Region Rhein-Main

Zunächst mal vorweg: wer unter Platzangst leidet sollte die folgenden Zeilen besser nicht lesen.

Den Weg, den ich gestern vom Hotel aus eingeschlagen habe, um mir ein nettes Lokal zum Abendessen zu suchen, schien zunächst nicht optimal gewählt zu sein. Nicht dass es auf meiner Route keine Möglichkeiten zum Essen gegeben hätte, im Gegenteil. Aber die links und rechts von mir auftauchenden Lokalitäten ließen mich innerlich eher erschaudern, als dass ich mir eine Einkehr überlegt hätte. Also die Suche ein wenig auf die Umgebung ausgedehnt, und siehe da, nachdem ich an einer recht schmuck aussehenden aber extrem leeren Tapasbar (die beiden Bedienungen saßen an der Theke und lackierten sich die Nägel) vorbei war, stand ich vor dem 7 Bello.

Zuerst dachte ich aufgrund der Größe an einen Lieferdienst, sah dann aber die, in dichter Packung darin befindlichen Gäste. "oh etwas voll" dachte ich, aber der, hinter der Theke stehende Mitarbeiter hatte mich draußen gesehen und mich herein gewunken.

Von innen sah das Ganze aber eigentlich nur noch voller aus. Ich wollte schon wieder gehen, aber da kommt ein Kellner vorbei und fragt "1 Person?", ich nicke. Er nimmt mich in den hinteren Teil des Lokals (also 2,5 Meter weiter) mit.

Hier muss ich nun einen kleinen Einschub unterbringen, der noch einmal die räumliche Situation im 7 Bello klar stellt. Gleich neben dem Eingang links ist der Tresen, hinter dem sich auch ein kleiner Pizzaofen befindet. Der restliche Raum ist geschätzt 5x5 Meter groß und mit etwa 40 Gästen belegt. Es gibt ausschließlich Stehtische an denen aber auch Barhocker stehen. Der Zugang zur Küche befindet sich diagonal gegenüber dem Eingang.

Praktisch jeder Tisch wird durch mehrere Parteien besetzt (es sei denn sie brauchen wirklich den ganzen Platz). Die beiden Servicekräfte, ein älterer Herr (ich nehme an der Chef) und eine junge Dame flitzen durch die wirklich sehr engen Durchgänge. Aus der Stereoanlage tönen Rock, Pop und Italo-Klänge, die trotz des recht hohen Lärmpegels noch gut zu hören sind.

Der männliche Kellner bringt mich also an einen Tisch, an dem noch ein Fleckchen unbeansprucht scheint und platziert mich dort. Ich schaue erstmal etwas fragend, der Chef sagt jedoch sogleich, "Ist hier normal. Sind alles eine große Familie". Die bereits am Tisch befindlichen Personen geben zu verstehen, dass es schon in Ordnung sei, auch auf meine explizite Nachfrage hin. Das scheint hier wirklich üblich zu sein und ich beobachte ähnliches noch mehrmals an diesem Abend.

Auch wenn ich zunächst etwas skeptisch war, dadurch, dass dies hier mit zum Konzept gehört und jeder darauf eingestellt ist, hier kein intimes Candlelight Dinner zu haben, kommt tatsächlich so etwas wie La Famiglia-Feeling auf. Zwischenzeitlich diskutierten wir an unserem Tisch noch die Frage, was wohl der Name 7 Bello bedeutet, bis uns der Chef aufklärte.
"7 Bello, die 7 Schönen, ist ein Kartenspiel, wie Schach". Dann verwies er auf ein Plakat an der Wand, auf dem das Spiel schematisch dargestellt wurde.

Kaum saß ich, da kam die junge Kellnerin und versuchte, mir verschiedene Pasta-Angebote aufzuzählen. Eine Karte brachte sie zunächst nicht. Bei der herrschenden Geräuschkulisse war dieses Vorgehen aber zum Scheitern verurteilt. Für Stammgäste, die genau wissen, was sie wollen, mag dieses Vorgehen passen, bei mir war es nicht von Erfolg gekrönt.
Also brachte sie mir schließlich doch die Karte, die aus einem beidseitig bedruckten laminierten Din-A5 Blatt besteht. Dem Zustand der Karte nach wird diese bereits seit der Vertreibung aus dem Paradies verwendet. Auf der Vorderseite die Getränke, hinten Pizzen und Pastagerichte.
Auf Nachfrage gibt es offensichtlich auch anderes, das zeigen zumindest ein paar Teller, die ich gesehen habe. Wahrscheinlich wollte mir die junge Bedienung genau das mitteilen.
Ich bestellte schließlich eine Pizza Tonno e Cippola (5,- €) und ein Glas nicht näher definierten "vino rosso" (0,3l 4,- €)

