Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all der negativen Entwicklung dort. Als Südpfälzer kenne ich mich in der dortigen Gastrolandschaft auch ein wenig aus, bin aber immer froh, wenn ich über regionale Tellerränder schauen kann. Die asiatische Küche hat es mir dabei besonders angetan.
Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
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Geschrieben am 01.09.2024 2024-09-01| Aktualisiert am
01.09.2024
Besucht am 29.02.2024Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 149 EUR
Am südöstlichen Rand der Karlsruher Gemarkung befindet sich der Stadtteil Stupferich. Er zählt aufgrund seiner Höhenlage von 215 m ü. NN zu den „Bergdörfern“ Karlsruhes und liegt eingebettet in eine sanfte Hügellandschaft zwischen Hohenwettersbach, Palmbach, Mutschelbach und Kleinsteinbach. Naturräumlich gehört der Flecken bereits zum südlichen Kraichgau, wo die Herren Riesling, Müller und Ruländer (evtl. auch Grauburgunder…) seit Rebzeiten den Weißweinfreund beglücken.
Hier am nördlichsten Zipfel des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord kocht seit Oktober 2023 Roger Nagler eine durch und durch sym“badische“ Küche im besserbürgerlichen Sinne. Von außen betrachtet, würde man wohl kaum vermuten, dass das im Sportzentrum der SG-Stupferich beheimatete Restaurant mit dem wohlklingenden Namen „Aubrac“ eine so ehrlich geköchelte und schmackhafte Heimatkost auf die Teller bringt. Hier waren wir richtig!
Der ehemalige Weltenbummler und Küchenchef Roger Nagler nutzt die famosen Produktqualitäten aus der näheren Umgebung – das Fleisch stammt z.B. von der renommierten Qualitätsmetzgerei Glasstetter aus Völkersbach – und setzt bei seiner saisonal geprägten Regionalküche auf viel Selbstgemachtes. Unterstützt wird er von seiner Frau, die sich mit freundlich zugewandter Art um die Gäste kümmert.
Da mich gastronomische Neuigkeiten in und um die badische Fächerstadt seit meinem Umzug nach Wörth deutlich mehr interessieren als früher, stieß ich im Februar auf einem Karlsruher Online-Stadtmagazin auf einen Bericht über dieses vielversprechende, neue Restaurant im von mir noch nie besuchten Außenbezirk Stupferich. Von einem täglich wechselnden Business-Lunch in drei Gängen, die aber auch einzeln bzw. auf zwei Gänge reduziert bestellt werden können, war da die Rede.
An einem Dienstagmittag bot sich ein spontaner Besuch zusammen mit meiner Gattin an. Unser Töchterlein war zu dieser Zeit noch in der KiTa aktiv und so nutzten wir die Chance, mal wieder einen entspannten Lunch zu zweit genießen zu können. Parkplätze waren am Sportzentrum mehr als genug vorhanden. Das Schild am Eingang sagte uns, dass wir hier richtig waren. Tipp für Ersttäter: nicht vom äußeren Erscheinungsbild des Eingangsbereichs abschrecken lassen. Don't judge this book by its cover!
Ein paar Stufen mussten noch erklommen werden und schon befanden wir uns im – für eine Sportvereinsgaststätte – sehr geschmackvoll eingerichteten Inneren des Aubrac. Die Frau von Patron Nagler – dem Aussehen nach hat er sie während seines 11jährigen Aufenthalts in Singapur kennengelernt – empfing uns sehr freundlich und führte uns zum kurz zuvor per Telefon reservierten Tisch, der, wie alle anderen auch, in weißes Leinen gehüllt war und bereits von polierten Wasser- und Weingläsern, Stoffserviette und Einmalbesteck bevölkert wurde.
Wir saßen auf bequem gepolsterten Stühlen direkt am Fenster. Das als dekorativer Raumteiler dienende Regal mit den vielen Einmachgläsern voller Obst und Gemüse hatte ich voll im Visier. Gastraum mit Einmach-Deko
Aber auch der Blick durchs Fenster hinüber zur markanten (da höher gelegenen) Pappelallee von Hohenwettersbach hatte durchaus was. Kurzum: hier fühlten uns gleich sehr wohl und waren erstaunt, wie viel Mühe man sich bei der Gestaltung des Gastraumes gegeben hatte.
Die im DIN-A3-Querformat gehaltene, sehr übersichtlich angelegte Speisenkarte informierte über das täglich wechselnde Business-Lunch-Angebot der gesamten Woche. Daneben waren eine knappe Handvoll Salate sowie ein paar deftige Aubrac-Klassiker, die auch auf der Abendkarte zu finden waren, gelistet. Wer die zwei- oder dreigängige Speisenfolge zur Mittagszeit noch um ein paar „side orders“ erweitern wollte, für den stand ein respektables Zusatzrepertoire an Beilagen und Saucen bereit.
Das Tagesessen las sich wirklich gut. Wiesentaler Feldsalat mit Buttercroutons und zerlassenen Speckwürfeln war als Vorspeise unseres Mittagstischs gleich gebongt. Auch mit dem Rindergulasch mit hausgemachten Spätzle und Rotkraut zum Hauptgang rannte Chefkoch Nagler bei mir und meiner Gattin offene Karnivorentüren ein. Das von mir nicht sonderlich geliebte Rotkraut wurde ohne Aufpreis gegen glasierte Sesam-Karotten eingetauscht. Für die herzlich agierende Servicechefin war dieser kleine Sonderwunsch gar nicht der Rede wert.
Wir orderten beide die auf zwei Gänge reduzierte Mittagsmahlzeit (17 Euro) und wunderten uns über ihren mehr als freundlich kalkulierten Preis. Die Option auf die Mango-Crème-Brulée zum Dessert ließen wir uns noch offen. Es sollte dann später für meine Frau ein Affogato al caffè (6,90 Euro) werden, da ich gut gesättigt auf einen „süßen Nachschlag“ verzichtete.
Der halbe Liter Mineralwasser aus dem Hause Teinacher schlug mit fairen 3,60 Euro zu Buche. Da legten wir später gerne noch eine nach. Beim Blick in die Weinkarte wusste ich wieder sofort in welcher Region wir uns befanden. Hier waren in erster Linie badische Gewächse offen oder in der Flasche gelistet. Und das zu äußerst vernünftigen Preisen.
Bevor es richtig los ging, spendierte uns die Küche ein paar Scheiben Roggenmischbrot, denen man einen beherzt gewürzten Kräuterdip an die Seite stellte. Gutes Brot und Kräuterdip vorweg
Eine einfache, aber grundsolide Aufmerksamkeit für den hungrigen Gast. Ein gutes Brot kann ja bekanntlich immer dienen. Wenn dann auch noch der Aufstrich schmeckt, lässt sich der erste Hunger gleich stullenweise aus- bzw. wegschmieren.
Bereits der mit Knusperspeck und Buttercroutons garnierte Feldsalat wusste dank schmackiger Vinaigrette vollends zu überzeugen. Da wurde aber mal ein richtig feiner Essig zum Anrühren des sehr gut abgeschmeckten Salatdressings verwendet. Mit zupackender Säure und subtiler Süße veredelte er das erntefrische, grüne Blattgold vom Feld auf köstliche Art und Weise. Der Feldsalat mit Weltklasse-Vinaigrette
Der herzhafte Rapunzelsalat schmeckte mir derart gut, dass ich ihn zwei Tage später bei der Wiederholungstat mit drei Genusskollegen vom Wörther Schlemmerclub an gleichet Stelle wieder als Vorspeise verputzte.
Doch zurück zum zweisamen Mittagslunch mit meiner Gattin. Auch sie lobte ihren kleinblättrigen Wintersalat über das grüne Beet und freute sich sichtlich auf ein deftiges Rahmgulasch. Dieses ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Rahmgulasch mit Spätzle
Allein die mit Butterbrösel bestreuten Spätzle aus der Hauspresse, die sich mit der stattlichen Portion fachmännisch geschmorter Rinderstückchen den Teller teilen durften, waren aller (dafür verwendeten) Eier wert.
Der saftige Schmorküchenoutput kam mit ordentlich Schmackes aufs Porzellan. Seine leichte Säurenote verortete die beliebte Fleischspeise mehr in Richtung Frankreich als an den Balaton. Da wurde anscheinend nicht mit Köchelwein gegeizt. Sein durchaus wahrnehmbarer Gemüseanteil ließ auf versiertes Saucenhandwerk schließen. Dem Küchenchef stand wohl der Sinn nach kräftig zupackenden Aromen. Da machten selbst der Schuss Sahne und die Cocktailtomate zur Papillenberuhigung Ende Februar durchaus Sinn. Ehrlich gekochter Hausmannsteller der deftigen Art
Die Beilagen zu diesem herzhaften Mahl wurden à part in kleinen Schüsseln serviert. Meine Frau war vom aromatisch duftenden Rotkraut nach bester Großmutter-Art ganz begeistert. Rotes Aromakraut wie bei Großmuttern
Aber auch meine sorgsam glasierten Sesammöhrchen konnten durchaus was. Ein Hauch von Asien wehte durch das gutbürgerliche Gebälk der liebenswürdigen Sportvereinsgaststätte. Ach wie schön, wenn sich solch unerwartete Leckereien mit bekannten Geschmacksbildern ins beste Benehmen setzen. Glasierte Sesammöhrchen für den Rotkrautverschmäher
Dass der zum Nachtisch georderte Affogato al caffè mit stolzen 6,90 Euro berechnet wurde, gehörte wohl zur Mischkalkulation dieses sehr preiswerten Mittagessens dazu. In Anbetracht der sehr freundlich kalkulierten zwei Gänge, fiel das überteuerte italienische Espresso-Vanilleeis-Dessert kaum ins Gewicht. Eiscafé mit Vanille für die Dame
Meine Begeisterung war sogar so groß, dass ich zwei Tage später mit drei Gaumenfreunden im Schlepptau noch einmal im „Aubrac“ aufschlug. Da allerdings zum Abendessen, da zu dieser Zeit die Auswahl an badischen Leib- und Seelengerichten etwas größer ist. Jedoch vom Umfang her immer noch so, dass ihre Zubereitung von Chefkoch Nagler ohne Frischeeinbußen alleine bewerkstelligt werden kann.
Diesmal waren wir sogar noch näher am stimmungsvoll beleuchteten Regal mit den Einmachgläsern dran. Unser Vierertisch befand sich quasi direkt davor, was uns vom übrigen Geschehen etwas abschirmte. Gastraumimpression am Abend
Das war gar nicht nötig, denn der Andrang hielt sich an diesem Abend in Grenzen. Nur im Nebenzimmer ging es etwas lebendiger zu. Da feierten ein paar ältere Semester Geburtstag. Die angenehme Beleuchtung des Gastraumes war dem gemütlichen Ambiente äußerst zuträglich. Einem entspannten Abend unter gleichgesinnten Genussspechten stand also nichts im Wege. Entspannte Atmosphäre im Sportzentrum
Für den Durst bestellte ich eine große Karaffe Tafelwasser mit frischer Minze und Zitrone (1 Liter für 5,20 Euro). Sehr wohltuend und erquickend zugleich. Mit Pfefferminz und Zitrone aufgefrischtes Tafelwasser
Meine Kollegen erfreuten sich unter anderem an Hoepfner Pils vom Fass (0,4l für 3,80 Euro), hausgemachter Zitronenlimo (0,25l für 3,20 Euro) und dem perlenden Nass aus dem Hause Teinacher (0,5l für 3,60 Euro). Der „Digestifstabler“ am Tisch benötigte nach dem Essen noch einen Obstbrand von Prinz (2cl für 3,50 Euro), während der koffeinresistente Tischgenosse wie immer auf seinen Kaffee Crème (2,60 Euro) bestand.
Bevor jedoch unsere georderten Speisen serviert wurden, begrüßte uns die Küche mit einem kleinen, fein abgeschmeckten Schmankerl aus Baden. Die lauwarmen, leicht säuerlichen Linsen mit Spätzle im Einmachgläschen kamen als Amuse bei allen gut an. Spätzle auf lauwarmen Linsen als Amuse
Beim Wiesentaler Feldsalat mit Speck und Croutons (9,90 Euro) ging ich auf Nummer sicher. Die Hausvinaigrette, die knusprigen Butterkracher und der nicht zu salzig ausfallende Brutzelspeck hatten es mir einfach angetan. Da kam ich an einer Wiederholungstat einfach nicht vorbei und war genauso zufrieden wie zwei Tage zuvor. Schmackiger Feldsalat für vinaigrette-affine Wiederholungstäter
Auch mein Tischnachbar setzte auf frisches Grün in Form eines vorweg gereichten Beilagensalates (4,90 Euro) und zeigte sich vom schmackigen Hausdressing nicht minder begeistert. Der kleine Beilagensalat
Beim Wörther Genießer schräg gegenüber basierte der Salat hingegen auf in Streifen geschnittener Fleischwurst. Sein herzhafter, aus Schinken-Lyoner, Zwiebel und Essiggurken bestehender „Worscht-Salat“ (7,90 Euro) machte nicht nur optisch einen guten Eindruck. Ein guter Worschtsalat geht auch im Februar
Der Vierte im Bunde hatte sich zu einer tadellos abgeschmeckten Maronensuppe mit Buttercroutons (5,90 Euro) hinreißen lassen und bereute keinen einzigen Löffel davon. Da hatte sich mein Kollege ein feines Maronensüppchen eingebrockt
Unsere vier Hauptgänge ließen auf einen zünftigen Herrenabend schließen. Zweimal wurde das Cordon Bleu vom Schwein mit Pommes frites (18,90 Euro) ausgewählt. Cordon Bleu vom Schwein mit Pommes
Mein Gegenüber durfte sich an einem köstlichen Hirsch-Rahm-Gulasch mit hausgemachten Spätzle und Wildpreiselbeer-Marmelade (19,90 Euro) erfreuen. Hirsch-Rahmgulasch mit hausgemachten Spätzle und Wildpreiselbeermarmelade
Und auch meine Wenigkeit ließ sich mal wieder nicht lumpen und verputzte den „Rumpen“ (= Rumpsteak, 23,90 Euro). Badisches Rumpsteak mit Bratkartoffeln und Röstzwiebeln
Mein nicht allzu dick geschnittenes Steak aus dem Rinderrücken wurde im gewünschten Gargrad („medium rare“) geliefert und war – neben den obligatorischen Bratkartoffeln – mit knusprig angerösteten Vertretern der Gattung Lauchgewächse als Auflage gesegnet. Fleischgenuss auf badisch
Mit zusätzlich georderter Bratensoße (2,90 Euro) machte ich mich sofort daran, meinen Rumpsteakteller süffig zu unterfüttern. Ein Kännchen Bratensauce extra (zum Rumpsteak)
Bratkartoffeln und Bratensoße – zwei kulinarische Seelenverwandte, denen ich hin und wieder gerne nahestehe. Zumal der tiefgründige, aus einer ehrlich gekochten Jus gezogene Beiguss die Geschmacksknospen jubeln ließ. Dafür ein paar Euro extra zu verlangen, ist mehr als verständlich. Rumpsteakteller im Saucengewand
Aber auch das Fleisch vom Völkersbacher Kultmetzger Bernd Glasstetter war über alle karnivorischen Zweifel erhaben. Vom Cut her eher „biffdeck-like“ (also dünner geschnitten) erinnerte es mich an meine das ganze Haus in betörenden Zwiebel-Fleisch-Bratdunst hüllende Oma Elisabeth, die früher gerne ein gutes, aber leider immer viel zu lange gebratenes (und deshalb trockenes) „Biffdeck“ aus der Pfanne hob.
Das Rumpsteak aus Roger Naglers Küche überzeugte jedoch auf ganzer Linie. Keine Riesenportion. Da wäre wohl in Mannheim keine ganze Familie von satt geworden (darf man schon noch sagen, oder?). Aber saftig in seinem Kern und außen rösch gebraten war das ein echter Gaumenschmaus für Fleischgesinnte. Das mutete von der Optik her zwar nicht besonders spektakulär an, entpuppte sich aber vom ersten bis zum letzten Bissen als glücklich machendes Bravourstück deftiger Fleischeskost.
Vom schwelgerischen Hirschvernichter gegenüber vernahm ich eh nur noch „Hmmms“. Auch die Brüder des blauen Bandes schwiegen selig, als der geschmolzene Käse aus ihren klassischen Panadebeispielen troff und das weiße Rund benetzte. Ein äußerst saftiges Beispiel dafür, wie man mit gutem Käse und hochwertigem Kochschinken das gemeine Schnitzel „Wiener Art“ nicht nur füllen, sondern auch aufwerten kann. So muss das laufen beim Cordon Bleu
Nur der Wildbretfahrer gegenüber von mir zog einen süßen Abschluss in Betracht. Alle anderen am Tisch waren einfach viel zu vollgefuttert, um als echte Desserteure zu gelten. Er entschied sich für die mit feiner Zimtnote ausgestattete Lebkuchenmousse mit Stupfericher Zwetschgenkompott (7,90 Euro). Kein Fehler, wie er in nachweihnachtlicher Nachtischlaune rühmend reüssierte. Lebkuchenmousse mit Zwetschgenkompott
Die 150 Euro für uns vier waren in Anbetracht der genossenen Speisen und Getränke mehr als gut angelegt. Der nette Plausch mit Herrn Nagler, der sich nach getaner Arbeit zu uns gesellte und unsere Zufriedenheit erfragte, eine sympathische Zugabe, die uns zeigte, dass sich auch eine etwas ambitioniertere Clubhausgastronomie erst einmal etablieren muss und aller Anfang gar nicht so leicht ist. Dem sympathischen Koch vom Aubrac wünsche ich jedenfalls alles Gute und eine entsprechende Würdigung seines sehr lobenswerten Qualitätsdenkens durch treue Gäste.
Ehrliches Küchenhandwerk soll sich aber auch lohnen, weshalb ich durchaus nachvollziehen könnte, wenn man die Preise nach einer gewissen Eingewöhnungsphase noch etwas anhebt. Andere verlangen das ja auch. Und da wird deutlich mehr aus der Tiefkühltruhe geholt und aufgewärmt.
Das Restaurant Aubrac, dessen lauschige Außenterrasse wir im Februar leider noch nicht nutzen konnten (und dies deshalb dringend nachholen müssen), ist eine Empfehlung für Freunde souverän zu Porzellan gebrachter, badischer Hausmannskost. Selbst Vegetarier sind hier zwischen Walldorf-Salat, Käsespätzle und Auberginen-Cordon-Bleu gut aufgehoben. Besonders mit dem befreundeten Genießerpärchen (samt drolligem Anhang) aus Bad Herrenalb könnten wir uns eine Wiederholungstat in Bälde vorstellen, denn der Weg nach Stupferich wäre für beide Seiten etwa gleich lang…
Am südöstlichen Rand der Karlsruher Gemarkung befindet sich der Stadtteil Stupferich. Er zählt aufgrund seiner Höhenlage von 215 m ü. NN zu den „Bergdörfern“ Karlsruhes und liegt eingebettet in eine sanfte Hügellandschaft zwischen Hohenwettersbach, Palmbach, Mutschelbach und Kleinsteinbach. Naturräumlich gehört der Flecken bereits zum südlichen Kraichgau, wo die Herren Riesling, Müller und Ruländer (evtl. auch Grauburgunder…) seit Rebzeiten den Weißweinfreund beglücken.
