blick über den Gernsbacher Ortsteil Obertsrot, der so malerisch im Murgtal liegt, dass selbst die dort ansässige Papierfabrik einen gewissen Charme ausstrahlt.
Die Aussicht kann man besonders gut genießen, wenn die Tische auf der langgestreckten Terrasse gedeckt werden. Dieses Mal hatten wir das Glück, das spätsommerliche Wetter war ein Traum, der anfänglich etwas böige Wind beruhigte sich schnell und auch die Temperatur blieb den ganzen Abend angenehm, da die Steine tagsüber genügend Wärme gespeichert hatten.
Betreut wurden wir von Restaurantleiter/Kellermeister Sami Mandou und einer jungen Kollegin. Mehr Personal war im Außendienst nicht nötig, da auf der Sterneterrasse außer uns nur ein weiteres Paar zu bewirten war. (Eine Etage weiter unten, auf der Terrasse der Schlossschänke, war hörbar mehr los.)
Als allererstes wurde Calvin mit Wasser versorgt, wie man das in einem gut geführten Haus erwartet, aber nicht immer erlebt. Danach nahm er zufrieden zu unseren Füßen Platz.
Geringfügig editiert
Unser Reinschmecker-Arrangement kam mit Zimmer, Aperitif nach Wahl und fünf der sechs Gänge des Schloss Eberstein Menüs, welche auf der Karte mit 128 € ausgewiesen sind (komplett 140 €). Für uns genau richtig, als meine Frau ohnehin auf den Käse verzichtet hätte und ich auf das Dessert.
Als Herr Mandou beim Durchgang durch das Aperitif-Angebot bei Champagner angekommen war, sagten wir unisono „stop!“. Rosé pour madame, blanc pour moi. Aus welchem Hause sie kamen, habe ich vergessen, die obligatorischen Fotos leider auch. Für Champagner wurde ein Aufpreis von zusammen 19 € berechnet, was mir aber erst jetzt beim Verfassen des Berichts auffällt. Wahrscheinlich versteht sich das von selbst. Auf jeden Fall zwei angenehme Tröpfchen, die ohne zu kleben den Hals hinunter kullerten und perfekt einstimmten auf das, was folgen sollte.
Zum Beispiel drei frischgebackene Brötchen: Natur, Speck und Walnuss, dazu mit Räucherpaprika aufgeschlagene Butter. Damit konnten aufkommende Heißhungerattacken – wir hatten sehr sparsam zu Mittag gegessen – erst mal in Schach gehalten werden.
Der erste von zwei Grüßen aus der Küche ließ nicht lange auf sich warten, eine Miniaturquiche und eine Praline, an deren Füllung ich mich leider auch nicht mehr erinnern kann. Das Alter und der Alkohol… Ich sollte mir endlich mal angewöhnen, mir sowas zu notieren.
Gruß Nummer zwei war einfacher zu merken: Ein Gurkensorbet auf mild kandierter Melone, stiefmütterlich dekoriert und mit Yuzu-Unterstützung sehr erfrischend.
Dann war der Schampus auch schon alle, und es wurde für den ersten Gang eingegossen. Die 5-gängige Weinbegleitung war ebenso originell wie passend und schlug mit 79 € zu Buche, die sich angesichts des sehr lauteren Einschenkens geradezu als Schnäppchen erwiesen. Dazu gleich noch mehr.
Meine Frau wollte sich mit Alkohol etwas zurückhalten und nur ab und zu bei mir probieren. Für solche Fälle hält man dort die Erzeugnisse aus dem namhaften Saftladen van Nahmen bereit, zum Beispiel diesen aromatischen Fruchtsecco aus Quitte und Apfel (9 € das später großzügig nachgefüllte Glas).
Der begleitete sie treu durch das ganze Menü und kommt auf unsere nächste van-Nahmen-Bestellliste.
Das stille Wasser aus der Karaffe – auf der Rechnung als „Eberst. med.“ ausgewiesen – kostet ebenfalls je 9 € und erfüllt damit seine Querfinanzierungspflicht.
Das eigentliche Menü startete mit Gänseleber | Pflaume | Original Beans Yuna | Kaffee. Ein hübsch dekorierter, schokoladenüberzogener, auf dem Foto kaum als solcher zu erkennender Donut aus Gänseleberpastete, der als ein in mehrerlei Hinsicht sündiges Dessert ebenfalls eine gute Figur gemacht hätte.
Ganz außerordentlich gut passte dazu der 5 Jahre im Fass gereifte und seit 2012 in der Flasche auf uns wartende Portwein. Vollmundig, wie ich es bisher noch nicht erlebt hatte, und mit so viel Pflaume und Schokolade im Bouquet, dass es den Donut dazu fast nicht gebraucht hätte. Und hier zeigte sich schon, dass Herr Mandou den Wein stets so rechtzeitig präsentiert, dass man genügend Zeit hat, sich mit ihm auseinanderzusetzen. So wurde bei Eintreffen des dazugehörigen Ganges stets gerne und großzügig nachgeschenkt. Das zog sich durch das ganze Menü und sorgte für gute Atmosphäre.
