Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren Schweinehund, der zu bequem zum Kritiken schreiben war, überwunden.
Nach etwa 100 Bewertungen hat mich der Verkauf an Yelp ausgebremst, da ich aussagekräftige Kritiken schreiben möchte, für Menschen, die gutes Essen schätzen. In einem Portal, bei dem man auch seine Wertschätzung für die Heiße Hexe an der Tankstelle veröffentlicht, fühle ich mich nicht mehr wohl und suche eine neue Kritikerheimat.
Nachdem mittlerweile (fast) alle geschätzten Kritikerinnen und Kritiker aus dem Verschwundenen Portal hierher gewechselt und ein paar mehr dazu gekommen sind, fühle ich mich wieder wohl. Ein bißchen wie im Stammlokal, man kennt/schätzt/neckt sich, tauscht Neuigkeiten aus... Eben lesen, schlemmen, schreiben.
Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 275 Bewertungen 331963x gelesen 9841x "Hilfreich" 8832x "Gut geschrieben"
Ich fühlte mich jedenfalls in diese glorreiche Vor-Krisenzeit zurück versetzt, als ich zur Bekämpfung meines Strohwitwer-Blues‘ im Sommer an zwei aufeinanderfolgenden Abenden die beiden einzigen (mir bekannten) peruanischen Restaurants der Stadt besuchte.
Während die Betreiber des Pajaten seit einigen Jahren in einer eher gut situierten Ecke der Stadt anscheinend ihr Stammpublikum gefunden haben, liegt die Neueröffnung Pachamama ein wenig schmuddelig an der ehemaligen Gas-Anstalt in der Nähe eines Autoverwerters. Aber ein Stadtteil, der im Makler-Sprech „im Kommen ist“. Ich war in meiner Jugend häufig in dieser Ecke, aber das tut hier nichts zur Sache!
Sowohl dem Inneren als auch dem Biergarten sah man zwei Wochen nach Eröffnung noch die langjährige Vergangenheit als griechisches Restaurant an, notdürftig um etwas indigene Anden-Folklore ergänzt.
Ansonsten ein wenig unaufgeräumt, aber auch irgendwie rührend self-made. Ich hab mich ganz wohl gefühlt.
Das Pachamama wird offenbar von den Nachfolgerinnen der legendären „3 Damen vom Grill“ geführt, jedenfalls bekam ich nach und nach drei Generationen Südamerikanerinnen zu Gesicht, familiäre Verbindungen würden mich nicht überraschen. Die Deutschkenntnisse waren höchst unterschiedlich, das Fachwissen auch. Alle waren engagiert, freundlich und halfen sich gegenseitig bei meinen nicht wenigen Fragen. Zeit war genug, es mögen 10 oder 12 Gedecke während meines Besuchs gewesen sein - und ich war über drei Stunden dort! Bei größerem Zuspruch bräuchte „Abuelita“ in der Küche allerdings wohl Hilfe, die Wartezeiten wurden nach hinten grenzwertig.
Bei knackig gerösteten Maiskörnern (vom Haus) und einem sehr malzigen, leicht bitteren Cusqueño Dunkel durchstöberte ich aufmerksam die Karte, bewusst nach Klassikern und Spezialitäten suchend.
(Cusqueño! Wer kennt sie nicht, die inzwischen in internationaler Großkonzern-Hand befindliche berühmte Biermarke Perus? Naja, ich zum Beispiel, bis dahin.)
Später wechselte ich auf ein ausgewogenes Helles.
Meiner Pflicht der Community gegenüber voll bewusst, hatte ich den Tag über weitgehend gefastet und konnte daher ein wenig in die Vollen gehen:
Empanada
Leche de Tigre
Tiradito (Okay, ein bißchen Nikkei muss sein...)
Causa limeña
Anticuchos mit Patacones
Alles schön nacheinander serviert, um jedem Gang mit detektivischem Geschmacksinn seine Geheimnisse zu entlocken!
Der Anfang war stark und zwar ganz stark!
Ein große, ganz sicher selbst gefertigte Teigtasche, lecker gebräunt und mit Puderzucker bestäubt, schön dünn und daher mit leichtem Knusper gesegnet. Schon für sich genommen ein Genuss. Als Füllung Rinderhack, würzig und süß, möglicherweise mit Mole, dazu noch Ei und schwarze Olive. Kein bißchen trocken und extra gut abgeschmeckt.
Erfrischend ging es mit dem Klassiker Leche de Tigre weiter. Serviert wurde in einem Eiscoup und mit Löffel. In der noch angenehm sauren und durchaus pikanten Marinade tummelten sich mundgerechte Stücke von Victoriabarsch-Filet und die üblichen Verdächtigen wie rote Zwiebel, Paprika und Koriander, alles kleckervermeidend sehr klein geschnitten. Und weiche Riesenmaiskörner, die ein interessantes süßes Aroma mitbrachten. Tatsächlich wird der Mais dazu in Zucker und Sternanis langsam gekocht. Auf dem Rand des Glases räkelte sich sehr ansprechend eine frittierte, überraschend geschmackvolle Garnele.
Für den Crunch gab es à part wieder Maiskörner und eine frittierte Bananenscheibe. Lecker, lecker. Hat gut funktioniert, eindeutig keine Allerwelts-Version.
Ganz ohne Ausflug in die jetzt so hippe Nikkei-Küche ging es doch nicht. Tiradito ist DER Klassiker: Rohe Fischscheiben im japanischen Sashimi-Style mit einer peruanischen Sauce, häufig mit Zitrusfrüchten. Anders als beim Ceviche wird der Fisch aber nicht in einer Beize gegart.
Im Pachamama war gelbe Paprika und Limette Grundlage der sehr reichlich über den Fisch verteilten Sauce, was vorzüglich harmonierte. Ansonsten die üblichen Verdächtigen, etwas zu dominanter Einsatz von Koriander, wieder Choclo und fürs Auge rote Paprikastreifen. Der Optik nach war wieder der afrikanische Riesenbarsch verwendet worden, geschmacklich davon natürlich nichts zu erkennen. Freundlich wurden mir scharfe Chilis angeboten, so ist es doch am kundenfreundlichsten. Ich griff gerne zu und kam so auf das für mich angenehmste Ergebnis.
Zeitgleich wurde auch meine nächste Premierenwahl serviert, was zwar so nicht gedacht war, aber auch kein Beinbruch, da ebenfalls eine kalte Vorspeise.
Causa limeña ist eine Kombination aus Kartoffelbrei und gegartem Fleisch oder Fisch oder in vegetarischer Ausfertigung z. B. Avocado, Pilzen oder Ei. Also letztlich Resteverwertung! Clou an der Sache ist die Schichtung zu einem hübschen Törtchen.
Ich war natürlich schockverliebt, erst recht nach dem chirurgisch durchgeführten Anschnitt.
Im Pachamama bestand die innere Schicht des hübschen Häufchens aus gezupftem Hähnchenfleisch in einer würzigen Majo mit Sellerie, dann eine zusätzliche Schicht Avocado und außen sehr feines Püree. Nun kann so ein Gericht für Zahnlose ja sehr schnell zu einem indifferenten, womöglich noch faden Brei verkommen. Hier jedoch: ¡Al contrario! Nach der Farbe zu schließen, war in den äußeren Schichten auch gelbe Paprika verarbeitet worden und, wie schon der erste Bissen zeigte, auch etwas Limette. Kartoffel mit Süße der Paprika und fruchtiger Säuerlichkeit, sehr gut. Ein Hintergrund, vor dem sich der feine Geflügelgeschmack immer wieder mal abzeichnete. Die Avocado-Schicht verlieh dem Gericht schließlich die schon dem Foto anzusehende Molligkeit. Dankenswerterweise war zurückhaltend gesalzen worden, so dass selbst die Deko-Olive noch etwas beitragen konnte.
Bin schwer begeistert gewesen.
Trotz eines leichten Sättigungsgefühls musste ich mich zum Abschluss natürlich intensiv einem anderen Klassiker der peruanischen Küche hingeben, Anticuchos de Corazón, also Rinderherzspieße. Dazu Patacones, frittierte Scheiben Kochbanane, immerhin mal kein Mais.
Um es vorweg zu sagen, so elegant und zart wie im Pfälzer Hubertushof war das Muskelfleisch in der Amazonas-Ausführung lange nicht geraten.
Die reichlichen und recht dick geschnittenen Scheiben waren leider nicht „zart mariniert“. Zwar keine zähe, aber doch eine ziemlich feste Angelegenheit, bei der die Kaumuskeln ordentlich zu tun hatten. Außerdem war das Fleisch nicht sauber pariert. Schade eigentlich, denn geschmacklich war nicht auszusetzen. Das galt auch für die Sauce, die leicht nach meinem dunklen Bier schmeckte, aber auch kein Gewürzfeuerwerk am Gaumen entfachte. Und dann frittierte Kochbanane, die ich alle paar Jahre wieder probiere, um erneut festzustellen, dass „Sättigungsbeilage“ es wieder trifft. Wobei der Teig schön goldbraun ausgebacken knusperte, aber eben auch keine Würzung mitbrachte. Was ich erst für einen kleinen Salat hielt, entpuppte sich als Salsa Criolla, die südamerikanische Zwiebel-Gemüse-Vinaigrette. Damit gingen dann auch die mehlige Banane. Insgesamt solide, trifft es wohl und verhindert eine noch bessere Wertung für das Essen. So bleiben gute 4 Sterne.
Bei der „Rechnung“ belächelte ich milde den Zauber, der jedem Anfang innewohnt...
Das PLV erstklassig, aber nochmal geht das so „inoffiziell“ für mich bitte nicht. Und wiederkommen möchte ich auf jeden Fall, denn hier kocht man - soweit ich das beurteilen kann - überraschend nah an der Küche des Herkunftslandes. Und die „authentisch übersetzte“ Karte hält noch eine ganze Reihe von Spezialitäten bereit! Alle süßen Fans mögen nur bei den Desserts schauen...
Die Älteren in der geneigten Leserschaft mögen sich noch an meine „Krasse Nikkei-Battle“ erinnern:
https://www.gastroguide.de/restaurant/238153/nikkei-nine-hotel-vier-jahreszeiten/hamburg/bewertung/32546/
https://www.gastroguide.de/restaurant/245565/izakaya-asian-kitchen-bar-hotel-sir-nikolai/hamburg/bewertung/32737/
Ich fühlte mich jedenfalls in diese glorreiche Vor-Krisenzeit zurück versetzt, als ich zur Bekämpfung meines Strohwitwer-Blues‘ im Sommer an zwei aufeinanderfolgenden Abenden die beiden einzigen (mir bekannten) peruanischen Restaurants der Stadt besuchte.
Während die Betreiber des Pajaten seit einigen Jahren in einer eher gut situierten Ecke der Stadt anscheinend ihr Stammpublikum gefunden haben, liegt die Neueröffnung Pachamama ein wenig schmuddelig an der ehemaligen Gas-Anstalt in der Nähe eines... mehr lesen
4.0 stars -
"Krasse Nix-Nikkei-Battle Teil 1!" DerBorgfelderDie Älteren in der geneigten Leserschaft mögen sich noch an meine „Krasse Nikkei-Battle“ erinnern:
https://www.gastroguide.de/restaurant/238153/nikkei-nine-hotel-vier-jahreszeiten/hamburg/bewertung/32546/
https://www.gastroguide.de/restaurant/245565/izakaya-asian-kitchen-bar-hotel-sir-nikolai/hamburg/bewertung/32737/
Ich fühlte mich jedenfalls in diese glorreiche Vor-Krisenzeit zurück versetzt, als ich zur Bekämpfung meines Strohwitwer-Blues‘ im Sommer an zwei aufeinanderfolgenden Abenden die beiden einzigen (mir bekannten) peruanischen Restaurants der Stadt besuchte.