Hier am nördlichsten Zipfel des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord kocht seit Oktober 2023 Roger Nagler eine durch und durch sym“badische“... mehr lesen
4.5 stars -
"Hausmannsköstliche Freuden im Sportzentrum von Stupferich" marcO74Am südöstlichen Rand der Karlsruher Gemarkung befindet sich der Stadtteil Stupferich. Er zählt aufgrund seiner Höhenlage von 215 m ü. NN zu den „Bergdörfern“ Karlsruhes und liegt eingebettet in eine sanfte Hügellandschaft zwischen Hohenwettersbach, Palmbach, Mutschelbach und Kleinsteinbach. Naturräumlich gehört der Flecken bereits zum südlichen Kraichgau, wo die Herren Riesling, Müller und Ruländer (evtl. auch Grauburgunder…) seit Rebzeiten den Weißweinfreund beglücken.
Hier am nördlichsten Zipfel des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord kocht seit Oktober 2023 Roger Nagler eine durch und durch sym“badische“
Geschrieben am 24.08.2024 2024-08-24| Aktualisiert am
24.08.2024
Besucht am 23.02.2024Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 37 EUR
Nach langer (freiwilliger) Abstinenz statteten wir an einem Freitagnachmittag Ende Februar dem berühmten schwedischen Möbelhaus mit den vier Buchstaben mal wieder einen Besuch ab. Das war kein Kinderspiel (oder doch?), mussten wir doch stets damit rechnen, dass unsere kleine Maus irgendwohin ausbüchst und sich zwischen „Pax“, „Kallax“ und „Billy“ versteckt. Ganz klar, dass sich bei dieser nervenaufreibenden Mission in Sachen Kleinmöbelerwerb irgendwann der gemeine Hausratshunger meldete.
Nach schwedischen Hackbällchen in Rahmsauce und einem Hot-Dog zum Selberbasteln stand uns nicht der Sinn. Für ein ausgedehntes Abendessen war unsere Kleine schon zu müde. Also musste was Schnelleres her. Das „Gasthaus zum Schachtelwirt“ alias „Goldene Möwe“ kam nicht in Frage. Gleiches galt für seinen systemgastronomischen Erzfeind, den selbsternannten Bulletten-König.
Aufgrund der Nähe des blaugelben Möbelladens (Karlsruhe East-End) zum Stadtteil Durlach, scannte ich die kulinarische Lage im Osten der Fächerstadt nach einkehrwürdigen Schnellrestaurants ab und entdeckte das 33 Mersin Tantuni, das sich im Durlacher Industriegebiet direkt neben dem türkischen Dogus Supermarkt befindet.
Natürlich hätten wir auch ein paar Meter weiter beim beliebten American Diner halt machen können, aber die Aussicht auf einen uns bis dahin gänzlich unbekannten Fladenbrot-Snack aus der Provinz Mersin, ließ uns den Wagen in der Killisfeldstraße abstellen und das kleine, hell beleuchtete Imbiss-Restaurant betreten. Außenansicht am Abend
Die Zahl „33“ im Namen ist schnell erklärt, handelt es sich bei ihr ganz lapidar um die Provinznummer der direkt an der Mittelmeerküste zwischen Antalya und Adana befindlichen Region, aus welcher der mit Rind- oder Lammfleisch gefüllte Türkei-Wrap stammt.
Kebab-affine Karnivoren kennen möglicherweise die gleichnamige Provinzhauptstadt Mersin – sie zählt immerhin fast eine Million Einwohner – aufgrund ihrer großen Anzahl ausgezeichneter Tantuni-Tavernen. Zugegeben, mir war vor unserer Einkehr in Durlach weder die Region noch deren Fleischspezialität im Fladenbrot ein Begriff.
Man begrüßte uns sehr freundlich und bat uns an einem der wenigen niedrigen Tische Platz zu nehmen. Orientalisches Imbiss-Restaurant-Ambiente der eher nüchternen Art
Wir ließen uns auf dem orientalischen Sofa der tiefergelegten türkischen Sitzgruppe nieder und blätterten in der bereitliegenden Speisenkarte. Auf Sauberkeit bedachtes Imbiss-Interieur
Die Köfte waren an diesem Abend bereits aus. Ein echter Jammer, den ich mit der Bestellung der Hausspezialität zu kompensieren versuchte.
Auch meine Frau ließ sich auf das mit kleingeschnittener, zart gebrutzelter Rinderhüfte, Salat, Tomate und Glattpetersilie gefüllte Fladenbrot aus Mersin ein. Da begann der freundliche Mann hinter der Theke bereits mit der Zubereitung zweier Tantuni-Portionen, die man uns mit jeweils 7,50 Euro in Rechnung stellte. Er ließ mich diesen Vorgang freundlicherweise im Bild einfangen. Voranschreitende "Tantunisierung" am Tepsisi
Vorweg orderten wir noch zweimal die Linsensuppe (7 Euro pro Nase), die uns in dem nicht besonders gut beheizten Imbiss-Restaurant wenigstens von Innen etwas wärmte. Sie wurde zeitnah mit Zitrone, in Salzlake eingelegtem Gemüse und kurz angetoastetem Fladenbrot serviert. Sehr praktisch, da es sich bei den würzig-frischen Beigaben auch um die traditionellen Komplizen des Tantuni handelt. Mercimek Corbasi "mit allem"
Das Töchterchen durfte sich derweil an einer gut gewürzten Portion Pommes (4 Euro) mit Ketchup delektieren. Pommes für das Töchterchen (später dann Väterchen)
Ein Mineralwasser-Fläschchen (0,5l für 2 Euro) war genauso schnell dem Kühlschrank entnommen wie die Mutter aller Apfelschorlen mit dem Fahrstuhl im Namen (auch 2 Euro). Bestellt und bezahlt wird übrigens vorne an der Theke. Türkische Edelstahlromantik im Küchen-Abteil
Auf eine „ordentliche“ Rechnung wird - wie in Dönerläden allgemein üblich – auch hier verzichtet.
Die hauptsächlich aus pürierten roten Linsen zubereitete „Mercimek Corbasi“ kam heiß aus dem Wärmebehälter in die auf einem Tablett platzierte Schüssel. Ein angenehmer Duft von Kreuzkümmel stieg mir in die Nase. Ein paar Spritzer Zitrone frischten diesen Suppenklassiker der türkischen Landesküche noch etwas auf. Türkische Linsensuppe von Format!
Auch meiner Gattin schmeckte die orientalisch gewürzte Terrine hervorragend. Mit der tadellos abgeschmeckten, leicht sämigen Linsensuppe vom Bosporus hatten wir die richtige Vorspeisenwahl getroffen. So viel stand nach dem ersten Löffel bereits fest. Kein Wunder, dass das subtil aromatisierte Süppchen auch unserem Töchterchen mundete.
Sehr positiv überrascht ging es dann an die in Alufolie gewickelten Tantuni-Rollen. Der fertige Tantuni im Fladenbrot
Sie unterschieden sich von gewöhnlicher, türkischer Drehspießware durch ihren fein gewürzten (Sumach!), sehr zart ausfallenden Rindfleischkern. Hierzu wurde kleingehäckseltes Fleisch aus der Hüfte verwendet. Im Tantuni Tepsisi, so nennt man die eigens dafür verwendete Alu-Pfanne mit einer Vertiefung in der Mitte, wurde dies unter ständigem Schwenken und Rühren fachmännisch gegart.
Gewürze, Öl und Wasser ergaben zusammen mit dem Fleischsaft einen würzigen Sud, mit dem – und das ist beim Tantuni ein absolutes Muss – die Fladenbrothälften vorab benetzt werden. Zusammen mit dem Salat und der Tomate – Zwiebel ließ ich wie immer außen vor – ergab das einen saftig-frischen Abendsnack und war eine willkommene Abwechslung zum bekannten türkischen Streetfood vom Drehspieß.
Ob der Mann am Tepsisi auf die berühmte Baharat-Gewürzmischung zurückgriff, um sein Rindergeschnetzeltes zu veredeln, blieb sein Geheimnis. Um den dezenten Einsatz von Chiliflocken (pul biber) hatte ich bei der Bestellung („mit Scharf!“) ausdrücklich gebeten. Die leichte Schärfe stand der türkischen Tortilla übrigens gut zu Wrap. Aber über diese Art der „Pikantmachung“ herrscht ja bei den meisten Kebab-Konsumenten sowieso Konsens.
Extra nach Mersin reisen würde ich für dieses vorzügliche Rindfleisch-Sandwich zwar nicht, aber in dem sympathischen, kleinen Lokal im Industriegebiet von Karlsruhe-Durlach sehe ich mich zusammen mit meiner Family oder Freunden durchaus mal wieder sitzen. Im Netz schrieb einer über diese türkische Streetfood-Spezialität: „Wer Döner mag, wird Tantuni lieben!“. Dem kann ich nur ausdrücklich zustimmen.
Nach langer (freiwilliger) Abstinenz statteten wir an einem Freitagnachmittag Ende Februar dem berühmten schwedischen Möbelhaus mit den vier Buchstaben mal wieder einen Besuch ab. Das war kein Kinderspiel (oder doch?), mussten wir doch stets damit rechnen, dass unsere kleine Maus irgendwohin ausbüchst und sich zwischen „Pax“, „Kallax“ und „Billy“ versteckt. Ganz klar, dass sich bei dieser nervenaufreibenden Mission in Sachen Kleinmöbelerwerb irgendwann der gemeine Hausratshunger meldete.
Nach schwedischen Hackbällchen in Rahmsauce und einem Hot-Dog zum Selberbasteln stand uns nicht der... mehr lesen
4.0 stars -
"Wer Döner mag, wird Tantuni lieben!" marcO74Nach langer (freiwilliger) Abstinenz statteten wir an einem Freitagnachmittag Ende Februar dem berühmten schwedischen Möbelhaus mit den vier Buchstaben mal wieder einen Besuch ab. Das war kein Kinderspiel (oder doch?), mussten wir doch stets damit rechnen, dass unsere kleine Maus irgendwohin ausbüchst und sich zwischen „Pax“, „Kallax“ und „Billy“ versteckt. Ganz klar, dass sich bei dieser nervenaufreibenden Mission in Sachen Kleinmöbelerwerb irgendwann der gemeine Hausratshunger meldete.
Nach schwedischen Hackbällchen in Rahmsauce und einem Hot-Dog zum Selberbasteln stand uns nicht der
Geschrieben am 13.08.2024 2024-08-13| Aktualisiert am
14.08.2024
Besucht am 22.02.2024Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 12 EUR
…sagte einst ein großer, starker Mann, der nicht nur für seine schlagkräftigen „Argumente“, sondern auch für seine markigen Sprüche von Freunden italienischer Hau-Drauf-Filme geradezu vergöttert wurde. Die Rede ist natürlich vom legendären Carlo Pedersoli, den die meisten nur unter dem selbstgewählten Pseudonym „Bud Spencer“ kennen.
Ich zähle zwar nicht zu seinen größten Verehrern, brauchte aber dennoch an jenem Donnerstag Ende Februar ein wenig Futter zum Lunch, um die nachmittägliche Schulveranstaltung (Arbeitsgemeinschaft „Klettern“) in der nicht weit entfernten Kletterhalle „The Rock“ gut über die Wände zu bringen. Da lag ein Besuch in dem etwas skurril anmutenden Spencer-Hill-Schuppen praktisch auf dem Weg. Im früheren "Hoepfner Treff" haben heute Bud & Terence das Sagen Hier geht's rein
Rudine und Sayer Farik, die im August 2023 den früheren „Hoepfner-Treff“ in der Griesbachstraße 2 im Karlsruher Stadtteil Grünwinkel übernommen haben, sind anscheinend große Fans der beiden wort- und schlaggewaltigen Western-Komödianten, das lässt bereits der Name des Lokals vermuten. Im urig-rustikal eingerichteten Gastraum wird mit großformatigen Bildern, Blechschildern und Filmplakaten an die beiden Namensgeber erinnert. Viel Bud, viel Terence!
Zum gemütlichen Saloon-Ambiente passen auch die derben Holzmöbel, denen man ihr Alter tatsächlich auch ansieht. Aber auch das gehört wohl zum Konzept dieser auf deutsche und mediterrane Gerichte ausgelegten Gastro-Kneipe, in deren Räumlichkeiten seit Ende des Zweiten Weltkriegs der wohl am „beschden“ gebraute Gerstensaft der Fächerstadt, das selbst bei Pfälzern sehr hoch im Kurs stehende Hoepfner Bier, unters badische Volk gebracht wird.
Ich selbst war im „Hoepfner Treff“ bereits in den 80er Jahren ein paar Mal zur Mittagszeit zu Gast. Mein Vater leitete damals gleich nebenan das technische Außenbüro der Klöckner-Moeller GmbH in Karlsruhe, einem zu jener Zeit nicht nur deutschlandweit sehr bekannten Unternehmen im Bereich Schaltanlagen und Automatisierungstechnik. Hier durfte ich als 14-Jähriger im Lager und in der Werkstatt meine ersten Erfahrungen mit der anstrengenden Arbeitswelt sammeln. Und mich ab und zu in der Mittagspause mit den Kollegen im benachbarten Biergarten an einem Kaltgetränk erfreuen.
Zeitreise beendet. Ca. 35 Jahre später sitze ich beim gut besuchten Nachfolger und versuche das triste Februar-Grau mit einem zünftigen Mittagstisch wenigstens temporär zu verscheuchen. Die direkt neben dem Eingang angebrachte Tafel kündete von einem sagenhaft günstigen Mittagsbuffet für gerade mal 8,90 Euro. Das preisgünstige Mittagsangebot
Dennoch warf ich einen Blick in die aufklappbare Speisenkarte, die auf meinem etwas höher gelegenen Tisch auf mich wartete.
Von meiner hölzernen Empore aus hatte ich einen guten Blick auf das rege Treiben der den Gastraum nahezu komplett ausfüllenden Mittagstischler. Auch das auf dem Ausschanktresen in diversen Wärmebehältnissen versteckte Lunchangebot fiel mir gleich ins Auge. Irgendwie gefiel es mir trotz der Lautstärke in diesem liebevoll anachronistisch eingerichteten „Western von gestern“ ganz gut. Zur Mittagszeit ein voller Laden...
Bud hätte die geschäftige Atmosphäre des Ladens wahrscheinlich mit den Worten „Es ist mir hier zu laut, ich kann nicht richtig kauen!“ (Zitat aus „Zwei wie Pech und Schwefel“) quittiert. Mich störte das nicht weiter und das Mineralwasser für den Durst (0,5l für 3,20 Euro) wurde von der sehr freundlichen Servicechefin Rudine Farik zügig serviert. Außerdem leerte sich das Lokal recht schnell, da die meisten wieder zurück an ihren Arbeitsplatz mussten. ...der sich jedoch zügig leerte
Die Standardkarte las sich wie ein auf Sättigung abzielender Italo-Western. Mit Pizza, Pasta, Flammkuchen und ein paar Fleischgerichten wurde an den gesunden Volkshunger appelliert. Auch eine kleine Mittagskarte mit deftigen Evergreens – Wurstsalat, Käsespätzle, Lasagne und Burger gehen halt immer – kündete vom herzhaften Leibspeisenrepertoire des Hauses, dessen Spezialität die legendäre Bohnenpfanne à la Bud Spencer war. Das Signature Dish...;-)
Vor der mit 46-prozentigem „Bud-Spencer-Legend-Whisky“ von den St. Kilian Distillers aus dem unterfränkischen Örtchen Rüdenau flambierten „Westerpfanne“ hatte ich dann doch zu viel Respekt. Obwohl mir die dadurch eventuell verliehenen „Aufwinde“ beim Hallenklettern durchaus hätten behilflich sein können…
Ich zog schließlich die Option „Mittagsbüfett“, um mich mehr oder weniger selbstverantwortlich durchzufuttern. Denn da war laut Schiefertafel einiges dabei, was mir zusagte. Mit einer kleinen Tasse Brokkolisuppe ging es los. Gut gewürzte Brokkolisuppe zum Auftakt
Diese war grundsätzlich nicht komplett daneben püriert (und auch sicherlich nicht aus der Tüte!), kam aber leider etwas überwürzt aus dem Suppenwärmer. Pfeffermühle und Salzstreuer wurden somit locker auf Distanz gehalten. Eines Nachschlags bedurfte es dennoch nicht.
Die mit schmackiger Käsefüllung ausgestatteten Tortellini „Quatro Formaggi“ erinnerten doch arg an gute Tütenware von Hilcona. 4-Käse-Tortellini mit Tomaten-Sahne-Sauce
Ich genoss einen Teller mit einer leichten Tomaten-Sahne-Sauce, der ich mit ein paar Tropfen aus der Tabasco-Magnumflasche (von der Theke) ein wenig auf die Sprünge half. Klar, ging das als erwartbare Kantinenkost der besseren Art durch. Der Pasta aus dem Warmhaltebehälter fehlte es aufgrund des Nachgarens natürlich an Biss. Aber wenigstens befeuerte die eigenmächtig verschärfte Tomatentunke wohltuend den Gaumen.
Bereits ein wenig „angesättigt“ wagte ich mich an meinen „secondo piatto“, der mir zwei kleine Scheiben in der Pfanne gebratenen Schwarzwälder Fleischkäse einbrachte. Knusprig gebräunter Pfannenfleischkäse (leider ohne Spiegelei)
Auf die Schmorzwiebeln verzichtete ich dankend, gönnte mir dazu jedoch zwei Salzkartoffeln als Sättigungsbeilage. Den Teller wechselte ich nicht. Die restliche Tomatensauce half dabei, die etwas zu kurz geköchelten Erdäpfel süffig zu unterfüttern.
Dem salzwürzigen „Leberkaas“ fehlte eindeutig ein mildes (Spiegel)-Eigelb on Top, um die kulinarische Reminiszens an diverse Mittagessen in der Landauer Uni-Mensa perfekt zu machen. Würde der dazu getrunkene, halbe Liter Mineralwasser den bald einsetzenden Nachdurst wenigstens etwas hinauszögern? Ich ließ es auf einen Versuch ankommen.
Wenn ich meinen Besuch ganz profan als Einkehr zur Sättigung betrachte, wurde das Primärziel mit diesem sehr günstigen Mittagsbüfett klar erreicht. Richtiger Genuss konnte und wollte sich da jedoch nicht so recht einstellen. Dennoch hat es mir hier gut gefallen und ich würde alleine wegen dem kultigen Ambiente und der Erinnerung an alte Zeiten bzw. Filme wieder in der sympathischen „Bud-Beiz“ (sorry Terence, da warst auch damals „nur“ das Krokodil und nicht das Nilpferd…) aufschlagen.
Dann aber lieber am Abend mit meinen beiden Mädels im Schlepptau. Denn meine Frau würde nach eigenem Bekunden die Shakshuka-Pfanne à la Terence Hill – den levantinischen Klassiker findet man schließlich nicht so oft auf Speisenkarten – gerne mal ausprobieren. Unsere Kleine wäre mit der hier offerierten Pasta-Auswahl sicherlich hochzufrieden und hätte auch ordentlich was zu gucken. Außerdem kann einem ein gut gekühltes Hoepfner vom Fass den Weg über den Rhein vergolden. In diesem Sinne, bis bald mal wieder, Bud & Terence!
