Region Stuttgart

Ich war mit 2 Freundinnen dort zum Essen und wir wollten uns etwas gönnen. So habe ich für 20 Euro ein Rumpsteak bestellt - englisch. Ich liebe Fleisch und vor allem blutig, daher erwartete ich einen Gaumenschmaus für den Preis.

Erhalten habe ich einen aschgrauen Lappen, der nicht einmal die Dicke meines Daumens hatte. Ich habe dies höflich reklamiert (kann natürlich mal vorkommen), da ich mein Geld ungern für ein trauriges, kleines Schmorfleisch ausgebe. Es folgten weder eine Entschuldigung, noch Engagement, ich erhielt ein Augenrollen und ein neues Stück fahles Fleisch. Es wies wohl nun überraschenderweise Bratkrusten auf, aber es war WIEDERHOLT DURCHGESCHMORT, komplett. Nicht einmal ein rosa Ansatz war zu erkennen. Das fand ich sehr schade.
Ich habe den Kellner angewiesen, dass ich das nun wohl oder übel essen werde (mir tut es sonst leid um das Fleisch), aber ich stellte klar, dass ich keinesfalls den vollen Preis bezahlen werde. Auch dieser verließ unseren Tisch kommentarlos mit einem genervten Augenrollen, was mich als Gast extrem anwidert und die Atmosphäre zerstört.

Zu erwähnen sei außerdem, dass der Service eine Katastrophe war:
- Die Essen wurden nicht zeitgleich an den Tisch gebracht
- Wir erhielten das Essen ohne Besteck (wurde vergessen)
- Das Brot meiner Freundin für ihren Salat erhielt sie am Ende ihrer Mahlzeit nach wiederholter Aufforderung (wurde vergessen)
- Die leeren Teller standen wirklich EWIG auf den Tischen ohne abgeräumt zu werden (nicht nur an unserem Tisch)

Es war ersichtlich, dass Überforderung herrschte und ich verstehe selbstverständlich, dass im Service auch mal Stress herrscht (ich habe selber schon in diesem Bereich gearbeitet). ABER: Zu Beginn war kaum Kundenaufkommen und es wurde dennoch so viel vergessen.

UND VIEL SCHLIMMER: Das Verhalten des Hauses/Kellners gegenüber den Gästen! Als ich aufgrund der wiederholten Misere beim Bezahlen nun nach meinem Preis für das Dilemma-Fleisch fragte, antwortete der Kellner in patzigem, herablassenden Ton: ICH HÄTTE ES EBEN NICHT ESSEN SOLLEN!!!
Ich war wirklich platt! Ich dachte, ich tue der Küche etwas Gutes, wenn ich eine Mahlzeit esse, die nicht weggeworfen werden muss, obwohl ich etwas anderes bestellt hatte und die Qualität keinesfalls dem Preis entsprach. Der Dank war diese Herabwürdigung?!

Wow. Ich habe entgegnet, dass ich es gut gemeint habe oder ob ich hätte lieber ein drittes Fleisch ordern sollen? Außerdem erwähnte ich, dass nicht ein einziges Mal eine Entschuldigung oder ein Bemühen für den Kunden folgte. Stattdessen mieser Service und so eine Behandlung.

Dann begann der Kellner mich zu duzen, was ich auch noch nie erlebt habe. Er wollte mir mitteilen, dass ich zwar das Fleisch reklamierte, aber wohl nicht bemerkt hätte, dass er mir ein paar ml mehr Wein in mein Glas geschenkt hätte... Welch eine Gönnung! Das Konter-Argument, das NICHTS mit diesem verpfuschten Essen zu tun hatte.

Seine außerordentlich furchtbare Erklärung für dieses ganze Drama war außerdem: Das Fleisch stehe nun einmal kurz auf der Theke und auf dem Weg von der Küche zum Tisch schmore es nun einmal nach....
BITTE WAS?! Es schmort zwei Mal so lange nach, dass es von Englisch zu grauem, trockenem Schmorbraten wird?!?!
Er sei schon seit morgens hier und es sei einfach viel los und alles... Ja, ich verstehe. Aber das ist ein Koordinationsproblem INTERN, das muss nicht der Kunde ausbaden! Noch dazu nicht für so einen Preis!

Wie stellen es denn andere Restaurants an, dass ein blutiges Fleisch auf dem Weg von der Küche zum Tisch dennoch blutig bleibt ohne dass es durchgart? Er konnte mir das nicht beantworten und war sichtlich froh, als wir gingen. Ich habe schlussendlich 2 Euro weniger bezahlt, was ich trotzdem als Schmach empfinde - allerdings vor allem wegen der herablassenden Behandlung. Wir haben keinen Aufstand gemacht, wir haben versucht Verständnis zu haben, aber wir erhielten Missbilligung und patziges, unhöfliches Verhalten, was ich in dieser Form noch niemals im Service-Bereich erlebt habe.

Pfui.

Ein Krankenbesuch führt mich heute in das malerische Städtchen Horb am Neckar, das schon immer sehr putzig war, durch eine Landesgartenschau vor etlichen Jahren und durch einen neuen Standort der Dualen Hochschule Baden-Württemberg aber eindeutig an Präsenz gewonnen hat. Die meisten meiner kulinarischen Erfahrungen basieren auf Kindheits- und Jugenderlebnissen – also gilt es wieder einiges zu entdecken!