Während die Betreiber des Pajaten seit einigen Jahren in einer eher gut situierten Ecke der Stadt anscheinend ihr Stammpublikum gefunden haben, liegt die Neueröffnung Pachamama ein wenig schmuddelig an der ehemaligen Gas-Anstalt in der Nähe eines
Geschrieben am 03.07.2022 2022-07-03| Aktualisiert am
04.07.2022
Besucht am 13.06.20221 Personen
Rechnungsbetrag: 40 EUR
bescheinigte Kollege Hanseat jüngst der stets etwas schläfrigen Gastroszene an der Weser. Nun, immerhin dieses vietnamesische Restaurant wird in ein paar heimischen Gastrogruppen arg abgefeiert und auch im bekannten Ausflug-Ratgeber, gab es 5 perfekte Bewertungen - allesamt von Wenig- und Einzig-Bewertern und à la „Bester Bao-Bun der Stadt“ oder „Die Pho exakt wie in Vietnam“. Social Media beherrscht man also.
Aber als ich auf der anderen Seite der Kreuzung vor dem Golden Brunch saß, strahlte der klein aussehende Laden mit den abgeschrabbelten Biergartengarnituren unter einer Markise doch eine gewisse street-credibility aus. Daher war ich am nächsten Tag etwas überrascht, dass sich im Souterrain in drei Räumen locker mehr als 30 Plätze finden. Dazu noch zwei flache Tische auf einem Podest „im Fenster“. Da man dort kniend speist, hatten die Gäste ihre Schuhe halt zu einem wilden Haufen aufgeworfen. Ein Anblick, den man gerne sieht. Oder auch nicht. Wie mag das wohl die „Atmosphäre“ im Gastraum an heißen, feuchten Tagen beeinflussen? Schnell flüchtete ich wieder nach draußen um festzustellen, dass sich augenscheinlich erst seit Kurzem eine veritable Terrasse anschließt, allerdings (noch?) teilweise ungeschützt.
Der gelegentliche Sprühregen fiel unter „authentisch Norddeutschland“, erst recht, wenn man den Verkehrslärm der großen Kreuzung als „authentisch Vietnam“ durchgehen lässt.
Ich gewöhnte mich schnell daran. Als Pärchen oder Gruppe muss man sich bei der Konversation halt etwas anstrengen.
Um einen kleinen Überblick zu erhalten, besuchte ich das ANI House an diesem Montag sowohl mittags als auch am frühen Abend und bestellte dabei „querbeet“: Zum Einstieg vegetarisch gefüllte Reispapierrollen (5€) in kalt, gefolgt von Pho mit Rinderbrust (11,5€). Beim “Nachschlag“ dann die frittierte „Frühlings“-Variante auf Glasnudeln (10,5€) und danach Bao Bun mit Entenbrust (9€).
Den Durst stillte ein Tiger Beer aus dem Portfolio der Heineken-Brauerei (4,5€). Tat nicht weh, hat erfrischt.
Trotz des tristen Wochentages waren jeweils zumindest die Außenplätze gut gefüllt, so dass zwei Personen im Service wirklich alle Hände voll zu tun hatten. Dabei durchaus flott, aber ein bißchen unorganisiert. Ein einzelner Herr wurde solange übersehen, bis er schließlich die Speisekarte via Telefonanruf orderte! (Überraschung: Ich war’s - nicht!) Wie so oft in asiatischen Gastronomien blieb der Service im Kontakt höflich, aber kühl. Bedingt durch die Sprachbarriere erinnerte die Ansprache der Dame halt unschön an längst vergangene Kasernentöne: „Seitan nicht! Tofu?“ Gleichwohl guter Durchschnitt. Beim Bezahlen entstand etwas Konfusion. Wie auch nicht, wird doch die Bestellung auf kleinen gelben Post-its notiert und damit auf dem Tresen anscheinend der Tischplan nachgestellt. Rechnung gibt es natürlich keine, aber sicherlich werden nach Feierabend alle Zettelchen akribisch in die Kasse boniert... Ich ziehe „trotzdem“ einen halben Punkt ab, denn es nervt mich, als Gast die Preise im Kopf addieren zu müssen, um so ungefähr die richtige Summe abgleichen zu können.
Doch jetzt mal los mit der Rollenverteilung:
Die „Sommer“-Variante war erst vor kurzem gewickelt worden, kühl und frisch. Beim vegetarischen Inhalt tat sich zunächst die knackige Gurke hervor, dann Mango. Ebenso wie der Salat soll das alles „Bio“-Qualität sein, ohne dass die Karte genauer erkennen lässt, was das konkret bedeutet. Eingelegtes Gemüse konnte ich nicht ausmachen, die verwendeten Karottenstifte schmeckten doch sehr unbehandelt. Koriandergrün wurde reichlich verwendet; das hätte nicht jedem so gut gefallen wie mir. Der Tofu-Streifen blieb erwartbar unauffällig. Die nicht zu intensive Hoisin-Sauce gefiel mit leichter Limetten-Note, Erdnüssen und knusprigen Röstzwiebeln; das sind so Kleinigkeiten, die den Unterschied auch bei profanen Gerichten ausmachen können. Ich war nicht unzufrieden.
Die berühmteste Suppe Südost-Asiens überraschte mit einer nicht zu kräftigen Brühe aus der zu meinem Entzücken Zimt fein herausschmeckte. Leider glänzte das angekündigte Thai-Basilikum durch Abwesenheit und auch Ingwer und Limette waren für meinen Geschmack viel zu sparsam verwendet worden. Die einzige wahre Art hat ja Kollege Simba schon klarstellt: Am besten eine Auswahl von Kräutern am Tisch, von denen man sich nach persönlichem Gusto bedient. Immerhin wurden Hoisin- und Sriracha-Sauce extra serviert. Die Reisnudeln waren Reisnudeln. Bleibt das Brisket, das in der Karte ausdrücklich als well-done angekündigt wurde (Alternative: Rinderhüfte medium) und ganz offensichtlich auch war.
Auf den ersten Bissen überraschte eine unerwartete Saftigkeit. Auf den zweiten irritiert das Fehlen jeglicher Struktur, auch nicht das für langsam gegartes Rindfleisch so typische Zerfallen in kleine Segmente. Stattdessen eine leicht cremige Oberfläche, die mich an das mit Speisestärke behandelte Fleisch beim Chinesen früherer Jahre erinnerte. Geschmacklich gab es am Fleisch nichts zu meckern.
In manchen Landesteilen heißt es zwar „Nicht gemeckert, ist genug gelobt!“ Aber das gilt natürlich nicht für uns euphorische Norddeutsche: Und so muss von der Frühlingsrolle, die kulinarisch den Spätnachmittag einläutete, in höchsten Tönen gesprochen werden. Die drei zweifellos selbst hergestellten Exemplare waren perfekt frittiert: Heiß, aber nicht so, dass man sich den Mund verbrannte. Knusprig, aber so, dass es im Mund zerplatzte, nicht über den halben Tisch krümelte. Mit einer dunklen Bronze-Färbung, aber ohne dass man gleich zur Vorsorge laufen möchte. Netterweise wurde die guten Stücke schon in dicke Scheiben geschnitten serviert, erinnerte mich etwas an Shawarma. Im Inneren die schon aus der kalten Variante bekannten Protagonisten, wobei diesmal in der Tat die Möhrenstifte weicher und vielleicht auch etwas säuerlich daher kamen. So ganz einfach war das nicht zu erkennen, denn die Füllung war mit Frischkäse vermischt, der eine cremige Textur beisteuerte. Zum Dippen eine Sweet-Chili-Variante. Das begeisternde Frittiergut thronte auf einer anständigen Portion Glasnudeln, die zu meiner Verblüffung völlig „plain“, also ungewürzt und fast schon trocken daher kamen. Inzwischen könnte ich mir vorstellen, dass das Absicht war, denn schon durchgezogen hätten die Teigwaren mit ihrer Feuchtigkeit den Crunch der Frühlingsrolle beeinträchtigt.
Nachdem ich etwas misstrauisch in den Nudeln herumstochert hatte, offenbarte sich am Boden die mit Chilistücken versetzte Vinaigrette. Zusammen mit den Rohkostabschnitten, den Korianderblättern und vor allem auch der frischen Minze mischte ich mir einen erfrischenden Salat. Bis hierhin das beste Gericht meiner kleinen Testserie.
Und blieb es auch. Dabei war der mächtige Bao-Burger nach Art des Hauses zum Abschluss beileibe keine Enttäuschung. Die Scheiben der durchgebratenen Entenbrust hatten die gleiche, leicht cremige Saftigkeit wie schon zuvor das Rindfleisch. Hier störte mich das ganz und gar nicht, allemal besser als die übliche totfrittierte Variante in vielen chinesischen Lokalen. Auch der Entengeschmack war eindeutig und wurde von einer süß-würzigen BBQ-Sauce unterstützt. Sehr, sehr lecker. Dagegen fehlte die in der Karte versprochene Spicy Mayonnaise ebenso wie die karamellisierten Zwiebeln. Stattdessen langweilte mich die „Füllmasse“ von Eisbergsalat, Mango, Gurke und Karotten. Aber natürlich nur, weil ich sie an diesem Tag schon zum dritten Mal genießen durfte. Selbst gemachte „Leiden“. Wesentlicher Kritikpunkt war der Bun, dem leider die Fluffigkeit eines guten Dampfknödels abging. Schon noch elastisch, aber eben doch fest und vor allem auch etwas trocken, so dass ich die Mayo erst recht vermisste. Da war schon langes Kauen angesagt. Schade, schade, gerade zum Abschluss die einzige echte Schwäche des ANI House.
Ansonsten hat alles überzeugt, wenn ich auch das Gefühl hatte, dass der (positiv unterstellte) Elan der Anfangszeit etwas dahin ist. Warum die guten Zutaten gemäß Speisekarte nehmen, wenn die Gäste auch mit weniger Aufwand zufriedengestellt gestellt werden können.
Fazit: Auch am Dobben kein Grund für einen „Hype“, aber ein gutes, empfehlenswertes Restaurant ist das ANI House allemal.
bescheinigte Kollege Hanseat jüngst der stets etwas schläfrigen Gastroszene an der Weser. Nun, immerhin dieses vietnamesische Restaurant wird in ein paar heimischen Gastrogruppen arg abgefeiert und auch im bekannten Ausflug-Ratgeber, gab es 5 perfekte Bewertungen - allesamt von Wenig- und Einzig-Bewertern und à la „Bester Bao-Bun der Stadt“ oder „Die Pho exakt wie in Vietnam“. Social Media beherrscht man also.
Aber als ich auf der anderen Seite der Kreuzung vor dem Golden Brunch saß, strahlte der klein aussehende Laden mit... mehr lesen
Bistro ANI House
Bistro ANI House€-€€€Bistro042156501115Außer der Schleifmühle 84, 28203 Bremen
3.5 stars -
"Kein Hype um Pho und Co." DerBorgfelderbescheinigte Kollege Hanseat jüngst der stets etwas schläfrigen Gastroszene an der Weser. Nun, immerhin dieses vietnamesische Restaurant wird in ein paar heimischen Gastrogruppen arg abgefeiert und auch im bekannten Ausflug-Ratgeber, gab es 5 perfekte Bewertungen - allesamt von Wenig- und Einzig-Bewertern und à la „Bester Bao-Bun der Stadt“ oder „Die Pho exakt wie in Vietnam“. Social Media beherrscht man also.
