Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren Schweinehund, der zu bequem zum Kritiken schreiben war, überwunden.
Nach etwa 100 Bewertungen hat mich der Verkauf an Yelp ausgebremst, da ich aussagekräftige Kritiken schreiben möchte, für Menschen, die gutes Essen schätzen. In einem Portal, bei dem man auch seine Wertschätzung für die Heiße Hexe an der Tankstelle veröffentlicht, fühle ich mich nicht mehr wohl und suche eine neue Kritikerheimat.
Nachdem mittlerweile (fast) alle geschätzten Kritikerinnen und Kritiker aus dem Verschwundenen Portal hierher gewechselt und ein paar mehr dazu gekommen sind, fühle ich mich wieder wohl. Ein bißchen wie im Stammlokal, man kennt/schätzt/neckt sich, tauscht Neuigkeiten aus... Eben lesen, schlemmen, schreiben.
Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 275 Bewertungen 333230x gelesen 9843x "Hilfreich" 8834x "Gut geschrieben"
Geschrieben am 24.02.2024 2024-02-24| Aktualisiert am
24.02.2024
Besucht am 21.02.2024Besuchszeit: Abendessen Rechnungsbetrag: 25 EUR
Ein panasiatisches Restaurant, wie so viele in den letzten Jahren aufgemacht haben. Die Betreiber "natürlich" Vietnamesen, lt. der gepflegten Honepage ein family business.
Von außen sieht es eher nach Imbiss aus und tatsächlich dürften Abholer und Lieferando&Co. mehr bringen als das Abendgeschäft. Nach hinten gibt es einen Gastraum mit immerhin 40 Plätzen. Zu wärmerer Zeit ist die aufgebockte Holz-Terrasse zur Straße ganz nett. Genau gegenüber die Panasia-Konkurrenz von Sao Mai. Die haben sogar einen Wintergarten.
Mich begrüßt ein junger Mann im Service, der einen erstaunlich starken Akzent hat. Verschiedene Damen, die im Lauf des ca. 60 minütigen Aufenthaltes an meinen Tisch kommen, sprechen dagegen sehr gut deutsch. Höflich sind alle, mit der gefühlten Freundlichkeit ist es ja immer so eine Sache. Immerhin lässt der Service-Herr mir die freie Platzwahl, nachdem mich sein erster Vorschlag nicht überzeugt hat.
Trotz Plastikschnickes und super kitschiger Tusche-Bilder herrscht eine gemütliche Atmosphäre. Ganz wesentlich tragen viele künstliche Pflanzen, das warme Licht und vor allem leise Klaviermusik dazu bei. Blick zur Straße Auch falsche Pflanzen können echtes Ambiente zaubern
Zudem war es gut geheizt, wie schön! Ich hasse es, im Restaurant zu frieren.
Die Toiletten für gehbehinderte Menschen nicht zu erreichen. Wäre die Treppe nicht, hätten sie trotzdem Probleme, an den diversen(?) Kinderdreirädern vorbei zu kommen.
Außer mir waren am späteren Abend nur eine Vierergruppe und ein Paar zu Gast, später kamen noch zwei Herren, wahrscheinlich Kollegen.
Es wurde sehr schnell serviert. Nach wenigen Minuten konnte ich mit zwei vegetarische Reispapier-"Sommer"rollen (5,5€) starten: Salat, Gurke, Koriander, immerhin warmer Tofu und Reisnudeln zum Dippen auf Wunsch Fischsauce. Ich sach ma: Macht satt. Sommerrollen veggie
Danach widmete ich mich dem Thai-Glasnudelsalat (5,9€). Neben den selbigen waren Sojasprossen, Erdnüsse, Gurke und viel Koriander am Start, was ich mag. Am besten frittierter Tofu, der schön crunchte, lecker. Der Sud mit dem Ganze durchmischt wird, war überraschend scharf, was in der Karte nicht angekündigt war. Macht aber nichts, ist die Nase wieder frei... Das war schon besser. Thai-Salat
Zum Hauptgang fiel meine Wahl auf Garnelen in hausgemachter Zitronengras-Sauce für 14€, immerhin als Spezialität des Hauses angekündigt. Garnelen in hausgemachter Sauce
Der Teller enttäuschte überwiegend: Vom begleitenden "Gemüse der Saison" versprach ich mir schon mal wenig. Tatsächlich war die Mischung reichhaltig und noch schön knackig: Zwiebel, Karotte, rote Paprika, Bambus, Brokkoli, Blumenkohl und Champignons, zum Teil sogar am Gaumen zu identifizieren. Das Beste am Hauptgericht: Das knackige Gemüse
Die kleinen Garnelen ließen schon nach, fest ja, aber nicht knackig. Horror dagegen die Spezialitäten-Tunke, in dem alles schwamm: So massiv mit Sojasauce verhunzt, dass das Salzige schon in Bitterkeit umschlug. Alles, was darin schwamm, war verloren. Von Zitronengras schon mal gar nichts zu schmecken! Ich wollte mich schon beschweren, als ich durch intensives Fischen im Trüben tatsächlich bedauernswerte kleinste Abschnitte vorfand, die komplett die Farbe des Soja-Desasters angenommen hatte. Der Beweis: Es existiert Zitronengras im Salzsee
Vorsichtig probierte ich und tatsächlich, ein letzter Rest Zitronengras-Aroma war bemerkbar. Ich ergab mich in mein Schicksal und kaute das harte, strohige Kraut jeweils mit einer Garnele, die ich aus dem chinesischen Salzsee gerettet und auf der ordentlichen Basmatireis-Kugel abtropfen lassen hatte. Zwei Drittel des Gerichts ging zurück. Hat keinen gewundert. Hoffentlich auch nicht der Umstand, dass ich zügig das Etablissenent verließ. Bezahlung per EC-Karte war möglich und den ordentlichen Kassenbon gab es immerhin; auch ein Bewirtungsbeleg wurde angeboten.
Bei den nächsten Asia-Gelüsten dann der Wettbewerber von gegenüber. Vielleicht. Aber nicht das EKI. Sicher.
Ein panasiatisches Restaurant, wie so viele in den letzten Jahren aufgemacht haben. Die Betreiber "natürlich" Vietnamesen, lt. der gepflegten Honepage ein family business.
Von außen sieht es eher nach Imbiss aus und tatsächlich dürften Abholer und Lieferando&Co. mehr bringen als das Abendgeschäft. Nach hinten gibt es einen Gastraum mit immerhin 40 Plätzen. Zu wärmerer Zeit ist die aufgebockte Holz-Terrasse zur Straße ganz nett. Genau gegenüber die Panasia-Konkurrenz von Sao Mai. Die haben sogar einen Wintergarten.
Mich begrüßt ein junger Mann im Service,... mehr lesen
Restaurant Eki | Asia Fusion Kitchen
Restaurant Eki | Asia Fusion Kitchen€-€€€Restaurant015214035057Leipziger Str. 66a, 06108 Halle an der Saale
3.0 stars -
"Pansasiate mit mehr Schatten als Licht" DerBorgfelderEin panasiatisches Restaurant, wie so viele in den letzten Jahren aufgemacht haben. Die Betreiber "natürlich" Vietnamesen, lt. der gepflegten Honepage ein family business.
Von außen sieht es eher nach Imbiss aus und tatsächlich dürften Abholer und Lieferando&Co. mehr bringen als das Abendgeschäft. Nach hinten gibt es einen Gastraum mit immerhin 40 Plätzen. Zu wärmerer Zeit ist die aufgebockte Holz-Terrasse zur Straße ganz nett. Genau gegenüber die Panasia-Konkurrenz von Sao Mai. Die haben sogar einen Wintergarten.
Mich begrüßt ein junger Mann im Service,
Geschrieben am 21.02.2024 2024-02-21| Aktualisiert am
21.02.2024
Besucht am 18.02.2024Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 13 EUR
Einer späten Ankunft in der Düsseldorf geschuldet, die mehr meinem fehlerhaften Studiums des Fahrplans als einer eher geringen Verspätung der DB anzulasten war, suchte ich in der Umgebung des Hauptbahnhofs nach einem Nachtmahl, wobei alles länger dauernde der späten Stunde wegen ebenso ausschied, wie meines doch inzwischen beträchtlichen Hungers. Zudem verbieten die Fastengebote fleischliche Nahrung, was die Auswahl rapide um die reichlich zu findenden türkischen wie amerikanischen BBQs verkürzte.
Die Wahl fiel auf die gästefreie Pizza-Schmiede, deren junger Tresenmensch mich aber auf Nachfrage freundlich begrüßte. Später brachte er mir den Teigerundling an den Tisch, statt mich auf den Srr-Srr-Srr zu verweisen. Ich hatte auch sehr freundlich darum gebeten, da ich noch nicht so gut zu Fuß bin. Trotzdem nett. Bei Lieferung warnte er zudem vor der sehr heißen Pfanne. Dafür gerne 4 Sterne, sonst wäre der Service wegen Selbstbedienung außer Wertung geblieben.
Das Innere austauschbar zu jedem Schnellrestaurant der Welt. Hier nicht in Quietschfarben, sondern in Braun- und Grautönen. Eher praktisch als gemütlich und auch nur leidlich bequem. Der Tisch wackelte. Eine der so beliebten, übergroßen „Glühbirnen“ war erloschen. Im Hintergrund spielte kaum wahrnehmbar Musik, denn die Lüftung rauschte. Es zog. Immerhin gute Luft.
Neben der Pan Pizza werden Salate angeboten, überwiegend frittierte Snacks und auch drei Desserts. Getränke werden am Tresen bestellt und aus dem Kühlschrank herausgegeben. Ein Glas wurde nicht verlangt und nicht angeboten.
Obwohl ich eigentlich „Team Napoli“ bin, schmeckt mir die amerikanische Variante alle paar Jahre auch ganz gut. (Bei meiner Frau ist es gerade umgekehrt.)
Das Angebot in Panys Pizza listet alle üblichen Beläge auf, die auch die italienische Variante (sofern nicht ein italienischer Pizzaiola mit einem Funken Ehre im Leib vor dem Ofen steht) oder ein Baguette oder jeden andere Teigfladen dieser Welt beschweren könnte. Von A wie Ananas bis Z wie Zwiebeln. Inzwischen schon fast Mainstream die türkische Suçuk. Bei Pastirma musste ich allerdings googeln, scheinbar eine Art orientalischen Beef Jerky aka Dörrfleisch. Auch Madimak, das türkische Pendant zum Pesto - aber viel stückiger und grasig-strohiger - steht bei mir noch nicht so oft auf dem Speiseplan.
Ich entschied mich für die vegetarische Variante mit Tomatensauce, Schafskäse, Spinat und Oliven, die wie die anderen „Spezialangebote“ den Namen einer Hauptstadt trug: Rätselhafterweise wurde sie unter dem Titel „Bern“ feilgeboten.
Nach ca. 10 Minuten kam das gute Stück in einer gußeisernen Pfanne an den Tisch. Sah prima aus.
