Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren Schweinehund, der zu bequem zum Kritiken schreiben war, überwunden.
Nach etwa 100 Bewertungen hat mich der Verkauf an Yelp ausgebremst, da ich aussagekräftige Kritiken schreiben möchte, für Menschen, die gutes Essen schätzen. In einem Portal, bei dem man auch seine Wertschätzung für die Heiße Hexe an der Tankstelle veröffentlicht, fühle ich mich nicht mehr wohl und suche eine neue Kritikerheimat.
Nachdem mittlerweile (fast) alle geschätzten Kritikerinnen und Kritiker aus dem Verschwundenen Portal hierher gewechselt und ein paar mehr dazu gekommen sind, fühle ich mich wieder wohl. Ein bißchen wie im Stammlokal, man kennt/schätzt/neckt sich, tauscht Neuigkeiten aus... Eben lesen, schlemmen, schreiben.
Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 294 Bewertungen 394973x gelesen 10405x "Hilfreich" 9343x "Gut geschrieben"
Geschrieben am 03.10.2023 2023-10-03| Aktualisiert am
03.10.2023
Besucht am 14.07.2023Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 986 EUR
Und, nur kurz nach Carstens kleinem Appetizer, hier nun mein Bericht, soweit noch erinnerlich:
Die Kochkünste von Laurin Kux hatte Carsten1972 schon häufiger hoch gelobt, und da wir bei dem sehr sympathischen Chefkoch vermutlich noch nie gegessen hatten („Vermutlich“, weil wir vor Ewigkeiten mal im Hamburger Jellyfish waren, aber das eben vermutlich vor Kux‘ Zeit dort.), kam der Vorschlag eines gemeinsamen Abendessens im Brust oder Keule sehr gelegen. Nach einem Spaziergang von 25 Minuten waren wir angesichts des doch sehr warmen und schwülen Wetters froh, dass sich die Crew entschieden hatte, nicht das durchaus sehenswerte Souterrain zu bespielen,
sondern den Abendservice komplett auf den beiden Terrassen stattfinden zu lassen. Hinter einer großen Hecke, die das Eckhaus von der sowieso recht ruhigen Wohnstraße abschirmte, wehte zudem immer ein leichtes Lüftchen. Sehr angenehm, ebenso wie die verschiedenen Aperitife, die uns die überaus freundliche, junge Sommelière Kiana Lücken anbot, die gemeinsam mit dem Chef vom ländlich gelegenen Ferment ins gehobene Münsteraner Kreuzviertel gewechselt hatte. Mein Ruinart Rosé war perfekt gekühlt und - seltsam, das lobend erwähnen zu müssen - prickelte vorbildlich.
Apropos vorbildlich, der junge Service verdiente dasselbe Prädikat: Toll anzusehen, wie engagiert hier eine junge, bestens ausgebildete Crew mit Herzblut und guter Laune agierte. Sehr erfreulich, dass auch Azubis aus der Küche mit dem Chef gemeinsam auftragen und, während er sich freundlich, aber aufmerksam zurücknimmt, die Speisen ansagen. Den einzigen kleinen Hänger gab es, als erst bei der Bestellung mitgeteilt wurde, dass heute kein Käse verfügbar sei. Angesichts des vernünftig zurückhaltenden Angebots von zwei Sechs-Gang-Menüs hätte man das auch schon beim Überreichen der Karte erwähnen können, um den Käsefreund (aka Borgfelder) nicht so brutal aus seiner Vorfreude zu reißen;-). Mein Hinweis wischte Frau Lücken für eine Zehntelsekunde das freundliche Lächeln aus dem Gesicht. Das war mir dann doch unangenehm, und ich gab mir im Folgenden Mühe, ein vorbildlicher Gast zu sein. Also, wie immer. Natürlich. So oder so, die Höchstnote in Sachen Gastfreundschaft ist absolut verdient.
Zu viert ließen wir uns zwei fruchtig-herbe Hausaperitife, ein Glas tadellose Pfälzer Flaschengärung und ein frisches westfälisches Pils schmecken und schauten noch einmal in die im Netz schon Vorfreude schürende Karte.
Im BoK werden zwei Menüs angeboten, eines davon vegetarisch. Rein vegan ist nicht im Angebot. Die Preise haben - wie vielerorts - stark angezogen: Der Einstieg sind 4 Gänge für 120€; bis zu 3 weitere zu jeweils 17€ sind möglich. Damit liegt das volle Menü bei 171€ und das ist für einen 1*er schon eine Ansage. Richtig heftig aber das Wasser, 7,5€ für die Halb(!)-Literflasche macht 10,75€ für die üblichen 0,75l. Das ist der höchste Betrag, den ich nach meiner Erinnerung jemals gezahlt habe. Bei allem Verständnis für Quersubventionierung: Wenn die Speisen schon gut kalkuliert sind und jeder Gast am Tisch (mindestens) eine Flasche Wein trinkt, ist irgendwann mal gut.
Die Weinauswahl selbst gestalteten wir individualisiert: Während meine Frau mit ihrem leichtfüßigen Sauvignon Blanc von Phillip Kuhn nicht nur der Temperaturen wegen glücklich war, hatten es die Grafschafter Gourmets auf einen kräftigen Aligoté aus der Familie der Burgunder-Trauben abgesehen. Ich hielt ausnahmsweise nicht mit und kostete einen speziellen Saarburger Rausch der Familie Geltz, der durch Diabas genannten Feuerstein-Boden ein spezielles Aroma erhält. Spannend! Beim Chardonnay des burgenländischen Weinguts Schloss Halbturn war ich wieder dabei.
Dann ging es auch schon zügig los:
Die Küche grüßte mit drei Kleinigkeiten auf der Tellerfahne: Der Croustillant mit der farbenfrohen Liebstöckel-Sphäre polarisierte erwartungsgemäß, eine Zwiebel-Tarte schmeckte allen und mein Favorit war die Aalsülze.
Auch die Brotauswahl machte Freude: Sowohl das kräftige Sauerteigbrot mit Fenchelsamen und Kümmel als auch das eher selten gereichte Laugenbrioche entpuppten sich eigenständige, sehr leckere Backwaren.
Eine Shiso-Räucherforellen-Mousse mit frischer Zitronenmajonäse und scheinbar einfachen, aber perfekt passenden, rustikalen Bohnenaromen beendete den Reigen der Amuses. (Foto gibt‘s bei Carsten;-)
„Wirklich“ los ging es dann mit einem handgeschnittenen Rindertatar auf präsentem Blumenkohlstampf, darauf eine Lage fein geschnittener fermentierter Karfiol, der nach meinem Eindruck den Siegeszug des Sellerie in der Hochküche etwas gestoppt hat. Gekrönt wurde das leckere Türmchen mit einer Nocke Kaviar, pikanter Senfpannacotta und Senf-Chips, die auch texturell ein Gewinn waren. Am Tisch kam noch ein Sud von fermentiertem Kohlrabi hinzu, dem Brokkoli die satte Farbe verlieh. Es freute mich, dass die weiteren Komponenten statt der beim Tatar häufigen Säuerlichkeit eher eine leicht bittere Note mitbrachten.
Ein bildschöner Teller! Auch das dry-aged-Fleisch hatte einen deutlichen Eigengeschmack. Indes: Der großzügig portionierte (und damit erst kulinarisch sinnvolle) Kaviar hatte brutal viel Salz; das war schon sehr dominant und musste vorsichtig auf die Happen verteilt werden.
Auch beim folgenden Krustentier freute sich als erstes das Auge. Der nicht zu brachial und vor allem nicht zu lang geflämmte Carabinero konnte sein feines Aroma noch deutlich in Szene setzen, das die Küche mit einem frisch-aromatischen Dreiklang aus Fenchel, Dill und Gurke kombinierte. Das gelang überraschend gut, besonders gefiel mir der Temperaturkontrast zum Dill-Sorbet. Aber auch der Schaum von fermentierten Gurken hätte vielleicht den einen oder anderen Verächter des grünen Kürbisgewächses positiv überrascht.
Interessante, gelungene Kombi aus nordischen und südlichen Aromen.
Es ging weiter mit einem vegetarischen Teller, der auf den ersten Blick Pasta verhieß. Tatsächlich waren die Ravioli aus dünnen Kohlrabischnitten geformt, mit einem Kräuterpesto gefüllt und dann sanft pochiert worden. Das war handwerklich toll gearbeitet und am Gaumen überzeugend. Weniger gefielen mir nur die gröberen Scheiben des eingelegten Gemüses. Umso besser jedoch die Begleitung mit Texturen grüner und schwarzer Olive, die eine sehr angenehme Salzigkeit beisteuerten, herben Mandeln und einer Sauce mit Rapsöl, die auch eine süße Nuance hatte.
Wieder sehr fein abgestimmte Geschmacksrichtungen und daher ein rundherum überzeugender fleischfreier Gang.
Der zweite Fischgang fiel etwas aus der bisherigen Reihe der vielstimmigen Kompositionen heraus. „Chef im Ring“ war hier eine durchgegarte Tranche leinen-geangelten Rotbarsches, die kross auf der Haut gebraten wurde. (Zumindest im 2. Versuch - bei lappig gewordener Fischhaut versteht der Bremer wenig Spaß. Lobenswert ist, dass es keine Diskussion gab.)
Im Nachgespräch „verteidigte“ Laurin Kux engagiert und trotzdem sehr sympathisch seine Wahl. An der es qualitativ auch nichts auszusetzen gab! Ich finde halt Rotbarsch kulinarisch wenig spannend und die Zubereitung im BoK überzeugte mich nicht vom Gegenteil. Überraschend übrigens Mitte Juli die Begleitung mit Variationen von weißem(!) Spargel, bei der Küche wieder ablieferte. Auch die leicht gebundene Nage machte Freude. Wirklich begeistern konnte mich das gesondert gereichte Tartelette mit einer Spargel-Pannacotta und phantastischen Nordseekrabben, deren separater Panzer getrocknet einen wunderbaren Knusper erzeugte.
Mit der folgenden Ballontine vom westfälischen (Kikok-)Huhn bewies die Küche, dass sie neben dem Fermentieren (und vielem anderen) auch klassische französische Zubereitungen beherrscht. Auch hier erhielt das nicht nur durch die Füllung wunderbar saftige Fleisch durch Abflämmen Röstaromen. Statt erwartbarer Frucht- oder Currymitspieler setzte man neben dem Geflügel-Fonds auf ein eigenständiges Mangold-Kokos-Chutney und eine umami-pralle Champignon-Crème.
Erneut bestens gelungen.
Der Herr mir gegenüber orderte dazu einen St. Laurent; ich schwächelte und bin ja auch kein so großer Rotweinverehrer. Wie gut, dass es den seltenen Burgunder auch in der halben Flasche gab. Applaus, Applaus!
Während sich die Süße Fan einem üppigen Gedicht aus Karamell, Original Beans Schokolade und Erdbeeren hingab,
weinte ich dem fehlenden Käse nach. So etwa eine Sekunde lang, bis das zweite, „modernere“ Dessert Augen und Gaumen erfreute.
Ein leichter Grießpudding kombiniert mit karamellisierter Melone, Kokosmousse und Piña Colada in verschiedenen Texturen und Temperaturen schaffte ein erfreuliches Süße-Säure-Spiel, das - ganz nach meinem Geschmack - durch ein Estragonöl zusätzlich kickte. Wenn schon Dessert… Nein, Scherz: Toller Abschluss des Menüs und überhaupt eines durchweg hochklassigen Abends auf der Terrasse im Kreuzviertel. Bei den von Carsten schön ins Bild gesetzten klassischen süßen Kleinigkeiten, die nach den leisen Aahs! und Mmmhs! neben mir hervorragend gewesen sein müssen, blieb ich schließlich abstinent. Wer platzt schon gerne?
Die Küche von Laurin Kux überzeugte durch optisch wunderschöne, vielfältige Kompositionen, die durchaus überraschen können, aber niemals überfordern.
Nach einer herzlichen Verabschiedung durch das Team und dem schon erwähnten Plausch mit dem Chef trennten sich gut gelaunt die Wege der beiden Schlemmerpaare. Wobei wir natürlich nicht wissen, ob auch in Richtung Rheine eine schnuckelige kleine Weinbar lag, die uns noch etwas aufhielt…
Und, nur kurz nach Carstens kleinem Appetizer, hier nun mein Bericht, soweit noch erinnerlich:
Die Kochkünste von Laurin Kux hatte Carsten1972 schon häufiger hoch gelobt, und da wir bei dem sehr sympathischen Chefkoch vermutlich noch nie gegessen hatten („Vermutlich“, weil wir vor Ewigkeiten mal im Hamburger Jellyfish waren, aber das eben vermutlich vor Kux‘ Zeit dort.), kam der Vorschlag eines gemeinsamen Abendessens im Brust oder Keule sehr gelegen. Nach einem Spaziergang von 25 Minuten waren wir angesichts des doch sehr warmen... mehr lesen
BOK | Brust oder Keule
BOK | Brust oder Keule€-€€€Restaurant, Sternerestaurant02519179656Melchersstraße 32, 48149 Münster
4.5 stars -
"Sterneküche in Münster - Großartig und hochpreisig" DerBorgfelderUnd, nur kurz nach Carstens kleinem Appetizer, hier nun mein Bericht, soweit noch erinnerlich:
Die Kochkünste von Laurin Kux hatte Carsten1972 schon häufiger hoch gelobt, und da wir bei dem sehr sympathischen Chefkoch vermutlich noch nie gegessen hatten („Vermutlich“, weil wir vor Ewigkeiten mal im Hamburger Jellyfish waren, aber das eben vermutlich vor Kux‘ Zeit dort.), kam der Vorschlag eines gemeinsamen Abendessens im Brust oder Keule sehr gelegen. Nach einem Spaziergang von 25 Minuten waren wir angesichts des doch sehr warmen
Geschrieben am 31.12.2023 2023-12-31| Aktualisiert am
01.01.2024
Besucht am 02.07.2023Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 216 EUR
Düsseldorf? Französisch? Da war doch was: Klar, auch nach nur drei Wochen wäre ich gern nochmals ins Bistro Fatal eingekehrt, um mich weiter durch die tolle Karte zu schlemmen. Aber Sonntag ist Ruhetag, wie bei so vielen Restaurants. Nicht dagegen im mit einem Michelin-Stern ausgezeichnetem Le Flair. Meine gleichtägige telefonische Reservierung wurde sehr freundlich aufgenommen. Sicher nicht der einzige Grund, aber vielleicht auch einer mag gewesen sein, dass sich an vier Tischen gerade mal neun Gäste an diesem Abend eingefunden hatten.