Aber als ich auf der anderen Seite der Kreuzung vor dem Golden Brunch saß, strahlte der klein aussehende Laden mit
Geschrieben am 13.06.2022 2022-06-13| Aktualisiert am
14.06.2022
Besucht am 12.06.20221 Personen
Rechnungsbetrag: 10 EUR
...die seit einiger Zeit aus dem Boden schießen.
Zu meinem Wohlgefallen, denn ich frühstücke gern
a) warm,
b) Eierspeisen und
c) herzhaft.
Da kam mir Menemen gerade recht, die türkische Shakshuka-Variante, die mit einer Winzigkeit Weißkäse, Stücken von Knoblauchwurst und leicht aufgekrosstem Weißbrot sowie der Darreichung im Metallpfännchen der Beschreibung bei Wikipedia aber zu 100% entsprach.
Nicht nur die Zugabe von Sucuk wurde von der freundlichen, fast herzlichen Wirtin abgefragt, auch, ob es scharf sein solle. Bejaht und (für mein Empfinden) bekommen, ohne dass es unangenehm wurde.
Die Eier waren vielleicht noch nicht vollständig gestockt, aber ich mag sie etwas „feucht“, allemal besser als zu trocken. Die Gemüse-Zutaten waren gut zu schmecken, das Gericht wurde noch heiß serviert heiß, aber nicht höllisch und die Öl-Tomaten-Pfütze gerade richtig, um das reichliche Fladenbrot nicht umkommen zu lassen.
Mit dem Käse gab es eine kleine Garnitur von frischer Tomate, der unvermeidlichen Rauke und ein paar Gurkenscheiben, die schon leicht angetrocknet waren.
6,5€ nach meinem Empfinden ein völlig angemessener Preis.
Der Milchkaffee für 2,9€ aus dem Vollautomaten leider belanglos.
Im Inneren des kleinen Cafés waren verschiedene türkische Backwaren ausgestellt, vom Sesamkringel bis zu rustikal gefüllten Blätterteig-Schiffchen. Im zweiten Tresen süße Verführungen. Das Angebot völlig ausreichend und dem Augenschein nach frisch.
Die beiden Tische am Fenster schon besetzt. Nach hinten wurde es schmal und dunkel. Möglicherweise gibt es einen kleinen Innenhof; würde mich aber überraschen. Ich verzog mich daher an einen der Klapptische vor der Tür
und freute mich am blauen Himmel über Bremen.
Allerdings muss man schon Ultra-Fan südlicher Straßengastro sein, denn hier führt eine der meist befahrenen Straßen aus der Innenstadt vorbei. Selbst am Sonntag recht herausfordernd...
Bestellt und bezahlt wird am Tresen. Serviert wurde von einem eher schweigsamen, nicht unsympathischen jungen Mann. Ordentlichen Beleg gab es natürlich nicht.
...die seit einiger Zeit aus dem Boden schießen.
Zu meinem Wohlgefallen, denn ich frühstücke gern
a) warm,
b) Eierspeisen und
c) herzhaft.
Da kam mir Menemen gerade recht, die türkische Shakshuka-Variante, die mit einer Winzigkeit Weißkäse, Stücken von Knoblauchwurst und leicht aufgekrosstem Weißbrot sowie der Darreichung im Metallpfännchen der Beschreibung bei Wikipedia aber zu 100% entsprach.
Nicht nur die Zugabe von Sucuk wurde von der freundlichen, fast herzlichen Wirtin abgefragt, auch, ob es scharf sein solle. Bejaht und (für mein Empfinden) bekommen, ohne dass es unangenehm... mehr lesen
Golden Brunch | Frühstücksrestaurant
Golden Brunch | Frühstücksrestaurant€-€€€Bistro017661700386Dobbenweg 4, 28203 Bremen
4.0 stars -
"Eines dieser türkischen Frühstückslokale..." DerBorgfelder...die seit einiger Zeit aus dem Boden schießen.
Zu meinem Wohlgefallen, denn ich frühstücke gern
a) warm,
b) Eierspeisen und
c) herzhaft.
Da kam mir Menemen gerade recht, die türkische Shakshuka-Variante, die mit einer Winzigkeit Weißkäse, Stücken von Knoblauchwurst und leicht aufgekrosstem Weißbrot sowie der Darreichung im Metallpfännchen der Beschreibung bei Wikipedia aber zu 100% entsprach.
Nicht nur die Zugabe von Sucuk wurde von der freundlichen, fast herzlichen Wirtin abgefragt, auch, ob es scharf sein solle. Bejaht und (für mein Empfinden) bekommen, ohne dass es unangenehm
Geschrieben am 09.06.2022 2022-06-09| Aktualisiert am
09.06.2022
Besucht am 04.06.2022Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 386 EUR
Spontaner Trip nach Heidelberg, um das bestandene Examen unseres Sohn gebührend zu feiern. Die Überraschung war gelungen, aber am ersten Abend zogen wir uns doch zu angemessen später/früher Stunde zurück, bevor es bei ihm und seinen kleinen Freunden noch so richtig auf der Unteren abging. Die letzten Überlebenden wankten uns tatsächlich aus der Bahn entgegen, als wir mittags in die City aufbrachen. Respekt.
Nach ausreichender Rekonvaleszenz ließen wir am frühen Abend von der Dachterrasse den Blick über die weiter und weiter wachsende Bahnstadt schweifen. Da es immer windiger wurde, musste dann aber doch eine neue Location her. Warum eigentlich nicht mal wieder ins NEO, der hippen Adresse in der ehemaligen Zollpackhalle, einem der wenigen Überbleibsel aus der Güterbahnhofszeit? Am Sonnabend vor Pfingsten hatten wir zwar wenig Hoffnung, aber das Reservierungssystem spuckte ohne Probleme einen Vierertisch aus. Gar nicht so verwunderlich, viele sind ja über die Feiertage verreist und das 9-€-Ticket soll ein Übriges getan haben. Reales Phänomen oder nur hochgejazzt in Social Media, wer weiß? Sicher ist jedenfalls, dass die NEO-Betreiber die erzwungenen Schließzeiten zur Überbauung der Terrasse mit einem großen und hohen, aktuell noch offenen Wintergarten genutzt haben, in dem viele zusätzliche Tische in angenehmen Abstand platziert waren. Der sich anschließende Garten mit hohem Bambus und vielen anderen Pflanzen wird als Outdoor-Cocktaillounge und demnächst für den Seafood-Club genutzt. Sehr genial! So saß kaum jemand im sogar bei den eher überschaubaren Temperaturen schon unangenehm warmen Inneren und ein DJ konnte entspannte Beats fabrizieren, ohne dass jegliches Gespräch in der akustisch katastrophalen Halle unterging, wie bei unserem ersten Besuch.
Wir wurden an den Tisch geführt und wirklich jede der vielen jungen Servicekräfte in der Nähe grüßte uns freundlich. Das nenn ich mal gut geschult. Merkte man auch am reibungslosen organisatorischen Ablauf, völlig unproblematischer Erfüllung von Änderungswünschen bei einzelnen Gerichten (Nicht von mir!) und der in Betreiber- wie Gast-Interesse stets präsenten, aber nie unangenehmen Frage nach weiteren Wünschen. An das bestellte Wasser mussten wir zwar zweimal erinnern, aber das ist eine Marginalie. Im Gegenteil, die Höchstnote ist auch deshalb verdient, weil der offene weiße Schampus (16€) auf meine Bitte sofort (und ohne Aufpreis) in den frisch „geploppten“ Rosé (28€) getauscht wurde, der dann auch so prickelte, wie es sich gehört. (Auf diesen running „gag“ könnte ich verzichten.)
Der Liter-Preis für das im Haus aufgesprudelte Leitungswasser ist in den letzten vier Jahren auf 5,8€ geklettert. Empörend? Ich weiß nicht mehr so recht. WENN man akzeptiert, dass Getränke im Allgemeinen und Wasser im Speziellen erheblich zum Gewinn beitragen (müssen), stellt sich doch die Frage nach dem Mehrwert von Mineralwasser, das noch deutlich teurer ist, mit dem aber auch nicht mehr „passiert“, sieht man von der Abfüllung ab. Entweder finanziere ich (auch) den Brunnenbetreiber oder nur den Gastronom. Im Verhältnis zur unendlichen Arbeit der Winzer (und sicher auch der Hopfenbauern, Mälzer und Brauer) ist der Preis aber natürlich schwer zu akzeptieren. Apropos: Der Sauvignon Blanc aus der Pfalz kostete 8,8€, im Glas mögen knapp 0,2l gewesen sein. Geschmeckt hat er.
Meine 150g Wagyu-Tatar (30€) war eindeutig handgeschnitten, kühl doch nicht Kühlschrank-kalt und mit ordentlich Rindfleischgeschmack gesegnet. Ein pochiertes Wachtel-Ei war perfekt gelungen; das flüssige Eigelb gab die Bindung beim Untermischen der anspruchsvollen Accompagnements: Gepickelte Sardinenstücke, Gurke-Jalapeño-Gelee, Pommery-Senf, Sauerrahm. Blitzte alles auf, hatte alles seine Berechtigung.
Getrüffelte Kartoffelchips von der Violetten befriedigten meine Knuspersucht.
Kreativ, durchdacht, gute Produkte, handwerklich alles prima: Alles andere als 08/15.
Nach einem morgendlichen Besuch beim Riesen-Luxus-Edeka (bekannt aus der Heidelberger Kitchen Impossible Folge, in der TM dort einen Hecht kauft) musste es für mich Sushi in der Einmal-mit-alles-Version sein. (Asiatisch ist neben den großen und größten Steaks der andere Schwerpunkt der Karte.) Die Luxus-Variante von unserem Erstbesuch steht nicht mehr auf der Karte, aber die Selection Family-Style für 55€ pro Nase versprach auch einen ordentlichen Kessel Buntes. Als da auf einer Etagere mit vier Ebenen waren:
Sashimi von Lachs und Thun-Rücken
Gebeizter Lachs (nicht angekündigt!)
Geflämmte Nigiri (aburi) von Lachs und Gelbschwanzmakrele
Inside-out (uramaki) California Style
Zwei große Rollen (futomaki) mit verschiedenen Füllungen in Tempurateig gebacken und natürlich ordentlich Mayo-basierte Saucen drüber. Unvermeidbar in dieser Art von Gastros.
Gurken-Hosomaki
Frittiertes: Tuna-Krokette und Garnele (nicht angekündigt!)
Diverse Salate und Gemüsezubereitungen: Kimchi, verschiedene Algen, umami Gurken, Glasnudelsalat, Rotkrautsalat, geriebener Rettich, große Kroepoek, natürlich Wasabi, Ingwer, milde japanische Sojasauce („witzig“ in einem Flachmann) und Ponzu.
Puh! Nach dem Tatar hatte ich doch etwas zu kämpfen. Kurz und gut: Sohn hatte für den nächsten Tag noch ein schönes Sushi-to-go, als wir zufrieden die hippe Stätte der entspannten Beats verließen.
Alles war von ordentlicher Qualität und Verarbeitung. Handwerklich fast alles tadellos; die Herausforderung bei so großen Samplern ist es ja, die vielen verschiedenen Komponenten gemeinsam à la minute herzustellen: Heißes heiß, Gekühltes nicht zu kalt, Knuspriges nicht feucht usw.
Die geflämmten aburi waren abgekühlt, hatten aber schöne Röstaromen. Der Crunch der Tempura-Rollen ließ nach, doch das mag auch daran gelegen haben, dass ich mich erst den komplett warmen Teilen gewidmet hatte. Ein Garnelen-Cracker war teilweise lätschig.
