Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren Schweinehund, der zu bequem zum Kritiken schreiben war, überwunden.
Nach etwa 100 Bewertungen hat mich der Verkauf an Yelp ausgebremst, da ich aussagekräftige Kritiken schreiben möchte, für Menschen, die gutes Essen schätzen. In einem Portal, bei dem man auch seine Wertschätzung für die Heiße Hexe an der Tankstelle veröffentlicht, fühle ich mich nicht mehr wohl und suche eine neue Kritikerheimat.
Nachdem mittlerweile (fast) alle geschätzten Kritikerinnen und Kritiker aus dem Verschwundenen Portal hierher gewechselt und ein paar mehr dazu gekommen sind, fühle ich mich wieder wohl. Ein bißchen wie im Stammlokal, man kennt/schätzt/neckt sich, tauscht Neuigkeiten aus... Eben lesen, schlemmen, schreiben.
Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 275 Bewertungen 333422x gelesen 9845x "Hilfreich" 8834x "Gut geschrieben"
Geschrieben am 17.03.2022 2022-03-17| Aktualisiert am
17.03.2022
Besucht am 08.02.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
also verstecktes Juwel, sagt man neuerdings zu einem Geheimtipp. Und nicht weniger als ein Juwel hatten wir entdeckt, da waren mein Kollege und ich uns sicher, als wir nach über drei Stunden wieder auf die Allerheiligenstraße hinaustraten, eine der vielen bestaunenswerten Gassen in Erfurt.
Tatsächlich bietet Inhaber Jan-Hendrik Feldner schon seit über 10 Jahren in der Hauptstadt Thüringens spanisch-katalanische Genüsse an. Aber in seinem Castillo Catalana an der Markstraße, das alleine im Gewölbekeller 75 Plätze anbot, klaffte doch eine zunehmende Lücke zwischen den Erwartungen Mallorca-affiner Gruppen und dem kulinarischen Selbstverständnis. Zumal beim immer noch jungen Küchenchef Sebastian Ernst, der auch schon seit 2013 im Haus ist und - das kann man sicher sagen - Ambitionen hat.
So wurde 2019 der Cut gemacht und, nachdem sich ein schon fest geplanter Umzug an den Wenigemarkt kurzfristig zerschlagen hatte, im schmucken Altbau die 20 Plätze des ESTIMA eröffnet. Eine gesonderte kleine Tapas-Bar ganz nach dem Vorbild Barcelonas sollte schon länger dazukommen; die harten Einschränkungen für die Gastronomie verhinderten dieses immer noch verfolgte Ziel. Bis dahin wird ein Doppelkonzept am Standort gefahren: Montags und Dienstags werden von einem eigens eingestellten Koch kreierte Tapas mit kreativem Twist angeboten; von Mittwoch bis Samstag ist ganz klar fine-dining. Auch dafür steht die Entwicklung der modernen spanischen und katalanischen Küche Pate - ohne mit allzu schrägen molekularen Experimenten zu überfordern. Nach einem Besuch bei Martín Lippo, dem „Stickstoff-Papst“ wird auch im ESTIMA mit der nicht ganz harmlosen Zubereitungsart experimentiert. Aber: Heißes Öl ist auch gefährlich.
Vielleicht bedingt durch ein paar interessierte Mails vorab wartete der Chef mit seiner kleinen Crew in dem in zwei unterschiedliche Bereiche aufgeteilten Raum schon auf uns. Hochformat Hochformat
Zwei im Service, zwei in der Küche, dazu zwei Azubis. Das war an diesem Mittwoch eine mehr als ausreichende Besetzung, denn außer uns kam nur ein Paar ins Reich der katalanischen Hochküche. Oder vielleicht auch ein weiteres - so genau kann ich das gar nicht sagen, denn man hatte uns freundlicherweise den Chef‘s Table angeboten. Von diesem erhöhten Platz aus hatten wir nicht nur beste Sicht auf die Arbeit von Sebastian Ernst und seinem Sous Jürgen Birth, Bitte anklicken
sondern wurden auch vom Gastgeber mit vielen interessanten Details zu den Gerichten und der spanisch-südfranzösischen Küche versorgt. Klar, dass dabei auch ein paar Tipps für den nächsten Barcelona-Urlaub abfielen.
Zum Start nippte mein Kollege an einem Cava, und ich ließ mir einen Oloroso schmecken, während wir alles auf eine Karte setzten, will heißen, die vollen sieben Gänge des einzigen Menüs (111€) orderten. Unverträglichkeiten wurden dabei en passant abgefragt. Der Einstieg ist schon ab 4 Tellern (69€) möglich, wobei der Chef schon darauf hinwies, dass die Portionen nicht zu mächtig seien. Andererseits wird im ESTIMA allerlei davor, danach und dazwischen geboten.
Vor den schon in der Karte angekündigten Amuses - hier Aperitivos gehießen - kam schon mal gleich die erste Kostprobe aus dem Trockeneis: Eine Manchegocrème mit Chorizo-Krusteln und Pinienkernen wurde zum gefrorenen Lolli, leicht mürbe und im Mund schön schmelzend. Von Form und Konsistenz einem hausgemachten Vanille-Eis nicht unähnlich, aber eben eindeutig Käse. Nicht schlecht! Mich freut es immer, wenn Geschmackserfahrungen durchbrochen werden und halte es auch nicht für eine unnütze Spielerei, den natürlichen oder bekannten Zustand von Lebensmitteln zu verändern; nichts anderes passiert beim Garen in seinen üblichen Formen ja auch.
Die Parade der Appetithappen eröffneten grüne und schwarze „Oliven“ und schon die Anführungszeichen verrieten, dass hier natürlich wieder mit Erwartungshaltungen gespielt wurde. Eine dünne Hülle platzte auf, ihre schokoladige Note verriet Kakaobutter. Die dünnflüssige Füllung der grünen Fake-Früchtchen war tatsächlich aus dem Saft von Oliven gewonnen. Bei den schwarzen wechselt die Küche von Zeit zu Zeit. Mir war die aktuelle Mischung aus Portweinreduktion, Orangenschale und roter Bete etwas zu süß geraten, aber das ist Geschmacksache.
Es folgte ein knuspriges Tomatenbaiser, das von Sumach, Gewürzcouscous und Datteln in 1001 Nacht entführt wurde. Die Aromen ausgewogen und alle erkennbar.
Etwas einfacher dann die getrocknete Aprikose (mit erkennbaren Kern?), die fest, aber angenehmer Weise nicht zäh-ledrig geraten war. Mir wurde es beim langen Kauen zu eindimensional süß, was Herrn Feldner zu einem kleinen Lächeln veranlasste, denn bei meinem Fokus auf die Aromen-Entwicklung hatte ich nicht bemerkt, dass hier Mango und Kürbis (Das war auch der Aprikose Kern!) verarbeitet worden war. Nix Aprikose, nix einfach!
Von außen unscheinbar die kleine Thunfisch-Praline, aber die gar nicht hoch genug zu lobende Ware von Balfégo war mit einem Algengelee ummantelt und wurde von Yuzu und schwarzem Knoblauch so gekonnt begleitet, dass der Fisch immer präsent blieb. Großes Kino.
Eigentlich war Schluss mit Einstieg, aber Sebastian Ernst legte noch ein Kalbstatar mit exotischer Tamarinde-Kubeben-Mayo, knackigen dünnen Winterrettich-Scheiben und Petersilienpulver drauf.
Klassischer in der Herstellung, im Ergebnis sehr gelungen.
Und immer noch nicht genug des Guten, denn ratz-fatz stand die Interpretation einer Vichysoise vor uns mit à la minute sous-vide-gegartem und dann abgeflämmtem Lauch einerseits und Eis aus französischem süßem Senf andererseits. Frittierte Gemüsestreifen und im Stickstoff geeiste Tapiokaperlen knusperten angenehm, die feinen Streifen Bellota-Schinken blieben in diesem schmackigen Amuse unauffällig, das andernorts als Vorspeise durchgegangen wäre.
Nach diesem fulminanten Auftakt war erst einmal Beruhigung angesagt mit einem selbst gebackenen, tadellosen Baguette, das ohne Butter oder Dips gereicht wurde. Auf Nachfrage bekam ich selbstverständlich Öl von Arbequina-Oliven.
In der Zwischenzeit hatten wir uns um die Weine gekümmert, bzw. nur ich, denn mein Kollege hatte sich fürs Auto entschieden.