…sagte einst ein großer, starker Mann, der nicht nur für seine schlagkräftigen „Argumente“, sondern auch für seine markigen Sprüche von Freunden italienischer Hau-Drauf-Filme geradezu vergöttert wurde. Die Rede ist natürlich vom legendären Carlo Pedersoli, den die meisten nur unter dem selbstgewählten Pseudonym „Bud Spencer“ kennen.
Ich zähle zwar nicht zu seinen größten Verehrern, brauchte aber dennoch an jenem Donnerstag Ende Februar ein wenig Futter zum Lunch, um die nachmittägliche Schulveranstaltung (Arbeitsgemeinschaft „Klettern“) in der nicht weit entfernten Kletterhalle „The Rock“ gut... mehr lesen
3.5 stars -
"Ohne Heu kann das beste Pferd nicht furzen!" marcO74…sagte einst ein großer, starker Mann, der nicht nur für seine schlagkräftigen „Argumente“, sondern auch für seine markigen Sprüche von Freunden italienischer Hau-Drauf-Filme geradezu vergöttert wurde. Die Rede ist natürlich vom legendären Carlo Pedersoli, den die meisten nur unter dem selbstgewählten Pseudonym „Bud Spencer“ kennen.
Ich zähle zwar nicht zu seinen größten Verehrern, brauchte aber dennoch an jenem Donnerstag Ende Februar ein wenig Futter zum Lunch, um die nachmittägliche Schulveranstaltung (Arbeitsgemeinschaft „Klettern“) in der nicht weit entfernten Kletterhalle „The Rock“ gut
Geschrieben am 07.08.2024 2024-08-07| Aktualisiert am
07.08.2024
Besucht am 17.02.2024Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 48 EUR
Viel Zeit ist vergangen seitdem ich meine letzte Pizza „Mamma mia“ bei Rocco Stefanizzi in der Landauer Kramstraße genossen habe. Ich schätze mal, dass mein letzter Besuch bei den glorreichen „Holzofen-Halunken“ um den früher recht extrovertierten Pizzaiolo – heute ist er dagegen die Ruhe selbst – mit dem überdurchschnittlich leckeren Pizza- und Pasta-Repertoire fast neun Jahre her ist.
Wesentlich häufiger hat es mich währenddessen in das von seinem Bruder Marco Stefanizzi betriebene, kleine Pizzaparadies („Piccolo Paradiso“) nach Landau-Mörzheim (seit Herbst vergangenen Jahres in Impflingen) verschlagen. Dort können nämlich qualitativ absolut gleichwertige Teigfladen in deutlich gemütlicherem Ambiente genossen werden.
Und auch wenn der frühere Herd- und Ofenmeister Serafino, der dritte Stefanizzi-Bruder im Bunde, mittlerweile wieder an die alte Wirkungsstätte nach Landau zurückgekehrt ist und der gute Marco nun alleine in seinem Impflinger Lokal die Küche schmeißt, zieht es mich nach wie vor eher zu den paradiesischen Pizzen meines liebenswerten Namensvetters. Die Sympathien sind da klar verteilt, auch wenn mich der gute Rocco in der Vergangenheit bei der Qualität seiner Speisen nie enttäuscht hat.
Wer sich den alten „Rezensionsschinken“ aus dem Jahre 2015 noch einmal antun möchte, der kennt danach alle wesentlichen Details zur Geschichte dieser alteingesessenen Landauer Trattoria, die seit 1987 bei Freunden italienischer Rundbackwaren in Landau und Umgebung hoch im Kurs steht. Mittlerweile ist auch Rocco’s Sohn Domenico fester Bestandteil des Familienbetriebs. Er unterstützt seinen Vater auf freundlich-zugewandte Art und Weise beim Service.
Seit dem Umzug nach Wörth hat sich unser gastronomisches Einzugsgebiet doch stark verändert. War es früher die Nähe zur Stadt Landau und seinem Umland, die uns so manche Südpfälzer Lokalität entdecken und meistens auch wertschätzen ließ, deutet heute der kulinarische Kompass häufig gen Osten über den Rhein hinweg zur nahegelegenen Fächerstadt Karlsruhe.
Keine Frage, spielt da auch die sehr gute ÖPNV-Anbindung von und nach Wörth eine große Rolle. Warum auch soweit mit dem Auto fahren, wenn sich mit der fast vor der eigenen Haustür haltenden Straßenbahn eine solch große Auswahl an neuen Speiselokalen auf badischer Seite problemlos ansteuern lässt? Ein glücklicher Umstand, der mich beim Genuss alkoholischer Essensbegleiter gerne mal ein Weinchen (oder Bierchen) mehr trinken lässt.
Mitte Februar machten wir samstagmittags einen Familienausflug zum Landauer Zoo. Es war eine gefühlte Ewigkeit her, dass ich den hübsch angelegten Tierpark direkt neben dem Landauer Messplatz und dem angrenzenden Universitätsgelände zum letzten Mal betrat. Beim Blick auf die zum Teil neu errichteten Uni-Gebäude kamen Erinnerungen an meine wahrlich nicht besonders erfolgreiche Studentenzeit hoch. Tempi passati. Gott sei Dank…
Unser Töchterlein hatte nach der zoologischen Exkursion mit Spielplatzschwerpunkt wie so häufig Hunger auf Nudeln mit tomatisierter Hackfleischsoße. Die Pizzeria Paradiso da Marco zu Impflingen war aber leider schon komplett ausreserviert, weshalb mir spontan einfiel, bei seinem Bruder Rocco anzurufen und bei ihm einen Tisch für zwei Personen und ein Kleinkind zu erbeten.
Das klappte genauso problemlos wie der kurze Spaziergang vom Zoo in die nahegelegene Kramstraße. Den Kinderwagen stellten wir nebenan, im zur Trattoria dazugehörenden Hauseingang ab und betraten als erste Gäste des noch frühen Abends den mittlerweile wieder komplett in weiß gehaltenen Gastraum. Gastraumimpression
Keine Sorge, die Devotionalien aus der Heimat Apulien künden noch immer in der Glasvitrine gleich neben dem Eingang von der Herkunft und den Leidenschaften (Familia, Fußball, Ferrari, etc.) der Inhaber. Auch die rot-weiß-karierten Tischdecken mit dem Papierüberzug und die Bilder von James Dean und Elvis Presley an den Wänden halten nach wie vor wacker die Stellung.
Der stattliche Holzofen lief drinnen schon heiß. Ein emsiger Pizzaiolo wirbelte hinter der von einer Glasscheibe abgetrennten Pizzatheke mit viel Geschick den Teig durch die Luft, um ihn weiter auszubreiten. Das weckte natürlich das Interesse unserer Kleinen, die der Teigfladenshow aus nächster Nähe beiwohnte. Auch ich schaute dem illustren Treiben des Hefeteigakrobaten gerne zu, der mit sicherer Hand den richtigen Belagmix aus den sauber aneinander gereihten Zutatenschüsseln auf die dünnen Böden zauberte. Die übersichtlich arrangierte Pizzatheke Pizzaiolo at work
Ich wunderte mich ein wenig, dass am Pizzaofen schon Hochbetrieb herrschte, obwohl außer uns noch niemand im Lokal saß. Das klärte sich jedoch schnell auf, als diverse Abholer an der Theke vorstellig wurden und kurz darauf der hauseigene Lieferservice mit einer großen Menge in Karton gepackter Teigfladen seine Mission durch Landau und Umgebung startete. Der Bringdienst scheint sich zu lohnen, erfuhren doch die für den Außer-Haus-Verzehr etwas günstiger angebotenen Pizza- und Pastagerichte viel Zuspruch.
Im Lokal selbst ging es angenehm entspannt zu. Nach und nach verirrten sich noch ein paar weitere Gäste hierher. Da hatten wir aber längst unsere Bestellung getätigt. Eine kleine Apfelschorle (0,3l für 3 Euro) fürs Kind, eine große für meine Frau (0,4l für 4,50 Euro) und ein kleines Lord-Pils vom Fass aus dem Hause Bellheimer (0,3l für 3 Euro) stellten sich zeitnah in den Dienst der Durstlöschung.
Meine Frau setzte auf Altbewährtes und blieb ihren geliebten Rigatoni all‘Arrabiata (12 Euro) treu. Das Töchterlein durfte sich an einem gemischten Nudelsatz (Orecchiette und Casarecce) mit Hackfleischsauce (10 Euro) „bolognesieren“. Kinderpasta
Selbst für Landauer Verhältnisse empfand ich den Preis für die schmale Kinderportion ganz schön happig. Nun gut, die Pacht an der Kramstraße muss schließlich auch entrichtet werden.
Mich gelüstete es nach einer zusammengeklappten „Hand- und Hosentaschenpizza“, einer als Calzone bezeichneten Teigspezialität neapolitanischen Ursprungs, die angeblich nur erfunden wurde, um die Pizza ohne Besteck bzw. aus der Hand essen zu können. Häuptling "Gebackener Halbmond"
Mein aus Teig geformter Halbmond mit sorgsam verschlossener „Randerscheinung“ nannte sich „Pino Parisi“, kostete in der Large-Version geschmeidige 16 Euronen und zählte Tomatensauce, Mozzarella, Bolognese, Ei, Schinken, Salami und Champignons zu seinen inneren Werten. Eine mit Käse gratinierte, tadellos aufgeblähte Pizzatasche wurde mir serviert.
Gut, dass ich bei der üppigen Ration keine Vorspeise geordert hatte. Sonst wäre ihr Komplettverzehr wahrscheinlich zur Mammutaufgabe avanciert. Ansonsten erfüllte die schmackige Faltteigbackware bravourös meine kulinarischen Erwartungen. Sie überzeugte mit würzig-süffiger Füllung und einer knusprig gebackenen Hülle. Der geschmolzene Mozzarella-Käse umspielte sanft seine deftigen Gefährten. Saftig - deftig - gut!
Die gut abgeschmeckte, fruchtige Tomatensauce à la Rocco konterte die Würze von Bolo, Schinken und Salami mit angenehmer Säure. Zusammen mit dem in kleine Scheiben geschnittenen, hartgekochten Ei geriet die stramm „umami-sierte“ Einlage zur vollmundigen Angelegenheit, deren Verzehr die reinste Wohltat war. Ich fühlte mich kulinarisch in bester „geschlossener“ Gesellschaft.
Die Arrabiata-Pasta, die sich meine Gattin einverleibte, machte ihrem Namen alle Ehre und brachte ihre Papillen mächtig in Rage. Scharfe Sache!
Kritik gab es lediglich über die doch sehr übersichtlich angelegte Nudelportion. Da lagen früher deutlich mehr „al dente“ geköchelte Röhren im weißen Rund. Selbst mit den zusätzlich verzehrten Pastarelikten unserer Kleinen, die ihren Nudelteller nicht ganz schaffte, war das für meine Frau ein nicht besonders sättigendes Mahl.
Den auf der Speisenkarte abgedruckten Zusatz „Primi Piatti“ sollte man bei den Pastagerichten also eher als Aufforderung verstehen, um danach noch eine Piccata Milanese oder eine Scaloppina Gorgonzola nachzuschieben. Vielleicht beim nächsten Mal dann.
Die Trattoria gehört nach wie vor zu den helleren Sternen am Landauer Pizza- und Pastahimmel. Die Preise haben sich inflationsbedingt auf einem nachvollziehbaren Niveau eingependelt. Wer abholt oder liefern lässt, spart sich zwar ein paar Euro, muss aber auch auf die Tricks des Teigwurfprofis am Holzofen verzichten. Über das Ambiente scheiden sich hier seit vielen Jahren die Geister. Richtig gemütlich geht natürlich anders, aber das machen die Stefanizzis mit süditalienischer Gastfreundschaft wieder wett.
Als Alternative zu dem von Bruder Marco geführten Pizzaparadies in Impflingen geht das „Da Rocco“ allemal durch. Mit dem sympathischen Serafino Stefanizzi steht hier schließlich ein echter Profi am Herd. Und sein mit den Jahren etwas ruhiger gewordener Bruder Rocco gibt am Empfang den routinierten Padrone der alten apulischen Schule. Denn wer 36 Jahre lang erfolgreich in der Landauer Kramstraße am Holzofen die Stellung hält, der macht ganz viel richtig.
Viel Zeit ist vergangen seitdem ich meine letzte Pizza „Mamma mia“ bei Rocco Stefanizzi in der Landauer Kramstraße genossen habe. Ich schätze mal, dass mein letzter Besuch bei den glorreichen „Holzofen-Halunken“ um den früher recht extrovertierten Pizzaiolo – heute ist er dagegen die Ruhe selbst – mit dem überdurchschnittlich leckeren Pizza- und Pasta-Repertoire fast neun Jahre her ist.
Wesentlich häufiger hat es mich währenddessen in das von seinem Bruder Marco Stefanizzi betriebene, kleine Pizzaparadies („Piccolo Paradiso“) nach Landau-Mörzheim (seit Herbst... mehr lesen
Pizzeria-Trattoria Da Rocco
Pizzeria-Trattoria Da Rocco€-€€€Trattoria, Pizzeria0634185878Kramstr. 4, 76829 Landau in der Pfalz
4.0 stars -
"Ordentliche Pasta und saftige Calzone bei alten Bekannten" marcO74Viel Zeit ist vergangen seitdem ich meine letzte Pizza „Mamma mia“ bei Rocco Stefanizzi in der Landauer Kramstraße genossen habe. Ich schätze mal, dass mein letzter Besuch bei den glorreichen „Holzofen-Halunken“ um den früher recht extrovertierten Pizzaiolo – heute ist er dagegen die Ruhe selbst – mit dem überdurchschnittlich leckeren Pizza- und Pasta-Repertoire fast neun Jahre her ist.
Wesentlich häufiger hat es mich währenddessen in das von seinem Bruder Marco Stefanizzi betriebene, kleine Pizzaparadies („Piccolo Paradiso“) nach Landau-Mörzheim (seit Herbst
Geschrieben am 22.07.2024 2024-07-22| Aktualisiert am
22.07.2024
Besucht am 09.02.2024Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 62 EUR
Das Mittagessen beim Vietnamesen in der Karlsruher Oststadt war kaum verdaut, da stand abends bereits der nächste kulinarische Ausflug nach Fernost auf dem Programm. Diesmal hatte ich einen Tisch für zwei Personen in dem für seine authentisch zubereiteten Thaispezialitäten bekannten Restaurant Soong Hau in der Südstadt reserviert. Eine tolle Thaiküche würde man von außen nicht unbedingt vermuten...
Hier existiert seit 1929 (!) das kultige Programmkino „Schauburg“, in dem ich mir früher als Student die ein oder andere Double- bzw. Triple-Night – wer sich einmal drei Monty-Python-Filme hintereinander angeschaut hat, der gilt zumindest in Sachen englischem Humor als komplett schmerzbefreit – um die Ohren geschlagen habe.
An diesem Abend lief dort die amerikanische Tragikomödie „The Holdovers“, in der sich ein mürrischer Lehrer gezwungen sieht, seine Weihnachtsferien mit ein paar renitenten Schülern – den sogenannten „Holdovers“ (= „Überbleibsel“) – zu verbringen. Für meinen Lehrerkollegen und mich die perfekte Story, die da mit einem großartigen Paul Giamatti (bekannt aus dem humorvollen Schluckspecht-Roadmovie „Sideways“) verfilmt wurde.
Das Soong Hau liegt fußläufig knapp 5 Minuten von der „Schauburg“ entfernt. Optimal gelegen, um vor dem Film die im Netz sehr gut beleumundete Thaiküche von Choochan Duberny einmal auszuprobieren. Küchenchefin Duberny führt das Lokal zusammen mit ihrem Mann Hans-Jürgen, der sich als Serviceleiter „symbadisch“ um seine Gäste kümmert.
Kostenfreie Parkmöglichkeiten sind in der Karlsruher Südstadt ein seltenes Gut. Abhilfe schaffen da die nahegelegenen Parkhäuser des Badischen Staatstheaters und des Kongresszentrums. Wir waren mit der Straßenbahn unterwegs, was uns einen kleinen Spaziergang vom „Ettlinger Tor“ aus einbrachte.
Das Innere des Thairestaurants sah mal gar nicht asiatisch aus. Wirtshausatmo wie vor 40 Jahren
Die verklinkerten Wände, der in die Jahre gekommene Holzdielenboden und das einfache, aber keineswegs unbequeme Wirtshausmobiliar erinnerten eher an gutbürgerliche Zeiten. Die hatte der Laden wahrscheinlich vor dem Einzug der Dubernys in ausreichendem Maße erlebt.
Choohan Duberny und ihr Mann Hans-Jürgen haben den etwas aus der Zeit gefallenen Gastraum mit ein paar wenigen, auf den Fensterbänken und an den Wänden platzierten Accessoires so behutsam in Richtung Asien dekoriert, dass dies kaum auffällt.
Zum Kneipenflair passte dann auch die Wahl unserer Getränke. Mein Kollege unterstützte mit einer Flasche Rothaus Tannenzäpfle (0,5l für 4,50 Euro) die Badische Staatsbrauerei, während ich gerne zum gut gekühlten Hacker Pschorr Kellerbier aus der Bügelflasche (0,5l für 4,80 Euro) griff. Ein solch wohlgehopfter Auftakt verlangte nach ein paar deftigen Startern.
Um dieser Absicht nachzukommen, ließen wir uns zunächst eine aus dem überschaubaren Vorspeisenangebot zusammengestellte, gemischte Knusper-Platte liefern. Das in der Karte als „Soong Hau Vorspeise“ (16 Euro) bezeichnete Potpourri an gebrutzelten Asia-Snacks bestand aus einer großzügig bemessenen Portion altbekannter „Wokgefährten“. Gemischte Vorspeisenplatte für zwei hungrige Personen
Wir waren positiv überrascht. Das kross frittierte Fingerfood war anscheinend selbstgemacht und kam nicht wie leider so häufig aus dem ewigen Eis. Auch fiel es nicht besonders fettig aus, was auf sorgfältiges Entfetten (mit Gitter oder Küchenkrepp) schließen ließ. Die mit Hackfleisch gefüllten Wan Tans nannten sich hier „Giew Thod“ und krachten bei jedem Bissen. Das war nicht alles Fett, was glänzte...
Das knusprige Frittiervergnügen für zwei hungrige Cineasten wurde von zwei gängigen Saucen (süß-sauer und Erdnuss) adäquat begleitet. Dippen gehört ja schließlich zum Handwerk dazu. Die vorher mit Curry-Kokos-Marinade behandelten Satay-Spieße begeisterten mit ihrem tollen Zitronengrasaroma.
Bei den saftigen Frühlingsrollen wurden fein geschnittenes Gemüse, Mu-Err-Pilze, Hackfleisch, Glasnudeln und Sojasprossen in Filoteigblätter gepackt und dann im Wok frittiert. Das Ergebnis war zwar außen etwas bröselig, aber innen verdammt lecker.
Einziger Kritikpunkt an dieser handwerklich einwandfrei auf die Platte gebrachten Auswahl an „Knusperkeiten“ war ihre Portionsgröße. Da wären auch locker drei Personen gut vorgesättigt zu ihren Hauptgerichten übergegangen. Aber vielleicht würden diese ja etwas reduzierter ausfallen – so zumindest unsere Hoffnung nach getätigter Plattenputzaktion.