Positiv stachen alle Lachs-Zubereitungen heraus, auch der Hamachi sowie die kräftig abgeschmeckten, aber nicht überwürzten Salate.
Nicht so gelungen die trockene Füllung der Thunfisch-Krokette. Die Panko-Panade der Garnele angenehm knusprig, der Schwanz selber ungewöhnlich dünn und keine Geschmacksoffenbarung. Kimchi nur mit vorsichtiger Schärfe.
Eben von allem was, manches mehr nach meiner Mütze als anderes, aber über die Menge der Komponenten insgesamt zufriedenstellend, so dass es mit der Vorspeise knapp für 4 Sterne reicht.
Fazit: Uns hat es wieder gefallen; das Gesamtpaket war so stimmig, dass wir die Preise halt von Zeit zu Zeit akzeptieren. Vielleicht nächstes Jahr wieder.
Spontaner Trip nach Heidelberg, um das bestandene Examen unseres Sohn gebührend zu feiern. Die Überraschung war gelungen, aber am ersten Abend zogen wir uns doch zu angemessen später/früher Stunde zurück, bevor es bei ihm und seinen kleinen Freunden noch so richtig auf der Unteren abging. Die letzten Überlebenden wankten uns tatsächlich aus der Bahn entgegen, als wir mittags in die City aufbrachen. Respekt.
Nach ausreichender Rekonvaleszenz ließen wir am frühen Abend von der Dachterrasse den Blick über die weiter und weiter... mehr lesen
NEO | Bar & Restaurant
NEO | Bar & Restaurant€-€€€Restaurant, Bar062216525870Zollhofgartenstraße 2, 69115 Heidelberg
4.0 stars -
"Weiterhin teuer, aber gutes Essen und coole Location" DerBorgfelderSpontaner Trip nach Heidelberg, um das bestandene Examen unseres Sohn gebührend zu feiern. Die Überraschung war gelungen, aber am ersten Abend zogen wir uns doch zu angemessen später/früher Stunde zurück, bevor es bei ihm und seinen kleinen Freunden noch so richtig auf der Unteren abging. Die letzten Überlebenden wankten uns tatsächlich aus der Bahn entgegen, als wir mittags in die City aufbrachen. Respekt.
Nach ausreichender Rekonvaleszenz ließen wir am frühen Abend von der Dachterrasse den Blick über die weiter und weiter
Geschrieben am 02.01.2023 2023-01-02| Aktualisiert am
02.01.2023
Besucht am 29.05.2022Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 67 EUR
Leider musste ich mich mental vom Wiedersehen mit einer langjährigen Kollegin erholen, deren Leben durch eine CFS-Erkrankung aus der Bahn geworfen worden ist. Und - ungleich unwichtiger - vom schlechtesten halben Hendl mit Pommes seit Menschengedenken, das ich das Pech hatte, im Augustiner Stammhaus zu erwischen.
Um den Kopf frei zu bekommen, machte ich mich auf den halbstündigen Fußmarsch hinüber auf die andere Isarseite, wo vis-a-vis des ältesten Freibads München Dominik Obalski seit November 2021 oberhalb des Keller-Resto/Bar/Club-Konzepts Charlie „französisch-amerikanische Fusionküche in nobel-nonchalanter Atmosphäre“ feilbietet. Soweit der Marketing-Sprech aus dem Netz. Schaung mar amoi...
Obwohl ohne Reservierung eintreffend und die „Terrasse“ ignorierend
wurde ich freundlich begrüßt und nicht mit irgendwelchen baldigen Schließzeiten belästigt. Im Gegenteil, ich durfte durch die ganze - selbstverständlich in Englisch ausgeführten - Karte bestellen und, nachdem mir die freundliche junge Bedienung unsicher Leitungswasser zu meinem Wein verweigerte, ergab sich nach ein paar klärenden Sätzen ein nettes, ausführliches Gespräch mit dem Barmann (und Chef?) zur Getränkekarte, die u.a. auf Naturweine setzt. Da verzeiht man doch gern, wenn einer (auch) Cocktailbar die Sahne für den After-Dinner-Drink ausgegangen ist...
Der abendliche Besuch war überschaubar, aber auf den insgesamt 44 Plätzen verteilten sich doch mehrere Freundes- u.a. Paare; der sich anschließende Nebenraum hat vielleicht 20 weitere Plätze und dient wohl als Café am Wochenende. Dafür spricht der separate Eingang und mit eigener Theke und einer Gestaltung in gold und rot. Das eigentlich Obalski erinnerte mich spontan an eine englische Landhaus-Bar, die ins 21. Jahrhundert gebeamt wurde. Das satte Racing-Green an den Wänden ist einladend und wird durch den Steinfußboden und die nackten Marmortischplatten elegant aufgewertet, auf denen klassisch eingedeckt ist. Nicht nur kunstleder-bezogene Stühle und Sitzbänke erinnern minimalistisch daran, dass hier durchaus ein „hippes“ Publikum verkehrt, sondern auch Plattencover, Notenblätter, Schreibmaschinen(?) und Musterkoffer(??) die Wände und Fensterbänke „schmücken“. Die golden leuchtenden Riesenglühbirnen scheinen inzwischen Standard in diesem Gastro-Segment.
Der Last Word mit einem sehr kräftigem Chartreuse-Anteil eröffnete wie häufig den flüssigen Teil des Abends (9,5€).
Da ein Amuse offenbar zu old-school ist, startete ich meine Soulfood-Reise mit frittierter Softshell-Crab, deren Panko-Panade wunderbar knusperte. Die nach der Häutung noch mit einer weichen bis leicht brüchigen Schale ausgestattete Krabbe wurde in eine selbstgemachte Majonäse gestippt, bei der mir das Piment d‘Espelette besser gefiel, als die sehr starke Limettensäure. Als frischer Ausgleich kam ein gemischter Blattsalat mit dreierlei Mini-Tomaten, die geschmacklich völlig überzeugten! Dazu ein fruchtiges Cranberry-Dressing.
Neugierig war ich auf den burgenländischen PetNat aus Scheurebe und Moscatel Ottonel (7€/0,1l). Die Flaschengärung hatte einerseits eine typische Muskateller-Süße, die aber nicht ins Klebrige abkippte, sondern im Gegenteil mit Frische und einer leicht bitteren Note überraschte. Gute Empfehlung, Maître!
Mein Appetit auf kleine Fettigkeiten war noch nicht ganz gestillt, so dass ich eine halbe Portion Fried Chicken (13€) orderte, die ebenfalls im Panko-Mantel ultra-heiß und vorbildlich entfettet an den Tisch kam. Das Fleisch vor dem Panieren in Zitrone und Milch eingelegt, wunderbar zart. Mir fehlte etwas Salz, aber in oder unter der Panade war eine feine Schärfe eingearbeitet. Fein! Zum Dippen einerseits eine helle, wieder sehr saure „Salatsauce“, die die Schärfe abpufferte und andererseits eine „heiße“ Chipotle, die einen draufsetzte. Zur Beruhigung der Papillen kamen die beiden gesondert servierten Salätchen gerade recht: Der Gurken-Weißkraut-Salat mit Parmesan blieb zwar eher blass, dagegen schmeckte der asiatisch gewürzte Selleriesalat mit Mandel und Koriander umso besser.
Aber damit nicht genug der Vitamine: À part wurde ein halbiertes gegrilltes Römersalatherz gereicht, dem ja stets mein selbiges gehört. Das Blattgemüse muss für mich sehr heiß und sehr schnell gebräunt werden, aber leider hatte man dafür nicht genug Traute. Demgemäß zwar knackig, aber eher blass und nicht mal genug Hitze im Salat, um die Parmesanspäne schmelzen zu lassen. Das Foto schmeichelt der Küche. Nur ganz nett.
Nachdem der vegetarische Ausflug (ein wenig!) enttäuschte, sollte es zum Abschluss wieder der weltberühmte Geschmacksträger richten:
Also, trotz inzwischen schon weit fortgeschrittener Sättigung, her mit dem geschmorten Teriyaki-Schweinebauch mit Krusteln! Das Fleisch fest und nicht mit zu hohem Fettanteil (9€). Anders als gewohnt, aber sehr lecker. Auch die Speckkrusteln sehr gelungen, ganz ausgelassen und geradezu luftig. Allein die Teriyaki-Sauce hat mich gekillt, so salzig und umami am Ende des Abends. Da half auch das geröstete Scheibe Weißbrot nichts. Selbst getunkt konnte ich die handwerklich tadellose, fast schon klebrige, aber eben brutal salzige Sauce nicht genießen.
Im Nachgespräch an der Bar wurde auch deutlich, dass genau dieser Punch gewollt war. Geschmacksache. Ebenso wie der After-Dinner-Grashopper mit Milch statt Sahne (9,5€). Mir gefiel‘s und „schwääre Koost“ ist ja eh nicht so meins. Natürlich.
Ich hab mich in der entspannten Atmosphäre des Obalski durchaus wohlgefühlt, trotz des einen oder anderen nicht ganz nachvollziehbaren Twists der Küche. Ein schon reservierter Wiederholungsbesuch zu viert fiel der Absage des Termins in München zum Opfer. Schade!
Leider musste ich mich mental vom Wiedersehen mit einer langjährigen Kollegin erholen, deren Leben durch eine CFS-Erkrankung aus der Bahn geworfen worden ist. Und - ungleich unwichtiger - vom schlechtesten halben Hendl mit Pommes seit Menschengedenken, das ich das Pech hatte, im Augustiner Stammhaus zu erwischen.
Um den Kopf frei zu bekommen, machte ich mich auf den halbstündigen Fußmarsch hinüber auf die andere Isarseite, wo vis-a-vis des ältesten Freibads München Dominik Obalski seit November 2021 oberhalb des Keller-Resto/Bar/Club-Konzepts Charlie „französisch-amerikanische Fusionküche... mehr lesen
Restaurant Obalski
Restaurant Obalski€-€€€Restaurant015161220980Schyrenstraße 8, 81543 München
4.0 stars -
"Kleine Fettigkeiten unter Freunden" DerBorgfelderLeider musste ich mich mental vom Wiedersehen mit einer langjährigen Kollegin erholen, deren Leben durch eine CFS-Erkrankung aus der Bahn geworfen worden ist. Und - ungleich unwichtiger - vom schlechtesten halben Hendl mit Pommes seit Menschengedenken, das ich das Pech hatte, im Augustiner Stammhaus zu erwischen.
Um den Kopf frei zu bekommen, machte ich mich auf den halbstündigen Fußmarsch hinüber auf die andere Isarseite, wo vis-a-vis des ältesten Freibads München Dominik Obalski seit November 2021 oberhalb des Keller-Resto/Bar/Club-Konzepts Charlie „französisch-amerikanische Fusionküche
Geschrieben am 20.08.2022 2022-08-20| Aktualisiert am
14.09.2022
Besucht am 01.05.2022Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 20 EUR
Am Feiertag in Erfurt, da sperrt selbst das Ballenberger die Türe zu und das als Ersatz vorgesehene Bab&Bab gewährte der Crew am Tag der Arbeit Erholung von derselben.
Gute Gelegenheit, mal eine Alternative auszuprobieren; das Pier37 wird im Reiseratgeber recht ansprechend beschrieben.
Außerdem ist es wenige Schritte von der Langen Brücke entfernt und die teilweise aufgebockte Terrasse liegt direkt am Walk“strom“, einem lustig plätschernden Bächlein und lud ebenso zum Verweilen ein wie die angekündigte frische Gemüseküche.