Die Auswahl im ESTIMA ist schmal - 7 Rote, 5 Weiße, 2 Rosé, dafür immerhin 3 Cavas. Nur Spanier und alle auch offen erhältlich bei moderat kalkulierten Flaschenpreisen (ich schätze Faktor 2,5) zwischen 23 und 50 Euro. Ohne viel Federlesens wurden uns verschiedene kleine Gläser zum Probieren eingeschenkt. Natürlich ist fast jede Weinrichtung vertreten, nur mir als Rotwein-Novize hat ein kräftig im Holz ausgebauter Chardonnay dann doch gefehlt. So fiel die Wahl zum Einstieg auf einen Albariño aus den Rias Baixas. Später erfolgte der Umstieg auf einen Murmuri, eine Cuvée aus Garnatxa blanca und Macabeu, ein seltener Weißer aus dem Priorat, dem Land der Roten, das auch Pfälzer schätzen. Nach dem Dessert wurde noch ein Moscat de Ribesaltes eingeschenkt, ein franko-katalanischer Süßwein.
Da wir uns ein bißchen Zeit für die Arbeit erbeten hatten, reduzierte die Küche das Tempo angenehm und stieg jetzt mit Gelbschwanzmakrele in das Menü ein, die unter ihrem japanischen Namen Hamachi in der Karte stand. Alle Variationen - Sashimi, angenehm salziges Tatar und fein geflämmtes Tataki - überzeugten geschmacklich total. Die weiteren Protagonisten Fenchel, Escabeche, Mandarine und Erdnuss loteten das Geschmacks- und Texturspektrum von sauer über würzig bis fruchtsüß, von knackig bis cremig gelungen aus. Witzig - oder kitschig - war die Erdnusscrème, die mittels Silikonform in das Aussehen des Ausgangsproduktes gebracht wurde. Interessant die deutliche Säure der Gewürzsauce, die aus einer molekularen Sphäre vorsichtig über das Gericht verteilt werden sollte, wie uns Herr Feldner empfahl. Das nenne ich hilfreichen Service.
Ein Teller wie aus der deutschen Sterneküche ein wenig zurückliegender Jahre: Viele Komponenten in verschiedenen Zubereitungen und Texturen harmonisch zusammengebracht. Mich holt das immer ab, wenn es so gut gelingt, wie hier: Viele schöne Kombinationen waren möglich, trotzdem wurde der Fisch nie zugedeckt.
Mehr auf das Produkt fokussiert der zweite Gang, für den der Begriff instagramable nicht nur wegen des schönen Tellers passt.
Bei aller Begeisterung für die Farben „verblassen“ diese doch hinter der geschmacklichen Qualität einer Obsiblue-Garnele aus einer der Zucht auf Neu-Kaledonien, die sich beim Genießen immer stärker durchsetzte. Auch handwerklich tipptopp, ich hätte sie mir sogar radikal glasig gewünscht, aber das ist nicht jedermanns Sache. Zumal die Mitspieler denen des ersten Gangs zwar ähnelten, aber doch eine Spur anzogen: fruchtig-bittere Grapefruit statt Mandarine, knackiger Kopfsalat und Estragon statt Fenchel und an Stelle von Erdnuss ein Vanille-Schaum und Speck-Krusteln, die durch einen gepufften und geräucherten Tapioka-Chip ergänzt wurden.
Vor dem Wechsel auf fleischliche Genüsse streute Sebastian Ernst einen vegetarischen Gang ein. Aber einen mit Umami: Holla, die Waldfee! Nach dieser unglaublich geschickten Andeutung ist es natürlich klar: Es ging um Waldpilze, die roh, angebraten und als dehydrierte Bröckchen, aber auch als klassisch spanischer Flan verarbeitet wurden. Allzuviel Schmackigkeit konterten ein Essig-Gel aus P.X.-Trauben, frischer junger Spinat und ein deutlich vernehmbarer Rosmarinschaum. Buchenpilz, Pfifferling, Champignon und Steinpilze waren bei diesem Waldspaziergang sicher dabei. Dass die kräftige, etwas gebundene Bouillon im Reagenzglas gereicht wurde, löst in Berlin-Mitte wohl keine Überraschung mehr aus, aber Nova Regio und Jürgen Dollase sind weit. Überhaupt kein Problem.Umami, ick liebe Dir!
Ich freute mich lieber über die gesondert servierte, typisch spanische, nämlich eher weiche Krokette mit Pilzfarce und Brunnenkresse!
Den Auftakt der Fleischgänge machte mal nicht baskische Kuh (die ja erschreckend oft aus Polen stammen und nur ihr Dasein im Schlachthof von Bilbao ausgehaucht haben soll), sondern trocken gereiftes galizisches Kalb.
Erneut ein Teller „wie gemalt“:
Das Fleisch sous-vide gegart und nachgebraten, zart und saftig und die Röstaromen tun meiner Ansicht nach Kalbfleisch gut. Der feine Geschmack wurde durch die abermals beeindruckende Parade der Begleiter nicht überdeckt: Neben dem Überraschungsgast Birne gefielen die Texturen von Kürbis, z.B. der Schaum oder die dickflüssig gefüllte Sphäre, nur kurz angeschwenkter frischer Spinat und sehr passend auch zum hellen Fleisch Piemont-Haselnuss (die es im Gegensatz zur Piemont-Kirsche wirklich gibt). Vadauvan setzte zwar etwas kräftigere Akzente, insgesamt abermals ein sehr harmonischer Gang.
Durchaus beherzter ging es beim Lammrücken zu; das Fleisch aus einer Thüringer Zucht der Nolana-Rasse, mir bis zu diesem Zeitpunkt unbekannt. Mein Tischpartner war höchst interessiert, da selbst Amateur-Schafzüchter. Sehr mager und damit auch einen Tick weniger saftig als von mir geschätzt. Für kräftige Aromen sorgten Macis, Kapern (frittiert und in der Jus) und Chutney von der Piquillo-Paprika. Die Verwendung von Loomi, also schwarzer Zitrone, als Topping brachte prononciere Säurespitzen ins Spiel. Da waren die verschiedenen Zubereitungen von Süßkartoffeln nicht nur willkommener süßer Konterpart, sondern gefielen auch Texturen, nämlich frittiert, als geräuchertes Püree und Knusper. Nur meine Kamera war offenbar etwas überfordert von den vielen Produkten und rückte sie in ein unverdient schwaches Licht.
Und während wir noch genussvoll vor uns hin kombinierten, zauberte die Küche plötzlich noch
ein Töpfchen hervor, unter dessen Batatenschaum sich geschmorte Lammkeule versteckte. Hei, war das ein schmackiges Vergnügen!
Sehr schön, dass das ESTIMA-Menü auch einen Käsegang bereit hält!
In diesem Fall cremiger Ziegenfrischkäse, in den Tonkabohne eingearbeitet worden war. Davon ein Ring gebettet auf Granny Smith und einer Gel-Matte ebenfalls vom erfrischenden Apfel bedeckt, der dem Ganzen mehr fruchtige Frische einhauchte, als es die üblichen Mitspieler zum Käse sonst so tun. Sehr passend zum stets leicht säuerlichen Ziegenkäse. Mit der knackigen Scheibe schwarzer Walnuss wurde nochmals eine übliche Beilage zur Käseplatte spielerisch zitiert. Ungewöhnlicher, aber saisonal stimmig die frisch gehobelten Späne Wintertrüffel, dessen Stärke eher im Duft als im kräftigen Geschmack liegt.
So hätte sich der Reigen, der mit dem Manchego-Eis begonnen hatte, eigentlich mit Käse auch wieder schließen können. Aber da die freudlose Fastenzeit drohte, gönnte ich mir ausnahmsweise ein Dessert, das sich schon auf der Karte verführerisch las: Die sehr gute spanische Marcona Mandel in allerlei Spielarten von knackig bis zu himmlischem Toffee begleitet von Sherry- und Kaffee-Aromen und einem Safran-Eis. Auch mit Kardamom und Sternanis sollte vielleicht der maurischen Herrschaft in Al-Andalus eine Referenz erwiesen werden. Das knusprige Waffelblatt konnte dazu meine Arabeske sein. Insgesamt wunderbare Patisserie, die ganz ohne Zitrusfrüchte (oder gar Gemüse!) niemals zu süß wurde.
Die Agrumen waren dann in einem der abschließenden Pralinés mit angenehmer Säure vertreten. Zur Seite ein Kegel Giuanduja mit ein wenig Haselnusscrunch und mein persönlicher Favorit eine rhombische Form gefüllt mit einem Likör auf der Basis von Luis Felipe Brandy. Salut!
Das war die letzte der vielen außergewöhnlichen und hochwertigen Zutaten, die im Menü verarbeitet wurden und den für Erfurt recht sportlichen Menüpreis doch rechtfertigen.
Fazit:
Vor ein paar Jahren hätte sich das ESTIMA ziemlich sicher einen Michelin-Stern abgeholt und auch im aktuellen Führer finden sich viele ausgezeichnete Restaurants, deren Küchenstil - gekennzeichnet durch eine hohe Zahl von Produkten und deren Varianten pro Gang - sich kaum vom hiesigen unterscheidet. Aber die Zeit ist vorangeschritten und anderes steht in der Gunst der Tester: Produktfokussierter, weniger, klarer muss es auf dem Teller zugehen.
