Niedersachsen

Allgemein

Seit vielen Jahren verbringen wir unseren Winterurlaub in der Cux-Region und waren bisher immer beim Nachbarrestaurant essen. Diesen Sonntag, nach einer Führung im Fort Kugelbake, kamen wir ausgefroren und hungrig kurz nach eins auf der Niedersachsenallee an, und entschieden uns spontan in die Fischkiste essen zu gehen. Durch den Windfang hindurch kamen wir direkt in einen relativ großen Restaurantbereich, welcher zu dieser Zeit auch noch sehr gut besucht war. Wir fanden einen leeren Tisch für uns vier, und eine freundliche, junge Kellnerin brachte sofort die Karte. Sofort wurden wir auch nach den Getränken gefragt, ohne auch nur einmal in die Karte schauen zu können. So wurde "irgendetwas" bestellt, worüber unsere Kinder nicht sehr erfreut waren. Dann hatten wir aber ausgiebig Zeit die Karte zu studieren, denn trotz hungrigen Magen kam die Kellnerin erst nach weiteren 15-20 Minuten zu uns, um die Bestellung aufzunehmen. Andere Tische, welche später besetzt wurden, aber näher an der runden Theke lagen, wurden deutlich früher bedient. Wir überlegten zwischenzeitlich das Lokal zu verlassen. Auch saßen wir sehr ungünstig, und immer wenn die Tür zum Lokal aufging zog es unangenehm kalt herein.Die Karte war sehr umfangreich und die Preisspanne von 8,50 € bis 22,00 € recht groß. Der Großteil der Gerichte liegt jedoch zwischen 11,-€ bis 15,-€. Als dann endlich die Bestellung aufgenommen wurde, fragten unsere Kinder nach einer halben Portion, da sie von der großen Karte(die kleine wollte Lachs und die große Dorsch) essen wollten, die Portionen auf den Nachbartischen ihnen aber zu groß erschienen. Sie wurden kurzerhand auf die Kinderkarte verwiesen, welche ideal für unsere Kinder(10 und 13) wäre aber leider nur 4 Fischgerichte enthielt. In Kürze mussten sie sich wiederum für ein Essen entscheiden. Sie wählten Seelachsfilet und Schollenfilet mit Bratkartoffeln. Meine Frau und ich entschieden uns für Dorsch im Bierteig mit Bratkartoffeln. Das Essen kam dann sehr zügig. Für die Kids waren die Kinderportionen natürlich viel zu klein und sie hatten dannach immer noch Hunger. Unsere Portionen waren ok. Die Bratkartoffeln leider ohne Zwiebeln und etwas fettig. Die angebotene Remoulade riß einen nicht wirklich vom Hocker.
Ich denke wir werden die nächsten Jahre wieder beim Nachbarn speisen gehen.
Bedienung
Die Bedienungen waren völlig überlastet und die Beratung unter aller Sau. Da wir etwas weiter vom Tresen entfernt saßen wurden wir auch gern vergessen.
Das Essen
Die Kinderportionen, welche unseren Kindern(10 und 13 jahre) empfohlen wurden, waren für ihre Altersklasse eindeutig zu klein und eher etwas für Kleinkinder. Halbe Portionen für größere Kinder oder Senioren wurden nicht angeboten. Somit entsprach ihr Essen nicht wirklich dem was sie sich gewünscht hatten und sie verließen hungrig das Lokal. Unser Dorsch im Bierteig war lecker, die Remoulade ging so. Die Bratkartoffeln waren noch sehr hell und einfach zu fettig. Grünzeug auf den Tellern bis auf drei dünne Scheibchen Gurken war Fehlanzeige. Das geht besser. Vor allem bei solchen Preisen.
Das Ambiente
Naja ich würde sagen typisch Markthalle oder größere Kantine. Allerdings erwarte ich kein Edelrestaurant wenn ich in den Fischereihafen gehe. Insofern ok.
Sauberkeit
Da gab es keinerlei Beanstandungen. Vollkommen ok.

