"Deutsche Küche beim Asiaten? Das geht sogar erstaunlich gut. Nur die Sauberkeit war(gewohnt) schlecht"
Geschrieben am 18.10.2025 2025-10-18 | Aktualisiert am 18.10.2025

"Der neue Grieche in Radeberg musste doch von uns nun auch mal getestet werden-und wurde für gut befunden"
Geschrieben am 18.10.2025 2025-10-18 | Aktualisiert am 18.10.2025

Töchterchen war abgesetzt, mein Termin recht schnell erledigt, stand ich nun mit Frauchen am Straßenrand, und wir durchsuchten den großen Onlinekartenanbieter nach Gastronomie in der Stadt. Da staunten wir das erste Mal, den so viele Gaststätten oder Restaurants gibt es gar nicht mal in der Stadt, es dominieren eher die Imbisse und Lieferdienste für Döner, Burger und asiatische Küche. Der nächste Schock folgte auf dem Fuße, denn von den verbliebenen Gaststätten und Restaurants hatte die Vielzahl zum Wochenanfang geschlossen. Fündig wurden wir schließlich unweit des Eishockey Stadions im Zentrum der Stadt. Hier, gleich neben dem ehemaligen Wasserturm der Stadt sollte heute die „Hanna Gaststätte "Am Wasserturm“ geöffnet haben. Das klingt doch nicht schlecht, gutbürgerliche, deutsche Küche wie bei Google versprochen, sollte doch gehen.
Also begaben wir uns mit unserem vierrädrigen Untersatz zur angegebenen Adresse, und fanden vor der Gaststätte einen ausreichend großen Parkplatz vor. Die Gaststätte stand unmittelbar vor dem alten Wasserturm, und versprach laut Werbeschild von außen auch, ein Eiscafé zu sein. Die Tische auf der kleinen Terrasse vor der Gaststätte waren gut besetzt, wir zogen es jedoch vor, im inneren zu speisen. Erstaunt waren wir beim Betreten des Lokals, wurden wir doch von einem jungen, vietnamesischen Pärchen begrüßt. Wir kamen erst einmal ins Grübeln, denn eigentlich hatten wir uns doch auf deutsche Küche eingerichtet. Da wir ja auch wussten das die meisten anderen Gastros heut eh geschlossen haben, blieben wir also. Man überließ uns die freie Platzwahl, und so platzierten wir uns mittig im Restaurant. Hier hatten wir den besten Überblick.
Der junge asiatische Mann (jung? Man kann bei ihnen das Alter immer schwer schätzen) wirbelte im Gastraum, während seine Frau in der Küche stand. Er brachte auch alsbald die Speisekarte, und wir waren abermals erstaunt. Wird hier doch asiatisch-vietnamesische Küche genauso geboten, wie typisch, gutbürgerliche deutsche Küche.
Oha. Dabei reichten die deutschen Speisen von der typisch ostdeutschen Soljanka für 4,90 €, über ein klassisches Bauernfrühstück für 15,30 € bis zum Sauerbraten mit Rotkohl und Kartoffeln für 21,90 € oder das 300 gr. Rumpsteak mit Pommes für 28,00 €. Insgesamt stehen 19 deutsche Gerichte in der Karte., und auch an Vegetarier wird dabei gedacht.
An asiatisch-vietnamesischen Speisen stehen 5 Vorspeisen für knapp 5 Euronen zur Auswahl, die Hauptspeisenauswahl ist derweil fast utopisch. So gibt es die verschiedensten Gerichte in allen möglichen Richtungen, meistens jeweils als vegetarisch, mit Tofu, mit Hühnerfleisch gegrillt oder gebacken, mit knuspriger Ente, mit Rindfleisch oder mit Großgarnelen, ab und an auch mal mit gegrillten Lachs. Die Preise bewegen sich dabei zwischen 10 bis 20 Euronen. OK.
Wir hatten recht schnell gefunden, was wir wollten, es sollte bei der deutschen Küche bleiben. Nun kam aber leider schon wieder der nächste AHA-Effekt. Denn was nützt mir eine große Karte, wenn es dies und das nicht gibt. Ich wollte zum Beispiel ein Jever Pils vom Fass und eine Soljanka als Vorspeise, beides war nicht verfügbar.