Die beworbene Quiche mit Salat (12,9€) klang erst einmal gut; weitere Bestellungen sollten vom Ersteindruck abhängig gemacht werden. Dann ging ich auf die Suche nach schönem Weißwein, die nach einem - nicht berechneten - Fehlversuch recht schnell beim (mit Faktor 3 kalkulierten) fränkischen Riesling vom Muschelkalk (6,9€/0,2l) endete. Nicht, weil der so toll war, sondern die Weinkarte mal gerade vier offene und vier Flaschenweine enthielt. Da es bei Rotem noch knapper aussieht, ist die Eigenbezeichnung „Weinwirtschaft“ schon ein wenig dreist. Na, ist ja nur einer der diversen Lockbegriffe, mit dem das Pier 37 für sich wirbt.
Die gestandenen Damen im Service waren nicht auf dem Mund gefallen, aber durchaus sympathisch. Dass auf dem Teller nicht (komplett) das Bestellte lag, wurde entweder nicht bemerkt oder ignoriert. Vielleicht dem hohen Anteil an touristischen Einmal-Gästen geschuldet?
Als kleinen Gruß gab es durchschnittliches Baguette und cremigen Kräuterschmand mit Paprika als weiterem deutlichen Aromageber. Das geht schlechter.
Und nicht besser geht die nach angenehmer Wartezeit warm servierte Quiche, so locker und saftig die gestockte Ei-Mischung! Durch Tomatenstücke noch etwas feucht, ohne auseinander zu fallen. Die Haube war schön gebräunt, und der Teig sorgfältig ausgerollte noch leicht knusprig, famos! Auch der weiße Spargel schmeckte durch und war noch etwas bissfest. Die zusätzliche Kräutersauce hätte es gar nicht gebraucht, aber sie war auch beleibe nicht geschmacklos.
Ein Häuflein grünes Kraut (Postelein und Blutampfer?) sorgte für Frische und dann sollte da ja noch Radieschensalat mit Kräuterschmand sein. Stattdessen Graupensalat mit Nix.
Während sich die Servicefee in Richtung Küche aufmachte, um den Verbleib des roten Radis aufzuklären, befand ich die Graupen für gar nicht so schlecht, mit Gemüsewürfeln und Kräutern ergänzt und nur leicht säuerlich angemacht. Auch nicht matschig, nur zu kalt war es und etwas Salz fehlte für meinen Geschmack. Nun, beidem war abzuhelfen.
Inzwischen hatte die Küche wohl versucht, die Scharte der weitgehend aufgebrauchten Radieschen mit einem schnell zusammengestellten Spargelsalat auszuwetzen. Das war gut gemeint... Kalter weißer Spargel in einer süßen „Vinaigrette“, der der Essig fast völlig abging, viel zu viel Petersilie - ein penetrantes Kraut - und wieder kaum Salz.
Wie das nun bewerten?
Die Küche versteht ohne Zweifel ihr Geschäft und was sie liefern wollte, war sehr gut.
Den gut gemeinten Nachschlag buche ich als geschenkten Gaul. Bleibt halt nur die fehlende Kommunikation mit dem Gast über die Änderung des Gerichts. Ob nun der Fehler schon in der Küche lag oder erst beim Service, bleibt offen. Letzterer bekommt neben (hoffentlich ausreichend) Trinkgeld meist auch die Kritik und kassiert daher einen halben Punkt Abzug.
Inzwischen wurde es bedenklich kühl und eine Entscheidung musste her. Nämlich, ob ich zu weiteren Gängen ins Innere des Pierhauses wechsele oder dem neu eröffneten indischen Lokal mit Tandoor ein paar Meter weiter über dem nächsten Wasserlauf (Die Wilde Gera - hat schon einen Grund warum die Brücke Lange heißt.) eine Chance bekommt.
Die Neugier siegte. Also wieder: Hinaus zum 1. Mai!
Am Feiertag in Erfurt, da sperrt selbst das Ballenberger die Türe zu und das als Ersatz vorgesehene Bab&Bab gewährte der Crew am Tag der Arbeit Erholung von derselben.
Gute Gelegenheit, mal eine Alternative auszuprobieren; das Pier37 wird im Reiseratgeber recht ansprechend beschrieben.
Außerdem ist es wenige Schritte von der Langen Brücke entfernt und die teilweise aufgebockte Terrasse liegt direkt am Walk“strom“, einem lustig plätschernden Bächlein und lud ebenso zum Verweilen ein wie die angekündigte frische Gemüseküche.
Die beworbene Quiche mit... mehr lesen
4.5 stars -
"Mai-Umzug in drei Akten - Auftakt" DerBorgfelderAm Feiertag in Erfurt, da sperrt selbst das Ballenberger die Türe zu und das als Ersatz vorgesehene Bab&Bab gewährte der Crew am Tag der Arbeit Erholung von derselben.
Gute Gelegenheit, mal eine Alternative auszuprobieren; das Pier37 wird im Reiseratgeber recht ansprechend beschrieben.
Außerdem ist es wenige Schritte von der Langen Brücke entfernt und die teilweise aufgebockte Terrasse liegt direkt am Walk“strom“, einem lustig plätschernden Bächlein und lud ebenso zum Verweilen ein wie die angekündigte frische Gemüseküche.
Die beworbene Quiche mit
Geschrieben am 14.09.2022 2022-09-14| Aktualisiert am
15.09.2022
Besucht am 01.05.2022Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 26 EUR
Schon auf dem Weg zum Pier37 hatte mich das rote Banner mit dem Hinweis auf die Neueröffnung neugierig gemacht und ein kurzer Blick auf die außen hängende Speisekarte offenbarte viele Köstlichkeiten aus dem Tandur, dem mit Holzkohle beheizten Lehmofen.
Als ich schließlich wieder die inzwischen schattigen Außenplätze an der (beruhigten) Wilden Gera ansteuerte, war ein kalter Wind aufgekommen. Ich verkrümelte mich daher in das nur spärlich besetzte Innere, in dem noch die Hitze der vergangenen Tage herrschte. Nun, Gleiches soll man mit Gleichem behandeln und schon war klar, dass es ein Tanduri-Gericht werden würde.
Mutton Seekh Kebap (Damals 18 €, inzwischen 21,9€) ist auch in Kreisen von GG-Kritikern beliebt. Mich hatte überzeugt, dass das Lammfleisch für die Spieße lt. Karte „fresh minced“, also frisch gehackt sein sollte. Schaun mer mal...
Nachdem die Order bei einem höflichen, nur etwas wortkargen Service-Herrn platziert war, ließ ich meine Blicke durch den erfreulicherweise nur zurückhaltend mit Kitsch ausgestatteten Gastraum schweifen.
Es handelt sich wohl um das Gebäude einer alten Wassermühle. Ein Aufsteller erinnerte mich daran, dass ich an diesem Abend noch keinen guten Wein getrunken hatte. Dabei sollte es auch bleiben. Der Riesling des Landesweinguts Kloster Pforta (7,95€/0,2l) war so einseitig süß, dass sich jeder weitere Schluck verbot. Nun gut, „feinherb“ hätte mir Warnung sein müssen...
Nach angenehmer Wartezeit kam zunächst Naan-Brot, das ordentlich Hitze gesehen hatte. Butter zerlief darauf höchst appetitlich und verteilte Koriandergrün über das Backwerk.
Mein Lammgericht kam in einer gusseisernen Schale an den Tisch und schmurgelte, dampfte und brutzelte, dass es eine helle Freude war.
Mit der Hitze hatte es schon mal geklappt und zwar so sehr, dass der reichlich vorhandene Weißkohl (Im Einkauf liegt der Gewinn...) karamellisierte. Das Fleisch war nicht in der Schale, sondern traditionell am Spieß im Tandur gegart worden; die Löcher im Mett verrieten es. Das war übrigens sehr fest und neigte zur Trockenheit. Wirklich frisch gehackt? Wir wissen es nicht und daher keine Spekulation. Geschmacklich jedenfalls sehr gut, kräftig aber nicht allzu scharf mit allerlei Gewürzen gepimpt; Kardamom gefiel besonders. Auch die kräftige Röstung hinterließ einen positiven Eindruck an Zunge und Gaumen - also da, wo keine Hitzeblasen waren...
Ansonsten befand sich neben dem schon erwähnten Kohl allerlei Gemüse in einer schön sämigen Tomatensauce, die weder den angekündigten Knoblauch noch eine leichte Ingwerschärfe vermissen ließ. Ebensowenig der Koriander, von dem es für meinen Geschmack durchaus noch mehr hätte sein dürfen; aber das ist ja scheinbar OR6A2abhängig;). Mit Zitrone und Orange konnte gastseitig etwas Säure ins Spiel gebracht werden.
Suboptimal nur, das sowohl der angemachte Karottensalat als auch frisches Grünzeug das heiße Essen zierten. Rohe warme Gurken- und Tomatenscheiben sind nicht so meins.
Da die Finger vom gebutterten Naan und der Zitrone eh schon bekleckert waren, baute ich mir flugs ein paar indische Tacos. Würziges direkt aus der Hand - so lecker!
Fazit: Gelungener Erstbesuch in der alten Sackpfeifenmühle! Bislang war ich von indischem Lokalen meist etwas enttäuscht, hier überhaupt nicht. Es wird mutig gewürzt, ohne den europäischen Gast zu überfordern. Gerne wieder, wenn es sich ergibt.
Schon auf dem Weg zum Pier37 hatte mich das rote Banner mit dem Hinweis auf die Neueröffnung neugierig gemacht und ein kurzer Blick auf die außen hängende Speisekarte offenbarte viele Köstlichkeiten aus dem Tandur, dem mit Holzkohle beheizten Lehmofen.
Als ich schließlich wieder die inzwischen schattigen Außenplätze an der (beruhigten) Wilden Gera ansteuerte, war ein kalter Wind aufgekommen. Ich verkrümelte mich daher in das nur spärlich besetzte Innere, in dem noch die Hitze der vergangenen Tage herrschte. Nun, Gleiches soll man... mehr lesen
4.0 stars -
"Mai-Umzug in drei Akten - Fortsetzung" DerBorgfelderSchon auf dem Weg zum Pier37 hatte mich das rote Banner mit dem Hinweis auf die Neueröffnung neugierig gemacht und ein kurzer Blick auf die außen hängende Speisekarte offenbarte viele Köstlichkeiten aus dem Tandur, dem mit Holzkohle beheizten Lehmofen.
Als ich schließlich wieder die inzwischen schattigen Außenplätze an der (beruhigten) Wilden Gera ansteuerte, war ein kalter Wind aufgekommen. Ich verkrümelte mich daher in das nur spärlich besetzte Innere, in dem noch die Hitze der vergangenen Tage herrschte. Nun, Gleiches soll man
Geschrieben am 10.07.2022 2022-07-10| Aktualisiert am
10.07.2022
Besucht am 29.04.2022Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 45 EUR
und nichts anderes, kein japanisches Restaurant, kein „auch“ vietnamesisches und schon gar nicht ein pan-asiatisches.
Hier gibt es Sushi, zum Wein mal Papadam oder frisches Brot mit einem selbst gemachten Dip und vielleicht noch eine wechselnde Suppe. Das war’s denn auch. Für mehr ist einfach kein Raum, schon die Suppe muss auf verschlungenen Wegen durch das alte, sehr alte Schnoor-Haus aus der Küche des Katzen-Cafés dahinter herüber- und heraufgebracht werden. Was nicht so überraschend ist, denn Betreiberin Charlotte Schröter, die der Homepage nach wohl in Kalifornien bei Toshi-san dessen Weg („do“) der Sushi-Kultur erlernt hat, ist Tochter der langjährigen Inhaber des vorgenannten französischen Restaurants und inzwischen Ehefrau von Chefkoch und Inhaber Daniel Schröter, dessen „Leib und Seele“ gegenüber um Gäste wirbt. Soweit zu den Familienverhältnissen.