Ausschließlich ältere Semester waren zugegen, was z.B. an der schönen, aber teuren Weinkarte gelegen haben könnte. Oder vermutlich an der Nachbarschaft. Le Flair heißt auch das riesige Konversionsprojekt mit sündhaft teuren Wohnungen und Büros. Mein kroatischer Taxifahrer kannte zwar noch Tito persönlich, aber das Le Flair nicht. Er ließ mich beim ersten Lokal raus und Hey! nur noch 1 Kilometer zu laufen. Tut ja auch gut. So in der Hitze…
Dabei betreiben Chefkoch Dany Cerf und seine Frau Nicole Bänder als Gastgeberin ihr französisches Restaurant schon seit 10 Jahren, 2019 wurde ein Relaunch hin zu einem skandinavischen, fast schon kühlen Look durchgeführt - Clean, Naturhölzer und Grautöne.
Der Service war jedenfalls gut drauf, Frau Bänder wurde von einem jungen Herrn unterstützt, der zwar am Anfang unsicher war, sich aber schnell eingroovte. Der wird seinen Weg in der Gastro machen.
Beim Aperitif gab es ein Missverständnis. Der Deutz Rosé sollte überwiegend Pinot Meunier haben, bestand aber zu 75% aus Pinot Noir. Da mir der nicht so schmeckt, nippte ich nur am Glas und musste es auch nicht bezahlen. Bravo, so werden auch kleine Fehler zu gelungener Eigenwerbung!
Im Le Flair wird ein einzelnes Menu du Moment angeboten, entweder fünf Gänge für 136€ oder deren vier für 109€. Wer statt der Dessert-Trilogie Käse von Maître Affineur Antony bestellt, zahlt 8€ Aufpreis. Ich wählte den Käse. Natürlich. Uuund die kleine Variante - schwer nachzuvollziehen, ich weiß! Aber Hamachi Ceviche hatte halt schon bei einigen Restaurantbesuchen des Jahres auf dem Speiseplan gestanden. Den gesparten Menüpreis investierte ich in eine Flasche. Burgunder. Weiß. Natürlich. Der 2015 Viré-Clessé aus dem Mâconais von Thevenet war eine schöne Entdeckung, mit 14% mehr üppig als mineralisch und durch den Stahlausbau hatte der Chardonnay keine Vanille- und Holztöne sondern eine tolle Würzigkeit.
Die Küche startete mit 3 Knabbereien in den Abend, die unterschiedlich ausfielen:
Eine verführerische Kümmelwaffel geriet handwerklich tadellos und geschmacklich sehr präsent. Dass ich Kümmel nicht mag, kann hier ja niemand wissen.
Die zart splitternde Kichererbsen-Zigarre mit Safran-Aioli als Füllung kam heiß, war knusprig und schmeckte einfach nur mollig.
Dagegen gefiel mir der Parmesan-Macaron mit Paprikacreme und Sardine nicht völlig. Kräftig-würzig ja aber immer breiiger werdend und im Abgang passierte geschmacklich nichts Neues mehr.
Umso besser zweierlei Brot mit französischer Beurre salée und griechischem Olivenöl zu genießen. Ein Olivenbrot überraschte mit überraschend fester Krume, aber der Sylter Sauerteig war so gut, dass ich mir ausdrücklich etwas Zeit ausbat, um die krosse, aber nicht harte Kruste und die luftige Krume mit genügend Zeit genießen zu können.
Bevor es mit dem Menü losging, schickte die Küche dieses sommerliche Amuse-Gueule, das farbenfroh eine Himbeer-Tomaten-Gazpacho mit Basilikum-Sorbet kombinierte. Schon temperaturbedingt führte das Kraut eine Weile, unterstützt durch die langanhaltende Fruchtsäure, bis sich schließlich die Tomate meldete. Eingebunden mit ein paar Tropfen Olivenöl und vervollständigt von etwas Meersalz war das ein perfekter Gaumenschmeichler. Stark!
Da ich den kalten Auftakt verschmäht hatte, startete ich mit einem warmen Meeresfrüchte-Teller, der sich als Pasta tarnte! Die schmalen, superzarten Streifen Sepia waren (sicherlich nach einem vorherigen Garen, vielleicht sous-vide) kurz angebraten worden, was leichte, aber nicht vordergründige Röstaromen ergab. Umspielt von einer molligen Parmesancreme und ergänzt von perfekt knusprigen Würfeln Guanciale, die bis zuletzt ihren Knusper hielten, war das eine „Carbonara“ made in heaven, der das Wachtel-Eigelb zerfließend die Krone aufsetzte. Wenn überhaupt etwas, ließ dieses Meeres-Soulfood zum Ende hin die pfeffrige Schärfe des Originals vermissen. Aber das ist ja Geschmacksache.
Der folgende Fisch-Gang war „klassischer“, aber ebenso gut. Als „Tagesfang“ („aktuelles Angebot des Fischhandels“ klingt nur halb so gut…) gab es eine dicke Schnitte Steinbutt aus dem Ofen, natürlich saftig, getoppt von hauchzart blättrig aufgeschnittenen rohen Champignons. Ich finde ja, dass auf diese Weise das zurückhaltend erdige Aroma perfekt mit feinem Fisch matcht.
Der Butt thronte auf einem Bett von Tomaten-Brunoise, die statt mit Estragon mit Basilikum verfeinert waren, das nach bedachtem Kauen am Ende deutlich zum Vorschein kam. Für solche Aromenentwicklungen kann ich mich immer begeistern, zumal hier die Geschmacksreise gerade die umgekehrte Richtung des Amuse nahm. Apropos begeistern: Die klassische Beurre blanc verband mit zurückhaltender Säure alle anderen Mitspieler zu einem perfekten Gaumenkonzert (Ein Tickchen mehr Salz vielleicht? Vielleicht. Aber auch nur, wenn man unbedingt was zu meckern sucht!) Wer das nicht genießen kann, hat mein aufrichtiges Mitleid…
Und auch der Fleischgang brachte beste, rustikale „Seelen-Nahrung“: Rumpsteak vom Nebraska-Rind, noch schön mit Fettdeckel. Saftig, in seiner festeren Struktur trotzdem zart, perfekt medium rare. Dazu sanft geröstete kleine Zwiebeln, süß und würzig, der schwäbische Traum im Rheinland. Aber das Beste waren confierte Kartoffelscheiben von Drillingen in einer Béarnaise-Sauce, gesondert gereicht. Freunde! Freundinnen! Diese Béarnaise - mit Estragon, Schnittlauch und Krusteln… Ein Traum, da blieb nicht ein Tropfen im Schälchen!
Nachdem meine Genuss-Tränen der Rührung getrocknet waren, konnte ich mich formidablen Käseauswahl vom Meister aus dem Elsaß widmen:
Petit Fiancé, Ziege aus den Pyrenäen
Maroilles aus dem Nordosten der Picardie
Sainte-Nectaire aus der Auvergne, aber aus „fermier“ Produktion (Kollege Shaneymac erläutert auf Nachfrage gern…;-)
Gereifter Comté, nicht ganz so toll wie der Gruyere im Bistro Fatal, aber sehr nah dran.
Und als ein kleiner „Nachschlag“ noch ein Camembert aus der burgundischen Abbaye de Citeaux.
Heidewitzka, das war aber mal so gar nicht Käseplatte 08/15. Drei Sorten davon kannte ich bis dato nicht (Was bei der Vielzahl französischer Käse nicht verwunderlich ist, beim üblichen Angebot in den 1-Sternern umso mehr…). Eine schöne Palette von mild zu würzig, alle gereift und mit angenehm minimalistischer Begleitung von Brot, einigen Trauben und einem Viertel getrockneter Dattel.
Einziges Problem: Was dazu trinken, wenn ein edelsüßer weißer Vouvray im Angebot ist, aber auch der sehr geschätzte P.X. von Alvear immerhin aus dem Jahr 2000?
Frau Bänder löste das mehr als vorbildlich, indem sie beide kredenzte - und mich darauf einlud: Sehr feiner Zug, herzlichen Dank auch an dieser Stelle!
Mit drei kleinen, handwerklich tadellosen Petits Fours
- Haselnussfinancier, Apricotgelee, Schokocrossie -
endete mein am Ende doch gar nicht so kärglich ausgefallenes und vor allem „erstklassisches“ Menü im Le Flair. Küche und Service haben eine fehlerfreie, tolle Leistung gezeigt; der Flair der Räumlichkeiten muss nicht allen gefallen.
Ebensowenig wie das Umfeld: Auf dem Nachhauseweg durch den künstlich angelegten Park zwischen kalten Quaderbauten begegnete mir gegen 22.30 Uhr in der Hauptstadt des bevölkerungsreichsten Bundeslandes keine Menschenseele mehr. Surreal. Der Blick in einzelne erleuchtete Wohnzimmer zeigte viel Designer-Interieur, aber wenig Leben. Dass ich mal froh sein würde, wieder in die Bahnhofsgegend zu kommen, hätte ich auch nicht gedacht.
Düsseldorf? Französisch? Da war doch was: Klar, auch nach nur drei Wochen wäre ich gern nochmals ins Bistro Fatal eingekehrt, um mich weiter durch die tolle Karte zu schlemmen. Aber Sonntag ist Ruhetag, wie bei so vielen Restaurants. Nicht dagegen im mit einem Michelin-Stern ausgezeichnetem Le Flair. Meine gleichtägige telefonische Reservierung wurde sehr freundlich aufgenommen. Sicher nicht der einzige Grund, aber vielleicht auch einer mag gewesen sein, dass sich an vier Tischen gerade mal neun Gäste an diesem Abend eingefunden... mehr lesen
Le Flair· Gourmetrestaurant
Le Flair· Gourmetrestaurant€-€€€Sternerestaurant021151455688Marc-Chagall-Str. 108, 40477 Düsseldorf
4.5 stars -
"Düsseldorfer Nachschlag mit Flair" DerBorgfelderDüsseldorf? Französisch? Da war doch was: Klar, auch nach nur drei Wochen wäre ich gern nochmals ins Bistro Fatal eingekehrt, um mich weiter durch die tolle Karte zu schlemmen. Aber Sonntag ist Ruhetag, wie bei so vielen Restaurants. Nicht dagegen im mit einem Michelin-Stern ausgezeichnetem Le Flair. Meine gleichtägige telefonische Reservierung wurde sehr freundlich aufgenommen. Sicher nicht der einzige Grund, aber vielleicht auch einer mag gewesen sein, dass sich an vier Tischen gerade mal neun Gäste an diesem Abend eingefunden
Geschrieben am 19.07.2023 2023-07-19| Aktualisiert am
17.01.2024
Besucht am 25.06.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 160 EUR
Bei unserem spontanen Kurz-Trip nach Cuxhaven hatte ich eine Idee für das Mittagessen im Hinterkopf. War doch dem Sterneck (damals noch mit 2 Sternen ausgezeichnet) einst meine erste Restaurant-Kritik beim ehemaligen Gastro-Portal gleichen Namens gewidmet. Wie fein, dass letztmalig vor der Sommerpause im Fine-Dining-Bereich noch ein Sonntags-Lunch angeboten wurde. Dachte ich. Aber ach, die nur drei bespielten Tische waren schon lange ausgebucht und auch meine Hoffnung auf eine kurzfristige Absage wurde nicht erfüllt.
Dann also in das Zweitrestaurant Schaarhörn, in dem gehobene norddeutsche Küche Programm ist. Für den Ausblick über das Watt auf die Welt-Schifffahrtsroute Außenelbe macht das eigentlich keinen Unterschied, sind die beiden Räume doch benachbart an der Wasserseite des Badhotels Sternhagen gelegen. „Eigentlich“, weil sich nur vor dem Schaarhörn noch eine Terrasse anschließt, auf der ein eifriges Kommen und Gehen von Gästen herrschte. Die Hölle, das sind die anderen? Nein, so schlimm war es dann doch nicht. Wir waren ja nicht nur zum Meer gucken gekommen (War eh gerade weg…), sondern auch zum Genießen. Das kann man in einer sehr „gediegenen“ Atmosphäre im Sternhagen. Geht es nebenan im Sternerestaurant biedermeierlich zu, dürften sich im gutbürgerlichen Bereich Fans der frühen 90er wohl fühlen: Viel kirschfarbenes Holz, blaue Teppiche, Spiegel und poliertes Messing. Im Foyer des Hotels vervollständigt mit Marmor. Indes: Alles hervorragend in Schuss und somit perfekt zum Stil des Hauses passen, das sein sicherlich zahlungskräftiges, sicherlich nicht jugendliches Stammpublikum nach wie vor mit einer sehr höflichen Gastfreundschaft empfängt, beginnend mit den auch schon etliche Jahre zählenden Hausdienern, die das Gepäck vom und zum Auto tragen.
Im Restaurant dagegen eine junge, nichtsdestoweniger freundliche, engagierte und fachlich versierte Service-Crew, an deren Leistung es überhaupt nichts zu bemängeln gab.