Per kleinem Pfannenwender konnte ich die vorgeschnittenen Stücke bequem auf meinen Teller bugsieren. Wobei der nicht in der Karte verzeichnete, reichlich bemessene und schön verlaufene milde Käse (Junger Gouda o.ä.) appetitliche Fäden zog.
Erster Eindruck am Gaumen: Holla, toller Teig! Heiß, Rand und Boden leicht knusprig, innen fluffig, mit Eigengeschmack. Dafür Daumen hoch.
Auch die Tomatensauce war gut gewürzt und schmackhaft.
Der Belag eher so lala: Ob der Schafskäse nicht doch zu 100% aus Kuhmilch bestand? Immerhin durch die Oberhitze schön gebräunt. Nur leicht nach Salzlake schmeckend, dafür die typische Quietschigkeit. Spinat in kleinen Fetzen und dünne Scheiben geschwärzter Olive litten darunter, dass sie offenbar von Anfang an mit in den Ofen mussten. Dadurch trocken und auch mit wenig Eigengeschmack gesegnet. Vermutlich deshalb gab es zwei Quetschflaschen mit Ketchup und einer leckeren Knoblauchsauce gleich mit an den Tisch. Im Interesse der Kolleginnen am nächsten Morgen hielt ich mich zurück…
Die kleine Version (23cm Durchmesser) reichte mir, Teig und Käse können ja überraschend sättigen. Für 9,9€ ein fairer Deal für beide Seiten.
Fazit: Kein kulinarisches Erlebnis, tat aber auch nicht weh. Eigentlich sogar ganz lecker. Wenn es Not tut, würde ich wieder einkehren und die Version „Sivas“ probieren, vermutlich die Heimat der Inhaber.
Einer späten Ankunft in der Düsseldorf geschuldet, die mehr meinem fehlerhaften Studiums des Fahrplans als einer eher geringen Verspätung der DB anzulasten war, suchte ich in der Umgebung des Hauptbahnhofs nach einem Nachtmahl, wobei alles länger dauernde der späten Stunde wegen ebenso ausschied, wie meines doch inzwischen beträchtlichen Hungers. Zudem verbieten die Fastengebote fleischliche Nahrung, was die Auswahl rapide um die reichlich zu findenden türkischen wie amerikanischen BBQs verkürzte.
Die Wahl fiel auf die gästefreie Pizza-Schmiede, deren junger Tresenmensch mich aber... mehr lesen
Panys Pizza
Panys Pizza€-€€€Restaurant021179567385Worringer Straße 142, 40210 Düsseldorf
3.5 stars -
"Pfannenpizza mit Höhen und Tiefen" DerBorgfelderEiner späten Ankunft in der Düsseldorf geschuldet, die mehr meinem fehlerhaften Studiums des Fahrplans als einer eher geringen Verspätung der DB anzulasten war, suchte ich in der Umgebung des Hauptbahnhofs nach einem Nachtmahl, wobei alles länger dauernde der späten Stunde wegen ebenso ausschied, wie meines doch inzwischen beträchtlichen Hungers. Zudem verbieten die Fastengebote fleischliche Nahrung, was die Auswahl rapide um die reichlich zu findenden türkischen wie amerikanischen BBQs verkürzte.
Die Wahl fiel auf die gästefreie Pizza-Schmiede, deren junger Tresenmensch mich aber
Geschrieben am 06.01.2024 2024-01-06| Aktualisiert am
07.01.2024
Besucht am 05.01.2024Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 20 EUR
Wie man Gäste verärgert...
Auf dem Weg zum Weinhändler meines Vertrauens fällt mir dieser im Netz gehypte neue Streetfood-Laden auf, der gar nicht auf der oder die Straße verkauft.
An einem Freitag um 14.00 Uhr brummt der Laden. Als höflicher Gast warte ich, um platziert zu werden und werde freundlich an den kleinen Zweiertisch gebeten, weil man die beiden Vierertische "für Gruppen freihalten will". Das verstehe ich. Weniger, dass der nächste neue Einzel-Gast sich einfach hinsetzt und am Vierertisch freundlich bedient wird. "Was soll ich denn machen?" fragt der junge Servicemann. Den Tisch für Gruppen freihalten. War doch der Plan. Dachte ich…
Was lernen wir? Frech gewinnt und die permanente(!) Klage der Gastronomen über unhöfliche Gäste hat auch eine Kehrseite...
Cut!
Wie die Straßen von Tokyo aussehen, kann ich aus eigenem Erleben nicht berichten. Der Eingang des Lokals gibt allerdings einen guten Eindruck davon, wie die Straßen eines durchschnittlichen deutschen „Amüsier“ -Viertels aktuell aussehen.
Zum schmalen Gastraum führen drei Stufen hoch. Die knapp 40 Plätze verteilen sich entlang den grau gestrichenen Wänden, die von großformatigen Fotos der - natürlich - Tokyoter Straßen geziert werden. Das Mobiliar auf den rustikalen Holzbohlen ist etwas zusammengewürfelt und teilweise von der vorher hier befindlichen Kneipe übernommen. Man sitzt nur am Beginn leidlich bequem auf niedrigen kleinen Metall-Hockern; nur wenige sind gepolstert.
Es läuft gemäßigter Rap und andere street-tunes. Erwartbar, passend und vor allem nicht zu laut. Die vielen Paare können sich ohne Weiteres in Zimmerlautstärke unterhalten; wobei das Ambiente weder zum längeren Verweilen noch für eine traute Zweisamkeit gedacht ist. Dafür stehen die Tische viel zu eng und es herrscht ein Kommen und Gehen. Vom Konzept eben auch Izakaya/Kneipe. Es ist nicht meine Art von Gastro, aber schon stimmig.
Der junge Angestellte im Service ist flott, versiert und vielleicht von einer etwas zu glatten Freundlichkeit. Die "flotten Sprüche" wiederholen sich jedenfalls während der überraschend langen Wartezeit, aber auch in der Küche scheint nur ein Koch zu werkeln.
Es ist aber, wie gesagt, schon sehr voll, zwischendurch will noch jemand einen Gutschein. Die Tische werden abgewischt, ich werde zwischendurch mit ein paar Worten vertröstet und die Frage nach der Zufriedenheit wird immerhin professionell gestellt. Es wird Besteck angeboten, aber ich bediene mich an den Stäbchen, die immerhin in eine Serviette eingewickelt in einem Glas auf dem Tisch stehen. Das geht schon mal alles deutlich schlechter.
Die drei ausgewählten asiatischen „Tapas“ kommen fast gleichzeitig und sind optisch schon mal gelungen:
Ich beginne mit der marinierten Aubergine. Den kleinen Würfeln hat vermutlich ein kurzes Bad in der Fritteuse eine leichte Hülle verpasst. Sie sind erfreulich wenig matschig. Die Teryakisauce ist merklich, aber nicht zu intensiv, so dass sogar der Eigengeschmack der Eierfrucht durchkommt. Gepoppte Reisperlen sorgen für den Crunch. Gelungen.
Die frittierten Pilze (Buchenpilze?) standen etwas lange am Pass, daher nicht heiß. Hat ihrem Tempura-Knusper aber nicht geschadet.
Dazu Wasabi-Majo, der ich etwas mehr Wumms gewünscht hätte. Andererseits sind auch die Pilze keine Umami-Monster.
Der kalte Schweinebauch ist durchs Marinieren zart, die Fettschicht fest. Sehr gut mit Stäbchen zu essen. Die Süße der Marinade hätte ebenfalls mehr Schärfe vertragen, aber das ist Geschmacksache. Etwas Sojasauce hätte gut getan, aber ich kann keine entdecken. Später sehe ich ein übliches Fläschchen hinter der Theke. Insgesamt aber mein Favorit.
Insgesamt waren die drei Kleinigkeiten (vegetarisch 4,9€, Fleisch 6,5€) natürlich nicht weltbewegend, aber sehr ordentlich gemachtes Barfood. I like it.
Weil ich vorher natürlich schon ein Mittagessen hatte, verzichtete ich auf die im Netz hochgelobte Ramen und knabberte nur noch am "Kimchi", der hier zwar mit Chilipaste geschärft wird, aber nicht mehr fermentiert. Dadurch bleibt der Chinakohl natürlich frischer. Knackig war der Kohl also, scharf genug (mir Memme) auch, aber Frühlingsgrün und zu wenig schwarzer Sesam konnten nicht verhindern, dass das Ganze recht eindimensional blieb. Ich bin Team Kimchi Original.
Die spontane Einkehr hat mir gut gefallen, die vielen positiven Stimmen auf den anderen, irrelevanten Portalen kann ich voll bestätigen. Die Ramen werde ich gern beim nächsten Besuch probieren; dann schmeiße ich mich einfach an den größten freien Tisch, den ich finde;-))
Wie man Gäste verärgert...
Auf dem Weg zum Weinhändler meines Vertrauens fällt mir dieser im Netz gehypte neue Streetfood-Laden auf, der gar nicht auf der oder die Straße verkauft.
An einem Freitag um 14.00 Uhr brummt der Laden. Als höflicher Gast warte ich, um platziert zu werden und werde freundlich an den kleinen Zweiertisch gebeten, weil man die beiden Vierertische "für Gruppen freihalten will". Das verstehe ich. Weniger, dass der nächste neue Einzel-Gast sich einfach hinsetzt und am Vierertisch freundlich bedient wird.... mehr lesen
Tokyo Streets
Tokyo Streets€-€€€Restaurant042130322566Ostertorsteinweg 20, 28203 Bremen
3.5 stars -
"Überzeugendes japanisches Bar-Food" DerBorgfelderWie man Gäste verärgert...
Auf dem Weg zum Weinhändler meines Vertrauens fällt mir dieser im Netz gehypte neue Streetfood-Laden auf, der gar nicht auf der oder die Straße verkauft.
An einem Freitag um 14.00 Uhr brummt der Laden. Als höflicher Gast warte ich, um platziert zu werden und werde freundlich an den kleinen Zweiertisch gebeten, weil man die beiden Vierertische "für Gruppen freihalten will". Das verstehe ich. Weniger, dass der nächste neue Einzel-Gast sich einfach hinsetzt und am Vierertisch freundlich bedient wird.
Geschrieben am 29.10.2023 2023-10-29| Aktualisiert am
04.11.2023
Besucht am 29.10.2023Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 70 EUR
In Magdeburg ist der Freund gehobener Küche am Sonntag noch verlorener als anderswo. Einzig der Hoflieferant hält die Fahne saisonaler Frischeküche hoch. Außer natürlich, wenn am folgenden Montag Brückentag ist. Da lohnt sich die Öffnung nicht. Und auch nicht ein Hinweis auf der Homepage, so dass ich etwas ratlos über Alternativen nachdachte, denn immerhin war es für meinen Magen schon 20.00 Uhr auch wenn der Zeitmesser seit dem frühen Morgen etwas anderes vermeldete.
Dann also mal in einen italienischen Steakladen am Schleinufer, vom dem ich schon Schlechtes gehört hatte. Indes: In der Not...
Das langgezogene Gebäude aus gelben Backsteinen mag in früheren Zeiten ein Bahnschuppen gewesen sein. Führte doch hier die Versorgungslinie in die Kasematten der preußischen Festung. Im Inneren ist der Dachstuhl und das Ständerwerk freigelegt.