Es folgte ein Saibling, begleitet von Granny Smith I Sellerie I Petersilie I Schwarze Walnuss. Ohnehin, wie es sich für Schwarzwälder gehört, einer unserer Lieblingsfische, aber dieser war ganz besonders liebevoll gebeizt. Obenauf Olivenölperlen und zu Pulver getrocknetes Selleriegrün, daneben Püree von der Knolle und Sorbet wiederum vom Grün. Nose-to-tail geht, wie man sieht, auch mit Gemüse, und ich hätte nicht gedacht, dass Selleriesorbet so köstlich sein kann.
Schwimmen durfte der Saibling in einem fruchtigen Riesling aus Kröv (nein, kein partiell textilfreier) von einem der schönen Südhänge, die die Mosel ihren zahlreichen Schlenkern zu verdanken hat.
Allmählich wurde es Calvin unter dem Tisch doch ein wenig langweilig, aber zwischen den beiden Fischen bot sich ihm mal die Gelegenheit, seinen Blick über die spektakuläre Aussicht schweifen zu lassen.
Vom hübschen Saibling zu einer der hässlichsten Kreaturen, die auf Gottes weitem Meeresgrunde ihr Unwesen treiben: Dem Seeteufel. Hier ruhte er appetitlich auf einer Artischockenratatouille-Insel in einem Beurre-Blanc-See, begleitet von einem konfierten Kartoffelröschen. So kommt selbst der Teufel manchmal in den Himmel.
Zu trinken gab’s natürlich auch, diesmal von einem Winzer in unserer Nähe. In Baden-Baden baut der ehemalige Kugelstoßer Volker Maier wuchtige Weine an, unter anderem diesen holzfassgereiften Grauburgunder:
Ich schließe mich Herrn Maiers Einschätzung an, dass er mit diesem kräftig entwickelten Wein eine seiner Bestweiten erzielt hat. Und für uns ein guter Grund, demnächst mal wieder über den Berg ins schöne Baden-Baden zu fahren.
Es dämmert
Nach all dem Fisch Zeit für ein Stück Fleisch, nämlich für Gebratenes Kalbsfilet I Bries I Zweierlei vom Pfifferling I grüne Bohne I Pancetta.
Das üppige Filet zartrosa gebraten – leider habe ich kein Foto vom Anschnitt –, gratiniert mit Kräuterbutter und auf einem Spiegel von einer hochkonzentrierten, ziemlich salzigen Jus. Das walnussförmige Ding oben rechts war der einzige kleine Durchhänger dieses Abends, ein Pfifferlingsoufflé, das weder nach Pfifferlingen noch nach sonst etwas schmeckte und dem nur die kräftige Jus etwas Leben einhauchen konnte. Sehr schön dagegen die Pfifferlinge und die pancettaumwickelten, knackigen Bohnenbündel. Über das zarte Bries schließlich freute ich mich besonders, denn das ist ja eher eine Rarität auf Deutschlands Speisekarten, während meine Liebste, seit jeher voller Misstrauen gegenüber Innereien, sich mit sich selbst nicht recht einig wurde, ob es ihr nun schmecken sollte oder nicht. So bekam ich eben noch ein Stück dazu.
Dazu, wieder aus Portugal, ein mächtiger Roter mit genügend Wumms, dem substantiellen Hauptgang auf Augenhöhe zu begegnen.
Der Abend neigte sich sichtbar dem Ende zu, was der Schönheit des Murgtals aber keinen Abbruch tat, im Gegenteil.
Mit einem kleinen Zwischengang aus Butterscotcheis wurde noch einmal der Gaumen gekühlt, bevor wir auf die Zielgerade einbogen. Die hohe Kunst der Pâtissierenden ist ja, dass Gäste, die eigentlich schon satt sind, ihre stets kalorienschwangeren Kreationen trotzdem noch mit großem Genuss verspeisen können.
Zum Beispiel die Eisvariationen, die meine Frau serviert bekam, Weißer Weinbergpfirsich I Yuzu I Grüntee I Pekanüsse. Das dritte grüne Eis des Abends, diesmal in einer etwas geläufigeren Form, aber nichtsdestoweniger höchst delikat. Ein wahrhaft gelungener Abschluss.
Ich hatte mein Eis ja gegen den Käsegang getauscht: Fourmé d’Ambert I Kirsche I Pistazie. Ein ganz, ganz milder Blauschimmelkäse, den ich bei geschlossenen Augen vielleicht nicht als solchen erkannt hätte. Dazu Fetzen eines Pistaziensponges und würzige, getrocknete Kirschen.
Die Wartezeit auf den letzten Gang versüßte mir ein – Überraschung! – Portwein, diesmal keiner aus dem Mutterland, sondern aus Südafrika. Heiliger St. Portus, die können das wahrlich auch! Sorgen hatte ich zwar keine, außer um meinen Kopf am nächsten Morgen, aber trotzdem einen schönen, schleckrigen Likörwein.
Mit den Petit Fours war dann endgültig Schluss. Satt und glücklich gingen wir noch einmal Gassi und danach ins Bett.
Lass die Morgensonne...
Und am nächsten Morgen sah es hier so aus, als wäre nichts geschehen...