Während wir uns den rotfruchtigen alkoholfreien Aperitif des Monats (9,5€) schmecken ließen, machte die Küche schon mal mit zwei kleine Grüßen auf sich aufmerksam. Ein kleines, nicht zu trockenes Stück Petersfisch auf einem Fenchel-Mango-Salat und einem Klecks Remoulade, die zumindest teilweise selbstgemacht schien, war ein knackiger Einstieg und eine kühle Gemüse-Velouté punktete mit feiner Muskatnote.
Zweierlei knuspriges Baguette mit Butter und einer leichten Basilikum-Crème war auch nicht verkehrt; die Variante mit grünen Oliven hatte die Nase vorn.
Beim ersten Gang waren wir uns noch einig: Garnelen-Croustillant und gebratene Jakobsmuschel klangen ebenso verheißungsvoll wie ein asiatisch anmutender Mango-Papaya-Spargel-Salat (22€).
Die beiden mittelgroßen Shrimps waren mit reichlich Engelshaar umwickelt und kurz gebacken worden. Das knusperte hübsch. Geschmacklich okay und noch hinreichend saftig. Die recht kleine Jakobsmuschel mit Beurre Blanc hatte eine schöne Röstung. Sie war wohl etwas zu lange der Hitze ausgesetzt gewesen, denn selbst meine beste Ehefrau von allen meinte, sie habe schon bessere gehabt. Auch der Salat blieb leicht hinter den Erwartungen zurück, denn die asiatischen Aromen konnten sich nicht wirklich bemerkbar machen. Indes, er war frisch und die Zutaten - namentlich die Mango - reif, also durchaus schmackhaft.
Trotz der vielleicht doch etwas überholten Tupfen-Optik (Mango-Gel) ein hübsch anzusehender Teller und ein guter Gang, nicht mehr und absolut nicht weniger.
When you‘re in Rome, do like the Romans - also musste an der Nordseeküste zum Hauptgang Scholle her - nach Büsumer Art mit viel Krabbenfleisch, Speck und Zwiebeln (33€). Auf die enthusiastische Empfehlung des Obers entschieden wir uns zudem für Bratkartoffeln; in solchen Häusern für mich sowieso ein must-have. Meine Frau ließ sich den Matjestopf für 24€ schmecken und war jedenfalls voll Lobes. Dazu tranken wir alkoholfreies Bier: Das Paulaner meiner Begleitung schlug mit 5,9€ zu Buche; für mein Jever Fun waren 4,5€ zu berappen. Allerweltsbiere zu Touristenpreisen.
Auch beim Hauptgang war die Optik eine helle Freude, schon der sehr gute Beilagensalat mit gehäuteten Tomaten - bunt, knackig, voller Geschmack mit einer leichten, sahnigen Sauce, der das frische Gemüse nicht zuklatschte, sondern wunderbar ergänzte.
Ein perfekter Salat - selten, dass ich das sage!
Optisch stand die Scholle dem gesunden Begleiter in überhaupt Nichts nach: In der Pfanne goldbraun gebraten, dickfleischig, gerade durch, typischer Geschmack des Plattfisches.
Wirklich 1a, kannste gar nichts anderes sagen!
Auf dem Fisch tummelte sich eine großzügige Menge Nordseekrabben, die allerdings geschmacklich einen Umweg über Marokko (zum Pulen) nahelegte. Da war der nicht zu fette Speck und vor allem die ohne Farbe anzunehmen auf perfekten Garpunkt und Süße geschmorten Zwiebelwürfel noch deutlich besser. Etwas Frühlingszwiebeln für den Biss - bis hierhin ein perfekter Fischteller. Und sehen die angepriesenen gebratenen Erdäpfel nicht perfekt aus?
Waren sie auch! Sicher gewesen, nur leider nicht mehr, als sie stilvoll in der Silberschale an unseren Tisch kamen… Irgendwo mussten sie eine zu lange Standzeit gehabt haben. Teilweise nur noch lauwarm und die wunderschön gebräunten Stellen überwiegend schon wieder schon hart statt knusprig. Wie überaus traurig, man merkte, was das für ein Kaliber gewesen war. Immerhin noch mit tollem Röst- wie Kartoffelgeschmack gesegnet, gemischt mit wenig Speck und Zwiebeln, die etwas mehr Hitze gesehen hatten und vor allem sauber entfettet. Allein, um der Küche eine zweite Chance auf den Platz im Bratkartoffel-Olymp zu geben, reizt der Weg nach Cuxhaven!
Und besonders seitdem ich weiß, dass im Schaarhörn der Dessert-Verächter mit einer kleinen Käseauswahl verabschiedet wird, deren Plating erneut Applaus verdiente.
Nachdem sich die noch sehr junge Service-Fee überzeugen ließ, dass in der Mitte sicherlich kein Roquefort, sondern vermutlich Parmesan auf den Genießer wartete (was ihr die Küche bestätigte), freute ich mich, dass auch der Brillat Savarin und ein Delice de Pommard rechtzeitig aus der Kühlung gekommen waren. Neues Brot wurde ebenfalls angeboten. Ein rundum gelungener Abschluss, zu dem statt des vorgesehenen Rotweins auf meine Bitte hin ein Süßwein serviert wurde (als Kombi 18€). Über die Vanillecréme (12€) hörte ich von der anderen Tischseite keine Klagen.
Alles in allem hat das Schaarhörn überzeugt. Bis auf leichte Schwächen sehr gute regionale Küche, deutlich oberhalb eines vergleichbaren Angebots im Landgasthof. Aber das will das Badhotel Sternhagen nun wirklich nicht sein. Ob das Gesamtpaket einschließlich Ausblick die schon kräftigen Preise wert ist, muss jeder Gast für sich entscheiden. Uns hat’s gefallen, aber das Sterneck bleibt weiterhin Ziel.
Bei unserem spontanen Kurz-Trip nach Cuxhaven hatte ich eine Idee für das Mittagessen im Hinterkopf. War doch dem Sterneck (damals noch mit 2 Sternen ausgezeichnet) einst meine erste Restaurant-Kritik beim ehemaligen Gastro-Portal gleichen Namens gewidmet. Wie fein, dass letztmalig vor der Sommerpause im Fine-Dining-Bereich noch ein Sonntags-Lunch angeboten wurde. Dachte ich. Aber ach, die nur drei bespielten Tische waren schon lange ausgebucht und auch meine Hoffnung auf eine kurzfristige Absage wurde nicht erfüllt.
Dann also in das Zweitrestaurant Schaarhörn, in dem... mehr lesen
Restaurant Schaarhörn im Badhotel Sternhagen
Restaurant Schaarhörn im Badhotel Sternhagen€-€€€Restaurant047214340Cuxhavener Str. 86, 27476 Cuxhaven
4.0 stars -
"Schöne Scholle mit ausgezeichneter Aussicht" DerBorgfelderBei unserem spontanen Kurz-Trip nach Cuxhaven hatte ich eine Idee für das Mittagessen im Hinterkopf. War doch dem Sterneck (damals noch mit 2 Sternen ausgezeichnet) einst meine erste Restaurant-Kritik beim ehemaligen Gastro-Portal gleichen Namens gewidmet. Wie fein, dass letztmalig vor der Sommerpause im Fine-Dining-Bereich noch ein Sonntags-Lunch angeboten wurde. Dachte ich. Aber ach, die nur drei bespielten Tische waren schon lange ausgebucht und auch meine Hoffnung auf eine kurzfristige Absage wurde nicht erfüllt.
Dann also in das Zweitrestaurant Schaarhörn, in dem
Geschrieben am 01.12.2023 2023-12-01| Aktualisiert am
01.12.2023
Besucht am 20.06.2023Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Seit längerer Zeit hatte ich mal wieder das Vergnügen, mit einer Kollegin am Vorabend einer gemeinsamen Veranstaltung gut essen zu gehen. Dabei wollten wir auch noch einige dienstliche Dinge besprechen. Knoblauchlastige Länderküchen schieden aus, ebenso ein allzu steifes Fine-dining. Das Würzhaus von Diana Burkel kam da gerade recht, in meiner Erinnerung eine ambitionierte, regionale Küche, serviert von einer freundlichen Crew in zwanglosem Ambiente.
Ambitioniert und vor allem sehr gut war es dann auch bei unserem Besuch, aber regional ganz und gar nicht!
Auf dem Hinweg diskutierten wir angesichts der sehr hohen Temperaturen noch, ob „drinnen oder draußen“. Aber die paar Momente Warten auf den Service im aufgeheizten, schwülen Gastraum ließen keinen Zweifel, dass an diesem Abend die kleine, durch eine hohe Hecke von der Straße getrennte Terrasse die bessere Wahl wäre, zumal auch ab und an ein laues Lüftchen wehte. Mit zunehmender Zeit wurden auch die Temperaturen erträglicher. Restaurantleiter Daniel Winter hatte uns die Wahl gelassen; hier war nicht „doppelt“ belegt. Hätte die Küche auch nicht geschafft; schon so zog sich das Dinner über fast vier Stunden hin. Auch ansonsten waren wir mit dem Service absolut zufrieden, in dem alle Kräfte ebenso konzentriert wie entspannt ihrem Job mit sichtlichem Vergnügen nachgingen. Nur gegen Ende entstanden doch recht große Pausen, in denen ich mir mehr Präsenz gewünscht hätte.
Die „pergamentene“ Karte kündigte ungewöhnlicherweise gleich auch den Apero an.
Sauerampfer-Sprizz klang leicht und interessant, erwies sich in der alkoholfreien Variante der Kollegin als herausfordernd hinsichtlich Säure und Bitterkeit. Gegen den Winzersekt in meinem Glas konnte sich das Wiesenkraut andererseits nicht recht durchsetzen.
Der hübsch anzuschauende Küchengruß variierte das Thema Gurke.
Hier gibt es ja einige Verächter des grünen Kürbisgewächses; ich bin immer überrascht, wieviel Geschmack jenseits der Supermarkt-Schlangengurken zu finden ist. Während abgehangener Topfen erwartbar war, verschob sich das Geschmacksbild mit schwarzem Sesam und viel Ingwer in Richtung Korea, was mir ebenso gut gefiel wie die Würzigkeit der Kamillen-Blüte. Frischer, ungewohnter Auftakt.
Während es in Konzept-Restaurants eine Zeitlang schick war, Brot erst spät oder gar nicht mehr im Menü zu servieren, freuten wir uns im Würzhaus an einem Zwiebelbrot mit einer eigenständigen Joghurt-Senf-Crême.
Beim nächsten Teller standen Thai-Aromen Pate, denn grüner Spargel gebraten und roh war u.a. mit Kokos, Erdnuss und asiatischen Kräutern veredelt. Dazu Koriander-Kartoffelmus und ein ausgebackenes, flüssiges Eigelb und schon hatten wir einen perfekten vegetarischen Gang, der alle Geschmäcker, Texturen und Temperaturen abbildete. Toll!
Der Fischgang erinnerte mich eher an nordische Küche: Roher Zander wurde mit (zu) prägnantem Dill und dadurch etwas „untergehenden“ Erbsen-Texturen kombiniert. Stärker ein Sand von grünen Tomaten. Mit Blüten und einer beabsichtigten Salzigkeit ergab sich ein frisches, kühles Gericht.
Auf der unerwarteten, kleinen Weltreise waren nun mediterrane Aromen Thema. Roastbeef und zurückhaltende Garnele wurden mit gegrilltem Romanasalat, Pesto und einem überraschend scharfen Cocktail-Dressing kombiniert.
Danach kam eine Nocke Rhabarber-Sorbet gerade recht. Die war, was sie war und tat, was sie sollte: Den Gaumen erfrischen und klären.
Den Fischgang ließen wir zugunsten zweier schmackiger Gerichte aus, die eigentlich alternativ angeboten wurden: Spanferkel mit Aubergine versprach fleischlichen Genuss, Pfifferlinge, Nektarine und Zwiebeln vegetarische.
Die Schweinerei kam in zwei Ausfertigungen. Der Bauch verzauberte mich mit feinem Crunch seiner Schwarte. Das Filet war dagegen leicht zu lange gegart - aber das fiel noch unter persönliche Präferenzen.
Texturen von der lila Eierfrucht und vor allem die Gewürze, u.a. in der Hollandaise machten ganz klar, dass unsere Reise im Orient angekommen war. Trotzdem: Der erste Gang, der „nur okay“ war.
Ganz anderes als die fleischlose Alternative, die kräftiges Umami der kleinen Pilze mit der Süße im Zwiebelschaum und der Fruchtsäure, u.a. aus angebratener Nektarine ziemlich genial kombinierte. Dazu noch Butterbrösel und fertig war ein wunderbar schmackiges Sommergericht, das als einziges in die fränkische Landschaft passte.
Denn den Abschluss - Dessert wurde natürlich ausgelassen - bildete französischer Chaource, schön gereift und leicht erwärmt. , den Variationen von Fenchel und Aprikose zugleich würzig und fruchtig begleiteten.
Das war mal kreativer als die (stets schöne) Arbeit von Affineur Waldmann, dessen Käseparadies nur 20 Kilometer entfernt liegt.
Ein leicht klebriges „Esspapier“-Cornet rund um Kakao, Mandel und Pistazie gab den „Rausschmeißer“, der uns sehr zufrieden in einen immer noch warmen Abend begleitete.
Sechs Gänge wurden mit 105 Euro abgerechnet; das war für das Gebotene angemessen.
Seit längerer Zeit hatte ich mal wieder das Vergnügen, mit einer Kollegin am Vorabend einer gemeinsamen Veranstaltung gut essen zu gehen. Dabei wollten wir auch noch einige dienstliche Dinge besprechen. Knoblauchlastige Länderküchen schieden aus, ebenso ein allzu steifes Fine-dining. Das Würzhaus von Diana Burkel kam da gerade recht, in meiner Erinnerung eine ambitionierte, regionale Küche, serviert von einer freundlichen Crew in zwanglosem Ambiente.