Zusammen mit dem Parkett ist das zugleich rustikal und elegant. Völlig unpassend nach meinem Geschmack die unterschiedlichen, allesamt blauen Kronleuchter.
Die Betreiber sind Italiener und im Dryager hingen tatsächlich mächtige Chianina-Cuts, aber sogar Ribeye aus Kagoshima für 790€ das Kilo.
Das Karten-Set auf den Holztischen spricht eher ein "übliches" Publikum an, auffallend viele Familien und Paare, die es mal etwas "ausgefallener" möchte, also z.B. Fleisch zum Selberbraten auf der heißen Eisenplatte. Für die Standardkarte wird argentinisches Black Angus verwendet.
Am Nebentisch Italiener, die Fußball auf dem Handy schauen, soweit immerhin authentisch! Nachdem die Nerazzuri die Tabellenführung glücklich verteidigt hatten, entspann sich eine intensive Diskussion mit dem Patrone, der die restliche Kundschaft allerdings keines Blickes würdigte.
Es gibt keine Weinkarte, 5 Rote werden auf der Tafel offeriert von Primitivo Sessantina bis zum Turriga 2015, immerhin. Die Preise teils fair, teils schwierig. Als offene Rote bietet der italienische Kellner Primitivo an, aber auch den fruchtigem sardischen Cannonau. Das erfreut. Erst recht 0,5l für 13,80.
Erster Gang Rindertatar zum Selbermischen, Das ist gut, da bei den Accompagnements Knoblauch enthalten ist. Aber auch Eigelb in der aufgeschlagene Schale. Dijon-Senf, Schalotte und Gürkchen wie es sich gehört.
Das handgeschnittene Fleisch blieb unauffällig, es sollte aus dem "Rinderfiletherz" stammen, hatte dafür aber recht viele Sehnen...
Serviert in einem zähen Parmesan-Körbchen. Dazu Kirsch-Tomaten, Gurken, Petersilie und Orangenscheiben!
Wenn die Deko mehr Raum einnimmt als das eigentliche Essen...
Zum gereichten Weißbrot schweigt des Sängers Höflichkeit.
26,5 € für 150 Gramm waren zu teuer.
Hauptgang italienisches Schweinenackensteak.
Die beiden dünnen Scheiben Gran Parino kamen natürlich durchgebraten,
was beim durchwachsenen Schweinenacken vernünftig ist. Die (vom Bestellsystem des Kellners erzwungene) Frage nach dem Gargrad zeigt nur, dass der Laden seine Karte (oder wohl eher den Gast) nicht ernstnimmt.
Das Fleisch war für Nacken okay, kräftig gewürzt und schon mit mehr Geschmack gesegnet, als das bedauernswerte Supermarktschwein, etwas fest, aber nicht wirklich zäh.
Lecker die vielen Zwiebeln, die sehr vorsichtig gegart waren, keine Röstnoten, vielmehr süß und genau noch den richtigen Biss. Auch die Drillinge mit Rosmarin schmeckten gut.
Das mit Pesto bestrichene Weißbrot wieder latschig. Die weiche(!) Kräuterbutter immerhin selbstgemacht.
Für 24,90€ war der Preis noch gerade okay.
Am Besten die Kartoffeln. Und der Cannonau.
Und ein Averna (4€), für den ich auf Nachfrage sogar Eis und Zitrone bekomme...
Eine (etwas teure) Notlösung, halt.
In Magdeburg ist der Freund gehobener Küche am Sonntag noch verlorener als anderswo. Einzig der Hoflieferant hält die Fahne saisonaler Frischeküche hoch. Außer natürlich, wenn am folgenden Montag Brückentag ist. Da lohnt sich die Öffnung nicht. Und auch nicht ein Hinweis auf der Homepage, so dass ich etwas ratlos über Alternativen nachdachte, denn immerhin war es für meinen Magen schon 20.00 Uhr auch wenn der Zeitmesser seit dem frühen Morgen etwas anderes vermeldete.
Dann also mal in einen italienischen Steakladen am Schleinufer,... mehr lesen
3.5 stars -
"Nicht schlecht, aber Luft nach oben" DerBorgfelderIn Magdeburg ist der Freund gehobener Küche am Sonntag noch verlorener als anderswo. Einzig der Hoflieferant hält die Fahne saisonaler Frischeküche hoch. Außer natürlich, wenn am folgenden Montag Brückentag ist. Da lohnt sich die Öffnung nicht. Und auch nicht ein Hinweis auf der Homepage, so dass ich etwas ratlos über Alternativen nachdachte, denn immerhin war es für meinen Magen schon 20.00 Uhr auch wenn der Zeitmesser seit dem frühen Morgen etwas anderes vermeldete.
Dann also mal in einen italienischen Steakladen am Schleinufer,
Geschrieben am 06.04.2024 2024-04-06| Aktualisiert am
07.04.2024
Besucht am 25.10.2023Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 87 EUR
Ein Azit, wer wüsste das nicht (der eine Suchmaschine bedienen kann), ist ein mehr oder minder heimlicher Treffpunkt, um sich mit seinen Kumpels zu treffen.
Nachdem ich freundlich zu zwei Besuchen in der Düsseldorfer Charlottenstraße hereingewunken wurde
kann ich zumindest bestätigen, dass sich in der eher etwas lieblosen, hell beleuchteten Einrichtung kleinere und größere Gruppen trafen, bei denen es sich der Kleidung nach zu urteilen um Kollegen nach der Arbeit handelten. Dazwischen mischten sich Freundinnen und einzelne Paare, fast alle unterhielten sich in asiatischen Sprachen.
Bei K-Pop aller Stilrichtungen geht es ungezwungen nach Kneipenart zu, man nimmt sich die Getränke (auch den Wein) aus großen Kühlschränken, berechnet wird, was angebrochen auf dem Tisch steht. Die Selbstbedienung kann schon mal zu seltsamen Situationen führen, wenn der unbedarfte Einheimische die 0,5l-Flasche durstig ansetzt und nach einem wirklichen tiefen Zug bemerkt, dass es sich nicht um Limo sondern um Soju handelt, die beliebteste koreanische Spirituose, mit der gemeinhin aus kleinen Gläsern angestoßen wird. Die Aufmerksamkeit der Gäste war mir schlagartig gewiss! Naja, bei schlappen 20 Volumenprozent in der Pflaumenversion hab ich dann einfach mal durchgezogen und gehofft, dass mich die recht fettlastige Küche rettet. Später bin ich dann auf Wasser (5€/0,75l) und eine Flasche feinherben Moselriesling (25€) umgestiegen, der mich noch ins Hotelzimmer begleitete. Denn was geöffnet ist, wird berechnet und stehenlassen ist feige…
Bei der folgenden Einkehr hab ich es nach dem Prinzip des Yin und Yang mit alkoholfreiem Bier (3€) zum Ausgleich ruhiger angehen lassen.
Sprachschwierigkeiten gab es kaum, gerade die jüngeren, gewohnt reserviert agierenden Bedienungen sprechen für den Bestellvorgang ausreichend deutsch und die Speisekarte ist mehrsprachig und gut bebildert.
Wie beim Koreaner üblich wurden bei meinen Besuchen zunächst unterschiedliche kleine Appetizer serviert: süß-sauer eingelegter Weißkohl, sehr leckere kleine Kartöffelchen in Öl und Zucker, ungewöhnlich süßer Geschmack. Und ein Nudel-Apfelsalat in Mayonnaise schmeckte überraschend leicht. Ich bestellte dazu Reis (3€) und Kimchi (4€), der zwar erträglich scharf war, aber doch den Kreislauf anregte.
Als Vorspeise (ohne Foto) nahm ich vier Mandu (6€), die erst angebraten, aber dann wieder gedämpft waren. Zwar nicht mehr knusprig, aber lecker süß-würzig gefüllt.
Mein koreanisches Lieblingsgericht sind Jeon, die dicken, fluffigen Eierkuchen(10€), gern als Pa Jeon mit Meeresfrüchten. Und der hier kam frisch und außen knusprig aus der Pfanne, die „Einlage“ bestand aus Garnelen, Miesmuscheln und Tintenfisch, alles geschmacklich deutlich zu identifizieren.
Bei zugegeben bescheidenen Erfahrungen mein bester Eierkuchen ever. Passt übrigens sehr gut zu Soju;-)
Beim zweiten Besuch war es deutlich voller. Außer mir sogar 1 (in Worten ein) weiterer deutscher Muttersprachler (allerdings mit seiner - vermutlich - koreanischen Freundin).
Nach den schon bekannten Appetizern bestellte ich mal statt des inzwischen doch recht bekannten Fried Chicken (hatte ich kurz vorher in Hamburg im San geknabbert) mal dünn geschnittenen Schweinenacken (18€), der in einem glatten, gut gewürzten Teig blasig ausgebacken und mit Kräuter bestreut war. Zum Dippen eine Majonäse mit ordentlich Gochujang, dem koreanischen Chili. Das hatte schon den berühmten Doppel-Wumms! Klar, soll ja zum Trinken anregen. Dazu mäßig heiße und leider nur mäßig knusprige Pommes. Als Ausgleich zum Fettigen gab es rohe Weißkohlstreifen.
Aber mit einem mächtigen Schlag Cocktailsauce. Natürlich.
Im Azit ist fast alles Soulfood, fettig und lecker und macht Durst. Bestes Kneipenessen, also. In diesem Schlupfwinkel versteckt man sich gerne, am Besten tatsächlich in einer Gruppe. Dann kommt vielleicht auch der große Glaskrug mit Bier auf den Tisch und man muss nicht unbekannte Getränke gierig aus der Flasche stürzen;-)
Ein Azit, wer wüsste das nicht (der eine Suchmaschine bedienen kann), ist ein mehr oder minder heimlicher Treffpunkt, um sich mit seinen Kumpels zu treffen.
Nachdem ich freundlich zu zwei Besuchen in der Düsseldorfer Charlottenstraße hereingewunken wurde
kann ich zumindest bestätigen, dass sich in der eher etwas lieblosen, hell beleuchteten Einrichtung kleinere und größere Gruppen trafen, bei denen es sich der Kleidung nach zu urteilen um Kollegen nach der Arbeit handelten. Dazwischen mischten sich Freundinnen und einzelne Paare, fast alle unterhielten sich... mehr lesen
Das Azit | Modern Korean Pub
Das Azit | Modern Korean Pub €-€€€Restaurant021146862687Charlottenstraße 85, 40210 Düsseldorf
3.5 stars -
"Jeder braucht einen Schlupfwinkel zum Danebenbenehmen!" DerBorgfelderEin Azit, wer wüsste das nicht (der eine Suchmaschine bedienen kann), ist ein mehr oder minder heimlicher Treffpunkt, um sich mit seinen Kumpels zu treffen.