Ihr kleines Toshi-do betreibt Frau Schröter aber gelegentlich allein, meist aber mit bzw. durch einem japanischen Sushi-Koch. Gerade 10 Plätze hat die Bar; wenn man sich sehr vertraut ist oder nichts gegen ein gelegentliches Anrempeln der Lehne hat, auch 12. Davon allerdings schon mal vier vor der Theke, von der man nicht zu weit abrücken sollte, sonst hat man die Eingangstür im Rücken. Wenn man es schafft, sich mit dem Rolli durch die Tür zu schlängeln, geht es ebenerdig an den Platz, Toiletten sind aber nur über eine enge Stiege im Restaurant zu erreichen. Und gegen Allerweltsgerede (Wie mag das im Saarland wohl heißen?) darf man auch nicht allergisch sein - ohne ein Schweigelübde aller Gäste ist es hier unmöglich, NICHT gehört zu werden. Kann ja auch gesellig sein...
Dafür gibt’s die beste Weinkarte aller Sushi-Läden, ja aller asiatischen Gastronomien der Stadt und mancher wird unken, dass das nicht allzu schwierig sei. Ich meine es aber durchaus ernst, bedingt durch die Verbindung mit dem Katzen-Café ist das schon recht ordentlich für das Speisenangebot. Und - hier wie dort - schwer überteuert. Aber wir befinden uns im Schnoor, da herrscht gehobenes Preisniveau und vermutlich auch ein Touristen-Bonus, obwohl hier eher Einheimische Maki und Nigiri genießen. Immerhin gibt es seit dem ersten Corona-Sommer zwei Tische vor der Tür, die die Platzzahl fast verdoppelt haben und dort ist es schon sehr schön, in der „Hauptstraße“ des alten Schifferviertels den schlendernden Passanten zuzusehen. Es ist nicht alles schlecht...
Apropos: Seit meinem ersten Besuch hier, bei dem mir Sake-nigiri mit frisch aus der Frucht gepressten Zitronensaft und ordentlich Salz aus dem blauen Bad Reichenhaller Paket kredenzt wurde (vielleicht authentisch, ganz sicher aber grauenhaft), fremdele ich mit der Küchenleistung. Auch bei Folgebesuchen war es immer ganz anständig, aber eben auch nie hervorragend.
Dabei sind auf jeden Fall die Maki für Schlemmer empfehlenswert, die es nach Meister Toshis Weg „kreativ“ mögen. Nach dem Motto „Viel hilft viel“ wird da so Allerlei in den Reis gerollt, gern frittiert und mit majonäse-lastigen Saucen überzogen. Aber(!) dabei stets ausgewogen und nicht etwa ertränkt oder geschmacklich indifferent. Zudem wird immer frisch gerollt.
Das ist eben der Vorteil der wenigen Plätze, es muss nichts auf Vorrat gefertigt werden. Die Schattenseite: Einer für alles, d.h. der Koch muss sich alle Kundenwünsche merken, herstellen, servieren, Suppe in der Küche bestellen (gebracht wird sie dann von einem Kellner aus dem Katzen-Café) und sich auch noch um die Getränke kümmern. Da wird schon so einiges vergessen oder vertauscht. Erst recht wenn ein mittelalter Bremer Möchtegern-Kenner den armen Mann auch noch mit seinen vinophilen Detailkenntnissen beglücken will. (Running Gag: Ich war’s - wieder nicht.) Mit einem Wort: Überfordert.
Aber entscheidend ist... aber das wissen wir ja. Also:
Knusprige Baguettescheiben am Mittag mit einer leichten, leckeren Mango-Joghurt-Crème überbrückten die Wartezeit bis zum ersten Gang.
Der brachte Scheiben vom Yellowfin-Tuna, angenehm fest, mager und mit einer Yakitori-Sauce, die gekonnt zwischen salzig, süß und umami changierte und zudem eine schöne Schärfe hatte. In angemessen kleinen Dosen war das ein willkommener Booster für den Thunfisch, bei dem weißer Sesam und Frühlingszwiebeln für Biss sorgten. Gut, aber jetzt auch nicht besonders für immerhin 19,5€.
Die Auswahl der Nigiri ist weiterhin schmal. Das kann gut gehen, muss dann aber auch funzen. Ich hatte mich für Lachs (7,5€) und Salzwasser-Aal unagi (8€) entschieden.
Schon mal ein großes Plus für den Reis - noch mit etwas Biss, nicht zerfallend ohne klebrig zu sein und mit leichter Essignote.
Der Lachs kam mit der schon bekannten Sauce, die hier etwas deutlicher zur Geltung kam. Weniger wäre mehr gewesen, aber das ist Geschmacksache. Wenn man lange genug kaute, war die solide Qualität des Fisches zu schmecken.
Was leider nicht für den Seeaal galt. Eine Spezialität, der in Japan eigene Restaurants gewidmet sind. Sehr aufwändige Herstellung mit vielen Schritten und dann noch verschiedenen Zubereitungsarten. So oder so ein Wunderwerk von Geschmack, Duft und Textur, selbst in Deutschland schon zum Niederknien gut genossen (ohne beurteilen zu können, wie es im Vergleich zum Heimatland stünde). Hier leider wenig davon. Zwar angewärmt, das ist schon mal lobenswert, aber der Schnitt flach und den zumindest bei diesen „Qualitäten“ ungenießbar gummihaften Bauchlappen nicht entfernt. Geschmacklich so naja. Das passte überhaupt nicht mit dem unbedingten Qualitätsanspruch, den sich das Toshi-do - ergo Frau Schröter - selbst auf der Homepage bescheinigt. Bei den üblichen Kaufhaus-, Laufband- und Panasia-Sushiläden erwarte ich nichts anderes und bestelle unagi gar nicht erst. Hier schmerzt das Gebotene doppelt.
Die abschließende Tom Yum Suppe mit Meeresfrüchten bestach durch wahrlich großzügig verwendetes Koriandergrün und eine herausfordernde Schärfe von Chili-Öl und Pfeffer, die aber die anderen Zutaten nicht dauerhaft verdeckte: Zwei ausgelöste Garnelenschwänze, ein paar kleine Stücke Rotbarsch, auch schwarzer Sesam war erkennbar. Eigentlich sehr gut, allein der Pak Choi schmeckte nicht frisch und knackig, sondern im Gegenteil etwas schleimig. Schade, ansonsten wäre es für 10,5€ mein klarer Favorit gewesen.
Und so bleibt es dabei, dass das Toshi-do das Zeug für eine wirklich tolle, kleine Sushi-Bar hätte...
und nichts anderes, kein japanisches Restaurant, kein „auch“ vietnamesisches und schon gar nicht ein pan-asiatisches.
Hier gibt es Sushi, zum Wein mal Papadam oder frisches Brot mit einem selbst gemachten Dip und vielleicht noch eine wechselnde Suppe. Das war’s denn auch. Für mehr ist einfach kein Raum, schon die Suppe muss auf verschlungenen Wegen durch das alte, sehr alte Schnoor-Haus aus der Küche des Katzen-Cafés dahinter herüber- und heraufgebracht werden. Was nicht so überraschend ist, denn Betreiberin Charlotte Schröter, die der... mehr lesen
3.0 stars -
"Das ist eine Sushi-Bar" DerBorgfelderund nichts anderes, kein japanisches Restaurant, kein „auch“ vietnamesisches und schon gar nicht ein pan-asiatisches.
Hier gibt es Sushi, zum Wein mal Papadam oder frisches Brot mit einem selbst gemachten Dip und vielleicht noch eine wechselnde Suppe. Das war’s denn auch. Für mehr ist einfach kein Raum, schon die Suppe muss auf verschlungenen Wegen durch das alte, sehr alte Schnoor-Haus aus der Küche des Katzen-Cafés dahinter herüber- und heraufgebracht werden. Was nicht so überraschend ist, denn Betreiberin Charlotte Schröter, die der
Geschrieben am 01.05.2022 2022-05-01| Aktualisiert am
01.05.2022
Besucht am 24.04.2022Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 77 EUR
Sonntagabend in der Hauptstadt. Und das am 24. April. Während ganz Paris mal ausnahmsweise nicht von der Liebe, sondern der entscheidenden Runde der Präsidentschaftswahl träumt, sitzt tout Berlin beim Italiener und betrinkt sich mit überteuertem Lugana. Ganz Berlin? Mais non! In unscheinbarer Wilmersdorfer Wohngegend befindet sich im Hochparterre diese vom Guide Michelin empfohlene Brasserie, wie sie - Klischee hin oder her - auch jenseits des Grenze nicht anders ausschauen würde. Jedenfalls in meiner durch nur wenige Besuche geprägten Erwartungshaltung. Das Interieur ist leicht schrabbelig, aber hat Charme, die Stimmung ist lebhaft bis laut, wofür auch der Parkettboden sorgt, das Inhaberpaar aber wohl auch die gesamte Crew stammen aus Frankreich oder dessen ehemaligen Kolonien, jedenfalls wird untereinander und auch überwiegend mit den Gästen französisch gesprochen. Wo dem Gast wie mir die Kenntnisse weitgehend fehlen, wird aber freundlich ins Deutsche gewechselt. Ob der Akzent dabei charmant gespielt war, wer weiß? Ich musste jedenfalls dreimal nachfragen, bis ich wusste, was mit Ünschen gemeint war. Dafür bekam ich auf meine Frage, ob der Crèmant von Bouvet sei, die Antwort „Nein, von der Loire“. Yin und Yang. Als um 20.00 Uhr die erste Hochrechnung kam, ging ein Raunen durch den langgezogenen Gastraum, an dem die Tische im Bistro-Stil dicht an dich vor den rostrot gestrichenen Wände stehen. Auf der weinroten Polsterung der Stühle sitzt man hinreichend bequem.
Ohne Reservierung hatte ich Sonntagabend auf mein Glück gesetzt, tatsächlich war das Pastis weitgehend ausgebucht. Aber im Vorraum zwischen Theke und Servicestation setzte mich die junge Servicekraft an einen ungewöhnlich schönen Vierer-Tisch.
Von dort hatte ich wahlweise den Blick in die Küche oder durch das Fenster auf eine kleine improvisierte Terrasse, für die es diesmal deutlich zu frisch war. Indes: Kein Glück ist von Dauer und so stellte sich nach dem Entrée heraus, dass die Reservierung dreier Stammgäste gar nicht erst eingetragen worden war. Keine Ahnung, was mit mir los war, aber ich machte keinen Aufriss und verzog mich an einen Katzentisch neben der Kasse, von dem ich perfekt den Gästebereich beobachten konnte. Und zudem noch gute Unterhaltung durch das schwäbische Damen-Trio hatte, das sich mit der französischen Nonchalance doch etwas quälte. Natürlich entschuldigte sich der Service für das Versehen und servierte ein Gläschen Crèmant auf’s Haus; später durfte ich auch vom Aligoté probieren.
Schon vor dem Wechsel hatte ich vom reichlich frisch aufgeschnittenen, noch knisternden Baguette geknabbert.
Als Einstimmung für die Fahrt nach Dijon „musste“ es nach dem prickelnden Durstlöscher zu 8€ als Aperitif natürlich ein Kir (6€) sein, in der Original-Version mit Weißwein.