Ambitioniert und vor allem sehr gut war es dann auch bei unserem Besuch, aber regional ganz und gar... mehr lesen
4.0 stars -
"Unerwartete kulinarische Weltreise in Franken" DerBorgfelderSeit längerer Zeit hatte ich mal wieder das Vergnügen, mit einer Kollegin am Vorabend einer gemeinsamen Veranstaltung gut essen zu gehen. Dabei wollten wir auch noch einige dienstliche Dinge besprechen. Knoblauchlastige Länderküchen schieden aus, ebenso ein allzu steifes Fine-dining. Das Würzhaus von Diana Burkel kam da gerade recht, in meiner Erinnerung eine ambitionierte, regionale Küche, serviert von einer freundlichen Crew in zwanglosem Ambiente.
Ambitioniert und vor allem sehr gut war es dann auch bei unserem Besuch, aber regional ganz und gar
Geschrieben am 21.12.2023 2023-12-21| Aktualisiert am
21.12.2023
Besucht am 14.06.2023Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 153 EUR
Ein heißer Abend in Düsseldorf und - Oh, Wunder! - ich hatte mal keine Lust auf japanische Küche! Eher schon auf leichte französische Kost, am liebsten à la parisienne auf dem Trottoir vor einem schnuckeligen Bistro.
Die einschlägigen Gastro-Führer kurz bemüht, bot sich das Fatal in Flingern-Nord an, einem ehemaligen Arbeiterviertel, lt. Wikipedia „mit seinem alten Baubestand ein vorwiegend von jüngerem städtischen Publikum geprägter Stadtteil, der einem zunehmenden Gentrifizierungsprozess unterliegt“. Mein Kollege, der einige Jahre in der Landeshauptstadt wohnte, bestätigte diese Einschätzung völlig glaubwürdig, gehört er doch zur beschriebenen Gruppe;-)
Stramm marschierte 20 Minuten später fand ich mich vor dem Bistro wieder und sogleich in einer Zwangslage, denn das Manufactum-Publikum besetzte fast alle Plätze. Ein einziger freier Tisch hätte für nicht gerade üppige 80 Minuten zu meiner Verfügung gestanden, denn man vergibt die Plätze am Abend in zwei Durchgängen. Da die bodentiefen Fenster weit geöffnet waren, riskierte ich einen Blick in die Innenräume, die sich ob der Temperatur leer und leider auch etwas stickig präsentierten. Letztlich den Ausschlag gab ein unangenehm aufgefrischter Wind. Später wäre aufgrund einer Absage doch ein Tisch draußen frei gewesen, doch fühlte ich mich an meinem Platz inzwischen sehr wohl; einerseits hatte einen guten Blick nach draußen, andererseits den künstlerisch und, nun ja, frankophil gestalteten Raum für mich. Bretonische Butter bei die Sardinen! Die Freiheit führt die Kulinarik Die russische Fahne an der Wand?
Später kam ein weiterer engagierter Food-Photograph dazu. Sonderlich bequem war das minimalistische Gestühl nicht, aber die dunklen Steinplatten der Tische sehen schon schick aus.
Da man an diesem heißen Tag eigentlich nur die Außenplätze bespielen wollte, war mein Tisch nicht abgewischt, was der engagierte Service sofort nachholte. Die jüngere Dame könnte die Mit-Inhaberin gewesen sein oder die Restaurantleitung, wenn man das bei zwei Kräften so nennen darf; jedenfalls richtete sich die lebenserfahrene Dame mit osteuropäischen Zungenschlag nach ihren Anweisungen. Der Ton untereinander war freundlich; das kann ja manchmal unangenehm sein, wenn man die Streitereien im Team mitbekommt. Um dem kleine Küchenteam die Planung zu erleichtern (immerhin stand ja noch der zweite Durchgang an), bat man darum, nicht nach und nach zu bestellen. Ein Abrufen der einzelnen Gänge sei aber möglich. Insgesamt waren die Damen flott und freundlich, dabei gut gelaunt. Noch einen Blick mehr hätte ich mir gewünscht, aber da war auch Volllast angesagt. Man interessierte sich jedenfalls für mein Wohlbefinden und meine Meinung zu Essen und Weinen, zu denen mir sogar ungefragt Leitungswasser angeboten wurde.
Aus der Küche schallte derweil Ska und ein rauher, aber herzlicher Ton.
Bei einem Rosé Portwein mit Tonic (8,3€) beschäftigte ich mich mit dem Angebot und wurde von der Weinkarte überrascht. Neben einem recht überschaubaren Flaschenangebot verfügt das Fatal über ein D-Vine Wine-Dispenser. Für mich eine Premiere. Hochwertige Weine werden in 0,1l-Phiolen mit Schraubverschluss bereit gehalten. Das Dispenser-System erkennt den jeweiligen Wein, reguliert die Temperatur und die Geschwindigkeit mit dem die Flüssigkeit ins Glas kommt. Ziel soll die richtige Belüftung sein. Auf diese Weise konnte ich einen Sancerre, einen Meursault und einen Chablis Premier Cru verkosten. Die Preise für das Schlückchen reichten von 14€ bis 24€, was eine Kalkulation mit Faktor 2,5 sein könnte. Für Düsseldorf nicht teuer. Überzeugt hat mich die Technik indes nicht. An diesem heißen Abend herrschten fast 30 Grad und so war der erste Versuch viel zu warm. Erst als das Glas mit viel Eis vorgekühlt wurde, passte es. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die Lagerung bei wechselnder Raumtemperatur und Tageslicht dem Wein wirklich gut tut. Geschmeckt haben alle Weine, aber 0,1l…
Die Karte las sich schon auf den ersten Blick französisch durch und durch: Beginnend bei Austern und Crevetten über Schnecken und Bries zu Wachtel und Steak Frites, um schließlich mit Gruyere, Soufflé au Chocolat und Crêpes Suzettes zu enden. Die bei meinem Besuch noch angebotene Foie Gras ist übrigens seit wenigen Tagen von der Karte verbannt.
Selten hatte ich so große Entscheidungsschwierigkeiten, alles klang großartig und nicht nur die Zutaten verrieten, dass hier mehr als nur ehrliche Bistrot-Küche zu erwarten war.
Ich startete vegetarisch mit einer großen, „fleischigen“ Artischocke (14€). Die in Deutschland viel zu selten angebotene leckere Distel wurde mit Zitronenscheiben besteckt in einem tiefen Teller mit warmen Wasser stehend serviert, am Ende bleibt dann eine Fingerschale. Leider war das vorgekochte Exemplar nicht lange genug aufgewärmt worden und somit die äußeren Blätter lau, aber die inneren kalt. Ich greife vor: Das blieb die einzige Kritik an der Küchenleistung des Abends. Geschmeckt hat es vorzüglich, was natürlich besonders an den Dips lag: Die milde, nicht zu saure Rotweinvinaigrette schien mir mit Moutard de Dijon verfeinert und die Anchovis-Tapenade war ein würziger Kracher.
Weiter ging es mit zartestem Lamm(!)-Bries, begleitet vom letzten weißen Spargel der Saison und gebratenem Romanasalat für 24€. Granatapfelkerne hatten ihren Anteil an der eher frischen Ausführung des Tellers und waren als Konterpart für die Agro-Dolce-Sauce wichtig. Inhaber und Chefkoch Alexandre Bourgueil (Ja, der Sohn…) löscht das Karamell mit Orangensaft statt Essig ab und verwendet weiter Rhabarber statt Pampelmuse. Ich brauchte gegen die heftige Süße etwas Salz, dann war die Sauce auch für meinen Geschmack perfekt. Im Abgang eine tolle pfeffrige Schärfe und Parmesan-Chips zum Knabbern. Eigenständige und überzeugende Kreation!
Als Hauptgang konnte ich natürlich dem Rochenflügel nicht widerstehen. Die dicke Tranche des feinen Edelfisches war nur leicht paniert und in Butter sorgfältig gar gezogen worden. An der Gräte sogar noch leicht glasig; für mich geht das völlig in Ordnung. Die klassische Sauce grenobloise ein würziger, molliger Genuss - welch wunderbares Küchenhandwerk! Dazu sautierter Spinat und buttriger Kartoffelstampf. Feinste Fischküche für absolut gut angelegte 31€.
Dem durchaus mächtigen Vergnügen brachte ein Salat Mesclun Frische bei, der Brotchips, raffiniert eingesetzten Estragon und eine rosarote dehydrierte, elastische Zutat enthielt. Leicht fruchtig-säuerlich und, obwohl der Farbe nach eine Himbeere, erinnerte das Aroma an Tomate.
Zum Abschluss etwas Käse, aber nichts alltägliches: Der original Schweizer Gruyère de Garde 2021 (15€) wurde bei längerem Kauen immer komplexer, faszinierend. Die Beschreibung bei Antony https://www.fromagerieantony.fr/de/fromage/gruyere-de-garde/ trifft es wirklich. Als Beilage frisches Baguette, das auch am Abend noch knusperte und schön geröstetes Landbrot. Selbst der Friseesalat mit Spargelstreifen in seiner französischen Savorasenf-Sauce mit süß eingelegten Pollen war ein kleines Fest.
Damit ging ein bemerkenswertes Essen zu Ende, das mich regelrecht begeisterte. Alexandre Bourgueil, der meine Fragen später am Abend gern beantwortete, könnte mühelos einen Stern erkochen, daran habe ich keinen Zweifel. Will er aber scheinbar nicht und das ist auch gut, denn so bleibt das Bistro Fatal mein persönlicher Tipp für perfekte Bistrot-Küche mit höchstem Anspruch. Diesen Treffer hätte ich gern mit einem Salmiakki begossen, der aber leider ausgetrunken war. Dann halt einen Grünen aus der Chartreuse bei Grenoble, passt ja hervorragend und ist eh besser für die Gesundheit!
Ein heißer Abend in Düsseldorf und - Oh, Wunder! - ich hatte mal keine Lust auf japanische Küche! Eher schon auf leichte französische Kost, am liebsten à la parisienne auf dem Trottoir vor einem schnuckeligen Bistro.
Die einschlägigen Gastro-Führer kurz bemüht, bot sich das Fatal in Flingern-Nord an, einem ehemaligen Arbeiterviertel, lt. Wikipedia „mit seinem alten Baubestand ein vorwiegend von jüngerem städtischen Publikum geprägter Stadtteil, der einem zunehmenden Gentrifizierungsprozess unterliegt“. Mein Kollege, der einige Jahre in der Landeshauptstadt wohnte, bestätigte diese... mehr lesen
4.5 stars -
"Bistro Fatal? Bistro Famos!" DerBorgfelderEin heißer Abend in Düsseldorf und - Oh, Wunder! - ich hatte mal keine Lust auf japanische Küche! Eher schon auf leichte französische Kost, am liebsten à la parisienne auf dem Trottoir vor einem schnuckeligen Bistro.
Die einschlägigen Gastro-Führer kurz bemüht, bot sich das Fatal in Flingern-Nord an, einem ehemaligen Arbeiterviertel, lt. Wikipedia „mit seinem alten Baubestand ein vorwiegend von jüngerem städtischen Publikum geprägter Stadtteil, der einem zunehmenden Gentrifizierungsprozess unterliegt“. Mein Kollege, der einige Jahre in der Landeshauptstadt wohnte, bestätigte diese
Geschrieben am 12.12.2023 2023-12-12| Aktualisiert am
12.12.2023
Besucht am 08.06.2023Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 95 EUR
denn - seien wir ehrlich - jenseits der Realität mit Neonlicht und 24/7 laufendem Fernseher hat in unserer Vorstellung eine Trattoria einen Chef, der ständig singt, sich mit den Angestellten anschreit und aus tiefstem Herzen die „weltbeste“ Pasta empfiehlt. In einem Ambiente, das mit Madonnenbildchen und Fußball-Devotionalien vollgepfropft ist, allerlei Tagesangebote auf Tafeln bereit hält und wo man von karierten Tischdecken in bester Laune zu kulinarischen Italo-Klassikern einfachen, aber guten Wein trinkt.
Ja, so ungefähr kitschig darf man sich die L‘antica Trattoria vorstellen. Außer, dass die Tische unverdeckte, schöne Holzplatten haben.
Ich hatte bewusst meine Anreise zu einer Klausurtagung im Thüringer Wald schon in Gotha unterbrochen, um mir eine weitere Residenzstadt der vielen ehemaligen Kleinst-Fürstentümer anzuschauen. Vom Schloss in der „Oberstadt“ ging es an den hübschen Kaskaden hinunter in das wunderbar restaurierte Zentrum.
An diesem schönen Sommerabend erwartete Inhaber Antonio Tiripicchio sicher noch einige Paare oder gar Gruppen, so dass er für mich nur ungern einen Tisch vor dem Restaurant opfern wollte.
Schicksal, wenn man nicht reserviert. Nun, mein Platz direkt am weit geöffneten Fenster war überhaupt nicht stickig und um nichts in der Welt hätte ich diese beeindruckende Innenausstattung verpassen wollen!
Mein Wunsch, außerhalb der Karte mit etwas Aufschnitt und Käse zu starten, war überhaupt kein Problem. Es gab Coppa, dazu Bel Paese, Pecorino und Parmiggiano.
Der Patron kredenzte Olivenöl, natürlich von familieneigenen Bäumen. Auch so ein Klischee, aber ein durchaus wohlschmeckendes. Der mäßig gereifte Balsamico und das mit Kastanienmehl gebackene Brot (Cucina povera!) waren okay. Für eine Trattoria ein sehr angenehmer Auftakt. Nachdem mir die offenen Roten nicht recht behagten, machte Signor Tiripicchio ohne große Umstände eine Flasche Primitivo IGP auf, ein guter, weicher Begleiter zum Auftakt.
Als Antipasto hatte ich inzwischen von einer der vielen kleinen Tafeln das Hirschcarpaccio mit Pilzen gewählt.