Ob man darüber in der Allerheiligenstraße allzu traurig ist, weiß ich gar nicht. Das Publikum und dessen Erwartungen verändern sich mit der Auszeichnung. Und auch unterhalb solcher Weihen gibt es im Jahre 32 der Einheit in den mittelalten Bundesländern immer noch Nachholbedarf an kulinarischen Highlights. Ich freue mich sehr, dass in Erfurt neben dem Clara (das seinen Stern verloren hat) eine echte Alternative für Feinschmecker entstanden und hoffe für den Betreiber, dass es nicht mehr lange ein Geheimtipp bleibt. Dem Guide Michelin scheint es ganz ähnlich zu gehen, denn ganz aktuell wird das Restaurant erstmals in der kleinen roten Feinschmecker-Bibel lobend erwähnt. ¡Viva ESTIMA!
also verstecktes Juwel, sagt man neuerdings zu einem Geheimtipp. Und nicht weniger als ein Juwel hatten wir entdeckt, da waren mein Kollege und ich uns sicher, als wir nach über drei Stunden wieder auf die Allerheiligenstraße hinaustraten, eine der vielen bestaunenswerten Gassen in Erfurt.
Tatsächlich bietet Inhaber Jan-Hendrik Feldner schon seit über 10 Jahren in der Hauptstadt Thüringens spanisch-katalanische Genüsse an. Aber in seinem Castillo Catalana an der Markstraße, das alleine im Gewölbekeller 75 Plätze anbot, klaffte doch eine zunehmende Lücke... mehr lesen
ESTIMA by Catalana
ESTIMA by Catalana€-€€€Restaurant03615506335Allerheiligenstraße 3, 99084 Erfurt
4.5 stars -
"HIDDEN GEM" DerBorgfelderalso verstecktes Juwel, sagt man neuerdings zu einem Geheimtipp. Und nicht weniger als ein Juwel hatten wir entdeckt, da waren mein Kollege und ich uns sicher, als wir nach über drei Stunden wieder auf die Allerheiligenstraße hinaustraten, eine der vielen bestaunenswerten Gassen in Erfurt.
Tatsächlich bietet Inhaber Jan-Hendrik Feldner schon seit über 10 Jahren in der Hauptstadt Thüringens spanisch-katalanische Genüsse an. Aber in seinem Castillo Catalana an der Markstraße, das alleine im Gewölbekeller 75 Plätze anbot, klaffte doch eine zunehmende Lücke
In ihrem inhabergeführten Hotel Worpsweder Tor will Familie Drais auch kulinarisch mehr Moderne wagen: Im neueröffneten Restaurant paulas (nach Paula Modersohn-Becker, die in Worpswede lebte und arbeitete) soll neben deutlich aufgefrischten internationalen Klassikern und verstärkt Produkten regionaler Erzeuger zukünftig der Fokus auf vegetarischen und veganen Angeboten liegen. Dazu hat man den kulinarischen Tausendsassa André Renken (neben seinen diversen Catering und Pitmaster-Aktivitäten zuletzt Chef im Tresor an der Bremer Universität) verpflichtet und als Sous-Chef aus dem Canova Fabian Grosser.
Wer sagt, dass der Norden die guten Landgasthöfe vergisst?
In ihrem inhabergeführten Hotel Worpsweder Tor will Familie Drais auch kulinarisch mehr Moderne wagen: Im neueröffneten Restaurant paulas (nach Paula Modersohn-Becker, die in Worpswede lebte und arbeitete) soll neben deutlich aufgefrischten internationalen Klassikern und verstärkt Produkten regionaler Erzeuger zukünftig der Fokus auf vegetarischen und veganen Angeboten liegen. Dazu hat man den kulinarischen Tausendsassa André Renken (neben seinen diversen Catering und Pitmaster-Aktivitäten zuletzt Chef im Tresor an der Bremer Universität) verpflichtet und als Sous-Chef aus dem Canova Fabian Grosser.
Wer sagt, dass der Norden die guten Landgasthöfe vergisst?
Restaurant Paulas im Hotel Worpsweder Tor
Restaurant Paulas im Hotel Worpsweder Tor€-€€€Restaurant, Cocktailbar0497298930Findorffstraße 3, 27726 Worpswede
stars -
"Zu neuen Ufern" DerBorgfelderIn ihrem inhabergeführten Hotel Worpsweder Tor will Familie Drais auch kulinarisch mehr Moderne wagen: Im neueröffneten Restaurant paulas (nach Paula Modersohn-Becker, die in Worpswede lebte und arbeitete) soll neben deutlich aufgefrischten internationalen Klassikern und verstärkt Produkten regionaler Erzeuger zukünftig der Fokus auf vegetarischen und veganen Angeboten liegen. Dazu hat man den kulinarischen Tausendsassa André Renken (neben seinen diversen Catering und Pitmaster-Aktivitäten zuletzt Chef im Tresor an der Bremer Universität) verpflichtet und als Sous-Chef aus dem Canova Fabian Grosser.
Wer sagt, dass
Wolfgang Pade schreibt:
„Allen Gästen, die MONTAGS oder DIENSTAGS buchen, spendieren wir einen Aperitif & einen kleinen Gruß aus der Küche - an den Wochenenden sind wir immer überbucht, am Wochenanfang ist es meist mau.
So geht das nicht…“
(Quelle: Facebook WP)
Wolfgang Pade schreibt:
„Allen Gästen, die MONTAGS oder DIENSTAGS buchen, spendieren wir einen Aperitif & einen kleinen Gruß aus der Küche - an den Wochenenden sind wir immer überbucht, am Wochenanfang ist es meist mau.
So geht das nicht…“
(Quelle: Facebook WP)
Pades Restaurant
Pades Restaurant€-€€€Restaurant, Catering49042313060Grüne Str. 15, 27283 Verden (Aller)
stars -
"Kreative Ideen sind gefragt..." DerBorgfelderWolfgang Pade schreibt:
„Allen Gästen, die MONTAGS oder DIENSTAGS buchen, spendieren wir einen Aperitif & einen kleinen Gruß aus der Küche - an den Wochenenden sind wir immer überbucht, am Wochenanfang ist es meist mau.
So geht das nicht…“
(Quelle: Facebook WP)
Geschrieben am 24.02.2022 2022-02-24| Aktualisiert am
26.02.2022
Besucht am 24.02.2022Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 43 EUR
Nach den Stürmen hat sich der Bahnverkehr normalisiert. Alles fährt verspätet wie eh und je. Das bescherte mir das Zeitfenster für ein schnelles Abendessen in diesem Haus der hocherhabenen Bürgerlichkeit. Wenn es sehr schnell geht, könnte es sogar mit dem nächsten Zug klappen, dachte ich so bei mir und informierte den Service über meine Zeitplanung.
Ob denn die Suppe schon heiß sei, fragte ich vorsichtshalber den Ober, der mir mit seiner sehr direkten Ansprache noch schlecht in Erinnerung war. Die Bestätigung erfolgte deutlich („Ich weiß, Sie müssen zum Zug.“). Also dann: Räucheraal mit Rührei auf geröstetem Brot, bitte und vorab die schon heiße Consommé.
Tja, und dann begann das Warten...
Jedoch nicht ohne Unterhaltung, denn nebenan fuhrwerkten offenkundig Bierkutscher. Was nicht nur am Lärm erkennbar war, der so ja nicht vom letzten Eindecken trotz schon länger geöffneten Pforten kommen konnte, sondern auch an dem mit viel Liebe zur Wiederholung genutztem Sch...-Wort. Alte Kellner-Weisheit: Ein Gast ist kein Gast! Wissen viele gar nicht...
Der Service wurde derweil einer jungen Auszubildenden oder Aushilfe überlassen, die sich nach ihren Kräften mühte. Und nach 10 Minuten zu meiner Überraschung, eigentlich Bestürzung, mit einem Amuse am Tisch stand, das die Küche halt im ganz normalen Ablauf geschickt hatte. Da war schon klar, dass es mit dem „ganz schnellen“ Abendessen nicht klappen würde. Im Rückblick vermute ich, dass die Küche halt noch nicht fertig vorbereitet war, da es bei den später kommenden Gästen viel flotter ging. Oder der Service hat vergessen, den Zeitdruck mitzuteilen, auf jeden Fall keine Lust gehabt nachzuhaken. Oder es war ihm sowieso egal, und er hat einfach etwas daher geredet. So oder so, Wertschätzung für den Gast sieht anders aus.
Schnitt!
