Region Münsterland

...das gibt es wirklich! Auch wenn man es dem häufig wortkargen Westfalen nicht zutraut!

Eine weitere Kritik zu einem Gasthaus meiner "Heimatstadt" Rheine. Freitagabend, der Kühlschrank über die Woche leer gekocht und erst morgen geht es wieder auf den sehr schönen kleinen Wochenmarkt von Rheine. Also war die Entscheidung schnell gefallen, heute Abend auszugehen. Wir nahmen auf dem Weg in die Innenstadt das Wirtshaus Lorenbeck ins Auge.

Das Wirtshaus Lorenbeck war bis zum letzten Jahr die Rheiner Dependance der in Neuenkirchen ansässigen alteingesessenen gleichnamigen Gaststätte Lorenbeck. Der Chef, Alfons Lorenbeck, engagiert sich seid Jahren für die westfälische Küche und ist ständig auf Kochfestivals im ganzen Münsterland unterwegs, um die Menschen zurück zu den kulinarischen Wurzeln Westfalens zu bringen. Leider hat Herr Lorenbeck, im Rentenalter angekommen, für seine Neuenkirchener Gaststätte keinen Nachfolger gefunden und diese im letzten Jahr geschlossen. Somit wurde die NL Rheine zum Primus befördert und wirtschaftet fleißig weiter. Ich vermute, Herr Lorenbeck kann noch nicht völlig von der Gastronomie lassen. Gut für uns, denn ohne das Lorenbeck würde Rheine etwas fehlen.

Das Lorenbeck ist Zentral in Rheine am Rathaus zu finden. Das Konzept ist das eines, im sehr positiven Sinne, gutbürgerlichen Gasthauses. Man will keine kulinarischen Höhenflüge starten, aber dem Kunden eine ordentliche, gute Küche bieten. Schwerpunkt deutsch-westfälisch, dass was auch ich von Kindesbeinen an kennen gelernt habe in Mutters Küche und die überwiegend gesetztere Kundschaft wünscht. Auf der angenehm kurzen Karte finden sich Klassiker der westfälischen Küche wie Töttchen, Zwiebelfleisch, Wurstebrot, dicke Bohnen und so weiter, aber auch Flammkuchen und Klassiker wie originale VW Currywurst (deren Wert nur derjenige versteht, der einmal in der Kantine eines Werks von VW gegessen hat). Es sollte für jeden etwas auf der Karte zu finden sein. Da wir Morgen einem Schwergewicht der NRW-Kulinarik auf den Zahn fühlen wollen, war es heute angenehm, etwas unangestrengter Essen zu gehen.

Meine Frau entschied sich für den mediterranen Flammkuchen und einen kleinen Beilagensalat. Der Flammkuchen kam belegt mit Thun, Oliven und frischen Tomaten. Optisch durchaus verführend war meine Frau zufrieden uns verzehrte ihn komplett. Auch der Salat konnte überzeugen. Westfälisch kam er daher mit einem süß-zitronigen Sahnedressing, wie ich es nur von hier kenne. Kindheitserinnerung, also lecker!

Ich gestehe, ich wurde schwach und bestellte, gedenkend seeliger F+E Zeiten bei VW als kleiner TU Braunschweig Ingenieurstudent, eine originale VW Currywurst. Für Nichtnorddeutsche zur Erklärung, die VW Currywurst ist Legende. Es gibt Bandarbeiter, die essen ihr komplettes Arbeitsleben in JEDER ihrer Schichten eine Wurst! Die Currywurst stellt die VW Kantine in ihrer eigenen Fleischerei her, ebenso wie Sauce. Unverwechselbar, man erkennt sie immer unter allen anderen heraus. Es war das Original, wie in der Karte angekündigt, lecker, und begleitet mit sehr guten Pommes Frites. Ich war sehr zufrieden.

Im Lorenbeck trinkt man keinen Wein, aber auch ich als bekennender Weinfreund vermisse den guten Tropfen hier nicht. Am Zapfhahn ist ein westfälisch herbes, lokales Pilsener der Brauerei Rolinck. Und die Mannschaft hinter der Theke versteht es, das Pils perfekt in das Glas zu bekommen. So ist Bier ein Genuss, gerade zur Küche des Lorenbeck. Dem süddeutschen, insbesondere dem Bayern, wird das nordwestdeutsche Pils zu herb sein. Mir kann ein Pils nicht herb genug sein!

Fazit, wenn sie unkompliziert gut essen möchten, lenken sie Ihre Schritte in das Wirtshaus Lorenbeck, sie werden es nicht bereuen. Die Besucherschar ist so durchmischt, dass sich jeder wohlfühlen kann.

Der Frühling ist ja überall schon zu spüren, die Osterhasen sind schon unterwegs, nicht nur bei Lexi. Der erste Spargel wird schon auf dem Wochenmarkt angeboten, aber das scheint mir ein bisschen verfrüht. Heute also ins Klein Marrakesch, das erste marrokanische Restaurant im Münsterland. In den Räumen von früheren Villa Medici ist das Restaurant eingezogen und hat gut daran getan, die bedrückende Enge des früheren Italieners durch den Verzicht von ca 20 Plätzen weniger, zu entkernen. 