Ich gehe mal von Großhandelsware aus, was aber nicht schlimm war. Das tiefrote, reichlich bemessene Fleisch war dicker geschnitten und schmeckte kräftiger als Rind. Eingelegte Steinpilze hatten ein gutes Aroma. Mit den Parmesanhobeln war das einfach eine leckere Vorspeise. Cherry-Tomaten schmecken im Sommer immerhin, haben aber auf einem Carpaccio kulinarisch nichts verloren. Den vorgesehenen Ruccola hatte ich natürlich schon abbestellt…
Inzwischen war der Chef auf der Suche nach einem gereiften Weißwein für mich fündig geworden.
Der unfiltrierte Pecorino aus den Marken machte mir den weiteren Abend viel Freude mit Fruchtigkeit, sanften Gerbstoffen und deutlicher Kräuternote. Auch ohne Bitte sogleich eingeschenkt in ein größeres Glas, das viel Luft an den lange verschlossenen Wein ließ.
Der Mann versteht sein Handwerk.
Konnte also mit dem Primo weitergehen, auf Empfehlung des Chefs kamen Spaghetti mit Oliven, Paprika, Tomaten und Peperoncini.
Eine „Spezialität“ aus der Heimat des Chefs; klang für mich wie Pasta squintana. Einen entsprechenden Begriff habe ich im Netz nicht gefunden. Vielleicht hilft die Schwarmintelligenz?
Mit selbst gemachtem Chili-Öl, Parmesan und dem hier verzeihlichem Ruccola war das natürlich Soulfood.
Nur leider war die Pasta zu weit gegart worden. Als der Chef meine leichte Enttäuschung mitbekam („Porca miseria! Was macht der Kerl im Keller da?“), gab es eine Schimpfkanonade die Treppe hinunter in die Küche.
Beim Hauptgang war wieder alles, wie es sein sollte: Calamari-Tuben sehr zart mit Oliven, Erbsen sowie frischen und halbgetrockneten Tomaten.
Kräftig gewürzt, einfach, gut gemacht und saulecker. Nicht mehr und ganz bestimmt nicht weniger. Ich war nur glücklich und die 95 Euro inkl. der Getränke nicht billig aber auf jeden Fall preiswert.
Die L’antica Trattoria hat mich auf der ganzen Linie überzeugt. Man muss halt nur etwas Lust auf ein rundum buntes und lautes Erlebnis haben.
Wobei mein Heimweg das absolute Gegenteil war: Um 21.00 Uhr an einem sommerlichen Donnerstagabend war ganz Gotha eine fast menschenleere Museumskulisse.
Ganz Gotha?
Noch war der Abend nicht vorüber…
denn - seien wir ehrlich - jenseits der Realität mit Neonlicht und 24/7 laufendem Fernseher hat in unserer Vorstellung eine Trattoria einen Chef, der ständig singt, sich mit den Angestellten anschreit und aus tiefstem Herzen die „weltbeste“ Pasta empfiehlt. In einem Ambiente, das mit Madonnenbildchen und Fußball-Devotionalien vollgepfropft ist, allerlei Tagesangebote auf Tafeln bereit hält und wo man von karierten Tischdecken in bester Laune zu kulinarischen Italo-Klassikern einfachen, aber guten Wein trinkt.
Ja, so ungefähr kitschig darf man sich die L‘antica... mehr lesen
4.0 stars -
"Wie aus dem Italien-Bilderbuch" DerBorgfelderdenn - seien wir ehrlich - jenseits der Realität mit Neonlicht und 24/7 laufendem Fernseher hat in unserer Vorstellung eine Trattoria einen Chef, der ständig singt, sich mit den Angestellten anschreit und aus tiefstem Herzen die „weltbeste“ Pasta empfiehlt. In einem Ambiente, das mit Madonnenbildchen und Fußball-Devotionalien vollgepfropft ist, allerlei Tagesangebote auf Tafeln bereit hält und wo man von karierten Tischdecken in bester Laune zu kulinarischen Italo-Klassikern einfachen, aber guten Wein trinkt.
Ja, so ungefähr kitschig darf man sich die L‘antica
Geschrieben am 20.05.2023 2023-05-20| Aktualisiert am
30.04.2024
Besucht am 29.03.2023Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 134 EUR
In der fleischlosen (Fasten-)Zeit stehen für mich viel Fisch und Schalentiere auf dem Speiseplan bei Restaurantbesuchen. Aber auch mal ein vegetarisches Menü. Nicht, weil es mir zu anderer Zeit nicht auch schmecken würde. Aber die tierischen Alternativen reizen mich zumeist einfach mehr.
Also suchte ich bei meinem letzten Berlinaufenthalt bewusst nach einem entsprechenden Angebot, gern auch gehoben, weil dort sehr oft kreativ ohne tierische Produkte gekocht wird.
Der Guide Michelin ist bislang immer ein guter Ratgeber gewesen und auch ohne einen Stern klang die Empfehlung des Bonvivants als unkompliziert, relaxed und originell ebenso einladend wie die Selbstbeschreibung als „Cocktail Bistro“ interessant. Eine Reservierung schien mir an einem Dienstagabend nicht zwingend.
Die Entfernung von meinem Hotel in der Nähe des Jüdischen Museums hatte ich etwas unterschätzt und war daher nach dem 50-minütigen Fußmarsch recht froh, endlich die großzügigen Altbau-Räume in Schöneberg erreicht zu haben. Der Empfang war nicht unfreundlich, aber ein wenig reserviert, später entpuppte sich der durchweg junge Service als engagiert, fachlich professionell und freundlich, meine kleinen Extrawünsche wurden gern erfüllt. An einer Rückmeldung war man ehrlich interessiert und die Gerichte und Getränke wurden sowieso gern erklärt. Gern hockend vor der Tischplatte, um Augenhöhe zum Gast herzustellen - ich hatte gehofft, diese Attitüde wäre endgültig vorbei. Abgesehen davon agierte der Service unprätentiös, sieht man von den zwar individuellen, aber uniform klein-geblümten Hemden bzw. Blusen ab, die hier als „Arbeitskleidung“ über der Hose getragen werden. (Berlin, da machste nix…)
Der ebenerdige, überraschend große Gastraum mit gewöhnungsbedürftigem, grau gestrichenem Estrichboden wird durch die Bar geteilt: Vorne tatsächlich eine Lounge mit Polstermöbeln, dann schließen sich einige Hochtische und -Stühle für kleinere Gruppen an. Im hinteren Bereich befindet sich der eigentliche Restaurantbereich. Tatsächlich war weder an den großen Fenstern mit ihren samtenen Stores noch an den moosgrün gestrichenen Wänden mit stilsicheren Deko-Elementen etwas für mich frei.
Die Holz-Metallrohr-Stühle sind auf Dauer etwas hart. Mit dem Zweiertisch in der Mitte war ich trotzdem zufrieden, denn genau über mir war ein Lichtauslass in der abgehängten Decke, die erfreulicherweise noch einen Blick auf die umlaufende Stuckleiste frei ließ. Dass allerdings ab 20.00 Uhr das Licht foto-unfreundlich gedimmt wurde, läuft für mich unter „Konzept vor Kunde“.
Aber bitte, vielleicht ist manchen Gästen die Bar-Atmosphäre wichtiger als ein erhellender Blick auf das Menü (4 bis 6 Gänge von 69 bis 81€), welches zweisprachig schon am Platz auslag, sehr schön. Und auch die Getränkebegleitung war schon angedruckt, die hier eine echte Besonderheit darstellt: Statt einer Begleitung aus der übersichtlichen Weinkarte werden passende Cocktails (44 bis 53€) serviert! Der vor meinem Tisch hockende Bar-Keeper (Inhaber?) erklärte mir, dass man einfach mehr Aromenvielfalt als bei Wein sehe, gegen den aber „nichts zu sagen sei“. Ganz schön schnöselig, dachte ich zuerst bei mir. Aber es ist schon was dran: Kräftig zitrische Säure ist bei Wein eher schwierig, Würzigkeit wird man selten finden, bittere Noten erst recht. Und Schärfe schon mal gar nicht. All diese Aromen konnte ich an diesem Abend beim - selbstverständlich auch alkoholfrei angebotenen - Pairing erleben, mal verblüffend gut, mal weniger passend. Aber das geht mir mit den meisten Weinbegleitungen auch so. Eine sehr gute neue Erfahrung, danke an das Bonvivant!
Bei angenehmer, mal chilliger, mal funky Hintergrundmusik ließ ich mir den Aperitif schmecken, der dem eher sauren als kräuterigen Wacholder-Verbene-Mix gleich mal mit Weizengraspuder am Glasrand ungewöhnlich „getreidige“ Nuancen spendierte!
Der vegetarische Abend begann mit drei Aperos, die wunderbar in die Küche einführten:
Eine Steinpilzpraline, die geschmacklich keinen Zweifel an ihrer Herkunft aus dem Wald aufkommen ließ, wurde von säuerlich eingelegten Buchenpilzen und kräftigem, fast schon scharfen Bärlauch begleitet. Süffiger Gegenpart ein kleiner, nicht zu matschiger Kartoffelsalat auf einem Chip, gekrönt von einer „Blüte“ der Belper Knolle (nach der Art des Tête de Moine) mit Gemüseasche. Schließlich eine Tartelette mit einer feinen Crême von Karotte und Petersilie, die durch eine Blütenessenz gut eingefasste bittere Noten erhielt. Süß, bitter, „blütig“. Stark. Spätestens jetzt war klar, dass hier keine grobe Gemüseküche zu erwarten war, sondern künstlerische Verfeinerung.
Dementsprechend startete das eigentliche Menü mit Kohlrabi, der mit Holunderblüten, Tannennadeln und schwarzem (nämlich gegrilltem) Apfel kombiniert war. Von roh über gepickelt und cremig bis hin zu Öl, wurden hier zunächst klare Aromen sich gut ergänzend nebeneinander gestellt. Während das „versteckte“ Tatar auf den Punkt gegart kam, war mir die rohe Scheibe zu dick. Da musste man sich beim Schneiden schon bemühen, was dazu führte, dass schnell ein unansehnlicher „Einheitsbrei“ entstand. Heimlicher Star war die gesondert gereichte, aufgeschäumte Suppe aus den Blättern, aus der deutlich saure Apfelzesten aromatisch hervorstachen.
Als Begleitung Wacholdergrün-Essenz von LaOri mit Apfel-Verjus, Oolong und Ingwer.
Der nächste Teller war ein Hingucker und präsentierte Texturen des vegetarischen Alleskönners Sellerie in einer Beurre blanc von über Holzkohle geräucherter Butter. Weizengras und Wildkräuter sorgten dafür, dass es nicht zu sehr ins Süßliche abdriftete. Die optisch an Trüffel erinnernde gehobelte Belper Knolle blieb überraschend blass. Schon gefällig, war aber von Anfang an überraschend breiig und damit auch schnell in einen indifferenten Einheitsgeschmack einmündend, der wenig Nuancen bereit hielt. Der Lieblingsgang der sehr netten Frau im Service, für mich der „schwächste“ auf diesem hohen Niveau.
Herausfordernd ein Zero-Cider von Jörg Geiger der mit einer Mezcal-ähnlichen Räucheressenz das Thema der Beurre blanc sehr herausfordernd aufnahm.
Sehr gut die folgende Brotauswahl mit kreativen Begleitern: Das Sauerteigbrot, litt noch an seiner etwas zu harten Kruste, dafür war der Langos ebenso spitzenmäßig wie der hauchdünne Leinsamen-Cracker. Dazu machte die Cashew-Crème mit Ziegenkäse-Kulturen viel mehr Spaß, als es die Beschreibung vermuten ließ, und die fermentierte Miso-Butter war pures umami-Fett.
Als passenden Drink hätte man für zusätzliche 7,5€ ein alkoholfreies Knärzje-Bier aus Brotabschnitten erwerben können. Ich versuchte stattdessen den Laori Juniper No. 1, dessen kräftiger Wacholdergeschmack zunächst nicht von einem Dry Gin zu unterscheiden war. Nur im Abgang fehlte mir dann doch die Schärfe.
Beim nächsten Gang drehte es sich um Topinambur, dem kleinen Bruder der Sonnenblume. Confiert, fast roh und glasiert, als Püree und Chip, gerieten die Kombinationen mit Zwiebeln, Majoran und diesmal wirklich Trüffel zwar kräftig, aber nie unpassend. Kein Teller für Beckenrandschwimmer.
Dementsprechend war die flüssige Kombination von Gerstenmalzbier und schwarzem Trüffel einerseits rau, aber auch schon fast wieder traubig. Hat gut gepasst.
Erneut wählte die Küche eine kreisförmige Anrichte: Unterschiedlich gegarte Flowersprouts und Kräuter umrahmten geräucherte Belugalinsen in einer Beurre blanc, die ihre Säure aus einem koreanischen Sauerkrautansatz bezog. Das Eigelb hatte einen perfekten Schmelz und leuchtete verlockend aus dem geheimnisvollen Dunkel. Das sah nicht nur gut aus, das konnte in seiner Aromatik und Konsistenz mit jedem Fleischgang mithalten. Crunch brachten frittierte Zwiebelringe, die etwas Süße beisteuerten, was wohltuend die Schärfe des Kimchi dämpfte. Mein Favorit.
Die Schärfe griff ein Muskatauszug auf, der mit Hibiskus und Wildkirsche gezähmt wurde. Am Tisch gab es noch eine Haube aus Bierschaum aus dem Syphon. Sehr gut.
Die Rolle eines Pre-Dessert erfüllte ganz frühlingshaft Kirschblatt-Granité und eingelegte Blüte einerseits und Rhabarber andererseits. Ganz ausdrucksstark dazu eine Mousse von Johannisbeerholz. Schließlich Sauerampfer und nix mehr mit Blütenträumen - da wurde der Gaumen ordentlich erfrischt. Super knusprig und eindeutig der Mohn-Chip.