Überzeugend war das Essen. Mehr als das, beglückend war es, beginnend mit dem Appetithappen:
Zwei Stückchen vom Rotgarnelenschwanz, warm und ausdrucksstark, nicht zugedeckt von überraschend mild-würzigem Salat aus italienischem Staudensellerie.
Die Suppe kam dann nach einer guten Viertelstunde - ohne Erklärung für den Zeitverzug, dafür mit einer feinen Mark-Einlage. Und leider auch mit einem fiesen Knochensplitter, der aber keinen Schaden anrichtete. Einziger Fauxpas der Küche. Geschmacklich war die Rinderkraftbrühe genau das. Kräftig nach Fleisch schmeckend. Mutig ge-, aber nicht überwürzt und das Knochenmark schmolz lippenbefettend dahin. Über 14 Euro kann man diskutieren. Oder auch nicht, wenn man die Preisentwicklung eines guten Ausgangsproduktes, vor allem aber die Arbeitszeit bedenkt, die die Herstellung benötigt. Wir werden uns daran gewöhnen müssen. Ungern allerdings an die je 4€, die das alkoholfreie Veltins pro Flasche kostete.
Der zweite Teller (21€) überzeugte noch einen Tick mehr.
Warmes, nicht zu kross geröstetes „Saatenbrot“ mit vielen Körnern im, nicht auf dem Teig war mit einem fluffigen, in Lagen gebratenen und übereinander geklappten Rührei bedeckt. Ob man schmeckt, dass hier eine Junghenne definitiv zuerst da war? Lecker war es jedenfalls, buttrig, nach frischen Eiern schmeckend. Richtig gutes Rührei.
Auch der Räucheraal schön, kleine Stücke, gut zu kombinieren. Fest, nicht tranig.
So weit, so rustikal hervorragend.
Aber die weiteren, nicht angekündigte Komponenten hoben das Gericht in eine andere Liga. Knackige, junge Erbsen, auch als Öl, Radieschen, verschiedene frische Kräuter und eine Senfcrème sorgten für frisch-grüne Noten genauso wie eine leicht pikante Würzigkeit.
Eigentlich schon ein Frühlingsteller, der mich kurz vergessen ließ, dass erst noch eine selbst gewählte Zeit der kulinarischen Beschränkung wartet.
Mit der Erinnerung an diesen, leider doch nicht so kurzen Besuch, wird mir das Durchhalten deutlich leichter fallen.
Nach den Stürmen hat sich der Bahnverkehr normalisiert. Alles fährt verspätet wie eh und je. Das bescherte mir das Zeitfenster für ein schnelles Abendessen in diesem Haus der hocherhabenen Bürgerlichkeit. Wenn es sehr schnell geht, könnte es sogar mit dem nächsten Zug klappen, dachte ich so bei mir und informierte den Service über meine Zeitplanung.
Ob denn die Suppe schon heiß sei, fragte ich vorsichtshalber den Ober, der mir mit seiner sehr direkten Ansprache noch schlecht in Erinnerung war. Die... mehr lesen
Georgia Augusta Stuben im Gebhards
Georgia Augusta Stuben im Gebhards€-€€€Restaurant, Hotel055149680Goetheallee 22-23, 37073 Göttingen
3.5 stars -
"Hervorragendes Essen. Und „Service“" DerBorgfelderNach den Stürmen hat sich der Bahnverkehr normalisiert. Alles fährt verspätet wie eh und je. Das bescherte mir das Zeitfenster für ein schnelles Abendessen in diesem Haus der hocherhabenen Bürgerlichkeit. Wenn es sehr schnell geht, könnte es sogar mit dem nächsten Zug klappen, dachte ich so bei mir und informierte den Service über meine Zeitplanung.
Ob denn die Suppe schon heiß sei, fragte ich vorsichtshalber den Ober, der mir mit seiner sehr direkten Ansprache noch schlecht in Erinnerung war. Die
Auf der Homepage kein Wort, aber der Inhaber bietet via Facebook das Mobiliar und Inventar an mit dem Hinweis „Wir lösen eines unserer Restaurants in Bremen komplett auf.“ Auf Nachfrage ist es das Feines.
Auf der Homepage kein Wort, aber der Inhaber bietet via Facebook das Mobiliar und Inventar an mit dem Hinweis „Wir lösen eines unserer Restaurants in Bremen komplett auf.“ Auf Nachfrage ist es das Feines.
stars -
"Soft ending?" DerBorgfelderAuf der Homepage kein Wort, aber der Inhaber bietet via Facebook das Mobiliar und Inventar an mit dem Hinweis „Wir lösen eines unserer Restaurants in Bremen komplett auf.“ Auf Nachfrage ist es das Feines.
Geschrieben am 13.02.2022 2022-02-13| Aktualisiert am
14.04.2022
Besucht am 29.09.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 277 EUR
Die letzte Station unseres Kurzurlaubs war das schöne Weimar. Nach einer geballten Ladung Stadtgeschichte, natürlich mit Schwerpunkt Klassik (Bauhaus kommt dann wieder beim nächsten Besuch dran), wollten wir die Reise mit einem schönen Abendessen beschließen. Man gönnt sich ja sonst auch was, sag ich immer...
Das Clara war noch immer auf der Suche nach einem Chefkoch und die eigentlich favorisierte, sehr zu empfehlende Weinbar (Über 100! offene Weine und eine kleines, aber feines Menü.) hatte noch nicht wieder geöffnet. Deshalb ging es ins historisch höchst interessante Hotel Elephant, das bis vor wenigen Jahren mit dem AnnaAmalia noch ein besterntes Restaurant beheimatete. Dann entschied man sich auch am Weimarer Marktplatz, einen Gang zurück zu schalten, Chefkoch Mario Fabbri wechselte in die oben erwähnte Weinbar. Im auch namentlich entschlackten AnnA setzt man nun hauptsächlich auf ein gehobenes regionales à-la-carte-Angebot und ergänzt dies durch ein kreativeres Abendmenue, das mit 94€ für sechs Gänge aber recht selbstbewusst bepreist ist.
Bei Wasser (nur 5,1€), White Port (6,0€)
und Campari-O (9,5€, aber mit frisch gepresstem Saft) bestellten wir etwas querbeet, was auch kein Problem war. Überhaupt agierten alle Kräfte sehr kundenorientiert, gut gelaunt, mit Respekt, aber auch Selbstbewusstsein, wenn ein Gast mal etwas zu Unrecht kritisierte (Datenschutz verhindert hier nähere Angaben!). Hat richtig Spaß gemacht! Wozu aber auch das nach meinem Geschmack einfach wunderschöne, elegante, aber nicht steife Ambiente beiträgt. Schon der Gang durch die Lobby-Bar des Elephant beschwingt mich und auch der langgezogene Gastraum mit Blick in den Garten hat ebenso Stil wie ausreichend Platz, die Tische angenehm zu platzieren, so dass wir uns weder einsam, noch von einer kleinen Business-Gesellschaft gestört fühlten.
Frau Kühn im Service nahm meine Erinnerung an die Sterne-Zeit bedauernd zur Kenntnis und machte uns erst einmal mit dem aktuellen Motto vertraut: „Wir wollen einfach leckere Speisen anbieten.“ Ein Amuse gehört dazu nicht mehr, ebensowenig wie Mignardises zum Abschluss. Aber immerhin zweierlei gutes Brot begleitet von einer Linsencrème, Olivenöl, Butter und Fleur de Sel.
Der aus der Weinbegleitung heraus empfohlene Grauburgunder vom Saale-Weingut Zahn überzeugte uns nicht (genug), aber aus guten alten Zeiten fand sich noch ein feines Mosel-Gewächs, das geschmacklich voll einschlug. Zudem mit 60€ ein echtes Schnäppchen, denn im Netz werden derzeit 38€ aufgerufen. Und für genau diese Summe wurde uns sogar noch ein zweites Fläschchen für den heimischen Keller verkauft. Da das etwas länger dauerte, vermute ich mal, dass der Service auch erst im Netz nach einem Preis suchen musste;-)
Für Spaß im Glas war also gesorgt, während ich alleine mit Thüringer Wild(schwein)schinken (18€) startete, der mit Steckrübe, präsentem Basilikum und Kümmelvariationen stimmig kombiniert wurde. Die seit dem Winter 1916/17 hierzulande oft geschmähte Rübe konnte sich gut gegen die recht salzige Schweinerei behaupten, besonders durch die knackige Textur der süß-sauer eingelegten Variante. Das Kümmel-Karamell blieb entgegen meiner Besorgnis angenehm im Hintergrund und setzte sich erst gegen Ende eines Happens in Szene. Eine „irgendwie“ bekannte, rustikale Geschmackswelt, aber verfeinert und mit dem Basilikum gelungen erweitert.