Bedienung
Der Empfang ist freundlich, wichtig ist eine Reservierung, vor allem an den Wochenenden. Um 18 Uhr war ich zwar der erste Gast, aber bis 20 Uhr füllte sich das Restaurant merklich. Ich bekam einen schönen 4 Tisch mit Blick auf den Eingang, so hatte ich das Geschehen im Blick und konnte zuerst ungestört ein paar Aufnahmen machen. Der Kellner machte einen kompetenen Eindruck, empfahl auch das Menü und fragte immer wieder nach der Zufriedenheit der Gäste.

Essen
Die Karte ist edel gedruckt in warmen Brauntönen, vorne als Titel ein stimmungsvolles Foto vom Restaurant. Sie beinhaltet 4 Vorspeisen, 2 Suppen, 13 Hauptgerichte (auch vegetarisch  und zwei Fischgerichte) und 4 Desserts. Da ist für jeden Schlemmergaumen was dabei. 
Ich wählte als Einstieg einen: Salade de Couscous garnie avec Crevettes et Zatar Yaghurt (Couscoussalat an Garnelen dazu Zatar-Yaghurt) für 7,80. 
Als Hauptgericht: Couscous aux Fruits de Mer (Chefkreation: Couscous an Meeresfrüchten) für 19,60. 
Dazu ein Wasser 2,40 und einen Marrokanischen Rotwein 2008 Domaine Riad Jamil 0,2 für 6,50. 
Als Nachtisch ein: Pastilla Glacée (mit Wallnußeis gefüllte Pastilla für 6,80. 


Als Gruß aus der Küche zweierlei Kräutercreme mit getoasteten Barguettscheiben, die leider kalt waren, aber die Creme war gut. Mein Einwurf der Barguettscheiben, wurde an die Küche weiter gegeben. 
Die Vorspeise kam auf einem bunten Teller sehr schmackhaft daher, das Couscous unter den Garnelen war kalt - ich hätte es lauwarm besser gefunden -  nach Rücksprache mit der Küche war aber klar, das das als Vorspeise so gewollt war. Die Garnelen waren sehr schön würzig.

Die Chefkraetion mit den Meeresfrüchten, bestand aus warmen Couscous mit Shrimps und ausgelösten Muscheln und Erbsen. Die heiße Soße wurde in einem extra Schälchen serviert und brachte eine schöne Aromenvielfalt auf die Zunge, vor allem der frischer Koriander rundete das Gericht ab. 

Die mit Walnusseis gefüllte Pastilla brachte eine aromatische Variante mit dem warmen Blätterteig und dem kalten Eis und wurde eingerahmt von Wallnüssen und einigen Blaubeeren, ein schöner Abschluss. Alles in Allem ein schöne Reise in die marrokanische Welt der Aromen. 

Ambiente
Die Einrichtung ist in warmen Pastelltönen gehalten mit stilvollen marrokanische Elementen, Fotos und farbigen Goldleuchten, die mit den Kerzen eine schöne weiche Lichtstimmung erzeugen. Die Tische festlich eingedeckt mit weißen Tischdecken und weißen Fächerstoffservietten. Die Teller sind typisch Bunte mit marrokanischen Mustern. Die Stühle sind bequem, man hat mit sehr vielen liebevollen Details eine gute Atmosphäre geschaffen.

Sauberkeit, ohne Tadel auch die Toiletten.  

Nachdem wir ursprünglich einen Burger im Burgercult essen wollten und dort keinen Platz gefunden haben, sahen wir uns einmal etwas weiter am Germania-Campus um. Hier findet sich vom Italiener über bayrisch bis zum Spanier alles, was das Herz begehrt.
Entschieden haben wir uns dann für die Tapas-Bar "la Tapia".
Im stilvollen Ambiente eines ehemaligen Brauereigebäudes haben wir in dem Hauptraum mit hohen Decken und teilweise unverputzen Wänden mit Sichtmauerwerk einen Platz gefunden. 

Nach einem kurzen Blick in die Karte gab es eine kleine Tapasauswahl für meine Freundin und die Paella für mich. Eine Paella habe ich in Münster schon lange gesucht, aber selten gefunden. Und hier schmeckt sie auch noch hervorragend. Auch die Tapas waren sehr lecker. Besonders die Datteln im Speckmantel mit Mandel waren extrem lecker und sollte auf jeden Fall bei einem Besuch probiert werden. 

Die beiden Kellner waren sehr freundlich und zuvorkommend. Weiterhin waren sie so aufmerksam, dass sie sich oft genug aber nicht zu oft nach unserem Wohlbefinden erkundigt haben. Allerdings hätten sie sich etwas besser abstimmen oder aufteilen können, da beide recht häufig nacheinander das selbe fragten. Aber lieber zu viel, als zu wenig!

Sauber war auch alles, was mich allerdings gestört hat, war der Notausgang, der sich neben dem eigentlichen Eingang befindet und bevorzugt von Gästen benutzt wurde. Dadruch zog es am Platz direkt nebenan sehr stark.
Abgesehen davon, dass der Notausgang 3m neben dem Haupteingang kaum Sinn macht, wäre es schön, diesen etwas umzulegen.

Zum Ambiente habe ich am Anfang schon etwas geschrieben. Die alte Brauerei hat auf mich einen ganz besonderen Charme und fand bis jetzt alle drei besuchten Restaurants in der Nähe sehr schön.

Das Preisleistungsverhältnis ist ausgewogen. Tapas kosten um die 4 Euro pro Portion, meine Paella kostete 11,90.

Alles in Allem ein tolles Erlebnis, was ich hoffentlich bald wiederholen werde.