Innerlich habe ich mich aufgrund des Andranges auf eine nicht zu vernachlässigende Wartezeit eingerichtet. Umso erstaunter war ich, dass mein Wein nahezu unverzüglich bei mir ankam und die Pizza praktisch auch nur die Zeit benötigte, die eine Pizza eben braucht um belegt zu werden und im Ofen zu backen.

Die Pizza war erstklassig. Gut gebacken, nicht zu hell, aber auch die leicht tomatisierten Randbereiche waren nicht schwarz sondern goldbraun. Der Boden dünn und bis fast zur Mitte knusprig. Nur ganz in der Mitte wurde der Teig etwas weicher, ohne jedoch komplett durch zu weichen. Der Belag war ebenso passend. Ein sehr fruchtiger Sugo als Basis, darauf der Käse (soweit ich das erkannt habe, eine Mischung aus Mozzarella und anderem Käse) und obenauf der Thunfisch mit den Zwiebeln. Die Dicke des Belags genau richtig, damit genug Geschmack drauf kommt, aber der Boden nicht weich wird.

Besser machen hätte man das nur können, mit ausschließlich Mozzarella und einem Holz-Pizza-Ofen.
Die Größe war nicht übermäßig, aber auch für mich, einen durchaus guten Esser, ausreichend. Bei dem Preis weit mehr als nur in Ordnung.

Der Wein war im Übrigen auch eine sehr positive Überraschung. Für einen einfachen Hauswein wirklich ein Glücksgriff.

Gezahlt wird zum Schluss an der Theke. Normalerweise mag ich das nicht, hier passt es aber komplett ins Konzept. Wenn die beiden Servicekräfte auch noch kassieren müssten, würde der wirklich perfekt laufende Servicemotor möglicherweise ein wenig ins Stocken geraten.

Als ich beim Bezahlen an der Theke die Espressomaschine sah, bestellte ich einen solchen noch auf die Schnelle. Der Espresso war schön heiß, aromatisch und mit schöner Crema und ging aufs Haus. Was will man mehr.
Einen Beleg gab es nicht, auf Nachfrage wäre das aber wahrscheinlich gegangen.

Zur Sauberkeit sei zu bemerken, dass kein Tisch wirklich "frei" wird, um ihn nach einem Gast komplett frisch zu machen. Als ich zum Zahlen an der Theke stand, wurde mein Platz bereits neu vergeben. Das wird so gelöst, dass die Servicekräfte, wo es sich ergibt die Tische abwischen, auch wenn noch Gäste daran sitzen (während des Essens kamen sie bei uns nicht zum wischen vorbei)

Ansonsten sieht der Raum trotz Extrembeanspruchung durchaus gut aus. Es gibt keine offensichtlichen Verschmutzungen und auch der Boden war trotz der großen Besucherzahl erstaunlich gut gepflegt.
 
Zur Bewertung:
Ich muss hier etwas anders vorgehen, als für mich üblich.

Das Ambiente ist zwar nicht wirklich hübsch, Der Raum ist aber zumindest in sehr gutem Zustand, es wurde offensichtlich vor nicht allzu langer Zeit gestrichen und, das ist der Hauptpunkt, hier fühlt es sich wirklich nach Neapel an (so stelle ich mir das zumindest vor).
Etwas Abzug gibt die "Karte" bzw. das, was davon übrig geblieben ist => 4,5 Sterne
 
Das Essen war beinahe ausgezeichnet. 4,5 Sterne finde ich fast knapp, aber ich habe ja schon geschrieben, wie es hätte noch besser sein können.
 
Der Service bekommt in jedem Fall 5 Sterne. Alle Standards wie Begrüßung, Verabschiedung, Nachfragen, Servieren und Annoncieren liefen automatisch nebenbei, ohne jedoch automatisiert zu wirken. Dazu kommt eine natürliche Freundlichkeit, wie ich sie gerade in solchen Stressmomenten sehr selten kennengelernt habe.
Sauberkeit: Den Umständen entsprechend gibt es hier leichte Abzüge. Wie aber dennoch stets auf ein Adrettes Aussehen des Lokals geachtet wurde lässt 4 Sterne vernünftig erscheinen.
 