Doch das war wohl eher Wunschdenken unsererseits. Sowohl die gebratene Ente auf rotem Curry namens „Gäng Ped Nor Mai“ (20,90 Euro) meines Kollegen als auch mein gebratenes Hühnerfleisch mit Bohnen, Paprika, Pilzen, Chili und Thai-Basilikum (15,90 Euro) waren nicht gerade schüchtern portioniert. Ein echter Scharfmacher aus gebratenem Hühnerfleisch, Bohnen, Paprika, Pilzen, Chili und Thai-Basilikum
Keine Ahnung, warum ich bei der Bestellung meines „Gai Phat Gra-Pau“ leichtfertig Gaumenmut mit brennender Thaischärfe verwechselte. Eines stand bereits nach dem ersten Bissen fest: ich sollte meinen Wunsch nach Rachenfeuer übererfüllt bekommen. Aber wer sich im Soong Hau verschärfte Bedingungen wünscht, der muss auch mit den kulinarischen Konsequenzen umgehen können.
Mein Tischgenosse lobte unterdessen sein vortranchiertes, über dem roten Gemüsecurry thronendes Geflügel, das nicht nur durch seine kross gebratene Haut, sondern vor allem durch sein saftiges Fleisch überzeugte. Eine Chance auf Komplettverzehr des röschen Vogels hatte er dennoch nicht. Ente gut - alles gut!
Dafür lag einfach zu viel Entenbrust auf seiner rechteckigen Servierplatte. Außerdem war da ja auch noch das knackig gewokte Gemüse (Paprika, Bambussprossen und Thai-Basilikum), das unter dem „Asia-Adler“ in reichlich roter Currysauce badete, und zusammen mit dem separat gelieferten Duftreis auch verzehrt werden wollte.
Auch ich mühte mich nach bestem Gewissen, mein mit zupackender Sauce und diversen kleinen roten Teufelchen gewürztes Hühnerklein verputzt zu bekommen. Das "Gai Phat Gra-Pau" als Tellerportion mit Reis
Es schmeckte so viel besser als das mit angezogener Scharfbremse ein paar Stunden zuvor beim Vietnamesen servierte Curry. Bohnen, Pilze, Bambus und Paprika hatten genau den richtigen Biss. Den aromatischen Rest erledigten Knoblauch, Zwiebel, Chili und Thai-Basilikum in exakt austarierter Menge und Zusammensetzung.
Huhn und Reis traten angesichts des feurig-würzigen Arrangements eher im Hintergrund als Texturgeber mit Sättigungsfunktion auf, was nicht weiter schlimm war. Das kühle Kellerbier aus München musste die doch arg in Wallung geratenen Papillen von Zeit zu Zeit wieder etwas besänftigen. Auch der tadellos unter Dampf gekochte Duftreis sorgte für ein wenig gustatorische Entspannung am Gaumen. Keine Ahnung wie, aber ich schaffte es gerade so, diese „heiße“ Hühnerplatte gänzlich zu vertilgen.
In diesem authentischen Thailokal – durchaus vergleichbar mit dem ebenfalls auf aromatische Frische und mutige Würze setzenden Restaurant „Thai-Orchid“ aus der Adlerstraße – würde ich jederzeit wieder aufschlagen. Allerdings würde ich mich mit der „Standard-Ausführung“ bei den in der Karte als „scharf“ ausgewiesenen Speisen zufriedengeben. Allein schon um keine unnötigen Gaumenkriegsschauplätze zu eröffnen.
Auch den frisch frittierten Querschnitt durchs krosse Vorspeisenprogramm würde ich auf ein paar wenige knusprige Teigtaschen oder ein paar im Teigmantel ausgebackene Garnelen reduzieren. Denn überfuttern muss sich ja wirklich niemand.
Wer sich also vom etwas altbacken anmutenden Ambiente nicht abschrecken lässt und statt konfektionierter panasiatischer Massenware lieber ehrlich gewokte Thaiküche aus fachkundiger Frauenhand bevorzugt, dem sei das Soong Hau in der Südstadt schärfstens empfohlen.
Wie in unserem Fall lässt sich dieser anregende Abstecher nach Fernkost prima mit einem Besuch des Programmkinos „Schauburg“ kombinieren. Vielleicht schaffen es ja meine Frau und ich nach langer Abstinenz auch mal wieder, zu zweit einen Film in unserem Karlsruher Lieblingskino anzuschauen. Apropos schauen: schau’n mer mal…
Das Mittagessen beim Vietnamesen in der Karlsruher Oststadt war kaum verdaut, da stand abends bereits der nächste kulinarische Ausflug nach Fernost auf dem Programm. Diesmal hatte ich einen Tisch für zwei Personen in dem für seine authentisch zubereiteten Thaispezialitäten bekannten Restaurant Soong Hau in der Südstadt reserviert.
Hier existiert seit 1929 (!) das kultige Programmkino „Schauburg“, in dem ich mir früher als Student die ein oder andere Double- bzw. Triple-Night – wer sich einmal drei Monty-Python-Filme hintereinander angeschaut hat, der... mehr lesen
4.0 stars -
"Wer auf ehrlich gewokte Thaiküche steht, dem sei dieses Lokal schärfstens empfohlen" marcO74Das Mittagessen beim Vietnamesen in der Karlsruher Oststadt war kaum verdaut, da stand abends bereits der nächste kulinarische Ausflug nach Fernost auf dem Programm. Diesmal hatte ich einen Tisch für zwei Personen in dem für seine authentisch zubereiteten Thaispezialitäten bekannten Restaurant Soong Hau in der Südstadt reserviert.
Hier existiert seit 1929 (!) das kultige Programmkino „Schauburg“, in dem ich mir früher als Student die ein oder andere Double- bzw. Triple-Night – wer sich einmal drei Monty-Python-Filme hintereinander angeschaut hat, der
Geschrieben am 18.07.2024 2024-07-18| Aktualisiert am
18.07.2024
Besucht am 09.02.2024Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 30 EUR
Anfang Februar war meine Stimmung so richtig im Keller. Generell gehört dieser Monat nicht gerade zu meinen Favoriten im Jahreskalender, aber die unumgängliche Entscheidung, meinen knapp 18-jährigen Kater einschläfern zu lassen, machte mir ganz schön zu schaffen.
Gut, dass zu dieser Zeit das zweiwöchige Betriebspraktikum in der Jahrgangsstufe 9 stattfand und ich als betreuender Klassenlehrer dem schulischen Alltagstrott auch mal für ein paar Tage entfliehen konnte – „Endlich, ganz normale Leute!!“ –, um einige meiner in Karlsruhe verstreuten Schülerinnen und Schüler an ihren neuen Wirkungsstätten aufzusuchen bzw. zu erleben.
Es geschah an einem Freitag, an dem ich mein Tagesticket für den ÖPNV so richtig ausnutzte und mit der Straßenbahn (bzw. zu Fuß) die nahegelegene Fächerstadt unsicher machte. Mein Programm war straff, beinhaltete jedoch ein kleines Zeitfenster für ein Mittagessen. Nach dem Termin bei einem stadtbekannten Autohaus in der Gottesauer Straße, scannte ich die kulinarische Lage in der näheren Umgebung.
Gegen ein süffiges Helles im Vogelbräu sprachen meine Besuchstermine am Nachmittag, die ich selbstverständlich nicht in Bierlaune erledigen wollte. Auf Döner, Pizza & Co. hatte ich auch keine große Lust. „Die Zwiebel“, eine gemütliche Gastrokneipe um die Ecke, öffnete erst gegen Abend und das ebenfalls nicht weit entfernte Thai-Restaurant „Chiang Mai“ zog im direkten Google-Vergleich mit dem direkt an der Ecke Gottesauer-/Ostendstraße ansässigen Viet Aroma um drei Zehntel den Kürzeren. Von außen eher unscheinbar...
Warum nicht mal wieder zum Vietnamesen? So mein Gedanke als ich die paar Stufen zur Eingangstür nahm und mich sogleich in dem rustikal eingerichteten Gastraum des Lokals befand. Es war angenehm ruhig in dem stimmig beleuchteten Eckrestaurant. Genau das richtige Ambiente, um für eine knappe Stunde bei erwartbarer Asiakost ein wenig zu entspannen.
Eine junge Dame asiatischer Herkunft nahm mich freundlich in Empfang und hieß mich auf einer der unbequemen Holzbänke Platz zu nehmen. Auf Sitzkomfort schien man hier keinen besonderen Wert zu legen. Viel Holz, wenig Sitzkomfort
Nun denn, ich hatte ja auch nicht vor, allzu lange zu verweilen. Dennoch hatte ich genügend Zeit, um mir die Szenerie dieses mit moderner vietnamesischer Küche werbenden Restaurants etwas genauer anzuschauen.
Erster Blickfang war die von Lampions erleuchtete Theke zu meiner Linken. Darauf befanden sich flaschenweise Alkoholika, die für die in der Getränkekarte gelisteten Longdrinks gebraucht wurden. Blick zur alkoholbeladenen Theke
Das vielfältige Angebot an Hochprozentigem überraschte mich schon. Die von dunkel gestrichenen, groben Holzbalken durchzogene Decke kontrastierte farblich mit den beigefarbenen Wänden.
Das kantige Holzmobiliar passte zum nüchternen Ambiente des Gastraumes, dessen Schlichtheit anscheinend zum Konzept gehörte. Dankenswerter Weise wurde auf überflüssige Deko und Folklore weitgehend verzichtet und dennoch holte mich dieses karge Setting nicht so recht ab. Da ist mir eine bequeme Sitzgelegenheit dann doch lieber als die gelebte, vietnamesische Gastrofunktionalität.
Das zeitnah überbrachte Speisen- und Getränkeangebot steckte auf einem Klemmbrett. Drei Mittagsgerichte wurden zusätzlich zum banalen Pho-Bun-Bowl-Programm – kennste einen, kennste alle! – offeriert. Das mitgelieferte Körbchen mit den staubtrockenen Krabbenchips blieb wie immer unangetastet. Die dünnen, südostasiatischen Styropor-Cracker waren noch nie mein Ding. Styropor-Chips zum Klemmbrett
Ich war in regelrechter Vorspeisenlaune und orderte mit den Gyoza-Teigtaschen (5,50 Euro) und den hausgemachten Nem-Frühlingsrollen (5,50 Euro) gleich zwei Vorabgerichte aus der Fritteuse. Diesen sollte das Chicken Curry (11,90 Euro) von der Mittagskarte folgen. Ein frisch aufgegossener Ingwer-Tee (3,80 Euro) mit Limette, Kumquat, Minze und Zimt wurde dem Ganzen wärmend vorausgeschickt. Vor dem fettigen Fingerfood konnte ein flüssiger Gesundstart nicht schaden.
Die fünf frittierten, mit Hühnerfleisch und Gemüse gefüllten Gyoza wurden zeitgleich mit den drei Nem serviert. Zwei Vorspeisen aus dem Fettbad
Bei Letzteren hatte ich mich für die mit Schweinefleisch zubereitete Variante entschieden. Beide Starter wurden mit der gleichen süß-sauren Dipsauce geliefert. Und auch wurden sie beide mit dem „Teriyaki-Segen“ aus der Quetschflasche bedacht. Knusprige Nem mit Teriyaki-Verzierung
Im Inneren der kross frittierten Reispapierrollen tummelten sich neben dem kleingehäckselten Fleischanteil noch Glasnudeln, Morcheln, Mu-Err-Pilze und Karotten. Die Nem im Detail
Die knusprigen Nem bescherten mir einen durchaus schmackhaften Einstieg ins Mittagessen. Ihr Fettgehalt verstärkte diesen Eindruck nicht unerheblich. Die dazu gereichte, süße Chilisauce hätte ruhig noch etwas schärfer ausfallen dürfen. Diese begegnete meinem Gaumen mit zu viel asiatischer Zurückhaltung.
Es ist mir nach wie vor ein Rätsel, wie man frittierte Teigtaschen ohne Verbrennungen am Gaumen verputzt bekommt. Vielleicht sollte ich sie beim nächsten Mal vor dem Verzehr mit dem Messer halbieren und auskühlen lassen. Ach diese Dumplings....
Die heiße Gyoza-Füllung sorgte nämlich einmal mehr für bleibenden Eindruck im Mundraum. Dennoch gehören diese kleinen Asia-Mauldäschle sowohl im gedämpften als auch im frittierten Zustand zu meinen absoluten Favoriten in Sachen Stäbchenkost. Frittierte Gyoza mit Huhn-Gemüse-Füllung
Gut vorgesättigt ging es dann ans „Eingewokte“. Das in der Mittagskarte als mariniert ausgewiesene Hühnerfleisch entpuppte sich als vortranchiertes „Panierstück“. Chicken Curry von der Mittagskarte
Nach den beiden Grüßen aus der Fritteuse tat ich mir mit dem ebenfalls in Fett gebratenen Huhn etwas schwer. Das war mir dann doch des Knusprigen zu viel an diesem Freitagmittag. Die Kokos-Curry-Sauce war gut abgeschmeckt, hätte aber durchaus etwas mehr „Wumms“ vertragen.
Warum man bei süffigen Currygerichten den Salat mit auf den Teller geben muss, wird wohl das Geheimnis der Südostasiaten bleiben. Salat in Currysauce...muss das sein?
Ich mag dieses „Gemansche“ nicht. Die angemachten Salatblätter und die stückig geschnittenen Tomaten vertrugen sich nicht wirklich mit der heißen Currysauce. Das darin badende Gemüse (Zucchini, Karotte, Brokkoli und Co.) ging soweit in Ordnung. Nur etwas knackiger hätte der vegetabile Anteil meines Chicken Currys ausfallen dürfen. Unter einem Chicken Curry stelle ich mir eigentlich etwas anderes vor....
Aber da war ja noch das obligatorische Stroh vom Daikon-Rettich, der ein wenig Frische auf den Teller brachte. Was die großzügig über mein Hühnerschnitzel gequetschte Teriyaki-Sauce sollte, entzog sich dann wiederum meiner kulinarischen Kenntnis. Einen geschmacklichen Mehrwert stellte die süße Pampe jedenfalls nicht dar. Der zu einem Kegel geformte, gar nicht mal so pappige Duftreis stellte sich ohne nennenswerte Gaumeninformation in den Dienst der Sättigung, die infolge meiner reichen Vorspeisung dann auch ziemlich schnell erreicht war.
Gut gesättigt und halbzufrieden verließ ich den currykochenden Teigtaschen-Vietnamesen und nutzte die Länge der Durlacher Allee zum Verdauungsspaziergang. Wer sich an den üblichen Verdächtigen panasiatischer Vietnamkost erfreut und Soßen aus der Quetschflasche nicht scheut, kann hier bedenkenlos einkehren. Nur sollte man sich bei länger geplanter Verweildauer ein Sitzkissen von daheim mitbringen, um seinen Allerwertesten zu schonen.
Dass ich mich ein paar Stunden später zusammen mit einem Kollegen in der Karlsruher Südstadt an scharfer Thaiküche erfreuen durfte, ging als panasiatische Gerechtigkeit vor dem Kinobesuch durch. Und auch von diesen verschärften Bedingungen in Sachen Asiakost werde ich selbstverständlich berichten.
Anfang Februar war meine Stimmung so richtig im Keller. Generell gehört dieser Monat nicht gerade zu meinen Favoriten im Jahreskalender, aber die unumgängliche Entscheidung, meinen knapp 18-jährigen Kater einschläfern zu lassen, machte mir ganz schön zu schaffen.
Gut, dass zu dieser Zeit das zweiwöchige Betriebspraktikum in der Jahrgangsstufe 9 stattfand und ich als betreuender Klassenlehrer dem schulischen Alltagstrott auch mal für ein paar Tage entfliehen konnte – „Endlich, ganz normale Leute!!“ –, um einige meiner in Karlsruhe verstreuten Schülerinnen und... mehr lesen
Viet Aroma Restaurant
Viet Aroma Restaurant€-€€€Restaurant072147002287Gottesauer Straße 19, 76131 Karlsruhe
3.0 stars -
"Gefällige Mittagsrast beim currykochenden Teigtaschen-Vietnamesen" marcO74Anfang Februar war meine Stimmung so richtig im Keller. Generell gehört dieser Monat nicht gerade zu meinen Favoriten im Jahreskalender, aber die unumgängliche Entscheidung, meinen knapp 18-jährigen Kater einschläfern zu lassen, machte mir ganz schön zu schaffen.
Gut, dass zu dieser Zeit das zweiwöchige Betriebspraktikum in der Jahrgangsstufe 9 stattfand und ich als betreuender Klassenlehrer dem schulischen Alltagstrott auch mal für ein paar Tage entfliehen konnte – „Endlich, ganz normale Leute!!“ –, um einige meiner in Karlsruhe verstreuten Schülerinnen und
Geschrieben am 15.07.2024 2024-07-15| Aktualisiert am
15.07.2024
Besucht am 01.02.2024Besuchszeit: Abendessen 5 Personen
Rechnungsbetrag: 229 EUR
Seit etwas über einem Jahr ist die Karlsruher Weststadt um eine außergewöhnliche italienische Einkehradresse reicher. Roberta Burattin und ihr Mann Marko Tellan, die zuvor über zehn Jahre lang ein Café am Domplatz von Verona betrieben hatten, eröffneten im Juni letzten Jahres ihr mit klarer Anweisung an die Gäste betiteltes Lokal, das nicht auf den längst ausgetretenen Pizza- und Pastapfaden wandelt, sondern etwas abseits jener, mit authentischer Küche aus ihrer Heimatregion aufwartet.
Diese kleine Entdeckung wollte ich nicht für mich behalten und da Anfang Februar endlich wieder ein Treffen unseres Wörther Schlemmerzirkels anstand, fuhr ich an einem Donnerstabend mit meinen vier Gaumenkomplizen im Gefolge per Straßenbahn in den derzeit kulinarisch interessantesten Teil der Fächerstadt. Einer Ecke, in der sich „Margarete“ manchmal die „Sein“sfrage stellt ohne dabei „Stilbruch“ zu erleiden.
Genauer gesagt fuhren wir mit der S5 bis zur Haltestelle Mühlburger Tor, um von dort die restlichen paar Meter zu Fuß zurückzulegen. Ein kurzer Blick durch die hohe Fensterfront verriet uns, dass ein Erscheinen ohne vorherige Reservierung an diesem Abend wohl zwecklos gewesen wäre. Es war gut was los in dem hell erleuchteten Lokal in der Goethestraße. Hier gehts "zu Tisch!" Außenansicht am Abend
Nach kurzer, aber freundlicher Begrüßung durch Inhaber und Servicechef Marko Tellan durften wir es uns im vorderen Gastraum gleich rechts neben der Eingangstür gemütlich machen. Im gleichen Raum, nur durch eine mannshohe Trennwand abgegrenzt, befand sich übrigens auch die Küche von Roberta Burattin. Gleich daneben kam ein etwas improvisiert wirkender Thekenbereich vor einer dekorativen, mit Wein und anderen italienischen Spezialitäten ausgestatteten Regalwand zum Vorschein. Blick zur Spezialitäten-Theke
Über ein paar Stufen ging es hinauf zum eigentlichen Hauptgastraum, der bis auf den letzten Platz gefüllt war. In jenem standen die Tische sehr dicht beieinander. Insofern waren wir dann doch froh, dass wir im unteren, deutlich ruhigeren Abteil saßen. Den beiden Pärchen an den benachbarten Bistrotischen ging es vielleicht ähnlich. Ihre Zweisamkeit wurde lediglich von fünf geschwätzigen Pfälzern gestört, was sie jedoch erstaunlich gelassen hinnahmen. Vielleicht tun wir dem gemeinen Karlsruher ja doch manchmal Unrecht…
An die hohe Luftfeuchtigkeit im Raum mussten wir uns anfangs erst ein wenig gewöhnen. Anscheinend funktionierte der Abzug nicht ganz einwandfrei. Da aber nichts in Fett gebraten oder gebacken wurde, duftete es angenehm nach mediterraner Küche. Das machte Appetit, den die Lektüre des übersichtlich angelegten Speiseprogramms noch zu steigern wusste.