Auf der Vorderseite der eingeschweißten Karte wurden die Speisen offeriert; auf der Rückseite dann die Getränke mit allen französischen Üblichkeiten von Panaché und - natürlich- Pastis bis zum Sauternes, der zur hausgemachten Foie gras de canard empfohlen wurde. Die Weinauswahl für diese Klasse mehr als hinreichend, bis auf wenige Flaschen natürlich aus französischer Lese, aber nicht so günstig, wie ich erwartet hätte. Keine Abweichungen von der im Netz einsehbaren Karte - sehr gut, das spart Zeit bei der Auswahl;). Tagesangebote gab es nicht. Habe ich auch nicht vermisst, denn auf der Karte lockten viele Klassiker aus verschiedenen Regionen Frankreichs.
Zum Start wählte ich allerdings den Apéritif Gourmand mit einem Glas Crémant für 21 Euro, um einen kleinen Überblick zu bekommen.
Die „4 kreativen Grüße aus der Küche“ entpuppten sich als
- Spargel-Topinambur-Suppe, heiß, kaum gebunden und beide Komponenten ausgewogen zu schmecken
- Crevetten-Salat, der hauptsächlich mit einer angenehm pikanten Majonäse punkten konnte. Der Forellenkaviar war etwas zu sparsam verteilt, um salzige Akzente setzen zu können.
- Auberginenmus, das den angekündigten Manchego geschmacklich schuldig blieb und auch sonst fast ungewürzt schien. Dazu luftgetrockneter, vermutlich spanischer Schinken. Durchschnittlich.
- Dagegen gefiel der „Ünschen“-Reis-Salat mit nicht zu trockenem Fleisch, nicht zu weichem Korn und vor allem seiner scharfen Curry-Würze.
Zwei Teile gut, zwei okay, über Kreativität kann man streiten. 3,5 Punkte.
Statt eines Hauptgerichts hatte ich zweimal bei den Entrées zugeschlagen:
Als erstes bekam ich mit ausdrücklicher Warnung des Services eine sehr heiße, hübsch herzförmige Cocotte. Nach dem Lüften des Deckels stieg mir zunächst der würzige Duft der knusprig gebackenen Käsehaube wundervoll in die Nase. Darunter ein Cassoulet von Jakobsmuscheln (18€) in einem mit Sahne verfeinertem Weißwein-Gemüse-Sud mit Miesmuscheln und Krabben.
Alle Zutaten für sich genommen erkennbar und zusammen eine perfekte Zubereitung „à la Dieppoise“. 5 Punkte.
Zum Abschluss gab es burgundische Oeufs en meurette (21€). Zwei wunderbar zähflüssig pochierte Eier (statt eines lt. Karte!) schwammen in einem Ragoût aus Schinken, süß geschmorten Schalotten und festen Champignons. Sehr schön auch die knusprig gebackene Scheibe Speck. Leider überdeckte der zu salzige Schinken den erhofften Rotweingeschmack der Sauce weitgehend. Ansonsten aber ein handwerklich absolut und geschmacklich überwiegend gelungenes Gericht.
4,5 Punkte. Auch der offene Pinot noir, natürlich auch aus dem Burgund, schmeckte gut.
Und das war es leider schon, denn am nächsten Morgen warteten berufliche Herausforderungen. Zu gerne hätte ich hier weiter geschlemmt und getrunken. Fast wäre ich schwach geworden, als das angemachte Rinder-Tartar mit einem Riesen-Teller Pommes allumettes an mir vorbei in Richtung Schwaben verschwand. Hörte ich tatsächlich noch das Knistern vom Frittieren oder träumte ich schon von weiterer blitzsauberer französischer Regional-Küche? Egal, wenn ich mir gerade die Karte sehnsüchtig anschaue, sind weitere Besuche im Pastis sowieso begeisternde Pflicht!
Sonntagabend in der Hauptstadt. Und das am 24. April. Während ganz Paris mal ausnahmsweise nicht von der Liebe, sondern der entscheidenden Runde der Präsidentschaftswahl träumt, sitzt tout Berlin beim Italiener und betrinkt sich mit überteuertem Lugana. Ganz Berlin? Mais non! In unscheinbarer Wilmersdorfer Wohngegend befindet sich im Hochparterre diese vom Guide Michelin empfohlene Brasserie, wie sie - Klischee hin oder her - auch jenseits des Grenze nicht anders ausschauen würde. Jedenfalls in meiner durch nur wenige Besuche geprägten Erwartungshaltung. Das... mehr lesen
Restaurant Pastis
Restaurant Pastis€-€€€Restaurant, Bistro, Brasserie03081055769Rüdesheimer Str. 9, 14197 Berlin
4.0 stars -
"Vive le Président!" DerBorgfelderSonntagabend in der Hauptstadt. Und das am 24. April. Während ganz Paris mal ausnahmsweise nicht von der Liebe, sondern der entscheidenden Runde der Präsidentschaftswahl träumt, sitzt tout Berlin beim Italiener und betrinkt sich mit überteuertem Lugana. Ganz Berlin? Mais non! In unscheinbarer Wilmersdorfer Wohngegend befindet sich im Hochparterre diese vom Guide Michelin empfohlene Brasserie, wie sie - Klischee hin oder her - auch jenseits des Grenze nicht anders ausschauen würde. Jedenfalls in meiner durch nur wenige Besuche geprägten Erwartungshaltung. Das
Geschrieben am 13.04.2022 2022-04-13| Aktualisiert am
13.04.2022
Besucht am 09.04.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 117 EUR
Das Kränholm hatten wir seit dem letzten Bericht nicht mehr besucht. Schade eigentlich, denn das Gelände und die vielen Kunstwerke in Restaurant und Café sind schon allein einen Ausflug wert (die für Veranstaltungen genutzte Scheune kennen wir leider nicht von innen). Aber die Anreise mit Bahn und Bus schien uns zu umständlich (Stadtkinder halt...) und die mit dem Auto verhindert reichlichen Weingenuss. Da passte ein Besuch in der alkoholfreien Fastenzeit ziemlich gut.
Seit 2014 hat es schon zwei Pächterwechsel gegeben; aber mit dem auf der Homepage sehr sympathisch vorgestellten Ehepaar Ernst scheint jetzt ein Ruhe eingekehrt zu sein. Nach den zwei furchtbaren Jahren unterstützen wir junge Gastronomen besonders gern. Am frühen Samstagabend waren wir pünktlich zur Öffnungszeit erst die zweiten Gäste;-) und wurden nach einer kleinen Wartezeit im Barbereich freundlich begrüßt. Die Garderobe überließen wir gerne unserer Service-Fee (eine besonders in der kalten Jahreszeit angenehme Gastfreundlichkeit, die leider etwas auszusterben scheint), die uns durch den großen, klar gestalteten Raum zum Tisch begleitete. Der Wunsch nach einem Wechsel wegen besserer Lichtverhältnisse konnte problemlos erfüllt werden. Den Service für etwa 40 Gedecke am Abend teilten sich vier junge Menschen, davon ein oder vielleicht auch zwei Fachkräfte. Am Nebentisch war übrigens eine weitere Angestellte mit ihrer Familie als Gast da. Das ist doch schon mal vertrauenserweckend. Der Kontakt war professionell freundlich und leger. Als mir was nicht passte, tätschelte die junge Dame mehrfach beruhigend meine Schulter; kenn ich sonst nur von meiner Friseurin. Foyer Lounge Bar Hauptraum, dahinter die Küche
Was mich an unseren letzten Besuch erinnerte, war die sehr schnelle Frage nach den Aperitifen, während ich noch nicht mal Platz genommen hatte.
Was allerdings dem alkoholfreien Cocktail aus Maracuja-Sirup, Honigmelonen-Eis, Ingwerpulver und Ginger Ale nichts von seiner leckeren Melange von erfrischend fruchtig süß-sauren und pikanten Noten nahm. Meine liebe Frau bestellte noch einen zweiten, ich beschied mich mit in der Folge mit Wasser.
Ein „echtes“ Amuse gab es nicht, dafür drei Sorten Baguette, das etwas krosser aussah, als es am Abend war. Schön der cremige Kresse-Quark dazu.
Auch mit dem Auftaktgang waren wir beide zufrieden.
Meiner Frau schmeckte das gedämpfte Lachsmosaik mit Gurken-Dill-Sud und süßen, knackigen Schalotten sehr. Dazu eine leicht pikante Wasabi-Crème und lustig im Mund zerplatzender Algenkaviar. Ein nicht nur optisch hübscher Teller.
Bei mir ging es in den „Pilzgarten auf Kränholm“:
Champignons waren als Schaum verarbeitet; das überraschte schon mal.
Überaus knusprig und geschmacklich fein die frittierten Enoki. Nicht so nach meiner Mütze dagegen sauer eingelegte Kräuterseitlinge und glasierte Shitake, die sehr salzig geraten waren. Kreativ auf jeden Fall, auch handwerklich gelungen und die verschiedenen Texturen und Temperaturen sorgten für Abwechslung. Andererseits Säure und Salz für mich schon grenzwertig. Aber immer noch Geschmacksache.
Nicht unterschlagen will ich Bärlauch-Sponge, der den Frühlingsboten stark in Szene setzte. Nur feucht werden darf so ein Schwamm nicht, also Obacht beim Anrichten.
Auch beim zweiten Gang schwärmte meine Frau für ihr am Tisch angegossenes, aufgeschäumtes Bärlauchsüppchen, bei dem ich allerdings das angekündigte Kräuter-Gel vermisste. Vielleicht war es untergerührt, was etwas verschenkt gewesen wäre. Erfreulich dagegen ein aufgeschnittenes Wachtelei, das mit noch leicht flüssigem Dotter glänzte.
Leider hatte ich eine Niete gezogen. Die knallrote Tomaten-Mango-Suppe war so gnadenlos überwürzt, das ich nach drei Anläufen aufgab. Mit jedem Löffel wich die durchaus vorhandene süß-säuerliche Fruchtnote einer massiven Salzigkeit. Die zweite Teil des Gerichts schuf leider so gar keine Abhilfe. Das „Zucchini-Garnelen-Röllchen & Olive“ war handwerklich zwar sauber gearbeitet, aber schon im Ansatz hier fehl am Platze. In kalte, geschmacklose Zuchini war eine Farce gefüllt, die an Leberkäse erinnert hätte, wenn sie farblich nicht schon leicht ins Graue tendiert hätte. Ich ließ den Service vorsorglich mal in der Küche nachfragen, ob es sich womöglich um Fleischbrät handelt. Nein, wäre schon Garnele. Nur: Vom Krustentier war Null Komma Null zu schmecken, in der weitgehend neutralen Masse irritierte lediglich ein leichtes Olivenaroma. Sollte das vielleicht Einlage sein und Ausgleich für die brutale Würze der Suppe sein? Aber warum dann nicht in der Schüssel, zudem mit Kresse und ein paar Salzflocken garniert? Egal: In sich nicht stimmig, keine für mich erkennbare Verbindung zu Tomate und Mango und die Suppe alles, nur kein Genuss.
Als die Frage nach der Zufriedenheit kam, meckerte ich gleichwohl nicht, sondern verwies nur auf meinen ganz anderen Geschmack und bat ersatzweise um eine Portion Bärlauchsuppe. Obwohl sich das Restaurant inzwischen gut gefüllt hatte, schob die Küche schnell einen Teller dazwischen, prima. Wertung siehe oben. Sehr positiv ist zu vermerken, dass keine Berechnung erfolgte! So schafft man trotz Mängeln positive Kundenbindung.
Bei den Hauptspeisen gab es dann auch nur wenig zu monieren.
Meine Frau gefiel ihre mit tomatisiertem Bulgur gefüllte Ochsenherztomate, Büffelmozza und viel frittiertem Ruccola insgesamt gut, nur die zu hart geratenen Knoblauchchips wurden bemängelt.