Nachdem ich freundlich zu zwei Besuchen in der Düsseldorfer Charlottenstraße hereingewunken wurde
kann ich zumindest bestätigen, dass sich in der eher etwas lieblosen, hell beleuchteten Einrichtung kleinere und größere Gruppen trafen, bei denen es sich der Kleidung nach zu urteilen um Kollegen nach der Arbeit handelten. Dazwischen mischten sich Freundinnen und einzelne Paare, fast alle unterhielten sich
Geschrieben am 22.10.2023 2023-10-22| Aktualisiert am
17.01.2024
Besucht am 13.10.2023Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 202 EUR
Das diesjährige "Reservisten-Treffen" führte wieder an Saar und Mosel. Nach einem Tag im schönen Metz (Geheimtipp!) und einem Abstecher nach Schengen - die einzige Kleinstadt, die durch ihren "Raum" bekannt ist - ging es zum Abendessen nach Downtown-Konz, wo seit 2021 im renovierten Bahnhof deutsche Küche mit Anspruch serviert wird. Medial konnte man bereits überzeugen.
Das 1860 im Stil des italienischen Renaissence-Baumeisters Antonio Palladio errichtete Gebäude ist schon von außen ein Schmuckstück.
Nach einer freundlichen Begrüßung und Prüfung der Reservierung wurden wir im linken Flügel an einen Fenstertisch geführt. Die Dunkelheit verhüllte gnädig den Blick auf den Parkplatz. Durch das Fenster hinter uns beobachteten wir die vorbeifahrenden Züge - ein durchaus stimmiges Bild. Der Zugverkehr war keinesfalls störend, zudem herrschte im fast vollen Gastraum ein angenehmes Stimmengewirr. Wohltuend die hohen Decken und die eleganten Rundbogenfenster, letztere im Rahmen der Renovierung extra neu angefertigt. Die Tische mit ihren schweren Naturholzplatten stehen im angenehmen Abstand. Man sitzt auf dick gepolsterten Bänken oder mit Samtvelour bezogenen, bequemen Stühlen. Große Abzüge historischer Schwarz-Weiß-Fotos rund um das Thema Eisenbahn und Bahnhof passen genial
und auch mit Corporate Identity ist kein Fremdwort.
Die Beleuchtung gerade richtig, nicht zu hell und nicht zu dunkel. Stylische Leuchter imitieren Blattwerk und spenden passend zu ihrer Farbe goldenes Licht. Indirekte weiße Beleuchtung sorgt für die ausreichende Helligkeit. Im Hintergrund läuft Bar-Jazz für die richtige "laid-back-Stimmung".
Die junge, gleichwohl erfahrene Bedienung agierte zurückhaltend, aber stets auf der Höhe. Sie drängelte uns nicht, war aber immer ansprechbar, ruhig und versiert. Über einen Wechsel der Beilage holte sie erst Auskunft in der Küche ein. Kein Problem. Die gesamte, vermutlich osteuropäische Crew war einheitlich schwarz gekleidet und hatte die fast ausreservierten Räume gut im Griff.
Ein Amuse wird nicht spendiert. Dafür sind die Portionen nicht kleinlich.
Als Vorspeise für mich Erbsencremesuppe, die mit wenig Sahne, dafür einem deutlichen Geschmack punktete.
Gemixt, aber nicht passiert, Schalenfragmente waren zu fühlen. Einziges Manko: Sehr salzig, erst recht zusammen mit den kleinen Streifen gekochten Schinkens. Etwas Frische, z.B. durch Zitrone wäre schön gewesen.
Das Stangenweißbrot war leider arg belanglos;
das geht besser.
Gegenüber freute sich der diesjährige Gastgeber über sein Vitello Tonnato und lobte auf Nachfrage den Kalbsbraten ausdrücklich.
Unsere Hauptspeisen kamen zeitlich versetzt, aber auch nicht so weit, dass es den Dalai Kulilama aus der Ruhe gebracht hätte. Mein Cordon bleu aus der Pfanne hatte eine tolle krosse Panierhülle.
Der Schweinerücken erwartbar schier und damit halt recht trocken. Leider konnte der Emmentaler im Inneren nicht recht überzeugen und auch der Schinken blieb am Gaumen unauffällig. Preiselbeeren und Zitrone gabs dazu.
Vom ersten Cordon bleu seit Jahrzehnten hatte ich mir etwas mehr versprochen, aber ich bleibe am Ball.
Dafür geriet die (ohne Aufpreis getauschte) Beilagen-Premiere überzeugend: "Kappes Teerdisch" scheint eine (vermutlich nicht nur) regionale Spezialität zu sein und ist Kartoffelbrei (hier sehr flüssig, aber mit Stücken), in den Sauerkraut gemischt ist. Weich und angenehm säuerlich.
Lecker.
Der frische Beilagensalat war ohne Ausschläge nach oben oder unten.
Beide Kameraden sangen ein Loblied auf ihre Gerichte, seien es die Kartoffelgnocchi mit perfekt geschmorten Hokkaido-Kürbis und dezenter Salbeinote auf dem einen oder die Fettucine mit Pfifferlingen und Rinderfiletstreifen (wunderbar medium gebraten!) auf dem anderen Teller.
Das soll in die Bewertung einfließen; ich hätte einen halben Punkt abgezogen.
Nach Limoncello Sprizz zum Auftakt schwenkte einer der Reservisten stilecht auf heimisches Bier um, zwei teilten sich einen Saar Riesling von Alten Reben.
Mit 48 Euro für hiesige(!) Verhältnisse schon hochpreisig; in Norddeutschland wäre man über den Preis sehr froh. Außerdem muss die Investition ins Gebäude zumindest ein wenig amortisiert werden. Es dürfte aber wohl auch Liebhaberei bzw. Mäzenatentum dabei sein. Immerhin scheint der im Immobiliengeschäft tätige Eigentümer nicht zu den ärmsten Schluckern zu gehören. Man munkelt am Ort von 2 Mio. Umbaukosten, um aus dem von der DB völlig verlotterten Kleinstadtbahnhof wieder ein echtes Juwel zu machen.
Gegenüber labte man sich an Kaffee und Crèmes aus kleinen Einmachgläsern (Limette: "Wenn man genau hinschmeckt..." Mousse au chocolat: "Die hier ist fluffiger; meine eigene ist mastiger.“ WTF?)
Ich setzte auf einen Digestif an der Bar.
War aber wohl nicht vorgesehen, denn wir ernteten zunächst erstaunte Gesichter. Erst recht, als wir anfingen, die Hochstühle vor die Theke zu ziehen. Letztlich nahm man auch diese Schrulligkeit der älteren Gäste hin und verköstigte uns gern mit Kräuterlikör und Portwein. Wir bedankten uns mit 15% Trinkgeld und waren froh, nicht in den USA zu sein, wo wohl inzwischen alles unter 20% ein no-go sein soll.
Fazit:
Der Historische Bahnhof ist zweifelsohne ein großer Gewinn für Konz und Umgebung. Handwerklich überzeugende deutsche Küche (ergänzt durch ein paar italienische Lieblinge) in einem ansprechenden historischen, aber eben auch zeitgemäßen Ambiente.
Das diesjährige "Reservisten-Treffen" führte wieder an Saar und Mosel. Nach einem Tag im schönen Metz (Geheimtipp!) und einem Abstecher nach Schengen - die einzige Kleinstadt, die durch ihren "Raum" bekannt ist - ging es zum Abendessen nach Downtown-Konz, wo seit 2021 im renovierten Bahnhof deutsche Küche mit Anspruch serviert wird. Medial konnte man bereits überzeugen.
Das 1860 im Stil des italienischen Renaissence-Baumeisters Antonio Palladio errichtete Gebäude ist schon von außen ein Schmuckstück.
Nach einer freundlichen Begrüßung und Prüfung der Reservierung wurden wir... mehr lesen
4.0 stars -
"Restauriertes Schmuckstück mit empfehlenswerter Küche" DerBorgfelderDas diesjährige "Reservisten-Treffen" führte wieder an Saar und Mosel. Nach einem Tag im schönen Metz (Geheimtipp!) und einem Abstecher nach Schengen - die einzige Kleinstadt, die durch ihren "Raum" bekannt ist - ging es zum Abendessen nach Downtown-Konz, wo seit 2021 im renovierten Bahnhof deutsche Küche mit Anspruch serviert wird. Medial konnte man bereits überzeugen.
Das 1860 im Stil des italienischen Renaissence-Baumeisters Antonio Palladio errichtete Gebäude ist schon von außen ein Schmuckstück.
Nach einer freundlichen Begrüßung und Prüfung der Reservierung wurden wir
Geschrieben am 31.03.2024 2024-03-31| Aktualisiert am
01.04.2024
Besucht am 18.09.2023Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 46 EUR
Das Taschenbergpalais war zu Teilen erkennbar noch Baustelle; das edle Kempinski-Hotel gerade wieder eröffnet und das feine Fischrestaurant von Herrn Kastenmeier erholte sich im Kurland-Palais von meinem Besuch. Kein Wunder, dass der Taxifahrer im strömenden Regen Probleme hatte, das neue Hotelrestaurant zu finden. Ohne einen nochmaligen Anruf wären wir in der Dunkelheit vermutlich am unauffälligen Eingang vom Jüdenhof vorbeigefahren.
Ich war überhaupt froh, an einem Montagabend nach 20.00 Uhr noch ein gutes Restaurant zu finden und auch gespannt, wie sich die Kempinski-Gastronomie zurückmelden würde.
Ein Kellner mit charmantem tschechischen Akzent empfing mich sehr freundlich und ließ mir die Platzwahl. Alles andere wäre auch seltsam gewesen, denn in dem großen Raum verloren sich nur noch drei weitere Gäste. Dass ich mich trotzdem nicht unwohl fühlte, zeigt doch, dass die zurückhaltende Gestaltung mit cremefarbenen Wänden und Polstern und warmem Licht zwar etwas betulich, aber nicht ungemütlich wirkt. Als Kontrast dient eine durchgehend in dunkelgrauem, genopptem Leder bezogene Bank, ebenfalls dunkelgraue Paneele für indirekte Beleuchtung und die bewusst opulent gestalteten Kronleuchter.
Der Tisch war fein eingedeckt mit einem zeitgeistig hippen schwarzen Teller.
Vom Haus gibt es (zur Tageszeit erwartbar schlappes) Baguette mit Tomate-Frischkäse-Dip. Der war ganz okay, leicht. Sogar ein Amuse wird auf dem Probierlöffel gereicht: Ein Rote-Bete-Feige-Tatar gefiel süß-säuerlich, dabei ohne muffige Erdigkeit.
Angesichts der vorgerückten Stunde hatte ich nur zwei leichte Gänge gewählt: Vorweg den Pflücksalat (10,5 €) mit Kimchi-Yuzu-Dressing und einer Black-Tiger-Garnele als Supplement (zusätzliche 10,5€: Kempinski-Preise!). Und als vegane Hauptspeise die gegrillte Miso-Aubergine mit Erdnüssen und Glasnudelsalat.
Der „spritzige“ Kellner hatte derweil mein alkoholfreies Radeberger (4,5€ für 0,33l) wortwörtlich reichlich überschäumend eingeschenkt und danach Glas und Tischtuch nur mit einem Lappen lässig abgetupft. What? Diesmal brauchte es nicht einmal der sprichwörtlichen zwei, drei Sätze, sondern nur einer hochgezogenen Augenbraue und eines fragenden Blickes bis er fröhlich „Ich bringe Ihnen ein neues!“ rief. Also manchmal…
Die inzwischen servierte Vorspeise entpuppte sich als Totalausfall.