Das Angebot an Speisen unterschied sich nämlich deutlich von der üblichen Pizza- und Pastakollektion des Standarditalieners „um die Ecke“. Wer hier Pizza Hawaii oder Pasta mit Sahnesoße erwartet, wird herbe enttäuscht das Weite suchen. Auch für schwer zu sättigende Freunde riesiger Nudelportionen oder wagenradgroßer Teigfladen wäre das hier stimmig umgesetzte „Klein-Aber-Fein-Konzept“ keine Option, um ihr auf Masse ausgelegtes (Fr)Essverhalten zu befriedigen.
Nein, im „A Tavola!“ gelten andere Regeln, die auch den obligatorischen Pizzakarton zur Mitnahme des übriggebliebenen Viertels obsolet machen. Die erste Seite der Speisenkarte gibt Aufschluss über die Philosophie der Betreiber, die das gemeinsame Verkosten in den Vordergrund rücken. Auf eine Unterteilung in Vor- und Hauptspeisen wird dabei bewusst verzichtet.
Die Idee, dass man sich auf neue Geschmackserlebnisse einlässt und diese dann am Tisch miteinander teilt, wird bereits mit den auf langen Holzbrettern angerichteten Wurst- und Käsespezialitäten konsequent verfolgt. Die mit feinsten Metzgerei- und Molkereierzeugnissen aus der Heimat des Betreiberpaares – man bezieht fast alles vom renommierten Delikatessenhändler Corrado Benedetti aus Sant'Anna D'Alfaedo (nördlich von Verona) – bestückten Genussbretter für eine, zwei oder drei Personen bilden quasi das kulinarische Aushängeschild des sympathischen kleinen Ristorantes, das von seinem Flair her auch locker als mediterranes Feinkost-Bistro durchgehen könnte.
Auch die handgefertigte Pasta stammt aus Italia, genauer gesagt aus einer kleinen Manufaktur in Valeggio westlich von Verona. Es gibt sie mit Pecorino, Ricotta-Käse oder geschmortem Rindfleisch („Al Brasato“) gefüllt auf der Standardkarte. Bei den wöchentlich wechselnden Empfehlungen gab es sie auch in Kombination mit schwarzem Trüffel und Artischocken. Für den italo-affinen Redundanzesser hatte man eine Lasagne alla Bolognese im Repertoire. Freunde überbackener Auberginen durften sich an einer Parmigiana di Melanzane erfreuen.
Das Carne Sala, ein trocken mariniertes und in einer Salzlake mit Kräutern gepökeltes Stück aus der Rinderhüfte, kommt hier dünn aufgeschnitten mit eingelegten Artischocken, Parmesanflocken, Balsamico und nativem Olivenöl aus den Veroneser Hügeln sowie etwas Rauchsalz und rosa Pfeffer aufs Porzellan. Schade, dass an unserem Besuchsabend dieses außergewöhnliche Rindercarpaccio aufgrund der großen Nachfrage nicht mehr verfügbar war. Wir hätten es nur zu gerne probiert.
Bei den Getränken waren wir uns schnell einig. Bald perlte ein gut gekühltes Mineralwasser der Marke Teinacher (0,75l für 6,50 Euro) in unseren Gläsern. Die Biertrinker in unserer Runde wurden mit süffigem Hellen aus dem Hause Hoepfner (0,33l für 4 Euro) versorgt. Ehrlich - süffig - badisch!
Mir war an diesem Abend auch eher nach einem kühlen Blonden zumute, obwohl mich der sehr günstig angebotene, reinsortige Vermentino aus dem Hause Allegrini namens „Solesole“ (30 Euro die Flasche) schon reizte. Zusammen mit einem weinaffinen Trinkgenossen hätte ich ihn mir durchaus gefallen lassen.
Auf unserer aus ein paar aneinandergereihten Bistrotischen bestehenden Tafel wartete poliertes Edelstahlbesteck aus dem Hause Broggi auf seinen ersten Arbeitseinsatz des Abends. Dieser ließ nicht lange auf sich warten, hatten wir uns doch dazu entschieden, mit der „Tagliere Gourmet“ für 3 Personen (40 Euro) möglichst vielfältig in den Abend zu starten.
Da diese vom Umfang her auch locker vier hungrige „Anti-Pastoren“ gut vorsättigen würde, kam lediglich noch ein aus Büffelmozzarella aus Kampanien, Tomatenscheiben und Basilikum-Pesto bestehender „Edel-Caprese-Salat“ (16 Euro) hinzu. Dieser mit qualitativ gutem Olivenöl und etwas altem Balsamico verfeinerte Frischeteller schmeckte dem Vesperplattenvermeider am Tisch ganz ausgezeichnet. Der hierfür verwendete, sanft-cremige Büffelmozzarella rechtfertigte den etwas höheren Preis allemal. Caprese von "die Buffel"
Dann wurde in Tischmitte das schmale, dafür aber umso längere Spezialitätenbrett platziert. Das volle Gourmet-Brett vorweg
Wir waren sowohl von der großen Auswahl an norditalienischen Käse- und Wurstpreziosen als auch von deren Präsentation begeistert. Unter den vielen dünn aufgeschnittenen Scheiben wartete feinste Charcuterie auf flinke Finger, um die ins Körbchen gesperrten Baguette-Scheiben zu adeln. Mein Favorit war die Coppa Deavina, ein geräucherter, in Amarone della Valpolicella gereifter Schinken aus dem Schweinenacken. So zart, so angenehm würzig und so wohlriechend! Charcuterie vom Feinsten
Aber auch der milde Rohschinken, ein ganz famoser Prosciutto Crudo Riserva mit toller Maserung, konnte durchaus was. Prosciutto Crudo Riserva neben eingelegten Artischocken und Zucchini
Von der Mortadella aus Bologna und der Soppressa dello Schioppo, einer traditionellen venezianischen Salami, ganz zu schweigen. Schade nur, dass es die auf der Karte angekündigte, mit Kräutern (Rosmarin, Wacholder) gewürzte Porchetta (=Spanferkelrollbraten) nicht auf die Platte geschafft hatte. Mit dem nur leicht geräucherten, aber dafür gut gepfefferten Guanciale-Speck wurde jedoch adäquater Ersatz geliefert.
Zu diesem deftigen Wurstreigen gesellten sich noch vier verschiedene Käsesorten, die alle schon in kleine handliche Stücke zerteilt waren, hinzu. Zum kräftigen Pecorino canestrato wäre mir ein Gläschen Amarone gerade Recht gewesen. Dieser hätte auch zum Nascondino, einem mit Birnensud eingeriebenen, gut gereiften Kuhmilchkäse, gepasst. Tagliere Gourmet (linker Rand) mit Käseschwerpunkt
Mit dem in Amarone della Valpolicella gereiften „Formaggio Vaccino“ hätte der aus getrockneten Trauben gekelterte Spitzenwein aus Venetien natürlich auch hervorragend korrespondiert, keine Frage. In Amarone gereifter Kuhmilchkäse und Mortadella aus Bologna
Der farblich etwas hellere, herrlich zarte Caprinotta, ein eher milder Ziegenkäse aus der Lombardei, gefiel einem der Plattenputzer besonders gut in Kombination mit den in Essig-Öl eingelegten, sonnengetrockneten Zucchini aus der apulischen Einweckmanufaktur „I Contadini“ und den süß-sauer marinierten Artischocken und Oliven.
Auch ein paar weiße Trauben, ein kleines Schüsselchen mit getrockneten Tomaten sowie eine mit Birnen und Walnüssen verfeinerte Senfsoße tummelten sich unter den mit Bedacht gewählten Beigaben zu gutem Käse und noch besseren Wurstwaren. Da konnte sich jeder nach Herzenslust bedienen und sich ungeniert durchfuttern. Auf der reich belegten Tagliere war nämlich für jeden Geschmack etwas dabei.
Schön, dass uns diese aus tollen Produkten zusammengestellte Antipasti-Platte so viele unterschiedliche Geschmackserlebnisse bot. Dass sie – ganz nebenbei auch noch – den ersten Hunger auf abwechslungsreiche Art und Weise in die Schranken wies, machte sie zu einer perfekten Vesperei unter kulinarischen Komplizen. Selbst der Caprese-Kumpel, der hin und wieder etwas davon naschte, hob begeistert den Daumen.
Gut vorgesättigt warteten wir auf unsere Hauptgänge, bei denen wir es mit geschichteten bzw. gefüllten Teigwaren zu tun hatten. Drei von uns hatten sich nämlich für die Lasagne alla Bolognese (18,50 Euro) entschieden, während sich das Tortellini-Duo auf seine handgefertigten, mit leckerer Fleischfüllung versehenen Miniteigtaschen in Ringform freute. Ihre Tortellini di Valeggio (18 Euro) wurden übrigens in aromatisch duftender Salbeibutter serviert und sahen genauso klasse aus wie sie schmeckten. Tortellini di Valeggio in Salbei-Butter
Mich hatte die Lust auf eine handwerklich tadellos aus dem Ofen geholte Lasagne zum italienischen „Al-Forno-Klassiker“ greifen lassen. Lasagne alla Bolognese wie sie sein soll!
Kein Fehler, wie sich bald herausstellen sollte. Die mit ordentlich Gemüseeinlage geköchelte Hackfleischsauce hatte auch den ein oder anderen Schluck Rotwein gesehen. Das lieferte willkommene Säureakzente. Die mit subtiler Muskatnuss-Note ausgestattete Bechamelsauce kontrastierte die gehaltvolle Bolo auf sanft-cremige Art und Weise. Leckerschmecker-Nudelblätter!
Der Star zwischen den Nudelblättern war aber eindeutig der geschmolzene Käse. Seine Aromatik sorgte im Wesentlichen dafür, dass dieses schon so oft genossene, italienische Gratiniergericht nicht ins Profane abrutschte und so eine eigene, unverschämt leckere Note bekam. Die auf anderen Portalen oft bemängelte Portionsgröße war für mich völlig ausreichend. Hätte ich mir jedoch zu Beginn keine Vesperplatte geteilt, wäre wohl noch ein zweiter Nudelteller nötig gewesen, um einigermaßen gesättigt vom „Tavola“ zu gehen.
Um in puncto Kalorienschwere komplett auf Nummer sicher zu gehen, gönnte ich mir noch eine tadellos gebackene „Torta della Nonna“ (7 Euro) mit Sahne und Schokosauce zum süßen Abschluss. Nicht nur Großmutters Lieblingskuchen
Allein wegen ihrer unwiderstehlichen, von Zitronenabrieb aufgefrischten Vanille-Crème bereitete mir diese toskanische Traditionsbackware par excellence große Freude. Aber auch der sie umhüllende, saftige Mürbeteig mit gerösteten Pistazien wusste durchaus zu gefallen.
Ähnlich zufrieden äußerte sich auch der Kollege zu meiner Rechten, der sich das hausgemachte Tiramisu (8,50 Euro) auf der Zunge zergehen ließ. Beeindruckendes Tiramisu
Ein Probierlöffel(biskuit) davon bestätigte meinen Verdacht: den Dessertklassiker hätte auch mein Lieblingsitaliener in der Pfalz nicht besser in Kaffee ertränkt bekommen.
Apropos Kaffee: einer am Tisch zog den reinen Koffeingenuss vor und orderte seinen obligatorischen Wachmacher zum Digestif. An seinem Caffè americano (4 Euro) hatte er wenig auszusetzen. Caffè americano per il Presidente
Genauso wenig wie die mir gegenübersitzende Schnapsdrossel, die sich an 4cl vom Grappa di Amarone (9 Euro) delektierte. Wie mir versichert wurde, war dieser Traubentrester ein ganz „foines Dröbbsche“ und seinen – zugegeben nicht gerade geringen – Preis absolut wert.
Wer jedoch bereit ist, für gute Qualität und liebevolle Zubereitung ein paar Euro mehr auszugeben, ist im „A Tavola!“ genau richtig. Für auf Masse ausgerichtete Kostgänger, die sich lieber mit günstiger Pizza und Allerweltspasta in tellerfüllenden Bahnen bewegen, wird wohl der Erstbesuch auch gleichzeitig der letzte sein.
Unserem Wörther Futterclub gefiel das etwas andere italienische Konzept von Roberta Burattin und Marko Tellan richtig gut. Wer so auf Qualität setzt und beim Kochen so viel Amore walten lässt, der versteht es auch, seine Gäste glücklich zu machen. Und glückliche Gäste zahlen gerne den einen oder anderen Euro mehr für diesen Aufwand und die verwendeten Preziosen aus Venetien.
Seit etwas über einem Jahr ist die Karlsruher Weststadt um eine außergewöhnliche italienische Einkehradresse reicher. Roberta Burattin und ihr Mann Marko Tellan, die zuvor über zehn Jahre lang ein Café am Domplatz von Verona betrieben hatten, eröffneten im Juni letzten Jahres ihr mit klarer Anweisung an die Gäste betiteltes Lokal, das nicht auf den längst ausgetretenen Pizza- und Pastapfaden wandelt, sondern etwas abseits jener, mit authentischer Küche aus ihrer Heimatregion aufwartet.
Diese kleine Entdeckung wollte ich nicht für mich behalten... mehr lesen
Ristorante A Tavola!
Ristorante A Tavola!€-€€€Restaurant015231417360Goethestraße 23, 76135 Karlsruhe
4.0 stars -
"Wenn Roberta und Marko zu Tisch bitten, dann tun sie das mit ganz viel Amore!" marcO74Seit etwas über einem Jahr ist die Karlsruher Weststadt um eine außergewöhnliche italienische Einkehradresse reicher. Roberta Burattin und ihr Mann Marko Tellan, die zuvor über zehn Jahre lang ein Café am Domplatz von Verona betrieben hatten, eröffneten im Juni letzten Jahres ihr mit klarer Anweisung an die Gäste betiteltes Lokal, das nicht auf den längst ausgetretenen Pizza- und Pastapfaden wandelt, sondern etwas abseits jener, mit authentischer Küche aus ihrer Heimatregion aufwartet.
Diese kleine Entdeckung wollte ich nicht für mich behalten
Geschrieben am 06.07.2024 2024-07-06| Aktualisiert am
06.07.2024
Besucht am 28.01.2024Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 162 EUR
Anlässlich meines runden Geburtstages eine Woche zuvor kamen wir Ende Januar im kleinen familiären Kreis zusammen, um gemeinsam einen schönen Abend bei italienisch akzentuierter Heimatküche zu verbringen. Italien meets Pfalz?! Ja, warum eigentlich nicht! Lassen sich doch beiden Küchen durchaus deftige Seiten abgewinnen.
Unser Ziel war das aus dem einstigen Tabakdorf Hayna (bei Herxheim) nicht mehr wegzudenkende Traditionsgasthaus „Zur Krone“, dessen gastronomische Geschichte bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht und das sich mittlerweile zu einem beeindruckenden 4-Sterne-Superior-Hotel-Komplex entwickelt hat.
Für die dort seit vielen Jahren fest verankerten „Pfälzer Stuben“ hatten wir zu Weihnachten von meinem Vater einen Schlemmergutschein geschenkt bekommen. Da passte es ganz wunderbar, dass meine Schwester und ihr Mann an jenem Wochenende ein Arrangement (eine Übernachtung mit Frühstückslunch und abendlichem 3-Gang-Menü) in der „Krone“ gebucht hatten und wir uns für das Abendessen einfach andocken konnten. Um die Reservierung eines Familientischs für 6 Personen plus Kleinkind mussten wir uns also auch nicht kümmern. Das erledigte dankenswerter Weise meine Schwester.
Unser letzter Besuch lag schon wieder anderthalb Jahre zurück. Damals saßen wir zusammen mit meiner Mutter an einem sommerlich warmen Feiertag Mitte Juni (Fronleichnam) auf der hübsch angelegten Terrasse und genossen Kalbsbäckchen bzw. Black Tiger Garnelen an Taglioni. Meine Frau Mama kümmerte sich liebevoll um unser Töchterchen und erkundete mit ihr so ziemlich jede Ecke des malerisch angelegten Hotelgartens.
„Ach und könnte ich doch nur ein einz'ges Mal die Uhren rückwärts drehen…“ (Zitat aus dem Lied „Kein Zurück“ des deutschen Synthiepop-Duos Wolfsheim, 2003).
Nun, sie lassen sich leider nicht zurückdrehen und so saßen wir an jenem Sonntagabend ohne die beste Oma aus der Pfalz in der gemütlichen, holzvertäfelten Gaststube, die mit ihrem rustikal-gediegenen Charme und den im zünftigen Dirndl agierenden Servicedamen für die Dauer von rund zwei Stunden unser kulinarisches Zuhause darstellte. Blick in die gute alte Pfälzer Stube
Das behagliche Ambiente dieser besseren Heimatstube holt mich bei jedem Besuch auf sehr wohltuende Art und Weise ab. Ein Wellnesstrip für Gaumen, Geist und Seele. Erinnerungen an genussvolle Abende kultivierter Gastlichkeit. Hier durfte ich in der Ära von Sternekoch Karl-Emil Kuntz, dem jahrzehntelangen Aushängeschild der gehobenen Pfalzküche, erste Gourmet-Erfahrungen sammeln.
Dieser musste im Sommer 2018 aus gesundheitlichen Gründen seinen Küchendienst quittieren bzw. die Kochjacke an den Nagel hängen. Seine jüngste Tochter Erika und ihr Mann Fabio Daneluzzi leiten seitdem die Geschicke dieser weit über die Grenzen der Südpfalz bekannten, sehr komfortablen Wellness- und Genussenklave im malerischen Fachwerkdorf Hayna südlich von Herxheim.
Der heutige Chefkoch Fabio Daneluzzi stand bereits zwischen 2012 und 2016 in der Kronenküche am Herd, damals allerdings noch als Lernender. Oft genug konnte er dabei Karl-Emil Kuntz über die Schulter gucken und nicht nur die Basics, sondern auch die Feinheiten einer ambitioniert vorgetragenen Pfalzküche mit internationalen Einflüssen verinnerlichen.
Nun gibt er seit sechs Jahren den kulinarischen Takt im einstigen „Zweitlokal“, den Pfälzer Stuben, vor und hat scheinbar einen Weg gefunden, seine italienischen Wurzeln mit den Stärken der deftigen Pfalzküche zu kombinieren. Von der Idee, noch zusätzlich eine Gourmetabteilung zu bespielen – wie das früher mit dem besternten „Kronen-Restaurant“ der Fall war – musste man sich auch aufgrund der angespannten Personalsituation schnell verabschieden.
Als mittlerweile zweifacher Familienvater eine absolut nachvollziehbare Entscheidung. Seitdem kann er sich voll auf die kulinarische Weiterentwicklung dieser alteingesessenen Pfälzer Geschmacksbastion konzentrieren und ihm mit behutsam eingestreuten italienischen Momenten eine eigene, neue Handschrift verleihen.