Im Glas eine harmonische Komposition von Rooibos und geklärtem Erdbeersaft mit Zimt und Ingwer gegen zu plakative Fruchtigkeit.
Das eigentliche Dessert überzeugte mich wie oft (etwas) weniger. Die gedünstete Pastinake mit ihrer Glasur von weißer Schokoladen-Ganache geriet doch recht pappig-süß. Eingelegte Kiefernzapfensamen und Fichtennadel-Eis hielten schön würzig dagegen, die Mousse aus Robinienblüten blieb etwas blass. Natürlich war alles selbst gesammelt, wie mir auch ungefragt versichert wurde. Ach, Berlin…
Trotzdem hätte auch dieser Gang ein Foto verdient gehabt.
Die Orangenessenz mit Kardamom und Fenchelsamen konnte mit ihrer ätherischen Aromenwelt gut an die Nadelbaumsamen anschließen.
Das sehr lecker ausschauende Praliné musste ich fastenbedingt ablehnen. Die zuvorkommende Crew spendierte mir daraufhin einen entkoffeinierten Espresso (eigentlich schmale 2,5€), den ich mir zum Abschluss eines überaus ansprechenden fleischfreien Abends bestellt hatte.
Ich war insgesamt sehr zufrieden mit meinem Besuch in diesem kulinarisch gleich in mehrfacher Hinsicht interessanten und überraschenden vegetarischen Restaurant. Und die Tester des Guide Michelin offenbar auch. Eine Woche nach meinem Besuch gehörte das Bonvivant zu den neu besternten Restaurants. Verdient.
In der fleischlosen (Fasten-)Zeit stehen für mich viel Fisch und Schalentiere auf dem Speiseplan bei Restaurantbesuchen. Aber auch mal ein vegetarisches Menü. Nicht, weil es mir zu anderer Zeit nicht auch schmecken würde. Aber die tierischen Alternativen reizen mich zumeist einfach mehr.
Also suchte ich bei meinem letzten Berlinaufenthalt bewusst nach einem entsprechenden Angebot, gern auch gehoben, weil dort sehr oft kreativ ohne tierische Produkte gekocht wird.
Der Guide Michelin ist bislang immer ein guter Ratgeber gewesen und auch ohne einen Stern... mehr lesen
4.5 stars -
"Aus gegebenem Anlass!" DerBorgfelderIn der fleischlosen (Fasten-)Zeit stehen für mich viel Fisch und Schalentiere auf dem Speiseplan bei Restaurantbesuchen. Aber auch mal ein vegetarisches Menü. Nicht, weil es mir zu anderer Zeit nicht auch schmecken würde. Aber die tierischen Alternativen reizen mich zumeist einfach mehr.
Also suchte ich bei meinem letzten Berlinaufenthalt bewusst nach einem entsprechenden Angebot, gern auch gehoben, weil dort sehr oft kreativ ohne tierische Produkte gekocht wird.
Der Guide Michelin ist bislang immer ein guter Ratgeber gewesen und auch ohne einen Stern
Geschrieben am 28.05.2023 2023-05-28| Aktualisiert am
28.05.2023
Besucht am 23.03.2023Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 44 EUR
Ich war noch nie in Japan, deshalb sollte ich mich mit Urteilen über die Authentizität japanischer Lokale zurückhalten. Allerdings dürfte Düsseldorf mit der - lt. Sender Keeken;-) - größten japanischen Kolonie dafür schon ein recht gutes Pflaster sein. Erst recht Klein-Tokyo rund um Immermann-, Ost- und Klosterstraße und an deren westlichem Ende ebbt auch der Zulauf der meist jungen Einheimischen ab. Um sich im Hakata schließlich auf einen Borgfelder zu reduzieren. Ansonsten waren die Holznischen mit ihren typischen Vorhängen schnell mit Gruppen ausschließlich asiatischer Gäste gefüllt, vermutlich Kollegen, die ihren Feierabend doch zunehmend lautstark genossen.
Authentisch, gell? Dass der Service durch zwei sehr junge Männer versehen wurde, eher nicht. Oder doch? Denn deutsch konnten beide nicht, nur einer etwas englisch, so dass die Konversation überwiegend mittels Übersetzungsprogramm auf dem Smartphone stattfand, was überraschend gut klappte. So wurde mir gleich nach dem Eintritt bedeutet zu warten und nach Rückfrage in der Küche via Display mitgeteilt, dass das Essen wohl 30 Minuten dauern würde. Aber ich hatte ja keine Termine mehr und so verzog ich mich an den zugewiesenen Platz an der Stirnseite der (ehemaligen) Sushi-Theke, an der ich den Abend über einsam blieb.
Aber gut, so hatte ich genügend Zeit die Gerichte aus der Karte zu googeln und gewann so die Erkenntnis, dass ich weder in einer Sushi-Bar gelandet war, noch in einem Spezialitäten- oder gar Kaiseki-Restaurant. Tatsächlich will das Hakata (Benannt natürlich nach dem alten Hafenviertel von Fukuoka, aber das ist hier ja Allgemeinwissen…;-) ein Izakaya sein. Ich hatte mir diese Kneipen mit kleinen Speisen weniger „gesetzt“ vorgestellt, aber Portionsgrößen und Preise passten genau. Erfreulich die guten Abbildungen in der Karte, denn die deutschen und englischen Übersetzungen der Gerichte beschränkten sich teilweise darauf, den japanischen Namen zu transkribieren. Nützlich auch die Angabe, ob es sich um kalte, warme oder heiße Gerichte handelt. Ich war jedenfalls gespannt.
Zur Überbrückung der Wartezeit bestellte ich in der Fastenzeit grünen Tee (freundliche 2,5€ je Kännchen), lauschte einer Mischung von J-Pop und westlichen Klassikern und knabberte den angenehm bissfesten, scharf-würzig-säuerlich eingelegten Chili-Senfkohl (takana), der als kaltes Gericht doch recht fix an den Tresen kam (5,5€).
Nach der als gar nicht so lang empfundenen Wartezeit ging es mit nicht mehr warmem Aburi Mentai los, überflämmter Fischrogen, als Fisch war dazu cod angegeben, also Kabeljau. Vielleicht ist der in Europa leichter zu bekommen. In der Textur etwas weicher als z. B. geräucherter Bottarga. Die beigelegte Limette sorgte für zitrische Frische im ansonsten recht salzigen Geschmacksbild, und eine deutliche Schärfe im Abgang gefiel mir gut (8,5€).
Ebenso wie die Takoyaki, frittierte Weizenteig-Bällchen, die mich etwas an spanische Croquetas erinnerten, was natürlich auch an der béchamelartigen Sauce im Inneren lag, die mittelzartes Oktopusfleisch umhüllte. Dazu zum Stippen Bonitoflocken, Frühlingszwiebeln und eine süße Sauce, die etwas nach Cola schmeckte. (8,5€). Das Frittiergut kam höllisch heiß aus dem Fett, wie mein gemarterter Gaumen empört meldete.
Nach dem Fingerfood hatte ich mir noch eine halbe Atja-Makrele (hokke) für 8€ bestellt. Der kleine Fisch war an der Karkasse über Holzkohle gegrillt worden und hatte einschließlich der Gräte eine perfekte Röstung. Das fette, aber feste Fleisch war ein Hochgenuss. Mit Zitrone und geriebenem Rettich konnten je nach Geschmack frische Akzente gesetzt werden.
Sehr passend dazu ume-chiri, Reis mit getrocknetem, geriebenem Fisch und äußerst fein geschnittener Essig-Pflaume und anderem Gemüse.
Anders als eine japanische Familie, die unter vielen Verbeugungen verabschiedet wurde, durfte ich nach dem Bezahlen mit einem knappen Kopfnicken in den späten Abend gehen. Immerhin war mir Einlass in eine recht verschlossene Gesellschaft gewährt worden…
Und eines kann ich als absoluter Experte als völlig authentisch versichern: Nämlich meine tiefe Zufriedenheit mit den Speisen im Hakata! Sehr gerne wieder, wenn es „Einfach. Einfach lecker.“ sein soll.
Ich war noch nie in Japan, deshalb sollte ich mich mit Urteilen über die Authentizität japanischer Lokale zurückhalten. Allerdings dürfte Düsseldorf mit der - lt. Sender Keeken;-) - größten japanischen Kolonie dafür schon ein recht gutes Pflaster sein. Erst recht Klein-Tokyo rund um Immermann-, Ost- und Klosterstraße und an deren westlichem Ende ebbt auch der Zulauf der meist jungen Einheimischen ab. Um sich im Hakata schließlich auf einen Borgfelder zu reduzieren. Ansonsten waren die Holznischen mit ihren typischen Vorhängen schnell... mehr lesen
4.0 stars -
"Authentisch? Überzeugend!" DerBorgfelderIch war noch nie in Japan, deshalb sollte ich mich mit Urteilen über die Authentizität japanischer Lokale zurückhalten. Allerdings dürfte Düsseldorf mit der - lt. Sender Keeken;-) - größten japanischen Kolonie dafür schon ein recht gutes Pflaster sein. Erst recht Klein-Tokyo rund um Immermann-, Ost- und Klosterstraße und an deren westlichem Ende ebbt auch der Zulauf der meist jungen Einheimischen ab. Um sich im Hakata schließlich auf einen Borgfelder zu reduzieren. Ansonsten waren die Holznischen mit ihren typischen Vorhängen schnell
Geschrieben am 25.03.2023 2023-03-25| Aktualisiert am
25.03.2023
Besucht am 04.03.2023Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 502 EUR
Dazu trugen gleich mehrere Faktoren bei:
Zum einen die nette und vertraute Gesellschaft von Ehepaar Carsten1972, die das günstig in der Mitte zwischen Rheine und Bremen gelegene Sternerestaurant als Treffpunkt für ein feines Essen zu viert vorgeschlagen hatten.
Zum anderen die engagierte Betreuung von Gina Duessmann, die mit der Unterstützung einer „altgedienten“ Kraft aus dem leider geschlossenen, eigenen Restaurant in Bad Bentheim und eines weiteren Kollegen an diesem Abend besonders freundlich und geradezu gelöst agierte. Inzwischen weiß sie genau, wie sie die kleinen Spitzen des Borgfelder Grantlers einzuschätzen und zu parieren hat - zum Beispiel mit einer wirklich überzeugenden alkoholfreien Begleitung! Den beeindruckenden Sprizz „Paradisbakkerne“ des dänischen Produzenten Muri bestellten wir noch aus dem Restaurant für Zuhause! Aber auch die abwechslungsreichen Kompositionen von Altmeister Jörg Geiger oder dem Pfälzer Bio-Weingut Leiner performten ebenso wie die der anthroposophisch wirtschaftenden Österreicher von Wachstum König oder des französischen Traubenspezialisten L‘Antidote. Großes alkoholfreies Kino, welches mal wieder bestätigte, dass hervorragend zugekauft für den Gast allemal befriedigender ist, als experimentell selbst fermentiert. Für knapp 10 Euro pro Glas (bei extrem großzügigem Nachschenken) haben wir viel Neues und vor allem Spannendes kennengelernt. Darauf noch einen nullprozentigen Siegfried Wonderleaf-„Gin“-Tonic, den wir klassisch sowie mit Orange aromatisiert (für je 13,5€) ins Glas bekamen.
Aber zu allererst begeisterte uns alle natürlich die Küche von Lars Keiling, der sich nach einer Anlaufzeit in den gewiss nicht einfachen letzten zweieinhalb Jahren hier wieder an das alte Niveau herangekocht hat. Gut Ding will gerade an neuem Standort mit vorsichtigem Publikum Weile haben.
Breaking news: Grumpy old Borgfelder hatte an diesem Abend aber so gar nichts zu meckern. Denn die etwas zähe Haut einer gebeizten Makrele, die als (millimeterdünner) harter Streifen im Mund blieb, war nichts als ein winziger Schönheitsfleck, der die Fehlerlosigkeit der Küchenleistung nur unterstrich!
Da der vordere, recht schmale Restaurantbereich von einer Gruppe belegt war, saßen wir erstmals im hinteren Bereich des Hauses, zu dem ebenso wie zu den Toiletten mehrere Stufen hinaufführen. Das Ambiente ist von zugänglicher Eleganz, edel und wohnlich zugleich, trotz des gefliesten Bodens. Meine Frau und ich durften auf einer schönen Eckbank Platz nehmen. Die Tische sind mit ausreichend Abstand gestellt.
Die Küche begrüßte uns mit drei Kleinigkeiten:
Sesam-Soja-Waffel mit Mandelcreme und -Chip. Knusprig mit präsenter Mandel.
Kurkuma-Chip mit Räucheraal, Apfelgel und Hagebutten-Ketchup. Fruchtige Säure und leichter Knusper.
Dinkel-Kimchi-Macaron. Angenehme Schärfe, etwas weich geraten.
Nach diesem abwechslungsreichen Auftakt, sorgte das mir noch in bester Erinnerung befindliche Rosmarin-Focaccia für Zufriedenheit am Tisch - wortwörtlich zum Fingerabschlecken lecker.
Durch den selbst auferlegten Verzicht auf Dessert hatte ich problemlos das Menü auf sechs Gänge reduziert; für meine Liebste durfte es noch ein Teller weniger sein. Auch der vorher per Mail erbetene Austausch von Fleisch bei meiner Frau und mir war natürlich überhaupt kein Problem. Preislich spielt das Friedrich immer noch (oder bald wieder???) in der 2-Sterne-Liga — mit 159€ für vier Gänge geht es los, jeder weitere Gang erhöht die Rechnung um vergleichsweise geringe 10€; das Kalkül ist klar.