Zu guter letzt das Preis-Leistungs-Verhältnis. Ich habe für 9 Euro gut gegessen und getrunken, wurde gut unterhalten und habe mich wohl gefühlt. Ganz klar 5 Sterne.
 
Fazit:
Ja, ich komme wieder, auf jeden Fall. Nicht zum romantischen Abend und auch nicht, wenn ich meine Ruhe brauche. Wenn mir aber nach Gesellschaft und guter Laune ist und ich auch noch was wirklich Gutes essen will, dann bin ich wieder hier.
Was soll man auch sonst sagen zu einem Lokal, das sogar eine Fan-Gruppe bei Xing hat.

Am Weißen Stein in unmittelbarer Nähe von S- und U-Bahn gelegen gibt es hier Döner, der gut schmeckt, und andere türkische Gerichte. Die Bedienung ist freundlich und die Preise sind fair.

Anfügung vom 01.04.15 als Ergänzung nach Diskussion in der Kommentarspalte:
Geholt habe ich mir einen kleinen Döner zum Preis von 2,80 €. Der Dönerfleisch kam frisch vom Spieß und wurde nicht aufgewärmt, dazu kam frischer Salat in die Dönertasche. Die Portionsgröße war im üblichen Rahmen.

Zufällig waren wir in der Nähe, also steuerten wir den Schiersteiner Hafen an, um uns ein wenig die Beine zu vertreten und um in einem der am Hafen liegenden Restaurants das Mittagessen einzunehmen. Die Wahl fiel auf das Restaurant Rheinhalle, nach eigenen Angaben "Ältestes Fischspezialitätenrestaurant am Schiersteiner Hafen". Zuletzt waren wir im Sommer vor zwei Jahren hier und waren insgesamt zufrieden, also warum nicht erneut einkehren.
 
Ambiente
Leider konnten wir wegen der einstelligen Temperaturen nicht draußen im Biergarten Platz nehmen, wie bei unseren letzten Besuchen, und mussten den Gastraum drinnen vorlieb nehmen. Die Einrichtung hat den Charme eines Gasthauses aus den 60er oder 70er Jahren, hier scheint die Zeit stehen geblieben. Aber es war sauber, und auf den Tischen standen immerhin Salz- und Pfeffermühle.
Bemerkenswert war, dass auf der Salzmühle ein Mindesthaltbarkeitsldatum aufgedruckt war... das Salz- Meersalz- in dieser Mühle, tausende Jahre alt, hatte ein MHD bis 06/2018 - schon kurios!
Die Tische waren zu 50% belegt, die Gäste überwiegend älteren Semesters, so bei 70plus. Die verwendeten Pflanzen in dem Raumteiler waren leider aus Plastik, das geht besser. Toiletten sind leider nur draußen und über Treppen zu erreichen, waren aber sauber. Das Besteck hätte jedoch mal ausgetauscht werden können, es sieht aus, als sei es noch von der Erstausstattung bei Restauranteröffnung von anno Pusemuckel. 2,5*
 
Service
Die weibliche Servicekraft hat den Laden gut im Griff, ist freundlich und registriert jedes Handzeichen der Gäste und agiert entsprechend. 4*
 
Essen
Meine Herzdame wählte Bandnudeln mit Lachs in Sahnesoße und kleinem Beilagensalat zu 11,20, mir war nach Seelachsfilet paniert, mit hausgemachtem Kartoffelsalat und Remoulade zu 9,60. Dazu zwei Coke, 0,3l zu je 2,60.
Der Beilagensalat kam recht zeitnah, hatte etwas zu viel Essig-Öl-Dressing, dies aber mit leichter Süße fein abgeschmeckt. Nach angenehmer Wartezeit wurde der Hauptgang mit einem freundlichen Lächeln serviert und guten Appetit gewünscht.
Die Bandnudeln (gelbe und grüne) mit Lachs von Madame waren mengenmäßig für einen Bauarbeiter bestimmt, eine riesige Portion! Die Sahnesoße mit Lachs war von der Konsistenz her.... in Küchenkreisen sagt man "abgekackt", Fett und Wasser hatten sich getrennt. Geschmacklich aber sehr gut abgeschmeckt, die Pasta perfekt "al dente". Das waren auch die Gründe, weshalb das Gericht nicht zurückgegeben wurde, zudem hatten wir Hunger.
Mein Seelachs war perfekt gebraten, der Fisch zerfiel beim Teilen schuppenartig und war noch leicht glasig - Top! Der hausgemachte Kartoffelsalat ist wirklich hausgemacht, denn er schmeckt jedes mal anders. Diesmal war er leider etwas zu essiglastig, das hat hier schon besser geschmeckt. Die Remoulade war (leider) nicht hausgemacht, erwarte ich bei einem "einfachen" Gastrobetrieb aber auch nicht, hat trotzdem geschnmeckt. 3,5*
 