Die an sich vernünftigen, aber wenig inspirierten Blattsalate waren eiskalt. Die Tomatenviertel hart und völlig geschmacklos. Ja, ist denn schon wieder Januar? Wo man wohl im September so ausdruckslose Ware herbekommt. Beschämend für ein 5 Sterne-Haus!
Erfreulicherweise kann der Gast unter mehreren, vermutlich hausgemachten Dressings wählen, Himbeere und Parmesan sind mir erinnerlich. Neugierig hatte mich die Kimchi-Yuzu-Variante gemacht: Aus manowarisch gesagt: Die Schärfe ging ihr völlig ab. Dafür war die Säure der Zitrusfrucht, ich sag mal: Sehr, sehr "anregend". Statt einer großen Garnele fanden sich vier ausgelöste, schon gewürzte Garnelenschwänze auf dem Salat. Stark gekrümmt, sehr festes, fast schon hartes Fleisch, geschmacklich mittelmäßig. Black Tiger Garnelen hatte ich anders in Erinnerung. Machte das Desaster für 21€(!) aber komplett.
Zu diesem Zeitpunkt wollte ich nicht mehr diskutieren, sondern nur nicht hungrig ins Bett gehen.
Von der Aubergine versprach ich mir nichts mehr.
Und wurde positiv überrascht! Die gegrillte Eierfrucht kam heiß und weich, aber nicht matschig. Sehr lecker. Hauptakteurin wie auch die begleitende Ratatouille waren mit einer sehr intensiven Miso-Sauce überzogen. Aber diese Komponente war auch in der Karte prominent angekündigt worden und umami gibt gerade vegetarischen Gängen Tiefe. Zudem die zweierlei gefärbten Glasnudeln (Karotte/Rote Bete) vermutlich gewollt wenig bis gar nicht gewürzt die intensive Reduktion gut abfederten. Ausgesprochen gelungen, weil cremig auskleidend, der Erdnuss Schaum. Der Beweis, dass wohlschmeckende Saucen auch ohne Milch/Sahne gelingen.
Eine knackige Kräuter-Chifonade sorgte neben etwas Erdnussbruch für Biss und „grüne“ Akzente. Sie hätte für meinen Geschmack nur mehr Koriander vertragen, aber das ist ja immer so einer Sache. Das abschließende Topping von Reisstroh teilte das schlappe Schicksal des Baguette. Trotzdem war das ein absolut überzeugender veganer Gang, der völlig zurecht immer noch auf der Homepage des Palais angepriesen wird. Zumal 16,5€ im Vergleich als günstig zu bezeichnen waren.
Fazit zwiegespalten: Mit deutlichen Anlaufschwierigkeiten einerseits. Andererseits mit guten Ansätzen. Per Saldo eine mittlere Benotung. Zweitbesuch nicht zwingend, aber auch nicht ausgeschlossen
Das Taschenbergpalais war zu Teilen erkennbar noch Baustelle; das edle Kempinski-Hotel gerade wieder eröffnet und das feine Fischrestaurant von Herrn Kastenmeier erholte sich im Kurland-Palais von meinem Besuch. Kein Wunder, dass der Taxifahrer im strömenden Regen Probleme hatte, das neue Hotelrestaurant zu finden. Ohne einen nochmaligen Anruf wären wir in der Dunkelheit vermutlich am unauffälligen Eingang vom Jüdenhof vorbeigefahren.
Ich war überhaupt froh, an einem Montagabend nach 20.00 Uhr noch ein gutes Restaurant zu finden und auch gespannt, wie sich die... mehr lesen
Restaurant Das Palais im Hotel Taschenbergpalais Kempinski
Restaurant Das Palais im Hotel Taschenbergpalais Kempinski€-€€€Restaurant, Catering03514912710Taschenberg 3, 01067 Dresden
3.0 stars -
"Auch aller Wieder-Anfang ist schwer" DerBorgfelderDas Taschenbergpalais war zu Teilen erkennbar noch Baustelle; das edle Kempinski-Hotel gerade wieder eröffnet und das feine Fischrestaurant von Herrn Kastenmeier erholte sich im Kurland-Palais von meinem Besuch. Kein Wunder, dass der Taxifahrer im strömenden Regen Probleme hatte, das neue Hotelrestaurant zu finden. Ohne einen nochmaligen Anruf wären wir in der Dunkelheit vermutlich am unauffälligen Eingang vom Jüdenhof vorbeigefahren.
Ich war überhaupt froh, an einem Montagabend nach 20.00 Uhr noch ein gutes Restaurant zu finden und auch gespannt, wie sich die
Geschrieben am 29.03.2024 2024-03-29| Aktualisiert am
29.03.2024
Besucht am 07.09.2023Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 170 EUR
Weil ich das Mittagessen im Söl‘ring Hof auf Sylt noch so nett in Erinnerung und mein beruflicher Termin nahe des Potsdamer Platzes schon am späten Vormittag geendet hatte, versuchte ich es spontan mit einer telefonischen Reservierung im ebenfalls zweifach besternten Facil. Kein Problem, war die freundliche Antwort. Etwas vor der Öffnungszeit wurde ich an der unauffälligen Rezeption des Mandala empfangen und von einer jungen Dame per Fahrstuhl in den 5. Stock begleitet. So etwas hat Stil. Ebenso wie das Foyer, in dem ich mit einem wohl ebenfalls hungrigen Pärchen noch einige Augenblicke warten musste, bis die letzten Vorbereitungen abgeschlossen waren.
Dann wurden wir freundlich in den lichtdurchfluteten, überdachten Innenhof gebracht. Als früher Gast hatte ich die Möglichkeit, einen Tisch im kleinen, asiatisch gestalteten Garten zu wählen.
Eine Oase der Ruhe, so klischeehaft, so wahr. Mit einigen frechen Mitgenießern
und dem einzigen (kleinen) Nachteil, dass hier die Tische deutlich enger standen, als im hellen, ebenso eleganten wie entspannten großen Gastraum, dessen Glasdach wohl auch geöffnet werden kann.
Nach und nach trudelten ganz verschiedene Gäste ein, von der (wohl) chinesischen Influencerin in Prada bis zu den (wohl) russischen Touristen in…naja, Sachen. Auch „Ersttäter“ fanden sich ein, die ernsthaft der Legende anhingen, man dürfe in der Sternegastro nicht das Dessert voneinander probieren. Das sehr gemischte Publikum mag dem Umstand geschuldet sein, dass man im Facil mittags ab 2 Gängen (für 54€) bestellen kann. Ideal, um das Haus und die Hochküche ohne Kreditaufnahme kennenzulernen. Dazu ein charmantes, offenes, höfliches Serviceteam, angeführt vom reizenden Gastgeber Manuel Finster. Ich entschied mich für 4 Gänge, die mit glatten 100€ zu Buche schlugen. Ein sehr fairer Preis, der durch die Getränke schwer quersubventioniert ist.
Man reichte ein Oshibori zur Erfrischung; im Sommer stets gern genommen.
Bei einem White Port von Niepoort (freundliche 7€ für die üblichen 5cl)
gestaltete sich die Weinauswahl dann etwas zäh. Irgendwann gab ich mich geschlagen und akzeptierte die vorgeschlagene Rhône-Cuvée aus Chenin Blanc, Semillon und Roussane. Die 0,1l-Schlückchen mit jeweils 16€ unangemessen hoch bepreist.
Sie passte als Allrounder allerdings vorzüglich zum Menü. Ein Wein, der tatsächlich auch in Rheine Gnade gefunden hätte… Anders als meine Bitte nach Leitungswasser, die die jungen Servicekräfte gleich zweimal vergaßen. Um meine dann vielleicht etwas rigoroser vorgebrachte weitere Erinnerung statt mit einer Entschuldigung mit einem öligen „Sehr gerne!“ zu quittieren. Das entsprach nicht meiner Vorstellung vom Niveau des Hauses, und ich mag solche Dinge nicht mehr in mich „reinärgern“. Herr Finster nahm meine zwei, drei leisen Sätze ohne Verlust der Oberbekleidung sehr professionell und vernünftig entgegen.
Das Amuse gefiel mir dann schon sehr:
Knackiger Chicorée Salat erhielt mit Granatapfel-Granité einen erfrischend fruchtigen Gegenspieler. Sehr schön, sowohl texturell als auch in der geschmacklichen Komposition ein Wasabi-Erdnuss-Brunch (tatsächlich ein Fertigprodukt). Fetacreme sorgte für Cremigkeit und setzte zunächst einen säuerlichen Akzent. Nachdem sich Kälte und Süße aufgelöst hatten, kam die leichte Bitternote der bleichen Zichorie durch, was mich irritierte, aber nicht schlecht schmeckte. Ein echter (kleiner) Störfaktor war dagegen die Erdnusshaut aus dem Crunch, auf der man ziemlich lange herum kauen kann…
Vor dem eigentlichen Menü verdeutlichten zwei hausgemachte Brote mit gesalzener Butter den Klassenunterschied zum üblichen Baguette!
Ich bitte inzwischen ausdrücklich darum, mir etwas Zeit für das Brot zu lassen, das ich genießen und nicht nur „nebenbei“ essen möchte. Kein Problem.
Zum Start hatte ich vegetarisch gewählt, da die Kombi Waldpilze und Dijonsenf kräftiges Umami versprach. Am Gaumen blieben die kleinen, feinen Pilze zunächst sehr zurückhaltend und ließen den vielen frischen Kräutern Raum. Der Senf war dagegen sehr dominant zu einer halbfesten Halbkugel verarbeitet worden, deren feuchte Oberfläche mit dem Löffel schwer zu teilen war. Slippery little sucker… Vielleicht wurden Happen zu groß und dadurch im Zusammenspiel zu intensiv?
Durch eine angegossene Pilzschaumcrème, der man reichlich gute Butter anschmeckte, übernahm dann recht schweres Umami das Regiment, gegen das kleine Ananas-Stückchen wenig zu melden hatten. Die Senfcrème wurde übrigens nicht aus dem fertigen Produkt hergestellt, sondern aus selbst gemahlenen Körnern. Was man an den kleinen, gar nicht mal so weichen Schalenresten durchaus bemerkte. Aber ich bin da ja überhaupt nicht empfindlich.
Beim zweiten Gang war ich dagegen vollständig begeistert.
Zartes Bries, in Sherry mariniert (Fiel mir jetzt nicht so auf. Bei den knackigen Zwiebelstreifen schon.) und dann in Panko dunkel gebacken. Weich, aber doch mit Struktur. Schon mal erstklassig. Die zweite Komponente war der (zumindest im Sommer) selten gegessene Wirsing. Gar nicht schwer oder gar muffig, sondern als feine buttrige Mousseline und einem Püree, in das exakt gegarte Perlgraupen eingearbeitet waren. Am überraschendsten frittierte Blätter, denen - wie auch immer - der Glanz von Alufolie verliehen wurde.