Beide genossen wir dann das bei 62 Grad knapp über Läufigkeit gegarte Landei (18€), zu dem wohl gepökelter Wels in einem salzig-kühlen Kontrast stand. Natürlich begleitet von feinem Kartoffelschaum und statt Spinat hob würzig-kräuterige Petersilie das Ganze aus zu viel Molligkeit. Das und eine gute Prise Chilipulver!
Bei der Thüringer Sauerkrautsuppe mit Senfsaat (14€) wäre ich wieder solo gewesen, aber der Service hatte etwas „dagegen“. So bekam auch meine Liebste einen Teller der samtenen, vermutlich durchs Sieb gestrichenen Suppe, denn kein Fetzchen Kohl trübte die Freunde über die erfrischende Säure, die mittels der Sahne gut eingebunden war. Auf der Zunge zerplatzten die kleinen Senfkörner, vermutlich nicht die einzigen Scharfmacher. Für etwas zum Knabbern war der nicht weltbewegende, aber mit Sesam und Käse schon leckere Vollkorn-Blätterteigzopf zuständig. Nur die in der Karte angekündigte Petersilie glänzte am Gaumen durch Abwesenheit, hier wäre neben der Winzigkeit von Chiffonade ein Öl sicher nicht verkehrt gewesen. Trotzdem: Dieser Ausflug fort vom Menü geriet überraschend elegant, nicht das, was ich mir unter einem Sauerkraut-Gang vorgestellt hatte. Wie angenehm.
Vor dem Fleisch konnte ich natürlich nicht umhin, um ein Sorbet (4€) zu bitten. Die Wahl fiel auf erfrischende Passionsfrucht und die Küche präsentierte stilvoll.
Ganz gut, dass die Erfrischung kam, denn die Küche ließ sich viel Zeit mit dem nächsten Teller.
Der Hauptgang (39€) stellte dann eine Premiere dar, denn Mufflon hatte ich zuvor noch nicht probieren dürfen. In der Tat seinem zahmen Verwandten aromatisch nicht unähnlich, hatte ich spontan eine Assoziation zu Bison-Fleisch. Das perfekt medium gebratene Rückenstück war auch fester als das übliche Lamm, aber überhaupt nicht zäh. Wilder, halt. Sehr gut gelungen die Beilagen, sei es die intensiv reduzierte Sauce, der in Textur und Geschmack perfekt gelungene Haselnussbutter-Crumble, schön heiße Waldpilze oder der Kopfsalat, der in der Pfanne Röstaromen bis an die Grenze zur Bitterkeit bekommen hatte. Was auch Sinn machte, um dem kräftigen Fleisch Paroli zu bieten.
Schön, dass das AnnA einen veritablen Käsegang (16€) anbietet: Variationen von altem Gouda, Birne und Johannisbeere. Das gab schöne Kombinationsmöglichkeiten von süß, sauer, umami und salzig, dazu die vielen Konsistenzen. Nichts Weltbewegendes, aber interessant und lecker. Den von mir gewünschten Banyuls wollte der Service nur ungern bringen, da zu mächtig. Aber Hey! am Ende entscheidet der persönliche Geschmack und der Käse konnte schon was. Außerdem macht Bertrand guten Stoff, gleich nach Gebrüdern Parcé. Für mich passte das schon. Kam der süße Pyrenäe vielleicht deshalb nicht auf die Rechnung, weil er gegen den Rat des Service bestellt wurde? Nein, sicher nicht, zu kundenorientiert agiert hier das Team!
An diesem schönen Abend wollte ich den Süßen Fan nicht allein beim Dessert lassen! Zu lecker klangen Rosmarin, Cheesecake und Weinbergpfirsich (14€). Und: Endlich mal hat mich ein süßer Gang glücklich gemacht. Wie ein lockerer Flan die Quarkcreme mit den knusprigen Krümeln, kühles Rosmarineis, saftig-süßes Pfirsichragout, nicht zur Unkenntlichkeit verkocht, ein kleiner würziger Knusper durch geröstete Rosmarin-Nadeln, gegen die Süße frischer Sauerrahm. Passte alles wunderbar - Schleck, Suchtgefahr!
Auch hier spendierte das Haus etwas Süßes - Moscato d‘Asti hat in den letzten zwei, drei Jahren ein unglaubliches Comeback hingelegt. Zu Recht, wie dieses Pairing zeigte.
Und so endete ein Besuch, der auch ohne Gaumenschmeichler und Kleingebäck rundum überzeugte. „Wir wollen einfach leckere Speisen anbieten.“ Das ist dem Team des AnnA umfassend geglückt. Sollten beim nächsten Weimar-Besuch die Alternativen erneut geschlossen sein, werde ich mit Freuden wieder am Marktplatz einkehren!
Die letzte Station unseres Kurzurlaubs war das schöne Weimar. Nach einer geballten Ladung Stadtgeschichte, natürlich mit Schwerpunkt Klassik (Bauhaus kommt dann wieder beim nächsten Besuch dran), wollten wir die Reise mit einem schönen Abendessen beschließen. Man gönnt sich ja sonst auch was, sag ich immer...
Das Clara war noch immer auf der Suche nach einem Chefkoch und die eigentlich favorisierte, sehr zu empfehlende Weinbar (Über 100! offene Weine und eine kleines, aber feines Menü.) hatte noch nicht wieder geöffnet. Deshalb ging... mehr lesen
Restaurant AnnA im Hotel Elephant
Restaurant AnnA im Hotel Elephant€-€€€Restaurant, Sternerestaurant, Gourmet036438028020Markt 19, 99423 Weimar
4.5 stars -
"Vom Lob des Einfacheren" DerBorgfelderDie letzte Station unseres Kurzurlaubs war das schöne Weimar. Nach einer geballten Ladung Stadtgeschichte, natürlich mit Schwerpunkt Klassik (Bauhaus kommt dann wieder beim nächsten Besuch dran), wollten wir die Reise mit einem schönen Abendessen beschließen. Man gönnt sich ja sonst auch was, sag ich immer...
Das Clara war noch immer auf der Suche nach einem Chefkoch und die eigentlich favorisierte, sehr zu empfehlende Weinbar (Über 100! offene Weine und eine kleines, aber feines Menü.) hatte noch nicht wieder geöffnet. Deshalb ging
Ab April soll wieder Leben in das seit einigen Monaten leerstehende Café Rosengarten im Wattenmeerzentrum einziehen. Die neue Betreiberin plant frisches Obst und Kuchenspezialitäten. (Quelle: SHZ)
Ab April soll wieder Leben in das seit einigen Monaten leerstehende Café Rosengarten im Wattenmeerzentrum einziehen. Die neue Betreiberin plant frisches Obst und Kuchenspezialitäten. (Quelle: SHZ)
Café Rosengarten im Wattenmeerhaus
Café Rosengarten im Wattenmeerhaus€-€€€Cafe04844990428Klostermitteldeich 14, 25849 Pellworm
stars -
"Wiedereröffnung" DerBorgfelderAb April soll wieder Leben in das seit einigen Monaten leerstehende Café Rosengarten im Wattenmeerzentrum einziehen. Die neue Betreiberin plant frisches Obst und Kuchenspezialitäten. (Quelle: SHZ)
Infolge der Flutkatastrophe muss das Gourmetrestaurant weiterhin renoviert werden. Das Außer-Haus-Angebot kann aber ab dem 1.2.2022 auch vor Ort im Gartenpavillon verzehrt werden. Wünschen wir Chef Hoffmeister und allen Gastronom*innen bestes Wetter!
Infolge der Flutkatastrophe muss das Gourmetrestaurant weiterhin renoviert werden. Das Außer-Haus-Angebot kann aber ab dem 1.2.2022 auch vor Ort im Gartenpavillon verzehrt werden. Wünschen wir Chef Hoffmeister und allen Gastronom*innen bestes Wetter!
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"Intelligentes Kombi-Angebot" DerBorgfelderInfolge der Flutkatastrophe muss das Gourmetrestaurant weiterhin renoviert werden. Das Außer-Haus-Angebot kann aber ab dem 1.2.2022 auch vor Ort im Gartenpavillon verzehrt werden. Wünschen wir Chef Hoffmeister und allen Gastronom*innen bestes Wetter!