Aber vor dem Einstieg schickte uns Lars Keiling noch ein aufwändiges Amuse bouche aus gebeizter Makrele, Süßkartoffelcrème, lila Blumenkohl, roter Bete und pochiertem Eigelb, bei dem die würzigen und angenehm salzigen Noten schmackhaft eingefasst wurden. Harmonie-Küche, die Programm sein sollte.
Das eigentliche Menü startete mit Kingfish, Beten und Pumpernickel, abgerundet mit Dillöl. Der ebenfalls makrelenartige Fisch wurde als marinierte Tranche und rohes Tatar serviert, das sich in einer gepickelten Betescheibe versteckte. Die Bestandteile wurden alle in verschiedenen, teils unerwarteten Texturen präsentiert, z.B. Essig und Öl auch als „Schnee“. Auf dem Teller etwas übersichtlicher, aber in der Komposition sehr gelungen, im würzig-säuerlichen Geschmacksbild entsteht vage die Assoziation Fischbrötchen, aber viel, viel feiner.
Der folgende Eismeer-Saibling geriet optisch noch klarer. Kombiniert mit Alblinsen einerseits, Kumquat und Tahini andererseits ein gelungenes Crossover. Die helle Sesamkruste hatte ein schönes Aroma und fügte dem recht weichen Fischfleisch einen kleinen Knusper hinzu. Die Tahinisauce überraschte mit deutlicher Schärfe, die von den festen Linsen eingefangen und von der herb-säuerlichen Fruchtigkeit der Zwergorange interessant kontrastiert wurde. Sehr schön auch die Kombi aus Algencracker und Buchenpilz. Klingt nach einem Durcheinander, das aber am Gaumen mit jedem Bissen ein abwechslungsreiches und dabei stets harmonischen Gesamtbild bildete.
Kulinarisch trennten sich nun die Wege am Tisch. Während für die Carnivoren als weitere Gänge Wachtel, Kalbszunge (abgewählt?) und Iberico-Schweinekinn auf dem Genießer-Programm (oder pelzisch: im Köchel-Verzeichnis) standen, waren wir gespannt auf den „Ersatz“.
Als erstes kam ein schlicht perfektes Stück Winterkabeljau. Hier gelang es Lars Keiling, die lange unterschätzte Schwarzwurzel spannend zu variieren und mit Cranberries und Kakao einen kreativen Twist zu finden. Kateifi aus Brioche-Teig zauberte uns ein Lächeln auf die Lippen, ehe wir andächtig die tiefe Trüffelsauce genossen. Ich war verblüfft, dass sich letztere nicht als zu mächtig für den Fisch herausstellte. Aber ursprünglich war ja auch Geflügel vorgesehen.
Die für sich wunderbare, nur kurz geflämmte Wildgarnele hatte es da schon schwerer, die eigentlich vorgesehene Kalbszunge zu ersetzen. Einerseits - denn Rotkohl hatte schon eine gewichtige Stimme im Aromenkonzert. Andererseits hielten der „göttliche“ (O-Ton Süßer Fan) Nussbutterschaum und die Passionsfruchtkleckse teils mollig, teils frisch dagegen. Gebratene Flowersprout sorgte für grüne, herbe Noten.
Zum Ausklang der warmen Gerichte schickte die Küche eine dicke Tranche Tataki vom Thunfischrücken. Das Fleisch war von makelloser Qualität und wirklich nur wenige Sekunden gebraten, dazu mit einer präsenten Salzzitronencrème aus der Quetschflasche benetzt. Blanchierter und fermentierter Spitzkohl einerseits und gepickelte Gurke andererseits schoben dieses Gericht deutlich in eine „grüne“, überraschend frische Richtung, wurden aber durch eine intensive, wie Honig fließende BBQ-Teriyaki-Sauce wieder geerdet.
Während die andere Seite des Tisches sich von einem dekonstruierten Waldorf-Salat (Walnuß, Apfel, Joghurt, Sellerie) zum Dessert überraschen ließ,
ging es bei mir zwar „konventioneller“, nichts desto trotz sehr genussvoll zu:
Chaource, St. Maure, Beaufort, Taleggio und Stilton vom Tölzer Kasladen hatten (für mich) den perfekten Reifegrad und brauchten keine Begleitung. Das wäre aber schade gewesen, denn die dunkle Nuss-Crème, das Feigenkompott und besonders die Balsamico-Korinthen schmeckten sensationell, ebenso wie das super reichhaltige Früchtebrot.
Bei den Petits Fours lehnten wir (blutenden Herzens) ab, aber es ging nichts verloren, sondern fand - von der großzügigen Gina Duessmann gut verpackt - den Weg nach Rheine.
„Wir suchen nach Harmonie!“, beschrieb mir mal Hans Stefan Steinheuer seine Küche. Bei seinem Kollegen Lars Keiling würde er fündig.
Von den „Carstens“ noch bis zur Bushaltestelle begleitet, machten wir uns nicht nur satt, sondern kulinarisch beglückt auf den nächtlichen Heimweg.
Dazu trugen gleich mehrere Faktoren bei:
Zum einen die nette und vertraute Gesellschaft von Ehepaar Carsten1972, die das günstig in der Mitte zwischen Rheine und Bremen gelegene Sternerestaurant als Treffpunkt für ein feines Essen zu viert vorgeschlagen hatten.
Zum anderen die engagierte Betreuung von Gina Duessmann, die mit der Unterstützung einer „altgedienten“ Kraft aus dem leider geschlossenen, eigenen Restaurant in Bad Bentheim und eines weiteren Kollegen an diesem Abend besonders freundlich und geradezu gelöst agierte. Inzwischen weiß sie genau, wie sie die... mehr lesen
Restaurant Friedrich
Restaurant Friedrich€-€€€Restaurant054196380899Lotter Straße 99, 49078 Osnabrück
4.5 stars -
"Was für ein genussvoller Abend!" DerBorgfelderDazu trugen gleich mehrere Faktoren bei:
Zum einen die nette und vertraute Gesellschaft von Ehepaar Carsten1972, die das günstig in der Mitte zwischen Rheine und Bremen gelegene Sternerestaurant als Treffpunkt für ein feines Essen zu viert vorgeschlagen hatten.
Zum anderen die engagierte Betreuung von Gina Duessmann, die mit der Unterstützung einer „altgedienten“ Kraft aus dem leider geschlossenen, eigenen Restaurant in Bad Bentheim und eines weiteren Kollegen an diesem Abend besonders freundlich und geradezu gelöst agierte. Inzwischen weiß sie genau, wie sie die
Geschrieben am 28.10.2023 2023-10-28| Aktualisiert am
29.10.2023
Besucht am 28.02.2023Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 105 EUR
Auf das Kastenmeiers war ich durch einen Bericht von Jenome gestoßen. Da residierte das auf Fisch- und Meeresfrüchte spezialisierte Restaurant noch im edlen Taschenbergpalais, dessen Umbau sich wenig überraschend verzögert, nun aber im Februar nächsten Jahres abgeschlossen sein soll. Der gebürtige Österreicher, der schon seit 1995 in der sächsischen Hauptstadt kocht, ist derweil mit seinem Team in das kaum weniger noble Kurländer Palais umgezogen, das als eine der letzten Altstadt-Ruinen erst 2008 wieder aufgebaut wurde.
Der Weg des Gastes führt durch ein recht leer wirkendes Foyer, in dem die (am Neumarkt) käuflich zu erwerbenden Bronzen junger Frauen in manierierten Posen für mich eher unpassend wirkten.
Wenn überhaupt Nackte, dann hier doch bitte barock…
Hinter der Glastüre geht es zunächst durch die Austern- und Sushibar, in der es mit gedämpftem Licht und Bistrogestühl legerer zugeht. Am Pass vorbei und um die Ecke öffnet sich erst ein kleinerer Raum mit an Hieroglyphen anmutenden Wandmalereien, dann ein sehr großer Gastraum, in dem die grob behauenen Wände aus Felsquadern überraschen. Fußboden und Türstürze aus Marmor bilden den edlen Konterpart. An den Wänden mehr zusammengesucht als zusammengefundene Kunst.
Ich sag mal: Ungewöhnliche, nicht unbedingt stimmige Innenraumgestaltung, aber das kann ja auch interessant sein.
Die hoher Decken waren gestaffelt abgehängt, trotzdem war der Geräuschpegel schon recht hoch, denn an diesem Dienstagabend im Februar war das Kastenmeiers bis auf den letzten Platz gefüllt. Bei einem kleinen Rundgang waren diverse Sprachen und deutsche Dialekte zu hören, aber wenig sächsisch. Ich hatte den Eindruck, dass hier fast nur Geschäftsleute und gutsituierte Touristen einkehren, entsprechend sind die Preise, allerdings auch die teure Weinkarte mit etlichen Raritäten. Die Whisk(e)y-Spezialitäten vom Wagen wurden ebenso frequentiert, wie die am Tisch frisch zubereiteten Crêpes Suzette.
Für mich blieb nur ein ungeliebter, schon recht abgestoßener Hochtisch in der Ecke des ersten Raumes, immerhin mit einer dick gepolsterten, Cappuccino-farben bezogenen Bank - aber ohne Reservierung kann man sich ja nicht beschweren. Außerdem hatte der Platz auch Vorteile; zwar ein ständiges Kommen und Gehen vom und zum Pass, aber so hatte ich jederzeit Zugriff auf meine junge Servicedame, die wie ihre vielen Kollegen vielleicht nicht vom Fach war, aber auf jeden Fall gut angelernt. Ansprache, Aufmerksamkeit, Ansagen: Alles professionell ohne echte Herzlichkeit, halt auf geschäftliche Besucher eingestellt. Das überzählige Gedeck wurde sogleich ausgehoben. Als sie meine Nachfragen fachlich nicht beantworten konnte, bat sie souverän den Restaurantleiter an meinen Tisch, der auch danach auffällig oft nach meiner Zufriedenheit fragte…
Da wenige Tage zuvor die Fastenzeit angebrochen war, blieb es für mich bei Crodino Soda (6,5€). Später stieg ich auf Radeberger Alkoholfrei um. 4,9€ für ein 0,33l Bier, das Hanseat1957 Konzernpils nennen würde…
Für den ersten Hunger vorweg zweierlei Brot, ein Tessiner Pane maggiore (ging so) und mediterranes Baguette (furchtbar zäh). Echt überrascht war ich darüber, dass Zwiebelsalz (sehr lecker), Schnittlauch-Frischkäse (auch lecker) und Butter (Butter) scheinbar in einer Porzellan-Dreierschale offeriert wurden, die sich indes als schnödes Plastik (Korrektur: schnöde Plaste) herausstellte! Essig und Öl können selbstredend käuflich erworben werden.
Als Gruß schickte die Küche eine gebackene Garnele auf Süßkartoffel-Püree. Kalt, aber immerhin knusprig. Erst sehr süß, aber mit der Zeit setzte sich das Krustentier durch. Bißchen zu früh vorbereitete Massenware, aber wie soll es bei vollen Haus anders gehen. Ein zweites Exemplar, das an der Hand einer anderen Servicekraft versehentlich(?) an meinen Tisch schwamm, war zusätzlich mit Majo bekleckst. Nicht alles ist schlecht.
Mein Menü startete mit 4 Austern von Monsieur Gillardeau.
Der Stückpreis von 8€ sagt alles über das Preisniveau. Allerdings relativiert - mathematisch Hochbegabte konnten es anhand des Fotos ahnen - durch eine Gratis-Ergänzung, weil ja eine Auster schlecht sein könnte! Irritierend, weil ohnehin sichergestellt sein sollte, den Gast nicht Gesundheitsgefahren auszusetzen? Oder mit Stil, weil man es eben doch nicht immer riechen kann? Ich halte es für einen Marketing-Gag, was nichts am wie stets angenehm süßen Aroma der Mollusken aus dem Becken von Oleron änderte. Als „Beihau“ eine sehr milde, durch Zucker dickflüssige Schalotten-Vinaigrette und leckeres Speckbrot. Dazu Zitrone im Säckchen.
Meine angedachte Sushibestellung scheiterte: Der in der Karte verzeichnete - im Einkauf sehr teure Thunfischbauch - entfiel „wegen Qualitäts-Problemen“.
Der von mir ersatzweise angefragte und (wenn gut gemacht) auch nicht billige Aal war gar nicht im Angebot, weil „der Chef den nicht mag“. Man wird alt wie ne baskische Kuh und kriegt die Kinnlade nicht zu.
Auf das Sushi-Standardprogramm hatte ich bei den hiesigen Preisen keine Lust, dann also die Vorspeisenvariation für 25,5€. Für die Leistung nicht mal überzogen.
Zwei kleine Stücke Baby-Kalmar waren zart und überzeugten mit leisen Röstnoten. Das vom Küchengruß bekannte Süßkartoffelmus hätte ich nicht gebraucht, aber es füllte optisch den Teller und war ja kein Fehler.
Nur vorsichtig gratinierte, kleine Jakobsmuscheln wurden vom Käse aromatisch nicht überdeckt und der begleitende knackige Spinat war richtig gut.
Eine festfleischige, gut gewürzte Garnele konnte sich positiv von der Schwarmgenossin des Amuse abheben.
Am besten schmeckte mir die Schnitte vom Thunfischrücken, den ich unter dem Begriff Sashimi nicht leicht angebraten erwartet hätte.
Der freundliche Gastgeber zitierte den japanischen Chef, dass dies auch ganz kurz Gebratenes meine. Erst mariniert oder paniert z.B. in Sesam führe zur Bezeichnung tataki = geklopft. Wieder was gelernt. Wenn’s stimmt. Das sehr feine, Kateifi-ähnliche Kartoffelstroh knusperte nett. Wakame-Salat rundete die Asienabteilung ab, Rucola mit Parmesan die mediterrane.