Der im Zuge der Corona-Schließungen begonnene, konzeptionelle Umbruch wurde von vielen Abholern gewürdigt bzw. gelobt. Die selbstgemachte Pasta und die wohl beste neapolitanische Pizza der Südpfalz sorgten in dieser schweren Zeit für seltene italienische Glücksmomente auf den Tellern daheim. Rückblickend könnte man sagen: die „Krone“ kann auch Krise!
Ein Anfang war gemacht und die umsichtige Einbindung italienischer Geschmacksbilder nahm dem wie festzementiert wirkenden Speisenprogramm des altehrwürdigen Hauses nach und nach das Ewiggestrige.
Zwar haben ein paar Gerichte aus der Zeit seines früheren Lehrmeisters Karl-Emil Kuntz überlebt – das Pfälzer Rumpsteak, die Rinderroulade und die geschmorten Kalbsbäckchen sind hier einfach nicht wegzudenken –, aber selbst diese „Kronenklassiker“ leugnen nicht die Herkunft ihres neuen Küchenchefs.
So stammt beispielsweise das Fleisch für die Rumpsteaks aus dem Rücken des porzellanweißen, toskanischen Chianina-Rinds, einer der ältesten und edelsten Rinderrassen weltweit. Die Rinderroulade bringt Daneluzzi mit Pancetta, Gurkenfüllsel und Schmorzwiebeln augenzwinkernd „à la Carbonara“ auf den Teller. Und auch das Focaccia-Saumagen-Duett hätte man so bei seinem Vorgänger wahrscheinlich nicht serviert bekommen.
Bei unserer Einkehr Ende Januar konnte man sich aus dem im Gegensatz zu früher angenehm verschlankten Speisenangebot entweder sein Wunschmenü in drei oder vier Gängen (59 bzw. 69 Euro) zusammenstellen oder die Gerichte einzeln „à la carte“ ordern.
Weintrinker dürfen sich nach wie vor am gesammelten „Flaschenwerk“ in Telefonbuchdicke erfreuen. In diesem außerordentlichen Katalog enzyklopädischen Umfangs sind wirklich alle großen Namen der Pfalzweinszene versammelt. Aber auch die Kreszenzen aufstrebender Jungwinzer lassen sich darin entdecken. Um die Suche nach dem passenden Tropfen für den weniger lesefreudigen Gast zu erleichtern, hat man zusätzlich ein paar ausgewählte Weinempfehlungen gelistet.
Vom einfachen Riesling QbA aus dem VDP-Hause Münzberg (Landau-Godramstein) bis hin zur gut abgehangenen Rotwein-Cuvée „Dry aged“ vom Weingut Metzger (Grünstadt-Asselheim) bot die auf eine DIN-A4-Seite passende Auswahl einen abwechslungsreichen Querschnitt durch die Pfälzer Weinlandschaft – und das für jeden Geldbeutel.
Da saßen wir nun in dem ländlich-elegant eingerichteten Gastraum zwischen holzverkleideten Wänden und genossen das stimmungsvoll ausgeleuchtete Ambiente – Kerzenlicht, gedimmte Deckenstrahler und nostalgische Wandleuchten sorgten für angenehme „Lichtblicke“ – der guten Stube des Hauses.
Auf den in weißes Leinen gehüllten Tischen ging es wie immer klassisch kultiviert zu. Zeitlos gepflegte Tafelkultur
Dabei fielen zu allererst die latent anachronistisch anmutenden Untersetzer aus Zinn ins Auge. Auf diesen kreisrunden Überbleibseln aus der Kuntz-Ära lagen sauber gefaltete Stoffservietten sowie eine kleine Karte mit diversen Aperitif-Empfehlungen. Neben den massiven Zinnscheiben glänzte silbern das Dreifachbesteck. Da durften auch das Brottellerchen samt Streichmesser und die auf Hochglanz polierten Wasser- und Weinkelche nicht fehlen.
Auch zwei mit Sauerteig angesetzte, hausgebackene Brotsorten (Focaccia und Roggenmischbrot) warteten bereits samt Kräuterdip in dekorativen Holzschüsseln auf die hungrige Meute. Mit ein paar deftigen Salami-Schinken-Pizzette (12 Euro) – guter, aber etwas zu süßer Mürbeteig – von der Aperitif-Karte und den drei (früher waren es sechs) Köstlichkeiten zum Amuse kamen wir dem ersten Hunger gut bei. Pizzette mit Salami und Schinken als Appetizer
Bei diesen seit vielen Jahren zum Standardrepertoire zählenden Gaumenkitzlern erfreut mich das delikat gewürzte Saumagenwürstchen auf Champagnerkraut jedes Mal aufs Neue. Die wohl berühmteste Saumagen-Miniatur der Pfalz
Aber auch das aufgeschäumte Gemüsesüppchen mit kross gebratenen Speckwürfeln wusste durchaus zu gefallen. Drei kleine Köstlichkeiten zur Einstimmung
Beherzt abgeschmeckt, war das ein erster schaumig-dichter Fingerzeig, wohin uns die kraftvoll-zupackende Aromenreise an diesem Abend führen würde. Ihre subtile Schärfe wurde von straffer Säure gut gekontert. Da waren die Papillen erstmals so richtig gefordert.
Gut, dass da die dritte Petitesse dieses wohldurchdachten Amuse-Reigens, eine mit leichter Tomaten-Mozzarella-Crème veredelte Mürbeteig-Tartelette, in Sachen Aromenfülle ein wenig den Fuß vom Gas nahm und mehr auf gustatorischen Ausgleich als auf Rabatz setzte. Die italienische Leichtigkeit kam als Gegenpart zum rustikalen Pfälzer Nationalgericht gut an. Mit Tomaten-Mozzarella-Crème veredelte Mürbeteig-Tartelette
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die drei Kostbarkeiten aus der Kronenküche ihrer Rolle als kleine kulinarische Vorboten der bald folgenden, mutig gewürzten Gerichte italo-pfälzischer Prägung vollends gerecht wurden.
In Sachen Rotwein ließ ich mich von der sehr freundlichen, noch recht „neuen“ Servicedame im Trachtenoutfit beraten. Ich durfte sogar ein Schlückchen von der zuerst anvisierten Cuvée Luciana vom Weingut Hollerith aus Maikammer kosten, um dann kleinlaut mit einer Flasche Black Print „vom Schneider“ (44 Euro) auf eine bewährte Tanninbombe zurückzugreifen. Borgi würde sagen: „Machste nix falsch!“. Unser Wein des Abends kam aus Ellerstadt
Außerdem kursierten ein paar Flaschen Mineralwasser der Marke Gerolsteiner, die wohl von Anderen am Tisch bezahlt wurden, da sie am Ende nicht auf meiner Rechnung auftauchten. Na wenigstens durfte ich den Rotwein spendieren, der auch meinem Herrn Papa sehr gut mundete. Die Jüngste im Bunde begnügte sich mit einer kleinen Apfelsaftschorle (3 Euro). Meine Gattin hatte Lust auf ein alkoholfreies Bellheimer Bier (4 Euro).
Meine Schwester und ihr Mann durften sich aus der Karte ein Drei-Gang-Menü zusammenstellen. Mein Vater wählte die in lockerer Bröselhülle gebackene, sardische Jakobsmuschel, die als Pfälzer Eintopf mit frisch gehobelten Alba-Trüffel (18 Euro) serviert wurde, um sich im Anschluss ein kross auf der Haut gebratenes Filet von der Dorade Royal mit zartcremigem Quinoa-Risotto und einer säure-straffen Rieslingsekt-Beurre-Blanc (32 Euro) schmecken zu lassen. Das Filet von der Dorade Royal
Seine Frau verzichtete auf eine Vorspeise und erfreute sich an einem knusprig gebratenen Filet vom Loup de Mer (32 Euro), das auf einem Bett aus mit Kürbis verfeinerter Fregola Sarda, knackigen Salicornes und einer süffigen Beurre Blanc ruhte. Das Filet vom Loup de Mer
Beide Fischteller wurden übrigens sehr gelobt. An Frische und Qualität ließen die auf den Punkt gebratenen Meeresbewohner nichts zu wünschen übrig. Die handwerklich einwandfrei zubereitete Beurre Blanc kam ebenfalls ganz unverfälscht und klar zur Geltung. Gut, dass solche kulinarischen Grundkompetenzen auch im neuen Konzept fest verankert sind.
Meine Frau, die sich für das Drei-Gang-Menü entschieden hatte, eröffnete ihr Mahl mit dem italienischen Suppenklasser Tortellini in Brodo. Tortellini in (zu) kräftiger Brodo
Die handgefertigten Teigwaren schwammen in einer sehr kräftigen, fünf Tage gezogenen Rinderbrühe, der etwas weniger Salzwürze gutgetan hätte. Vielleicht war ja der Suppenkoch in jenem Abend schwerverliebt. Schade, denn dadurch konnte die nach Rindermark duftende Beef-Bouillon ihren kraftvollen Charakter nicht richtig entfalten. Weniger ist halt doch manchmal mehr.
Mir war an diesem Abend nicht nach einer Vorspeise zumute. Die Sorge um meinen alten Kater, den ich eine Woche später im stolzen Alter von fast 18 Jahren einschläfern lassen musste, ließ mich trotz dem ein oder anderen Glas Rotwein nicht so recht in Feierlaune geraten. Da war mein Appetit verständlicherweise nicht allzu groß.
Außerdem musste ich später noch meinem Töchterchen bei der Bewältigung ihrer mit leckerer Rahmsauce veredelten Butterspätzle (8,50 Euro) helfen. Spätzle für das Schätzle...
Mein unter einer Haube aus kross gebackenen Zwiebeln verstecktes Rumpsteak vom Chianina-Rind (32 Euro) – mein Schwager traf die gleiche Wahl – hatte Charakter und wurde im perfekten Gargrad „medium rare“ geliefert. Bei Anschnitt: "medium rare"
Die dazu angegossene Jus war ihren Aufwand und deshalb aller Ehren wert. Tiefgründig, dunkel und von zupackenden Röstaromen gekennzeichnet, stand sie sinnbildlich für mustergültiges Saucenhandwerk. Rumpsteak vom Chianina-Rind unter reichlich gebackenen Zwiebeln
Die dazu gereichten Bratkartoffeln hatte ich schon deutlich knuspriger gegessen. In Anbetracht der famosen Fleischqualität ein nicht allzu gravierender Beilagenmalus, der mir diesen bodenständigen Pfälzer Karnivorenteller nicht vermieste. Beim cremigen Lauchgemüse stand wahrscheinlich der gleiche salzverliebte Postenkoch Pate. Der Rumpsteak-Teller inkl. Bratkartoffelbeilage
Ähnlich wie die Rinderkraftbrühe agierte auch das Rahmporree knapp unterhalb meiner subjektiven Würzobergrenze. Manche erkennen in diesem couragierten Ausloten kraftvoller Geschmacksbilder den typischen Krone-Stil wieder. Mir war das an diesem Abend in der Summe dann doch etwas „too much“. Aber das kann auch ein Ausrutscher beim Abschmecken gewesen sein und bei der nächsten Einkehr wieder etwas leiser vonstattengehen. Wünschenswert wäre es allemal.
Meiner Schwester, die sich an der sanft geschmorten Rinderroulade delektierte, waren die intensiven Aromen gerade recht. Die Idee, diesem Klassiker der deutschen Hausmannskost, ein Häufchen Tagliolini à la Carbonara an die Seite zu legen, war zwar gewagt, aber durchaus nicht verfehlt. Die großzügig angegossene, äußerst schmackige Rouladenjus harmonierte mit der fluffig-sämigen Eier-Speck-Sauce überraschend gut. Die Roulade mit Pasta à la Carbonara
Der u.a. mit Pancetta, Gewürzgurke und Schmorzwiebel gefüllte Rindfleischwickel gilt hier nach wie vor als Paradebeispiel einer über Jahrzehnte perfektionierten Fleischveredlung. Daran konnte auch die Kombination mit der hellen Sauce nach Köhlerart nichts rütteln. Speck und Speck gesellt sich gern!
Fast schon übersüffig – man könnte auch sagen: ersoffen – präsentierte sich das butterzart bei Niedertemperatur geschmorte Milchkalbsbäckchen, das meiner Frau als Hauptgang ihres dreigängigen Menüs kredenzt wurde. Das Milchkalbsbäckchen
Das collagenhaltige Schmorstück vom Kalb thronte auf einem von Graukäseschaum überdeckten Risotto, das noch zusätzlich von einer gut ausbalancierten Kalbsjus verflüssigt wurde.
Das war meiner Gattin dann doch des „Suppigen“ zu viel. Ihrem Teller fehlte es eindeutig an Textur. Oder zumindest einem knackig-frischen Gegenpart zum abermals sehr salzlastigen Schaumsaucen-Supergau. Da riss es dann auch das auch ohne Messer gut zerteilbare Schmachtbäckchen vom Milchkalb nicht mehr raus. Schade, aber leider nicht das einzige überwürzte und geschmacklich viel zu eindimensionale Gericht dieses Abends.
Und dennoch konnten wir diesem Familienabend in der „Krone“ auch ein paar positive Seiten abgewinnen. Neben der liebenswerten Tischgesellschaft, dem gemütlichen Ambiente und dem aufmerksam agierenden Service war es das vom Foyer des benachbarten Hotels leicht zu erreichende Spielezimmer, dessen bemerkenswerte Ausstattung (Bällebad, Tischkicker, Bobbycar, etc.) unserem Töchterchen so richtig gut gefiel. Dahin vertrat ich mir dann auch ein ums andere Mal die Beine, da die Kleine nach einer Stunde am Tisch ihren wohlverdienten Auslauf benötigte und zielstrebig ihren Papa in Richtung „Småland“ entführte.
Dadurch verpasste sie fast ihren Anteil am optisch etwas uninspiriert daherkommenden, hausgemachten Pflaumeneis an Zimtsauce, das den Abschluss des Drei-Gang-Menüs meiner Gattin bildete. Hausgemachtes Pflaumeneis mit Zimtsauce
Für meine bessere Hälfte stellte das süße Finale das kulinarische Highlight dieses Abends dar. Ein Umstand, der in erster Linie den intensiven Winteraromen – Zimt und Pflaume: eine Kombi, die immer gut zusammenpasst – ihres Desserts geschuldet war. Da hatte die „Pati“ zu ihrer vollsten Zufriedenheit geliefert.
Ob ich meine Frau allerdings noch einmal in die Pfälzer Stuben werde schleppen können, ist mehr als fraglich. Natürlich sollte man einem derart renommierten Traditionshaus irgendwann mal wieder eine Chance geben. Zumal die neue kulinarische Ausrichtung des Restaurants wirklich spannend klingt.
Vielleicht war ja auch an jenem Sonntagabend Ende Januar Maestro Daneluzzi gar nicht zugegen, denn ein Spitzenkoch wie er hätte die teilweise überwürzten Speisen sicher nicht in der Form über den Pass gehen lassen. Bei den hier aufgerufenen Preisen darf man sich solche gustatorischen Unebenheiten einfach nicht erlauben. Das stimmige Drumherum verzeiht zwar vieles, aber eben nicht alles.
Anlässlich meines runden Geburtstages eine Woche zuvor kamen wir Ende Januar im kleinen familiären Kreis zusammen, um gemeinsam einen schönen Abend bei italienisch akzentuierter Heimatküche zu verbringen. Italien meets Pfalz?! Ja, warum eigentlich nicht! Lassen sich doch beiden Küchen durchaus deftige Seiten abgewinnen.
Unser Ziel war das aus dem einstigen Tabakdorf Hayna (bei Herxheim) nicht mehr wegzudenkende Traditionsgasthaus „Zur Krone“, dessen gastronomische Geschichte bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht und das sich mittlerweile zu einem beeindruckenden 4-Sterne-Superior-Hotel-Komplex entwickelt hat.
Für die dort... mehr lesen
Krone · Pfälzer Stuben
Krone · Pfälzer Stuben€-€€€Restaurant, Sternerestaurant072765080Hauptstraße 62-64, 76863 Herxheim bei Landau/Pfalz
3.5 stars -
"Entspannter, italo-pfälzischer Familienabend mit zu viel Würze auf den Tellern" marcO74Anlässlich meines runden Geburtstages eine Woche zuvor kamen wir Ende Januar im kleinen familiären Kreis zusammen, um gemeinsam einen schönen Abend bei italienisch akzentuierter Heimatküche zu verbringen. Italien meets Pfalz?! Ja, warum eigentlich nicht! Lassen sich doch beiden Küchen durchaus deftige Seiten abgewinnen.
Unser Ziel war das aus dem einstigen Tabakdorf Hayna (bei Herxheim) nicht mehr wegzudenkende Traditionsgasthaus „Zur Krone“, dessen gastronomische Geschichte bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht und das sich mittlerweile zu einem beeindruckenden 4-Sterne-Superior-Hotel-Komplex entwickelt hat.
Für die dort
Geschrieben am 24.06.2024 2024-06-24| Aktualisiert am
25.06.2024
Besucht am 23.01.2024Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 75 EUR
Einen Tag nach dem Erreichen des halben Jahrhunderts an Lebensjahren traf ich mich nach viel zu langer Abstinenz mal wieder mit meinem Gastrokumpel aus Bad Herrenalb auf ein kulinarisches „Mabuhay!“.
Ort des Geschehens war das in zeitgemäßer Industrieoptik „ergraute“, im Sommer 2020 mutig eröffnete Tawa Yama „Easy“, das im modernen Dienstleistungskomplex der Karlsruher Raumfabrik untergebracht ist und dessen Name sich einem spätestens beim freien Blick durch die Glasfront der Beletage auf das Durlacher Matterhorn (= Turmberg) erschließt. Den namensgebenden Hausberg immer fest im Blick
Nun hat der emsige GG-Literat aus dem Nordschwarzwald natürlich längst seine Version dieser denkwürdigen „Lunchschaftssitzung“ in gewohnt eloquenter Art und Weise in die Tasten gehauen. Der um keinen Insider-Joke verlegene, immer noch recht pho-togene Kurstadthedonist beschrieb die trendige Supp-Kultur des kreuz und quer auftischenden, asiatischen Bistros in Sachen Mittagstisch so unterhaltsam und präzise wie man das von ihm gewohnt ist.
Da bleiben für den unter akuter Rezensionsträgheit leidenden Pfalzchronisten nur noch die selenski-grauen Zwischentöne aus dem Halbdunkel seiner vom Tegernseer Hellen (0,3l für 4,50 Euro) getrübten Erinnerung an diese kurzweilige „Pho-diums-Diskussion“ unter „Leichtgesinnten“.
Und so verzichte ich auf eine lediglich rekapitulierende Beschreibung des hier anzutreffenden „Drumherums“, das trotz seines schicken, von Glas, Stahl und Beton geprägten Kantinencharmes mit einigen grünen Momenten für Auflockerung sorgte. Hängendes Grün mit raumteilender Funktion Ein Hauch von Asia-Kantine
Da hat der passionierte Raumausmaler in seinem Januar-Report bereits ganze Beschreibarbeit geleistet und darüber hinaus noch das im „Nebenzimmer“ untergebrachte, mit dem sinnigen Beinamen „Fine“ versehene Gourmetlokal ein paar Wochen später mit einem mindestens genauso feinen Bericht gewürdigt. Innenansicht vom "Easy" Durch die Schrankwand ins Glück...bzw. Fine
Ich parkte mein Auto auf dem nicht weit entfernten Netto-Parkplatz, da ich nicht wusste, wie sich die Situation „vor der Haustür“ gestalten würde. Das machte mein Genusskollege besser, indem er einen der vielen freien Parkplätze direkt unterhalb des Restaurants nutzte und sich somit den kleinen Verdauungsspaziergang im Anschluss sparte.