Geschrieben am 08.02.2022 2022-02-08| Aktualisiert am
10.02.2022
Besucht am 31.01.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 38 EUR
Nachdem die beiden ersten Abendessen in Heidelberg mit unserem Sohn und seiner neuen, sehr sympathischen Freundin etwas üppiger ausgefallen waren, sollte es am Vortag der Heimreise in trauter Zweisamkeit einfacher zugehen. Dies sowie mein Wunsch nach „etwas Asiatischem“, die räumliche Nähe zum Hotel und nicht zuletzt eine der sehr gern gelesenen Kritiken der Kollegin Maja88 ließ die Wahl schnell auf das Chatuchak fallen. Nun ja, die Namensgleichheit mit dem riesigen Wochenendmarkt in Bangkok muss angesichts des angeschlossenen, sehr übersichtlichen Asia-Marktes wohl ironisch gemeint sein. Oder Klappern gehört eben zum Handwerk. Den einstöckigen Zweckbau - die Bezeichnung Baracke wäre zu hart - teilt sich thailändisches Streetfood schiedlich-friedlich mit Mandy’s amerikanischem Diner. Das Gebäude ist erfreulicherweise ebenerdig zu betreten, wenn auch die Türdurchgänge teils verwinkelt sind. Es gibt einen von beiden Seiten zugänglichen kurzen Mittelgang mit einem Schild unter der Decke, auf dem zwei Pfeile die Verhältnisse klären: „Bitte hier bestellen“ bzw. „Serviert wird dann hier.“ Casis Foto zeigt‘s in der Galerie.
Also hinein in den schmucklosen Küchen-, Bestell- und Verkaufsraum. Ein junger Mann ist für die Bestellannahme, auch per Telefon zuständig und die Herausgabe an die zahlreichen Abholer. Später serviert er auch mit; hat gut zu tun, der Junge. Vielleicht hängt deshalb die Maske unter der Nase (immerhin nicht mehr, als er an den Tisch kommt). Als er hört, dass wir bleiben wollen, lässt er sich den Impfstatus zeigen, allerdings ohne dazu unsere Ausweise zu verlangen. Ansonsten war das in vier Tagen Heidelberg überall, ob Gastro, Einzelhandel oder Museum, völlige Selbstverständlichkeit.
Hinter ihm wuseln an den Woks insgesamt vier Menschen, darunter auch die Mitinhaberin, wie ein Blick auf die vorbildliche Homepage verrät, deren Angebot dem Realitäts-Check locker stand hält.
Denn wir hielten uns nicht zurück!
Vegetarische Frühlingsrollen für die Dame und solche mit Hühnerfleisch für den Herrn, eine Hühnersuppe in Vorspeisengröße mit Wan Tan aber ohne zusätzliches Fleisch, ein Gurkensalat mit Erdnüssen und Reisbeilage, als Hauptspeisen würziges Chili mit Tintenfisch natürlich auch mit Reisbeilage sowie Bratreis mit Gemüse und Ei. Die Schärfegrade von Null (auf Wunsch der Dame) bis zu zwei von drei. Mit eins konnte ich gut umgehen, bei zwei lief nicht nur der Kreislauf so richtig... Die Schärfe für mich noch gerade erträglich, letztlich auch gut, da noch alles wunderbar zu schmecken war. Dazu ein Chang-Bier und eine Bionade - dafür durften wir per Karte 38,50 Euro plus Pfand berappen. Ich greife vor: Angesichts des Gebotenen sind 5 Sterne noch zu wenig.
Frohgemut wechselten wir schon mit unseren Getränken in der Hand die Räume in die von Maja angedeutete eigentümliche Melange aus Hafenkantine, Wohnzimmer, Bar und Billardhalle.
Meine Liebste enterte einen der blanken Holztische (nebst ebensolchen Sitzmöbeln, immerhin mit Alibi-Polstern) am Fenster, aber wir rückten angesichts der empfindlich gefallenen Temperaturen schnell von der Glasscheibe ab. Zumal das von der Vorkritikerin beschriebene fröhliche Treiben auf dem Parkplatz nicht zu entdecken war; vielleicht verbarg es die hereingebrochene Dunkelheit;-)
Auf dem Tisch gab es dagegen im Abstand von jeweils einigen Minuten die von verschiedenen Angestellten eher schweigsam servierten Leckereien zu entdecken. Dabei regierte das Streetfood-Prinzip: Was fertig ist, wird geschickt! Auf diese Weise kamen erst die beiden Hauptspeisen, dann die zweierlei Rollen, sodann die Suppe und schließlich der Salat.
Was für ein Glück(sfall), denn so war alles frisch, sehr lecker und (bis auf den Salat natürlich) heiß!
Mein Tintenfisch war zart-fleischig gegart und in einer würzigen Sauce auf Sojabasis nicht nur von auf den Punkt gerührtem Gemüse begleitet, sondern eben auch von Kräutern, besonders Thai-Basilikum sowie grünem Pfeffer. So gab es bei aller (natürlichen) umami-Schmackigkeit eben immer wieder würzige und blumige Geschmacksmomente. Ein Zitronenachtel lässt auch auf eine anderes Küchenphilosophie schließen, als ein Tütchen Saft... Das Gericht sieht viel profaner aus, als es schmeckte. Ein deutlicher Unterschied zum Allerwelts-Asiaten mit Glutamat-Einheitsgeschmack. Pla Muek Khi Mau
Meine Frau war mit ihrem vegetarischen Teller ebenfalls zufrieden, für sie hätte das Gemüse einen Tick weicher sein dürfen. Khao Phad Phak
Umgekehrt war’s beim Reis, keine Kritik auf der anderen Tischseite. Bei mir war es wohl der Rest aus dem Kocher - nicht mehr heiß und zumindest ein Teil war schon angetrocknet. Mit dem Salat kam später auch für mich ein dampfender Nachschlag.
Die folgenden Frühlingsrollen - beide Arten frittiert - unterschieden sich nicht nur von der Füllung, sondern auch äußerlich. Die drei vegetarischen meiner Frau klein, meine beiden mit Hühnerfleisch eine Kategorie größer. Alle zweifelsohne selbstgemacht, was nicht nur die unterschiedlichen Formen verrieten, sondern vor allem die nicht ganz gleichmäßige Teigdicke. Bei einer meiner Rollen war wohl ein Endstück eingeschlagen, da kam‘s etwas dicke. Ansonsten aber purer knuspriger Genuss und die Füllung nicht nur optisch vorhanden, sondern eben auch nach Fleisch, Pilzen und Gemüsen schmeckend mit einer leicht duftigen Note. Po Pia Tord Jee Po Pia Tord
Die Sauce war eher süß als scharf und kam sicher aus der Flasche. Aber bei 3,7€ für handgemachte Rollen haben wir auch keine Eigenkreation erwartet.
Noch 20 Cent günstiger war die Wan Tan Suppe. Eine Brühe mit feinem Huhngeschmack war mit viel Koriander und Basilikum aromatisiert. Darin Pakchoi, Mungbohnensprossen, Frühlingszwiebel und als Morcheln bezeichnete Mu-Err. Und eben Wan Tans aus phänomenal dünnem Teig. Jenem, aus dem auch Glasnudeln gemacht werden, dafür sprach dieses leicht glitschige Mundgefühl; ich mag das! In der würzigen Füllung dominierten ebenfalls die Wolkenohr-Pilze. Giow Naam Gai
Zum Abschluss gab’s dann noch ordentlich auf die Wärmerezeptoren, aber die Chilli-Schärfe im Gurken-Erdnuss-Salat wurde durch viel Zitronensäure aufgefangen - Erfrischung und „Qual“ in einem. Dam Daeng
Den Reis dazu hab ich dann tatsächlich nicht mehr ganz geschafft, verrückt.
Alles in allem verhindern ein paar Schwächen, allen voran der erste Reis, zwar die Bestnote, mehr aber auch nicht, dafür waren die positiven Geschmacks-Erlebnisse, die ich in diesem Ambiente vorurteilshaft nicht erwartet hätte, zu überzeugend.
Bemerkens- und ganz sicher empfehlenswertes thailändisches Bistro am Fuße der Montpellier-Brücke. Bravo!
Nachdem die beiden ersten Abendessen in Heidelberg mit unserem Sohn und seiner neuen, sehr sympathischen Freundin etwas üppiger ausgefallen waren, sollte es am Vortag der Heimreise in trauter Zweisamkeit einfacher zugehen. Dies sowie mein Wunsch nach „etwas Asiatischem“, die räumliche Nähe zum Hotel und nicht zuletzt eine der sehr gern gelesenen Kritiken der Kollegin Maja88 ließ die Wahl schnell auf das Chatuchak fallen. Nun ja, die Namensgleichheit mit dem riesigen Wochenendmarkt in Bangkok muss angesichts des angeschlossenen, sehr übersichtlichen Asia-Marktes... mehr lesen
Chatuchak | Thai Kitchen & Street Market
Chatuchak | Thai Kitchen & Street Market€-€€€Restaurant062217146060Speyerer Str. 1, 69115 Heidelberg
4.0 stars -
"Sehr erfreulicher „Garküchen"-Besuch" DerBorgfelderNachdem die beiden ersten Abendessen in Heidelberg mit unserem Sohn und seiner neuen, sehr sympathischen Freundin etwas üppiger ausgefallen waren, sollte es am Vortag der Heimreise in trauter Zweisamkeit einfacher zugehen. Dies sowie mein Wunsch nach „etwas Asiatischem“, die räumliche Nähe zum Hotel und nicht zuletzt eine der sehr gern gelesenen Kritiken der Kollegin Maja88 ließ die Wahl schnell auf das Chatuchak fallen. Nun ja, die Namensgleichheit mit dem riesigen Wochenendmarkt in Bangkok muss angesichts des angeschlossenen, sehr übersichtlichen Asia-Marktes
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Tatsächlich bietet Inhaber Jan-Hendrik Feldner schon seit über 10 Jahren in der Hauptstadt Thüringens spanisch-katalanische Genüsse an. Aber in seinem Castillo Catalana an der Markstraße, das alleine im Gewölbekeller 75 Plätze anbot, klaffte doch eine zunehmende Lücke zwischen den Erwartungen Mallorca-affiner Gruppen und dem kulinarischen Selbstverständnis. Zumal beim immer noch jungen Küchenchef Sebastian Ernst, der auch schon seit 2013 im Haus ist und - das kann man sicher sagen - Ambitionen hat.