Eher nichts für Menschen, die die Sterneküche sowieso uncool finden. Mich begeistern Kreativität und Handwerk halt. Leben und leben lassen ist doch ein hübscheres Motto als das abwertende „Chichi“. Dem Ganzen gab Kalbsjus Kraft und frittierte Kapernblüten sorgten für knusprige Säurespitzen.
Sehr gute Balance zwischen Feinheit und Rustikalität.
Was selten vorkommt: An diesem Tag ging es mal komplett ohne Fisch oder Meeresfrüchte. Und die Entscheidung für das Short Rib war ganz sicher richtig. Das australische Wagyu war super zart und geschmacklich sehr intensiv. Ich esse selten Fleisch, aber wenn es so gut ist wie im Facil, bin ich hin und weg. Der Mandel-Bruch als Topping passte mit seinem Rauchgeschmack grundsätzlich gut, war aber (für mein Empfinden) sehr salzig. Die aus den Mandeln gemachte Crême schmeckte da viel runder. Vielleicht sollte das Salz die süßen Elemente kontern: Ananas brachte Frische in Fenchelkomponenten, die mariniert und angebraten überzeugten. Auch in der nicht zu spitzen Vinaigrette waren feinste Fenchel-Brunoises untergehoben. Sehr geiler Teller!
Es war der Tag der ungewöhnlichen Bestellungen, denn Dessert lasse ich wirklich häufig ausfallen. Aber die Kreation von Melone, Himbeere, Tomate und Basilikum sah schon am Nebentisch unwiderstehlich sommerlich frisch aus!
Eine hübsche Himbeermousse auf Biskuitteig überraschte mit einer Kompott-Füllung nicht zu süßer Cantaloupe.
Das Joghurt-Melonen-Aprikosen-Eis matchte prima mit den exzellenten frischen Beeren sowie Kokos-Crumble und gerösteten -Spänen. Das wunderbaren Frucht-Potpourri wurde durch Basilikumöl und ein sonnenreifes Kirschtomaten-Confit, das sich in kleinen Sphären versteckte, auf eine neue Geschmacksebene gehoben. Ein Dessert, dem jede Schwere abging und das den Sommer intensiv an den Gaumen zauberte.
Dazu natürlich ein Süßwein, Dr. Crusius Schlossböckelheimer Felsenberg 2021 gut gekühlt (15€ für 0,1l). Eine Auslese, die trotzdem genial eine frische Mosel-Säure mitbrachte. Leider war der Service erneut nicht ganz auf Zack, denn die Korkteilchen im Glas waren schon recht deutlich zu erkennen. Mein Stirnrunzeln wurde sofort bemerkt und ein neues Glas angeboten. War nicht nötig, ein langstieliger Löffel half auch.
Damit endete mein Menü, aber ein paar kleine „Rausschmeißer“ hatte die Küche auch mittags parat:
Die auf Haselnussmürbteig thronende, ungewöhnliche Bergamotte-Perle wurde von einem Kokos-Schokolade-Trüffel begleitet, der mühelos die Kindheits-Erinnerung an ein Bounty reaktivierte, aber eben in der 2.0-Ausführung bester Zutaten.
Und als Abschlussakkord separat ein sehr starkes Birnen-Curry-Sorbet.
Alles Kleinigkeiten waren nicht zu süß, was meinem Geschmack entgegenkommt.
Nach der unproblematischen Bezahlung mache ich mich zunächst allein auf den Weg zum Fahrstuhl, bis der sympathische Herr Finster mir hinterher eilte, um sich nochmals für die Ruckeleien zu entschuldigen und mich zu verabschieden. Das versöhnte dann doch.
Weil ich das Mittagessen im Söl‘ring Hof auf Sylt noch so nett in Erinnerung und mein beruflicher Termin nahe des Potsdamer Platzes schon am späten Vormittag geendet hatte, versuchte ich es spontan mit einer telefonischen Reservierung im ebenfalls zweifach besternten Facil. Kein Problem, war die freundliche Antwort. Etwas vor der Öffnungszeit wurde ich an der unauffälligen Rezeption des Mandala empfangen und von einer jungen Dame per Fahrstuhl in den 5. Stock begleitet. So etwas hat Stil. Ebenso wie das Foyer,... mehr lesen
Facil · Gourmetrestaurant · Mandala Hotel
Facil · Gourmetrestaurant · Mandala Hotel€-€€€Sternerestaurant030590051234Potsdamer Str. 3, 10785 Berlin
4.0 stars -
"Ein paar Wölkchen können das Strahlen der Sterne nicht wirklich trüben" DerBorgfelderWeil ich das Mittagessen im Söl‘ring Hof auf Sylt noch so nett in Erinnerung und mein beruflicher Termin nahe des Potsdamer Platzes schon am späten Vormittag geendet hatte, versuchte ich es spontan mit einer telefonischen Reservierung im ebenfalls zweifach besternten Facil. Kein Problem, war die freundliche Antwort. Etwas vor der Öffnungszeit wurde ich an der unauffälligen Rezeption des Mandala empfangen und von einer jungen Dame per Fahrstuhl in den 5. Stock begleitet. So etwas hat Stil. Ebenso wie das Foyer,
Geschrieben am 08.03.2024 2024-03-08| Aktualisiert am
09.03.2024
Besucht am 01.09.2023Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Zum Ende unseres Premierenbesuchs auf Sylt sollte es natürlich nochmal ein kulinarisches Highlight sein und so hatten wir für den letzten Abend das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Kai3 im Golfhotel Budersand in Hörnum an der Südspitze der Insel gebucht.
Zudem hatten mich im Vorfeld schon einige Flaschen aus der Weinkarte nervös gemacht, auch der Preise wegen. Aber wir hatten ja die Woche über eher spartanisch getafelt (Gastroguide berichtete…)
Anders als Carsten zu Corona-Zeiten betraten wir nach dem Überqueren des Parkplatzes das Restaurant durch die ansprechende Lobby, in der kurz vor 18.00 Uhr bereits ein Pianist spielte. Gern hätten wir entsprechend Carstens Empfehlung an der Bar noch einen letzten Drink genommen, aber nach 23.00 Uhr war das Foyer leider schon verwaist.
Das Kai3 besticht durch eine klare, aber wohnliche Innengestaltung, wozu sicher auch die sehr bequemen Sessel mit Lederbezügen in unterschiedlichen Brauntönen und transparente Vorhänge beitragen. Die mobilen Trennwände der Pandemie sind verschwunden, so dass sich ein offener Raum ergibt, in dem die Tische mit ihren bodenlangen Decken so großzügig verteilt sind, dass ich an Eisschollen erinnert wurde. Von den Gesprächen am „Neben“Tisch hörte man jedenfalls kaum etwas, sehr angenehm. Die breiten Holzdielen in leicht ausgeblichener Optik greifen natürlich das hier auf Sylt allgegenwärtige Nordsee-Thema auf. Aber was sollte passender sein, wo die See doch fast unmittelbar jenseits der am Abend leeren, aber grundsätzlich wunderbar gelegenen Terrasse beginnt.
Der Blick durch die bodentiefen Fenster auf das Wattenmeer, über den kleinen Hafen von Hörnum hinüber nach Föhr und Amrum ist jedenfalls sehr schön.
Freundlich wurden wir von Restaurantleiter Noah Kamnitz begrüßt, der im Wechsel mit Sommelier Tim Blasczyk und zusammen mit einer perfekt ausgebildeten und gut aufgelegten, jungen Brigade den Service des Abends jederzeit voll im Griff hatte. Manchmal hakte es etwas mit dem Abräumen leerer Teller, aber besser so als gehetzt zu werden. Das Gegenteil war der Fall, es wurde ein sehr entspannter Besuch, schon beginnend damit, dass mir der empfohlene Champagner nicht recht schmeckte und nach Abfrage der Vorlieben einfach eine gar nicht für den offenen Ausschank vorgesehene Flasche entkorkt wurde. So schafft man sich zufriedene Gäste.
Ich hatte mir dazu einen kleinen Snack bestellt
und auch der Wunsch, dass die dazu gereichten Blini doch bitte noch einmal in der gebutterte Pfanne aufgefrischt werden, war kein Problem.
Kein Alleinstellungsmerkmal, aber immerhin eine Besonderheit sind die kleinen Karten im Aufsteller, die uns den Abend über die Gerichte und - auf der Rückseite - die Gedanken des Küchenchefs dazu näherbrachten.
Eine gute Gedächtnisstütze für den Service und ganz bestimmt für den säumigen Berichterstatter, denn am Ende des Diners gab es die Sammlung in einem Blechkistlein.
Die Küche startete in den genussvollen Abend mit drei schon sehr hübsch anzuschauenden Kleinigkeiten, die auf verschiedene knusprige Teigwaren aufbauten:
Rechts gefiel uns eine eigenwillige Interpretation von Labskaus überraschend gut: Im Baiser von roter Beete war Matjes mit Aubergine vermählt und von Gurkencrême und Kartoffelchip begleitet.
In der Mitte enthielt die Tartelette gezupftes Lammfleisch und Kartoffelstückchen mit etwas Biss. Schnittlauch-Gel und Rettich-Crême sorgten für Schärfe.
Ganz links dominierte süßer Senf, der von zwei Crackern eingefasst war und von Obatzder, frischen Radieschen und Grün getoppt wurde. Ein unerwartet bayerischer Gruß.
Nach dem Fingerfood kam die Fingerschale mit der Handtuch-„Praline“. Schon oft gesehen (zuletzt wieder im bianc in Hamburg), was es ja nicht schlechter macht.
Das warme Zitronenwasser tat auch später noch seine Dienste, aber zunächst ging es an die Getränkeauswahl. Nach der Devise „Man gönnt sich ja sonst auch was!“ streckte ich mich nach dem obersten, für mich noch gerade erreichbaren Regal und wurde fündig:
Die halbe Flasche Montrachet-Montrachet wurde erst einmal im Dekanter an die Luft gelassen.
Bis dahin unterhielt uns ein Scharzhofberger aus der Parzelle Pergentsknopp wie erwartet prächtig.
Und für später kam statt Rotwein ein Coulée de Serrant (Chenin Blanc von Joly, glasweise).
Fazit: Es gibt sicher andere großartig gemachten Weißweine. Aber für meinen Geschmack keine besseren. Speziell vor dem Burgunder hatte ich etwas „Angst“. Wenn man sich einen lang gehegten Traum erfüllt, besteht ja auch immer die Möglichkeit, dass die hochgeschraubten Erwartungen enttäuscht werden. Wurden sie aber nicht. Nonplusultra. Glück. Puh…
Die Küche meldete sich dann aber wieder deutlich vernehmbar mit einem kräftigen Takoyaki zu Wort: In der kleinen weichen Teigpraline war bei mir eine schöne Bolognese versteckt, lackiert mit einer Reduktion von geschmacklich starkem Sommertrüffel, der zum Schluss auch reichlich darüber geraspelt wurde. Dazwischen aber noch eine Scheibe wunderbar geschmolzener Käse aus dem Perigord. Schleck! Lechz!, wie man in Entenhausen sagen würde.