Ein mit dem Logo des Lokals ausgestattetes, schwer zu übersehendes Schild wies mir den Weg zum Eingang. Der Eingang war gut beschildert
Schnell noch die Treppe hoch und schon befand ich mich in dem großräumig angelegten Restaurant, in dem einiges los war. Wahrscheinlich stammten die meisten Gäste aus den umliegenden Büros der Karlsruher Raumfabrik. Das preisgünstige Mittagsangebot scheint bei ihnen gut anzukommen.
Der Dauerschwarzwälder wartete bereits sehnsüchtig am Tisch auf seinen Pfälzer Futterfreund. Die Freude des Wiedersehens war groß und auch in der Folgezeit – die mal wieder viel zu schnell verstrich – genossen wir beide unsere längst überfällige Zusammenkunft sichtlich. Ja, es war viel passiert seit unserem letzten Treffen. Und manches davon musste einfach verbal aufgearbeitet werden. Dass dann das Essen nur eine Nebenrolle spielte, war gar nicht weiter schlimm, denn die lediglich auf eine kleine Bistrokarte beschränkte Auswahl, ließ auch kulinarisch gar nicht mehr zu.
Wir durften zwischen drei (wöchentlich wechselnden) Lunchempfehlungen („Weekly Lunch“), zwei All-Time-„Classics“, drei „Favourites“ und ein paar „Snacks“ wählen. Ein zugegeben recht überschaubares Speisenangebot, das ich so nicht unbedingt erwartet hätte. Aber selbst schuld, wenn man sich im Vorfeld nicht auf der Webseite informiert. Außerdem hätten wir ja auch im Tawa Yama dinieren können. Die Abendkarte wartet nämlich mit einer wesentlichen umfangreicheren (und auch verlockenderen) Auswahl an asiatisch inspirierten Leckereien auf.
Während mein asketisch veranlagter Lunchgenosse zum stillen Mineralwasser der Marke Teinacher (0,75l für 6,90 Euro) ein alkoholfreies Tannenzäpfle (0,33l für 4 Euro) aus badischen Landen riskierte, versuchte ich mich, mit einem Hellen vom Tegernsee über das dürftige Speisenrepertoire hinwegzutrösten. Das schmeckte übrigens aus dem mit Tawa-Yama-Logo daherkommenden Bierkrug ganz vorzüglich, auch wenn es nicht vom Fass kam. Da schmeckt das Flaschenbier doch gleich viel besser!
Irgendwann erschien dann ein freundlicher Servicemitarbeiter und brachte uns die bestellten Vorabsnacks zum „Warm-Up“. Mein Gegenüber hatte es mit einem Bonsai-Bao-Bun mit Schweinebauchfüllung zu tun und schien damit nicht unzufrieden zu sein. Sein zusätzlich mit Tsukemono-Gurke und Kewpie-Mayo ausgestattetes, gedämpftes Asia-Brötchen wurde stilecht im Dampfkorb aus Bambus serviert. Bao-Bun mit Bauch
Dagegen wirkten meine drei mickrigen Dracheneier aus der Fritteuse doch recht unscheinbar. Die aus Klebereis geformten, mit schmeckbar asiatischer Note versehenen „Dragonballs“ (3,50 Euro) waren etwas kleiner als die in Süditalien so beliebten Arancini und auch etwas pikanter gewürzt. Von targaryscher (oder gar dothrakischer) Schärfe jedoch keine Spur. Daenerys-Targaryen-Gedächtnis-Snack
Die in der Speisenkarte abgedruckte Chilischote, die ihnen eine gewisse Schärfe unterstellte, bezog sich wohl eher auf die à part im Schälchen mitgelieferte, süß-scharfe Chilisauce, in die ich das knusprige Fingerfood gerne tunkte – „Sie baden gerade ihre Reisbälle darin…“ (in Anlehnung an Tilly aus der Palmolive-Werbung).
Das war nun wahrlich kein schlechter Einstieg in unser asiatisch inspiriertes Mittagsmahl – aber auch keiner mit bleibendem Eindruck. Dazu waren die drei fluffigen Knusperkugeln auch viel zu schnell verputzt.
Bei meinem „Bento Box Burger“ (16,50 Euro), den ich allein schon aus Alliterationsgründen bestellte, fehlten die Kästchen bzw. Trennwände, um die einzelnen „Bauteile“ auf dem gereichten Tablett zu separieren. Statt in einer japanischen Futterschachtel hatten es sich Burger, Pommes und Konsorten auf einem gewöhnlichen Servierrechteck aus Polypropylen gemütlich gemacht. Jedoch mit deutlich mehr Ästhetik als bei den bekannten Fastfood-Riesen. Kewpie-Mayo und eine mit etwas Sriracha-Sauce verschärfte Ketchup-Chili-Tunke warteten in kleinen Keramikschälchen auf eintauchende Kartoffelstäbchen. Tawa-yamisches Burger-Gedeck
Diese durften übrigens ganz fingerfreundlich aus der in einem passenden Behältnis platzierten Tüte gefuttert werden. Nach den auf gleiche Art und Weise verputzten Drachenbällen, ging es also auch beim Hauptgang auffallend besteckschonend zur Sache. Messer und Gabel hatten bei diesem Mittagessen nur Deko-Funktion, da ich den auf fettabweisenden Papier platzierten Burger nach guter alter Sitte händisch bewältigte. Der Bento Box Burger (ohne Bento Box)
Das aus 160 g Rinderhack (lt. Karte!) geformte Patty hatte eine angenehm mürbe Konsistenz und fiel entsprechend saftig aus. Dünn geschnittene roten Zwiebelringe, etwas Eisbergsalat und eine Tomatenscheibe beruhigten das vegetarische Gewissen. Der Bergkäse sorgte für ausreichend viel Schmelz und Würze. Die rauchig-süße Bacon-Marmelade vertrug sich gut mit dem Grillgeschmack des Fleisches. Das Brioche-Bun hatte man auf den Innenseiten leicht angeröstet. Schön fluffig in der Textur und weit weg von knatschiger Massenware.
Einen solchen Gutburger hätte ich beim Karlsruher Cross-Over-Asiaten nicht unbedingt erwartet. Da hatte ich – gerade in der Fächerstadt – schon deutlich schlimmere Frikadellenerlebnisse in der Vergangenheit zu bewältigen.
Genussgefährte „Pho-parazzo“ zeigte mir derweil, wie man sich eine vietnamesische Nudelsuppe professionell einverleibt. Pho (ohne Caccia)...
In seinem Fall bedeutete dies „all-in“- zumindest was die Nachschärfung seiner Asia-Brühe anging. Für das mit Chuck-Norris-Papillen ausgestattete Capsaicin-Käpsele aus Bad Herrenalb aka „Herr der Chili-Ringe“ waren die kleinen scharfen Teufelchen das Rot in der Suppe und Pflichteinlage für den Kick am Gaumen.
Bevor wir beide noch einen kleinen Einblick in die „Fine-Dine-Abteilung“ hinter der unscheinbar wirkenden Schrankwand erhielten – ein Eingang, der jedem Geheimtür-Fetischisten ein Lächeln auf die Lippen gezaubert hätte –, gönnte ich mir noch zwei asiatische „Süßigkeiten“ zum Abschluss. Ach diese Mochis....
Die beiden Mochibällchen (4 Euro) in den Geschmacksrichtungen Kokos und Himbeer erfüllten ihren süßen Zweck. Sie waren köstlich zäh und cremig zugleich. Für Freunde künstlicher Aromen sogar eine echte Klebreisdelikatesse.
Es war ein sehr kurzweiliges Mittagessen mit meinem lieben GG-Kollegen, bei dem viel gelacht und herumge(herren)albert wurde. Auch die weniger amüsanten Themen der vorausgegangenen Monate wurden ehrlich und vertrauensvoll „abgefrühstückt“. Schade, dass unsere Zusammenkünfte so selten sind und wir nicht näher beisammen wohnen.
Aber mit Karlsruhe als geokulinarische Schnittmenge unserer beider Heimbasen sind gemeinsame Gaumenerlebnisse auch in Zukunft nur eine Frage des Zeitmanagements. Dann vielleicht auch mal zum Abendessen im „leichten“ Tawa Yama. Oder anders: auf dem Turmberg!
Einen Tag nach dem Erreichen des halben Jahrhunderts an Lebensjahren traf ich mich nach viel zu langer Abstinenz mal wieder mit meinem Gastrokumpel aus Bad Herrenalb auf ein kulinarisches „Mabuhay!“.
Ort des Geschehens war das in zeitgemäßer Industrieoptik „ergraute“, im Sommer 2020 mutig eröffnete Tawa Yama „Easy“, das im modernen Dienstleistungskomplex der Karlsruher Raumfabrik untergebracht ist und dessen Name sich einem spätestens beim freien Blick durch die Glasfront der Beletage auf das Durlacher Matterhorn (= Turmberg) erschließt.
Nun hat der emsige... mehr lesen
4.0 stars -
"Anders unterm Turmberg: Mit Bento, Bun und Pho-parazzo!" marcO74Einen Tag nach dem Erreichen des halben Jahrhunderts an Lebensjahren traf ich mich nach viel zu langer Abstinenz mal wieder mit meinem Gastrokumpel aus Bad Herrenalb auf ein kulinarisches „Mabuhay!“.
Ort des Geschehens war das in zeitgemäßer Industrieoptik „ergraute“, im Sommer 2020 mutig eröffnete Tawa Yama „Easy“, das im modernen Dienstleistungskomplex der Karlsruher Raumfabrik untergebracht ist und dessen Name sich einem spätestens beim freien Blick durch die Glasfront der Beletage auf das Durlacher Matterhorn (= Turmberg) erschließt.
Nun hat der emsige
Geschrieben am 10.06.2024 2024-06-10| Aktualisiert am
12.06.2024
Besucht am 10.01.2024Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 54 EUR
Im Januar tat ich mich mit einem Kollegen meines Wörther Futterzirkels zusammen, um endlich einmal den Selbstversuch in Sachen Premium-Hähnchen beim Minfelder „Gockelwirt“ zu wagen. Eigentlich sind es ja zwei „Gockelwirte“, die sich die Geschichte mit den knusprigen Qualitätshühnern ausgedacht haben.
Die Rede ist von Klaus Schönholz und Mario Krüger, die im März 2021 den ehemaligen Landgasthof der Familie Meyer in der westlich von Kandel gelegenen 1500 Seelengemeinde Minfeld übernahmen und seit dieser Zeit in Minfelds letzter verbliebener „Gaststätte“ auf Grillhähnchen mit Anspruch setzen.
Sie scheinen sich in der Region einen guten Ruf erbrutzelt zu haben. Mehrere Versuche, dort einen Tisch zu reservieren, scheiterten im vergangenen Jahr wegen der hohen Auslastung. Umso schöner, dass es an einem Mittwochabend im Januar endlich klappte.
Parkmöglichkeiten gab es rund um das am Ortsrand Richtung Winden gelegene Lokal mehr als genug. Drinnen war bereits mächtig was los. Ohne vorherige Reservierung hätten wir wohl unverkosteter Hähnchen(teile) den Heimweg antreten müssen.
So aber durften wir uns an einen der letzten freien Tische im Zentrum des kleineren der beiden Gasträume setzen. Ruhiges Eck im "Hühnerstall"
Ein gut gelaunter Mario Krüger empfing uns zuvor recht freundlich und behielt als redseliger Wirt der alten Schule stets den Überblick. Er fragte später mehr als einmal bei uns nach, ob den alles zu unserer Zufriedenheit sei und ob es uns an irgendwas mangele.
Dem war nicht so, da das junge Mädel, das an jenem Abend den Service schmiss, ihre Sache weitestgehend gut machte. Kleinere Wartezeiten auf das nächste Bier waren dem hohen Andrang geschuldet. Aber wir waren ja auch nicht auf der Flucht. Vorderer, großer Gastraum mit Thekenbereich
Apropos Bier. Beim Gockelwirt kommt das helle Andechser frisch vom Fass. Ein Umstand, der meinen Kollegen mit insgesamt zwei „Halben“ nach Hause schickte. Mir reichte ein halber Liter vom frisch gezapften Andechser (4,90 Euro) an jenem Abend, da ich ja noch den PKW nach Hause lenken musste.
Die helle Beleuchtung und der Fliesenboden ließen keine allzu große Gemütlichkeit aufkommen. Auch saßen wir in Raummitte wie auf dem Präsentierteller und es war in dem bis auf den letzten Platz gefüllten Gastraum recht laut. Für die wärmere Jahreszeit steht übrigens eine große Außenterrasse zur Verfügung. Ich schätze mal, dass es da an einem lauen Sommerabend wesentlich lauschiger zugeht.
Ihr Geflügel beziehen die beiden Broiler-Buddies übrigens vom Traditionsunternehmen Borgmeier aus Delbrück, die seit Jahren auf die Einhaltung hoher Qualitäts- und Tierwohlstandards bei ihren Aufzuchtbetrieben wert legen. Von diesem renommierten Frischgeflügelbetrieb stammen auch die mit (mind. 50%) Mais gefütterten Kikok-Hähnchen, die komplett ohne Antibiotika aufgezogen werden und deutlich mehr Platz bzw. Auslauf im Hühnerstall haben.
Dass solche Premium-Hähnchen ihren Preis haben, versteht sich von selbst. Das von mir georderte pikante „Halbe“ belief sich auf 11,30 Euro. Für die Portion Steakhouse-Pommes schlugen dann noch einmal 4,60 Euro zu Buche. Bei knapp 16 Euro in der Summe, war die Erwartung an das in vier verschiedenen Schärfegraden (mild, würzig-pikant, scharf und extra scharf) angebotene „Göckelsche“ dann natürlich etwas höher.
Mein Kollege mochte es etwas kleinteiliger, was ihm sechs in einem extra dafür vorgesehenen Gestell hängende Hähnchen-Unterkeulen (12,70 Euro) einbrachte. Auch er entschied sich für die separat berechnete Pommes-Beilage. Vorweg durfte es für mich noch ein kleiner gemischter Salat (5,30 Euro) sein. Etwas Frisches zu Beginn kann ja nie schaden.
Ahh, das helle Andechser lief einfach gut runter. Wäre ich nicht mit dem Auto unterwegs gewesen, hätte ich sicherlich noch den ein oder anderen Schoppen des wohlgehopften Klostergesöffs „gepätzt“ (so sorry, Simba…;-)), aber der Verbleib des Führerscheins bei seinem Eigner ging in dem Moment vor.
Das mit einem essigsauren Hausdressing veredelte Pflanzengrün schmeckte mir ganz ausgezeichnet. Meiner Bitte, den Rohkostanteil zugunsten des Blattwerks ein wenig zurückzufahren, wurde gerne entsprochen. Den Salat würde ich so beim nächsten Besuch sofort wieder ordern, der konnte definitiv was. Gelungener Grüner vorweg
Bis unsere Hauptgerichte vom Huhn serviert wurden, dauerte es eine ganze Weile, da wir zu den später erschienen Gästen zählten. Da mussten zuerst noch einige vor uns versorgt werden. Schließlich landete ein mit grobem Pfeffer gewürztes „Halbes“ vor mir. Das war auf den ersten Blick von der Broiler-Benchmark aus Wörth-Maximiliansau – die Rede ist vom legendären „Gockelburg-Hähnchen“ – kaum zu unterscheiden. Halbes Hähnchen "Premium" in "würzig-pikant"
Seine knusprige Haut war perfekt gewürzt. Auch ein kleiner Klecks vom hausgemachten Gewürzöl (Chili!) zierte den Teller. Natürlich wurde jener mit Hilfe der Pommes und des mitgelieferten Brotes im Laufe des Mahls locker „weggewischt“.
Worin sich dieses Hähnchen von seinem Maxauer Pendant deutlich unterschied, war die wirklich beeindruckende Fleischqualität. Selbst das häufig etwas trocken ausfallende Brustfleisch geriet hier supersaftig. Mit den armseligen Grillerzeugnissen eines Hühnerstandes vorm Supermarkt hatte dieses Premium-Exemplar nun wirklich nichts zu tun. Das darf dann gerne auch das Doppelte kosten.
Die Steakhousefritten kamen in einer kleinen Schale. Pommes wie im Steakhouse
Sie wurden in frischem Fett frittiert und hatten meiner Meinung nach etwas zu viel Salz und Pommes-Gewürz gesehen. Hier hätte weniger wohl mehr Kartoffelgeschmack zur Geltung gebracht. Aber sei es drum, die Stäbchen vom Erdapfel hatten eine angenehme Textur und schmeckten auch.
Etwas irritiert war ich nur, als ich auf der Rechnung einen Extra-Betrag von 1,30 Euro für das Ketchup-Tütchen vernahm. Naja, so nötig sollten es die beiden Gockelwirte dann doch nicht haben. Solche „Pfennig-Artikel“ gehen schließlich in jeder Pfälzerwaldhütte „aufs Haus“. Dann macht man halt die Pommes frites einen Euro teurer und der Gast muss sich nicht wundern.
Wie man händisch mit sechs knusprig gegrillten Hähnchenunterkeulen locker fertig wird, bewies mein Kollege in beeindruckender Manier. Die hängenden Keulen von Minfeld
Zugegeben, die in einer speziellen Hängevorrichtung servierten Drumsticks waren schon ein echter Hingucker. In Sachen Würzung, Knusperhaut und Saftigkeit konnten sie mit meinem halben Premium-Adler durchaus mithalten. Mein Tischgenosse zeigte sich jedenfalls hochzufrieden mit seiner Order.
Medialer Fun Fact: Mario Krüger machte an unserem Besuchsabend von seinem prall gefüllten Tauben- äh...Hühnerschlag ein Foto für die Facebook-Seite seines Lokals. Dreimal dürft ihr raten, wer mittendrauf war. Kein Wunder, dass mein Kollege und ich am nächsten Tag in der Schule gefragt wurden, ob uns die Hähnchen beim Gockelwirt denn geschmeckt hätten…das nächste Mal klebe ich mir halt wieder einen Bart an oder komm im Tweed-Anzug mit Käppi, um nicht gleich erkannt zu werden…;-)
Dann würde ich wohl eher zu einem halben Kikok-Mais-Hähnchen tendieren, denn das scheint laut Homepage die Spezialität des Hauses zu sein. Falls der Sommer irgendwann doch noch Einzug halten sollte, würde mich ein Freiluft-Hähnchen auf der Außenterrasse durchaus reizen. Ein paar Food Fellas aus unserem Wörther Fressverein wären für eine solche Aktion sicher schnell rekrutiert. Mal schauen, ob es in den nächsten Wochen passt, denn wie jeder weiß, macht auch ein knuspriges Halbes zwischen Sonnenschirm und Kiesbett längst noch keinen Sommer.
Im Januar tat ich mich mit einem Kollegen meines Wörther Futterzirkels zusammen, um endlich einmal den Selbstversuch in Sachen Premium-Hähnchen beim Minfelder „Gockelwirt“ zu wagen. Eigentlich sind es ja zwei „Gockelwirte“, die sich die Geschichte mit den knusprigen Qualitätshühnern ausgedacht haben.