So wurde 2019 der Cut gemacht und, nachdem sich ein schon fest geplanter Umzug an den Wenigemarkt kurzfristig zerschlagen hatte, im schmucken Altbau die 20 Plätze des ESTIMA eröffnet. Eine gesonderte kleine Tapas-Bar ganz nach dem Vorbild Barcelonas sollte schon länger dazukommen; die harten Einschränkungen für die Gastronomie verhinderten dieses immer noch verfolgte Ziel. Bis dahin wird ein Doppelkonzept am Standort gefahren: Montags und Dienstags werden von einem eigens eingestellten Koch kreierte Tapas mit kreativem Twist angeboten; von Mittwoch bis Samstag ist ganz klar fine-dining. Auch dafür steht die Entwicklung der modernen spanischen und katalanischen Küche Pate - ohne mit allzu schrägen molekularen Experimenten zu überfordern. Nach einem Besuch bei Martín Lippo, dem „Stickstoff-Papst“ wird auch im ESTIMA mit der nicht ganz harmlosen Zubereitungsart experimentiert. Aber: Heißes Öl ist auch gefährlich.
Vielleicht bedingt durch ein paar interessierte Mails vorab wartete der Chef mit seiner kleinen Crew in dem in zwei unterschiedliche Bereiche aufgeteilten Raum schon auf uns.
Hochformat
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Zwei im Service, zwei in der Küche, dazu zwei Azubis. Das war an diesem Mittwoch eine mehr als ausreichende Besetzung, denn außer uns kam nur ein Paar ins Reich der katalanischen Hochküche. Oder vielleicht auch ein weiteres - so genau kann ich das gar nicht sagen, denn man hatte uns freundlicherweise den Chef‘s Table angeboten. Von diesem erhöhten Platz aus hatten wir nicht nur beste Sicht auf die Arbeit von Sebastian Ernst und seinem Sous Jürgen Birth,
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sondern wurden auch vom Gastgeber mit vielen interessanten Details zu den Gerichten und der spanisch-südfranzösischen Küche versorgt. Klar, dass dabei auch ein paar Tipps für den nächsten Barcelona-Urlaub abfielen.
Zum Start nippte mein Kollege an einem Cava, und ich ließ mir einen Oloroso schmecken, während wir alles auf eine Karte setzten, will heißen, die vollen sieben Gänge des einzigen Menüs (111€) orderten. Unverträglichkeiten wurden dabei en passant abgefragt. Der Einstieg ist schon ab 4 Tellern (69€) möglich, wobei der Chef schon darauf hinwies, dass die Portionen nicht zu mächtig seien. Andererseits wird im ESTIMA allerlei davor, danach und dazwischen geboten.
Vor den schon in der Karte angekündigten Amuses - hier Aperitivos gehießen - kam schon mal gleich die erste Kostprobe aus dem Trockeneis: Eine Manchegocrème mit Chorizo-Krusteln und Pinienkernen wurde zum gefrorenen Lolli, leicht mürbe und im Mund schön schmelzend. Von Form und Konsistenz einem hausgemachten Vanille-Eis nicht unähnlich, aber eben eindeutig Käse. Nicht schlecht! Mich freut es immer, wenn Geschmackserfahrungen durchbrochen werden und halte es auch nicht für eine unnütze Spielerei, den natürlichen oder bekannten Zustand von Lebensmitteln zu verändern; nichts anderes passiert beim Garen in seinen üblichen Formen ja auch.
Die Parade der Appetithappen eröffneten grüne und schwarze „Oliven“ und schon die Anführungszeichen verrieten, dass hier natürlich wieder mit Erwartungshaltungen gespielt wurde. Eine dünne Hülle platzte auf, ihre schokoladige Note verriet Kakaobutter. Die dünnflüssige Füllung der grünen Fake-Früchtchen war tatsächlich aus dem Saft von Oliven gewonnen. Bei den schwarzen wechselt die Küche von Zeit zu Zeit. Mir war die aktuelle Mischung aus Portweinreduktion, Orangenschale und roter Bete etwas zu süß geraten, aber das ist Geschmacksache.
Es folgte ein knuspriges Tomatenbaiser, das von Sumach, Gewürzcouscous und Datteln in 1001 Nacht entführt wurde. Die Aromen ausgewogen und alle erkennbar.
Etwas einfacher dann die getrocknete Aprikose (mit erkennbaren Kern?), die fest, aber angenehmer Weise nicht zäh-ledrig geraten war. Mir wurde es beim langen Kauen zu eindimensional süß, was Herrn Feldner zu einem kleinen Lächeln veranlasste, denn bei meinem Fokus auf die Aromen-Entwicklung hatte ich nicht bemerkt, dass hier Mango und Kürbis (Das war auch der Aprikose Kern!) verarbeitet worden war. Nix Aprikose, nix einfach!
Von außen unscheinbar die kleine Thunfisch-Praline, aber die gar nicht hoch genug zu lobende Ware von Balfégo war mit einem Algengelee ummantelt und wurde von Yuzu und schwarzem Knoblauch so gekonnt begleitet, dass der Fisch immer präsent blieb. Großes Kino.
Eigentlich war Schluss mit Einstieg, aber Sebastian Ernst legte noch ein Kalbstatar mit exotischer Tamarinde-Kubeben-Mayo, knackigen dünnen Winterrettich-Scheiben und Petersilienpulver drauf.
Klassischer in der Herstellung, im Ergebnis sehr gelungen.
Und immer noch nicht genug des Guten, denn ratz-fatz stand die Interpretation einer Vichysoise vor uns mit à la minute sous-vide-gegartem und dann abgeflämmtem Lauch einerseits und Eis aus französischem süßem Senf andererseits. Frittierte Gemüsestreifen und im Stickstoff geeiste Tapiokaperlen knusperten angenehm, die feinen Streifen Bellota-Schinken blieben in diesem schmackigen Amuse unauffällig, das andernorts als Vorspeise durchgegangen wäre.
Nach diesem fulminanten Auftakt war erst einmal Beruhigung angesagt mit einem selbst gebackenen, tadellosen Baguette, das ohne Butter oder Dips gereicht wurde. Auf Nachfrage bekam ich selbstverständlich Öl von Arbequina-Oliven.
In der Zwischenzeit hatten wir uns um die Weine gekümmert, bzw. nur ich, denn mein Kollege hatte sich fürs Auto entschieden.
Die Auswahl im ESTIMA ist schmal - 7 Rote, 5 Weiße, 2 Rosé, dafür immerhin 3 Cavas. Nur Spanier und alle auch offen erhältlich bei moderat kalkulierten Flaschenpreisen (ich schätze Faktor 2,5) zwischen 23 und 50 Euro. Ohne viel Federlesens wurden uns verschiedene kleine Gläser zum Probieren eingeschenkt. Natürlich ist fast jede Weinrichtung vertreten, nur mir als Rotwein-Novize hat ein kräftig im Holz ausgebauter Chardonnay dann doch gefehlt. So fiel die Wahl zum Einstieg auf einen Albariño aus den Rias Baixas. Später erfolgte der Umstieg auf einen Murmuri, eine Cuvée aus Garnatxa blanca und Macabeu, ein seltener Weißer aus dem Priorat, dem Land der Roten, das auch Pfälzer schätzen. Nach dem Dessert wurde noch ein Moscat de Ribesaltes eingeschenkt, ein franko-katalanischer Süßwein.