(Wer wissen möchte, wie die Teigbällchen original hergestellt werden, stelle sich auf die Düsseldorfer Immermannstraße vor das Takoyaki Teppachi!)
Beim vegetarischen Fan gab es Räuchertofu und rote Beeren. Am Gaumen wohl ein Unentschieden, aber bei der Optik eindeutiger Sieger!
Nach diesem Fanfarenstoß konnte die Küche die Ouvertüre sanfter ausklingen lassen:
In Maisbrotsand panierte Entenlebercreme passte toll zu einem Eis von Mais und weißer Schokolade. Aufgefrischt wurde das cremige Vergnügen von Limetten-Gel und -Abrieb.
Üblicherweise wäre jetzt Brot dran gewesen. Stattdessen servierte das Kai3 Tebekes, ein dänisches Plundergebäck, dazu Hörnumer Meersalz und aufgeschlagene Butter mit Nuss-Stückchen und corporate identity.
Warum wohl die Butter auf dem Tisch verblieb, als das sehr leckere Gebäck „verschwunden“ war? Vielleicht, weil alle Gäste sowieso um ein weiteres Stück bitten? Wir taten das auf jeden Fall - wäre doch schade um die Butter gewesen…
Dann ging’s ins Menü hinein. Während die Dame am Tisch bescheidene 6 Teller (183€) gewählt hatte, ging ich mit einem zusätzlichem Gang fpr 15€ mehr „all-in“.
1. Sylter Grüne „Sauce“
überraschte sofort, denn die (natürlich ) 7 verschiedenen Salzwiesenkräutern blieben im Rohzustand und waren mit einer Sülze vom Schleswig-Holsteiner Wagyu aus nachhaltiger Aufzucht kombiniert. Das Fleisch kam von sous vide gegarter Zunge, Maske und Herz - bis vor einigen Jahren völlig unter Wert gehandelte Stücke. Der frisch-säuerliche, leicht pikante „grüne“ Geschmack war sofort präsent, die kräftige Sülze blieb geschmacklich bis zum Schluss stehen. Im Inneren versteckte sich eine jodig-salzige Sauce auf Joghurtbasis. Junge Radieschen sorgten für Knack und filigran gebackene Kartoffelringe schmeckten solo ausgezeichnet, gingen im Gesamtspiel allerdings unter. Überraschend frühlingshafter Auftakt im Spätsommer, der perfekt die angekündigte „Nordic Fusion“ umsetzte.
Ein Seitenblick zum fleischfreien Auftakt meiner Frau lohnte gleich aus mehreren Gründen.
Optisch sowieso:
Geschmacklich: Fermentierter weißer und grüner Spargel, Erbsensalat, Basilikum-Limetten-Minz-Öl und eine gelierte Pho-Essenz (auf der Basis von Misopaste), die den frischen Elementen eine Umami-Tiefe verlieh.
Und schließlich wegen des eigentümliche Titels: 1. Mensch Jannik!
Der soll nämlich als Auszubildender mal eine Pho so lange in der Kühlung vergessen haben, bis sie durchgeliert war. Sie fragen sich, ob die Geschichte wahr ist? Wenn nicht, zumindest gut ausgedacht!
2. Himmel un Äd
Dieser Titel hätte auch gut und gerne Mare e Monti oder Surf’n’Turf heißen können. Zunächst wurde ein tolles Bach-Forellenfilet aus einer Bio-Aufzucht in der Lüneburger Heide mit kräftiger Blutwurst-Crème, Granny-Smith-Gel, Kartoffel-Meerettich-Püree und Algenchips getoppt. Dann am Tisch noch eine wunderbare Röstzwiebeljus mit Schnittlauch und knackigem Forellenkaviar sowie eine aus der Blutwurst gezogene Sauce angegossen. Ich hatte spontan den auf der Karte angekündigten „Nachschlagwunsch“, meiner Liebsten wurde die Forelle von ihren ausdrucksstarken Begleitern zu sehr in den Hintergrund gedrängt. 3. Fernweh
Trotz des sehr profanen Titel sollte es gemäß dem Kärtchen auf dem Teller „Exotisch - Lecker - Aufregend“ zugehen. Norddeutsch zurückhaltend übersetzt: Europäischer Hummer in Thai-Aromatik.
Der festfleischige Schwanz des Königs der Krustentiere thronte auf spicy Mangosalat und war von Mangopüree gekrönt. Im Gefolge ein weicher Dumpling, der erst gedämpft und dann angebraten worden war. Die Nudeltasche verbarg eine geschmacklich sehr beeindruckende Hummerfarce. Ich sag ja: Auf die inneren Werte kommt es an. Zu süß war das Ganze nicht, denn am Tisch wurde ein Tom-Kah-Gai-Schaum mit Koriander-Chili-Öl angegossen, der zwar wenig Hühnergeschmack, aber eine subtil eingebundene Schärfe und natürlich die ganze Gewürzwelt Siams mitbrachte. Perfektes einheimisches Produkt mit von mir geliebten exotischen Aromen: Mein Favorit des Abends.
Weiter ging’s mit 4. Sehnsucht nach Sonne
Wenig überraschend stand jetzt Mediterranes auf dem Programm:
Das Bries vom nordfriesischen Kalb wurde vor dem sanften Braten in einer Orangenreduktion mariniert, auf Pastinakenstampf gebettet und mit Focaccia-Crumble bestreut. Darüber Fenchel als frischer Salat und feines Püree sowie Stabmuschel, die ich nicht geschmeckt habe. Auch hier war der Service gefragt: Die Sauce basierte auf in Vanille gegarter Paprika, der Chorizo einen kräftigen Touch geben sollte. Mir betonte die Komposition trotzdem etwas zu sehr die süße Seite, Pastinake hätte es vielleicht nicht sein müssen. Aber das ist Geschmacksache und lecker war’s auf jeden Fall. Dass meine Sehnsucht nach Sommer und Sonne gestillt wurde, kann ich nicht unbedingt behaupten. Aber mit solchen Zuschreibungen ist das immer so eine Sache.
Der nächste Gang setzte da noch einen drauf und kündigte 5. Die Liebe meines Lebens
an. Die saß zwar neben mir (und eine zweite duftete im Burgunderglas), aber die Küche hatte mit diesem Teller durchaus Argumente. Es ging um Vertrautheit, um kulinarisches Nachhausekommen und da ist ein so geiles Hühnerfrikassee schon mal eine gute Wahl. Brust vom 15 Monate trocken gereiftem Schwarzfederhuhn, sous vide gegart und dann gebacken, eine Velouté nach dem Rezept der … nein, nicht Oma, sondern Ehefrau des Küchenchefs, bereichert von Spargel, Morcheln, Crème von frischen Erbsen und schon entsteht ein heimisches Soulfood der Extraklasse! Hatte ich schon den Hühnerhaut-Crumble erwähnt? Yummy! Da ließ sich die die Sterneküche nicht lumpen und spendierte noch eine Praline vom gezupften Schulterfleisch mit einer dezenten Estragon-Mayo und vielen frischen Kräutern, die immer wieder eigene Akzente setzten. Nachsichtig nahmen wir zur Kenntnis, dass nach dem vorhergehenden Sommergang hier wieder der pure Frühling regierte. Stark!
Der Titel des Pre-Desserts ließ wieder rätseln: 6. Breakfast at Landon‘s
Dass es um Wärme, Kraft und Freundschaft gehen sollte, kann ich angesichts der Aromen gut nachvollziehen: Auf einer Schnitte reifem Espresso-Pfeffer-Brie wurde zart schmelzende Baileys-Eiscrème präsentiert, deren Kühle die starken Aromen von ausgezeichnetem Perigord-Trüffel, einer Pfeffer-Ahorn-Reduktion, Kaffee-Mascarpone-Schnee und zwei Bacon-Hippen nach und nach zum üppigen Vorschein kommen ließ. Ahorn und Bacon gaben auch einen Fingerzeig auf das amerikanische Frühstück, das Küchenchef Felix Gabel regelmäßig mit einem kanadischen Freund im Landon‘s einnahm, wie der Service aufzuklären hatte.
Meine Frau genoss glücklich; ich war froh, dass es mit einem „Hagebutten-Cassis“ von Sylter Heckenrosen, Gewürzen und Tee auch eine Erfrischung gab.
Mit dem abschließenden 7. Ritter der Kokosnuss
sollte schließlich mit Erwartung, Enttäuschung und freudiger Überraschung gespielt werden.
Das Kokosfleisch entpuppte sich als Ziegenkäse, die dunkle Schale als karamellisierte weiße Schokolade. Dünne Rhabarberscheiben waren in ihrem mit Champagner verfeinerten Sud kräftig rot gezogen. Dazwischen sorgte ein Petersiliensorbet für eine grüne Kräuternote. Ein in den Aromen sehr modernes Dessert, in dem klassisch süße Noten deutlich zurückgefahren waren. Kein Wunder, dass der Süße Fan lange nicht so begeistert war wie ich.
Aber nicht lange, denn die Küche schickte ein reichhaltiges Potpourri:
Einen frischen Mandel-Yuzu-Keks, Pralinen mit einer Füllung aus Bronzefenchel-Sorbet und Pesto (also doch wieder Kräuter…) und kandierte, schokolierte Walnüsse.
Später kamen noch Futjes (friesisches Schmalzgebäck, gibt’s eigentlich im Winter!) mit Nussbutter und Ananas gefüllt, eine Lakritz-Himbeer-Malzbier-Praline sowie ein Marshmallow mit Tonkabohne-Eis.
Ich gab dem Fan was des Fans ist und labte mich stattdessen an einem Verdauerle der selten anzutreffenden, aber sehr zu empfehlenden Art!
Das Kai3 hatte sich geleert, aber Hektik kam nicht auf. Der Service verabschiedete uns herzlich, die Küchencrew wünschte per Karte eine gute Nacht und wir schlenderten bei hellstem Mondschein durch den menschenleeren Hafen in Richtung Bushaltestelle, um uns mit wenigen anderen Nachtschwärmern von der Südspitze der Insel zurück nach Rantum bringen zu lassen.
Fazit: Ein kulinarisch wunderbarer Abend auf solidem 1-Stern-Niveau. Mir war es etwas zu viel „Story“ drumherum, aber entscheidend ist auf dem Teller. Und da konnten wir unseren ersten Sylt-Urlaub kaum freundlicher enden lassen.
Zum Ende unseres Premierenbesuchs auf Sylt sollte es natürlich nochmal ein kulinarisches Highlight sein und so hatten wir für den letzten Abend das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Kai3 im Golfhotel Budersand in Hörnum an der Südspitze der Insel gebucht.
Zudem hatten mich im Vorfeld schon einige Flaschen aus der Weinkarte nervös gemacht, auch der Preise wegen. Aber wir hatten ja die Woche über eher spartanisch getafelt (Gastroguide berichtete…)
Anders als Carsten zu Corona-Zeiten betraten wir nach dem Überqueren des Parkplatzes das... mehr lesen
Restaurant Kai 3 · Hotel Budersand
Restaurant Kai 3 · Hotel Budersand€-€€€Restaurant0465146070Am Kai 3, 25997 Hörnum
4.5 stars -
"Wunderbarer Abschluss unseres Urlaubs" DerBorgfelderZum Ende unseres Premierenbesuchs auf Sylt sollte es natürlich nochmal ein kulinarisches Highlight sein und so hatten wir für den letzten Abend das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Kai3 im Golfhotel Budersand in Hörnum an der Südspitze der Insel gebucht.