Mmmmh, ok, also schnell umswitchen und so bestellten wir:
Getränke:
· 1x 0,4´er Radeberger Pilsner für 4,20 €
· 1x 0,2ér Weißwein der Kelterei Jung&Knobloch Albiger Scheurebe für 5,50 €
Vorspeisen:
· 1x Würzfleisch mit Zitrone und Toast für 6,50 €
· 1x Thai Suppe „Tom Yam Gun” mit gebratenen Hähnchenbruststreifen für 4,50 €
Hauptspeisen:
· 1x Schweinelendchen mit Waldpilzrahmsoße, Kaisergemüse und Kroketten für 17,90 €
· 1x Holzfällersteak mit Röstzwiebeln und Bratkartoffeln für 18,90 €
Die beiden Getränke waren nach wenigen Minuten recht schnell am Platz, wobei uns missfiel, dass man das Weinglas nicht am Stiel fasste, sondern am Kelch, und auch die schöne Schaumkrone beim Pils war schon verschwunden. Macht man so eigentlich nicht. Egal, wir konnten erst einmal Prost machen, und uns genauer im Gastraum umschauen.
Hier merkte man nun wieder, dass man beim Asiaten is(s)t. Die Tischdecken waren teilweise fleckig, also auch nicht an diesem Tag frisch draufgekommen. Auch die Speisekarten hätten hier und da mal neue Einleger gebraucht. Für mich aber so typisch für (unsere) Asiaten in der Gegend.
Das Mobiliar ist auch deutlich in die Jahre gekommen, und teilweise schon ganz schön abgeranzt. Die Sitzkissen auf den Stühlen kann man als solche nicht mehr bezeichnen, denn die waren mehr als durchgesessen. Da hätte man sich diese auch sparen können.
Ich denke mal das Inventar und der Ausbau stammt von Anfang der 90íger Jahre, als das Lokal als deutsche Gaststätte eröffnet wurde, und dann bei der Übernahme durch das vietnamesische Pärchen ohne weitere Investitionen übernommen wurde.
Eine knappe viertel Stunde nach unserer Bestellung kamen die beiden Vorspeisen. Ich hatte mir ja eigentlich Soljanka gewünscht, bin dann aber wegen der Nichtverfügbarkeit auf die Thai Suppe „Tom Yam Gun” für 4,50 € umgeschwenkt. Diese vietnamesische Suppe war so wie man sie in so einem Lokal erwartet. Angenehm heiß, angenehm scharf.
Mit viel Gemüse versetzt, welches aus Paprika, Brokkoli, Lauch, Ingwer und Tomate bestand. Sie schmeckte generell nicht schlecht, aber eigentlich ist ja die originale Thai Suppe „Tom Yam Gun” mit Garnelen und nicht so viel „eingedeutschtem“ Gemüse. Hier war sie jedoch mit Hühnchen Fleisch versetzt, und müsste eigentlich „Tom Yam Gai“ heißen. Aber so kann man den Normalo-Deutschen veräppeln.
Frauchen hatte sich für das Würzfleisch entschieden, und ist ganz gut damit gefahren. Es war kein fertiges mit gleich großen Hähnchenfleischwürfeln, hier hatte man gesehen das das Huhn in der Küche gekocht wurde, und das Fleisch eher gerupft statt geschnitten wurde,
denn es waren viele unterschiedlich große, fasrige Stücken im Würzfleisch drin. Teilweise waren auch noch kleine Fettanhaftungen zu sehen. Insgesamt das Fleisch gut gewürzt, war auch die dicklich, sämige Soße richtig gut, und selbst angerichtet.
Das Ganze dann noch mit einer dicken Scheibe Käse überbacken, fertig. Dazu gab es natürlich die Dresdner Worcestersauce.
Eine viertel Stunde nach unseren Vorspeisen kamen dann auch schon unsere beiden Hauptspeisen. Ich wünschte es heute deftig, und hatte das Holzfällersteak mit Röstzwiebeln und Bratkartoffeln geordert. Und ja, das konnte sich wirklich Rostbrätl nennen.