Die Rede ist von Klaus Schönholz und Mario Krüger, die im März 2021 den ehemaligen Landgasthof der Familie Meyer in der westlich von Kandel gelegenen 1500 Seelengemeinde Minfeld übernahmen und seit dieser Zeit in Minfelds letzter verbliebener „Gaststätte“ auf... mehr lesen
Zum Gockelwirt | Hähnchen-Spezialitäten
Zum Gockelwirt | Hähnchen-Spezialitäten €-€€€Restaurant07275617714Saarstraße 16, 76872 Minfeld
4.0 stars -
"Die saftigsten und (hoffentlich auch) glücklichsten Grillhähnchen der Pfalz kommen derzeit aus Minfeld!" marcO74Im Januar tat ich mich mit einem Kollegen meines Wörther Futterzirkels zusammen, um endlich einmal den Selbstversuch in Sachen Premium-Hähnchen beim Minfelder „Gockelwirt“ zu wagen. Eigentlich sind es ja zwei „Gockelwirte“, die sich die Geschichte mit den knusprigen Qualitätshühnern ausgedacht haben.
Die Rede ist von Klaus Schönholz und Mario Krüger, die im März 2021 den ehemaligen Landgasthof der Familie Meyer in der westlich von Kandel gelegenen 1500 Seelengemeinde Minfeld übernahmen und seit dieser Zeit in Minfelds letzter verbliebener „Gaststätte“ auf
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Hier am nördlichsten Zipfel des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord kocht seit Oktober 2023 Roger Nagler eine durch und durch sym“badische“ Küche im besserbürgerlichen Sinne. Von außen betrachtet, würde man wohl kaum vermuten, dass das im Sportzentrum der SG-Stupferich beheimatete Restaurant mit dem wohlklingenden Namen „Aubrac“ eine so ehrlich geköchelte und schmackhafte Heimatkost auf die Teller bringt.
Hier waren wir richtig!
Der ehemalige Weltenbummler und Küchenchef Roger Nagler nutzt die famosen Produktqualitäten aus der näheren Umgebung – das Fleisch stammt z.B. von der renommierten Qualitätsmetzgerei Glasstetter aus Völkersbach – und setzt bei seiner saisonal geprägten Regionalküche auf viel Selbstgemachtes. Unterstützt wird er von seiner Frau, die sich mit freundlich zugewandter Art um die Gäste kümmert.
Da mich gastronomische Neuigkeiten in und um die badische Fächerstadt seit meinem Umzug nach Wörth deutlich mehr interessieren als früher, stieß ich im Februar auf einem Karlsruher Online-Stadtmagazin auf einen Bericht über dieses vielversprechende, neue Restaurant im von mir noch nie besuchten Außenbezirk Stupferich. Von einem täglich wechselnden Business-Lunch in drei Gängen, die aber auch einzeln bzw. auf zwei Gänge reduziert bestellt werden können, war da die Rede.
An einem Dienstagmittag bot sich ein spontaner Besuch zusammen mit meiner Gattin an. Unser Töchterlein war zu dieser Zeit noch in der KiTa aktiv und so nutzten wir die Chance, mal wieder einen entspannten Lunch zu zweit genießen zu können. Parkplätze waren am Sportzentrum mehr als genug vorhanden. Das Schild am Eingang sagte uns, dass wir hier richtig waren. Tipp für Ersttäter: nicht vom äußeren Erscheinungsbild des Eingangsbereichs abschrecken lassen.
Don't judge this book by its cover!
Ein paar Stufen mussten noch erklommen werden und schon befanden wir uns im – für eine Sportvereinsgaststätte – sehr geschmackvoll eingerichteten Inneren des Aubrac. Die Frau von Patron Nagler – dem Aussehen nach hat er sie während seines 11jährigen Aufenthalts in Singapur kennengelernt – empfing uns sehr freundlich und führte uns zum kurz zuvor per Telefon reservierten Tisch, der, wie alle anderen auch, in weißes Leinen gehüllt war und bereits von polierten Wasser- und Weingläsern, Stoffserviette und Einmalbesteck bevölkert wurde.
Wir saßen auf bequem gepolsterten Stühlen direkt am Fenster. Das als dekorativer Raumteiler dienende Regal mit den vielen Einmachgläsern voller Obst und Gemüse hatte ich voll im Visier.
Gastraum mit Einmach-Deko
Aber auch der Blick durchs Fenster hinüber zur markanten (da höher gelegenen) Pappelallee von Hohenwettersbach hatte durchaus was. Kurzum: hier fühlten uns gleich sehr wohl und waren erstaunt, wie viel Mühe man sich bei der Gestaltung des Gastraumes gegeben hatte.
Die im DIN-A3-Querformat gehaltene, sehr übersichtlich angelegte Speisenkarte informierte über das täglich wechselnde Business-Lunch-Angebot der gesamten Woche. Daneben waren eine knappe Handvoll Salate sowie ein paar deftige Aubrac-Klassiker, die auch auf der Abendkarte zu finden waren, gelistet. Wer die zwei- oder dreigängige Speisenfolge zur Mittagszeit noch um ein paar „side orders“ erweitern wollte, für den stand ein respektables Zusatzrepertoire an Beilagen und Saucen bereit.
Das Tagesessen las sich wirklich gut. Wiesentaler Feldsalat mit Buttercroutons und zerlassenen Speckwürfeln war als Vorspeise unseres Mittagstischs gleich gebongt. Auch mit dem Rindergulasch mit hausgemachten Spätzle und Rotkraut zum Hauptgang rannte Chefkoch Nagler bei mir und meiner Gattin offene Karnivorentüren ein. Das von mir nicht sonderlich geliebte Rotkraut wurde ohne Aufpreis gegen glasierte Sesam-Karotten eingetauscht. Für die herzlich agierende Servicechefin war dieser kleine Sonderwunsch gar nicht der Rede wert.
Wir orderten beide die auf zwei Gänge reduzierte Mittagsmahlzeit (17 Euro) und wunderten uns über ihren mehr als freundlich kalkulierten Preis. Die Option auf die Mango-Crème-Brulée zum Dessert ließen wir uns noch offen. Es sollte dann später für meine Frau ein Affogato al caffè (6,90 Euro) werden, da ich gut gesättigt auf einen „süßen Nachschlag“ verzichtete.
Der halbe Liter Mineralwasser aus dem Hause Teinacher schlug mit fairen 3,60 Euro zu Buche. Da legten wir später gerne noch eine nach. Beim Blick in die Weinkarte wusste ich wieder sofort in welcher Region wir uns befanden. Hier waren in erster Linie badische Gewächse offen oder in der Flasche gelistet. Und das zu äußerst vernünftigen Preisen.
Bevor es richtig los ging, spendierte uns die Küche ein paar Scheiben Roggenmischbrot, denen man einen beherzt gewürzten Kräuterdip an die Seite stellte.
Gutes Brot und Kräuterdip vorweg
Eine einfache, aber grundsolide Aufmerksamkeit für den hungrigen Gast. Ein gutes Brot kann ja bekanntlich immer dienen. Wenn dann auch noch der Aufstrich schmeckt, lässt sich der erste Hunger gleich stullenweise aus- bzw. wegschmieren.
Bereits der mit Knusperspeck und Buttercroutons garnierte Feldsalat wusste dank schmackiger Vinaigrette vollends zu überzeugen. Da wurde aber mal ein richtig feiner Essig zum Anrühren des sehr gut abgeschmeckten Salatdressings verwendet. Mit zupackender Säure und subtiler Süße veredelte er das erntefrische, grüne Blattgold vom Feld auf köstliche Art und Weise.
Der Feldsalat mit Weltklasse-Vinaigrette
Der herzhafte Rapunzelsalat schmeckte mir derart gut, dass ich ihn zwei Tage später bei der Wiederholungstat mit drei Genusskollegen vom Wörther Schlemmerclub an gleichet Stelle wieder als Vorspeise verputzte.
Doch zurück zum zweisamen Mittagslunch mit meiner Gattin. Auch sie lobte ihren kleinblättrigen Wintersalat über das grüne Beet und freute sich sichtlich auf ein deftiges Rahmgulasch. Dieses ließ dann auch nicht lange auf sich warten.
Rahmgulasch mit Spätzle
Allein die mit Butterbrösel bestreuten Spätzle aus der Hauspresse, die sich mit der stattlichen Portion fachmännisch geschmorter Rinderstückchen den Teller teilen durften, waren aller (dafür verwendeten) Eier wert.
Der saftige Schmorküchenoutput kam mit ordentlich Schmackes aufs Porzellan. Seine leichte Säurenote verortete die beliebte Fleischspeise mehr in Richtung Frankreich als an den Balaton. Da wurde anscheinend nicht mit Köchelwein gegeizt. Sein durchaus wahrnehmbarer Gemüseanteil ließ auf versiertes Saucenhandwerk schließen. Dem Küchenchef stand wohl der Sinn nach kräftig zupackenden Aromen. Da machten selbst der Schuss Sahne und die Cocktailtomate zur Papillenberuhigung Ende Februar durchaus Sinn.
Ehrlich gekochter Hausmannsteller der deftigen Art
Die Beilagen zu diesem herzhaften Mahl wurden à part in kleinen Schüsseln serviert. Meine Frau war vom aromatisch duftenden Rotkraut nach bester Großmutter-Art ganz begeistert.
Rotes Aromakraut wie bei Großmuttern
Aber auch meine sorgsam glasierten Sesammöhrchen konnten durchaus was. Ein Hauch von Asien wehte durch das gutbürgerliche Gebälk der liebenswürdigen Sportvereinsgaststätte. Ach wie schön, wenn sich solch unerwartete Leckereien mit bekannten Geschmacksbildern ins beste Benehmen setzen.
Glasierte Sesammöhrchen für den Rotkrautverschmäher
Dass der zum Nachtisch georderte Affogato al caffè mit stolzen 6,90 Euro berechnet wurde, gehörte wohl zur Mischkalkulation dieses sehr preiswerten Mittagessens dazu. In Anbetracht der sehr freundlich kalkulierten zwei Gänge, fiel das überteuerte italienische Espresso-Vanilleeis-Dessert kaum ins Gewicht.
Eiscafé mit Vanille für die Dame
Meine Begeisterung war sogar so groß, dass ich zwei Tage später mit drei Gaumenfreunden im Schlepptau noch einmal im „Aubrac“ aufschlug. Da allerdings zum Abendessen, da zu dieser Zeit die Auswahl an badischen Leib- und Seelengerichten etwas größer ist. Jedoch vom Umfang her immer noch so, dass ihre Zubereitung von Chefkoch Nagler ohne Frischeeinbußen alleine bewerkstelligt werden kann.
Diesmal waren wir sogar noch näher am stimmungsvoll beleuchteten Regal mit den Einmachgläsern dran. Unser Vierertisch befand sich quasi direkt davor, was uns vom übrigen Geschehen etwas abschirmte.
Gastraumimpression am Abend
Das war gar nicht nötig, denn der Andrang hielt sich an diesem Abend in Grenzen. Nur im Nebenzimmer ging es etwas lebendiger zu. Da feierten ein paar ältere Semester Geburtstag. Die angenehme Beleuchtung des Gastraumes war dem gemütlichen Ambiente äußerst zuträglich. Einem entspannten Abend unter gleichgesinnten Genussspechten stand also nichts im Wege.
Entspannte Atmosphäre im Sportzentrum
Für den Durst bestellte ich eine große Karaffe Tafelwasser mit frischer Minze und Zitrone (1 Liter für 5,20 Euro). Sehr wohltuend und erquickend zugleich.
Mit Pfefferminz und Zitrone aufgefrischtes Tafelwasser
Meine Kollegen erfreuten sich unter anderem an Hoepfner Pils vom Fass (0,4l für 3,80 Euro), hausgemachter Zitronenlimo (0,25l für 3,20 Euro) und dem perlenden Nass aus dem Hause Teinacher (0,5l für 3,60 Euro). Der „Digestifstabler“ am Tisch benötigte nach dem Essen noch einen Obstbrand von Prinz (2cl für 3,50 Euro), während der koffeinresistente Tischgenosse wie immer auf seinen Kaffee Crème (2,60 Euro) bestand.
Bevor jedoch unsere georderten Speisen serviert wurden, begrüßte uns die Küche mit einem kleinen, fein abgeschmeckten Schmankerl aus Baden. Die lauwarmen, leicht säuerlichen Linsen mit Spätzle im Einmachgläschen kamen als Amuse bei allen gut an.
Spätzle auf lauwarmen Linsen als Amuse
Beim Wiesentaler Feldsalat mit Speck und Croutons (9,90 Euro) ging ich auf Nummer sicher. Die Hausvinaigrette, die knusprigen Butterkracher und der nicht zu salzig ausfallende Brutzelspeck hatten es mir einfach angetan. Da kam ich an einer Wiederholungstat einfach nicht vorbei und war genauso zufrieden wie zwei Tage zuvor.
Schmackiger Feldsalat für vinaigrette-affine Wiederholungstäter
Auch mein Tischnachbar setzte auf frisches Grün in Form eines vorweg gereichten Beilagensalates (4,90 Euro) und zeigte sich vom schmackigen Hausdressing nicht minder begeistert.
Der kleine Beilagensalat
Beim Wörther Genießer schräg gegenüber basierte der Salat hingegen auf in Streifen geschnittener Fleischwurst. Sein herzhafter, aus Schinken-Lyoner, Zwiebel und Essiggurken bestehender „Worscht-Salat“ (7,90 Euro) machte nicht nur optisch einen guten Eindruck.
Ein guter Worschtsalat geht auch im Februar
Der Vierte im Bunde hatte sich zu einer tadellos abgeschmeckten Maronensuppe mit Buttercroutons (5,90 Euro) hinreißen lassen und bereute keinen einzigen Löffel davon.
Da hatte sich mein Kollege ein feines Maronensüppchen eingebrockt
Unsere vier Hauptgänge ließen auf einen zünftigen Herrenabend schließen. Zweimal wurde das Cordon Bleu vom Schwein mit Pommes frites (18,90 Euro) ausgewählt.
Cordon Bleu vom Schwein mit Pommes
Mein Gegenüber durfte sich an einem köstlichen Hirsch-Rahm-Gulasch mit hausgemachten Spätzle und Wildpreiselbeer-Marmelade (19,90 Euro) erfreuen.
Hirsch-Rahmgulasch mit hausgemachten Spätzle und Wildpreiselbeermarmelade
Und auch meine Wenigkeit ließ sich mal wieder nicht lumpen und verputzte den „Rumpen“ (= Rumpsteak, 23,90 Euro).
Badisches Rumpsteak mit Bratkartoffeln und Röstzwiebeln
Mein nicht allzu dick geschnittenes Steak aus dem Rinderrücken wurde im gewünschten Gargrad („medium rare“) geliefert und war – neben den obligatorischen Bratkartoffeln – mit knusprig angerösteten Vertretern der Gattung Lauchgewächse als Auflage gesegnet.
Fleischgenuss auf badisch
Mit zusätzlich georderter Bratensoße (2,90 Euro) machte ich mich sofort daran, meinen Rumpsteakteller süffig zu unterfüttern.
Ein Kännchen Bratensauce extra (zum Rumpsteak)
Bratkartoffeln und Bratensoße – zwei kulinarische Seelenverwandte, denen ich hin und wieder gerne nahestehe. Zumal der tiefgründige, aus einer ehrlich gekochten Jus gezogene Beiguss die Geschmacksknospen jubeln ließ. Dafür ein paar Euro extra zu verlangen, ist mehr als verständlich.
Rumpsteakteller im Saucengewand
Aber auch das Fleisch vom Völkersbacher Kultmetzger Bernd Glasstetter war über alle karnivorischen Zweifel erhaben. Vom Cut her eher „biffdeck-like“ (also dünner geschnitten) erinnerte es mich an meine das ganze Haus in betörenden Zwiebel-Fleisch-Bratdunst hüllende Oma Elisabeth, die früher gerne ein gutes, aber leider immer viel zu lange gebratenes (und deshalb trockenes) „Biffdeck“ aus der Pfanne hob.
Das Rumpsteak aus Roger Naglers Küche überzeugte jedoch auf ganzer Linie. Keine Riesenportion. Da wäre wohl in Mannheim keine ganze Familie von satt geworden (darf man schon noch sagen, oder?). Aber saftig in seinem Kern und außen rösch gebraten war das ein echter Gaumenschmaus für Fleischgesinnte. Das mutete von der Optik her zwar nicht besonders spektakulär an, entpuppte sich aber vom ersten bis zum letzten Bissen als glücklich machendes Bravourstück deftiger Fleischeskost.
Vom schwelgerischen Hirschvernichter gegenüber vernahm ich eh nur noch „Hmmms“. Auch die Brüder des blauen Bandes schwiegen selig, als der geschmolzene Käse aus ihren klassischen Panadebeispielen troff und das weiße Rund benetzte. Ein äußerst saftiges Beispiel dafür, wie man mit gutem Käse und hochwertigem Kochschinken das gemeine Schnitzel „Wiener Art“ nicht nur füllen, sondern auch aufwerten kann.
So muss das laufen beim Cordon Bleu
Nur der Wildbretfahrer gegenüber von mir zog einen süßen Abschluss in Betracht. Alle anderen am Tisch waren einfach viel zu vollgefuttert, um als echte Desserteure zu gelten. Er entschied sich für die mit feiner Zimtnote ausgestattete Lebkuchenmousse mit Stupfericher Zwetschgenkompott (7,90 Euro). Kein Fehler, wie er in nachweihnachtlicher Nachtischlaune rühmend reüssierte.
Lebkuchenmousse mit Zwetschgenkompott
Die 150 Euro für uns vier waren in Anbetracht der genossenen Speisen und Getränke mehr als gut angelegt. Der nette Plausch mit Herrn Nagler, der sich nach getaner Arbeit zu uns gesellte und unsere Zufriedenheit erfragte, eine sympathische Zugabe, die uns zeigte, dass sich auch eine etwas ambitioniertere Clubhausgastronomie erst einmal etablieren muss und aller Anfang gar nicht so leicht ist. Dem sympathischen Koch vom Aubrac wünsche ich jedenfalls alles Gute und eine entsprechende Würdigung seines sehr lobenswerten Qualitätsdenkens durch treue Gäste.
Ehrliches Küchenhandwerk soll sich aber auch lohnen, weshalb ich durchaus nachvollziehen könnte, wenn man die Preise nach einer gewissen Eingewöhnungsphase noch etwas anhebt. Andere verlangen das ja auch. Und da wird deutlich mehr aus der Tiefkühltruhe geholt und aufgewärmt.
Das Restaurant Aubrac, dessen lauschige Außenterrasse wir im Februar leider noch nicht nutzen konnten (und dies deshalb dringend nachholen müssen), ist eine Empfehlung für Freunde souverän zu Porzellan gebrachter, badischer Hausmannskost. Selbst Vegetarier sind hier zwischen Walldorf-Salat, Käsespätzle und Auberginen-Cordon-Bleu gut aufgehoben. Besonders mit dem befreundeten Genießerpärchen (samt drolligem Anhang) aus Bad Herrenalb könnten wir uns eine Wiederholungstat in Bälde vorstellen, denn der Weg nach Stupferich wäre für beide Seiten etwa gleich lang…