"Eingefleischte Oldschool-Gastwirtschaft für den großen Hunger zwischendurch"
Geschrieben am 25.12.2025 2025-12-25
Restaurant Kaminstubb
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Besenwirtschaft, Bar
072714767
Raiffeisenstraße 3, 76744 Wörth am Rhein
"Überraschung an Heiligabend"
Geschrieben am 25.12.2025 2025-12-25
Restaurant Steig 1903
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Restaurant
070423766663
Hans-Krieg-Straße 13, 71665 Vaihingen an der Enz
"Essen soll Spaß machen: Hier gelang das für uns voll"
Geschrieben am 24.12.2025 2025-12-24
La Cuisine Rademacher
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Sternerestaurant
022196898898
Dellbrücker Hauptstraße 176, 51069 Köln
Baden-Württemberg
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Es ereignete sich an einem sommerlichen Montagabend. Mich überfiel bei meiner abendlichen Rundtour auf dem Rheinradweg ein fieses Hungergefühl. Da kam mir ganz kurzfristig die Idee, in der altehrwürdigen Kaminstubb „auf gut Glück“ aufzuschlagen.
Die Chancen, dort einen freien Platz zu ergattern, sind ja selbst bei einem mehrere Tage zuvor getätigtem Anruf nicht sonderlich groß. Also warum nicht mal spontan das gutbürgerliche Schicksal herausfordern?
Der Laden brummt seit jeher – also gute 35 Jahre lang – und wird wohl auch noch bis zu dem Tag brummen, an dem Eva Martus und ihr Mann in ihre wohlverdiente Rente gehen. Allzu lange dürfte das wahrscheinlich nicht mehr dauern. Einheimische und badische Vollblut-Karnivoren hoffen sicherlich auf verlängernde Umstände.
Überraschenderweise wurde mir vom anfänglich etwas mürrisch wirkenden Patron doch tatsächlich ein Platz an der Theke gewährt. An jener saß ich zum ersten Mal und ein über ihr angebrachtes Schild mit der These, dass acht Schoppen Bier den täglichen Tagesbedarf an Vitamin C komplett abdecken würden, beruhigte den nach wohlgehopfter Isotonie dürstenden Radfahrer in mir.
Gemäß dem Motto „Gesunde Ernährung kann so einfach sein!“ bestellte ich eilig ein frisch gezapftes Pils (0,5l für 4,70 Euro) von der Karlsruher Traditionsbrauerei Hatz-Moninger, das mir der mit zunehmender Verweildauer am Tresen immer sympathischer werdende Kaminstubb-Wirt zeitnah aus dem Hahn ließ. Es sollte an diesem Montagabend Anfang Juli nicht das einzige bleiben.
Zu meiner Linken wurde bald ordentlich was weggeschnitzelt. Auch mir gefiel das eindeutig nach Sättigung trachtende „Paniergehabe“ meiner temporären Thekengenossen. Von der umfangreichen Schnitzelkarte wählte ich das am meisten gepfefferte. Ein Kollege von der Wörther Gourmand-Genossenschaft hatte sich jenes Pfefferschnitzel (18,90 Euro) vor ein paar Jahren mal gegönnt.
Schon hatten seine beiden mit Pfefferrahmsauce servierten Schweineschnitzel „Wiener Art“ meine Sinne „geschärft“. Der Abend schien daher wie gemacht für den Selbstversuch. Das Radeln zurück nach Wörth kam mir als „Verdauungsvorschuss“ gerade gelegen. In den knapp 19 Tacken war auch ein schmackig angemachter Salatteller enthalten. Bei der Beilagenwahl „krokettierte“ ich mit frittierten Kartoffelzylindern.
Keine Ahnung, warum ich die Portionsgröße von damals nicht mehr warnend im Hinterkopf hatte als ich vorweg noch eine hausgemachte Tomatensuppe mit Sahnehaube (5,50 Euro) orderte. Aber ein Wörther Pedalritter kennt ja angeblich sein Magenvolumen. Und das süffige Hatz-Pils schürte ohnehin weitreichende Appetitfantasien.
Die Wartezeit war trotz nahezu komplett besetztem Lokal nicht übertrieben lange. Ich vertrieb mir die Zeit mit ein wenig Smalltalk. Und wer sagt’s denn: der Mann hinterm Tresen entpuppte sich als viel gesprächiger als anfänglich vermutet.
Die Tomatensuppe wurde in einer gewöhnlichen Suppentasse serviert und duftete mir „gin-geladen“ entgegen. Fein pürierte, reife Rotware, beherzte Würze und ein guter Schuss vom herben Wacholder-Schnaps ließen mich die Tasse mit Genuss auslöffeln.
Das Bisschen Schnittlauch und der Klecks Sahne obendrauf taten der tadellos abgeschmeckten Tomaten-Terrine überhaupt nicht weh. Da habe ich in einigen Osterien und Trattorien schon deutlich schwächere Pomodoro-Resultate vorgesetzt bekommen – und die zum doppelten Preis.
Beim Beilagengrün kam man meinem Wunsch nach Beschränkung auf frische Salatblätter nach.
So blieb mir der ungeliebte Krautsalat erspart. Zum üppig verwendeten Hausdressing – immer wieder ein würzig-saures Vergnügen – gesellten sich noch großzügig darüber gequetschte Balsamico-Trails. Letztere hätte es aus meiner Sicht gar nicht gebraucht, denn ich mag das Dressing am liebsten schön säuerlich.
Es folgten die beiden panierten, mit reichlich grob gemahlenem Pfeffer gesegneten Schnitzel, die gut gebräunt aus der Butterpfanne kamen.
Die vorher aus der Küche vernehmbaren, dumpfen Klopfgeräusche ließen mich auf zarte Fleischverhältnisse hoffen.
Unter den beiden schweinernen Bravourstücken befand sich eine helle Pfefferrahmsauce mit klarem Sahne- und Butterbekenntnis. In einer kleinen Schüssel befanden sich noch ein halbes Dutzend Kroketten. Beim Thema Sättigung schien man auf Nummer sicher gehen zu wollen.
Irgendwie schaffte ich es, beide Schnitzel samt Salat und Kroketten – wenn schon, denn schon! – komplett zu verputzen. Wobei das zweite Bier hierbei entscheidend mithalf. Auch ein Magen wächst schließlich mit seinen Aufgaben. Und diese fußten auf solide geköcheltem, gutbürgerlichen Küchenhandwerk wie man es heute leider nicht mehr allzu oft vorfindet. Da nimmt man die etwas pampige Rahmsauce und die entbehrlichen Balsamico-Grüße aus der Quetschflasche beim Salat halt auch mal in Kauf.
Auf ein hochprozentiges „Verdauerle“ verzichtete ich dann aber doch aus Gründen der Bewahrung meiner Zweiradtauglichkeit. Ich musste ja wieder mit dem Drahtesel zurück nach Wörth…
Die Kaminstubb ist und bleibt – zusammen mit dem Restaurant im Hotel Vater Rhein – unangefochten an der Spitze der Wörther Hausmannskostliga. Ob Rumpsteak, Cordon Bleu oder Schnitzel – hier bekommt der hungrige Fleischesser eine ordentliche Qualität für sein Geld geboten. Und so eine kleine gastronomische Zeitreise tut ja ab und an auch mal gut.