Als Hauptgericht gab es Steinbutt vom Grill (36,50€); mein häufiger Begleiter beglückwünschte mich zu der Wahl, die auch die seine gewesen wäre. Da haben bzw. hätten wir auch keinen Fehlgriff getan - ganz im Gegenteil. Eine dicke Tranche des gar nicht so platten Fisches, durchgebraten und saftig (Butt ist eine sichere Bank) mit kräftiger Röstung, gerade richtig, um das Aroma nicht zuzudecken.
Dazu wilder Brokkoli à point zudem aromatisch stark und eine recht säuerlich geratene, handwerklich saubere Beurre blanc.
Star des Tellers jedoch schwarzer Venere Reis, der ebenfalls genau den Biss hatte, den ich an Reis mag: Nicht mehr hart im Inneren, aber noch knackig. Dabei den typisch nussigen, leicht rauchigen Geschmack. Es war kein klassisches „laufendes“ Risotto, aber sehr cremig und mit etwas Frische durch Frühlingslauch. Woher die rosa Farbe kommt, war mir nicht klar. Färbt schwarzer Reis aus? Da ging kein einziges Korn zurück!
In Summe doch ganz zufrieden mit meiner Entscheidung für das Kastenmeiers bezahlte ich die sympathisch präsentierte, aber ohne Alkoholika recht üppige Rechnung (ohne Steuernummer)
und trollte mich zurück an den nächtlichen Neumarkt.
Auf das Kastenmeiers war ich durch einen Bericht von Jenome gestoßen. Da residierte das auf Fisch- und Meeresfrüchte spezialisierte Restaurant noch im edlen Taschenbergpalais, dessen Umbau sich wenig überraschend verzögert, nun aber im Februar nächsten Jahres abgeschlossen sein soll. Der gebürtige Österreicher, der schon seit 1995 in der sächsischen Hauptstadt kocht, ist derweil mit seinem Team in das kaum weniger noble Kurländer Palais umgezogen, das als eine der letzten Altstadt-Ruinen erst 2008 wieder aufgebaut wurde.
Der Weg des Gastes führt durch... mehr lesen
Kastenmeiers | Das Fischrestaurant
Kastenmeiers | Das Fischrestaurant€-€€€Restaurant, Bistro, Cocktailbar, Gourmet035148484801Tzschirnerplatz 3-5, 01067 Dresden
4.0 stars -
"Fisch und Meeresfrüchte sehr gut, aber auch teuer" DerBorgfelderAuf das Kastenmeiers war ich durch einen Bericht von Jenome gestoßen. Da residierte das auf Fisch- und Meeresfrüchte spezialisierte Restaurant noch im edlen Taschenbergpalais, dessen Umbau sich wenig überraschend verzögert, nun aber im Februar nächsten Jahres abgeschlossen sein soll. Der gebürtige Österreicher, der schon seit 1995 in der sächsischen Hauptstadt kocht, ist derweil mit seinem Team in das kaum weniger noble Kurländer Palais umgezogen, das als eine der letzten Altstadt-Ruinen erst 2008 wieder aufgebaut wurde.
Der Weg des Gastes führt durch
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Die Kochkünste von Laurin Kux hatte Carsten1972 schon häufiger hoch gelobt, und da wir bei dem sehr sympathischen Chefkoch vermutlich noch nie gegessen hatten („Vermutlich“, weil wir vor Ewigkeiten mal im Hamburger Jellyfish waren, aber das eben vermutlich vor Kux‘ Zeit dort.), kam der Vorschlag eines gemeinsamen Abendessens im Brust oder Keule sehr gelegen. Nach einem Spaziergang von 25 Minuten waren wir angesichts des doch sehr warmen und schwülen Wetters froh, dass sich die Crew entschieden hatte, nicht das durchaus sehenswerte Souterrain zu bespielen,
sondern den Abendservice komplett auf den beiden Terrassen stattfinden zu lassen. Hinter einer großen Hecke, die das Eckhaus von der sowieso recht ruhigen Wohnstraße abschirmte, wehte zudem immer ein leichtes Lüftchen. Sehr angenehm, ebenso wie die verschiedenen Aperitife, die uns die überaus freundliche, junge Sommelière Kiana Lücken anbot, die gemeinsam mit dem Chef vom ländlich gelegenen Ferment ins gehobene Münsteraner Kreuzviertel gewechselt hatte. Mein Ruinart Rosé war perfekt gekühlt und - seltsam, das lobend erwähnen zu müssen - prickelte vorbildlich.
Apropos vorbildlich, der junge Service verdiente dasselbe Prädikat: Toll anzusehen, wie engagiert hier eine junge, bestens ausgebildete Crew mit Herzblut und guter Laune agierte. Sehr erfreulich, dass auch Azubis aus der Küche mit dem Chef gemeinsam auftragen und, während er sich freundlich, aber aufmerksam zurücknimmt, die Speisen ansagen. Den einzigen kleinen Hänger gab es, als erst bei der Bestellung mitgeteilt wurde, dass heute kein Käse verfügbar sei. Angesichts des vernünftig zurückhaltenden Angebots von zwei Sechs-Gang-Menüs hätte man das auch schon beim Überreichen der Karte erwähnen können, um den Käsefreund (aka Borgfelder) nicht so brutal aus seiner Vorfreude zu reißen;-). Mein Hinweis wischte Frau Lücken für eine Zehntelsekunde das freundliche Lächeln aus dem Gesicht. Das war mir dann doch unangenehm, und ich gab mir im Folgenden Mühe, ein vorbildlicher Gast zu sein. Also, wie immer. Natürlich. So oder so, die Höchstnote in Sachen Gastfreundschaft ist absolut verdient.
Zu viert ließen wir uns zwei fruchtig-herbe Hausaperitife, ein Glas tadellose Pfälzer Flaschengärung und ein frisches westfälisches Pils schmecken und schauten noch einmal in die im Netz schon Vorfreude schürende Karte.
Im BoK werden zwei Menüs angeboten, eines davon vegetarisch. Rein vegan ist nicht im Angebot. Die Preise haben - wie vielerorts - stark angezogen: Der Einstieg sind 4 Gänge für 120€; bis zu 3 weitere zu jeweils 17€ sind möglich. Damit liegt das volle Menü bei 171€ und das ist für einen 1*er schon eine Ansage. Richtig heftig aber das Wasser, 7,5€ für die Halb(!)-Literflasche macht 10,75€ für die üblichen 0,75l. Das ist der höchste Betrag, den ich nach meiner Erinnerung jemals gezahlt habe. Bei allem Verständnis für Quersubventionierung: Wenn die Speisen schon gut kalkuliert sind und jeder Gast am Tisch (mindestens) eine Flasche Wein trinkt, ist irgendwann mal gut.
Die Weinauswahl selbst gestalteten wir individualisiert: Während meine Frau mit ihrem leichtfüßigen Sauvignon Blanc von Phillip Kuhn nicht nur der Temperaturen wegen glücklich war, hatten es die Grafschafter Gourmets auf einen kräftigen Aligoté aus der Familie der Burgunder-Trauben abgesehen. Ich hielt ausnahmsweise nicht mit und kostete einen speziellen Saarburger Rausch der Familie Geltz, der durch Diabas genannten Feuerstein-Boden ein spezielles Aroma erhält. Spannend! Beim Chardonnay des burgenländischen Weinguts Schloss Halbturn war ich wieder dabei.
Dann ging es auch schon zügig los:
Die Küche grüßte mit drei Kleinigkeiten auf der Tellerfahne: Der Croustillant mit der farbenfrohen Liebstöckel-Sphäre polarisierte erwartungsgemäß, eine Zwiebel-Tarte schmeckte allen und mein Favorit war die Aalsülze.
Auch die Brotauswahl machte Freude: Sowohl das kräftige Sauerteigbrot mit Fenchelsamen und Kümmel als auch das eher selten gereichte Laugenbrioche entpuppten sich eigenständige, sehr leckere Backwaren.
Eine Shiso-Räucherforellen-Mousse mit frischer Zitronenmajonäse und scheinbar einfachen, aber perfekt passenden, rustikalen Bohnenaromen beendete den Reigen der Amuses. (Foto gibt‘s bei Carsten;-)
„Wirklich“ los ging es dann mit einem handgeschnittenen Rindertatar auf präsentem Blumenkohlstampf, darauf eine Lage fein geschnittener fermentierter Karfiol, der nach meinem Eindruck den Siegeszug des Sellerie in der Hochküche etwas gestoppt hat. Gekrönt wurde das leckere Türmchen mit einer Nocke Kaviar, pikanter Senfpannacotta und Senf-Chips, die auch texturell ein Gewinn waren. Am Tisch kam noch ein Sud von fermentiertem Kohlrabi hinzu, dem Brokkoli die satte Farbe verlieh. Es freute mich, dass die weiteren Komponenten statt der beim Tatar häufigen Säuerlichkeit eher eine leicht bittere Note mitbrachten.
Ein bildschöner Teller! Auch das dry-aged-Fleisch hatte einen deutlichen Eigengeschmack. Indes: Der großzügig portionierte (und damit erst kulinarisch sinnvolle) Kaviar hatte brutal viel Salz; das war schon sehr dominant und musste vorsichtig auf die Happen verteilt werden.
Auch beim folgenden Krustentier freute sich als erstes das Auge. Der nicht zu brachial und vor allem nicht zu lang geflämmte Carabinero konnte sein feines Aroma noch deutlich in Szene setzen, das die Küche mit einem frisch-aromatischen Dreiklang aus Fenchel, Dill und Gurke kombinierte. Das gelang überraschend gut, besonders gefiel mir der Temperaturkontrast zum Dill-Sorbet. Aber auch der Schaum von fermentierten Gurken hätte vielleicht den einen oder anderen Verächter des grünen Kürbisgewächses positiv überrascht.
Interessante, gelungene Kombi aus nordischen und südlichen Aromen.
Es ging weiter mit einem vegetarischen Teller, der auf den ersten Blick Pasta verhieß. Tatsächlich waren die Ravioli aus dünnen Kohlrabischnitten geformt, mit einem Kräuterpesto gefüllt und dann sanft pochiert worden. Das war handwerklich toll gearbeitet und am Gaumen überzeugend. Weniger gefielen mir nur die gröberen Scheiben des eingelegten Gemüses. Umso besser jedoch die Begleitung mit Texturen grüner und schwarzer Olive, die eine sehr angenehme Salzigkeit beisteuerten, herben Mandeln und einer Sauce mit Rapsöl, die auch eine süße Nuance hatte.
Wieder sehr fein abgestimmte Geschmacksrichtungen und daher ein rundherum überzeugender fleischfreier Gang.
Der zweite Fischgang fiel etwas aus der bisherigen Reihe der vielstimmigen Kompositionen heraus. „Chef im Ring“ war hier eine durchgegarte Tranche leinen-geangelten Rotbarsches, die kross auf der Haut gebraten wurde. (Zumindest im 2. Versuch - bei lappig gewordener Fischhaut versteht der Bremer wenig Spaß. Lobenswert ist, dass es keine Diskussion gab.)
Im Nachgespräch „verteidigte“ Laurin Kux engagiert und trotzdem sehr sympathisch seine Wahl. An der es qualitativ auch nichts auszusetzen gab! Ich finde halt Rotbarsch kulinarisch wenig spannend und die Zubereitung im BoK überzeugte mich nicht vom Gegenteil. Überraschend übrigens Mitte Juli die Begleitung mit Variationen von weißem(!) Spargel, bei der Küche wieder ablieferte. Auch die leicht gebundene Nage machte Freude. Wirklich begeistern konnte mich das gesondert gereichte Tartelette mit einer Spargel-Pannacotta und phantastischen Nordseekrabben, deren separater Panzer getrocknet einen wunderbaren Knusper erzeugte.
Mit der folgenden Ballontine vom westfälischen (Kikok-)Huhn bewies die Küche, dass sie neben dem Fermentieren (und vielem anderen) auch klassische französische Zubereitungen beherrscht. Auch hier erhielt das nicht nur durch die Füllung wunderbar saftige Fleisch durch Abflämmen Röstaromen. Statt erwartbarer Frucht- oder Currymitspieler setzte man neben dem Geflügel-Fonds auf ein eigenständiges Mangold-Kokos-Chutney und eine umami-pralle Champignon-Crème.
Erneut bestens gelungen.
Der Herr mir gegenüber orderte dazu einen St. Laurent; ich schwächelte und bin ja auch kein so großer Rotweinverehrer. Wie gut, dass es den seltenen Burgunder auch in der halben Flasche gab. Applaus, Applaus!
Während sich die Süße Fan einem üppigen Gedicht aus Karamell, Original Beans Schokolade und Erdbeeren hingab,
weinte ich dem fehlenden Käse nach. So etwa eine Sekunde lang, bis das zweite, „modernere“ Dessert Augen und Gaumen erfreute.
Ein leichter Grießpudding kombiniert mit karamellisierter Melone, Kokosmousse und Piña Colada in verschiedenen Texturen und Temperaturen schaffte ein erfreuliches Süße-Säure-Spiel, das - ganz nach meinem Geschmack - durch ein Estragonöl zusätzlich kickte. Wenn schon Dessert… Nein, Scherz: Toller Abschluss des Menüs und überhaupt eines durchweg hochklassigen Abends auf der Terrasse im Kreuzviertel. Bei den von Carsten schön ins Bild gesetzten klassischen süßen Kleinigkeiten, die nach den leisen Aahs! und Mmmhs! neben mir hervorragend gewesen sein müssen, blieb ich schließlich abstinent. Wer platzt schon gerne?
Die Küche von Laurin Kux überzeugte durch optisch wunderschöne, vielfältige Kompositionen, die durchaus überraschen können, aber niemals überfordern.
Nach einer herzlichen Verabschiedung durch das Team und dem schon erwähnten Plausch mit dem Chef trennten sich gut gelaunt die Wege der beiden Schlemmerpaare. Wobei wir natürlich nicht wissen, ob auch in Richtung Rheine eine schnuckelige kleine Weinbar lag, die uns noch etwas aufhielt…