Sauberkeit
Es gab nichts zu Beanstanden, leider wirkt alles ein wenig betagt. 3*
 
PLV
Alles in allem noch solides Mittelfeld, wir waren beim letzten mal aber ein klein wenig zufriedener, dennoch gut gemeinte 3*

Wenn der Junior mit seinen 17 Jahren in den Herbstferien Ambitionen hat, vor der Mittagszeit das Bett oder den Platz vor der Daddelkiste zu verlassen, dann kann das in unserem Fall nur was mit Essen zu tun haben. Und da ihm der Sinn nach seiner Leibspeise Schnitzel stand, verschlug es uns zum Mittagessen ins Flörsheimer Bootshaus. Jetzt, wo Dank erster Herbstfrische der Außenbereich verwaist war, konnte man hierher wieder einen Gastrobesuch wagen, denn wenn der Biergarten bis auf den letzten Platz gefüllt ist, sollte man sich das zweimal überlegen, dann läuft nämlich nicht alles rund.

Bedienung
Es waren im überdachten Raucherraum zwei Tische belegt, und drinnen ebenfalls. Das sollte eigentlich nicht ausreichen, um eine Servicekraft aus der Ruhe zu bringen, trotzdem machte die Dame einen nicht sehr freundlichen Eindruck, als sie uns freie Tischwahl anbot. Sie wirkte etwas angestrengt und leicht genervt, doch sollte man so etwas den Gast nicht spüren lassen, es ist unprofessionell. Das Serviceprogramm wurde von ihr leicht unterkühlt abgespult, auch an den beiden anderen Tischen, das geht deutlich besser und so etwas habe ich auch in der Art hier im Bootshaus noch nicht erlebt, schade. Deshalb nur 2*

Essen
Wir hatte zweimal Schnitzel Wiener Art mit Rahmsoße und Pommes, meine Schnitzelwahl fiel auf die Variation "Jäger" (mit frischen Champignons in der Rahmsoße) mit Bratkartoffeln, jeweils zu 9,90€. Dazu drei Cola, 0,4 zu je 2,80€.
Die Getränke kamen schnell, das Essen dauerte - wohl wegen meiner Bratkartoffel - fast 25 Minuten. Dafür waren diese aber von allererster Güte, hervorragendes Bratergebnis, der Speck nicht dominierend, selten habe ich bessere in einem Restaurant bekommen.  Schnitzel lagen zwei auf dem Teller, für ein Mittagessen mehr als ausreichend. Panierung und Würze waren super, die Rahmsoße war vermutlich aus Soßenpulver angerührt, war etwas zu viel angedickt,  hat aber geschmeckt (da wir nicht in der gehobenen Gastronomie speisten, ist das für mich verzeihbar). Zweifel hatte ich jedoch an den auf der Speisekarte angegebenen "frischen Champignons", die in der "Jäger-Variante" verarbeitet sein sollten. Sowohl von der Größe als auch von der Konsistenz der Champignons hätte ich die eher aus dem Glas (weil recht klein und wässrig) vermutet. Wäre verzeihbar, wenn auf der Karte nicht von "frisch" die Rede gewesen wäre, aber so kommt man als Gast sich verschaukelt vor. Daher nur 3*

Ambiente

Das schönste an dem Gastraum war der offenen Kamin, wo ein kleines Feuer knisterte und wo meine Holde sich sogleich einen Platz am Tisch davor sicherte, da der Raum doch recht kühl temperiert war. Die Stuhlhussen in dunkelbraun werten den Gastraum insgesamt auf. 3,5*

Sauberkeit
Es gab nix zu beanstanden. Toiletten zwar sauber aber dringendst renovierungsbedürftig! 3,5*


PLV
Das PLV ist ok, wegen der Champignons gibt´s einen 1/2 Stern Abzug, macht 3,5*

Fazit: Das Essen an sich ist lecker, es sind Kleinigkeiten, die eine bessere Gesamtbewertung verhindern, schade!