Zudem hatten mich im Vorfeld schon einige Flaschen aus der Weinkarte nervös gemacht, auch der Preise wegen. Aber wir hatten ja die Woche über eher spartanisch getafelt (Gastroguide berichtete…)
Anders als Carsten zu Corona-Zeiten betraten wir nach dem Überqueren des Parkplatzes das
Geschrieben am 01.02.2024 2024-02-01| Aktualisiert am
01.02.2024
Besucht am 31.08.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 120 EUR
Eigentlich waren wir sogar zweimal in Kampen (Aber das tut hier nichts zur Sache!) jedoch (natürlich) nicht in der legendären Diskothek des Jetsets, die unentrinnbar mit der Erinnerung an Gunter Sachs verbunden bleiben wird. Die hatte am Donnerstag um 11.30 Uhr noch nicht geöffnet (Oder gerade nicht mehr, wer weiß?), im Gegensatz zur Gastronomie vor dem Haus. Das war schon mal ein Pluspunkt, denn nach der Besteigung der recht eindrucksvollen Uwe Düne - der höchsten Erhebung der Insel - und ausgedehntem Galerie- und Boutiquen-Bummel waren wir bereits etwas hungrig, auf jeden Fall aber durstig. Zweiter Pluspunkt: Die gastronomischen Mitbewerber öffneten alle erst ab 12.00 Uhr und ließen uns das trotz freundlicher Frage recht ruppig wissen.
Da war die (nicht ganz so) junge Dame im Pony schon mal anders gestrickt, die uns freundlich begrüßte und die Auswahl zwischen der großen Baracke mit Heizstrahlern und einer kleinen Waschbeton(!)-Terrasse mit ebenfalls hölzernen Strandkörben ließ, von denen wir zunächst einen wählten.
Als die aufziehenden Wolken immer dunkler wurden, empfahl sie dann von sich aus einen Wechsel, sehr nett. Ich wollte zwar „den paar Tropfen“ trotzen, aber sie sollte recht behalten. Der nachfolgende Guss trieb auch die letzten Außengäste an die rustikalen Holztische herein. Später, als mein Essen doch arg lange auf sich warten ließ, ignorierte sie uns nicht etwa, sondern sprach ein paar vertröstende Worte und ging dann selbst in die Küche um nachzuschauen. Rätsels Lösung war die Lieferung für ein Event, was uns eine Entschuldigung und ein (weiteres) Gläschen Champagner (When you‘re in Kampen…) einbrachte.
Die Dame war sicher keine studentische Hilfskraft; ich hielt sie für die Restaurant- oder Bar-Chefin. Sehr guter Service!
Zum Taittinger Brut (15,5€) sollten es für mich wenigstens einmal auf der Insel die berühmten „Sylter Royal“ sein. Die werden im Pony mit Stil und auf Eis serviert. Ganz klassisch mit Cheddar-Schwarzbrot, Himbeer-Vinaigrette sowie Zitrone. Und etwas Gelumpe, wie Tim M. aus Hamburg sagen würde…
Die fleischigen Exemplare haben tadellos geschmeckt, wie zu erwarten mit leichter Salznote. 30€ (bei 6 Stück ergo 5€ pro Exemplar) mit „Beihau“ schienen mir für Kampener Verhältnisse nicht sonderlich teuer; so verschieben sich die Maßstäbe.
Meine liebe Frau hatte sich nur für einen reichhaltigen Salat mit mariniertem Tofu nach Thai-Beef-Art entschieden und schwärmte in den höchsten Tönen insbesondere von Mango und dem Räuchertofu.
Die süßeste Fan von allen besteht übrigens schon seit Jahren darauf, dass der erste Gang zeitgleich serviert wird, auch wenn „eine“ Person womöglich mehr Gerichte bestellt hat als die andere. Aus Schaden wird man eben klug - wobei ich schon sehr lange nicht mehr um eine Pause nach der Vorspeise gebeten habe, wenn ich als einziger eine hatte!
Auch hier eine guter Move, denn mein Hähnchen Karaage (20€) brauchte wie beschrieben recht lange. Was schließlich aus der Küche kam, war aller Ehren wert. Ich lasse dann mal in Idar-Obersteiner Manier die Bilder für sich sprechen und ergänze lediglich: Es schmeckte mindestens so hervorragend wie es aussah!
Fazit: Gemessen an diesem Besuch kann ich nichts negatives über die Kampener Gastronomie sagen: Wir wurden freundlich empfangen und mit sehr gutem Speis und Trank bewirtet. Die Preise weiß man halt vorher, und ich kann jetzt meine Borgi-erzählt-von-Sylt-Geschichten immer mit einem „Als ich letztens im Pony war…“ beginnen. Und das ist doch der Sinn, wenn man in Kampen urlaubt, vermute ich;-))
Eigentlich waren wir sogar zweimal in Kampen (Aber das tut hier nichts zur Sache!) jedoch (natürlich) nicht in der legendären Diskothek des Jetsets, die unentrinnbar mit der Erinnerung an Gunter Sachs verbunden bleiben wird. Die hatte am Donnerstag um 11.30 Uhr noch nicht geöffnet (Oder gerade nicht mehr, wer weiß?), im Gegensatz zur Gastronomie vor dem Haus. Das war schon mal ein Pluspunkt, denn nach der Besteigung der recht eindrucksvollen Uwe Düne - der höchsten Erhebung der Insel - und... mehr lesen
Pony
Pony€-€€€Bistro, Bar, Club0465142182Strönwai 6, 25999 Kampen
4.5 stars -
"Einmal Kampen - Immer Pony!" DerBorgfelderEigentlich waren wir sogar zweimal in Kampen (Aber das tut hier nichts zur Sache!) jedoch (natürlich) nicht in der legendären Diskothek des Jetsets, die unentrinnbar mit der Erinnerung an Gunter Sachs verbunden bleiben wird. Die hatte am Donnerstag um 11.30 Uhr noch nicht geöffnet (Oder gerade nicht mehr, wer weiß?), im Gegensatz zur Gastronomie vor dem Haus. Das war schon mal ein Pluspunkt, denn nach der Besteigung der recht eindrucksvollen Uwe Düne - der höchsten Erhebung der Insel - und
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Von außen sieht es eher nach Imbiss aus und tatsächlich dürften Abholer und Lieferando&Co. mehr bringen als das Abendgeschäft. Nach hinten gibt es einen Gastraum mit immerhin 40 Plätzen. Zu wärmerer Zeit ist die aufgebockte Holz-Terrasse zur Straße ganz nett. Genau gegenüber die Panasia-Konkurrenz von Sao Mai. Die haben sogar einen Wintergarten.
Mich begrüßt ein junger Mann im Service, der einen erstaunlich starken Akzent hat. Verschiedene Damen, die im Lauf des ca. 60 minütigen Aufenthaltes an meinen Tisch kommen, sprechen dagegen sehr gut deutsch. Höflich sind alle, mit der gefühlten Freundlichkeit ist es ja immer so eine Sache. Immerhin lässt der Service-Herr mir die freie Platzwahl, nachdem mich sein erster Vorschlag nicht überzeugt hat.
Trotz Plastikschnickes und super kitschiger Tusche-Bilder herrscht eine gemütliche Atmosphäre. Ganz wesentlich tragen viele künstliche Pflanzen, das warme Licht und vor allem leise Klaviermusik dazu bei.
Blick zur Straße
Auch falsche Pflanzen können echtes Ambiente zaubern
Zudem war es gut geheizt, wie schön! Ich hasse es, im Restaurant zu frieren.
Die Toiletten für gehbehinderte Menschen nicht zu erreichen. Wäre die Treppe nicht, hätten sie trotzdem Probleme, an den diversen(?) Kinderdreirädern vorbei zu kommen.
Außer mir waren am späteren Abend nur eine Vierergruppe und ein Paar zu Gast, später kamen noch zwei Herren, wahrscheinlich Kollegen.
Es wurde sehr schnell serviert. Nach wenigen Minuten konnte ich mit zwei vegetarische Reispapier-"Sommer"rollen (5,5€) starten: Salat, Gurke, Koriander, immerhin warmer Tofu und Reisnudeln zum Dippen auf Wunsch Fischsauce. Ich sach ma: Macht satt.
Sommerrollen veggie
Danach widmete ich mich dem Thai-Glasnudelsalat (5,9€). Neben den selbigen waren Sojasprossen, Erdnüsse, Gurke und viel Koriander am Start, was ich mag. Am besten frittierter Tofu, der schön crunchte, lecker. Der Sud mit dem Ganze durchmischt wird, war überraschend scharf, was in der Karte nicht angekündigt war. Macht aber nichts, ist die Nase wieder frei... Das war schon besser.
Thai-Salat
Zum Hauptgang fiel meine Wahl auf Garnelen in hausgemachter Zitronengras-Sauce für 14€, immerhin als Spezialität des Hauses angekündigt.
Garnelen in hausgemachter Sauce
Der Teller enttäuschte überwiegend: Vom begleitenden "Gemüse der Saison" versprach ich mir schon mal wenig. Tatsächlich war die Mischung reichhaltig und noch schön knackig: Zwiebel, Karotte, rote Paprika, Bambus, Brokkoli, Blumenkohl und Champignons, zum Teil sogar am Gaumen zu identifizieren.
Das Beste am Hauptgericht: Das knackige Gemüse
Die kleinen Garnelen ließen schon nach, fest ja, aber nicht knackig. Horror dagegen die Spezialitäten-Tunke, in dem alles schwamm: So massiv mit Sojasauce verhunzt, dass das Salzige schon in Bitterkeit umschlug. Alles, was darin schwamm, war verloren. Von Zitronengras schon mal gar nichts zu schmecken! Ich wollte mich schon beschweren, als ich durch intensives Fischen im Trüben tatsächlich bedauernswerte kleinste Abschnitte vorfand, die komplett die Farbe des Soja-Desasters angenommen hatte.
Der Beweis: Es existiert Zitronengras im Salzsee
Vorsichtig probierte ich und tatsächlich, ein letzter Rest Zitronengras-Aroma war bemerkbar. Ich ergab mich in mein Schicksal und kaute das harte, strohige Kraut jeweils mit einer Garnele, die ich aus dem chinesischen Salzsee gerettet und auf der ordentlichen Basmatireis-Kugel abtropfen lassen hatte. Zwei Drittel des Gerichts ging zurück. Hat keinen gewundert. Hoffentlich auch nicht der Umstand, dass ich zügig das Etablissenent verließ. Bezahlung per EC-Karte war möglich und den ordentlichen Kassenbon gab es immerhin; auch ein Bewirtungsbeleg wurde angeboten.
Bei den nächsten Asia-Gelüsten dann der Wettbewerber von gegenüber. Vielleicht. Aber nicht das EKI. Sicher.