Auf Wunsch meiner Frau wieder einmal Tesoro. Wir fühlen uns hier einfach am wohlsten.
Wie von uns bevorzugt, bekamen wir einen schönen Vierertisch für uns beide im vorderen Gastraum. Wir beide lieben es, das Treiben draußen zu beobachten. Die vollflächig verglaste Straßenfront macht das gut möglich. Empfangen wurden wir  mit großer Herzlichkeit von Signore Alan (nicht der Chef, sondern ein Italiener). Er eröffnete uns, dass wir uns kennen. Ich hatte schon lange gegrübelt, woher. Acht Jahre Ristorante da Lello vor und während unserer Studienzeit, wo wir ca. 1 X/ Monat waren. Wir kamen überein, uns eigentlich nur äußerlich geändert zu haben. Er war schon damals liebevoll, und wir haben uns bemüht, trotz knapper finanzieller Möglichkeiten, nette Gäste zu sein. Er teilte sich den Service mit Daniel, jenem jungen Kellner, der uns schon so oft hervorragend betreut hat. Dieser ist ein Phänomen, von der Körpersprache zurückhaltend und schüchtern, aber im Handeln aufs Beste für die Gäste bedacht wie eine Mutter bei ihrem Kind. 
Zuerst zwei Gläser Rosé-Champagner und eine Flasche San Pellegrino (im Kühler). Dann, wie üblich hausgebackenes Weißbrot, Öl ins Schälchen und drei Sorten Salz (weiß, rosa, schwarz). Ich kam nicht auf den Namen des Weines, den wir beim letzten Mal hatten. Daniel half aus: Lucente IGT 2011 aus der Toscana (im Internet für knapp 25 Euro angeboten). Daniel fragte, ob er schon dekantieren dürfe. Klar, zum Weißbrot brauche ich den Rotwein dringender als zu allem anderen.
Das erste Amuse gueule war Seeteufel-Tatar auf einem großen Kartoffelchip. Nichts für meine Frau, so dass ich beide hatte. Meine Vorspeise, ein getrüffeltes Carpaccio di manzo kam bald darauf. Geschmacklich perfekt balanciert zwischen Fleisch, Rucola und Parmesan. Ich verzichtete auf jegliche Verschlimmbesserungen. Das Vitello tonnato meiner Frau sucht seinesgleichen. Perfektes rosa beim Kalb, nicht abgesoffen in der extrem schmackhaften Thunfischsoße.
Da ich den ganzen Tag gehungert hatte, gönnte ich mir eine zweite Vorspeise, hausgemachte Tagliatelle mir Rinderfiletstreifen und Trüffeln. Pasta und Fleisch waren exzellent.
Das zweite Amuse gueule bestand aus einer Kugel Orangensorbet mit einem Orangenfilet. Sorbet kunstgerecht halbgefroren, gerade richtig zum Verzehr und sehr wohlschmeckend.
Mein Hauptgericht von der Tageskarte war ein sehr beachtliches Stück Kalbskaree. Als Zubereitung wählte ich eine Trüffelkruste. Zwischen sechs bis sieben Veredelungen kann man immer wählen. Meine Wunschbeilage Gartengemüse und kleine Kartoffeln war italientypisch relativ belanglos, aber ich mag diese Kombi aus Broccoli, Peperoncini, Möhre, Zucchini  und Kartoffel recht gern. Natürlich war der Garungsgrad des Fleisches perfekt getroffen. Das Rinderfilet meiner Frau unter Cognac-Rahm-Soße mit grünem Pfeffer war nicht schlechter. Wir tauschen nur immer Kartoffeln gegen Paprika untereinander.
Mein Dessert, dreierlei Mousse in Segafredo-Espresso-Begleitgläsern war zweimal toll, einmal mäßig. Das Tiramisu al arancia riss meine Frau buchstäblich vom Hocker. Breiter kann man nicht grinsen, vor allem, wenn man noch ein Glas Champagner dazu bekommt.
Fast überflüssig zu sagen ist, dass unsere beiden Ihren Job wieder einmal perfekt machten, eben so, dass man als Gast wunschlos glücklich ist. Alle Selbstverständlichkeiten lasse ich heute einmal weg, weil es schon meine vierte Bewertung ist. Nachmals unterstreichen muss ich aber, dass diese Serviceleistung sonst nur in Sterne-Restaurants zu finden ist.
Nach Küchenreise natürlich die 5 – unbedingt wieder