Da wir uns ein bißchen Zeit für die Arbeit erbeten hatten, reduzierte die Küche das Tempo angenehm und stieg jetzt mit Gelbschwanzmakrele in das Menü ein, die unter ihrem japanischen Namen Hamachi in der Karte stand. Alle Variationen - Sashimi, angenehm salziges Tatar und fein geflämmtes Tataki - überzeugten geschmacklich total. Die weiteren Protagonisten Fenchel, Escabeche, Mandarine und Erdnuss loteten das Geschmacks- und Texturspektrum von sauer über würzig bis fruchtsüß, von knackig bis cremig gelungen aus. Witzig - oder kitschig - war die Erdnusscrème, die mittels Silikonform in das Aussehen des Ausgangsproduktes gebracht wurde. Interessant die deutliche Säure der Gewürzsauce, die aus einer molekularen Sphäre vorsichtig über das Gericht verteilt werden sollte, wie uns Herr Feldner empfahl. Das nenne ich hilfreichen Service.
Ein Teller wie aus der deutschen Sterneküche ein wenig zurückliegender Jahre: Viele Komponenten in verschiedenen Zubereitungen und Texturen harmonisch zusammengebracht. Mich holt das immer ab, wenn es so gut gelingt, wie hier: Viele schöne Kombinationen waren möglich, trotzdem wurde der Fisch nie zugedeckt.
Mehr auf das Produkt fokussiert der zweite Gang, für den der Begriff instagramable nicht nur wegen des schönen Tellers passt.
Bei aller Begeisterung für die Farben „verblassen“ diese doch hinter der geschmacklichen Qualität einer Obsiblue-Garnele aus einer der Zucht auf Neu-Kaledonien, die sich beim Genießen immer stärker durchsetzte. Auch handwerklich tipptopp, ich hätte sie mir sogar radikal glasig gewünscht, aber das ist nicht jedermanns Sache. Zumal die Mitspieler denen des ersten Gangs zwar ähnelten, aber doch eine Spur anzogen: fruchtig-bittere Grapefruit statt Mandarine, knackiger Kopfsalat und Estragon statt Fenchel und an Stelle von Erdnuss ein Vanille-Schaum und Speck-Krusteln, die durch einen gepufften und geräucherten Tapioka-Chip ergänzt wurden.
Vor dem Wechsel auf fleischliche Genüsse streute Sebastian Ernst einen vegetarischen Gang ein. Aber einen mit Umami: Holla, die Waldfee! Nach dieser unglaublich geschickten Andeutung ist es natürlich klar: Es ging um Waldpilze, die roh, angebraten und als dehydrierte Bröckchen, aber auch als klassisch spanischer Flan verarbeitet wurden. Allzuviel Schmackigkeit konterten ein Essig-Gel aus P.X.-Trauben, frischer junger Spinat und ein deutlich vernehmbarer Rosmarinschaum. Buchenpilz, Pfifferling, Champignon und Steinpilze waren bei diesem Waldspaziergang sicher dabei. Dass die kräftige, etwas gebundene Bouillon im Reagenzglas gereicht wurde, löst in Berlin-Mitte wohl keine Überraschung mehr aus, aber Nova Regio und Jürgen Dollase sind weit. Überhaupt kein Problem.Umami, ick liebe Dir!
Ich freute mich lieber über die gesondert servierte, typisch spanische, nämlich eher weiche Krokette mit Pilzfarce und Brunnenkresse!
Den Auftakt der Fleischgänge machte mal nicht baskische Kuh (die ja erschreckend oft aus Polen stammen und nur ihr Dasein im Schlachthof von Bilbao ausgehaucht haben soll), sondern trocken gereiftes galizisches Kalb.
Erneut ein Teller „wie gemalt“:
Das Fleisch sous-vide gegart und nachgebraten, zart und saftig und die Röstaromen tun meiner Ansicht nach Kalbfleisch gut. Der feine Geschmack wurde durch die abermals beeindruckende Parade der Begleiter nicht überdeckt: Neben dem Überraschungsgast Birne gefielen die Texturen von Kürbis, z.B. der Schaum oder die dickflüssig gefüllte Sphäre, nur kurz angeschwenkter frischer Spinat und sehr passend auch zum hellen Fleisch Piemont-Haselnuss (die es im Gegensatz zur Piemont-Kirsche wirklich gibt). Vadauvan setzte zwar etwas kräftigere Akzente, insgesamt abermals ein sehr harmonischer Gang.
Durchaus beherzter ging es beim Lammrücken zu; das Fleisch aus einer Thüringer Zucht der Nolana-Rasse, mir bis zu diesem Zeitpunkt unbekannt. Mein Tischpartner war höchst interessiert, da selbst Amateur-Schafzüchter. Sehr mager und damit auch einen Tick weniger saftig als von mir geschätzt. Für kräftige Aromen sorgten Macis, Kapern (frittiert und in der Jus) und Chutney von der Piquillo-Paprika. Die Verwendung von Loomi, also schwarzer Zitrone, als Topping brachte prononciere Säurespitzen ins Spiel. Da waren die verschiedenen Zubereitungen von Süßkartoffeln nicht nur willkommener süßer Konterpart, sondern gefielen auch Texturen, nämlich frittiert, als geräuchertes Püree und Knusper. Nur meine Kamera war offenbar etwas überfordert von den vielen Produkten und rückte sie in ein unverdient schwaches Licht.
Und während wir noch genussvoll vor uns hin kombinierten, zauberte die Küche plötzlich noch
ein Töpfchen hervor, unter dessen Batatenschaum sich geschmorte Lammkeule versteckte. Hei, war das ein schmackiges Vergnügen!
Sehr schön, dass das ESTIMA-Menü auch einen Käsegang bereit hält!
In diesem Fall cremiger Ziegenfrischkäse, in den Tonkabohne eingearbeitet worden war. Davon ein Ring gebettet auf Granny Smith und einer Gel-Matte ebenfalls vom erfrischenden Apfel bedeckt, der dem Ganzen mehr fruchtige Frische einhauchte, als es die üblichen Mitspieler zum Käse sonst so tun. Sehr passend zum stets leicht säuerlichen Ziegenkäse. Mit der knackigen Scheibe schwarzer Walnuss wurde nochmals eine übliche Beilage zur Käseplatte spielerisch zitiert. Ungewöhnlicher, aber saisonal stimmig die frisch gehobelten Späne Wintertrüffel, dessen Stärke eher im Duft als im kräftigen Geschmack liegt.
So hätte sich der Reigen, der mit dem Manchego-Eis begonnen hatte, eigentlich mit Käse auch wieder schließen können. Aber da die freudlose Fastenzeit drohte, gönnte ich mir ausnahmsweise ein Dessert, das sich schon auf der Karte verführerisch las: Die sehr gute spanische Marcona Mandel in allerlei Spielarten von knackig bis zu himmlischem Toffee begleitet von Sherry- und Kaffee-Aromen und einem Safran-Eis. Auch mit Kardamom und Sternanis sollte vielleicht der maurischen Herrschaft in Al-Andalus eine Referenz erwiesen werden. Das knusprige Waffelblatt konnte dazu meine Arabeske sein. Insgesamt wunderbare Patisserie, die ganz ohne Zitrusfrüchte (oder gar Gemüse!) niemals zu süß wurde.
Die Agrumen waren dann in einem der abschließenden Pralinés mit angenehmer Säure vertreten. Zur Seite ein Kegel Giuanduja mit ein wenig Haselnusscrunch und mein persönlicher Favorit eine rhombische Form gefüllt mit einem Likör auf der Basis von Luis Felipe Brandy. Salut!
Das war die letzte der vielen außergewöhnlichen und hochwertigen Zutaten, die im Menü verarbeitet wurden und den für Erfurt recht sportlichen Menüpreis doch rechtfertigen.
Fazit:
Vor ein paar Jahren hätte sich das ESTIMA ziemlich sicher einen Michelin-Stern abgeholt und auch im aktuellen Führer finden sich viele ausgezeichnete Restaurants, deren Küchenstil - gekennzeichnet durch eine hohe Zahl von Produkten und deren Varianten pro Gang - sich kaum vom hiesigen unterscheidet. Aber die Zeit ist vorangeschritten und anderes steht in der Gunst der Tester: Produktfokussierter, weniger, klarer muss es auf dem Teller zugehen.
Ob man darüber in der Allerheiligenstraße allzu traurig ist, weiß ich gar nicht. Das Publikum und dessen Erwartungen verändern sich mit der Auszeichnung. Und auch unterhalb solcher Weihen gibt es im Jahre 32 der Einheit in den mittelalten Bundesländern immer noch Nachholbedarf an kulinarischen Highlights. Ich freue mich sehr, dass in Erfurt neben dem Clara (das seinen Stern verloren hat) eine echte Alternative für Feinschmecker entstanden und hoffe für den Betreiber, dass es nicht mehr lange ein Geheimtipp bleibt. Dem Guide Michelin scheint es ganz ähnlich zu gehen, denn ganz aktuell wird das Restaurant erstmals in der kleinen roten Feinschmecker-Bibel lobend erwähnt. ¡Viva ESTIMA!