Der Goldene Adler ist eine Empfehlung meiner Tante, die selbst früher in der Gastronomie gearbeitet hat. Wie mir Einheimische berichten, ist das Traditionshaus (mit 600jähriger Geschichte!) vor einigen Jahren durch einen technischen Defekt abgebrannt. Dass es geschmackvoll und ansprechend wieder aufgebaut und hergerichtet wurde, davon kann ich mich heute überzeugen. Mit seinem hohen Giebel und den freundlichen roten Fensterläden passt es sich sehr harmonisch an die Architektur der Horber Innenstadt an. Zu Fuss erreicht man das Gasthaus in wenigen Minuten vom Bahnhof aus. Bei der Parkplatzsuche muss man schon etwas erfinderisch sein – am heutigen Vatertag ist das aber eher kein Problem. Ansonsten tut man gut daran, dass grosse Parkhaus auf der Strassenseite gegenüber zu nutzen.

Seit 1872 ist der Goldene Adler in der Hand der Metzgerfamilie Bareis (nicht zu wechseln mit dem Baiersbronner Gourmettempel Bareiss). Das Metzgerhandwerk schlägt sich noch heute erfolgreich in der besonderen Ausprägung der Speisekarte nieder – sei es bei Sauren Nierle, Wildbret oder einem Zwiebelrostbraten. Zudem gehört das Restaurant der Schmeck-den-Süden-Vereinigung an und ist dort mit zwei Löwen zertifiziert (die stehen für regionale Rohstoffe und Produkte). Während andernorts nur Heimatliebe vorgegaukelt wird, scheint sie mir hier wirklich praktiziert zu werden.

Unbedingt probieren sollte man hier den Most aus eigenem, heimischem Anbau (die Patronin erläutert gern die Lage der Streuobstwiesen), den man natürlich leicht gekühlt bestellen sollte. 3 Euro für einen Viertelliter und 3,50 Euro für einen Halbliter Mostschorle (in einer formschönen Glaskaraffe serviert) sind sensationell günstig. Ein angenehmes Gleichgewicht von Fruchtigkeit, leichter Süße und bizzelnder Säure täuscht darüber hinweg, dass man nach allzu bedenkenlosem Genuss schnell mal einen im Tee haben kann. Dafür erscheint uns das Weinschorle vom Gutedel (3,00 Euro für das Viertele) etwas allzu wässrig. Überraschend kräftig dafür der Trollinger mit Lemberger (4,20 Euro für das Viertele).

Der Goldene Adler bietet günstige wechselnde Mittagsgerichte von hoher Qualität an. Leider kann man die aktuelle Karte nicht im Internet ersehen. Wir sind erstaunt, dass auch am heutigen Feiertag der Mittagstisch Anwendung findet. Wirklich grandios ist das heutige Gericht für unglaubliche 8,80 Euro: eine riesige Portion Gulasch vom Maibock mit sämiger, würziger Soße – dazu habhafte, herzhaft angeröstete Buabaspitzle und ein vielseitiger kleiner Beilagensalat. Die Deko wird sparsam eingesetzt, wirkt jedoch durch farbliche Kontraste in Orange und Weinrot: eine Physalis, zwei Orangenachtel, Preiselbeeren. Geschmacklich ein Gedicht, von der Menge her kaum zu bewältigen. Ebenfalls grossartig, preislich jedoch in einer anderen Kategorie, da von der Hauptkarte stammend: der Rehbraten mit Spätzle und Beilagensalat für 17,90 Euro. Der Rehbraten eine Offenbarung, die sicherlich stundenlang eingekochte Soße lässt sich nur mit reichlich Beilagen aufsaugen. Die Spätzle sind ganz augenscheinlich hausgemacht, können etwas Nachwürzen mit Pfeffer und Salz jedoch gut vertragen.

Wir werden freundlich und  zuvorkommend bedient. Beide Damen im Service tragen ganz selbstverständlich ein dirndlähnliches Gewand, ohne damit anbiedernd oder folkloristisch zu wirken. Lange Wartezeiten gibt es hier nicht, man wird jedoch auch nicht alle paar Minuten gefragt, ob alles okay sei (was mir manchmal lästig wird). Eine Kreditkartenbezahlung am Tisch ist natürlich unproblematisch möglich.

Das Lokal verfügt über zwei Gasträume, wobei wir einen Tisch im unteren Bereich gewählt haben. Das Interieur ist hier klar strukturiert, reduziert, durch nichts überladen. An der Wand eine grosse Stadtansicht von Horb und viele Radierungen und Miniaturen. Kleine Oberlichter bieten Durchblicke in den oberen Gastraum. Grosse Fenster gen Süden verweisen auf einen herrlich verwunschenen Garten und eine schöne Terrasse. Die Toiletten sind barrierefrei per Aufzug zu erreichen. Der Gasthof verfügt ausserdem über 4 Einzel- und 12 Doppelzimmer. Sicherlich sehr angenehm, hier zu übernachten.

Die Familie Döbber verlässt am 13.05.2018 die Gaststätte Albblick. Für mich sehr positiv, am 04.06.2018 gehts weiter im Gasthaus Ochsen, Köngen, Oberdorfstr. 20. Die bisherigen Bewertungen betreffen noch die Ära Döbber.