Zwei dicke Scheiben deftig gewürzter und gut gebratener Schweinekamm, angenehm mit etwas Fett durchzogen, lagen unter einem großen Haufen frisch gebratener Zwiebel. Ganz oben auf dann noch ein Klecks scharfer Meerrettich. Dazu noch einmal eine ordentliche Portion Bratkartoffeln.
Diese waren ebenfalls mit frischer Zwiebel als auch reichlich kleinen Speckstippen versehen. Sie waren angenehm knusprig gebraten, einige hätten allerdings gern noch ein kleines Weilchen in der Pfanne verbringen können. Dazu ein einfacher Beilagensalat.
Frauchen hatte sich die Schweinelendchen mit Waldpilzrahmsoße, Kaisergemüse und Kroketten gewünscht. Alternativ zur Waldpilzrahmsoße wäre auch eine Pfefferrahmsoße verfügbar gewesen, aber da Frauchen keinen Pfeffer verträgt war dies ja keine Wahl.
Und auch Kroketten mochte sie nicht so recht, dafür gab es ohne Aufpreis Kartoffelröstis. Diese waren zwar ganz klar Convenience, aber sie waren angenehm knusprig und lecker. Auch ihr Teller war dann richtig mit Fleisch vollgepackt, denn hier wurden mehrere Scheiben sehr zartes Schweinelendchen serviert.
Über dem Lendchen verteilte sich die cremige Soße mit verschiedenen Waldpilzen. Das diese ebenfalls aus der TK kommen ist sicher alternativlos. Was uns Verwunderte war der Geschmack der Waldpilzsoße als auch der Lendchen. Irgendwie waren sie anders, aber trotzdem gut gewürzt.
Wir sind leider nicht dahintergekommen um welche Gewürze es sich hier handelte. Als Gemüsebeilage gab es hier das klassische Kaisergemüse wie wir es aus dem Handel kennen mit Brokkoli, Blumenkohl, Erbsen und Möhren. Das Gemüse war angenehm fest und nicht zerkocht. Auch hier noch eine kleine Salatbeilage,
Wir waren noch nicht recht fertig, da standen Töchterchen und Schwiegersohn in der Türe. An ihren Blicken erkannten wir das auch sie gern was essen möchten, also wurde noch einmal die Speisekarte gezückt. Wir bestellten noch einmal:
· 1x Bauernfrühstück mit Salatgarnitur für 15,30 €
· 1x gebackene Banane mit Honig und Mandeln für 5,90 €
Das Bauernfrühstück war auch wieder eine ordentliche Portion, denn unter dem dicken Eimantel waren doch ganz paar ordentlich krosse Bratkartoffeln.
So kenn ich es, wenn meine Frau die Reste vom Wochenende verwertet. Traditionell gehört bei uns dann noch Gewürzgurke dazu, welche hier auch nicht fehlte. Dazu noch eine kleine Salatbeilage, fertig.
Töchterchen wollte die gebackene Banane, welche ihr mit dem süßen Honig auch gut schmeckte. Einzig das mitgelieferte Vanilleeis war nicht so ihres, das schmeckte dann doch etwas abgestanden.
Bevor es nach Hause ging, musste ich noch einmal kurz zum WC. Und ich sage mal so, zum Glück das ich nach dem Essen war, ansonsten hätte ich das Lokal sofort verlassen. Für mich ein absolutes NoGo, war doch hier auf dem WC der Wasserhahn abgedreht, und stattdessen stand dort eine Schüssel mit deutlich abgestandenen und dreckigen Wasser zum Hände waschen. Das war einfach igitt.
Zum Glück haben wir im Auto immer feuchte Reinigungstücher.
Wir zahlten mit Karte, und machten uns dann wieder auf den Heimweg.
Unser Fazit: wir zahlten zu viert 87,20 Euro in der Hanna Gaststätte "Am Wasserturm" im ostsächsischen Weißwasser. Die beiden Vietnamesen scheinen schon länger in Deutschland zu sein, denn die deftige, deutsche Küche beherrschen sie. Allerdings lässt das Ambiente mit dem alten Mobiliar als auch der Fauxpas auf der Toilette stark zu wünschen übrig. Vom Essen her ja, vom Rest her eher nicht mehr unser Lokal.