Mein gegrilltes Steinköhlerfilet schien mir eher gebraten. Es war durch, aber höchst saftig, nur die Haut mal wieder nicht mehr knusprig. Schmackhaft der grüne Spargel, einmal knackig gegrillt, zum anderen als Teil einer Ratatouille. Eine gesprühte Hollandaise konkurrierte mit Bärlauch-Kartoffelpüree um die schmackigste Komponente. Wohlfühlessen und vor allem mit Augenmaß gewürzt, so dass ich alle Produkte erschmecken konnte.
Ein versöhnlicher Abschluss nach einer leider durchwachsenen Leistung. Über die Gründe will ich gar nicht spekulieren. Vielmehr hoffen, dass bei unserem für den Sommer ins Auge gefassten Wiederholungsbesuch etwas mehr Genauigkeit in Komposition und Ausführung herrscht. Die engagierte Crew und das inspirierende Anwesen hätten es verdient.
Das Kränholm hatten wir seit dem letzten Bericht nicht mehr besucht. Schade eigentlich, denn das Gelände und die vielen Kunstwerke in Restaurant und Café sind schon allein einen Ausflug wert (die für Veranstaltungen genutzte Scheune kennen wir leider nicht von innen). Aber die Anreise mit Bahn und Bus schien uns zu umständlich (Stadtkinder halt...) und die mit dem Auto verhindert reichlichen Weingenuss. Da passte ein Besuch in der alkoholfreien Fastenzeit ziemlich gut.
Seit 2014 hat es schon zwei Pächterwechsel gegeben; aber... mehr lesen
Kränholm Café und Restaurant
Kränholm Café und Restaurant€-€€€Restaurant, Cafe, Erlebnisgastronomie0421 69 21 28 10Auf dem Hohen Ufer 35, 28759 Bremen
3.5 stars -
"Gehobene Küche in künstlerischem Ambiente" DerBorgfelderDas Kränholm hatten wir seit dem letzten Bericht nicht mehr besucht. Schade eigentlich, denn das Gelände und die vielen Kunstwerke in Restaurant und Café sind schon allein einen Ausflug wert (die für Veranstaltungen genutzte Scheune kennen wir leider nicht von innen). Aber die Anreise mit Bahn und Bus schien uns zu umständlich (Stadtkinder halt...) und die mit dem Auto verhindert reichlichen Weingenuss. Da passte ein Besuch in der alkoholfreien Fastenzeit ziemlich gut.
Seit 2014 hat es schon zwei Pächterwechsel gegeben; aber
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https://www.gastroguide.de/restaurant/238153/nikkei-nine-hotel-vier-jahreszeiten/hamburg/bewertung/32546/
https://www.gastroguide.de/restaurant/245565/izakaya-asian-kitchen-bar-hotel-sir-nikolai/hamburg/bewertung/32737/
Ich fühlte mich jedenfalls in diese glorreiche Vor-Krisenzeit zurück versetzt, als ich zur Bekämpfung meines Strohwitwer-Blues‘ im Sommer an zwei aufeinanderfolgenden Abenden die beiden einzigen (mir bekannten) peruanischen Restaurants der Stadt besuchte.
Während die Betreiber des Pajaten seit einigen Jahren in einer eher gut situierten Ecke der Stadt anscheinend ihr Stammpublikum gefunden haben, liegt die Neueröffnung Pachamama ein wenig schmuddelig an der ehemaligen Gas-Anstalt in der Nähe eines Autoverwerters. Aber ein Stadtteil, der im Makler-Sprech „im Kommen ist“. Ich war in meiner Jugend häufig in dieser Ecke, aber das tut hier nichts zur Sache!
Sowohl dem Inneren als auch dem Biergarten sah man zwei Wochen nach Eröffnung noch die langjährige Vergangenheit als griechisches Restaurant an, notdürftig um etwas indigene Anden-Folklore ergänzt.
Ansonsten ein wenig unaufgeräumt, aber auch irgendwie rührend self-made. Ich hab mich ganz wohl gefühlt.
Das Pachamama wird offenbar von den Nachfolgerinnen der legendären „3 Damen vom Grill“ geführt, jedenfalls bekam ich nach und nach drei Generationen Südamerikanerinnen zu Gesicht, familiäre Verbindungen würden mich nicht überraschen. Die Deutschkenntnisse waren höchst unterschiedlich, das Fachwissen auch. Alle waren engagiert, freundlich und halfen sich gegenseitig bei meinen nicht wenigen Fragen. Zeit war genug, es mögen 10 oder 12 Gedecke während meines Besuchs gewesen sein - und ich war über drei Stunden dort! Bei größerem Zuspruch bräuchte „Abuelita“ in der Küche allerdings wohl Hilfe, die Wartezeiten wurden nach hinten grenzwertig.
Bei knackig gerösteten Maiskörnern (vom Haus) und einem sehr malzigen, leicht bitteren Cusqueño Dunkel durchstöberte ich aufmerksam die Karte, bewusst nach Klassikern und Spezialitäten suchend.
(Cusqueño! Wer kennt sie nicht, die inzwischen in internationaler Großkonzern-Hand befindliche berühmte Biermarke Perus? Naja, ich zum Beispiel, bis dahin.)
Später wechselte ich auf ein ausgewogenes Helles.
Meiner Pflicht der Community gegenüber voll bewusst, hatte ich den Tag über weitgehend gefastet und konnte daher ein wenig in die Vollen gehen:
Empanada
Leche de Tigre
Tiradito (Okay, ein bißchen Nikkei muss sein...)
Causa limeña
Anticuchos mit Patacones
Alles schön nacheinander serviert, um jedem Gang mit detektivischem Geschmacksinn seine Geheimnisse zu entlocken!
Der Anfang war stark und zwar ganz stark!
Ein große, ganz sicher selbst gefertigte Teigtasche, lecker gebräunt und mit Puderzucker bestäubt, schön dünn und daher mit leichtem Knusper gesegnet. Schon für sich genommen ein Genuss. Als Füllung Rinderhack, würzig und süß, möglicherweise mit Mole, dazu noch Ei und schwarze Olive. Kein bißchen trocken und extra gut abgeschmeckt.
Erfrischend ging es mit dem Klassiker Leche de Tigre weiter. Serviert wurde in einem Eiscoup und mit Löffel. In der noch angenehm sauren und durchaus pikanten Marinade tummelten sich mundgerechte Stücke von Victoriabarsch-Filet und die üblichen Verdächtigen wie rote Zwiebel, Paprika und Koriander, alles kleckervermeidend sehr klein geschnitten. Und weiche Riesenmaiskörner, die ein interessantes süßes Aroma mitbrachten. Tatsächlich wird der Mais dazu in Zucker und Sternanis langsam gekocht. Auf dem Rand des Glases räkelte sich sehr ansprechend eine frittierte, überraschend geschmackvolle Garnele.
Für den Crunch gab es à part wieder Maiskörner und eine frittierte Bananenscheibe. Lecker, lecker. Hat gut funktioniert, eindeutig keine Allerwelts-Version.
Ganz ohne Ausflug in die jetzt so hippe Nikkei-Küche ging es doch nicht. Tiradito ist DER Klassiker: Rohe Fischscheiben im japanischen Sashimi-Style mit einer peruanischen Sauce, häufig mit Zitrusfrüchten. Anders als beim Ceviche wird der Fisch aber nicht in einer Beize gegart.
Im Pachamama war gelbe Paprika und Limette Grundlage der sehr reichlich über den Fisch verteilten Sauce, was vorzüglich harmonierte. Ansonsten die üblichen Verdächtigen, etwas zu dominanter Einsatz von Koriander, wieder Choclo und fürs Auge rote Paprikastreifen. Der Optik nach war wieder der afrikanische Riesenbarsch verwendet worden, geschmacklich davon natürlich nichts zu erkennen. Freundlich wurden mir scharfe Chilis angeboten, so ist es doch am kundenfreundlichsten. Ich griff gerne zu und kam so auf das für mich angenehmste Ergebnis.
Zeitgleich wurde auch meine nächste Premierenwahl serviert, was zwar so nicht gedacht war, aber auch kein Beinbruch, da ebenfalls eine kalte Vorspeise.
Causa limeña ist eine Kombination aus Kartoffelbrei und gegartem Fleisch oder Fisch oder in vegetarischer Ausfertigung z. B. Avocado, Pilzen oder Ei. Also letztlich Resteverwertung! Clou an der Sache ist die Schichtung zu einem hübschen Törtchen.
Ich war natürlich schockverliebt, erst recht nach dem chirurgisch durchgeführten Anschnitt.
Im Pachamama bestand die innere Schicht des hübschen Häufchens aus gezupftem Hähnchenfleisch in einer würzigen Majo mit Sellerie, dann eine zusätzliche Schicht Avocado und außen sehr feines Püree. Nun kann so ein Gericht für Zahnlose ja sehr schnell zu einem indifferenten, womöglich noch faden Brei verkommen. Hier jedoch: ¡Al contrario! Nach der Farbe zu schließen, war in den äußeren Schichten auch gelbe Paprika verarbeitet worden und, wie schon der erste Bissen zeigte, auch etwas Limette. Kartoffel mit Süße der Paprika und fruchtiger Säuerlichkeit, sehr gut. Ein Hintergrund, vor dem sich der feine Geflügelgeschmack immer wieder mal abzeichnete. Die Avocado-Schicht verlieh dem Gericht schließlich die schon dem Foto anzusehende Molligkeit. Dankenswerterweise war zurückhaltend gesalzen worden, so dass selbst die Deko-Olive noch etwas beitragen konnte.
Bin schwer begeistert gewesen.
Trotz eines leichten Sättigungsgefühls musste ich mich zum Abschluss natürlich intensiv einem anderen Klassiker der peruanischen Küche hingeben, Anticuchos de Corazón, also Rinderherzspieße. Dazu Patacones, frittierte Scheiben Kochbanane, immerhin mal kein Mais.
Um es vorweg zu sagen, so elegant und zart wie im Pfälzer Hubertushof war das Muskelfleisch in der Amazonas-Ausführung lange nicht geraten.
Die reichlichen und recht dick geschnittenen Scheiben waren leider nicht „zart mariniert“. Zwar keine zähe, aber doch eine ziemlich feste Angelegenheit, bei der die Kaumuskeln ordentlich zu tun hatten. Außerdem war das Fleisch nicht sauber pariert. Schade eigentlich, denn geschmacklich war nicht auszusetzen. Das galt auch für die Sauce, die leicht nach meinem dunklen Bier schmeckte, aber auch kein Gewürzfeuerwerk am Gaumen entfachte. Und dann frittierte Kochbanane, die ich alle paar Jahre wieder probiere, um erneut festzustellen, dass „Sättigungsbeilage“ es wieder trifft. Wobei der Teig schön goldbraun ausgebacken knusperte, aber eben auch keine Würzung mitbrachte. Was ich erst für einen kleinen Salat hielt, entpuppte sich als Salsa Criolla, die südamerikanische Zwiebel-Gemüse-Vinaigrette. Damit gingen dann auch die mehlige Banane. Insgesamt solide, trifft es wohl und verhindert eine noch bessere Wertung für das Essen. So bleiben gute 4 Sterne.
Bei der „Rechnung“ belächelte ich milde den Zauber, der jedem Anfang innewohnt...
Das PLV erstklassig, aber nochmal geht das so „inoffiziell“ für mich bitte nicht. Und wiederkommen möchte ich auf jeden Fall, denn hier kocht man - soweit ich das beurteilen kann - überraschend nah an der Küche des Herkunftslandes. Und die „authentisch übersetzte“ Karte hält noch eine ganze Reihe von Spezialitäten bereit! Alle süßen Fans mögen nur bei den Desserts schauen...